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Review: THE TRAVELING VAMPIRE SHOW (Richard Laymon)

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Lionel:


http://www.amazon.de/Traveling-Vampire-Show-Richard-Laymon/dp/0843948507/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1198348293&sr=8-1


From Publishers Weekly
Like the vampire he celebrates so often (Stake, etc.), this talented writer's career, once dead in the States though not overseas, has risen anew--thanks largely to Cemetery Dance, which has issued his work (Cuts; Come Out Tonight; etc.) even as no mainstream American hardcover publisher would touch it. The author's fall after his successful run in the 1980s was due to several factors, including his writerly predilection toward excess sex and violence. Here, Laymon takes those elements in hand, not so much abjuring them as putting them to artful use as he tells a wickedly involving story of three 16-year-olds and their life-changing encounter with the road show of the title. It's hot August 1963 when narrator Dwight, along with his pals--overweight Rusty and pretty (female) Slim--note flyers for the Traveling Vampire Show, featuring a purported real vampire, Valeria. Intrigued, the trio sneak onto the backwoods site of the show and there tangle with a vicious dog; after the others leave, Slim watches the spooky show troupe spear the mongrel to death. This, plus a long buildup to the show (spinning on whether troupe members are after the teens) forms most of the long narrative. Unusual for Laymon, the emphasis is on atmosphere rather than action, and he sustains a note of anticipatory dread throughout, made particularly resonant through his expert handling of the social, particularly sexual, tensions among the three teens. The novel's climax is the show itself, and here Laymon lets out the stops in typically ferocious fashion. In its understanding of the sufferings and ecstasies of youth, the novel carries some of the wisdom of King's The Body or Robert R. McCammon's Boy's Life, but the book, Laymon's best in years, belongs wholly to this too-neglected author, who with his trademark squeaky-clean yet sensual prose, high narrative drive and pitch-dark sense of humor has crafted a horror tale that's not only emotionally true but also scary and, above all, fun.
Copyright 2000 Reed Business Information, Inc.



In den 60er Jahren irgendwo in den USA: Den unzertrennlichen Freunden Dwight (Ich-Erzähler), Rusty und Slim kommt zu Ohren, dass in ihrer Stadt eine "Traveling Vampire Show" auftreten soll, und zwar mit einem echten Vampir. Vor allem der dicke, nervtötende Rusty ist sogleich Feuer und Flamme und setzt alles daran, die anderen zu überzeugen, sich die Show anzusehen. Schließlich geht er mit seinem Freund Dwight eine Wette ein: laut Rusty ist Valeria, der weibliche Star der Vampirshow, mit Sicherheit eine wunderschöne Frau, denn wenn sie schon kein richtiger Vampir ist (denn sowas gibt es nach Meinung der Freunde ja nicht), dann muss sie zumindest bezaubernd sein, um wenigstens damit Publikum anzuziehen. Dwight hält dagegen. Ihre Freundin Slim, die sich alle paar Monate einen neuen Namen für sich ausdenkt, fungiert als Schiedsrichterin. Doch bevor die Freunde wirklich dieses bluttriefende Event erreichen, müssen sie sich einiger Hindernisse erwehren...sei es in Gestalt von Rusty's fetter und nicht minder nerviger 13-jähriger Schwester, dem zwischenzeitlichen Verschwinden von Slim und Dwights wunderschöner Schwägerin Lee, seltsamen Vorkommnissen in ihren Elternhäusern, oder der Beobachtung wie die Crew der Traveling Vampire Show einen Hund brutal quält und auf einem Stock pfählt - was jedem halbwegs vernünftigen Menschen - selbst amerikanischen Teenagern - zumindest zu denken geben sollte, ob es wirklich so eine gute Idee ist, dem Untoten-Spektakel beizuwohnen...was die Freunde letztlich dort erwartet, sprengt alle Erwartungen und bestätigt jeden Laymon Kritiker bzw. erfreut jeden Fan seiner ganz speziellen Schreibe --- jedenfalls steppt der Bär!

Jaja, da bin ich also doch wieder schwach geworden und hab mir einmal mehr ein Laymon-Buch gegönnt. Alles in allem erinnert "The Traveling Vampire Show" von Struktur und Aufbau her an "Die Insel", die erste Hälfte ist spannend erzählt und halbwegs "normal" gehalten, die zweite Hälfte Laymon-typisch over the top und lässt einen kopfschüttelnd, den einen verstört, den anderen grinsend, nach Genuss der letzten Seite zurück. In ihren besten Momenten erinnert die Geschichte an Ray Bradbury's geniales "Something Wicked this Way comes", ohne jedoch jemals ansatzweise dessen Klasse zu erreichen. Denn Laymon wäre nicht Laymon, wenn er nicht doch noch gegen Ende in völlig unlogische Storygefilde und perverse Sexphantasien abdriften würde, die zwar einerseits unterhaltsam sind, aber andererseits seinen zuvor spannenden und ruhigen Aufbau zunichte machen. Aber einen ernsthaften Vergleich mit Bradbury's thematisch ähnlich gelagerter Geschichte sollte man nicht vornehmen und ebensowenig sollte man Laymon's Vampire Show im gleichen Atemzug mit McCammon's "Unschuld und Unheil" oder Stephen King's "Stand by me" nennen. Laymon ist nun mal Laymon, man weiß vorher, was man bekommt. Take it or leave it. Und ich muss zugeben, selbst ich, als Laymon-Kritiker, kann mich einer gewissen morbiden Faszination ob seiner obskur-perversen Schreibe nicht erwehren, sonst hätte ich mich wohl kaum an mein mittlerweile viertes Laymon Abenteuer herangewagt (das fünfte, "Blood Games", steht schon in den Startlöchern).

Und tatsächlich, schafft man es, jeglichen Sinn für Logik oder eine kohärent-stringente Geschichte außen vor zu lassen, wird man jede Menge Spaß an "The Traveling Vampire Show" haben. Wie wir es von Laymon nicht anders gewohnt sind, denken unsere jugendlichen Protagonisten nicht nur die Hälfte der Zeit, sondern auch in den denkbar ungünstigsten und unangemessensten Momenten an die schönste Nebensache der Welt. Dreckige Phantasien, Erektionen, vorzeitiger Samenerguss, Haut an Haut, und der ein oder andere oberassige Protagonist - so kennen und lieben Laymon's Fans ihren Meister. Vor allem der übergewichtige und von seiner Persönlichkeit an Cartman aus South Park erinnernde Rusty ringt dem Leser immer wieder ein fettes Grinsen ab. Ständig ist er genervt von allem, was ihm gegen den Strich geht und ständig ist er notgeil - so gibt es für ihn auch nichts Größeres, als möglichst eng in Kontakt mit der seiner Meinung nach lasziv-verführerischen Vampirin Valeria zu kommen. Auf die Kacke haut Laymon auch, als Rusty seine kleine Schwester - genauso fett und enervierend - brutal zusammenknüppelt, weil diese - heimlich verliebt in Dwight - sie unbedingt zur Show begleiten will. Auch der typisch Laymonsche Voyeurismus kommt hier wieder nicht zu kurz, sei es zwischen Slim und Dwight, zwischen Lee und Dwight, oder als die Jungs in Slim's Elternhaus sind und Rusty mit Unterwäsche und BH von Slim und deren Mutter eine kleine "Privatparty" abzieht. Wo wir von "auf die Kacke hauen" reden: vom Showdown will ich nichts erzählen, aber da lässt Laymon mal wieder dermaßen die Puppen tanzen, so einen unterhaltsamen (für manche sicherlich auch ärgerlichen) pubertären Blödsinn hab ich schon seit...jaaaaa...seit meinem letzten Laymon-Buch (lol) nicht mehr gelesen. Und eine Prise Splatter und Übersinnliches darf gegen Ende dann auch nicht fehlen.

Die erste Hälfte ist hingegen - wie bereits erwähnt - völlig konträr aufgebaut, nur manchmal lässt Laymon seine Vorliebe für pervers-pubertäre Sexphantasien durchblicken. Ansonsten haben wir es mit einer unterhaltsamen Coming of Age Geschichte zu tun, in der immer wieder Vorfälle aus den vergangenen Jahren geschildert werden, Abenteuer der Freunde, um glaubhaft darzustellen, was die drei über die Zeit hinweg so zusammen geschweißt hat. Und hier fällt einem mehr auf als je zuvor: Laymon schreibt unheimlich einfach und kurzweilig, stets kurze, simple Sätze, wenig Beschreibungen, die deskriptive Schiene überlässt er seinen Protagonisten, die die Vergangenheit und Gegenwart durch ihre Dialoge - beiläufig, aber nie langweilig - zum Leben erwachen lassen.
Man taucht in die Welt dieses Abends ein, denn die ganze Geschichte spielt sich in dieser einen Nacht ab. Ob man will oder nicht, bei jeder Kleinigkeit, die geschieht, überlegt man in welchem Zusammenhang sie mit den Freaks von der Vampirshow zusammenhängen könnte, man grübelt geradezu, und am Ende ist doch alles anders..
Zudem hat mir sehr gut gefallen, dass der Abend nahezu - in bester "24"-Manier - in Echtzeit erzählt wird, es gibt keine Schnitte, jeder Schritt der Protagonisten wird erzählt, es wird gemutmaßt, diskutiert etc. Rusty kriegt Hausarrest und Slim ist mit Dwight alleine zu Hause, wo sich erste sexuelle Schwingungen andeuten..sie grillen, trinken Bier, reden, küssen sich, überlegen, ob sie wirklich zur Show am späten Abend gehen werden. Das alles mag langweilig klingen, aber ebendieses "Beiläufige", "Belanglose" finde ich sehr unterhaltsam und verleitet zum eifrigen Weiterlesen. So wie J. D. Salinger mit seinem meisterhaften "Catcher in the Rye" (Der Fänger im Roggen) beherrscht Laymon die Kunst des Redens ohne was zu sagen zwar nicht, aber gefallen hat mir diese Variante auch hier.

Was soll ich noch schreiben? Ich könnte euch irgendwelche Stellen aus dem Buch zitieren, um euch einen besseren Eindruck zu verschaffen. Ich könnte mich drüber aufregen, dass manche Stellen doch mal wieder sowas von dämlich und widerlich sind, dass man das Buch am liebsten sofort aus der Hand legen möchte. Oder Laymon für sein sicherlich vorhandenes Talent loben, fesselnd und spannend eine Geschichte zu entspinnen. Oder noch mehr Inhalt widergeben.
Aber ich würde sagen, legt es euch zu, lest es, urteilt selbst - jeder der bisher ein Laymon Buch gelesen hat, weiß, was auf ihn zukommen wird. Auch wenn zwischenzeitlich der Eindruck entsteht, diesmal haut Laymon nicht auf die Kacke...da kommt noch was, liebe Leute!:-)
Ich fands alles in allem ganz unterhaltsam, und da es nicht so krank war wie z. B. "Die Insel" (u. a. Vergewaltigung von Kindern) und Laymon niemandem wirklich weh tut oder zu nahe tritt, hab ich das Lesen nicht bereut. Wieso immer Kaviar und Champagner? Manchmal kann es eben auch Pommes rot-weiß und Dosenbier sein...

Stubs:
Herzblatt, du hast dafür gesorgt, dass es verdammt lange 8 Monate werden.  Ein DANKE spar ich mir da. :D

Ich mag es, wie man deine innere Zerrissenheit durch deine Worte "schmecken" kann.  ;)

Manchmal muss es halt Pommes rot-weiß sein.  :twisted:

Nachgebessert:
Hab gerade noch mal bei amazon nachgesehen: kommt erst im Oktober 2008  :bawling:

Lionel:
Hehe.. ;)

Ich denke sowohl für Laymon Fans als auch für nicht so überzeugte Laymon Leser auf jeden Fall ne gute Wahl :P

Lionel:
Übrigens gewann Laymon 2001 den BRAM STOKER AWARD für "The Traveling Vampire Show".

Stubs:
Argh *ansherzgreifundschmerzhaft die Augenverdreh* - wie kein ein Mensch in der Vorweihnachtszeit so grausam sein?  ;)

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