Alien Carnage

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Offline Marc Gore

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    Es war bereits später am Abend in dem kleinen Provinznest in der Sonora-Wüste von Arizona. Der 25jährige Wissenschaftler Marvin Howards stand an der offenen Fahrertür seines Chevrolet Aveo und schaute zu seiner ebenso alten Freundin und Kollegin rüber, die vor ihrer Haustür stand. Die hübsche Brünette Cathy Richards warf ihrem Freund verliebte Blicke zu.
    Marvin rief ihr zu: „Also geht alles in Ordnung, Cathy? Morgen Abend um diese Zeit hole ich dich dann ab. Dann geht es ins Kino.“
    Cathy warf ihm einen Handkuss zu und antwortete winkend: „Alles wie besprochen. Ich warte schon sehnlichst!“
    „Was meinst du, wie es mir erst geht, Süße?“
    Die Frau lachte nur noch und ging hinein in ihr Appartement.
    Ein weiterer Mann stand hinter einer Mauer und beobachtete die Beiden. Ein Mann mit einem buschigen Vollbart und düsterer Mimik. Er trug einen Trenchcoat und eine Brille auf der Nase. Es handelte sich um den 34jährigen Wissenschaftler Frank North, der im gleichen Institut wie Marvin und Cathy arbeitete.
    Sie alle drei wohnten in dem kleinen Städtchen eine knappe Autostunde entfernt von Arizonas Hauptstadt Phoenix, in der sich das Institut befand.
    Als er sah, wie Cathy ihre Haustür hinter sich schloss und Marvin sich an seinem Wagen eine Zigarette anzündete, ging Frank North auf seinen jüngeren Kollegen zu.
    Marvin pfiff vergnügt vor sich hin, während er den ersten Fuß ins Innere seines Chevy setzte.
    Da sprach ihn eine Stimme aus dem Dunkel an, die er als Mr. Norths tiefes sonores Organ erkannte: „Mr. Marvin Howards? Hast du gnädigerweise eine Sekunde Zeit für mich?“
    Marvin hob erschrocken den Kopf und fragte: „Wer...? Frank North? Bist du das?“
    Frank kam langsam auf Marvin zu. Die Hände steckten in den Taschen seines Mantels.
    Als er bei Marvin stand, sagte er: „Ja genau. Lang nicht gesehen. Ich war die letzten zwei Wochen nicht im Institut, weil ich unbeobachteter sein wollte. Ich bin da an einer recht brisanten Sache dran. Können wir reden?“
    Marvin guckte etwas genervt, als er langsam und vorsichtig entgegnete: „Also nein, falls es um Cathy geht. Dafür bin ich jetzt echt zu müde...“
    „Nein nein, keine Bange. Die Zeit, in der ich noch etwas für sie empfand, ist Vergangenheit. Die Kleine hat sich doch nie für mich interessiert. Das Thema hat sich für mich erledigt. Es geht um rein berufliche Dinge. Forschungsarbeiten.“
    Marvin atmete erleichtert aus: „Also gut, okay. Das ist natürlich was anderes. Steig ein, Kollege. Wir können ja noch in eine Bar auf einen Absacker gehen...“
    „Ja, das ist sehr gut. Das wollte ich auch gerade vorschlagen.“
    „Okay, dann mal los.“

    Beide Männer saßen nebeneinander im Wagen.
    Bevor Marvin den Motor startete, vertraute er seinem Fahrgast etwas an: „Professor Harris hat dich doch damals zu seinem Assistenten gemacht. Darum habe ich dich damals schon ein wenig beneidet.“
    „Wir können in der Bar genauer darüber reden, dann erzähle ich dir mein Anliegen. Genau um den guten alten Prof geht es nämlich auch.“
    „Alles klar.“
    Marvin drehte den Zündschlüssel und ließ den Motor aufheulen.

    Wenig später saßen Frank und Marvin in einer Bar an einem Tisch. Etwas abseits vom Rest der Anwesenden, um falsche Ohren fern zu halten. Ein Kellner stellte zwei Gläser Coke auf ihren Tisch und verschwand.
    Dann ergriff Marvin das Wort: „Tja weißt du, es ist schon recht tragisch, dass der Professor gestorben ist. Er war doch nicht mal 60.“
    Frank legte seine Stirn in Falten und wirkte sehr nachdenklich: “57, um genau zu sein. Hmm... Du denkst sicher auch wie alle anderen, dass sein Tod natürliche Ursachen hatte...“
    Marvin hob erstaunt die Augenbrauen, als er antwortete: „Etwa nicht? Na ja, ob man es einen natürlichen Tod nennen kann... Ich weiß vage von einem Herzschlag, der ihn plötzlich getroffen hat, weil er doch schon seit Jahren an dieser üblen Herzschwäche litt. Viel wurde nicht bekannt gegeben.“
    „Es war absolut kein natürlicher Tod. Die Regierung behauptet das mit dem Herzschlag doch nur, um Aufsehen zu vermeiden. Sein Haus draußen in der Wüste, in dem er seine Versuche durchführte, ist nach dem Vorfall verriegelt worden, wie du sicher weißt. Die Cops dachten, niemand käme hinein. Harris hat mir früher oft erzählt, wie sehr er befürchtete, man könne seine Experimente verbieten. Selbst mich, seinen Assistenten, hat er nie teilhaben lassen an seinen Versuchen. Mir immer nur von den Resultaten erzählt.“
    Frank nahm einen Schluck, bevor er weiter sprach: „Und sein Haus ist wie gesagt fest verriegelt, seit ihm das Schicksal das Leben genommen hat. Doch ich kenne einen Durchgang. Einen Geheimgang, der unter das Grundstück führt und einen direkt in den Kellerraum führt, in dem der Gute arbeitete. Die Cops haben den Zugang übersehen, weil Harris die Tür mit einem Schrank verstellt hat. Und von außen sieht man auch keinen Zugang zu dem Tunnel, da es sich um eine mit einer Rasenfläche getarnte Luke handelt. Perfekt, oder? Von dem Geheimgang hat Harris mir glücklicherweise in einem Anfall von Plauderlaune mal erzählt. Daher wusste ich auch nur durch reines Glück davon, denn sonst hätte ich mir nicht so leicht Zugang zu dem verriegelten Kasten verschaffen können. Ich war also in der letzten Zeit oft in seinem Labor... Habe es ein wenig umgestaltet. Du wirst ja sehen, wie ich das meine...“
    Jetzt wurde Marvin sichtlich neugierig und beugte sich nach vorn.
    Interessiert fragte er: „Ach was... Dann hast du also seine Forschungen weiter betrieben?“
    Frank lehnte sich etwas zurück in seinen Stuhl, während er antwortete: „Nicht nur das. Ich habe sie sogar vollendet. Ich habe das Ziel des Professors erreicht. Das Werkzeug, mit dem er seine Forschungen betrieben hat, verbessert. Ihm hat es leider sein Leben gekostet, doch ich konnte es verbessern und ihm einen Großteil seiner Gefährlichkeit nehmen. Als sie sein Haus versiegelt hatten damals, haben die Behörden sich den Prototyp gekrallt, den Harris von seinem Gerät erstellt hat. Aber wie es der glückliche Zufall so will: Kurz vor seinem Tode hat er wohl beschlossen, mich genauer in seine Arbeit zu integrieren. Daher hat er mir noch seine Baupläne ausgehändigt, bevor ihm das Unglück widerfuhr.“
    "Du konntest den Apparat also neu aufbauen?"
    "Ganz recht. Die Baupläne sind sicher aufbewahrt in meiner Privatwohnung. Die Regierung weiß nichts von ihnen. Die rätseln wohl jetzt noch, was man mit der Erfindung des Professors alles anstellen kann. Wie man ihn gebraucht. Abgeschottet von der Außenwelt konnte ich still und heimlich im ehemaligen Labor des guten alten Harris einen Nachbau erstellen. Allerdings habe ich sämtliche Fehler ausgemerzt, die mir noch aufgefallen sind."
    „Aha? Und jetzt gelingt dir also der Zugriff auf Lebensformen weit entfernter Planeten, oder wie? Wovon Harris immer geschwärmt hatte? Das wäre ja phantastisch!“
    „Genau das. Was all die Sonden nicht geschafft haben, die unsere Raumfahrtstationen ins All geschickt haben, kann ich nun erreichen. Wesen von Planeten zu uns rufen, die Lichtjahre entfernt liegen von uns. Das ganze Sonnensystem als Selbstbedienungsladen nutzen. Der Prof war nicht so verrückt, wie die bornierten Kollegen immer behauptet haben. Er hatte Visionen, und ich kann sie nun verwirklichen.“
    „Unglaublich! Dafür würdest du den Nobelpreis kriegen. Wahnsinn... Doch wofür brauchst du mich dann noch?“
    Franks Gesicht nahm einen geheimnisvollen Ausdruck an, als er mit beschwörendem Ton in der Stimme sprach: „Ein Test. Ein endgültiger, letzter Test. Der muss noch sein. Doch ohne einen Assistenten kann ich es nicht wagen, den Generator einzuschalten, der die Wesen des nächsten bewohnten Planeten zu uns holt. Das Risiko ist zu groß, dass das, was Harris den Tod gebracht hat, auch mich das Leben kostet. Und dabei dachte ich an dich, mein Freund...“
    Marvin erhob sich von seinem Stuhl und reichte dem noch sitzenden Frank die Hand: „Ja, das geht klar. Einverstanden! Ich bin dein Assistent.“
    Frank ergriff Marvins Hand und stand ebenfalls von seinem Stuhl auf, während er antwortete: „Sagen wir so, du bist nicht nur mein Assistent. Du bist mein gleichberechtigter Partner, Marvin. Willkommen im North-Howards-Team.“
    „Das ehrt mich. Wann fangen wir an?“
    Frank legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Wie wäre es mit jetzt sofort? Solche Dinge darf man nicht zu lange warten lassen. Egal wie spät.“
    Marvins Gesicht strahlte vor Freude und Neugier. Natürlich war er einverstanden. Sie tranken schnell ihre Gläser leer, bezahlten und verließen die Bar.
    Der gute Marvin konnte ja nicht ahnen, dass der freundliche Frank es bei seinen Schilderungen mit der Wahrheit nicht ganz so genau genommen hatte. Er hatte ihm verschwiegen, dass er den neuen von ihm erbauten Generator sehr viel besser unter Kontrolle hatte, als er vorgab, und dass er eigentlich keine fremde Hilfe mehr benötigte.
    Doch das sollte Marvin Howards schon sehr bald zu spüren bekommen...

    Frank und Marvin erreichten das abgelegene Haus des Doktor Harris.
    Sie steigen aus und guckten sich die Fassade an.
    Frank stand mit den Händen in den Manteltaschen da, als sein Mantel in einer leichten Windbrise wehte.
    Er sprach Marvin an: „Tja, da wären wir. Schäbiges Gemäuer. Aber zweckhaft. Weit genug abgeschieden, dass niemand mitkriegt, wenn wir darin arbeiten.“
    Marvin war etwas ungeduldig: „Ja, und nun? Wie kommen wir rein?“
    „Komm mit. Ich zeig dir den Geheimgang. Ich hab zwar einen Haustürschlüssel, aber der nützt ja nichts, wenn sie mit Brettern vernagelt wurde...“

    Frank und Marvin gingen ums Haus in den verwilderten Garten. Frank kniete auf der von einer Rasenfläche überwachsenen Luke im Boden, von der er in der Bar erzählt hatte, und schaute zu Marvin hinauf.
    Er sagte: „Voila! Siehst du das? Von hier aus geht’s in den Keller.“
    „Jaja, ein gerissener Hund warst du ja schon immer, Frank...“
    Die Männer stiegen hinab und gingen durch einen dunklen Tunnel. Frank schaltete eine Taschenlampe ein.
    Marvin tastete sich hinter Frank her.
    Er atmete etwas schwer, als er sprach: „Riecht ganz schön alt und modrig hier unten...“
    Frank antwortete: „Der Tunnel ist über 100 Jahre alt, so wie das ganze Haus. So... Da wären wir schon. Diese Tür hier...“
    Sie standen vor einer massiven Stahltür.
    Frank erklärte: "Zur Sicherheit habe ich zusammen mit Harris diese massive Tür hier eingebaut. Die lässt sich nur von außen öffnen. Wer oder was auch immer jedoch in dem Raum dahinter bei dem Generator ist, kann sie nicht von innen öffnen."
    Marvin fragte noch mal nach: "Sie lässt sich von innen nicht öffnen?"
    "Absolut nicht. Nichts wird nach draußen gelangen. Aber guck hier..."
    Frank klopfte mit den Fingern gegen ein großes Fenster aus Panzerglas an der Tür, bevor er weiter sprach: "... hier durch können wir ganz sicher beobachten, was hinter der Tür vor sich geht."
    Frank schlug einen Hebel hoch, der außen an der Stahltür befestigt war. Es war der Verriegelungsgriff. Die schwere Tür quietschte etwas beim Öffnen.
    Frank ließ Marvin mit den Worten „Hier geht’s ins Labor...“ vorangehen.

    Die Beiden betraten ein karges Zimmer ohne Tapeten an den Wänden. In der Mitte des Raumes stand ein bizarr anmutender Apparat mit allerlei Schalthebeln und Knöpfen. Marvin blinzelte etwas, als Frank einen Lichtschalter betätigte.
    Die eigentliche Tür des Zimmers, die hinaus in den Keller und damit ins ganze versiegelte Haus führte, war verrammelt und als Ausgang nicht zu verwenden.
    Die Behörden hatten die von den Wissenschaftlern North und Harris eingebaute Stahltür dank des vorgestellten Schrankes übersehen. Frank hatte das Möbelstück längst beseitigt, da er sicher gehen konnte, dass ihn wohl niemand in ein als leer stehend bekanntes altes Gemäuer folgen würde und ihn bei den Experimenten mit dem Generator überraschen konnte.
    Eine Tarnung also überflüssig wäre.
    Sein junger Partner Marvin war erstaunt: „Wow! Das ist also der berühmte Generator unseres geschätzten Dr. Harris.“
    Frank stimmte nickend zu: „Der macht uns berühmt und reich dazu. Wenn es nach meinen Vorstellungen geht...“
    Dann ging Frank auch schon schnurstracks auf den Generator zu und gab dabei seine weiteren Erklärungen preis: „Tja, werter Kollege, mit dem Apparat spürt man fremdes Leben in unserem Sonnensystem auf. Man sieht zwar leider nichts von den fremden Welten, aber man kann nach Wesen suchen, die auf dem nächsten bewohnten Planeten unseres Sonnensystems zu finden sind.“
    „Phantastisch!“
    „Du sagst es. Man kann zum Beispiel fremdartige Raubtiere hier her rufen und die bleiben dann bei uns hier im Raum. Je nachdem, wie viele Minuten wir sie hier haben wollen. Dann verschwinden sie wieder in ihrer Welt."
    „Du bist sicher, es funktioniert?“
    Frank legte seine Stirn in Falten und flüsterte geheimnisvoll: „Ich habe sie gesehen, Marv. Glaub mir, es ist phantastisch. Beängstigend, aber auch phantastisch. Und leider auch gefährlich, wenn man die Experimente ohne Hilfe durchführt. Daher habe ich dich eingeweiht...“
    „Willst du den Generator jetzt benutzen?“
    Franks Gesichtsausdruck hellte wieder auf und er rieb sich voll Tatendrang die Hände. Er guckte Marvin noch mal durchdringend durch seine Brillengläser an, als erwartete er so etwas wie eine Anweisung seitens seines neuen Partners, legte aber bereits eine Hand an einen der Hebel, mit der anderen Hand bediente er einige Knöpfe.
    Er guckte auf einen Display am Generator und vergewisserte sich, dass die Eingaben stimmten: Zehn Minuten.
    Ganz in seine Gedanken vertieft murmelte Frank seine Antwort: „Genau. Ich gebe jetzt die Energien frei.“
    Marvin befand sich im Zustand äußerster Anspannung: „Du machst mich wirklich neugierig. Wie genau läuft das ab?“
    „Ein Probelauf. Sagen wir zehn Minuten.“
    Marvin fiel da noch etwas auf, was ihn etwas verwunderte: „Wieso hast du überhaupt Strom hier unten? Wo doch das ganze Gemäuer verriegelt und verlassen ist..."
    „Notstromaggregat. Das war mir bei meinen Arbeiten hier sehr hilfreich.“
    Marvin wollte noch etwas sagen, doch er hielt inne, denn der Generator zischte laut auf. Jetzt erst betrachtete er das Gerät überhaupt etwas genauer, denn vorher hatte er nur den Ausführungen seines Kollegen gelauscht.
    Der Apparat verfügte über eine Plattform ähnlich anzusehen wie eine übergroße Satellitenschüssel, die umgeben war von zehn Strahlern so groß wie Handfeuerwaffen, von denen sie in diesem Moment mit Blitzen beschossen wurde. Auf der Plattform waren bereits nach wenigen Sekunden erste kaum definierbare Umrisse zu erkennen von dem, was der Apparat gerade herbei rief.
    Während Marvin wie gebannt auf das blickte, was sich manifestierte, hörte er ganz beiläufig Franks Stimme: „Siehst du das, Marv? Auf der Plattform, der Fläche dort oben auf dem Generator, formt sich etwas... Sieh genau hin.“
    Marvin kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: „Ja, ich sehe es. Das sind wirklich außerirdische Wesen? Es ist kaum zu glauben...“
    Zehn bizarre Lebensformen formten sich mehr und mehr unter den gleißenden Blitzen heraus, ihre Konturen wurden schärfer und schärfer. Unter jedem der zehn Strahler je ein fremdartiges Tier.
    Die Wesen glichen sogenannten Salmlerfischen, von denen Marvin schon früher im Biologieunterricht seiner Highschool gehört hatte: Die Gestalten, die gerade in unsere Welt gezerrt wurden, waren von Optik und Größe wie Karpfenfische. Wie Marvin schnell auffiel, jedoch ohne Flossen oder Kiemen, die sie als Wassertiere erkennbar machen würden.
    Nein, es handelte sich um Landbewohner, die statt Flossen über je zwei krakelige Fangarme mit länglichen verhornten Spitzen und scharfen Kanten verfügten. Beine hatten sie nicht, dafür auf dem Rücken kleine Flügel.
    Sie konnten sich auf ihrem Planeten also ganz offensichtlich nur fliegend fort bewegen.
    Ihre Haut war grünlich, die Augen schwarz mit blutroten Pupillen.
    Ihre oberen und unteren Zahnreihen waren unter den Blitzen immer deutlicher zu erkennen. Lange spitze, dolchartige Hauer!
    Sie stießen zischende Laute aus, die sich deutlich vom Zischen der Blitzstrahler abhoben. Mehr und mehr fanden sie den Weg in die für sie neue Welt...
    Marvin konnte den Blick nicht von ihnen abwenden, obwohl er bei ihrem Anblick eiskalte Schauer verspürte: „Die sehen richtig gefährlich aus...“
    Hinter Marvin, der Frank die ganze Zeit den Rücken zu drehte, bewegte sich jener vorsichtig immer mehr Richtung offen stehender Stahltür, während er sprach: „Sie sehen wie Piranhas aus, findest du nicht? Nur Flügel statt Flossen. Und sie können durch die Luft fliegen... Erstaunliche Wesen.“
    Marvin konnte den Blick einfach nicht vom Geschehen auf der Plattform abwenden. So sah er nicht, wie Frank langsam und vorsichtig rückwärts zur Tür hinaus in den Tunnel zurück ging. Seinen Begleiter ließ er dabei nicht aus den Augen.
    Marvin ging währenddessen nur beiläufig auf Franks Anmerkung mit dem Piranhavergleich ein.
    Er nickte hastig beim Sprechen: „Ja... Ja...“
    Frank stand nun hinter der Tür und hielt sie nur noch einen Spalt offen, durch den er Marvin betrachtete und dabei redete: „Sie sind in unserer Welt angekommen, Marvin. Genau das hatte ich auch beabsichtigt. Nun wünsche ich dir viel Spaß mit unseren Gästen, die dir die nächsten zehn Minuten Gesellschaft leisten werden.“
    Jetzt drehte Marvin sich verwundert um, doch in dem Moment knallte Frank die Tür auch schon zu und drückte den Hebel, der die Tür verrammelte, nach unten.
    Irritiert fragte Marvin: „Was? Was soll das?“
    Frank stand im Tunnel vor der geschlossenen Tür, hinter der Marvins entsetzte Schreie zu hören waren.
    Die beiden Männer schauten sich durch die Panzerglasscheibe an der Tür direkt ins Gesicht. Marvins Gesichtsausdruck war von Schrecken und Fassungslosigkeit geprägt, Frank grinste ihn dagegen nur an.
    Er schaltete wieder die Taschenlampe ein, um durch den dunklen Gang wieder zu verschwinden.
    Siegessicher rief er gegen Marvins entsetzte Schreie an: „So Marv, jetzt habe ich freie Bahn bei Cathy. Genieße die nächsten zehn Minuten oder wie viel deine neuen Freunde dir noch lassen werden. Bye-Bye!“
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen machte Frank auf dem Absatz kehrt und ging den Tunnel entlang zurück nach draußen.
    Begleitet von Marvins entsetzten Blicken.

    Marvin hämmerte panisch gegen die verriegelte Tür und das ebenso unnachgiebige Fensterglas : „Frank! Frank, verdammt! Lass die blöden Witze! Mach die Tür auf! Verflucht!“
    Er realisierte, dass es für ihn kein Entkommen gab. Von innen befand sich leider kein Griff oder Hebel an der Tür.
    Er spürte, wie sich ihm etwas von hinten näherte. Langsam drehte er sich um.
    Ihm stockte der Atem!
    Um den Generator schwirrten die zehn Biester herum. Sie waren nun voll auf dem Planeten Erde angekommen. Und sie musterten neugierig das unbekannte zweibeinige Beutetier, das vor ihnen stand: Ein gewisser Marvin Howards!
    Frisch gefangener Homo Sapiens von allerbester Qualität in den besten Jahren vom Planeten Erde - Das war eine exotische Gaumenfreude, die sich bisher nicht auf ihrem Speiseplan befunden hatte. Aber sie rochen wohlschmeckendes Fleisch und hörten nahezu das warme, pulsierende Blut in den Adern des neuen Beutetieres pochen!
    Die Wesen waren in all ihrer furchteinflößenden Hässlichkeit zu sehen: Die Mäuler weit aufgerissen, die langen Reißzähne blitzten. Die Monster stießen fauchende Töne aus.
    Marvin zitterte am ganzen Leib, während die Lebensformen durch die Luft immer näher auf ihn zu flatterten. Er stand mit dem Rücken zur Tür und presste sich dagegen, so als wolle er den verzweifelten, sinnlosen Versuch unternehmen, sie mit seinem Körpergewicht aufzudrücken.
    Geifer rann aus den Mäulern der fliegenden Kreaturen. Alle zehn Wesen flogen um den wie zu Stein erstarrten Marvin herum. Er blinzelte mit den Augen und ließ seinen Blick von einem Flatterwesen zum Nächsten schweifen. Keinen Ton brachte er mehr heraus. Seine Lippen zuckten nur. Eine Mischung aus Todesangst und Faszination stand in sein kreidebleiches Gesicht geschrieben.
    Jetzt geschah es: Eines der Wesen ließ einen seiner Fangarme vorschnellen und bohrte dessen Spitze in Marvins rechtes Auge. Unter lauten Schreien Marvins spießte das Vieh den Augapfel auf und riss in aus der Höhle. Blut spritzte hinterher.
    Der Unglückliche stieß gellende Schreie aus und drückte seine beiden Hände auf die Wunde.
    Ein weiteres Monster schlug seine Kiefer in Marvins Hosenbein und zerfetzte es. Blut strömte heraus, als seine Kiefer sich ins Wadenfleisch bohrten.
    Von allen Seiten wurde Marvin nun von den Biestern attackiert.
    Heißhungrig fielen sie über ihre Beute her! Wahrlich, das war eine ganz neue kulinarische Köstlichkeit für sie.
    Zwei der Monster verbissen sich in Marvins rechten Arm. Eines im Unterarm, eines im Oberarm. Das Wesen am Unterarm riss Fleisch und Blut herunter von den Knochen wie von einer Grillkeule. Blutverschmierte Unterarmknochen waren zu sehen. Gleichzeitig wurde der Oberarm vom anderem Wesen zerfetzt, Muskelsehnen, Fleisch und Blut entblößt.
    Marvins linke Schulter wurde zeitgleich von den Bissen eines anderen Monsters durchbohrt.
    Alle Wesen bissen sich jetzt wie entfesselte Furien gleichzeitig an sämtlichen Körperstellen ihres Opfers fest.
    Zähne und Fangarme wurden Marvin in die Haut gebohrt und sein Körper von allen Seiten aufgeschlitzt!
    Seine Gedärme verteilten sich am Boden. Kleiderfetzen, Haut und Fleisch lösten sich, wirbelten durch die Luft und verteilten sich an den Wänden und auf dem Boden. Fontänenartig sprudelte Blut aus dem zerstückelten Leib umher. Marvin sah schon regelrecht aus wie ein lebender Wasserwerfer, der rote Farbe verspritzte.
    Auch der Generator war von Unmengen Blut besudelt. Seine Technik war jedoch resistent und versagte ihren Dienst nicht.
    Marvin schrie und zappelte, als er durch den Raum sprang, während ihm bei lebendigem Leibe die Innereien heraus gerissen wurden.
    Verzweifelt versuchte er, die Ungeheuer abzuschütteln. Mehr und mehr wurde er skelettiert. Doch noch wollte der Tod ihn nicht von seinem Martyrium erlösen.
    Die Szenerie glich in der Tat einem Piranhaangriff, wenn auch mitten im Raum und nicht in einem Fluss.
    Schließlich fiel Marvin zu Boden und wälzte sich mit seinen letzten Kräften herum. Die Raubtiere aus einer fernen Welt leisteten ganze Arbeit bei ihrem Fressgelage.
    Nach wenigen Augenblicken verblieb ein blutüberströmter Knochenhaufen mit wenigen Stoff - und Fleischresten am Boden. Von der Zimmerdecke regneten Blutstropfen und literweise floss Blut vermengt mit anderen Körperflüssigkeiten von den Wänden und verteilte sich unter Marvins Gebeinen.
    Jetzt hatte er ausgelitten!
    Die Monster rupften alles von seinen Knochen, was sie noch zu fassen kriegten.
    Zwei der Biester hatten gleichzeitig ihre Kiefer in Marvins linkes Bein gebohrt und es vom Körper abgetrennt. Beide wollten nicht loslassen und flogen mit dem Körperteil durch die Luft. Ein drittes Wesen flatterte plötzlich hinterher und schlug seine Hauer in eine der letzten verbliebenen Fleischreste an der Extremität. Die Viecher zischten wild durcheinander, denn jedes wollte den Leckerbissen für sich alleine. Jedoch wollte keines seinen Biss lösen, um seinen störenden Artgenossen zu vertreiben.
    Stattdessen zerrten die drei Fressmaschinen wild an dem Bein herum, jedes von ihnen in eine eigene Richtung. Unterschenkel und Oberbein konnten dem Sog nicht mehr stand halten und wurden knackend voneinander getrennt.
    Ein weiteres Wesen zog mit seinen Fangarmen die Kopfhaut vom Schädel des toten Marvin. Der Kopf des Getöteten war bis vor wenigen Sekunden abgesehen vom aufgespießten Auge von Verletzungen verschont geblieben, denn der Körper vom Hals abwärts war interessanter für die hungrigen Mäuler gewesen. Doch der relativ gute Zustand des Schädels veränderte sich in den folgenden Sekunden ins Gegenteil. Die verhornte Spitze am Fangarm der Kreatur wirkte mit ihrer scharfen Kante wie ein Kartoffelschälmesser und arbeitete sich vom Scheitel bis zum Kinn hinab. Sein verbliebenes linkes Auge hatte schon lange jeglichen Glanz verloren.
    Der bleiche Totenschädel kam unter der gelösten Hautschicht zum Vorschein.

    Frank stand bei Marvins Chevrolet vor dem Haus. Geduldig blickte er auf das Gemäuer und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Zufrieden sagte er zu sich selbst: „So, zehn Minuten sind um. Das war's dann wohl. Die Biester müssten zurück in ihrer Welt sein.“
    Er öffnete Marvins Wagen und wollte einsteigen.
    Kurz hielt er noch einmal inne und rief dem Haus zu: „Tja Marv, das war's dann wohl! Eine wahnsinnige Erfindung, was? In der Tat! Sie wird mir bestimmt noch öfters von Nutzen sein!“
    Kurz darauf brauste der Chevrolet mit quietschenden Reifen los. Frank wollte das Auto in einem nahen See versenken, um auch die restlichen Spuren seines verhassten Nebenbuhlers zu beseitigen.

    Frank entging beim Wegfahren der graue Buick Regal, der hinter einem Busch parkte.
    In dem Wagen saß eine Person, die linke Hand am Lenkrad und den Ellenbogen aus dem herunter gekurbelten Fenster gehalten.
    Die Person flüsterte zu sich selbst: „Da fährst du also alleine weg, mein Lieber? Was hast du mit Marv angestellt? Ich sollte mich wohl mal im Haus umsehen...“

    Ein paar Monate zogen nach diesen nächtlichen Ereignissen in dem offiziell leer stehenden Haus ins Land.
    Frank hatte ganze Arbeit geleistet mit seiner heimtückischen Intrige. Marvin wurde als vermisst gemeldet, nachdem er und sein Wagen spurlos verschwunden waren. Der skrupellose Forscher hatte den Kellerraum, in dem das Massaker mit den fremden Wesen statt gefunden hatte, gründlich von allen Leichenresten seines beseitigten 'Partners' gesäubert. Die Monster hatten den jungen Wissenschaftler gründlich abgeschlachtet.
    Was von dem Kerl übrig geblieben war, hatte Frank in einer Mülltüte verstauen können. Die paar zertrümmerten Knochen hatte er vergraben und die letzten Reste Fleisch seinem treuen Yorkshire Terrier zuhause ins Hundefutter gemischt. Ein perfektes Verbrechen. So schien es.
    Die Arbeiten mit dem Generator hatte er stetig weiter geführt. Suchte fieberhaft nach Möglichkeiten, auch die allerletzten kleinen Mängel zu begradigen, um das brisante Gerät dann irgendwann der Öffentlichkeit vorstellen zu können.
    So ganz nebenbei hatte er sich auch noch geschickt an die einsam und allein verbliebene Forscherin Cathy heran gemacht und den verständnisvollen Tröster gespielt.
    Nun schien es, als wäre sie seinem Charme endgültig erliegen. Die Beiden galten im Institut jetzt als das neue Vorzeigepaar. Zwar altersmäßig etwas auseinander, aber gefühlsmäßig voll aufeinander eingespielt. Und nicht nur, was die intimeren Emotionen anging, sondern auch das wissenschaftliche Interesse lag auf einer Wellenlänge. Frank hatte seine neue Flamme mit der Zeit ebenfalls in die Geheimnisse eingeweiht, denen Harris bereits auf der Spur gewesen war:
    Das Aufspüren außerirdischen Lebens.
    Sie hatten gemeinsam an den Bauplänen gefeilt und Ideen ausgetauscht.
    Eines schönen Nachmittages hielten sich die beiden in Cathys gemütlicher Wohnung auf. Kuschelten in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa.
    Frank hielt Cathy im Arm und beide lächelten sich an.
    Cathy schien glücklich und zufrieden, als sie Frank anlachte: „Es ist wie ein Wunder, dass wir uns so gut verstehen, Frank. Jahrelang sind wir im Institut nur aneinander vorbei gelaufen...“
    Frank hielt sie fest umarmt und stimmte ihr zu: „Ja, während du mit Marv zusammen warst, hatten wir uns ja nichts großartig zu sagen. Dabei waren wir wohl immer füreinander bestimmt, wie es scheint.“
    „So sehe ich das jetzt auch. Der verdammte Kerl hat sich einfach so aus dem Staub gemacht. Dabei hat er sich doch nach unserem letzten Treffen doch noch so scheißfreundlich von mir verabschiedet...“
    „...nur um dann spurlos in einer Nacht-und Nebelaktion zu verschwinden. Ich weiß...“
    „In den letzten Monaten warst du immer für mich da. Das tat richtig gut... Und deshalb habe ich auch eine Überraschung für dich hier bei mir.“
    Frank hob neugierig die Augenbrauen, als er fragte: „Hier im Haus?“
    „Im Keller. Los komm mit und sieh's dir an!“
    Sie packte ihn auch schon ihn am Ärmel seines Pullovers, sprang vom Sofa hoch und zog ihn aufgeregt hinter sich her. Frank ließ sich von der aufgebrachten Cathy hinter her ziehen und sagte lachend: „Moment... Sachte... Ich komm ja schon. Du machst mich aber neugierig.“

    Sie gingen beide die Kellertreppe hinab. Cathy vorweg, Frank neugierig hinter ihr her.
    Cathy erzählte : „Weißt du, hier in meinem Keller habe ich meinerseits ebenfalls in den letzten Monaten Forschungen betrieben. Im Alleingang, damit die Überraschung umso größer wird.“
    Frank war ganz überrascht, weil er immer davon ausgegangen war, das sie beide lediglich über Verbesserungen geredet hatten, aber nur sein eigener Apparat existieren würde: „Aha?“
    „Ja. Der Apparat, den du gebaut hast, ist wirklich interessant. Meine Meinung darüber kennst du ja zur Genüge. Daher dürfte dich auch interessieren, was ich hier habe...“
    Während sie das sagte, schloss sie schon eine Tür zu einem Raum am Fuße der Kellertreppe auf.
    Frank kratzte sich am Hinterkopf, während er seiner Freundin hinein folgte. Sie schaltete das Licht ein. Sein Gesicht hellte sich auf. Der Ausdruck darin war erstaunt.
    Frank fragte noch einmal nach: „Oha. Das ist er also?“
    Zu sehen war ein weiterer Generator, der dem Geräten von Professor Harris und jenem von Frank glich.
    Mit einem Unterschied: Er verfügte nur noch über einen einzigen Strahler über einer silberfarbenen runden Plattform zu Fuße des Generators. Auf dieser erheblich größeren Plattform als jene von Franks Generator konnte locker ein wesentlich größeres Raubtier Platz finden.
    Frank ging langsam auf den Apparat zu und musterte ihn von allen Seiten. Er kratzte sich am Kinn.
    Cathy blieb derweil an der Tür stehen und sagte: „Ja Frank. So ist es. Ein Nachbau des Prototyps von Harris' und deinem Generator. Jetzt habe ich hier in meinem Keller also ebenfalls einen. Und er funktioniert einwandfrei.“
    Frank tastete die Apparatur ab.
    Das Staunen klang noch durch seine Stimme durch, als er antwortete: "Du hast ja wirklich heimlich hier unten ein weiteres Exemplar konstruiert von dieser Erfindung."
    "Genau."
    "Anhand der Baupläne, die ich dir von Harris' Erfindung gezeigt habe..."
    "Das ist richtig. Denen lag ja auch dein eigenes Exemplar zugrunde. Doch während deiner ein exakter Nachbau ist mit einigen geringfügigen Verbesserungen, besticht meiner hier durch eine weiter entwickelte Technologie, die nur in Ansätzen mit der in Harris' oder deinem Gerät überein stimmt. Das System ist überarbeitet. Und was soll ich sagen, es stimmt jetzt alles. Man könnte den Searcher, wie ich ihn getauft habe, der Öffentlichkeit vorführen. Der Searcher, der außerirdische Lebensformen aufspürt und auf die Erde holt. Wie du sicher bemerkst, ist mein Gerät zum Aufspüren und Herbeischaffen größerer Tiere geschaffen. Ich rufe mit diesem Prototyp jetzt nur noch ein außerirdisches Tier hierher, dafür aber ein größeres. Kein Rudeltier wie diese fliegenden Landpiranhas, die wir schon bestaunen konnten."
    „Schon getestet, wie?“
    „Genau. Guck da oben an die Zimmerdecke, da ist eine Cam angebracht, und ich kann an meinem Laptop gemütlich im Wohnzimmer beobachten, wie all die Spezien, die noch nie jemand auf Erden je gesehen hat, für ein paar Minuten in meinem Kellerraum hier unten zu Besuch sind.“
    „Hebel hat er aber keine...“
    „Braucht er nicht mehr. Ich kann ihn jetzt mit einer Fernbedienung auslösen. Die Zeit, in der sich dann der Gast bei uns aufhält, ist standartmäßig auf zehn Minuten eingestellt.“
    Frank drehte sich zu ihr um: "Nicht schlecht. So ist es bequemer auszulösen, das stimmt...“
    Cathy nickte noch einmal lächelnd, dann wurden ihre Gesichtszüge auf einmal ernster, als sie fragte: „Kommt dir die Zeitangabe zehn Minuten nicht bekannt vor, lieber Frank?“
    Frank war überrascht vom Klang ihrer Stimme und dem veränderten Gesichtsausdruck: „Wie meinst du das?“
    „Hast du deinen Generator bei deinen Testläufen nicht auch stets so eingestellt? Diese Zeit stand jedenfalls nachweislich auf dem Monitor des Generators draußen in Harris' Haus, als ich ihn vorgefunden habe...“
    „Wie kommt du denn jetzt darauf?“
    Cathy huschte plötzlich ein paar Schritte rückwärts, bis sie aus dem Raum heraus war, und schmiss die Tür ins Schloss. Frank machte einen Satz nach vorne auf die Tür zu, doch der Schlüssel klickte von außen schon im Schloss.
    Frank rief nur noch: „He!“und rüttelte am Türgriff.
    Er wurde panischer: „Cathy! Cathy! Was soll das? Mach die Tür auf!“

    Cathy stand sicher vor der Tür, hinter der Frank weiter am Türgriff rüttelte und gegen sie pochte.
    Sie sprach mit lauter Stimme, aber ganz gelassen innerlich gegen Franks Schreie an: „Weißt du, ich bin euch damals gefolgt, als du Marv vor meinem Haus abgefangen hast. Bin euch erst zur Bar nach gefahren und dann bis zu Harris' Anwesen. Ich muss schon sagen, dein Plan war ganz schön perfide, wie du meinen armen Freund aus dem Weg geschafft hast. Ihn den außerirdischen Wesen zum Fraße vorgeworfen hast. Nun schmecke deine eigene Medizin, werter Herr Kollege...“
    Sie pfiff vergnügt, als sie sich umdrehte und die Kellertreppe ansteuerte.

    Frank trat noch mal mit dem Fuß gegen die Tür, als er hörte, wie Cathys Schritte sich von außen abwandten und sie die Treppe hinauf ging. Er keuchte beim Atmen, der Schweiß rann ihm über die Stirn, als er sich verzweifelt umdrehte. Vor ihm stand er nun, der neue Generator mit seiner Plattform und dem Strahler, der sie mit Blitzen beschießen und dabei eben jene schreckliche Kreatur herbei rufen konnte, die Cathy ihm sprichwörtlich auf dem Silbertablett – eben jener Plattform am Boden - zu servieren gedachte.
    Was stand ihm nun wohl bevor?

    Die gut gelaunte Cathy betrat ihr Wohnzimmer mit dem Sofa, auf dem sie eben noch mit Frank gekuschelt hatte. Sie trug ein Laptop unterm Arm.
    Mit den Lippen pfeifend setzte sie sich auf das Sofa und stellte das Notebook vor sich auf den Glastisch. Sie klappte das elektronische Notizbuch auf, tippte ein wenig auf der Tastatur herum, und fing dann an zu reden.

    Frank war vor der Tür zusammen gesackt. Er hatte längst eingesehen, für ihn gab es kein Entkommen mehr. Er saß im Schneidersitz ganz ruhig da und richtete seine Blicke abwechselnd auf den Generator und auf die Cam an der Zimmerdecke. Wartete ab, was jetzt wohl passieren möge.
    Plötzlich war Cathys Stimme zu hören!
    Frank zuckte zusammen und wendete seinen Kopf so heftig in Richtung eines Bildschirmes, der sich genau unterhalb der Cam an der Wand befand, dass ihm beinahe seine Brille von der Nase rutschte.
    Die Stimme rief: "Huhu Frank!"
    Der Bildschirm an der Wand, der sich gerade einschaltete und Cathys hübsches Gesicht zeigte, war nicht größer als ein üblicher PC-Monitor.
    Franks vorgebliche Freundin lächelte und sprach: "Nun paß auf, lieber Frank. Ich kann den Searcher bequem von meinem Laptop aus fernsteuern. Und wie ich dir schon sagte, kann ich alles beobachten, was gleich in dem Raum hier so abgeht. Du siehst mich doch jetzt auch auf dem Monitor, hab ich Recht?"
    Frank stand jetzt von seinem Schneidersitz auf und ging ein paar Schritte auf den Bildschirm mit dem dem maliziös lächelnden Gesicht der schönen Frau darauf zu. Er zitterte dabei am ganzen Leib.
    Seine Worte stammelte er: "Cathy... Cathy... Bitte..."
    Cathys Gesicht strahlte ironisches Erstaunen aus: "Aber Frank, was hast du denn? Keine Sorge, meine Blicke sind stets auf dich gerichtet. Du bist nicht allein..."

    Cathy saß auf ihrem Sofa und goss sich gemütlich Rotwein in ein Glas, das sie neben das aufgeklappte Notebook stellte, ihren Blick stets auf den Monitor gerichtet.
    Dann drückte sie ein paar Tasten auf dem Laptop, während sie weiter sprach: "So Frank, dann wollen wir mal das Experiment starten. So nahe warst du einem possierlichen Tierchen aus einer weit entfernten Welt noch nie. Das wird sicher für uns beide ganz interessant."
    Sie ignorierte das Flehen ihres Gefangenen und rief weiter mit den Lippen pfeifend ein Menü auf, das vorübergehend die Sicht auf den verängstigten Frank verdeckte. Sie tippte 'Zehn Minuten' ein und drückte auf die Bestätigungstaste. Das Menü verschwand und gab die Sicht wieder auf Frank frei, wie er da stand und seine weit aufgerissenen Augen mal auf den Generator richtete, der hinter ihm am Laptop-Screen zu sehen war, und mal auf den Monitor im Kellerraum. Die Cam hing über dem Monitor an der Decke und strahlte den ausgelieferten Mann frontal von oben herab an, so dass Cathy sein Gesicht gut erkennen konnte.

    Frank stand vor dem Monitor, von dem ihm Cathys Gesicht entgegen lächelte.
    Aus ihm sprach die Verzweiflung: "Cathy... Bitte... Lass mich hier raus! Wir können über alles reden! Tu mir das nicht an!"
    Cathys Lachen war zu hören, dann ließ ein lautes Zischen den gefangenen Mörder Frank herum fahren.
    Der neue Generator war in Betrieb. Sein Strahler feuerte Blitze auf die runde Plattform am Boden ab. Wesentlich schneller, als es noch bei den kleinen fliegenden Wesen war, formte sich eine riesenhafte Gestalt unter den Blitzen.
    Innerhalb weniger Sekunden entstand unter dem Blitzstrahler ein abartiges Monster. Die Blitze erloschen.
    Über zwei Meter war das Ungeheuer groß, fast bis zur Zimmerdecke. An jeder Seite des unansehnlichen, unförmigen Körpers befanden sich drei meterlangen Tentakeln mit knapp 30 Zentimetern langen Scheren an den Enden, die an Krabbenscheren erinnerten. Insgesamt sechs lange Krakenarme zuckten also durch den Raum.
    Der Kopf war ebenso bizarr anzusehen. Zwei kuppelartige Facettenaugen wie von einem Insekt glotzten ausdruckslos durch das Zimmer. Ein stummeliger Rüssel hing am Kopf und schwang wild nach allen Seiten. Das Wesen stieß unaufhörlich schmatzende Geräusche aus.
    Es verfügte nicht über Beine. Dafür glänzte der ekelhafte Körper, der aussah wie eine riesige Kartoffel, nahezu vor Schleim, den das Biest absonderte und unter sich am Boden verteilte, um sich darauf vorwärts zu bewegen.
    Das glibbrige Zeug, gelb wie Senfsoße, stank bestialisch und Frank spürte, wie im der Magensaft die Kehle hinauf rann.
    Er schrie laut auf und lief panisch auf und ab im Raum. Vor dem Monitor hin und her.
    Das außerirdische Tentakelwesen setzte sich langsam in Bewegung und glitt über die glänzende Schleimschicht am Boden auf den tobenden Frank zu.
    Zwei der langen Tentakeln schnellten vor und die Klingen der Scheren bekamen Frank zu fassen.
    Ein Fangarm das linke Bein des Wissenschaftlers und der Andere seinen rechten Arm. Die Scheren schlossen sich zusammen und ließen Franks Knochen laut knacken.
    Der Forscher brüllte auf und wand sich unter höllischen Schmerzen. Schon sausten zwei weitere Tentakel heran. Die Schere eines Fangarmes durchbohrte Franks Bauchdecke und spießte ihn regelrecht auf. Blut sprudelt heraus und die Schere wühlte sich durch seinen Unterleib.
    Tentakel Nummer Vier schloss die Schere um Franks linken Arm und ließ die Ellenbogenknochen splittern.
    Die beiden Facettenaugen des Wesens glänzten jetzt auf einmal angesichts des nahenden Leckerbissens.
    Das Monstrum fuhr seine vier ausgefahrenen Tentakel langsam zurück und zog dabei den schwerverletzten, blutenden Frank Zentimeter für Zentimeter an sich heran. Die restlichen beiden der sechs Fangarme bewegten sich am Körper der Bestie auf und ab.

    Cathy saß bequem in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa und nippte zufrieden an ihrem Weinglas. Aus dem Laptop waren Franks Schmerzensschreie zu hören.
    Die attraktive Rächerin nickte dem Notebook zu: "Auf dein Wohl, lieber Frank, auf dein Wohl."
    Sie nahm einen kräftigen Schluck und guckte aufmerksam weiterhin dem Geschehen zu.

    Das Ungeheuer hatte sein zappelndes Opfer an sich heran gezogen. Franks zertrümmerte Arme und Beine bereiteten ihm unbeschreibliche Schmerzen. Aus seinem aufgebohrten Unterleib sprudelte Blut und floss über den Boden des Raumes, als das Vieh seine Schere heraus nahm und um seine Beine wickelte. Wild schüttelte er den Kopf und verlor dabei seine Brille, als das Wesen ihn ein wenig drehte und seinen Bauch unter seinen Rüssel hält.
    Zwei weitere Fangarme hatten sich jetzt um Franks Beine geschlungen und die anderen drei um seine Arme. Der Torso des Forschers mit dem klaffenden Loch im Unterleib befand sich jetzt genau unter dem Rüssel des Ungeheuers, aus dem nun eine seltsame milchig weiße und brennend heiße Flüssigkeit über Franks Körper sprudelte. Der Getroffene brüllte wie am Spieß.
    Die Flüssigkeit dampfte und war ätzend. Das Letzte, was Frank noch durch den Kopf schoss, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war der Gedanke an ein zersetzendes Enzym, das einige Insekten über ihre Nahrung spritzten, um diese zu verflüssigen und durch den Rüssel aufzusaugen. Und das traf es wohl sehr genau...
    Sein Körper wurde zwischen Hüfte und Hals in einen dunkelroten, zischenden, dampfenden Brei aus Innereien, Blut und bröselnden Knochen zersetzt. Die Kleidung verglühte.
    Der Kopf und die Extremitäten kullerten über den Boden. Die Arme waren abgerissen und die zwei Beine baumelten an einem blutigen Fleischklumpen, der einmal Franks Lendengegend gewesen war.
    Das Ungeheuer saugte die flüssige Masse vor sich durch seinen Rüssel gierig auf. Lautes Schmatzen hallte durch den Raum, als der längliche Rüssel die dunkelrote Masse vom Boden schlabberte.

    Cathy nahm einen weiteren Schluck aus dem Weinglas zu sich, während sie das Geschehen aus sicherer Distanz auf dem Bildschirm des Laptop beobachtete.
    Kopfschüttelnd mit einem verächtlichen Ton in der Stimme sagte sie: "Tja Frank, so schmeckst du deine eigenen Medizin. Wie konntest du auch nur annehmen, ich könnte dich Scheusal jemals ernsthaft lieben? Mein armer Marvin, ich vermisse dich so... Aber dein Mörder hat seien gerechte Strafe bekommen."
    Sie lehnte sich zurück und kuschelte sich richtig im Sofa ein. Nach wenigen Minuten war der Spuk dann vorbei. Das alptraumhafte Biest wurde vom Generator auf seinen Heimatplaneten zurück gebeamt. Cathy war zwar irritiert vom Gedanken an die Sauerei, die sie jetzt im Kellerraum zu beseitigen hatte, aber im Großen und Ganzen fühlte sie pure Genugtuung.

    Ja, sie hatte den heimtückischen Mord an ihrem geliebten Marvin leider nicht verhindern können, doch sie hatte ihn erfolgreich gerächt. Der skrupellose Wissenschaftler Frank North hatte seine verdiente Strafe erhalten.
    Nach ein paar Wochen siedelte die hübsche Forscherin Cathy Richards ins Zentrum von Phoenix um. Raus aus dem kleinen Kaff, in dem sie alles an den verlorenen Liebhaber und natürlich auch an dessen Mörder erinnerte.
    Frank galt ebenso vermisst wie Marvin. Cathy konnte leider nicht mehr öffentlich vorgeben, die alleinige Erfinderin des Searchers zu sein, denn die Behörden hatten ja schon lange den ersten Prototyp aus der Hand des an seinem Experiment verunglückten Professor Harris sicher gestellt. Aber sie konnte immerhin sämtliche Arbeiten, die vom mörderischen Frank getätigt wurden, als ihre eigenen ausgeben und zusammen mit ihrem tatsächlich gebauten Searcher zum Aufspüren besonders großer außerirdischer Tiere gleich zwei Maschinen unter ihrem Namen vorführen und im Laufe der Zeit sämtliche Auszeichnungen und Geldpreise für ihre gelungenen Forschungsarbeiten gewinnen.
    Und mit einem dicken Bankkonto und einem feudalen Grundstück in Phoenix war es auch nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Mann in ihr Leben treten sollte.

    ENDE

    p/c November 2011