http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=6198&vid=81161http://www.imdb.com/title/tt0092627/Terry Lambert (Steve Guttenberg) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und überzeugter Single. Als er eines Tages Silvia, die Frau seines Bosses, kennen lernt, ist es um ihn geschehen. Er will eine Nacht mit ihr verbringen. Am Abend des alljährlichen Firmenfests kommt sie seinem Wunsch nach, spürt sie doch, wie sehr Terry sie begehrt. Die beiden treffen sich in Terrys Wohnung und schlafen miteinander. Als Terry gerade nicht im Schlafzimmer ist, blickt Silvia aus dem Fenster – und beobachtet einen Überfall. Sie erkennt einen rothaarigen jungen Mann, der seinerseits zum Fenster hochblickt und fluchtartig von seinem Opfer ablässt und verschwindet. Als sie Terry ihre Beobachtung mitteilt, ist dieser geschockt. Es ist klar, dass Silvia keine Aussage machen kann, müsste sie dann doch erklären, was sie nachts in Terry Wohnung gemacht hat. Um Silvias Gewissen zu beruhigen, fasst Terry den Entschluss, selbst als Augenzeuge bei der Polizei vorstellig zu werden, schließlich geschah unmittelbar nach dem Überfall in der Nachbarschaft auch ein Mord, und der Täter ist mutmaßlich derselbe. Zunächst klappt der Plan wunderbar. Doch erste Probleme tun sich auf, als Terry aufs Polizeirevier gerufen wird, um den Verdächtigen in einer Gegenüberstellung zu identifizieren. Natürlich kann er das nicht, schließlich war nicht er derjenige, der den Tathergang beobachtet hat, und so leicht belastet man ja auch keinen Unschuldigen.
Also beschließt Terry den Verdächtigen – denjenigen, auf den Silvias Beschreibung zutrifft – auf eigene Faust zu beschatten. Er folgt ihm in eine Bar und wird Zeuge, wie Henderson – wie der Verdächtige heißt – den ganzen Abend lang eine Striptease-Tänzerin mit starrtem Blick beobachtet. Als die Tänzerin nachts ermordet aufgefunden wird, ist sich Terry sicher: Henderson ist der Schuldige. Terry geht abermals zur Polizei und belastet Henderson schwer. Nun ist er raus aus dem Spiel, wie er glaubt. Entweder findet die Polizei Beweise für Hendersons Schuld oder eben nicht. Doch Terry hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Da die Hausdurchsuchung bei Henderson keine eindeutigen Beweise zutage fördert, kann der Verdächtige nicht des Mordes angeklagt werden, sondern nur des Überfalls –
des Überfalls, den Terry mutmaßlich beobachtet hat. So kommt es, dass für Terry und Silvia das Worst-Case-Szenario eintritt: Terry muss unter Eid vor Gericht aussagen.
Als Terry von einem gewieften Anwalt tatsächlich der Falschaussage überführt wird, gerät er selbst ins Visier der Polizei. Sein Boss wird befragt, seine Nachbarn. Und Silvia, die sich mehr und mehr als egoistisches, selbstsüchtiges Miststück entpuppt, ist in keinster Weise bereit, Terry zu entlasten. Als Silvia auch noch von Henderson, dem durchaus klar ist, dass nur Silvia ihn belasten kann (schließlich hat er sie vor Gericht wiedererkannt), ermordet wird, und Terry im selben Moment am Tatort auftaucht, scheint es für die Polizei ein klarer Fall zu sein: Terry ist der Mörder.
Nun ist Terry auf der Flucht. Er sucht Unterschlupf bei dem Opfer des Überfalls, der attraktiven Barfrau Denise. Dieser ist klar, dass Terry unschuldig ist, und auch hinter sein Geheimnis ist sie gekommen. Gemeinsam wollen sie Terrys Unschuld beweisen und den Triebtäter unschädlich machen. Mit Denise als Lockvogel fassen sie den Plan, Henderson in die Falle zu locken...
Diese etwas umfangreichere Inhaltsangabe ist durchaus notwendig, um den komplexen und abwechslungsreichen Plot zu erläutern, jedoch geht dies keinesfalls zu Lasten des Sehvernügens. Die Geschichte
The Bedroom Window basiert lose auf dem Hitchcock-Klassiker
Das Fenster zum Hof. Allerdings geht der Film von Curtis Hanson
(L.A. Confidential, Die Hand an der Wiege) einen anderen Weg. Während Hitchcocks Werk als Kammerspiel glänzt – sicher auch seine Stärke –, sich bis auf wenige Ausnahmen auf das Appartment des Zeugen als Schauplatz beschränkt (der obendrein im Rollstuhl sitzt und dadurch bewegungsunfähig ist), offenbart sich
The Bedroom Window als eigenständiger und abwechslungsreicher, stets spannender 80er-Jahre-Thriller. Allein der Umstand, dass der wahren Zeugin durch ihre Affäre die Hände gebunden sind, und Terry durch unglückliche Zufälle und Widersprüche unaufhaltsam selbst in den Sog des Verbrechens gerissen wird, ist ein äußerst cleverer Schachzug, wodurch sich der Film wohltuend von seinem Vorbild abhebt. Auch ist es hier nicht so, dass dem Zeugen niemand glaubt, dass die Verbrechen überhaupt geschehen sind, denn das ist unumstößlich der Fall.
Dabei hat es Curtis Hansons Thriller aber zu keiner Zeit nötig, sich übermäßiger Härte oder graphischer Gewalteindrücke zu bedienen. Vielmehr lebt er von der intelligenten Story und den großartig agierenden Darstellern, allen voran Steve Guttenberg – der mit seiner Rolle als charismatisch-flapsiger Cop Mahoney in den
Police Academy-Filmen zu Ruhm und Ehre gelangt ist – als der unglücklich agierende Terry Lambert, der eigentlich nur das Richtige machen will, aber immer weiter in den Fall hineingezogen wird. "Entweder sind Sie ein hoffnungsloser Romantiker oder ein Idiot, und ich weiß nicht was schlimmer ist", sagt Denise in einer Szene zu ihm, als sie erkennt, was tatsächlich in jener Nacht passiert ist. Und damit hat sie nicht ganz unrecht, denn Terry kam überhaupt nur auf die Idee selbst als Zeuge zu fungieren, um seine Geliebte, Silvia, zu schützen. Die Figur der Silvia, das "sexy beast", wird großartig von der Französin Isabelle Huppert
(Die Klavierspielerin) verkörpert. Nicht minder gut spielt schließlich Elizabeth McGovern
Once Upon a Time in America, Johnny Handsome) als Denise, das Opfer, das am Ende ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt.
Der Film wurde 1987 gedreht, und die Entstehungszeit macht sich visuell und inszenatorisch natürlich bemerkbar. Sofort erkennt man
The Bedroom Window als 80er-Jahre-Film, nicht zuletzt an der typischen Kleidung und den poppig-rockigen Songs, die meist erklingen, wenn sich eine Barszene ankündigt. Sicherlich mit ein Grund, warum mir der Streifen so gut gefällt. Obwohl er deutlich flotter inszeniert ist als Hitchcocks
Das Fenster zum Hof gelingt es Hanson immer wieder, Hitchcockesque Momente zu kreiiren, sodass auch Fans des atmosphärischen Vorbilds zufrieden sein dürften. Für mich ist der Film zudem eine Kindheitserinnerung, und er hat heute nichts von seiner Spannung und seiner Qualität eingebüßt. Es gibt eine deutsche DVD von Kinowelt, wobei auch die britische und die niederländische Veröffentlichung über deutschen Ton verfügt.
Filmwertung
8-8,5/10
Trailer: