Nachdem mein gestriger Versuch, ins Kino zu kommen, an einer halbstündigen Verspätung gescheitert war, habe ich es heute sogleich nachgeholt und mir
The Dark Knight im Kino angesehen, in der englischen OV in unserem Halb-US-Kino.
Eins gleich vorweg: Meine Erwartungen waren mehr als nur groß,
Batman Begins hat mir sehr gut gefallen; ich hatte gehofft dass die Fortsetzung es schafft, dies noch zu überbieten - aber mit einem derart gigantischen, großartigen Film habe ich nicht gerechnet. Er hat es geschafft meine Erwartungen (die wirklich groß waren) noch mühelos um ein Vielfaches zu übertreffen.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Atmosphäre des ersten Teils wurde beibehalten, könnte man sagen. Sie wurde nur noch verbessert, der Film ist nochmal düsterer, spannender, finsterer und bösartiger als der Vorgänger. Man kann den Film nicht mehr mit der Vorlage, oder sagen wir mal den ersten Versuchen von Tim Burton vergleichen. Diese verblassen hiergegen völlig. Gotham City ist das Sinnbild des Abschaums. Man sitzt im Kino und denkt man könnte den Gestank der Stadt riechen. Das Bild, das einem hier vermittelt wird, die Atmosphäre, die sich von Anfang an aufbaut und mit fortschreitender Laufzeit immer düsterer wird, alles ist von vorne bis hinten perfekt gelungen. Der Film ist sowas von hart und böse wie ich es niemals erwartet hätte.
Der Film ist eine Materialschlacht ohne Vergleich. LKW überschlagen sich, ganze Häuserblocks werden gesprengt. Dennoch ist es alles andere als inhaltsleeres Effekt-Spektakel. Alles hat Hand und Fuss, man fühlt mit den Helden und den Opfern. Wobei, wirkliche Helden gibt es nicht, auch der hier dargestellte Bruce Wayne ist keiner, wie er selbst zu sagen pflegt.
Der Film geht gefühlstechnisch einen ganzen Schritt weiter als jeder andere vorher. Wenn man in den alten Teilen mit Batman schon mitgefühlt hat, weil seine Familie starb; dann wird man hier nur noch knapp die Tränen zurückhalten können. Am Ende habe ich völlig sprachlos im Kino gesessen, musste erstmal meine Gedanken sortieren bevor ich überhaupt den Kinosaal verlassen konnte. Mit einem derartig intensiven Erlebnis hatte ich nicht gerechnet, absolut nicht.
Der Film ist lang mit seinen fast 160 Minuten, aber ich möchte keine einzige Szene darin missen. Er verging wie im Flug, von Anfang bis Ende hochspannend, mit der Zeit immer noch packender, keine Minute wurde hier verschwendet.
Jeder einzelne Darsteller hat hier eine Meisterleistung abgeliefert. Allen voran Heath Ledger, dies war die Rolle seines Lebens. Er hat sich hiermit ein Denkmal gesetzt, ohne jeden Zweifel. Seine Darstellung des Jokers ist derart gut gelungen, die Rolle ist ihm wie auf den Leib geschnitten. Selbst der gute alte Jack Nicholson kann hier nicht mehr mithalten im Vergleich zu Ledger, auch er verblasst als schlechte Witzfigur gegen das was Ledger hier ablieferte. Absolut bombastisch, bei mehr als nur einer Szene habe ich mit einer Gänsehaut dagesessen und war völlig hin und weg. Ledger spielt den Joker nicht nur, er
ist der Joker. Er spielt mit einer gnadenlosen Boshaftigkeit, genau an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn. Er hat sich die Vernichtung Batmans als Ziel gesetzt und setzt alles daran, dieses zu erreichen. Rücksichtslos vernichtet er alles was ihm im Weg steht. Ein Beispiel: Er fordert die Bevölkerung öffentlich dazu auf, einen ganz bestimmten Menschen zu ermorden. Wenn der Mensch nicht innerhalb von 16 Minuten stirbt, wird Joker ein ganzes Krankenhaus voller Menschen sprengen, eines von so vielen in der Stadt - welches wird es treffen? Wird jemand, der Familienmitglieder im Krankenhaus hat, es auf sich nehmen für deren Schutz jemand anderen zu töten? Kann Wayne/Batman den einen retten und gleichzeitig den Massenmord verhindern? Derartige Stellen im Film, große und folgenschwere Entscheidungen, gibt es viele, dieses Muster zieht sich durch die komplette Handlung und erscheint immer wieder. Töte ich, um andere zu retten? Töte ich dutzende Menschen, damit ich selbst weiterleben kann? Oder sterbe ich lieber selbst? Wenn ich vor die Wahl gestellt werde, einen von zwei Menschen zu retten aus ihrer Bedrohung, dabei jedoch den anderen sterben lassen muss, wen wähle ich? Wähle ich meine eigene große Liebe oder das Wohl der Stadt?
Auch Aaron Eckhart fällt mit seiner Darstellung des Harvey Dent/Twoface sehr positiv auf. Er ist anfangs das neue Symbol der Stadt, die neue Hoffnung. Er sperrt mit einer cleveren Aktion einen ganzen Haufen der größten Verbrecher der Stadt auf einen Schlag ein. Alle setzen ihre neue Hoffnung in ihn, nicht nur die ganze Stadt, sondern auch Batman selbst. Wayne ist der Meinung, die Stadt brauche einen neuen Helden, niemanden wie ihn, der die Gesetze bricht um andere daran zu hindern, sondern jemanden wie Dent, der als strahlendes Symbol des guten Menschen darüber steht und für die Stadt da ist. Und genau an diesem Punkt setzt der Joker mit seinem teuflischen Plan an - er nimmt das Symbol der Stadt, zerstört den guten Menschen Harvey Dent systematisch, um damit Batman zu treffen. Und somit wendet sich der alte Dent, nachdem er das Leben das ihm alles bedeutete verloren hat, als Twoface gegen alle die seiner Meinung nach Schuld daran tragen. Der Werdegang des Symbols des guten Menschen bishin zum wahnsinnigen Monster ist hier so fantastisch dargestellt, besser hätte man es nicht machen können. Man weiß nicht ob man mit Twoface leiden oder ihn hassen soll, und es wird so oder so sehr böse enden, für alle Beteiligten. Aus diesem Kampf kann niemand als Sieger hervorgehen.
Und ich glaube, zu Bales schauspielerischer Leistung brauche ich gar nichts mehr zu sagen. Er ist die perfekte Besetzung für diese Rolle, der beste Batman den es je gab. Der dunkle Ritter, kein Held, sondern selbst ein Verbrecher, aber der edelste den diese Welt zu bieten hat. Er schafft es, gleichzeitig den ahnungslosen Millionär Wayne zu spielen, der nichts anderes tut als sich prollig in Szene zu setzen und dennoch rein zufällig zur richtigen Zeit scheinbar durch puren Leichtsinn die Lage rettet. Und gleichzeitig spielt er den innerlich vollkommen zerrissenen Helden der Geschichte, der sich entscheiden muss zwischen dem Kampf gegen das Verbrechen, der immer größere Verluste nach sich zieht, und dem Ende, einem Rückzug aus dem Kampf, aus Rücksicht auf die Menschen die unter seinem Kampf leiden müssen, weil die Verluste einfach nicht mehr tragbar sind. Wofür kämpft er, tut er das richtige, auch wenn andere darunter leiden? Muss er töten oder kann er seinem Grundsatz treu bleiben? Spielt es am Ende noch eine Rolle?
Mehr will ich über die Geschichte auch gar nicht schreiben, man muss es selbst erleben. Obwohl man ansich schon vorher weiß, wie sich die Figuren entwickeln werden, es ist dennoch überraschender und packender umgesetzt, als man es sich hätte vorstellen können. Ich vergebe normalerweise keine Punkte - aber hier müsste ich, wenn ich es denn tun würde, eine 10 geben, alles andere würde dem Film einfach nicht gerecht werden. Ich weiß jetzt schon dass es sich hierbei um den besten Film des Jahres 2008 handelt, da kann einfach nichts anderes mehr rankommen. Und wenn die Macher so weitermachen wollen mit der Reihe, bin ich mehr als nur gespannt. Ich weiß nicht ob sie dieses Meisterwerk noch einmal überbieten können, ich kann es mir nur sehr schwer vorstellen. Aber hoffen wir das Beste.