Ich war jetzt eben nach Meinungen anderer suchen: amazon.de, .co.uk, .com, arte und diverse Fanseiten wie krimicouch etc.
Also eines ist klar: So richtig eindeutig scheinen die Dinge nicht anzukommen. Manche verstehen gar nix und sind super enttäuscht; andere sprechen von Teillösungen; ein paar wenige meinen, das meiste ist aufgelöst. Aber fast jeder sieht die Dinge anders.
Also ich würde mich mal zwischen "Teillösungen" und "das meiste aufgelöst" einordnen.
Doch eins nach dem anderen. Die Grundzüge hab ich ja schon oben erläutert. Das Buch kehrt zur derben Schreibweise der ersten beiden Bände zurück, ist roh und hart und alptraumhaft. Der Yorkshire Ripper ist passé, die Auflösung in
1980 entspricht Begebenheiten in der Realität. Er (Peter Williams oder wie er hieß) war der Ripper.
Hier geht es aber vor allem um die Kindermorde in
1974 und die Rolle, die die Yorkshire Police über die Jahre gespielt hat (es wird ja ständig angedeutet, die Jungs hätten Dreck am Stecken). Wer allerdings die Tonbände z. B. geschickt hat, von denen der Ripper behauptet hat, er sei es nicht gewesen, ist immer noch nicht klar.
Die sympathischste Figur und damit Nachfolger von Peter Hunter ist Rechtsanwalt John Piggott, der zuerst Jimmy Ashworth, dann Michael Myshkin, den angeblichen Kindermörder mit den Schwanenflügeln, verteidigt. Dazu gibt es den Handlungsstrang mit dem Stricher Arthur AF (der im Original wohl Barry BJ
heißt) und dem Police Chief Maurice "Die Eule" Jobson. Wie gesagt laufen drei Handlungsstränge: 1967, 1974, 1983. Aber alle schreiten stringent voran, sodass sich die Handlungsstränge bald in der Gegenwart - 1983 - treffen und diverse Lücken aus den Vorgängerbüchern aufgefüllt werden. Nach dem Motto "wie kam es dazu?" oder "was ist in der Zwischenzeit" passiert. Wie ich bereits schrieb, wird ja die Nacht in der Eddie Dunford im Strafford durchgedreht ist (Dezember 1974) aufgegriffen. Von dort an wird AF's Weg bis 1983 weitergezeichnet. Z. B. erfahren wir, dass
Maurice Jobson George Marsh in dem unterirdischen Gang unter dem Schuppen in 1974 halbtot zurückgelassen hat, in dem Zustand also, in dem Eddie Dunford ihn dort findet.
Ich schreib jetzt einfach mal die Auflösungen, die mir in den Sinn kommen bzw. wo ich unsicher bin bzw. was nicht aufgelöst wurde. Vieles war schwer zu verstehen, da Peace auf einmal bei einer Person, in der immer in der dritten Person erzählt wurde auf die erste Person wechselt, und man versteht seitenlang nicht, wer das überhaupt ist bzw. was vor sich geht.
Achtung - z. T. massive Spoiler- Maurice Jobson samt Crew, also Bill "Dachs" Molly, Rudkin, Ellis, Craven, Douglas, Prentice, Alderman etc. haben alle Dreck am Stecken. Und zwar bereits seit den 60er Jahren. Sie sind es - meiner Meinung nach - auch gewesen, die Dunford, Fraser und Hunter das Leben schwer gemacht haben. Hunter und Dunford haben sie wohl umgebracht - wird so aber nicht gesagt.
- Die aufgezählten Cops haben mit Baulöwe Don Foster und dem Architekten John Dawson zusammen das "Laster auf der Straße" kontrolliert. Das neue Einkaufszentrum sollte ihnen Geld und Macht bringen. Zudem war Foster in einen Kinderpornoring verwickelt. Dabei spielten Vorarbeiter George Marsh und seine Frau eine Rolle...der Fotograf Jenkins (Michael Myshkins Chef!!)...John Dawson...und - da bin ich mir nicht sicher - wohl der Reverend. Der Priester, der Jack Whiteheads den Nagel in den Kopf getrieben hat. Dieser hat auf jeden Fall AF und andere - wohl auch John Piggott, evtl. sogar Myshkin und Ashworth - als Kind sexuell missbraucht. AF ist es dann auch, der am Ende Amok läuft und den Priester tötet.
- Inwiefern die Cops jetzt auch ihre Finger im Spiel hatten, bleibt unklar. Piggott wird am Ende als Täter verhaftet, aber wieder frei gelassen. John Dawson und seine Frau bringen sich um. Box bringt Foster um. Bob Craven kommt leider gar nicht mehr vor - seine Rolle bleibt mir etwas unklar.
Und: Wer hat Eric Hall und Bob Douglas umgebracht? Wohl auch die Cops - denke ich. Wer Janice Ryan umgebracht hat, bleibt unklar.
- Jack Whitehead wird weiterhin erwähnt, tritt aber - bis auf das metaphorische Ende - nicht mehr auf. Seine Rolle bleibt etwas unklar. Es wird auch etwas davon gefaselt, dass AF sein Sohn sei, aber das stimmt wohl nicht.
- Die Kindermorde haben dann wohl mit dem Kinderpornoring zu tun. Das Redback (Jacks ehemaliges Zimmer) und die Grube unter dem Schuppen bei George Marsh waren wohl die Ecken, wo die Fotos gemacht und die Leichen vergraben wurden. Es wird aber auch mal erwähnt, dass die Baufläche von Don Foster, wo das EKZ entstehen soll, Kinderleichen birgt.
- Jimmy Ashworth, der zu Tode gequält wurde und Michael Myshkin sind - wohl - unschuldig. Sie wurden als Kinder vom Pater missbraucht, genau wie AF und - wohl - Piggott.
- Piggott bringt sich am Ende selbst um. Was aus Jobson wird, ist nicht ganz klar. AF läuft ihm mit einer Schrotflinte entgegen, dann wird abgebrochen.
Mehr fällt mir jetzt auf Anhieb gerade nicht ein, aber es gab sicherlich noch um einiges mehr. Die Schreibe ist dermaßen brachial, brutal, grausam, bluttriefend und hoffnungslos, ich finde keine Worte mehr. Obwohl die Auflösung teilsweise zu wünschen offen lässt, bin ich hin und weg von diesem definitiv
besten Buch der Red-Riding-Reihe. Eine bestialische Oper in vier Teilen. Ein Dämon der Dunkelheit, der sich ans Schreiben gewagt hat. Ich kann kaum in Worte fassen, wie böse und pessimistisch, wie traurig und verkommen Peace diesen letzten Teil seines Quartetts vor dem Leser entspinnt.
Wer die ersten drei gelesen hat: Lasst wirklich mal alle anderen Bücher außen vor und lest dieses als nächstes!! Die meisten Leser sprechen von großen Problemen, je mehr Zeit zwischen den einzelnen Bänden vergangen ist. Der Personenoverkill geht nämlich weiter, und ihr müsst euch an Personen aus allen drei Büchern aus 9 Jahren Polzeigeschichte erinnern.
Ich bin jetzt nur noch auf die Verfilmung gespannt. So bitterböse wie die Bücher kann die zwar nicht werden. Aber vielleicht hat man ja dennoch halbwegs den Bogen bekommen. Mann, Peace - der Hammer!!!