"THE BILL" - Empfehlung einer britischen Polizeiserie...

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...und vielleicht einer der besten ihrer Art seit der legendären und überaus erfolgreichen "Task Force Police".

"The Bill" lief leider bis heute nicht im deutschen Fernsehen, wenn man von dem kürzlich gesendeten Crossover zwischen Soko Leipzig und "The Bill" absieht - welches der englischen Serie nicht gerade Lorbeeren hierzulande bescherte.

Ich habe mir trotzdem die erste Staffel von "The Bill" gekauft und es nicht bereut. Nachdem ich durch Task Force Police auf den Geschmack gekommen war und dann auf die ebenso legendäre Serie "Juliet Bravo" stieß (wir erinnern uns: Juliet Bravo war die erste britische Krimiserie mit einer Frau als Leiterin einer Polizeistation - und schrieb damit britische Fernsehgeschichte), war ich sehr auf "The Bill" gespannt, die im Prinzip produziert wurde, als Juliet Bravo eingestellt worden war. Zunächst hatte es nur einen einstündigen Streifen gegeben, der allerdings nicht sonderlich brillieren konnte - doch ITV war von dem Format überzeugt und produzierte 1984 eine Serie, die bis heute zu der wohl erfolgreichsten britischen Polizeiserie der letzten 25 Jahre wurde. Die ersten Staffeln haben die gleiche edle Studio-Atmosphäre, wie schon in Juliet Bravo und Task Force Police, und die Geschichten sind sehr realistisch. Die Polizisten, überwiegend uniformierte Beamte (Bobbies) und ein paar Kripoleute, sind keine Superstars (in der fünften Folge stellt ein langjähriger Kripomann im Alleingang ein paar bewaffnete Posträuber und gerät dabei in Lebensgefahr. Als es ihm gelingt, den Angreifer zu überwältigen und seine Wunden leckt, zittert er am ganzen Leib und sagt: "Ich frag mich, ob die hier auch Klopabier verkaufen..." Also, keine Überflieger, sondern ganz normale Menschen, die sich auch mal vor Angst in die Hosen machen,  mit ganz normalen Problemen - nicht nur privat sondern auch untereinander. Der Desk Sergerant Cryer und DI Galloway liegen regelmäßig im Clinch, ein paar schlitzohrige Beamte fälschen ihre Dienstberichte, um etwas Freizeit für sich rauszuschlagen ("merkt eh keiner"... ja Pustekuchen...), dann gibts noch Mobbing und kleine Techtelmechtel und so... das Übliche eben. Und sogar der Leiter der Polizeistation leistet sich einen für einen briten absolut unüblichen Ausraster und stellt einen seiner Untergebenen wegen o.g. "Blaumachens" dermaßen in den Senkel, dass sogar mir die Ohren geschlackert haben - wo doch selbst Kündigungen im Königreich mit einem Höchstmaß an Höflichkeit ausgesprochen werden ("Ich fürchte, wir werden uns leider von Ihnen trennen müssen..."). Sehr interessant ist allerdings, das Leben im Londoner East End (denn dort spielt die Serie im fiktiven Polizeirevier des Stadtteils Sun Hill) Mitte der 80er Jahre zu verfolgen. Für jeden London-Fan ein Muss, schon allein deswegen. Dann natürlich die sehr unterschiedlichen sozialen Verhältnisse in London's East End, sowie die dazu gehörigen unterschiedlichen Dialekte (auch bei der Polizeistation - da ist von Hochenglisch bis Walisisch alles vertreten) machen die Serie zu einem - wenn auch mitunter selbst für Englischkönner gewöhnungsbedürftigen - Vergnügen. Manches Mal muss man, wenn man die einzelnen Dialekte und das Cockney nicht gewöhnt ist, auch zweimal eine Szene anschauen, um den Dialog zu verstehen, aber insgesamt hält es sich in Grenzen, und man lernt auf jeden Fall dazu.

Für mich war die erste Staffel von "The Bill" wie das Wiedersehen mit alten Freunden, obwohl ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Die Vertrautheit mit der englischen Metropolitan Police nach "Juliet Bravo" war sofort wieder da, und für mich war es fast so, als ginge Juliet Bravo einfach mit anderen Charakteren weiter. Insgesamt kann ich die Serie nur sehr empfehlen, denn wenn man über die im Vergleich zu anderen Krimiserien oft "harmlosen" Delikte und die Studioatmosphäre (die ich persönlich in diesen Serien sehr mag) hinwegsieht, bleibt ein Polizei-Drama, das durch Realismus besticht und bisweilen sogar überraschend derb (sowohl bei Actionsezen - ja, es fließt auch Blut und es wird geprügelt, und nicht zu knapp - als auch bei Dialogen) daherkommt, was in England mitunter zu heftigen Kontroversen geführt hat, nimmt die Serie doch auch bei brisanten Themen wie Sexualverbrechen, Kindesmisshandlung, Pornographie und Rassismus kein Blatt vor den Mund.

Für mich definitiv eine britische Krimiserie, die jeden Cent, den sie mich kostet, wert ist und für mich einen Genuss darstellt. Für jeden Freund britischer TV-Krimis ein Muss.

Falls es je zu einer deutschen Ausstrahlung kommen wird, möchte ich allerdings bezweifeln, ob man bei den Staffeln vor 2005 einsteigen wird... Dann bleibt also nur der Griff zu den Silberscheibchen aus England. Und die kann man mit etwas Glück schon unter 20 "Juros" pro Box erhaschen...

Der Lonewolf Pete


Offline skfreak

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    klingt nicht schlecht. Ich denke ich werde mir mal ein paar Trailer reinziehen und dann event. die erste Staffel antesten.