fine, totally fine (Zenzen daijobu)

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Offline nemesis

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    fine, totally fine
    (Zenzen daijobu)
    (dt. Übersetzung etwa: "Absolut okay / alles in bester Ordnung")

    Japan 2008
    http://www.ofdb.de/film/156908,Fine-Totally-Fine


    Die Geschichte von drei "Aussenseitern":
    Teruo (YosiYosi Ping Pong, Survive Style 5 Arakawa) ist Ende zwanzig und ein Träumer. Er arbeitet Teilzeit als Gärtner und verbringt den Rest der Zeit im Second-Hand-Buchladen seines Vaters. Teruo liebt es, Leute bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu erschrecken. Sein Zimmer ist voll von selbstgebastelten Monstern und Horror-Gimmicks, und sein größter Traum ist die Eröffnung eines Horror-Themenparks.
    Teruos bester Freund Hisanobu (Yoshinori Okada, bisher eher in Fernsehserien zu sehen) arbeitet als Manager in einem Krankenhaus. Er ist vor allem dem weiblichen Personal gegenüber äußerts höflich, zuvorkommend und nett. So sehr, dass er irgendwann von seinem Chef an den Kopf geworfen bekommt, er würde das nur tun, um vor den Leuten gut dazustehen und gemocht zu werden. Bald trifft er jemanden, der ein Vorstellungsgespräch bei ihm hat, und zwar:
    Akari (Yoshino Sakuran, Sukiyaki Western Django Kimura), eine junge Frau, die nicht nur sehr zurückhaltend und verschüchtert ist, sondern auch noch ausgesprochen tollpatschig. Doch Hisanobu mag sie irgendwie und stellt sie ein, auch wenn es nun immer wieder peinliche Situationen gibt, weil sie ständig etwas vermasselt. Sie kriegt nicht einmal ein Päckchen Taschentücher auf und bricht sich sogar beim Drücken des Aufzugsknopfes den Finger. Schließlich kündigt sie von selbst.
    Hisanobu sucht sie Zuhause auf, weil er ihr helfen möchte. In ihrer Wohnung sieht er Unmengen von Gemälden und Büchern, was ihn auf die Idee bringt, sie Teruo vorzustellen - dessen Vater, der immer nur stoisch vor sich hin lebte, hat sich nämlich Hals über Kopf auf einen Selbstfindungstripp begeben, weshalb Teruo nun Hilfe im Buchladen brauchen könnte. Und wie zu erwarten wirft auch dieser ein Auge auf Akari. Dummerweise wirft Akari wiederum ein Auge auf einen Stammkundes des Bücherladens.

    fine, totally fine ist der Erste Film von Yosuke Fujita, der in Japan durch die Comedy-Theatergruppe Otona Kikaku recht bekannt geworden ist. Uns seine Art, einen durchaus komischen Film zu drehen, dessen Figuren dennoch menschlich und sympathisch sind, kann sich sehen lassen. Die Gags sind teils schräg, aber nie zu abgehoben, um den Film aus der Realität zu reissen. Die Situationskomik lässt einen schmunzeln, und ein paar Lacher sind mir auch tatsächlich rausgerutscht (Schuld daran war vor allem die knuffige Akari).
    Was sich auf den ersten Blick wie eine Liebeskomödie anhört, ist (für mich) viel eher ein Film über Selbstfindung. Über die Frage, was man eigentlich vom Leben erwartet. Trotz der vielen komischen Momente strahlt der Film eine angenehme Wärme aus, hat ein Herz für seine Aussenseiter. Doch schafft er es auf schöne Weise, selbst traurige oder Nachdenkliche Momente wieder mit einem Lachen enden zu lassen. Fujita hat ein gutes Gespür für Timing und versteht es, den Zuschauer für sich zu gewinnen. Man sollte ihn im Auge behalten.

    Wie ich auch gerade sehe, lief der Film letztes Jahr sogar auf der Nippon Connection in Frankfurt - und bekam dort den Publikumspreis. Verdient, wie ich finde. Einer jener schönen kleinen Filme aus dem Lande der aufgehenden Sonne, die wohl nie ihren Weg in unsere Videotheken finden werden, weil sie für die breite Masse zu unspektakulär sind. Doch gerade das macht es aus. Ein Glück, dass es im UK Labels gibt, die sich dieser kleiner Perlen annehmen.

    Gesichtet habe ich diese Fassung:
    http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=156908&vid=284068
    Und die Tatsache, dass es z.Zt. der einzige Eintrag ist (und auch noch von mir vorgenommen wurde) zeigt, dass der Film leider noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen hat, die er verdient.

    Wie schon Turtles Are Surprisingly Fast Swimmers eine sehr schöne Veröffentlichung des Labels third window films.
    « Letzte Änderung: 03. Juli 2011, 11:13:13 von nemesis »


    Offline nemesis

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      Ja, unsere Asien-Ecke lebt :D . Wenn ich mir da so die faktisch toten Asien-Ecken bei cinefacts und dem GF ansehe...


      Offline nemesis

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        Da bin ich ja mal echt froh, dass der dir zusagt. Mir hat der ja auch sehr gefallen. Schöner, herzlicher kleiner Film.

        Und Akari, ja... da waren einige Lacher drin. Als sie den Hund streicheln will... und dann ihr Aufschrei, da hat's mich bald zerrissen. Oder als sie das Pornomagazin eines Kunden bekleckert und verzweifelt (und alles andere als diskret) nach einem Ertsatzheft sucht, herrlich.  :lol:


        Offline nemesis

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          Ich habe ihn schon sehr lange auf der Wunschliste, aber er war bis vor kurzem noch neu nicht für unter 20€ zu bekommen. Nach dem Kaufmassaker auf dem HFT habe ich mir vorerst mal einen Kaufstopp auferlegt, aber wenn ich davon das meiste weggeguggt habe, werde ich mich mit diesem hier zu Weihnachten beschenken.

          Bin auch gespannt was der Tot Mann Matze dazu kritzeln wird :)

          Du schaust auf den falschen Seiten. Hab den vor knapp einem Jahr schon für 6 Pfund geschossen.  ;)


          Offline nemesis

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            Ich sollte echt mal wieder die Zeit (und Lust) finden, den Stapel hier noch etwas abzuarbeiten... und was zu schreiben. Kommt ja tatsächlich manchmal was bei rum. Erfreulich.  :biggrin:


            Offline nemesis

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              Fine, totally fine
              Strange, totally strange. Eigentlich passiert den ganzen Film über fast nichts. Und doch steckt er voller außergewöhnlicher Einfälle und an vielen Szenen lacht man sich spontan weg. Filme wie dieser sind einer der Gründe, warum man das japanische Kino einfach lieben oder zumindest mögen muss, wenn man ein Herz hat.

               :biggrin:

              Unaufgeregt erzählt er seine Geschichte, hat ein Herz für seine Figuren und lässt den Zuschauer mit einem angenehmen Gefühl im Bauch zurück. Die Zeit heilt alle Wunden. Selten war das treffender als hier.