Swing Girls (Suwingu gâruzu)

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Offline nemesis

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    Swing Girls
    (Suwingu gâruzu)

    Japan 2004
    http://www.ofdb.de/film/68987,Swing-Girls

    Tomoko und ihre Klassenkameradinnen dürfen die Sommerferien mit Nachsitzen in Mathe verbringen. Ihre Lustlosigkeit dabei ist kaum zu überbieten, und ein Ausweg scheint nicht in Sicht... bis der Catering-Service für die Schulkapelle, die das Baseballteam bei einem Auswärtsspiel begleitet, den Bus verpasst. Die Kapelle muss doch gestärkt sein, damit sie das Team ordentlich anfeuern kann! So können die Mädels den Lehrer überreden, sie gehen zu lassen. Sie schnappen sich die Bento-Boxen und reisen mit dem Zug hinterher. Dummerweise verpennen sie die Station und müssen bei glühender Sommerhitze zum Stadion laufen. Das ist nicht wirklich gut für das Essen, denn kurz darauf sehen sie in den Nachrichten, dass die Kapelle sich eine Lebensmittelvergiftung eingefangen hat...



    Nakamura, das einzige Mitglied der Kapelle, das nicht betroffen ist (weil die Mädels unterwegs seine Ration gefuttert haben), kommt auf die Idee, eine Ersatztruppe aufzustellen. Für eine richtige Kapelle sind es zu wenige, aber für eine kleine Big Band reicht es gerade. Das kommt Tomoko und ihren Freundinnen gerade recht. Für so etwas "wichtiges" muss Mathe natürlich zurückstecken. So beginnen die Proben. Wirklich ernst nehmen sie das natürlich nicht, vor allem, weil Nakamura sich für Jazz entschieden hat. Aber besser als Nachsitzen ist es allemal. Doch bevor die Sache richtig Formen annehmen kann, hat sich die kranke Kapelle wieder erholt, und die Ersatzgruppe wird aufgelöst. Pünktlich zum Ende der Mathe-Sitzungen. Endlich Ferien!
    Doch die Erleichterung hält nicht lange an, denn Tomoko und einige andere erkennen, dass ihnen die Musik irgendwie fehlt. Das war etwas, was ihnen doch irgendwie Spaß gemacht hat. Tomokos Familie weigert sich jedoch, ihr ein Saxophon zu kaufen, weil sie nie lange an einer Sache fest hält. Kurzerhand vertickt sie die PS2 ihrer kleinen Schwester und kauft sich ein gebrauchtes Instrument. Es ist ziemlich lädiert, aber sie hat Freude daran. Andere Klassenkameradinnen tun es ihr gleich, und zusammen mit Nakamura beginnen sie, weiter zu spielen. Die Suche nach Übungsräumen ist nicht sonderlich leicht, weil der Lärmpegel nicht gerade niedrig ist. So versuchen sie es sogar in einem Karaoke-Club...



    Nach einiger Zeit halten sie ein paar Gigs auf der Straße ab, und ein paar andere Mitschülerinnen, die sich nach den vorherigen Proben nicht weiter dafür interessiert haben, bekommen wieder Interesse. Zudem finden sie heraus, dass ihr Mathe-Lehrer ein großer Jazz-Fan ist (dass er die Musik zwar liebt, aber vom Spielen keine Ahnung hat, wissen sie jedoch nicht). So machen sie Fortschritte und entschließen sich schließlich sogar, an einem Wettbewerb teilzunehmen, zu dem auch die Schulkapelle eingeladen ist. Können sie es schaffen, oder werden sie sich blamieren?



    Shinobu Yaguchi drehte diesen Film drei Jahre nach Waterboys, und er fährt auch tatsächlich auf genau der gleichen Schiene: Eine Gruppe von Schülern, die aus den falschen Gründen etwas macht, schließlich Spaß daran findet und dann, trotz aller Widrigkeiten, für das gemeinsame Ziel kämpft. Selbst Naoto Takenaka ist wieder als Lehrer am Start. Kann ein Film, der im Grunde nur mit anderen Personen und einem abgewandelten Thema die fast gleiche Story erzählt, dennoch überzeugen? Oh ja, er kann! Yaguchi schafft es wieder, einen ursympathischen, humorvollen und gelungenen Feel Good Film abzuliefern, der vorzüglich unterhält und einen mit einem Lächeln zurück lässt. Mehr noch: Auch wenn wirkliche Brüller ausbleiben, kommen immer wieder Slapstick-Momente und Einschübe, die unheimlich witzig sind. Es passiert unheimlich selten, dass ich, wenn ich einen Film allein sehe, laut lachen muss. Hier ist es passiert. Spätestens bei der Szene, in der die Mädels im Wald Pilze suchen, um durch deren Verkauf Kohle für ihre Instrumente zu kriegen... und es mit einem Wildschwein zu tun kriegen... ich will nicht zu viel verraten, aber das ist visuell dermaßen göttlich inszeniert und mit Faust-aufs-Auge-Musik untermalt, das kam so unerwartet, ich lag unterm Tisch...
    Wer es nicht abwarten kann, klicke hier:

    Natürlich sind die Figuren im Grunde Abziehbilder... aber sympathische, menschliche. Die lustlose Anführerin, die Spaß an einer Sache entdeckt, der schüchterne Einzelgänger, die Dicke, die von Diät redet, das ruhige Mädel, das Talent für Musik hat, und die Handtaschen-Fraktion, die nur Markenartikel liebt (was aber kein fiktives Klischee ist). Und es passt und funktioniert wunderbar. Es ist ein Kommerzfilm für die Massen, und er drückt die richtigen Knöpfe. Er will unterhalten, und das tut er. Er will einen für einen Moment den Alltag vergessen lassen, und das Ziel erreicht er. Mit Bravour.

    Die Hauptdarstellerin hat bereits in Turtles Are Surprisingly Fast Swimmers mitgespielt, ebenso in Christmas on July 24th Avenue mit Miki Nakatani (den ich noch schauen muss). Ich mag ihre drollige Art. Yûta Hiraoka (Nakamura) hat man bereits in Be With You gesehen, und ebenfalls in Christmas on July 24th Avenue (okay, ich sollte den echt mal langsam schauen...). Des weiteren dabei: Shihori Kanjiya (Survive Style), Yuika Motokariya (Crying Out Love, in the Center of the World), und natürlich Naoto Takenaka, der eigentlich jeden Film mit seiner schrägen, aber herzlichen Art, aufwertet. Übrigens spielen die Mädels im Film tatsächlich selbst. Die Fortschritte sind echt. Sie hatten für Werbezwecke in Japan und den Staaten sogar öffentliche Auftritte.

    Swing Girls zeigt uns, dass es im Grunde keine Rolle spielt, ob man gewinnt oder verliert. Wichtig ist, dass man das tut, woran man Freude hat, und das konsequent. Und dass man gemeinsam was bewegen kann. Keine völlig neuen Weisheiten, aber wahre. Ein schöner Film. Uneingeschränkt zu empfehlen.

    Gesichtet wurde die HK-DVD:
    http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=68987&vid=154538

    Keine nennenswerten Extras, aber ordentliche Qualität.

    Trailer:
    http://seikatsu.files.wordpress.com/2008/03/swinggirls03.jpg?w=426
    « Letzte Änderung: 13. Juni 2010, 11:07:51 von nemesis »


    Offline Lionel

    • Angemeldet: 29.06.02
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      Sympathischer Film im Stile von Waterboys (gleicher Regisseur, z. T. gleiche Schauspieler). Ganz so gut wie jener hat mir dieser aber nicht gefallen. Es fehlen die Szenen, die einem in Erinnerungen bleiben. Die Louis-Armstrong-Wald-Wildschwein-Szene ist aber ganz groß! :D

      :arrow: 6,5/10

      Zum Vergleich: Waterboys :arrow: 7,5-8/10


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      Offline Bloodsurfer

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        Astreines, sympathisches Feelgood-Kino. Die Ähnlichkeit zu "Waterboys" ist unübersehbar, der Film schlägt tatsächlich in genau die selbe Kerbe und das ist gut so! Die Wildschwein-Szene hat auch nicht enttäuscht, grandios :D