Buchrezensionen

Gast · 1193 · 177354

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jerry garcia

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Scott Turow. "Das ist mein Fall" entfährt es Richter George Mason beinahe unwillkürlich. Der Prozess der Mindy DeBoyer soll neu beurteilt werden - vier Jahre nach einem Blackout auf einer Party hatte das Mädchen erfahren, dass sich mehrere College-Studenten an ihr vergangen hatten, die daraufhin wegen Vergewaltigung verurteilt wurden. Nun legen die Täter Berufung ein, argumentieren, die Verjährungsfrist für ihr Verbrechen sei bereits abgelaufen. Die Frage, welcher Richter am Court of Appeal von Kindle County, Illinois, sich der Sache annimmt, kommt Mason zuvor. Das ist sein Fall.

 Was ihm jetzt schlaflose Nächte bereitet, geht über die verzwickte Rechtslage im Prozess Mindy DeBoyer weit hinaus. Es ist das hilflose Schweigen, das Patrice und ihn seit der Krebsdiagnose seiner Frau befallen hat. Es ist die unverhohlene Morddrohung, die ein Unbekannter gegen ihn ausspricht. Und es ist die lange verdrängte Erinnerung an ein Mädchen, das vor über 40 Jahren in eine ähnliche Situation wie Mindy geraten war. Zeuge wurde damals der Student George Mason. Oder vielleicht Täter? In den Vereinigten Staaten als Fortsetzungsroman in der bekannten "New York Times" erschienen, bei uns dann als gebundenes Buch für knapp 17 und als Taschenbuch für knapp 9 Euro bei gnädig bemessenen rund 300 Seiten mit großem Zeilenabstand und fetten Rändern auf den Markt geworfen. In meinen Augen Seitenschinderei, sodass ich mir den Kauf zu diesem Preis lange erspart habe. Mittlerweile konnte ich es gebunden bei einer Angebotsaktion günstig erwerben und mich der Story widmen, in der Richter Mason den Aufsehen erregenden Fall der Massenvergewaltigung in der Entscheidung hinsichtlich einer Berufung verhandeln muss und dabei an seine eigene Vergangenheit zu Studienzeiten inklusive sexueller Verfehlungen erinnert wird. Nicht nur die Droh-E-Mails und die Krebserkrankung seiner Gattin machen ihm zu schaffen, da sich die Beratungen mit den beisitzenden Richtern in die Länge ziehen und keine Einigung über das Vorgehen in Sicht ist. Er wird wieder einmal mit den juristischen Winkelzügen und den vielfältigen Facetten des amerikanischen Systems konfrontiert, die die Anwälte der Angeklagten, aber auch die Justizangestellten, die sich einen festen Platz in der neu zu gestaltenden Hierarchie in Kindle County mit allen Mitteln erkämpfen wollen. Viel Beistand gegen die opportunistischen Kollegen oder bei der Entscheidungsfindung erhält er nicht, nur bezüglich der Drohungen und einem Überfall in der Tiefgarage kann er sich einigermaßen auf die Ermittler verlassen, die dann auch einige Verdächtige zu präsentieren wissen.

 Ganz klar, Scott Turow, dessen bekanntestes Werk "Aus Mangel an Beweisen" (verfilmt mit Harrison Ford) ist, hat schon entschieden bessere Romane abgeliefert. Trotzdem ist ihm auch hier wieder ein intelligenter Justizthriller über die Fragen nach dem Nutzen des Rechtssystems für den Bürger und inwiefern sich die Politik daran macht, die Gerichte zu ihren Gunsten zu beeinflussen bzw. welche Ränkespiele zum Erlangen höchster richterlicher Weihen aufgeführt werden, gelungen. Vielleicht gerade aufgrund seiner Kürze und des Episodencharakters bleibt es durch Cliffhanger, die der Erscheinungsform des Romans geschuldet sind, immer spannend. Gewürzt mit dem Geheimnis um die Drohungen, vergangene Fälle, einem Überfall in der Tiefgarage und keine allzu komplizierten juristischen Formulierungen lässt sich "Befangen" ganz unbefangen lesen und überzeugt einigermaßen. Jedenfalls entschieden mehr als die Grisham-Outputs der letzten Jahre zusammen. Außer der Juristerei stehen noch Schuld, Vergebung, Mitleid und Menschlichkeit im Mittelpunkt der Geschichte, die zwar wahrlich kein großer Wurf geworden ist, aber immer noch unterhaltend.


jerry garcia

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Olivier Pauvert. Dieser SciFi-Fantasy Mix führt seinen Protagonisten nach seinem Unfall mit einem Gefangenentransporter der französischen Polizei zurück in die Zukunft - etwas mehr als 12 Jahre sind seit dem Sturz in eine Schlucht und seine Befreiung vergangen und er trägt nun an sich die Kennzeichen eines Menschen mit Downsyndrom, was ihn nicht nur zum Aussenseiter degradiert sondern auch bei der Suche nach dem Mörder der jungen Frau, deren Tod er verdächtigt wird, behindert. In einem Frankreich, das sich völlig gewandelt hat seit seinem Unfall, begegnet man ihm nun mit vorsichtiger Zurückhaltung oder offener Abscheu. Hilfe kann er sich nur von anderen seiner Art erhoffen.

Auf der Jagd nach Spuren muss er feststellen, dass sich der Staat in eine Form des Diktats der Gleichschaltung verändert hat, gegen das sich nur wenige aufzulehnen scheinen. die Menschen denken gleich, kleiden sich konform und werden von Großbetrieben ausgebeutet, die ihnen in der massiven Werbung für die immer gleichen Produkte das Geld aus der Tasche ziehen. Freie Marktwirtschaft ist abgeschafft, freie Meinungsäußerung erst recht, die Politik jagt die Widerspenstigen, um sie zu kasernieren und umzuerziehen. Deshalb hat er sich mittlerweile bewaffnet bzw. festgestellt, dass er eine Waffe ist - seine Blicke können töten, was er auch zu nutzen weiß. Hilfe erhält er von weiteren Ausgestossenen, die sich in Hinterhöfen und der Kanalisation vor der Allmacht der staatlichen Geheimpolizei verstecken, um wenigstens zu überleben oder aber einen gemeinsamen Widerstand zu organisieren. Für ihn aber ist die Lösung seines Falles vorrangig, da er sich beim besten Willen nicht als Mörder dieser jungen Frau fühlt. Er vermutet gezielte Manipulation, um in ihm einen Sündenbock aufzubauen.

Das Thema des totalitären Staates wird hier - obwohl etwas an 1984 erinnernd - aus einer neuen Perspektive angegangen. Das Opfer des Systems kehrt Jahre später wieder zurück! Im Verlaufe der Story wird dann die gesamte perfide Macht und Durchtriebenheit des Staatsapparates aufgerollt, ohne aber dabei die Hauptperson aus dem Auge zu verlieren. Insgesamt wird hier durch den Autor dazu aufgerufen, die Menschenrechte, Freiheit (zur Zeit ja in Frankreich mehr als aktuell hinsichtlich der Vororte und des offenen Rassismus bezüglich der Einwanderer aus den früheren Kolonien) und den Datenschutz (mit diesem Thema darf sich aktuell Deutschland beschäftigen, da Firmen und Politik diesen ja nach Gutdünken zu eigenem Nutzen aushebeln, ohne dafür auch nur ansatzweise Strafe fürchten zu müssen, der Bürger wird allein gelassen, da die Mächtigen miteinander kungeln) nicht durch die Staatsmacht oder Wirtschaftsmonopole unterlaufen zu lassen. Hervorzuheben sei, dass der Beginn des Werkes wichtig für die gesamte Auflösung des Falles sein wird sowie die stellenweise harten und grausamen Züge, die Olivier Pauvert in seine Botschaft für Toleranz und Vorsicht vor den Regierenden mit einfließen lässt. Klarer Lesetipp.


jerry garcia

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 Patrick Lee. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat gerade eine Fernsehrede gehalten, da löscht vor den Augen der Welt ein Raketenangriff das Weiße Haus aus. Kurz danach überleben Travis Chase und Paige Campbell nur knapp ein Bombardement auf ihre Forschungsstation tief unter der Erde von Wyoming. Was steckt hinter diesen Angriffen? Ein jahrzehntealtes Geheimprojekt? Travis sieht nur einen Weg zur Lösung des Rätsels: Den Weg zurück in der Zeit. In seine frühere Existenz in Gestalt eines Kindes macht er sich auf eine Reise quer durch die USA, um den Mächten der Zerstörung zuvorzukommen.

Nach dem Attentat auf den Präsidenten wird an der Abschussstelle eines innerörtlichen Raketensilos aus dem Kalten Krieg eine Botschaft gefunden: Siehe Skalar. Die Nachricht erreicht das Team um Travis und Paige, die herausfinden, dass es sich dabei um eine alte Sache des Portals aus dem Jahr 1978 handelt. Nur eine der damals beteiligten Personen lebt noch. Als sie diese aufsuchen, geraten sie in einen Hinterhalt, dem sie aber entkommen können. Mit den neuen Informationen ausgerüstet, entschließt sich Travis zur Reise in die Vergangenheit in seinen eigenen Körper als Zehnjähriger. Die Suche nach einem Notizbuch mit Aufzeichnungen gestaltet sich als recht schwierig, wenn man nur in der Gestalt eines zehnjährigen Bengels rumlaufen kann. So kommt Travis nur mit fragmentarischen Ergenissen in seine ursprüngliche Zeit und Körper zurück. Kaum ist er wieder an Ort und Stelle, wird das unterirdische Labor von einem B-52-Bomber mit einem Bunkerbrecher fast völlig zerlegt, sodass nur Travis, Paige und elf weitere Mitarbeiter den Angriff überleben. Die beiden trennen sich zusammen mit Bethany von der Gruppe, um in einem Ort namens Rum Lake weitere Ermittlungen anzustellen, weil sie vermuten, dass dort der Ausgangspunkt nicht nur der Verschwörung sondern des gesamten Projekts liegt. Sie finden unterirdische Gewölbe vor, werden aber auch schon von einem großen Trupp Soldaten erwartet. Dennoch gelingt es ihnen einzudringen, aber ihre dringdsten Fragen sind noch nicht beantwortet, die Bedrohung der Welt noch nicht vorbei.

Der abschließende Teil der Trilogie ist vollgepackt mit Actionelementen, einer zwar kurzen Zeitreise, außergewöhnlichen Ideen, fremder Technologie, überraschenden und verwirrenden Begebenheiten und menschlicher Gier und Niedertracht. Auch wenn manches an den Haaren herbeigezogen scheint und es schon fast Bedingung ist, vor "Das Labyrinth der Zeit" auch "Die Pforte" und "Dystopia" allein des Verständnisses wegen zu lesen, ist das bisher letzte Buch von Patrick Lee ein äußerst unterhaltsamer Page Turner im Hollywood-Blockbuster-Stil. Eingebettet in die rasante Story werden alle bisherigen Fragen beantwortet und der Leser wird mit Unterstützung etlicher Cliffhanger von Seite zu Seite gejagt, bis die spannende Hatz letztendlich ihr positives Ende findet. Nette, richtig heimelige Momente wie bei der Zeitreise wechseln sich mit explosiver Action und stellenweise eiskalter Gewalt ab, die ihren Ursprung durchaus auch in den Entitäten hat, die aus dem Portal kommen, aber ebenso von den nach Weltmacht gierenden Schurken ausgeht. Ein weiterer starker Roman, Mr. Patrick Lee. We want more.

« Letzte Änderung: 20. Januar 2013, 22:32:48 von jerry garcia »



jerry garcia

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Fehlleistung meinerseits. wollte zwar auf Kings Zeitreise eingehen, hab dann aber festgestellt, dass es nicht passt und den Part rausgenommen - leider nicht vollständig. Wird geändert.


jerry garcia

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Douglas Preston. Das ehrgeizige Forschungsprojekt von Professor Hazelius und seinem Team scheint außer Kontrolle zu geraten. Privatdetektiv Wyman Ford erhält daher von der Regierung den Auftrag, die Arbeit der Wissenschaftler zu überwachen. Zu seinem Erstaunen findet er heraus, dass diese mit einer offensichtlich überirdischen Intelligenz kommunizieren, die behauptet, Schöpfer des Universums zu sein - und etwas Unglaubliches verlangt: Die Menschheit soll allen Religionen abschwören und die Naturwissenschaften als oberste Direktive anerkennen.

Währenddessen sieht ein skrupelloser Fernsehprediger seine große Chance gekommen: Ihm wird die Information zugespielt, dass in dem Forschungslabor der Urknall simuliert und die biblische Schöpfungsgeschichte widerlegt werden soll. Sofort stachelt er mit einer Hetzkampagne religiöse Fundamentalisten auf, diese Blasphemie im Keim zu ersticken. Es kommt zur Katastrophe.

Preston, die eine Hälfte des Autoren Duos Lincoln Child und Douglas Preston, hier zum dritten Mal auf Solopfaden. Mit seinem "Glaubensthriller" lässt er sich anfangs genug Zeit, um die verschiedenen Figuren einführen zu können. Da wären zum Beispiel die Hauptfiguren der Wissenschaftler in ihrer Forschungshöhle mit ihrem charismatischen Anführer George Hazelius, von denen jeder laut Akte einen Makel in seinem Lebenslauf hat, der ihn/sie an allem zweifeln lässt. Hinzu stößt der Privatdetektiv Wyman Ford, der noch mit dem Tod seiner Frau bei einem CIA-Auftrag hadert. Desweiteren werden ein geldgieriger Fernsehprediger, ein ebensolcher Raffzahn von politischem Lobbyisten und ein leicht verrückter Pastor in einer kleinen Navajo-Reservatssiedlung vorgestellt. Die Wege aller dieser Menschen werden sich im Laufe der Geschehnisse kreuzen, nur die Regierungsfuzzis bleiben außen vor und verschanzen sich in ihren Büros und Sitzungssälen, um ihre Karrieren oder Präsidentschftswahlen zu retten und nach Beendigung der Aufräumarbeiten, Köpfe rollen zu lassen und selbst als die weisen Retter dazustehen.

Mit dem ersten Mord kommt langsam etwas Spannung auf und die Fragen des Privatdetektivs im Kreise der Wissenschaftler werden drängender, aber als Außenseiter kommt er nicht voran, da man ihm grundsätzlich misstraut. Als dann die ersten Kontakte mit der überirdischen Intelligenz zustande kommen, nimmt das Geschehen Fahrt auf - außerhalb und innerhalb des Laboratoriums. Während drinnen über Religonen und ihren Sinn diskutiert wird, wiegeln außerhalb der TV-Prediger und der durchgeknallte Pastor die Gläubigen auf. Sollte jemand nun erwarten, dass sich der Roman in eine Diskussion um den Sinn des Daseins und der Existenz allgemein entwickeln und nur mit einer Thrillerhandlung getarnt sein, so sieht er sich gründlich getäuscht. Eher wurde die Religionsfrage und die Stellung der Wissenschaft in der Gesellschaft dazu genutzt, einen actionreichen Thriller zu verfassen. Stilistisch hat der Autor sich natürlich nicht gewandelt und bleibt auf den schon eingeschlagenen Pfaden, die er mit seinem sonstigen Mitautor bisher begangen hat. Auch die Location erinnert irgendwie am frühere Werke. Abgeschieden, fast ohne Kontakt zur Außenwelt und am Ende ohne (beweisbare) Spuren des wirklichen Geschehens zu hinterlassen, von der Erdoberfläche getilgt.

Und damit kommen wir zum dritten Abschnitt des ca. 590 Seiten umfassenden Buches. Dieser ist geprägt von Action, Katastrophenszenarios, explodierenden Hubschraubern, Kampfszenen und wildem Gemetzel. Hinweise auf Armageddon sind hier durchaus angebracht, denn die Beschreibung der Angriffe und deren Auswirkungen lassen solche Vergleiche durchaus zu, ebenso wie die Metaphern hinsichtlich Himmel und Hölle und Bezügen zu Dante's Inferno. Hier wird die in einer Bergmesa verborgene Anlage nicht nur gestürmt, sie wird in einem Höllenfeuer vernichtet, wobei unzählige Opfer zu beklagen sind. Zudem werden wir nicht mit dem üblichen Happy-End belästigt und zum Schluss bleibt nur die Frage: Das war doch nur ein grandioses Täuschungsmanöver, oder?


jerry garcia

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Jean Christophe Rufin. Polen, im Frühjahr 2005. Juliette, Aktivistin einer Umweltschutzgruppe, befreit Tiere aus einem Versuchslabor. Doch diese vermeintlich harmlose Aktion führt ins Herz eines Komplotts. Eine fanatische Umweltorganisation verfolgt einen mörderischen Plan. Ex-CIA-Agent Paul Matisse heftet sich an ihre Fersen. Bis er erfährt, was sie vorhaben, bleiben nur noch hundert Stunden, um die Welt zu retten. Und Juliette muss sich entscheiden, auf welcher Seite sie steht.

 Nach dem Überall auf ein Gentechniklabor in Polen und der Freilassung der Versuchstiere, stellt Rufin erst einmal seine Protagonisten ausführlich vor - inklusive Rückblenden -, bevor die Ermittlungsarbeit beginnt und an den Tag bringt, dass mit den Tieren auch ein neuer Stamm Cholerabakterien verschwunden ist. Also wird Matisse in seiner Funktion als Arzt und Agent von einer privaten Spionageagentur im Auftrag der CIA auf die Sache angesetzt und reist zusammen mit einer Kollegin zwecks Spurensuche rund um die Welt. Natürlich haben wir es hier wieder mit zwei Exemplaren der Gattung unbesiegbar und kampferprobte Laufstegschönheit zu tun. Im Laufe der Zeit werden die Ermittlungen extrem dialoglastig und zäh, was vielleicht eher der Realität entspricht, aber dem Tempo eines Romans nicht gerade entgegenkommt. Tatsächlich passiert auf den fast 600 Seiten der Story relativ wenig. Um sich bis zum erwarteten Happy-End durchzuringen braucht man schon einiges an Durchhaltevermögen, so dialoglastig ist das Ding. Ständig wird erklärt, beraten, besprochen und wieder erklärt. Aktion ist kaum vorhanden und wenn, wird sie in aller Kürze abgehandelt oder man erzählt sich, was in der Zwischenzeit so alles passiert ist. Natürlich ist man dann irgendwann doch dahinter gekommen, dass die Radikalen Umweltschützer (so sie denn wirklich welche sind) vorhaben, mit der Cholera, die ja nur unter schlechtesten hygienischen Umständen ihr volles Potential erreicht, die Ärmsten der Armen in den Dritte-Welt-Ländern zu infizieren, um so die Überbevölkerung zu stoppen, damit die noch vorhandenen Resourcen für die reichen Länder weiterhin ausreichend sind.

 Speziell die französische Kritik hat den Roman in den Himmel gelobt und weit über Autoren wie Crichton oder Schätzing gestellt. Angeblich versehen mit unzähligen Wendungen und Suspense einer der besten Romane seines Genres (das ginge aber nur, wenn nur dieser eine Roman ein Genre für sich bilden würde). Verflucht dick aufgetragen, um das Werk an den Mann zu bringen. Das Thema an sich ist durchaus für ernsthafte Diskussionen zur Ökologie oder den Auswüchsen des Ökoterrorismus geeignet, daraus einen Roman zu machen, um eine größere Klientel zu erreichen, auch keine schlechte Idee, nur funktioniert es halt nicht. Klischeehafte Figuren, egomanische Helden, mit denen man absolut nicht mitfiebern kann und platte Darstellungen verschludern das gesamte Potential von Thema und Roman. Kürzt man das Buch um 200 Seiten sinnlosen Philosophierens, wäre es vielleicht empfehlenswerter, so kann man leider nur sagen, dass sich derjenige, der sich für Ökologie oder den Ökoterrorismus interessiert, lieber einem Sachbuch zuwenden sollte und wer einen Unterhaltungsroman zu lesen wünscht (und als solcher wird er ja angepriesen), ist besser beraten, einen Agenten-Arzt aus der Feder von Ludlum und seinen Co-Autoren zur Hand zu nehmen. Ein hehres Ansinnen des Autors versinkt leider im Sumpf eines schwachen Werks. Wirklich interessant sind höchstens die Quellenangaben und die Erkenntnis, dass so mancher Zeitgenosse wirklich recht drastische Ideen vorzubringen hat. Ach ja, der deutsche Titel ist auch mal wieder eine Zumutung. Woher sie den gezaubert haben, konnte sich mir auch nicht erschließen.Vielleicht haben sie ja einem Erstleser erlaubt, den Titel zu wählen und er hat einfach die Anzahl der Stunden genommen, die er dafür gebraucht hat. Wer weiß?


jerry garcia

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Jean-Christophe Rufin. Globalia ist eine perfekte Welt. Zum Schutz vor äußeren Gefahren und schlechtem Wetter ist sie in einer riesigen, gläsernen Kuppel untergebracht. Diese trennt die moderne Welt von den übrigen unzivilisierten Gebieten. Freiheit, Sicherheit, Wohlstand - hier scheint all das tägliche Realität. Globalia ist ein Land ohne Grenzen, eine Welt ohne Kriege. Das Alter ist abgeschafft, die Vergangenheit auch.

Doch einem ist diese perfekte Welt unerträglich: Der junge Baikal ist ein Rebell, er will raus, er will frische Luft atmen, das Meer sehen und ausbrechen aus seinem künstlichen Leben. Gemeinsam mit seiner Freundin Kate schmiedet er einen Plan: Während einer Trekkingtour wollen die beiden versuchen, auf die andere Seite Seite der Glaswand, in die sogenannte Non-Zone, zu kommen. Doch ihr Fluchtversuch scheitert, sie werden vom "Gesellschaftsschutz" gefasst - jedoch schon bald wieder in der Non-Zone auf freien Fuß gesetzt. Denn der unbeugsame Baikal eignet sich hervorragend als Feindbild, das die Regierung braucht, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Eine mörderische Jagd beginnt.


Rufin verpackt seine allgemeine, nicht auf einen speziellen Staat bezogene, Gesellschaftskritik in einen Zukunftsroman, in dem er die heutigen "Werte" wie Jugendwahn und Kontrolle ad absurdum führt und durch überspitzte Darstellungen den Irrsinn aufzeigt. In dieser perfekten Welt wird die Zeitrechnung nur noch von Jahr 1 bis Jahr 60 geführt und dann wieder von vorn begonnen. Nachdem man mittlerweile die Lebensdauer extrem verlängern kann, soll damit das wahre Alter der "Menschen mit großer Zukunft", wie hier die älteren Bewohner bezeichnet werden, verschleiert werden. Denn gibt man das Geburtsjahr 10 an kann man eben 10 sein oder auch 70 oder 130. Desweiteren hat sich der Gleichheitswahn hinsichtlich des jugendlichen Aussehens dahingehend verschoben, dass nun die Schönheitsoperationen darin bestehen, sich älter zu machen als man ist, da die Jugend in dieser Welt verpönt ist - keine Erfahrung, Erscheinungsbild häßlich und allgemein in der Minderheit, da Geburten nur noch dann erlaubt sind, wenn es für die Bevölkerungszahl tatsächlich von Nöten. In dieser subtileren Form der Diktatur ist die freie Meinungsäußerung natürlich erlaubt - sogar gefördert -, solange man sich nicht zu Kritik am Staat hinreißen lässt. Die Medien sind manipuliert und da ein solches Herrschaftskonstrukt zumeist auf Angst basiert, verübt die Regierung eigenhändig Anschläge, die dann den Bewohnern der Non-Zonen zugeschrieben werden, um die Bevölkerung Globalias zusammen zu halten. Aus dieser Welt will Baikal ausbrechen.


Nachdem er bei seinem ersten Fluchtversuch gefangen und zurück gebracht wurde, setzt ihn die Regierung überraschend wieder in der von ihm gewünschten Freiheit aus. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. So beginnt eine fein gesponnene Intrige, die Baikal zu einem Werkzeug der Mächtigen machen soll, damit der Staat Globalia weiter die Kontrolle über seine Bürger ohne Kritik ausüben kann, da man doch feststellen musste, dass die Anschläge nicht mehr die Wirkung erzielten, die man sich erhofft hat und man nun einen neuen - einen echten Feind braucht. Während er Autor nun die Geschichte Baikals und seines Weges in den an ein Endzeitszenario erinnernden Non-Zonen aufzeichnet, wird von ihm parallel die Entwicklung innerhalb Globalis geschildert, die an Spannung immer mehr Fahrt aufnimmt, weil sich der Autor sogar ein mehrfaches Intrigenspiel ausgedacht hat, das ein Robert Ludlum nicht besser hätte ersinnen können. Daher bleibt das Buch auch bis zum Ende interessant und mit kleinen Überraschungen versehen.
Für Leser, die sich an Werken wie "1984" oder "Fahrenheit 451" erfreuen können, ist das Buch die wahre Pracht und durch die intriganten Strippenzieher der Regierung und ihrer Schergen werden auch die Thrillerfreunde gut versorgt. Wer sich aber anhand der Inhaltsangabe eine mördersiche Jagd versprochen hat, die mit einem ordentlichen Actionanteil gewürzt ist, der hat hier leider verloren. Ein paar kleine Scharmützel außerhalb Globalias in den Non-Zonen und das war es auch schon. Aber an sich ein gutes Buch, die intelligentere Form der Thrillerliteratur.


jerry garcia

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Chris Ryan. Sein Gewissen wurde ihm zum Verhängnis. Er weigerte sich, einen Jungen zu töten. Danach ging es mit John Porters Karriere in der Eliteeinheit SAS steil bergab. Heute ist das Kind von damals ein Terrorist, der die britische Regierung erpresst. Porter ist der Einzige, mit dem er verhandeln will. Für Porter die Chance seines Lebens - doch bald sieht es aus, als sei die Bewährungsprobe sein sicherer Tod.

 Beirut 1989, Geiselbefreiung durch eine SAS-Elitetruppe. Es geht ordentlich zur Sache und die Hisbollahkämpfer sind zum Abschuss freigegeben, Verwundetenabzeichen werden auf deren Seite wohl eher nicht mehr verliehen. Der Brite Porter verliert beim Einsatz zwei Finger, kann aber noch einen Zwölfjährigen, der mit einem Sprengstoffgürtel ausgestattet ist, außer Gefecht setzen, tötet ihn aber nicht. Während die Kollegen den Rückzug decken, wird er mit der Geisel ausgeflogen. Die Rückkehr der Truppe fällt anders aus als erwartet - 3 von 4 sind tot, da der Junge, den Porter nur niederschlug, sich eine Waffe griff und sie erledigte. Mit diesem Makel behaftet, vertraut ihm keiner in der Truppe mehr, er wird zu Administrationsarbeiten eingesetzt und quittiert nach einigen Jahren desillusioniert den Dienst. London 2006, vom SAS-Spezialisten zum Penner. Nach dem Ausscheiden aus dem Armeedienst vegetiert Porter nur noch völlig haltlos dahin, bettelt um Geld für Wodka, futtert aus Mülltonnen, schläft unter der Brücke. Doch als eine britische Reporterin in Beirut entführt wird, kommt seine Chance. Der Entführer ist der Junge von damals und er will - wenn überhaupt - nur mit ihm verhandeln. Also wird Porter vom MI6 gebrieft, 2 Tage trainiert und aufgepäppelt und kann dann ohne jegliche Nachwirkungen von 10 Jahre Suff - also kein Zittern oder Schwitzen oder gar Verlust von Fähigkeiten - auf die Menschheit bzw. Hisbollah losgelassen werden. In der - im wahrsten Sinne des wortes - Höhle des Löwen erwarten ihn zähe Verhandlungen, die ziemlich festgefahren sind, als plötzlich ein Angriff auf die Basis der Entführer gestartet wird.

 Kurz und knackig, ohne große Umschweife skizziert Ryan die Geschichte seines Protagonisten und wer sich für derartige Actionkost schon länger interessiert, wird auch ohne große Überraschungen bezüglich des einen oder anderen Kniffs zum Ende des Romans kommen. Gewiß kein Highlight, aber Ryan hat auch schon schwächere Storys zum Besten gegeben, aber man kann schon konstatieren, dass er qualitativ zu Andy McNab aufgeschlossen hat und daher im Vergleich zum zuletzt Gelesenen (Rufin: "100 Stunden") doch wieder eine erfreuliche Lektüre ohne allzu markante Längen. Da ist es mir schon wie bei den Filmen lieber, einen soliden B-Actioner in Händen zu halten, statt eines Blockbusters, der große Erwartungen schürt und dann fast nichts einhält. Daher kann ich "Gegenschlag" mit GUT bewerten, was sich wohl auch die BBC gedacht hat, da sie momentan eine sechsteilige Serie um John Porter mit Richard Armitage (Spooks) produziert.


jerry garcia

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Schließen wir  hier mit Swierczynski ab.



Duane Swierczynski. Tödliche, scheinbar zufällige Unfälle fordern täglich Menschenleben. Doch wie viele davon sind Morde, verübt von einer Gruppe eiskalter Killer, deren Spezialität es ist, jede noch so kleine Spur zu vertuschen? Beim Versuch, eine Unschuldige zu beschützen, gerät Ex-Cop Hardie ins Visier der Geheimorganisation, die scheinbar ganz Amerika unterwandert hat. Das Anwesen in Hollywood, das er bewachen soll, wird zur Todesfalle, und er muss alle Register ziehen, um nicht das nächste "Unfallopfer" zu werden.

Charlie Hardie ist ein Ex-Cop, der sich mittlerweile damit zufrieden gibt, die Häuser reicher Leute während deren Abwesenheit zu bewachen. Als Housesitter braucht er sich mit keinem Menschen zu befassen, hat seine Ruhe und ist so gut im Geschäft, dass ständig eine (fremde) Unterkunft hat. Statt Miete wird er fürs Wohnen bezahlt und macht sich den wohligen Lenz. Filme gucken, auf der Couch saufen und pennen. Hat aber seinem Fitnesszustand nicht gerade gutgetan. Bei seinem neuen Auftrag findet er im Haus des Auftraggebers eine verängstigte Frau vor. Schauspielerin Lane Madden, die ihn mit ihren für die Actionfilme von einem Stuntman antrainierten Kampfkenntnissen erstmal ordentlich die Nuss poliert, da sie ihn für einen der unbekannten Verfolger hält, die sie scheinbar grundlos töten wollen. Klingt für ihn völlig haarsträubend, erweist sich aber sehr bald als viel zu wahr, als er merkt, dass das Haus umstellt wurde und die Killer eindringen wollen, um ihren Job - und jetzt auch ihn - zu erledigen. Doch leicht macht er es ihnen nicht, trotz seines bequemen Lebenswandels, der ihn etwas verweichlicht hat.

"Der Bewacher" ist der Auftakt zu einer Trilogie um Charlie Hardie, der, wie schon aus "Blondes Gift" oder "Schnelle Beute" (die in Deutschland unter dem Namen Duane Louis vermarktet wurden) bekannt, in schnörkellosem und temporeichem Stil mit ungewöhnlichen Ideen unterhaltsam verfasst wurde. Ohne lange Einführung kommt Swierczynski zügig zur Sache und lässt seinem überraschten Protagonisten kaum Zeit zum Atemholen. Hardie macht seinen Streunerjob nun seit drei Jahren und die Zeit davor mit seiner Vergangenheit als Cop und Familienvater wird nur scheibchenweise in die Story integriert, sodass der Leser erst spät mehr über die Motive seines Lebensplanes informiert wird. Mehrheitlich entpuppt sich die Geschichte um die Killer als Geschichte einer Flucht, vielen ungeklärten Geheimnissen, durchzogen von Paranoia und ständiger Überwachung. Jeder - wirklich jeder - kann für die Organisation in irgendeiner Form arbeiten - als Killer oder Informant. Schnell, geheimnisvoll, mit vielen Filmzitaten gespickt und unterschwelligem Humor gewürzt und geprägt von der Angst vor dem Unbekannten und einer vermeintlichen Schattenorganisation mit schier unglaublichen Möglichkeiten. Nicht sonderlich anspruchsvoll, dafür aber überaus spannend, einem nicht alltäglichen Helden, der so rein gar nichts von den Übermenschen aus der Werkstatt eines Clive Cussler hat und versehen mit einem fetten Cliffhanger und der Ankündigung des zweiten Teils "Der Wächter" für das Frühjahr 2012 (falls der Verlag es sich nicht wieder anders überlegt, wie schon das eine oder andere Mal geschehen). Locker, leicht, actionreich und somit eine nette Lektüre zum abschalten, auch wenn sie nicht für die ultimativen Begeisterungsstürme sorgt.


jerry garcia

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 Duane Swierczynski. Charlie Hardie gerät in die Fänge einer mächtigen Geheimorganisation, die ihn kurzerhand in ein fast völlig von der Außenwelt abgeschnittenes Hochsicherheitsgefängnis werfen lässt. Dieser bizarre, gottverlassene Ort wird ausschließlich von gefährlichen Psychopathen bevölkert, niemand weiß von seiner Existenz. Hardie erhält die Höchststrafe: Er ist der Wärter.

Nach den Ereignissen aus "Der Bewacher", in welchen Hardie vergebens versuchte, die Schauspielerin Lane Madden zu beschützen, die von unbekannten Angreifern bedroht wurde, ist er im Kampf gegen die Unfallleute und ein Psychopärchen verletzt worden und wird in einem Krankenwagen abtransportiert. Was er nicht weiß, ist, dass seine Fingerabdrücke auf der Leiche von Madden platziert wurden und sein Weg nicht ins Krankenhaus führt. Die Organisation, die Madden töten ließ, weil sie Zeugin eines vermeintlichen Unfalls mit Fahrerflucht war, bei dem der Sohn von Jonathan Hunter sein Leben lassen musste, schafft Charlie mit unbekanntem Ziel weg. Während Hunter und seine Familie spurlos verschwunden sind, macht sich Hardies Freund Deke Clark vom FBI daran, seinen Kumpel zu suchen. Doch kurze Zeit später muss er aufgrund von massiven Drohungen gegen ihn und seine Familie von dem Vorhaben ablassen. Hardie ist auf sich gestellt. Diese unbekannte Macht hat überall ihre Spitzel, unterwandert sämtliche Polizei- und Strafverfolgungsbehörden und ist von keinem zu fassen oder gar zu erkennen. Und Charlie? Der staunt nicht schlecht, als er ineinem unterirdischen Hochsicherheitsknast direkt als Chef der Wärter eingesetzt wird. Aufgrund seiner Verletzungen - der linke Arm und das rechte Bein sind fast völlig gefühllos -  kein leichtes Unterfangen. Die Umstände hier unter der Erde sind mehr als nur ungewöhnlich: 4 Wärter, 5 Gefangene und dazu Charlie. Versorgung nur über Schächte, keine Möglichkeit zu entkommen. Und die Erkenntnis, dass hier nicht nur die Eingekerkerten Psychos sind, lässt nicht lange auf sich warten. Nach einigen Auseinandersetzungen macht sich Hardie auf die Suche nach einem Fluchtweg, den er schließlich auch findet. Er entkommt zwar, muss aber auch einige Überraschngen verdauen, die dieses "Secret America", diese staatsumspannende Organisation im Dunkeln, bereitgehalten hat. Und sein ungläubiges Staunen erst, als er endlich die Oberfläche erreicht. Ginge es ihm nicht so beschissen, könnte er drüber lachen. Naja, fast jedenfalls. Er macht sich auf, die Hintermänner, deren Namen er unten erfahren hat, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sein Urteil hat er schon gefällt. Klappt auch, aber nur teilweise. Er wird wieder geschnappt und in den Dienst von "The Industry" (oder auch "Secret America" bzw. "Die Unfallleute") gepresst und auf eine Mission gejagt. Diese Ereignisse werden dann in Teil 3 der Trilogie um Charlie Hardie auf den Leser zukommen.

"Der Wärter" ist nach "Der Bewacher" auch keiner dieser konventionellen Thriller, wie man sie zuhauf in den Regalen der Buchhandlungen vorfindet. Swierczynski hat sich mit seinen "Unfallleuten" und dem unterirdischen Gefängnis erfrischend originelle Ideen zu Eigen gemacht, die seine Romane von der Masse abheben. Schnell geschrieben, mit lakonischem Unterton, bösem Humor ("Hoffentlich ist es kein Arbeitslager. Da muss ich ja arbeiten.") und einigen wirklich fiesen Psychospielchen wie bei einem dieser Tests bei denen die Probanden Wächter und Insassen darstellen sollen, um festzustellen, wie weit der Mensch in Extremsituationen geht. Alles umfasst von einer dieser Paranioa erzeugenden Verschwörungstheorien einer geheimen Macht hinter der Regierung, die niemand kennt und die mit Gewalt, Mord und Geld die Geschicke des Landes zu ihren Gunsten lenkt, ohne dass es die -allgemeinheit überhaupt bemerkt. So wurde aus "Der Wärter" ein spannungsgeladener, nicht vorhersehbarer Reißer, den man möglichst in einem Rutsch durchlesen möchte, da die Story schnörkellos vorangeht und wenig Luft zum Atemholen lässt ob der nicht nachlassenden Dynamik. Kurze Rückblenden erläutern das Leben von Charlie, sein Scheitern am Beruf, die zerbrochene Ehe und dass er seit Jahren ein unstetiges Leben als Housesitter gelebt hat, das ihn etwas verweichlichen ließ. So ist er schlussendlich keiner dieser alles könnenden Überhelden, aber auch kein wehrloses Opfer, das seine Rolle einfach annimmt. Der Autor spielt mit der Erwartungshaltung der Leser ohne eine wirklich tiefgründige Story zu bieten. Dafür hat sie ein rasantes Tempo aufzuweisen, ist reizvoll und effektiv geschrieben und daher lesenswert sowie interessant. Das Ende ist ein fetter Cliffhanger, der den Weg zum dritten Teil weist und dessen Titel "Der Retter" hoffentlich nicht schon ein Spoiler an sich ist. Doch Swierczynski konnte schon immer überraschen, also abwarten.


jerry garcia

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Don Winslow. Tokio 1951. Die USA und Russland kämpfen mit allen Mitteln um die Vorherrschft in Asien. Nikolai Hel, der von der US-Regierung inhaftiert und gefoltert wurde, wird von der CIA zu einer gefährlichen Mission gezwungen. Seine Freiheit gegen den Tod des sowjetischen Botschafters in Peking. Getarnt als Waffenhändler gerät Hel in ein Netz politischer Intrigen und verfolgt dabei auch ganz eigene Ziele - Rache und den Weg zu Satori, der Erleuchtung.

Es ist die Zeit des Kommunistenhasses und die Kommunistenhatz von McCarthy zeigt isch äußerst umtriebig unmd J. Edgar stimmt dem freudig zu. In Vietnam sitzen die Franzosen (ob ihrer Kolonialherrscherattitüden ebenso beliebt wie später die USA) und in Korea kloppt sich MacArthur mit den Chinesen und Russen, die sich eigentlich ebenfalls nicht grün sind. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, einer nach hochnotpeinlichen Verhören nötigen Gesichtsoperation und einer wirklich sehr umfassenden Ausbilddung, wird Nicolai Hel in seinen Auftrag eingeweiht. Er soll einen hohen russischen Vertreter mitten in Peking liquidieren, damit die Amis es als chinesisches Attentat lancieren können, um die beiden Feinde gegeneinander auszuspielen. Zu allem Überfluss ist aber noch ein weiterer Killer in Asien recht umtriebig und die Franzosen haben natürlich ihre ganz eigenen Pläne in Vietnam, was sich noch bemerkbar machen wird. Und der eine oder andere Ami kocht denn auch noch sein eigenes Süppchen. Mitten in diesem Pulverfass muss Nicolai um sein Leben kämpfen, wird gar recht früh enttarnt, zieht das Waffengeschäft trotzdem, das er als vermeintlich französischer Händler des Todes einfädeln soll, um an sein Opfer zu kommen. Daraufhin wird er erst quer durch Peking, später durch den Dschungel Vietnams nach Saigon gehetzt, wird verraten, hat aber auch Unterstützer gegen die Vielfalt der Gegner, wobei sich so manches Motiv der jeweiligen Personen hin und wieder als gelinde Überraschung herausstellt. Und auch nicht jeder seiner Feinde gibt sich sofort als solcher zu erkennen. Abgesehen von den chinesischen Folterknechten und einem Amerikaner mit ganz eigenen Vorstellungen über Fernost-Politik.

Eric van Lustbader, Kyle Mills, Jack DuBrul. Nur ein paar Bespiele von Autoren, die sich einen gewissen guten Ruf als eigenständige Schriftsteller erarbeitet haben und dann später entweder die Rechte an einer schon bestehenden Reihe erwarben (Lustbader mit Jason Bourne) oder sich als Auftragsschreiber für Reihen von bekannten Stars der Szene (Mills für die Covert One Reihe aus dem Ludlum-Nachlass und DuBrul für Clive Cussler, wobei Letzterer seinen Chef in den Schatten stellt). Nun ist also auch Don Winslow einem solchen Ruf gefolgt und hat sich anheuern lassen, um ein Prequel zu "Shibumi" von Trevanian (Rodney William Whitaker) zu verfassen. Von Trevanian war mir bisher nur "Im Auftrag des Drachen" bekannt.Erst als Clint Eastwood-Film, später dann auch als Buch, das mich übrigens weniger begeisterte, da es irgendwie recht zäh daherkam und den trockenen Humor des Eastwoodfilms gänzlich vermissen ließ. Dennoch wird Trevanian heute noch als Koryphäe im Thrillerbereich gefeiert. Winslows Roman ist zeitgemäßer, sprachlich überschaubarer, moderner, aber er verleugnet auch nicht den Einfluss des Erfinders von Nicolai Hel. Das liegt natürlich auch darin begründet, dass er - ebenso wie die anderen Genannten - jetzt eindeutig nicht mehr an der eigenen Leistung gemessen wird, sondern sich Vergleichen mit dem Originalautor - hier Trevanian - stellen muss. Negative Kritiken sind da schon fast vorprogrammiert. Doch dieses Risikos war er sich sicher bewusst. Dafür hat er sich auf Grundlage des von Trevanian vorgegebenen älteren Protagonisten in das Japan des Jahres 1951 - Hel ist hier erst 26 Jahre alt - recherchiert. wie erwähnt, hält sich Winslow zwar an die Vorgaben von "Shibumi", bringt aber seinen eigenen Stil ein, was den Roman zu einem actionreichen und spannenden Spionagethriller macht, der schnell und schnörkellos die Lesestunden verfliegen lässt. für Amerikafreunde nicht unbedingt die wahre Pracht, da "Gottes eigenes Land" hier in seinen schlechtesten Eigenschaften vorgeführt wird. Lug, Trug und Mord zur Erreichung des Ziels sind die eingesetzten Mittel - heute vielleicht etwas subtiler eingesetzt, aber lange nicht vergangen. Lässt man das außer Acht bzw. stimmt dem zu, ist eine unterhaltsame Lektüre dabei entstanden, die nur anfangs die eine oder andere Länge aufzuweisen hat, aber die anschauliche Schilderung der Atmosphäre in den 50ern in Peking und Vietnam mit den Armeen, Spionen, Kaiser von Vietnam, Räubern, Piraten und gar korsischen Brüdern als Gangster machen das schon wett. In Vietnam kracht es dann auch gewaltig, diverse Gruppen attackieren Hel und nur mit Müh und Not kann er dem Tode entrinnen. Das Endprodukt ist somit mehr als nur ein semikompetenter Auftragsthriller in der Masse der Veröffentlichungen. Winslow hat hiermit seine aussergewöhnlichen narrativen Fähigkeiten erneut unter Beweis gestellt. Vielleicht gibt es ja sogar weitere Abenteuer mit Nicolai Hel. Der Nährboden dafür ist bereitet und die Möglichkeiten sind jedenfalls gegeben. Von mir aus also gerne, solange Winslow auch weiter als eigenständiger Autor arbeitet, denn an sein "Tage der Toten" kommt "Satori" nicht heran. Trevanian-Fans werden dem Buch möglicherweise weniger abgewinnen, doch alle anderen sollten sich davon nicht beirren lassen.


jerry garcia

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 Simon Kernick. London. Ein ganz gewöhnlicher Tag, geschäftiges Treiben. Plötzlich zerreißen Detonationen die Luft, Panik bricht aus. Eine Bande Schwerbewaffneter stürmt das Luxushotel Stanhope. Sie stellen der Regierung ein Ultimatum: Fünf Stunden, um ihre Forderungen zu erfüllen - dann wird die erste Geisel sterben. Sonderkommissarin Arley Dale übernimmt die Einsatzleitung. Sie weiß: Auch ihre Kinder befinden sich in der Gewalt der Verbrecher. Für Dale beginnt ein Albtraum - und der Countdown läuft.

Der Einstieg in die Handlung ist die Entführung zweier Kinder, bei der das Au-Pair-Mädchen und der Vater dran glauben müssen. Sieben Stunden später geht erst in einem Transporter unter einem Kaufhaus und dann auf dem Bahnhof in einem eingefahrenen Zug jeweils eine Bombe hoch. Während sich vor dem Bahnhof die Flüchtenden versammeln, sprengt sich ein Selbstmordattentäter mitten unter ihnen in die Luft. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern rasen an die Einsatzorte.Diesen Zeitpunkt nutzt eine radikale Gruppe zur Besetzung des Hotels, in dem zuvor eingeschleuste Komplizen schon Vorarbeit geleistet haben. Nachdem einige widerspenstige Gäste getötet wurden, gehen die Täter weiter nach Plan vor. Sie stellen ihre Forderungen an die Polizei und Regierung und beginnen nun nach und nach auch die Gäste aus den Zimmern in der Lobby zu versammeln. Darunter auch Martin, der sich eigentlich nur eingemietet hatte, um in einem der Zimmer Selbstmord zu begehen. Scope, der hier war, um den Tod seiner Tochter an einem Drogendealer und dessen Leibwächtern erfolgreich zu rächen, entgeht ihnen dabei genauso wie diverse Leute und Mitarbeiter in den oberen Stockwerken des Hotels. Während draußen unter den Polizeikräften und in der Regierung die Hektik ausbricht, weil auch ein hochrangiger MI6-Mann unter den Gästen ist, macht Arley Dale ihren Zug zur Befreiung ihrer Kinder. Sie ruft Tina Boyd an, die nach den Ereignissen in "Erlöst mich" gefeuert wurde und nun als einzige zur Verfügung steht. Die Regierung übergibt die Leitung nun an das SAS, das sich auf einen Angriff vorbereitet, doch Arley Dale wird erpresst, deren Taktik an die Geiselnehmer zu verraten. Im Hotel beginnen die ersten Gäste mit Widerstand, die Erpresser unter sich trauen sich nicht mehr, die Motive der einzelnen Gangster scheinen sich doch gewaltig voneinander zu unterscheiden. Die Atmosphäre wird immer explosiver.

Simon Kernick setzt in "Das Ultimatum" voll auf Rasanz und atemlose Spannung. Lange hält er sich nicht mit der Charakterisierung seiner Figuren oder der Protagonisten auf. Zu jedem ein paar kurze Anmerkungen hinsichtlich Vergangenheit oder Motivation und das war es auch schon. Auch die Verbrecher werden nicht sonderlich auführlich skizziert, dafür wird der Leser aber mit immer neuen Hinweisen gefüttert, wer hier gerade wirklich mit wem kungelt oder worum es den einzelnen Gangstern gehen könnte. Alles bleibt irgendwie diffus und hält auch für die Komplizen durchaus Überraschungen bereit. So hat er einen packenden, schnellen Thriller geschaffen, der bestens unterhält und den man so schnell nicht aus der Hand zu legen gedenkt, da er über keine wesentlichen Längen verfügt, ständig im Fluss  ist und auch mit eingen Actionsequenzen aufwarten kann. Die Killer sind kaltblütig, aber Kernick verzichtet auf plakative Gealtdarstellungen. "Das Ultimatum" ist jetzt nicht der litarische Höhepunkt des Jahres, aber meines Erachtens hat Kernick hier seinen bisher besten Roman abgeliefert. Dass Tina Boyd wieder auftaucht, hat keine besondere Bewandtnis zu vorherigen Werken, man kann den vorliegenden Thriller als eigenständige Story lesen, ohne Vorkenntnisse zu den anderen zu besitzen.


jerry garcia

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 Scott Sigler. San Francisco, Gegenwart: Detective Bryan Clauser und sein Partner Chang werden zum Schauplatz eines grauenhaften Mordes gerufen. Bryan bemerkt dort einen seltsamen Geruch, der nur ihm auffällt. Er fühlt sich seltsam in letzter Zeit, makabre Visionen suchen ihn heim. Weitere blutige Morde geschehen. Alle Hinweise deuten auf einen verschwundenen Jungen. Die beiden Cops geraten auf die Spur eines unheimlichen Kults, während Bryan merkt, dass er sich zu verändern beginnt. Es gibt etwas, das unter den Straßen der Metropole lebt, das lauert und sich vermehrt. Und es kommt in der Nacht.

Die beiden Detectives Bryan Clauser und Pookie Chang werden zum Schauplatz des mordes an einem ehemaligen Priester gerufen, der von der Kirche wegen Kindesmissbrauchs verstoßen wurde. Während ihrer Ermittlungen gibt es nicht nur weitere Morde, die von mysteriösen Symbolen in der Umgebung der Tatorte begleitet werden, sondern Bryan wird von äußerst verworrenen und seltsamen Albträumen heimgesucht. Ebenso geht es dem Schüler Rex, der von seiner Mutter schikaniert und von einer Schülergang drangsaliert wird. Eines Tages wird einer der Gang zerstückelt aufgefunden und beide - Rex und Bryan - haben davon geträumt. Bryan gerät aufgrund seiner Kenntnisse über den Tatort sogar kurzzeitig unter Verdacht. Zu allemn Überfluss werden Chang und Clauser von ihren Bossen dann auch noch von den Fällen abgezogen, Hinweise auf Parallelen missachtet und mit der Zeit entsteht der Eindruck, dass die Stadtoberen sowie die Polizeibehörde hier etwas unter den Teppich kehren wollen. Auch die Erkenntnisse der Gerichtsmedizinerin Robin, Ex-Freundin von Bryan, werden in Zweifel gezogen. Derweil zeichnet der Schüler Rex ein Bild, bei dem ihm immer wieder der Name Sly durch den Kopf geht, obwohl er niemanden kennt, der so heißt.  Auch Bryan wird wieder von einem blutigen Trum heimgesucht, auch bei ihm taucht der Name Sly auf und als er nach dem Erwachen zu der Stelle rennt, von der er geträumt hat, findet er den nächstenToten aus der Schülergang. An sich selbst stellt er immer mehr Veränderungen fest, seine Verwirrung steigert sich und dann taucht auch noch ein geheimnisvoller Bogenschütze auf. Rex lernt indes Sly kennen und muss sich einer grausamen Wahrheit stellen, der Obdachlose Aggie wird entführt und in Katakomben unter der Stadt gebracht, wo er einem unglaublich ekelhaften Ritual beiwohnen muss. Derweil werden Pookie und Bryan auf Jebediah und Adam sowie Alder aufmerksam. Sie vermuten diese hinter den Morden. Dann kommt es zu einem wahren Showdown tief unter der Stadt.

"Die Verborgenen" hat knapp 900 Seiten aufzuweisen und Scott Sigler nimmt sich die Zeit, nicht nur seine Hauptcharktere mit Hintergrund und Tiefe zu versehen, sondern auch vermeintliche Nebenfiguren. Die Story selbst kann dennoch über den gesamten Umfang des Werkes die Spannung aufrecht erhalten, zieht im Tempo immer mehr an. Alles ist gut strukturiert, ohne jeglichen Leerlauf und bietet teilweise blankes Entsetzen, wenn Sigler neben einem kleinen Ausflug ins Drama auch mal ordentlich in die Ekelkiste greift und hin und wieder gruselige Details bietet. Daraus wird dann ein nahezu perfekter Horror-Action-Thriller gepaart mit Buddy-Movie-Humor, der einmal mehr beweist, dass Scott Sigler literarisch und narrativ Kollegen wie Edward Lee, Bryan Smith oder eben Richard Laymon um Längen voraus ist. Manches erinnerte aber auch an Superhelden-Comics und entsprechende Anspielungen werden auch eingeflochten. Im Endeffekt ein empfehlenswerter, stellenweise humorvoller Roman, der sich einige brutale Sequenzen leistet, viel Action bietet und einen echt feurigen Showdown zu bieten hat.


Offline JasonXtreme

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    Der Sigler klingt wirklich gut! Was hat der denn nochmal vorher geschrieben, der Name is mir so geläufig... gleich mal gucken
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    Offline Stubs

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      Der Sigler klingt wirklich gut! Was hat der denn nochmal vorher geschrieben, der Name is mir so geläufig... gleich mal gucken

      Der Sigler hat ein cooles Erstlingswerk hingelegt .... "Infiziert"

      Ziemlich angepriesen, war wohl meine Erwartungshaltung zu hoch.
      Thematisch erfreulich unegwöhnlich, hätte ich lieber weniger Zeit mit einem Ex-Footballspieler verbracht und dafür mehr Zeit mit dem Militär, diese Sequenz hätte ich mir ausführlicher und länger gewünscht.
      Das Buch liest sich flott. Die Charaktere bleiben ein wenig blass und das Ende hätte ich mir auch etwas furioser gewünscht. Insgesamt eine solide Leistung, aber für mich nicht der neue Stern am Horrorhimmel. Hab dem 80 Punkte gegeben ... mir aber auch die Fortsetzung zugelegt ... aber noch ungelesen rumliegen.
      Liebe Fee! Ich wünsche mir ein dickes Bankkonto und eine schlanke Figur. Aber bitte, bitte ... vertu dich nicht schon wieder!


      Offline JasonXtreme

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        Genau das wars - kenne beide noch nicht - aber das kann ja noch werden :D 80 klingt jetz nicht zwingend unschlecht! :D
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        Offline Stubs

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          Genau das wars - kenne beide noch nicht - aber das kann ja noch werden :D 80 klingt jetz nicht zwingend unschlecht! :D

          Das sind dreckige, sprechende Scheißerchen unter der Haut. Wird dir gefallen.  8)
          Liebe Fee! Ich wünsche mir ein dickes Bankkonto und eine schlanke Figur. Aber bitte, bitte ... vertu dich nicht schon wieder!


          Offline JasonXtreme

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            Hell Yeah! :lol: jetz muss ich nur noch Zeit zum Lesen finden, und ich kann losscheißen :D
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            jerry garcia

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            Sein Erstling war eigentlich Earthcore (Sorry für die Korrektur). Kaum zu glauben, dass ich euch damit noch nicht belästigt hab. Ich scxhieb die Rezis demnächst  mal rüber.


            jerry garcia

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            Scott Sigler. Margaret Montoya ist Epidemieologin bei der CIA. Sie wird mit einer seltsamen Krankheit konfrontiert. Aufgrund eines unbekannten Erregers verwandeln sich normale Menschen in Psychopathen, die erst ihre Familien töten und sich selbst dann auf grauenerregende Weise umbringen. Schuld daran sind Samenkapseln außerirdischen Ursprungs, die sich perfekt dem menschlichen Körper anpassen können und diesen als Wirt benutzen, bevor sie den Körper rapide zum Zerfall bringen. Montoya und die US-Regierung glauben zunächst an eine terroristische Attacke mit einer neuartigen Biowaffe. Währenddessen wird auch der Ex-Footballprofi Perry Dawsey Opfer der Invasoren. Er bemerkt dreieckige Wucherungen an seinem Körper. Bald darauf hört er fremde Stimmen in seinem Kopf.

            Endlich wurde die Reihe der belanglosen oder mittelmäßigen Einkäufe eindrucksvoll durchbrochen. Stephen King würde dafür töten, um endlich wieder einen solchen Roman verfassen zu können und die Splatterfraktion wird feucht im Schritt. Hier geht es blutig zu.
            Zu Beginn plündert der Autor ansatzweise bekannte Motive aus "Body Snatchers", "Outbreak" und ein bisschen "28 Days later", um dann aber zu völlig eigenständigen Handlungsaufbauten zu finden und mancherorts fröhlich drauflos zu splattern. Garantiert keine Unterhaltung mit Jugendfreigabe, sondern gewalttätig mit einem Schuss Humor.

            Der Autor erzählt hier zwei vorerst parallel verlaufende Geschichten. Da sind einmal die Wissenschaftler iund CIA-Agenten, die hinsichtlich der unerklärlichen Ausbrüche unter der Bevölkerung zu ermitteln und dabei auf schreckenerregende Ereignisse stoßen wie sie grausamer nicht sein könnten. Während man in Labors zu ergründen sucht, was diese Vorkommnisse auslöst und wie man sie möglicherweise eindämmen kann, wird der Ex-Footballprofi Perry Dawson von den Paraiten befallen und Sigler zeigt nun seinen Kampf gegen die Auswirkungen des Befalls und die Übernahme seines Körpers UND Geistes durch die dreieckigen Gebilde und Wucherungen in seinem fitnessgestählten Körper. Das führt zu grotesken und äußerst blutigen Situationen (Selbstkastration mit der Geflügelschere; Hose runterziehen und dem nackten Hintern ein Lineal vorhalten, damit man seinem Arsch bedeckt mit einer dieser Wucherungen die Maßeinheiten erklären kann). Im Laufe der weiteren Handlung werden dann beide Parteien zusammengeführt und die wahren Ausmaße des Grauens, das die Erde befällt aufgedeckt und alles mündet in ein actionreiches Spektakel, das aber etwas zu kurz kommt.
            Trotz einiger kleiner Logiklöcher ist dieses Buch eine wirklich feine Sache und die Ankündigung eines zweiten Teils erklärt dann auch den etwas verkürzten Schlussspurt. Meine Erwartungshaltung an die Fortsetzung ist hoch, da die Fronten jetzt einigermaßen geklärt scheinen und der Kampf ums Überleben der Menschheit wohl erst richtig in die Gänge kommen dürfte. Zudem wird damit geworben, dass die Filmrechte bereits verkauft seien und die Dreharbeiten in diesem Jahr beginnen würden. Doch dies hat man schon von etlichen anderen guten Büchern behauptet und letztendlich wurde die Option zur Verfilmung dann doch fallen gelassen, da die Filmstudios lieber den Weg des geringen Risikos wählen und eher zu Sequels oder Remakes tendieren, statt endlich wieder gute, neue Geschichten zu verfilmen (Matthew Reilly wäre da nur ein Beispiel von vielen, die auf die Leinwand gehören). Doch das ist eine andere Geschichte. Mehr zum Autor und seinem Schaffen unter Scottsigler.com. Schaut mal rein.


            jerry garcia

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            Scott Sigler. Durch die Begegnung mit einem Indianer erfährt der Prospektor Sonny McGuiness von einer angeblichen "Silberquelle" in einem Berg in Utah. Trotz der Gerüchte, der Ort sei verflucht, bricht Sonny auf, um danach zu suchen.

            Tatsächlich erweist sich der Fund als Platinvorkommen. Sonny verkauft die Informationen an Earthcore, einen Bergbaukonzern, der sofort alle Hebel in Bewegung setzt, um die Fundstätte unter größter Geheimhaltung zu erschließen, zumal die analysierten Proben auf Platin von einem einzigartigen Reiheitsgrad schließen lassen. Alle hinweise, dass mit dem Berg etwas nicht stimmt, werden in den Wind geschlagen. Die Arbeiten schreiten zügig voran, alles läuft nach Plan - bis die Earthcore-Mannschaft in einer bisher nie erreichten Tiefe auf etwas stößt, das jede Vorstellungskraft übersteigt.
            Nachdem Sigler mich mit "Infiziert" selbst infiziert hat und mein Geduldsfaden eher als marginal zu bezeichnen ist, habe ich zur Überbrückung der langen Zeit bis zur Fortsetzung nun zu "Earthcore" gegriffen.
            Nach einer deftigen und geheimnisvollen Einführung beruhigt sich das Geschehen vorerst und Sigler lässt den Leser an den Vorbereitungen der Abenteuers teilhaben und stellt währenddessen auch die handelnden Personen - ein Mix aus Wissenschaftlern, Geschäftemachern, Söldnern und Bauarbeitern - vor, ohne sie aber allzu ausführlich zu charaterisieren, aber es ergibt sich im Laufe der Zeit, dass keiner der Protagonisten als echter Sympathieträger taugt oder vom Autor als solcher gedacht war. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und intrigiert, was das Zeug hält, um möglichst viel vom vermeintlichen Reichtum abzubekommen.
            In dem folgenden Mischprodukt aus Wissenschafts- und SciFi-Thriller mit Action- und Horrorelementen werden die Figuren - vom alten Prospektor Sonny bis zum Erztycoon Kirkland - in ein geheimnisvolles Szenario gezogen, das seinen Reiz vor allem aus der Ungewissheit bezieht, was nun in den Höhlen und Stollen unter dem Berg bei den Förderarbeiten auf sie lauern mag. Während also jeder an sich selbst denkt, seine jeweils eigenen Pläne rücksichtslos voran treibt, ahnen sie nicht, welches Grauen sie in den Tiefen der Abgründe erwartet.
            Trotz einiger Schreckensmomente ist dieses Buch eher als leicht verständlicher Wissenschafts- und Sci-fi-Thriller gepaart mit einiges an Action und einer dosierten Portion Horror zu sehen, denn als reiner Horrorroman, als den ihn der Verlag verkaufen will. Löst man sich aber von den Versprechungen des Klappentextes, wird man durchaus eine anerkennende Meinung zu dem Werk äußern können. Als vorteil erweist sich imo, dass die Figuren nicht so stereotyp sind, wie aus den schon bekannten derartigen Geschichten gewohnt (hier beachte der Leser, dass sich das während der Story herauskristallisierende Liebespaar gewaltig von den üblichen Schönlingen und Gutmenschen unterscheidet). Bedrohliche Atmosphäre, packender, (zeitweise) actionreicher Stil, geradlinige Geschichte. "EarthCore" ist ein wirklich gutes Buch. Noch nicht der ganz große Wurf, doch dem hat er sich mit "Infiziert" deutlich genähert. Und das Warten auf dessen Fortsetzung geht weiter. Aber Sigler gehört in dieser Form ganz klar die Zukunft. Und daher immer ein Lesetipp!


            jerry garcia

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            Scott Sigler. Überall in Amerika verwandeln mysteriöse Parasiten unschuldige Bürger in wahnsinnige Mörder. Als einziger Mensch überlebt Perry Dawsey - ehemaliger Footballspieler - die unbekannte Seuche nach einem Befall. Er ist die letzte Hoffnung, der Bedrohung Herr zu werden und den Untergang abzuwenden. Denn diese neue Krankheit besitzt eine tödliche intelligenz, und die Menschheit steht vor der Entscheidungsschlacht.

             Nach den Ereignissen aus "Infiziert" setzt Sigler mit "Virulent" direkt an den Vorgänger und dessen Handlung an, in der der Überlebende Dawsey als Versuchskaninchen der Wissenschaft zwecks Bekämpfung der Seuche benutzt wurde. Mittlerweile hat sich Perry aus dem Krankenlager verzupft und jagt auf Solopfaden die Infizierten, um sie zu vernichten. Immer auf seinen Fersen Dew Phillips im Dienste der Nation. Doch der Erreger mutiert zu einer völlig neuen Bedrohung und stellt weitere Herausforderungen an seine Gegner, die unter Leitung einer neuen Regierung erst einmal weiter auf den Vertuschungsfaktor setzen und die Bevölkerung nicht über die Gefahr informieren. eingesetzt werden dabei etliche Waffengattungen vom Jet bis zum Kampfhubschrauber Apache, aber den meisten Erfolg hat immer noch Perry, der die Befallenen auf seine eigenen Art findet und bekämpft, obwohl der Eindringling immer wieder versucht, durch Manipulation seiner Gedankengänge, den Einzelgänger aus der Spur zu bringen. Der reagiert darauf mit gnadenloser Gewalt. Da werden Schädel zertrümmert, mit einem Kleinkind Fußball gespielt ( so richtig volley aus der Luft genommen, damit das Balg mit der Birne zuvorderst an die Wand matscht - der letzte Kick sozusagen). Leider ist dies Vorgehen der Regierung ein Dorn im Auge, da sie zwecks Forschungen doch bitte einen der Träger lebend haben möchte, um ihn zu verhören. Indessen haben die Invasoren einen Sinn für Taktik entwickelt und während er Erläuterung der neuen Fähigkeiten wird dem Leser auch die Herkunft und der Grund für diese Seuche nahegebracht.

             Durchgehend flüssig verfasst, immer mit Action versehen (besonders der Endfight hat absolut es in sich) und einigen blutig-brutalen Sequenzen, steigert sich das Werk bis zum großen Finale mit hohem Bodycount. Sigler setzt immer noch einen drauf. Und ein kleines Hintertürchen für einen dritten Teil hat er sich offen gelassen - oder um einfach das Ende der Menschheit einzuläuten. Bei Scott Sigler wird im Klappentext nicht zuviel versprochen. Von Beginn an geht es ordentlich zur Sache, ist mitreißend und brutal. Er scheut auch nicht davor zurück, den einen oder anderen Sympathieträger den "Autorentod" sterben zu lassen. Es ist wirklich ein "Battlefield Earth", das Sigler hier auf den Leser loslässt, garniert mit einem schrägen Humor und lockeren Sprüchen. Vielleicht ein paar Seiten zu lang, doch trotzdem eine Pflichtanschaffung für Freunde der Horrorlektüre. Bei Heyne soll demnächst "Earthcore" in Taschenbuchform veröffentlicht werden und "Ancestor" ist angeblich auch für den deutschen Markt geplant. Ganz sicher einer meiner Einkaufsfavoriten.
            « Letzte Änderung: 05. Februar 2013, 12:44:23 von jerry garcia »


            jerry garcia

            • Gast


            Scott Sigler. Genetiker entwickeln eine DNA, die Millionen von Schwerkranken wieder hoffen lässt. Daraus lassen sich Lebewesen züchten, die als Organreservoire für Implantationen dienen können. Doch das Experiment, höchst illegal und auf einer entlegenen Station in der Arktis durchgeführt, hat einen tödlichen Ausgang. Die Kreaturen sind perfekte Raubtiere, und plötzlich steht der Mensch nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette - und die Viecher sind hungrig, sehr hungrig.

            Verschiedene Konzerne arbeiten mit Hochdruck an den Experimenten zur Züchtung von Organträgern für Menschen. Die ersten Versuche an Menschen wurden von den Regierungen untersagt, danach verlegte man sich auf Tierversuche, die aber das Problem bargen, dass die Tierseuchen wie Vogelgrippe, Schweinegrippe und so weiter mitübertragen wurden. Ergebnis: alle Versuche müssen gestoppt werden und we sich nicht daran hält, wird verfolgt. Eine Station nahe Grönland wird sogar eingeäschert - inklusive Personal. Trotzdem versucht eine weitere Gruppe, die Experimente weiter durchzuführen. Immer verfolgt von Colonel Paul Fischer. Doch die Bosse haben die Forscher auf einer abgelegenen Insel zusammengepfercht, zusammen mit einer Herde Kühe, um dort weiter arbeiten zu können, ohne von Regierungen oder Tier- bzw. Menschenschützern belästigt zu werden. Alles illegal finanziert. Nach geraumer Zeit stellen sich erste Erfolge ein. Man glaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Hey, das ist ein Sigler, da ist nix unter Kontrolle. Die Züchtungen wachsen in den Küher heran, aber größer und schwerer als erwartet. Und bald stellt man fest - auch hungriger. Diese Ausgeburten der Hölle fressen sich bei Geburt aus den Kühen, die als Leihmütter eingesetzt wurden, heraus und greifen alles an, was sich bewegt und fressen es dann. Und zwar vollständig, nicht nur mit Haut und Haaren, sondern auch mit Knochen und Zähnen. Und ihnen ist schwer beizukommen. Dazu kommt noch, dass die Forscher im eisigen Winter Kanadas auf der abgeschiedenen Insel Black Manitou im Schneesturm kaum evakuiert werden können. So muss sich die Gruppe Forscher, Wachpersonal und einiger ziviler Arbeiter den Bestien erwehren, bis sie es vielleicht schaffen, die Insel zu verlassen. Und alle schaffen es garantiert nicht.

            Siglers Erstling, neu überarbeitet und auf den Markt gebracht. Gerade die erste Hälfte erinnert den Leser wirklich sehr an Stoffe aus den PC's von Michael Crichton oder dem Duo Preston/Child. Neuartig ist der Stoff also nicht gerade, aber immer beachten, dass es sein Debüt ist. Das Muster folgt auch schon ausgetretenen Pfaden und einige Klischees wie der böse deutsche Professor, die rücksichtslosen Firmenbosse, das abgeschiedene Gebiet - alles vorhanden. Und trotzdem - Sigler präsentiert das alles frisch und spannend, sogar wissenschaftlich einigermaßen fundiert. Nach einem eher ruhigen Beginn mit einigen Differenzen unter den Teammitgliedern und der ausführlichen Vorstellung der unterschiedlichsten Charaktere nimmt das Geschehen mehr und mehr an Fahrt auf und es geht denn auch härter zur Sache. Spätestens so ab Seite 450 (von 640) wird es dann sigler-blutig. Da wird geballert, zerfetzt, gefressen, entdärmt was das Zeug hält. Auch wenn es nur nach dem Prinzip einer nach dem anderen schön die Reihe nach geht, werden von den 15 Anwesenden plus zweier hinzukommenden Firmenhäuptlinge etliche zu Kreaturfutter verarbeitet. Es geht zügig und schnell voran, mit einigen Explosionen, Verfolgungen, Eiseinbrüchen, ein bisserl Sex aufgrund der unvermeidlichen Lovestory, die er eingbaut hat, untermalt. Feiner Erzählstil, manchmal mit etwas Humor, fesselnd und auch spannend, obwohl man sich von Anfang an das Ende ausmalen kann. Wer also die eingangs erwähnten Autoren schätzt, von Sigler schon die vorherigen Bücher kennt, kann hier gar nichts falsch machen bis auf einen Punkt: er darf nicht erwarten, dass Sigler da schon zur Höchstform aufgelaufen ist. Das kam erst mit den Folgebüchern. Gut ist er aber auf alle Fälle. Mehr von Sigler.


            Offline Thomas Covenant

            • Die Großen Alten
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              Infiziert liegt auch noch bei mir rum. Wird noch ne Weile dauern bis ich bei dem bin.