13. Japan Filmfest Hamburg vom 23.-27.5.2012

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RED HOT GANG - ROCKIN' BROADWAY von Terry Lee Smith
Akira Ueno, einst Sänger in einer Rockabilly-Band, verliert seinen Lebenstraum aus den Augen und fristet sein Dasein als gelangweilter Büroangestellter und Ehemann. Obwohl er seine Frau liebt, spürt er in sich eine unstillbare Sehnsucht. Als er schließlich auf das Clubfestival ROCKIN’ BROADWAY stößt, bricht eine wohlvertraute grell-bunte musikalische Welt in seinen grauen Alltag. Kann er seine Musikerkarriere neu starten? Ist sein bürgerliches Leben nur ein grässlicher Alptraum? Wie durch einen unwirklichen Nebel stolpert er durch die Nacht, jagt seinen Träumen hinterher.

Bei ROCKIN‘ BROADWAY handelt es sich eher um eine musikalische Traumreise, denn um einen klassischen Konzertfilm. Der 1974 geborene Terry Lee Smith mischt in seinem Werk in düsterem Grau gehaltene Spielszenen geschickt mit echten vor Leben sprühenden Live-Aufnahmen des legendären Clubfestivals ROCKIN’ BROADWAY. Der lange Weg Akiras zum musikalischen Glück wird somit von zahlreichen Indie-, Jazz- , Blues- und Rockabillybands flankiert, deren Spielfreude nicht nur auf den depressiven Protagonisten ansteckend wirkt. Eine ungewöhnliche, musikalisch mitreißende Konzertfantasie.
mit den Bands: BLOODEST SAXOPHONE, TIGERLILY, ELOKINZ, THE HOT SPOTS, PRINCE ALBERT, THE RIZLAZ, MR. NAKASAKO + HIS NEAPOLITAN CAFE ORCHESTRA, STRAY BOYS, THE BREAKERS, THE CRAZY TEDS, THE BEATRAY, THE PHANTOMBEATS, DADDY-O + THE HELL CATS, LA TAKASHI-NO + SHI-NO'S CONNECTION, RAMONE-X, THE MACKSHOW, BAN HIROSHI+EVE, LOS RIZLAZ, SPEED BALL, LITTLE FATS+SWINGIN'HOT SHOT PARTY, THE BAWDIES, GYPSY VAGABONZ, HARISS


HARAKIRI - DEATH OF A SAMURAI von Takashi Miike

Japan in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 20 Jahre nach Beginn des Tokugawa-Shogunats und der Beendigung des Bürgerkriegs. Zahlreiche Ronin, nun arbeitslos gewordene Samurai, streifen mittellos durchs Land. Unter dem Vorwand, ehrenvoll Seppuku, den rituellen Selbstmord, begehen zu wollen, ist es für sie üblich geworden an den Toren der Fürstenhöfe um Einlass zu bitten, von der Hoffnung beseelt, so das Mitleid eines Daimyo zu erregen und vielleicht eine Einstellung oder zumindest ein paar Münzen zu erbetteln. Ein junger herrenloser Samurai, Motome, ist so verzweifelt, dass er den Trick probiert, doch er hat an das falscher Tor geklopft. Er wird unter vorgehaltener Waffe gezwungen das blutige Ritual durchzuführen. Einige Zeit später erscheint unter demselben Vorwand ein weiterer Samurai, doch er ist nicht das, was er zu sein vorgibt.
Takashi Miike zählt zu den vielseitigsten Regisseuren des japanischen Gegenwartskinos und hat sich im Laufe der Jahre durch seine zum Teil sehr drastischen Genrestreifen (AUDITION, ICHI THE KILLER) eine treue Fangemeinde gesichert. Mit HARA-KIRI versucht sich Miike ein Jahr nach 13 ASSASSINS erneut an einem Remake eines klassischen Jidai-geki, dem japanischen Historienfilm. Masaki Kobayashis blutiges Meisterwerk aus dem Jahre 1962 zählt sicherlich zu den absoluten Höhepunkten des Genres. Anstatt die stilistische Perfektion der Vorlage übertreffen zu wollen, lenkt Miike daher den Schwerpunkt seiner Fassung in eine andere Richtung. Den Soundtrack steuerte Filmkomponist und Popstar Ryuichi Sakamoto (DER LETZTE KAISER) bei.


MINOMAN von Irie ( als Gast auf dem 13.JFFH)

Um seinem traurigen Leben als erfolgloser Handwerker zu entkommen, baut sich Minoman eine Parallelwelt auf, in welcher er zu dem heldenhaften und mutigen Minoman wird. In seinen Tagträumen ist er Meister im Schwertkampf und rettet das junge Mädchen aus der realen Welt vor den Feinden.
Um den Helden mehr Stärke zu verleihen, übt er abends nach der Arbeit auf dem Spielplatz den Kampf mit dem Schwert und manövriert sich dadurch in seine Traumwelt.
Die Grenzen zwischen der real existierenden und der geschaffenen Welt fangen langsam an zu verschwimmen.

Der Wechsel zwischen den zwei verschiedenen Lebenswelten Minomans macht den besonderen Reiz dieses Filmes aus.
Der Hauptdarsteller und auch die Kameraführung schaffen es, dem Zuschauer sehr deutlich zu präsentieren, in welcher furchtbar misslichen Lage sich Minoman befindet. Der Gegensatz der zwei Welten wird durch die grausamen Mitarbeiter der realen Welt und der schönen Geliebten in der Traumwelt deutlich gegeneinander gestellt. Dennoch ist es am Ende des Filmes weder Minoman noch dem Zuschauer möglich, diese Welten zu trennen.


YOUR INSIDE von Kiyohito Tanabe

Zahnärzte sind bei vielen Patienten sehr beliebt. Vor allem auf diesen hat eine weibliche Patientin hat ein Auge geworfen. Doch scheint er nicht so recht an ihr interessiert zu sein. Allerdings scheint es ihm die Tochter der Patientin eher angetan zu haben. Wie weit sein Interesse wirklich geht, zeigt sich, als er sein neues Equipment an ihr ausprobiert und eine Wanze in ihren Zahn einbaut. Ob er klar kommt mit dem, was er da hört?


CAST ME IF YOU CAN von Atsushi Ogata
auf dem 13.JFFH als 35mm
Der zweitklassige Schauspieler Hiroshi (Toru Masuoka) führt ein Leben im Schatten seines Vaters, einem berühmten Schriftsteller. Ängstlich vermeidet er es, bei seinen Mitmenschen anzuecken und wird so zu einem Mann ohne Eigenschaften. Gerade als die Hauptrolle, von der er immer geträumt hatte, in greifbarer Nähe scheint, gerät er in eine Intrige und wird gefeuert. Am Boden zerstört stößt Hiroshi zufällig mit der lebenslustige Aya (Hiromi Nagasaku) zusammen, einer jungen aufstrebenden Schauspielerin. Ehe er recht weiß wie ihm geschieht, beginnt er sich zu verlieben. Tollpatschig, aber mit unerschütterlicher Beharrlichkeit, versucht er ihr Herz zu gewinnen. Das erste Mal in seinem Leben hat er den Mut, für sich und seine Träume einzustehen.

Der preisgekrönte Kurzfilmer Atsushi Ogata (ETERNALLY YOURS 2007) wagte sich mit der romantischen Komödie CAST ME IF YOU CAN an seinen ersten abendfüllenden Spielfilm. Als Co-Autoren gewann Ogata Drehbuchveteran Akane Shiratori, der in seiner langen Karriere unter anderem schon mit Kaneto Shindo und Shohei Imamura zusammengearbeit hat. Nicht zuletzt dank der sichtlichen Spielfreude beider Hauptdarsteller, Toru Masuoka und Hiromi Nagasaku, die ihren Rollen die notwendige Präsenz und Leichtigkeit verleihen, gelingt Ogata ein überzeugendes Spielfilmdebut. Eine Empfehlung für alle Freunde romantischer Beziehungskomödien.


GETAWAY von von Irie
zu Gast ist OTSUKA Ken von Urbandash Production
Der verträumte Yûji arbeitet in einer Elektronikfirma. Nach Feierabend arbeitet er bis tief in die Nacht an seinem Traum, Schriftsteller zu werden. Seine Hauptfigur Yûichirô gerät auf der Flucht vor einem Gangster von einem Schlamassel ins nächste.
In der Realität verfolgt von einem fiesen Abteilungsleiter, im Roman von einem Bösewicht Typ Yakuza – doch plötzlich scheint es, als würden sich die Welten überschneiden. Und es stellt sich immer mehr die Frage: Wer flieht hier warum vor wem oder was?

Das Thema, sich in der japanischen Leistungsgesellschaft auch individuell zu verwirklichen, ist durchaus ein ernsthaftes. Der Film GETAWAY benutzt dabei aber Stereotypen von der Arbeitsameise Salaryman über Maid-Cafés zu plötzlich auftauchenden Superhelden auf erfrischend spielerische Weise. Das funktioniert? Ja, vor allem weil die liebevolle Low-Budget Produktion zeigt, dass man eine fast absurd fantastische Geschichte auch ohne hochpolierte Spezialeffekte unterhaltsam erzählen kann.


THE FOOLISH MAN von Kentaro Matsuda

Sommer in einer japanischen Kleinstadt. Es ist heiß. Es ist langweilig. Was tut man nicht alles gegen die Langeweile… Rumhängen, Golf spielen, ein Ferkel vergewaltigen, ein Fabelwesen erfinden. Letzteres eigentlich aus der Motivation heraus, das Städtchen für Besucher interessant zu machen. Allerdings stürzt sich erst einmal nur die lokale Presse auf die Story von „Nutchie“, dem unbekannten Wesen aus dem Wald. Doch wie alle anderen Versuche, sich die Zeit zu vertreiben, ist auch diese Geschichte nur von begrenzt unterhaltsam. Und am Ende steht nur fest: Während das Leben seinen Lauf nimmt, tun Männer und Frauen im allgemeinen, Polizisten, Hausfrauen und Familienväter im besonderen, genau das, was sie eben tun müssen. 

Ziemlich aberwitzig entwickelt Regisseur Kentaro Matsuda seine Geschichte um Nutchie, das erfundene Fabelwesen. Den Frust ob der tödlichen Langeweile kann man als Zuschauer durchaus nachvollziehen, aber was die Protagonisten daraus machen… Aber es hilft alles nichts: Gefangen in ihrem Kleinstadtdasein bietet letztendlich nicht einmal der gewagteste Fluchtversuch ein Entkommen.


Ab sofort gibt es das Programmheft des 13.JFFH hier als PDF:
http://www.jffh.de/tickets/
NEWS
09.04.2012 Programmheft als PDF (3,9MB)