Die gelbe Katze - das ist die unter Eastern-Fans wohlbekannte Cheng Pei Pei, ein zierliches Persönchen, dem man gar nicht zutraut, dass sie so richtig böse werden kann - obwohl sie durchaus böse "schauen" kann. In den frühen Shaw Brother Filmen war Cheng Pei Pei zur "Heroine" stilisiert worden, und dieser Rolle wird sie auch im vorliegenden Film gerecht.
Was hier geboten wird, ist Schwertkampf-Kino vom Feinsten. Cheng Pei Pei mimt die junge Schwertkämpferin Ying Chi, die als Kind miterleben musste, wie der verbrecherische Han ihre Familie niedermetzelte. Ein in den Bergen lebender Eremit nimmt sich der Waisen an und erzieht sie zu einer erstklassigen Schwertkämpferin. Zwanzig Jahre später hat sich die Lage im Lande dramatisch verändert - die Chin überrennen das Kaiserreich, und nur eine kleine Gruppe von Patrioten stellt sich ihnen entgegen, um das Schlimmste zu verhindern. Ihr Ziel: Die Verräter ausfindig und unschädlich zu machen, die sich in Machtpositionen im Lande eingenistet haben, um den Chin den Weg zu ebnen. Als sich Ying Chi mit einer wichtigen Botschaft zum Clan des Fliegenden Drachen aufmacht, dem Hauptquartier der Patrioten, ahnt sie nicht, dass sie dort ihrem schlimmsten Feind direkt in die Arme läuft - denn niemand anderer als Han, der Mörder ihrer Familie, hat sich beim Clan des Fliegenden Drachen eingeschlichen und schmiedet einen perfiden Plan, alle Patriotenführer auf einnen Schlag auszuschalten. Ying Chi steht auf verlorenem Posten, nachdem sie von Han in Misskredit gebracht wird - doch da erhält sie unverhofft Unterstützung von Chin Shang Yi, dem Anführer einer Bande von Bettlern, die auf ihre Art den Patrioten den Rücken stärken... Nach gnadenlosen und blutigen Kämpfen stellt Ying Chi, die "Lady aus Stahl", schließlich ihren Erzfeind zum letzten, entscheidenden Duell. Doch der hat einige schmutzige Tricks auf Lager, die der jungen Heldin alles abverlangen...
Die ist Eastern-Kino, wie ich es liebe: Erstklassig inszenierte Schwertkämpfe, eine spannende Rache-und-Rebellen-Geschichte, die den Darstellern alle Möglichkeiten bietet, das Publikum zu überraschen, ein mit Todesfallen gespicktes Haus und ein brillianter Showdown. Somit haben wir hier ein kleines "Meisterwerk" aus der Eastern-Schmiede der Brüder Shaw, und man muss sich ernsthaft fragen, warum dieser Film nie in den deutschen Kinos gezeigt wurde. Wie bei vielen ähnlich gelagerten Filmen komme ich immer mehr zur Überzeugung, dass man "Eastern" als "Männersache" ansah und deshalb Frauen in Heldenrollen nicht für publikumstauglich erachtete. Da waren uns die Hong Kong Chinesen weit voraus, erfreuten sich weibliche Helden dort doch großer Beliebtheit. In Deutschland waren sie hingegen eher die Ausnahme, wobei großartige Eastern wie "Die Rache der gelben Tiger", "Tang Ching - Furien am Gelben Fluss" oder "Li Feng, die einarmige Schwertkämpferin" uns durchaus eines besseren hätten belehren können.
Zu jener Zeit waren allerdings auch zahlreiche "Trampolin"-Szenen im Eastern gang und gebe, welche zwar imposant und nicht im Überfluss in den Film eingearbeitet sind, letztlich aber dann doch ein Wermutstropfen sind. Denn Szenen, in denen die Kämpfer mühelos über Wasser laufen, mit einem Fuß an Dachziegeln hängen oder vom Boden mühelos hoch auf einen winzigen Ast springen, um dort leicht wie eine Feder zu verharren, wirken dann doch unfreiwillig komisch...obwohl ja auch schon der große Regisseur King Hu in seinen bahnbrechenden Eastern-Epen darauf setzte...
Dennoch stellt "Lady of Steel" für mich einen brillianten und sehr unterhaltsamen Eastern dar, der leider nur in der Originalfassung mit Untertiteln verfügbar ist. Wer jedoch Schwertkampf-Eastern mag, wird hier keinesfalls enttäuscht.
Der Lonewolf Pete