Flavor Of Happiness
(Shiawase no kaori)
(dt. Übersetzung: "Der Geschmack/das Aroma des Glücks")Japan 2008
http://www.ofdb.de/film/186967,Flavor-of-HappinessTakako, alleinerziehende Mutter, arbeitet als "Scout" für die Lebensmittelabteilung einer Kaufhauskette. Ihr Job ist es, neue Rezepte zu finden und auch neue Köche anzuwerben. Auf ihrer Suche stößt sie auf ein kleines chinesisches Restaurant, in dem der Besitzer, der in die Jahre gekommene Wang aus Shanghai, seine Gäste allein bekocht. Er ist mit ganzem Herzen bei der Sache und genießt einen guten Ruf bei seinen Stammkunden. Takano unterbreitet ihm ein Angebot, doch Wang ist strikt dagegen. Er will seine Gerichte selbst kochen. Und die Gäste, die sie genießen, sehen. Von der Anonymität der Kaufhäuser hält er nichts.
Doch Takako ist hartnäckig und besucht das Restaurant bald täglich, probiert immer neue Mahlzeiten und findet allmählich Gefallen daran. Doch trotz allem fruchten ihre Versuche, Wang umzustimmen, nicht. Als ihre Chefs es schließlich aufgeben, merkt sie, dass das Essen und das Restaurant für sie mittlerweile mehr bedeutet, als sie dachte. Sie kündigt daraufhin ihren Job. Zudem erleidet Wang einen Schlaganfall und ist fortan halbseitig gelähmt. Das Restaurant schließt vorübergehend. Takako bittet ihn, sie zu unterweisen. Sie will lernen, diese köstlichen chinesischen Gerichte zu kochen. Gerichte, in denen Leidenschaft und Herz stecken. Doch Wang lehnt auch dies ab.
Doch ihre Hartnäckigkeit und Emotionalität, was das Thema angeht, berühren ihn doch. So folgt er ihr zum Bahnhof und sagt ihr, sie solle am nächsten Tag vorbei kommen. Überglücklich beginnt Takako ihre "Lehre". Nach und nach verbessern sich ihre Kochkünste. Es ist keine Kunst rein technischer Natur. Das Herz wird eingebracht, sowohl beim Kochen, als auch beim Essen. Als Takako z.B. für ihre Tochter Zuhause kocht, fragt sie:
"Schmeckt es?"
"Nicht so gut... aber ich mag das Essen von Mutter am liebsten!"
Irgendwann haben ihre Fähigkeiten einen Punkt erreicht, an dem sie Wang bei einem Kochwettbewerb vertreten kann. Als es dort zu einer Lebensmittelvergiftung kommt, gerät sie mit ihrem Austerngericht unter Verdacht. Am Boden zerstört zieht sie sich Daheim zurück. Auch wenn später der Verdacht sich nicht bestätigt. Wang sucht sie dort auf, und unter Tränen öffnet sie sich ihm. Beide haben eine traurige Vergangenheit, geprägt von Verlusten. Zudem taucht nun auch noch ein Angestellter vom Jugendamt auf, der Wang von mentalen Problemen Takakos erzählt und ihrer vermutlichen Unfähigkeit, sich richtig um ihre Tochter zu kümmern und ihr Leben in den Griff zu kriegen. Wang ist sehr ungehalten darüber und wirft ihn heraus. Er spornt Takako an, weiter zu machen. Und dem Amt - und sich selbst - zu beweisen, dass sie ihr Leben sehr wohl meistern kann. Ein Hochzeitsdinner kommt da gerade recht.
Flavor Of Happiness ist ein Film der Ruhigen Töne. Gebrochene Existenzen, die im Kochen einen Lebensinhalt finden. Und eine gemeinsame Basis, das Vergangene zu bewältigen. Eine zarte Vater/Tochter Beziehung keimt auf. Ruhig auch deswegen, weil die Figuren sich nicht nur durch das gesprochene Wort definieren. Blicke und Gesten, die ruhigen Momente, sagen hier oft viel mehr über die Figuren aus. Allein Miki Nakatanis Spiel beeindruckt hier immens. Ihre Augen erzählen ohne Worte. Überhaupt ist der Film sehr persönlich, sehr intim. Große Themen wie die Probleme chinesischer Einwanderer oder alleinstehender Mütter werden hier nicht breit ausgewalzt. Die Menschen an sich stehen klar im Mittelpunkt. Die intensive Beziehung zwischen Wang und Takako trägt den Film. Zwei Menschen, die auf einander angewiesen sind, einander helfen, einander "heilen". Gänzlich ohne Pathos und Theatralik gehen sie den Weg, der sie zu der Erkenntnis führt, wer sie sind. Und wo ihr Platz im Leben ist. Schön.
Regisseur Mitsuhiro Mihara (ausserhalb Japans wohl eher unbekannt) schuf hier einen gefühlvollen kleine Film, der einen ohne große Gesten mit auf die Reise zweier Menschen zu sich selbst führt. Bedachtsam und ohne Hast. Und bei allen Rückschlägen immer wieder mit kleinen, genussvollen Momenten. Viele Momente der Stille, in denen dennoch etwas vor sich geht. All das liest sich nicht sehr aufregend, aber das ist es auch nicht. Will es auch nicht sein. Der Film berührt einen angenehm und ist eine willkommene Abwechslung in der heutigen Zeit.
Über Miki Nakatani muss man keine Worte mehr verlieren. Sie ist klassisch und über jeden Zweifel erhaben. Tatsuya Fuji (Wang) kennt man aus Filmen wie
Im Reich der Sinne und
Bright Future, aber auch aus dem Kaiju-eiga
Gappa. In weiteren Rollen hätten wir da noch Sei Hiraizumi (
Dead Run, Nobody Knows), Houka Kinoshita (
Memories Of Matsuko, Shinobi, Ichi The Killer) und Masahiro Komoto (
Bayside Shakedown 2, Hard Revenge Milly).
Ein wirklich schöner, gefühlvoller Film.
Gesichtet wurde die ordentliche HK-DVD:
http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=186967&vid=291806Trailer:
http://www.nipponcinema.com/trailers/flavor-of-happiness-trailer/