Buchrezensionen

Gast · 1193 · 177622

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jerry garcia

  • Gast


 Richard Laymon. Tony hält es für eine ziemlich coole Idee, seine Schulkameradin Linda eine Nacht lang in einer alten Villa, in der es angeblich spuken soll, einzuschließen. Welche Todesängste die hübsche Cheerleaderin in den folgenden Stunden aussteht, ahnt er nicht. Als er nach dem High-School-Abschluss nach Hollywood zieht, um bei der Königin der Spezialeffekte, Dani Larson, als Lehrling anzuheuern, hat er den Vorfall längst verdrängt. Linda dagegen wird für den Rest ihres Lebens nicht vergessen können, was damals passiert ist - und schmiedet grausame Rachepläne, gegen die selbst der schlimmste Splatterstreifen harmlos ist.

Ja, diese vermeintliche Entführung ist für Linda gar nicht lustig. Allein in diesem dunklen Haus, gefesselt - und dann kommt ein nackter, wirrer Typ mit einer Axt in der Hand. sie fürchtet sich so sehr, dass sie sich einpinkelt, kann aber die Fesseln lösen und abhauen, bevor der Kerl ihr etwas antut. Später, Hollywood, Filmaufnahmen. Nach einer erotischen sowie einer blutigen Szene kommen sich die Special Effects-Queen Dani Larson und ihr Assistent Jack näher. Sie verabreden sich zum Essen, werden dort aber von einem anscheinend gestörten Fan belästigt und nach dem Aufbruch auf dem Nachhauseweg von einem Leichenwagen verfolgt sowie in der Folge auch beim Sex beobachtet. Am nächsten Tag gibt sich Tony als der Verursacher ihrer Ängste zu erkennen und behauptet, es wäre seine Art der Bewerbung für die Stelle als ihr Assistent gewesen. Statt den Vollidioten zusammen mit Jack einfach im Pool zu ersäufen, gibt sie ihm einen Gesprächstermin einige Tage später. Unterdessen ist Linda, die nach ihrer gelungenen Flucht aus dem Horror-Haus von einem Wagen angefahren wurde und einige Zeit im Koma lag, wieder erwacht und sinnt auf Rache. Sie schnappt sich Daddys Knarre, eine Pint Benzin aus dem Rasenmäher und begibt sich zum Gebäude ihrer Albträume. Sie fackelt es kurzerhand ab und hofft, der Irre würde verkokeln. Es gibt sogar zwei Opfer. Keines hatte mit ihrer Entführung zu tun. Irgendwann zieht es auch sie nach Hollywood, wo sich Tony weiterhin auf seine ganz spezielle Art Dani und Jack widmet. Doch das Zusammentreffen mit Linda ist vorprogrammiert.

Ein typischer Laymon. Schriftstellerisch so leichtgewichtig wie nach einem Schreibkurs für angehende Autoren (Das Buch stammt auch aus seiner früher Zeit und ist von 1984 mit Copyright by Ann Laymon) mixt er seine gewohnten Rezepturen unter die Worte, die laut Stephen King auf der Umschlagrückseite nicht verpasst werden dürfen. Muss gut bezahlt worden seine oder er hat es wie Richard Castle in seiner TV-Serie gemacht: "Warum soll ich das Zeug lesen? Ich schreib was Nettes, dann macht er das vielleicht auch mal für mich." Tiefe bekommen seine Figuren nicht, auch die traumatisierte Linda oder der rundum wahnsinnige Tony werden nicht gerade psychologisch seziert. Mr. Laymon verlässt sich da lieber auf etwas Furcht verbreiten und einige schlüpfrige Details, die tatsächlich ausführlicher sind als seine Personenzeichnung oder auch bei Veröffentlichungen anderer Verlage. Familienfreundlich war er halt noch nie. Sein schlichter stil, die verhältnismäßig geringe Seitenzahl (knapp über 300) und einige nette Ausführungen zum Thema Special Effects sowie die Einbindung von Namen wie Tom Savini oder Rob Bottin sorgen für ein Easy Reading ohne große Substanz. Richard Laymon bleibt damit hinter seinen Kollegen Edward Lee, Bryan Smith oder Brett McBean (Bücher von diesen sind auch bei Festa erhältlich) zurück. Einen Scott Sigler oder Stephen King (Beide derzeit bei Heyne zu Hause) erreicht er schon gar nicht. Ein Totalausfall ist das Werk nicht, aber Sachen wie "In den finsteren Wäldern" (Festa) oder "Die Insel" (Heyne) hatten es da entschieden mehr in sich. Da es sich hier eher um "Festa light" handelt: Ausschließlich Laymon Fans dürften noch absolut begeistert sein über den neuesten bzw. zuletzt in Deutschland veröffentlichten Output ihres Lieblingsautors sein. "Night Show" bietet ihnen genau das, was sie erwartet haben.
« Letzte Änderung: 06. Februar 2013, 23:28:07 von jerry garcia »


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Ich habe Laymon begraben, da geht nix mehr bei mir. :D


    jerry garcia

    • Gast
    Ich hatte da noch auf den "Festa-Effekt" wie bei "In den finsteren Wäldern" spekuliert. War wohl nix. Laymon erledigt. 


    Offline Havoc

    • Bürohengst sucht Paragraphenreiterin
    • Die Großen Alten
      • Let me show you its features, hehehe!
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      Allein in diesem dunklen Haus, gefesselt - und dann kommt ein nackter, wirrer Typ mit einer Axt in der Hand.

      Sowas passiert doch in so ziemlich jedem Laymon Roman. :D
      “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


      jerry garcia

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      Anders de la Motte. Als Henrik "HP" Petterson im Zug ein Handy findet, steckt er es kurzerhand ein und überlegt, wie er es zu Geld machen kann. Doch plötzlich erscheinen folgende Worte auf dem Display: WANNA PLAY A GAME? HP zögert erst, drückt dann aber auf YES. Und damit beginnt der allergrößte Nervenkitzel, den er je erlebt hat. Bis es irgendwann um sein eigenes Leben geht.



      Arbeitslos, ständig pleite - so sieht das Leben von Henrik Petterson aus. Da kommt ihm der Fund gerade recht. Und als er dann das Spiel beginnt und vom Leiter auch noch Kohle in Aussicht gestellt bekommt, gibt es für ihn kein Halten mehr. Ein Riesenspaß und es gibt auch noch Geld dafür. Die ersten Aktionen sind noch leicht, mehr grober Unfug mit Sachbeschädigung denn strafrechtlich wirklich relevant. Doch je weiter er kommt, je höher er in der Rangliste aufsteigt, desto schwieriger die Missionen, wie er sie kindisch für sich selbst nennt und sich dabei vorkommt wie der beste Bond ever. Also macht er weiter und sonnt sich in der Anerkennung, die er von der anonymen Spielergemeinde für seine erfolgreichen Missetaten erhält. Selbst als die Öffentlichkeit eine seiner Aufgaben mit einem terroristischen Akt vergleicht und Schwedens Polizeiaufgebot so richtig auf den Plan ruft, lacht er noch. Nicht mehr lange allerdings. Mittlerweile wird es gefährlich und es geht tatsächlich bald um sein Leben. Währenddessen müht sich Rebecca Normen in ihrem Job als Personenschützerin nicht nur die Anerkennung ihrer Kollegen zu verdienen, sondern schlicht und einfach die BESTE von allen zu werden. Sie hat einen guten Ruf, steigt stetig in der Hierarchie auf, schleppt aber ein dunkles Geheimnis mit sich herum und kämpft gegen Mobbing am Arbeitsplatz an. Und bald sollen sich die Wege der beiden Protagonisten kreuzen.



      Fangen wir mit dem Negativen an. Henrik ist mal ganz klar keiner, dem man seine Sympathien so wirklich entgegenbringen will. Ein antriebsloser Kleinkrimineller, der sich mit Diebstählen und dem Sozialstaat durcvhs Leben mogelt, kein wirkliches Interesse an einer geregelten Arbeit hat und lieber andere für sich aufkommen lässt. Zudem führt er sich die meiste Zeit auf wie ein 15-jähriger Aufmerksamkeitsjunkie in der Pubertät. Lächerlich für eine 31-jährige Hauptfigur. Er wird zu einer manipulierbaren Marionette, da er leicht zu beeinflussen ist, egoistisch daherkommt, kaum Freunde hat und sich mehr mit Internetfreundschaften denn mit dem wirklichen Leben beschäftigt. Keine Perspektive, keine Interessen, kein Antrieb - nur Spaß im Kopf und das auf Kosten anderer. Und läuft was schief, war es nie sein Verschulden. Um Ausreden ist er nie verlegen - und glaubt noch selbst dran. Seine Schwäche wird ausgenutzt, ein Profil über die Tauglichkeit erstellt, indem man seine Internetaktivitäten zu Rate zieht und dann auf seine Naivität gesetzt. Dass er sich gegen Ende des Buches zumindest ansatzweise wandelt, hilft da nicht mehr viel. Normen ist da bodenständiger, im Berufsleben verankert, aber auch von Geistern der Vergangenheit ebenso geplagt wie der Loser Henrik. So versucht der Autor den Figuren etwas Tiefe zu geben, die sie aber nicht erreichen, da alles schon zu abgenutzt ist, was die Charakterzeichnung mit irgendwelchen Vorfällen und Dramen aus der Vergangenheit angeht. Stil und Sprache scheinen für die Generation von Leuten geschaffen, die dem geschriebenen Wort nicht gerade freundschaftlich verbunden sind. Kurze, sehr knappe Sätze, eher szenige oder trendige Wortwahl mit wie von vielen skandinavischen Thrillern gewohnt etlichen englischen Einlagen. Und jetzt zum positiven Teil. Die angebotenen kleine und oberflächliche Kunde zu den Religionen Islam und Christentum sowie die heftigere Kritik an Überwachungswut und Datenspeicherung und dem Verhalten der Internetnutzer geht im Tempo des sehr flott inszenierten Romans fast unter. Das Thema ist gut gewählt, noch nicht übermäßig stapaziert, sodass man nicht ständig auf schon altbekannte Thrillerformeln stößt und die Idee mit dem Einsatz der Unbedarften für eigene Zwecke in Form eines Spiels ist nicht schlecht. Dazu ist die Geschichte mit einigen Wendungen versehen, von denen nicht jede gleich ins Auge fällt und die man als Genrevielleser schon zu Beginn erwartet. Ein flottes, leicht konsumierbares Buch, das durch die nicht so abgedroschene Handlung durchaus empfehlenswert ist, wenn man die eingangs ausführlich erwähnten Mängel und besonders den nervigen Hauptdarsteller mal ausser Acht lässt. Es ist spannend, abwechslungsreich, rasant und eingängig. Zudem kommen immer mal wieder sehr deutliche Anspielungen an Filme wie "Fight Club" oder "Der unsichtbare Dritte" von Hitchcock . Kann man sich also mal gönnen. In Schweden wurde von Anders de la Motte übrigens schon die Fortsetzung mit dem Titel "Buzz" veröffentlicht.


      jerry garcia

      • Gast


       Anders de la Motte. Nach einem Millionen-Coup ist Henrik "HP" Pettersson im Ausland untergetaucht. Aus Angst, erwischt zu werden, kann er seine erbeuteten Millionen jedoch nicht genießen. Da kommt ihm die Begegnung mit der undurchsichtigen Anna Argus gerade recht. Voller Wucht stürzt er sich in eine Affäre, doch plötzlich verschwindet Anna, und HP landet im Gefängnis. HP wird das Gefühl nicht los, dass die Ereignisse manipuliewrt wurden. Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

      Nach diversen Stationen im Ausland ist HP erst einmal in Dubai gelandet. Seine Millionen, die er sich von den Konten des Spiels - "Game" - gegönnt hat, hat er durchaus mit einigen Betroffenen der vorherigen Ereignisse geteilt, doch die Hintermänner des Spiels sind immer noch hinter ihm her. Trotz aller Vorsicht hat er bald genug von der Versteckspielerei und lässt sich auf eine heiße Nacht mit Anna ein. Als sie später mit einigen Franzosen einen Ausflug zu einem Beduinenlager machen, wird Anna des nachts tot aufgefunden und HP als Mörder verhaftet. Nachdem einige nette Verhörmethoden wie Waterboarding zum Einsatz kamen, stellen die Ermittler dann doch fest, dass HP in eine Falle gelockt wurde und schieben ihn nach Schweden ab, wo ihn die heimatliche Bullerei schon erwartet. Er kannsich an ihnen vorbei mogeln und macht sich auf, in eigener Sache zu ermitteln. Dazu schleust er sich mit falschen Papieren in die Firma ArgusEye ein, deren Teilhaberin Anna war. Unterdessen gerät seine Schwester Rebecca bei ihrem Job als Personenschützerin in Schwierigkeiten und wird suspendiert, die internen Ermittler übernehmen. Bald stellt sich das aber als gemeine Intrige heraus, dennoch wird sie im Internet auf einem Blog übelst diffamiert. Die Suche  nach dem Übeltäter gestaltet sich schwierig, oft verdächtigt sie die falschen Personen. Mit dem Internet beschäftigt sich auch ArgusEye und je länger HP sich dort aufhält und während seines neuen "Jobs" in den Dateien schnüffelt, umso sicherer ist er sich, dass der Spielleiter ein Kunde von ArgusEye ist. Jetzt will er nur noch herausfinden, wer ihn damals in diese Falle lockte, in welche er in seinem Leichtsinn auch getappt war.

      Seinen Protagonisten hat Anders de la Motte inzwischen etwas reifer werden lassen, er kommt tatsächlich erwachsener daher. Nicht zu sehr, denn das wäre nicht mehr der Hallodri HP, aber auch nicht mehr so egoistisch und rücksichtslos anderen Personen gegenüber. Der Stil des Autors ist wie im Vorgänger "Game" jugendlich flott und flüssig, seine Figuren sind abgesehen von der leichten Veränderung des HP genauso geblieben und kämpfen teilweise mit ihrer Vergangenheit - jeder auf seine Art. Rebecca ist zwar die ernsthaftere und bodenständigere der Geschwister, hat aber auch ihre dunklen Seiten und Geheimnisse. Alle weiteren Figuren dienen nur dazu, eine Geschichte zu kreieren, in der sich HP nach und nach und durchaus spannend geschildert von Info zu Info hangelt, um letztendlich festzustellen, was es mit ArgusEye auf sich hat. Und das ist ein beängstigendes Szenario, wie man es schon von Charles den Tex kennt. Vieles hat man auch selbst schon hier und da mal vernommen, aber der Ablauf ist doch erschreckend. Blogs werden gekapert, Foren mit Meinungsäußerungen von erfundenen, seit Monaten oder gar Jahren etablierten, völlig fiktiven Usern überschwemmt, um Bewertungen zu verändern, je nach Wunsch des Auftraggbers. ArgusEye wird dafür bezahlt, negative Bewertungen zu kontern oder die so viele Äußerungen zu tätigen, dass unerwünschte Suchergebnisse bei den Suchmaschinen immer weiter in der Seitenzahl nach hinten wandern, sodass kaum einer noch die Muße hat soweit zu schauen. Man "bildet" Meinungen, die sogar in den "seriösen" Nachrichten und Zeitungen übernommen werden oder geht nach dem Motto vor, was die Masse gut findet, muss auch gut sein. Also überschwemmt man das Netz und bald folgt die doofe unkritische Herde, die eh keine eigene Meinung hat. Großkonzerne steuern so ihre Schäfchen, die sie gerne ausnehmen würden und über deren Kaufverhalten sie sich Daternsätze anlegen, um sie mit passender Werbung zu bombardieren, so wird die Politik des Landes beeinflusst und die eigentlichen Macher sind schon lange nicht mehr die gewählten Volksvertreter. Über all dem schwebt dann noch im Hinterkopf die Paranoia, die Gefahr, dass Das Spiel tatsächlich auch Kunde bei ArgusEye ist. Und wer hat Anna umgebracht, was ist mit den Diffamierungen von Rebecca? Das Tempo bleibt hoch und benötigt keine überbordende Action, um den Leser bei der Stange zu halten und zum Ende wird noch eine kleine Überraschung geboten - und ein dritter Teil wird folgen. Flotte Unterhaltung, auch weil der Protagonist diesmal etwas sympathischer rüberkommt und mehr zum mitfiebern einlädt.


      jerry garcia

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       Justin Cronin. Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie für ein geheimes Experiment ausgewählt. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden.

      Im Jahr Null, dem Ausbruch der Virals und ihrer fast explosionsartigen Vermehrung, können einzelne Überlebende dem brutalen Abschlachten entkommen. Nach und nach treffen die Grüppchen  zusammen, um gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Nach wochenlanger Odyssee durchs Land kommen sie zu einem Auffanglager der Armee. Was sie nicht ahnen, ist, dass gerade dieses Lager bald von Schwärmen der Virals angegriffen werden soll - nicht jeder der Flüchtlinge überlebt. 79 Jahre später in Texas, das sich erfolgreich von der restlichen Nation abgespalten hat, werden eine Kolonie bzw. Siedlung und deren Arbeitertrupp sowie Frauen und Kinder bei einem Picknick von den Virals durch eine geschickte List überrascht und es gibt nur wenige, die entkommen können. Außerdem erscheint zum ersten Mal die geheimnisvolle Frau in Schwarz, die anscheinend Seelen für die Virals zu sich ruft. 97 n.V. Nachdem der Versuch, einen der Virals - Martinez - in seinem Unterschlupf zu grillen, fast in einem Fiasko endet, wird Lieutenant Peter Jaxon zum Begleitschutz von Öl-Transporten abgestellt, was er als Degradierung und Demütigung empfindet. Bald muss er feststellen, dass der Job gefährlicher ist als er erwartet hat, denn bei einem Überfall von Virals und Menschen auf einen dieser Trecks, werden fast alle seine Gefährten getötet und auch die mysteriöse Frau ist wieder mit im Spiel. Peter macht es sich jetzt zur aufgabe, diese Frau zu stellen, während Amy auf dem Weg ins zerstörte Houston ist, wo sie einen der Zwölf - Carter - treffen will. Dieser zeigt sich durchaus hilfsbereit. Und so machen sich Amy und ihre Gefährten von verschiedenen Standorten auf, die Zwölf und deren Anhänger bis aufs Blut zu bekämpfen, was in einem krachenden Finale mündet.

      Justin Cronin konzentriert sich nicht sofort auf die Wiederaufnahme der Geschichte direkt nach dem Ende von Teil 1, "Der Übergang", und gönnt auch seiner Protagonistin Amy noch eine Auszeit, damit er die Ereignisse vor der großen Katastrophe noch vertiefen kann und wie die unterschiedlichsten Charaktere mit der schier ausweglosen Situation umgehen. Auch wenn einiges davon als überflüssig erscheinen mag, wird dem Leser mit fortschreiten der Story immer mehr bewusst, dass alles ineinander übergeht, noch Bedeutung für spätere Vorgänge haben wird, was auch zu einem besseren Verständnis führt. Der Autor nutzt sicher auch einige bekannte Szenarien aus Western (Fort Kearney aus den Indianerkriegen sei nur als Beispiel erwähnt), Horror oder Action, bleibt sich aber mit seinem eigenen Stil dennoch weitgehend treu, auch wenn man die Arbeitslager, die eintätowierten Nummern und den despotischen Anführer mit seiner Hymne bekannten Fakten zuordnen kann. Die Menschheit ändert sich eben nie. Irgendein Bauernfänger schafft es immer wieder, mit der Macht der Gewalt und des Wortes Menschen in seinen Bann  zu ziehen und dann zu versklaven. Ebenso sicher ist, dass irgendwo kleine Minderheiten-Gruppierungen versteckt sind, die sich gegen diese Tyrannen wehren. Cronin vermittelt ein realistisch anmutendes, tristes und trostloses Endzeitszenario mit vielen Handlungsebenen, die dem Leser doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit abverlangen und die man nicht mal nur so nebenbei konsumieren kann bzw. sollte. Justin Cronin hat sich mit den ersten beiden Teilen seiner Trilogie auf Anhieb in die oberen Ränge seiner Genre-Kollegen katapultiert und braucht einen Vergleich mit Stephen Kings "The Stand" nicht zu scheuen. Der Mann ist ien großartiger Erzähler und "Die Zwölf" liest sich trotz seiner mehr als 800 Seiten und der Komplexität der Handlung fließend wie von selbst, ist actionreich, durchdacht, episch, emotional, spannend und atmosphärisch dicht - sprich hat alles, was ein gutes Buch braucht. Klare Leseempfehlung.


      jerry garcia

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       Jeff Abbott. Er wurde hereingelegt, als Verräter gebrandmarkt, aus der CIA ausgeschlossen, seine Frau liegt im Koma und sein Kind wurde entführt. Für Sam Capra gibt es nur noch ein Ziel: er muss seinen Sohn aus der Gewalt einer mächtigen Geheimorganisation befreien. Die stell ihre Forderung: Wenn Capra seinen Sohn lebendig wiedersehen will, muss er einen Mord begehen. Die Suche nach Daniel wird zum gnadenlosenWettlauf gegen die Zeit.

      Sam Capra ist nach den Ereignissen aus "Todeslauf", die ihn mit seinem Arbeitgeber CIA, der geheimnisvollen Organisation Novem Soles (Neun Sonnen) und der mysteriösen Mila und deren Arbeitgeber, die sogenannte Tafelrunde, die sich angeblich nur dem Guten verschrieben hat, konfrontierten, auf der Suche nach seinem Sohn Daniel, der von NS entführt wurde. Die Verschwörer und Attentäter glauben, mit dem Jungen ein gutes Druckmittel gegen Capra in der Hand zu haben. Gemeinsam mit Mila versucht er über einen Kinderhändler, bei dem die Beiden sich als Ehepaar ausgeben, das ein Baby kaufen möchte, an die Hintermänner zu kommen. Sie fliegen auf und müssen die Leibwächter des Händlers töten, bevor dieser mit der Sprache rausrückt. Eine Frau in Las Vegas gehört zu der Truppe und sie treffen sich mit ihr. Doch statt sie in einer Falle zu schnappen und zu verhören, werden sie ausgetrickst und Capra bekommt den Auftrag, einen Mann zu töten. Dieser Mann ist Ming, der noch im Krankenhaus in Holland liegt und sich von den Folgen eines Schusswechsels mit Gangstern und der CIA erholt. Kurz darauf entkommt er einem ersten Anschlag auf sein Leben und lässt sich voin einer Freundin falsche Papiere beschaffen und flieht nach New York, wo er aufgrund vorhandener Informationen einen Deal mit der CIA eingehen möchte. Doch er ist auch das Zeil von Capra, der den jungen Hacker eigentlich verschonen möchte. Und eine weitere Partei will den Jungen tot sehen. Bei einer Konfrontation mit der zweiten Killereinheit werden die die anderen Mörder selbst getötet und der Junge kann entkommen. Capra wird eines klar. Innerhalb der CIA muss ein Maulwurf sitzen und die Fäden in der Hand halten. Zu allem Überfluss bekommt er von NS auch noch eine Aufpasserin an die Seite gestellt, was sich später als eine ganz perfide Aktion der Verbrecher heraustellt.

      Jeff Abbott ist mittlerweile seit "Run" zu einer festen Größe und einem sicheren Tipp im Thrillerbereich geworden. Was in "Todeslauf" rasant und spannend begann, wird in "Die  letzte Minute" in ähnlichem Tempo und mit gleichbleibender Spannung fortgesetzt. Sicher, sein Protagonist Sam Capra hat sich etwas sehr schnell vom Schreibtischtäter zum toughen Agenten gewandelt, doch sonst gibt es wenig zu bemängeln. Die Story geht straight voran, die Hintergründe nicht immer gleich zu durchschauen und auch vor Mila und der Tafelrunde muss er sich in  Acht nehmen, da er deren Motive nicht wirklich kennt. Auch wenn in der Story Frau und Kind eine Rolle spielen, was natürlich auch Emotionen und kleine Dramen beinhaltet, bietet Abbott kaum Füllsel oder gar Längen an. Diverse Cliffhanger sorgen dafür, dass man sich nur schwer von der Lektüre lösen kann und Jeff Abbott beweist ein weiteres Mal, dass er den richtigen Mix für seine Romane gefunden hat. Zudem steht mittlerweile auch schon ein drittes Abenteuer für Sam Capra in den Startlöchern. Erneut gute, flotte, temporeiche und spannende Thrillerunterhaltung.


      jerry garcia

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       Brian Keene. Es geschieht im Bruchteil einer Sekunde. In einem Moment sind die Kunden im Supermarkt noch ganz normal und friedlich, und im nächsten Augenblick verwandeln sie sich in blutrünstige Psychopathen, die nur noch alle möglichen Gräueltaten  im Sinn haben! Einzig Jack, Sammi, Angie  und Marcel scheinen immun gegen den Wahnsinn, der deen Rest der Stadt infiziert  hat. Aber können sie lange genug am Leben bleiben und einander lange genug trauen, um das Geheimnis von Jacks magischen Bohnen zu lüften?

      Jacks magische Bohnen. Ben, Aushilfe an der Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt, ist in einer Scheißstimmung und dann fängt auch noch der Kopfsalat an, ihn vollzusülzen. Wir sind der Kopfsalat, wir sind weise, kill die Alte da vorne. Und da Kopfsalat ja gesund ist und immer recht hat, macht er die Oma auch gleich platt. Lange kann er sich aber an seiner Tat nicht erfreuen, denn eine Putzkraft haut ihm einen spitzen Besenstiel ins Kreuz und hin ist er, der Ben. Und so langsam knallen alle Kunden und Mitarbeiter im Markt durch und gehen aufeinander los. Männer, Frauen, Kinder, jung, alt - egal. Nur drei Menschen können sich in den Kühlraum flüchten, wo Jack sich gerade ein Päuschen gönnt und gut eingemummt in eine dicke Jacke friedlich schlummert - wahre Arbeitsmoral eben. Er hat überhaupt nicht mitbekommen, was da draußen lief, wird aber schnell von den drei Überlebenden in Kenntnis gesetzt. Es verwundert sie, dass nicht auch sie durchgedreht sind, aber auch sie müssen sich irgendwann der Gefahr stellen und nach draußen. Was erwartet sie dort? Warum wurden sie verschont?

      Ohne dich. Der Ich-Erzähler ist mit seinem Leben unzufrieden. Jung geheiratet, jetzt Mitte dreißig schon kein gegenseitiges Interesse mehr, schmeißt telefonisch den Job und trifft eine Entscheidung.

      I am an exit. Ein Unfallopfer am Straßenrand erzählt einem hinzugekommenen Mann in seinen letzten Zügen sein Geschichte.

      This is not an exit. In einer Kneipe gibt ein junger Mann im Suff gegenüber einem Fremden mit begangenen Bluttaten an. Der Zuhörer ist eigentlich desinteressiert, fragt den Typen aber, ob er nach den ersten Morden weitergemacht habe.

      "Der King: in Gelb" Durch Mundpropaganda macht ein Theaterstück Furore, aber nicht so, wie es die Protagonisten erwarten.

      Eine etwas umfangreichere Geschichte und vier ziemlich kurze Stories beinhaltet "Jacks magische Bohnen" und man bekommt einen typischen Brain Keene geboten, der diesmal gänzlich ohne Zombies auskommt, aber auch ohne Frieden auf Erden. Humor und einige Gewaltspitzen machen die Geschichten aus und nicht immer erahnt man das Ende. Vielleicht einige Keene-Stammleser, die die Pointe jeweils im Voraus erahnen, aber auch denen lässt Keene noch das eine oder andere Rätsel offen und erklärt nicht alles. Alles in allem eine gelungene Zusammenstellung von Kurzgeschichten, aus der "Jacks magische Bohnen" hervorsticht, aber auch die anderen eine kurzweilige Unterhaltung bieten können. Stilistisch besser als manch anderer Horror-Autor ist Keene ja und das macht diese Sammlung zu einer lesenswerten Angelegenheit. 

      Eine lohnenswerte Veröffentlichung aus dem Atlantis-Verlag, der ja auch die Bücher von Martin Kay um Eileen Hannigan (Band zwei - Geheimcode Misty Hazard - demnächst und dann noch zwei weitere - Der General und Hannigan) herausbringt.


      jerry garcia

      • Gast


       Richard Morgan. Yhelteth, die pulsierende Hauptstadt des südlichen Imperiums, schwebt in höchster Gefahr, denn an den Grenzen des Reiches erhebt sich ein uralter Feind, der nichts als Chaos und Zerstörung im Sinn hat. In der Stunde der größten Not müssen sich drei Helden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit dem blanken Schwert in der Hand entgegenstellen. Auch wenn es ihren eigenen Untergang bedeutet.

      Ringil, der verstoßen wurde, hat sich ein neues Aufgabengebiet zugelegt. Er überfällt mit einer Horde gedungener Söldner zweiten Ranges Sklavenkarawanen und erreicht damit, dass ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, das sich so mancher verdienen will. So muss er sich hin und wieder Kämpfern erwehren, die seinen Kopf wollen. Doch nicht nur das macht ihm zu schaffen. Selbstzweifel und Krankheit nagen an ihm. Er zieht sich nach Yhelteth zurück, um Ruhe zu finden, was ihm aber nicht gelingen soll. Ebenfalls dort ist Egar, der Drachentöter. Er hat einen Job als Leibwächter, den er bei der zu bewachenden oftnals extrem wörtlich nimmt, sich aber ansonsten genauso extrem langweilt. Das ist bald vorbei, als er vom Gatten seiner Arbeitgeberin in deren Bett überrascht wird. Den folgenden Kampf überlebt der Ehemann nicht und Egar sieht sich festgenommen und einem Todesurteil nahe. Zu ihnen stößt Archeth, ewig alte Mensch-Kiriath Mischlingsfrau, die auf der Suche nach weiteren Abkömmlingen ihres alten Volkes ist, das ehemals plötzlich verschwand und Erzfeind der Dwenda war. Unterstützt wird sie dabei von Steuermännern, metallenen, hochintelligenten Ratgebern. Als die Bedrohung für die Stadt und das Reich groß wird, lassen sogar die intriganten Höflinge ihre Machtgehabe fallen und schicken die drei auf die Reise ans ndere Ende der Welt, um sie vor der Gefahr zu bewahren.

      Zu Beginn und auch über lange Strecken des Buches sind die Gefährten getrennt, werden eigentlich drei verschiedene Geschichten über deren Lebensweg erzählt. Wie schon aus dem Vorgänger "Glühender Stahl" bekannt, sind die drei Helden keineswegs schablonenhafte Figuren, wie man sie schon hunderte Male irgendwo vorgesetzt bekam, sondern eher ungewöhnliche Typen mit zahlreichen Macken und Eigenheiten. anfangs werden dem Leser beim Überfall auf die Slavenkarawane einige etwas härtere Szenen kredenzt, doch danach lässt nicht  nur die Aciton, sondern auch der Fluss der Handlung nach. Speziell Ringils Eintauchen in eine fieberhafte Traumwelt, die einen langen Abchnitt des Buches einnimmt wirkt mit der Zeit etwas öde. Da kommt das Buch einfach nicht voran. Erst gegen Ende - das viel zu schnell abgehandelt wird - kommt wieder richtig Zug in die Geschichte und man freut sich trotz diverser Längen in diesem 700 Seiten Wälzer auf den abschließenden Band der Trilogie. Nach dem unheimlich starken ersten Buch hatte ich hier doch mehr erwartet und bin etwas enttäuscht. Andererseits ist das wiederum motzen auf hohem Niveau. Morgan lässt dennoch andere Autoren im Vergleich zu ihm eher blass aussehen. Und nicht jeder nimmt sich den Mangel an Toleranz und die verlogene Heuchelei der Herrschenden vor, um sie als das zu entlarven, was sie ist. Den Werbeaufkleber "Für alle Fans von Game of Thrones" sollte man nicht überbewerten. Typische Verkaufsstrategie.


      jerry garcia

      • Gast


       Jason Brannon. Eine Gruppe von Fremden ist in einem Eisenwarengeschäft gefangen, während draußen geheimnisvolle winde jeden, der sich hinauswagt, in einen Salzhaufen verwandeln. Ist dies die Folge fehlgeschlagener biologischer Kriegsführung oder ein einfacher Terroristenanschlag? Ist es ein biblischer Fluch aus der Zeit der Plagen der alten Ägypter? Oder ist es doch etwas viel Düstereres?

      Ein Streichquartett wird im Inneren eines Konservatoriums von Kreaturen aus den Tiefen des Meeres gefangen gehalten. Der auftrag der Wesen lautet, die Musik der Gefangenen zu stoppen. Die einzige Übelebenschance des Quartetts liegt in ihrer Fähigkeit, Musik hervorzubringen. Deshalb müssen sie entweder bis in die Ewigkeit weiterspielen oder sterben.

      Ein Obdachloser freundet sich mit einem Jugendlichen an, der Voodoogötter durch die Graffitti, die er an die Mauern der Stadt sprüht heraufbeschwören aknn. Als einer der Götter entflieht, bedarf es mehr als nur einer Freundschaft, um dem Jungen zu helfen.

      Die Ideen für die jeweiligen Geschichten sind durchaus Neugierde erweckend, doch leider lässt die Umsetzung etwas zu wünschen übrig. Gerade "Winds of change" erinnert zu sehr an Stephen King und "Nebel", ist aber von dessen Qualität ne ganze Ecke entfernt. Ebenso wie die anderen beiden Stories bleibt alles oberflächlich und hat nur einen geringen Spannungsbogen. Zu den Begegnungen der Menschen mit fremden, unnatürlichen Wesen gesellt sich immer wieder der religiöse Aspekt, der besonders deutlich in "Winds of change" hervortritt. Alles in allem eine mittelmäßige Storiesammlung, die man sich nicht unbedingt zulegen muss. Für nebenbei geeignet, gibt es viel mehr Positives nicht anzumerken. Der Gewaltanteil ist gering, ebenso lässt sich die Spannung mit der Lupe suchen, dazu etwas Gefühl und einige unterschiedliche, nicht groß ausgearbeitete Charaktere - das war's. Da hatte ich mir nach seinem "Der Käfig" doch mehr erhofft.


      jerry garcia

      • Gast


       Michael Theurillat. In einer Züricher Bank verschwindet ein Mitarbeiter spurlos. Der Chef der Bank, Jakob Banz, bittet Kommissar Eschenbach um Hilfe. Kurz darauf wird Banz ermordet. Seine junge Assisstentin Judith gerät in Verdacht. Doch Kommissar Eschenbach vermag nicht zu glauben, dass sie tatsächlich die Mörderin ist. Er macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter - und taucht tief ein in das Schattenreich der internationalen Finanzwelt.

      Kommissar Eschenbach wird aus seiner achtwöchigen Auszeit in Kanada zwei Wochen vor deren Ablauf zurück in die Schweiz berufen. Dort angekommen, muss er sich mit veränderten Verhältnissen zurechfinden. Seinen Chefposten ist er anscheinend los, vielleicht sogar seinen Job. Da fällt es ihm leicht, einen hochdotierten Posten in der Bank seines alten Schulkameraden Banz anzunehmen, um erst einmal die noch zustehenden zwei Wochen Urlaub zu nutzen. Sein Kumpel will nicht mehr oder weniger, als dass Eschenbach das Verschwinden des Mitarbeiters aufklärt und dafür inkognito in der Bank ermittelt. Das Salär ist großzügig. Mit ihm kommt seine Assisstentin Rosa, deren Job bei der Polizei ja ebenso auf dem Spiel steht und die ein  neues Betätigungsfeld durchaus gebrauchen könnte. Außerdem sieht er kurz die Mitarbeiterin Judith, die mit dem verschollenen Kollegen zusammengearbeitet hat, bekommt aber weiter keinen Kontakt zu ihr. Das ändert sich bald, denn auch die junge Frau ist nicht gerade das, was sie scheint. Sie wurde von der FINMA mit Sitz in der Hauptstadt Bern und der Polizei bei der Privatbank eingeschleust, weil sie dort bezüglich des Waffenhandels ermitteln soll. Einiges in der Bank geht nicht mit rechten Dingen zu. Eines Abends wird Judith von Banz attackiert und von seinen Leuten gefesselt aus dem Haus eskortiert und in einen Wagen verfrachtet. Doch auf der Fahrt geschieht ein Unfall, bei dem sie aus dem Wagen abhaut, aber in der Nähe bleibt. Als ihre Bewacher den Angefahrenen in den Kofferraum packen wollen, springt sie auf den Fahrersitz und haut mit dem Verletzten ab und bringt ihn ins Kloster Einsiedeln. Dort wird er wieder aufgepäppelt - es ist Kommissar Eschenbach, der vor dem Unfall auf dem Weg zu Banz war, den  man mittlerweile tot aufgefunden hat und für dessen Tod sich Judith verantworten soll und im Knast landet. Eschenbach glaubt nicht an so eine einfache Lösung und ermittelt weiter. Seine Spur führt in nach Irland, wo er Indizien dafür entdeckt, dass er hier in einem abgekartetern Spiel gelandet ist, in dem einige Konzernchefs, Regierungsbosse  und Bänker ihr eigenes Süppchen kochen, bei dem die derzeitige finanzkrise durchaus eine Rolle spielt. Überraschung folgt auf Überraschung und immer noch weiß er nicht, wo er da wirklich hineingeraten ist.

      Michael Theurillat ist Schweizer von Geburt und kennt sich auf im Bankensektor aus. Er weiß, wie die Mechanismen in den Bankhäusern und besonders den privaten Instituten funktionieren und wie sehr diese von den Veruntreuungen von Bankdaten ihrer Kunden getroffen wurden und auch welche Leichen in deren Kellern zu finden sein könnten und baut darauf seinen Kriminalfall auf. Es ist der vierte in Deutschland erschienene Roman, aber der erste, den ich bisher gelesen habe. Michael Theurillat versieht seine Protagonisten mit Charakter, haucht den Personen Leben ein, gibt ihnen eine Vergangenheit, macht sie entweder sympathisch, verachtenswert oder gar undurchsichtig. Genauso ist irgendwie seine Geschichte. Komplex, verzwickt, mit Zeitsprüngen versehen, Aufmerksamkeit fordernd und sogar informativ. Wer sich im Geschichtsunterricht vor dem Thema Schweiz gedrückt hatte, kann jetzt einiges über den Rütlischwur, den Rütlirapport, den Verteidigungsplan im Angriffsfall usw. nachlesen. Das alles eingebettet in einen kritischen Roman, der auch die Themen des westlichen Lebensstils, der amerikanisch geprägten Gier-Kapitalismus, Währungs-und Zollkriege/-Erpressungen oder die unterstützten Konflikte in Afrika, um sich dort für die Bodenschatzgewinnung günstige Konditionen zu sichern - und wenn es mit Waffenverkauf in Krisenregionen an beide kämpfende Seiten ist. Er wertet nicht, ob es nun um China, die USA, Frankreich oder andere Nationen geht, er stellt nur fest. Und mit einem humorvollen Seitenhieb bekommen sogar die Gesundheitsfanatiker mit ihren Rauchverboten in geschlossenen Räumen einen mit - dann kokst man eben, dafür braucht man nicht rausgehen und die Beschaffungskriminalität interessiert keinen, da die Fälle eh nie aufgeklärt werden. So erhält der Leser einen anspruchsvollen, themastisch aktuellen, spannenden und informativen Kriminalroman, der ohne größere Gewaltausbrüche und Dutzende von Morden eine vielschichtige Story erzählt. Starker Krimi und ich werde mich mal um die Vorgänger kümmern.


      jerry garcia

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       Christopher Reich. "Getrieben". Lange reiste der Chirurg Jonathan Ransom für Ärzte ohne Grenzen um die Welt. Immer an seiner Seite seine Frau Emma - bis er sie als Doppelagentin von Division entlarvte, einer zwielichtigen Spionageeinheit der CIA. Nun lässt Jonathan sich selbst zum Spion ausbilden. Denn Emma befindet sich in der Hand von Prinz Raschid, einem fanatischen Terroristen, der einen Anschlag auf die New Yorker U-Bahn vorbereitet. Jonathan ist der Einzige, der Emma retten und Raschids perfiden Plan durchkreuzen kann.

      1984. In Afghanistan tobt der Krieg der Russen mit den Einheimischen, während eine Bergsteigergruppe von pakistanischer Seite aus einen Gipfel erklimmen will. Während des Aufstiegs bei miesem Wetter stürzt eine US-B-52 ab, verliert ihre Ladung und löst eine gewaltige Lawine aus, die den Trupp in den Tod reißt. Gegenwart. Jonathan Ransom ist in Afghanisten, um in entlegenen Dörfern die Menschen zu versorgen. Doch ein Warlord macht nicht nur ganze Ortschaften nieder, um an das Mohnanbaugebiet der Bauern zu kommen und auch Sklaven für die Arbeit zu gewinnen, zudem will er auch Ransom einkassieren, damit er dem Vater des Despoten hilft. Ransom wird in die Hählen von Tora Bora gebracht, um den Mann zu operieren. Der alte Mann wird aber von einem westlichen Agenten getötet und Ransom kann nur mit Mühe entkommen. Sultan Haq bleibt rachsüchtig zurück und plant seinen Krieg gegen die USA. Zwischenzeitlich versucht Emma über einen Waffenhändler, Prinz Raschid in eine Falle zu locken und zu eliminieren. Der Plan misslingt und Emma wird gefangengenommen, in die wüste gebrcht, gefoltert und liegengelassen. Doch der Waffendealer rettet sie, da er sein letztes sicheres Domizil in Pakistan verlassen muss und nun eine Anleitung zum Leben mit falscher Identität braucht; vor allem aber soll Emme die 1984 verlorene Ladung der B-52 bergen. Die Division in Person von Frank Connor tritt nun an Ransom heran, um ihn auf die Jagd nach den Terroristen, den Waffenhändler und Emma zu schicken. Man nutzt die Hilfe der Israelis, um ihn auszubilden und schickt ihn in die Höhle des Löwen nach Pakistan. Dort entscheiden sich die Schicksale der meisten Beteiligten.

      Nach "Geblendet" und "Getäuscht" begibt sich Christopher Reich, der mit dem Bankenthriller "Das Nummernkonto" seinen internationalen Durchbruch schaffte,  mit "Getrieben" ein drittes Mal in die Gefilde der Geheimdienstarbeit. Es gelingt ihm ein weiteres Mal, seine Protagonisten durch persönliche Dramen sowie Hinterhalte, Heimtücke und Verrat zu schicken. Bündnisse werden auf beiden Seiten eingegangen und genauso schnell wieder aufgelöst. Keinem kann man vertrauen, die Dienste selbst sind auch kein sicherer Hafen, da sie ihre Mitarbeiter oder auch Zivilisten nur als nutzbringende Gegenstände ansehen und gerne in den sicheren Tod schicken sowie untereinander küngeln, was das Zeug hält. Kaum einer steht zu seinem Wort, sondern arbeitet hinter dem Rücken der anderen an eigenen Plänen. Für Emma ist das normal, doch das Gefühlsleben des Jonathan Ransom gerät dabei durcheinander und Reich versucht, das dem Leser näher zu bringen. Leider gelingt ihm das in seinem dritten Abenteuer um den Protagonisten nur bedingt und auch der Mittelteil des Buches zieht sich etwas in die Länge, lässt die anfängliche Action vermissen und da schon der Klappentext recht viel verrät und die Terroristen sowie die Verteidiger in den wesentlichen Punkten klar voneinander abgegrenzt sind (den einen oder anderen Verräter mal außer acht gelassen) kommt wenig Spannung auf. Der explosive erste Showdown reißt noch mal etwas raus, doch die anschließende Jagd in New York dagegen ist nur noch ein Anhängsel. So bleibt "Getrieben" der schwächste Teil der Trilogie. Die vollmundigen Worte des Verlags im Autorenportät, dass Christopher Reich an einem weiteren Abenteuer von Ransom arbeiten würde, erweisen sich bei genauerer Ansicht als bis dato falsch. "Getrieben aka Rules of Betrayal" stammt im Original aus 2010 (was man auch bei einigen Szenarien innerhalb des Buches erkennen kann) und seitdem kam nichts mehr zu der Reihe. Ein neues Buch für dieses Jahr hat nichts mit Ransom zu tun. Bin nach den wirklich starken Vorgängern etwas enttäuscht, doch als völlige Grütze kann man den letzten Teil der Reihe auch nicht abtun.


      jerry garcia

      • Gast
       


      David Simon. Tatort Baltimore. In der Stadt an der Ostküste der USA geschehen innerhalb eines Jahres 234 Morde - an zwei von drei Tagen wird ein Bürger erstochen, erschossen oder erschlagen. Im Zentrum dieses Hurrikans des Verbrechens steht das Morddezernat unter Leitung von Lieutenant D'Addorio. Eine kleine Bruderschaft, konfrontiert mit dem amerikanischen Albtraum: Donald Worden, ein abgeklärter Ermittler am Ende seiner Karriere; Harry Edgerton, ein schwarzer Detective in einer überwiegend weißen Einheit; Tom Pellegrini, ein ehrgeiziger junger Cop, der frisch in die Mordabteilung gekommen ist und den schwierigsten Fall des Jahres aufklären will - die brutale Vergewaltigung und Ermodrung eines elfjährigen Mädchens.

      Baltimore 1988, Morddezernat. Noch mit Fällen aus dem alten Jahr beschäftigt, müssen sich die Detectives schon bald an die Auswirkungen des Neujahrsfestes machen - sind die sechs Toten, die gemeldet wurden, nur Unfälle der Silvesterknallereien oder wurden sie absichtlich getötet? Und so geht es weiter. Ständig werden die gestressten Beamten vor neue Herausforderungen in ihrer Stadt gestellt; Drogenmorde, eine vergewaltigte und ermordete Elfjährige, ein misshandeltes und dann getötetes Baby oder Schießereien im Gangmilieu. Manches sind leicht aufzuklärende Tötungsdelikte innerhalb der Familie, andere verzwickter. Da ist der Tod eines Dealers, der angeblich von Polizisten hinterrücks erschossen wurde, der öffentlichkeitswirksame Fall des elfjährigen Mädchens, der mit besonderer Sorgfalt und unter dem Einsatz aller Kräfte gelöst werden soll, damit die Stadtoberen und die Behörde mit dem Erfolg nicht nur prahlen und ihre eigenen Karrieren vorantreiben können, sondern auch um der Bevölkerung zu beweisen, dass der Mord an einem schwarzen Kind die gleiche Aufmerksamkeit erhält wie der an einem weißen. Verdächtige werden verhört, wieder freigelassen, weil Indizien oder gar Beweise fehlen, die vor Gericht verwertbar sind, andere Fälle angenommen, als sich nach Monaten nichts ergibt, Überstuinden gerissen, bis die Polizeileitung solche untersagt, weil zu teuer für die Stadt. All das bloß bis zum nächsten eingehenden Anruf - und der ist in Baltimore so sicher wie das Amen in der Kirche.

      "Homicide" hätte man auch mit "Ein Jahr in der Hölle betiteln" können, wenn man dem journalistischen Recherche Buch von David Simon seinen Glauben gibt. Es ist ein Abgesang auf die amerikansichen Großstädte, die von Drogen und Gewalt sowie Gangstern schon fast in Geiselhaft genommen wurden, ein Abschiedsgruß an Recht und Ordnung, die nur noch bedingt aufrecht erhalten werden können, da ganze Stadtviertel schon längst von den Dealern und der Armut übernommen wurden und die wenigen Polizisten einer Großstadt gegen das ausufernde Verbrechen keine Chance mehr haben. Es ist aber auch die Story von Männern, die an ihren Beruf glauben müssen, die mit Herzblut dahinterstehen, denn sonst hätten sie längst aufgegeben und sich eine einfachere Tätigkeit besorgt. David Simon beschreibt seine Helden des Alltags auführlich, lässt ihren Lebenslauf aufblitzen und bezeugt ihre Schwierigekiten mit der Bürokratie, den Regeln und der Dezernats- sowie Stadtpolitik - und wenn ein Bürgermeister Ambitionen für höhere Weihen entwickelt, stehen die Ermittler erst recht im Fokus, denn es müssen Ergebnisse her, um zu beweisen, dass der Mayor seine Stadt im Griff hat. Statistiken, Verhörprotokolle, akten anlegen und dann immer wieder grausamste Mordfälle, von denen man kaum glaubt, dass dazu tatsächlich ein Mensch fähig sein soll. Eine eindrucksvolle Milieustudie, wie man sie mit dem rauen Cop-Humor und dem Alkoholkonsum hin und wieder auch von Joseph Wambaugh gelesen hat (der zudem keine Rücksicht auf irgendwelche Empfindlichkeiten nahm, da er in Romanform formulierte), die sehr detailliert geschrieben und daher auch nicht wirklich leicht und nebenbei konsumierbar ist. Man hat hier auf über 800 Seiten schließlich keinen simplen Kriminalroman vor sich, sondern einen Einblick in die tatsächliche Arbeit der Mordkommission von Baltimore gegen die sogar Simons "The wire" noch geschönt wirkt und gegen den Serien wie "CSI" oder wie sie alle heißen nur lächerlich sind. Und zudem werden auch noch Themen wie Rassismus und frühere Polizeibrutalität aufgegriffen, die mit der Zeit zwar ausgemerzt wurden (was auch richtig ist), die aber durch die neu entstandenen Regeln hinsichtlich der Polizeiarbeit ebendiese wieder schwieriger machen. Miranda lässt grüßen, windige Anwälte ebenso - und das Nachwort macht einen ganz besonderen Eindruck; leider wirft es aber keinen positiven auf die derzetigen Stukturen in der Polizei, der Politik und des (Gassen-) Journalismus insgesamt. Nüchtern, tragisch und erschütternd. Muss man gelesen haben.


      jerry garcia

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       Bryan Smith. Vergewaltigung, Folter und Gehirnwäsche stehen in einer Besserungsanstalt in Southern Illinois auf dem Stundenplan. Statt Jugendliche im Auftrag bibeltreuer Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht zu befreien, treiben hinter der biederen Fassade zahlreiche kranke Gestalten ihr Unwesen. Eine Direktorin etwa, deren lesbische S/M-Spielchen ständig außer Kontrolle geraten, ein Hausmeister, er sich als Totengräber verdingen muss, um hinterher die Überreste zu beseitigen, und ein Schließer, dem seine Gier nach Sex zum Verhängnis wird. Und dann gibt sich nach einem Kometeneinschlag auch noch eine Horde mordlustiger Zombies die Ehre.

      1987 - Illinois. Wayne fährt mit seinem Kumpel Steve Richtung MUSI (Musikalische Umerziehungsanstalt Southern Illinois), wo Jugendliche im Auftrag ihrer konservativen Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht befreit werden sollen, um seine Freundin Melissa dort rauszuholen. Diese angeblich schulische Einrichtung steht voll unter der Knute der sexuell recht speziell veranlagten Rektorin Sybil Huffington, die sich für ihren Lustgewinn vom Hausmeister abgewrackte Prostituierte zuführen lässt und auch vor mehr oder weniger willigen Schülerinnen nicht halt macht. Da ob ihrer recht deftigen Obsessionen hin und wieder eine davon die ewige Flatter macht, muss der Hausmeister, der nach besonderen Eignungen für den Job ausgewählt wurde, hernach die Leichen auf dem institutseigenen Grundstück verbuddeln. Während unterdessen Wayne und Steve sich einen der sogenannten Pädagogen schnappen, um auf das Schulgelände zu gelangen, wird der emsige Hausmeister bei seiner Tätigkeit von einem Meteoriteneinschlag unterbrochen, der fatale Auswirkungen hat: Das Mädel, das er gerade zur letzten Ruhe betten wollte, macht ich plötzlich putzmunter und dennoch tot über seine Griffel her und kaut ihm drei Finger ab. Damit nicht genug, krabbeln die anderen Opfer der Rektorin auch noch aus ihren Löchern und attackieren nicht nur den Hausmeister, sondern auch den Rest der Belegschaft und der "Insassen". Gerade als Melissa, die sich mit zwei Freunden in Eigeninitiative verkrümeln wollte, kurz vor ihrem Auftritt als Schlachtplatte für die Zombies befindet, erreichen Wayne und Steve die Schule und können sie retten. Doch die mittlerweile ebenfalls zombiefizierte Rektorin hat eine Schar Infizierter um sich versammelt, die nun gemeinsam mit ihr den anderen Personen, die noch einen Rest Leben in sich haben den Garaus zu machen. Dem Trio steht nun ein schier aussichtsloser Überlebenskampf bevor.

      Nachdem sich Michael Slade in "Der Ghoul" ernsthaft mit der Problematik der Auswirkungen des Heavy Metal auf die Psyche von Jugendlichen auseinandergesetzt hat, nimmt sich im Jahr 2010 auch Bryan Smith dieses Themas an, ohne allerdings einen allzu strengen Ansatz zu wählen und die Angelegenheit eher mit Humor zu würzen. Dennoch kann man aus dem Buch herauslesen, dass die Zeit unter der Administration eines Ronnie Raygun (Wortlaut Bryan Smith) eindeutig eine fundamentalistisch-religiöse und konservative Ausrichtung hatte und jegliche Elemente, die sich nicht der Masse anpassen, umgeschult und ausgemerzt gehören. Reagan ist weg und hat die Sache mittlerweile eh vergessen, aber die Ausgrenzung von Andersdenkenden, anders gekleideten und solchen,  die nicht mit dem gewollten Strom schwimmen, ist immer noch hochaktuell, wird durch die Nutzung der vielen schönen neuen Medien sogar noch ausgeweitet und man hat ihm auch schon den schönen Namen political correctness verpasst. Eigene Meinungen sind doch unerwünscht, es zählt nur, was die Vordenker so von sich geben. Neben diesem Ansatz ist "Rock and Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt" aber ein blutiges, spaßiges Trash-Werk, das man nicht zu ernst nehmen sollte, das vom Autor mit Anspielungen auf seine Vorbilder in der Namensgebung handelnder Personen gespickt ist, und denen er damit seine Referenz erweist, sowie mit Kapitelüberschriften, die aus Titeln von Rocksongs aus der Feder von Def Leppard, The Doors oder AC/DC etc. bestehen. Nachdem zu Anfang noch so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm herrscht, wird es im zweiten Teil der rund 190 Seiten dann deutlich derber, wenn auch recht anspruchslos. Man kann sich flugs durch die Seiten lesen, ohne sich die Birne anstrengen zu müssen und es wird auch anständig gesplattert. Die eine oder andere erotische Szene plus die blutrünstigen Zombieattacken ergeben irgendwie einen netten Trash-Mix aus "Das Frauenlager" meets "Zombie". Humor, Sex, Gewalt und Splatter bilden den Rahmen für einen flotten und unterhaltsamen Roman (wenn man ihn nicht allzu kritisch näher beäugt), der vielleicht nicht so "extrem" ist, aber doch wieder so absurd und durchgeknallt, dass er zumindest mir Spaß gemacht hat.     


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
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        Zu Homicide.
        Das Buch interessiert mich brennend da ich die Serie liebe.


        jerry garcia

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        Eigentlich sind es der Worte in der Rezi noch viel zu wenige, um Homicide wirklich die verdiente Würdigung zukommen zu lassen, aber a) kann/darf ich ellenlange Rezis aufm Blog nicht bringen (liest dann eh keiner) und b) hat das auch etwas mit meiner Faulheit zu tun.
        Würde dir das Buch ja überlassen, aber da hat schon jemand den Daumen drauf.


        jerry garcia

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        Kelly Rich, die sich vor langer Zeit von ihrer Familie abgewandt hat, ist gezwungen, nach Hause zurückzukehren, als ihre Schwester in einen mysteriösen Unfall verwickelt wird. Nachdem sie jahrelang die Ereignisse unterdrückt hat, die sie zur Flucht bewogen, muss sie das Geheimnis ihrer Vergangenheit lüften, um ihre Schwester zu retten. Aber in der unheimlichen Ortschaft Spires, ihrer einstigen Heimat, in der kalte Herzen herrschen und im Wald tödliche Geheimnisse lauern, ist nichts, wie es scheint. Kelly wird in die Traumwelt ihrer Kindheit gestürzt und muss sich ihrer Rolle in den Tragödien stellen, die ihre Familie heimsuchen. Mystery-Horror mit Märchenelementen und wenig Gewalt, dafür aber Erinnerungen an Dean Koontz, die Gebrüder Grimm und den Film Poltergeist. Die Story wird langsam aber stetig entwickelt, ist narrativ schon fast vom Feinsten und hat mich trotz der Blutarmut gepackt. Subtiler, feinsinniger Horror mit seelischen Abgründen, düsterem Ambiente eines Märchenwaldes und völlig anders als "Snow", aber dennoch empfehlenswert. ca. 510 Seiten.
           


        Offline JasonXtreme

        • Let me be your Valentineee! YEAH!
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          • Weiter im Text...
            • Show only replies by JasonXtreme
          Irgendwie scheint das zur Zeit "in" zu sein :lol: Frau kehrt heim, wegen Unfall ihrer Schwester.... das kommt mir zur Zeit bei einigen Filmen und Klappentexten immer wieder entgegen :lol:
          Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


          Meine DVDs


          jerry garcia

          • Gast
          Dreh doch das Buch um, dann entfernt es sich wieder von dir.

          Das Buch Todin Neverland ist jetzt nicht gerade neu. Hab ich vor einiger Zeit gelesen, als der Otherworld-Verlag noch existierte, ich aufm Blog gerade nicht die rechte Lust hatte und daher nur einen "Bücherreport" (kleine Ansammlung von Kurzrezis) unters eh nicht wirklich interessierte Volk brachte.


          jerry garcia

          • Gast


          Max Allen Collins. Auf den ersten Blick ist es ein todsicherer Job: Professor K. J. Byron muss verschwinden und mit ihm alle seine Recherchen für ein ominöses Enthüllungsbuch. Als dann aber Byrons Ehefrau samt einem schmierigen Privatdetektiv auftaucht und schließlich die Chicagoer Mafia mitmischen will, droht die Sache aus dem Ruder zu laufen. Dabei wollte Quarry doch nur da weitermachen, wo er kurz zuvor in Vietnam aufgehört hatte.

          Es ist der berühmte letzte Coup: Der skrupellose Berufskiller Quarry war längst in den wohlverdienten Ruhestand abgetaucht, als ein Medienmagnat den rastlosen Profi für einen letzten lukrativen Auftrag ködert. Doch der verspricht höchst ungewöhnlich zu werden: Warum, fragt sich Quarry, würde jemand eine junge hübsche Bibliothekarin töten wollen? Und warum zur Hölle soll es ihn besonders kümmern?

          Beide Bücher sind recht kurz - knapp 200 Seiten jeweils, aber das gerät ihnen nur zum Vorteil. Kein überflüssiges Gelaber, keine langen Dialoge. Collins' Protagonist ist ein cooler Killer, Vietnamveteran, dem es nichts ausmacht zu töten. Die Romane sind typischer Pulp. Knochentrocken, mit Tussen garniert und einer ungesunden Portion Härte. Irgendwie Storys zum Spaß haben. Ironie, Kraftausdrücke und Schießereien ohne Gnade. Wenig Akteure, viele Rückschläge und mehr Leichen als von seinen Auftraggebern geplant, hin und wieder eine Wendung und wunderbar schnell zu lesen. So sind beide Quarry ein echter Genuss für Fans des harten Krimis der 70-er Jahre. Spannend, stimming und cool. Mehr braucht es nicht. Das bringt einfach Freude und schnellen Genuss. Auf irgendwelche pseudokritischen Aussagen oder deutungsfähige und inhaltsschwangere Sätze sollte der geneigte Leser aber nicht hoffen, da ist er genauso falsch hier wie bei den üblichen Mainstreamwerken a la Grisham. Und wer möglicherweise noch nicht von Herrn Collins überzeugt ist, denke vielleicht mal kurz an "Road to perdition", da hat er sich nun wirklich verdient gemacht.


          Offline Thomas Covenant

          • Die Großen Alten
              • Show only replies by Thomas Covenant
            Collins ist einer von den grossen. Schreibt viele historisch  angelehnte Krimis. Mir gefallen seine Hard Boiled Sachen am Besten. Aktuell,habe ich Black Angel und Stolen Away auf dem Kindle.



            jerry garcia

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             Bryan Smith. Wären sie doch bloß nicht von der Landstraße abgefahren! So aber stranden fünf High-School-Abgänger mitten in der Einöde. Unheimliche Geräusche aus dem nächtlichen Wald, Kreaturen wie aus einem Horrorfilm ... Ihre Nerven liegen blank. Da kündigt sich die Rettung an. Ein Licht in der Dunkelheit. Ein geheimnisvolles Herrenhaus in den Bergen als Zuflucht. Doch das Haus entpuppt sich als blutiges Tor zur Hölle, bevölkert von Sadisten, Sklaven und toten Göttern. Auf die fünf warten unsägliche Torturen und Schändungen. Wohl denen, die nicht überleben.

            Die fünf Freunde auf der Rückkehr vom gemeinsamen Urlaub biegen auf die falsche Strecke ab, während sie dabei sind, alte Rechnungen per fiesem Streitgespräch zu begleichen. Irgendwann halten sie auf dunkler Strecke im Wald an und einer macht sich auf, eine ruhige Ecke für ein menschliches bzw. in dem Fall männliches Bedürfnis zu finden. Kurze Zeit später wird er von einer grässlichen Kreatur zerfetzt und die verängstigten Freunde - Chad und die drei Mädels Dream, Alicia und Karen -
            zanken ob des weiteren Vorgehens. Chad setzt sich zu Fuß ab, während die Girls eigentlich zurück zur Hauptstraße wollen, doch vom schlechten gewissen geplagt doch in die Richtung fahren, in der sie Chad vermuten. In der Zwischenzeit macht sich Eddie aus den tiefen Katakomben des Hauses auf die Flucht durch die Gänge, um endlich seiner Pein zu entkommen und gerät über den Umweg der Stummen an Giselle, die ihm zur Freiheit verhelfen will. Chad indes wurde ebenfalls gefangen und mit Cindy in ein Verlies gesperrt, in dem er zusehen muss, wie diese einen Mann tötet und dann mit ihm gemeinsam den Wächtern vorgeführt wird. Die drei Mädels in ihrem Auto, dem langsam der Sprit ausgeht, erreichen das feudale Haus im Wald und werden von King empfangen, der isch nicht als der Gastgeber erweist, den man hinter seiner Fassade vermuten kann. Bald müssen alle um ihr Überleben kämpfen, geraten mitten in eine Revolution der vielen Gefangenen in den Höhlen unter dem Haus und erfahren erst spät, mit welchen Dämonen und viehischen Kreaturen sie es zu tun haben.

            Was nach einem Backwood-Slasher klingt, entwickelt sich bald zu einem bösen Horrortrip in abgründige Folterhöhlen. Doch zuvor kann man sich als Leser mit keinem der Protagonisten irgendwie anfreunden oder ob oihres Schicksals mitfiebern. Selbst die als absoluter Gutmensch gezeichnete Dream Weaver (Ein Song von Gary Wright, womit Bryan Smith erneut seine Hinwendung zur Musik beweist und später auch noch einige Anspielungen auf diverse Horrorfilme hinzufügt) hat ihre Probleme, die sich aber vor dem Hintergrund ihrer Geschichte als lächerlich darstellen. Erst mit Fortschreiten der Story kommt vielleicht etwas Sympathie auf, aber zumindest meine wendete sich eher dem flüchtigen Eddie oder den später eingreifenden Nebenfiguren zu, die Hauptcharaktere blieben mir irgendwie egal. Und ansonsten hält sich das Buch fein an Mittelmäßigkeit (was natürlich daran liegen kann, dass man von Festa bisher zumeist sehr verwöhnt wurde) und "Haus des Blutes" erweist sich auch nicht als der beste Roman aus der Feder bzw. Tastatur von Bryan Smith. Trotz des zunehmenden Actionanteils gegen Ende und des flüssig lesbaren Stils ist es einfach nicht mitreißend und packend. Auch Gewalt und Erotik halten sich vergleichsweise im Rahmen. Da der Schluss einige Fäden offen lässt, kann man aber gespannt auf die "Herrin des Blutes" warten. Geordert ist er natürlich schon, denn trotz der Kritik ist das Buch um Längen besser als das Meiste, das andere Verlage in ihrem Programm so bejubeln.   
            « Letzte Änderung: 06. April 2013, 18:09:27 von jerry garcia »


            jerry garcia

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            Kyle Mills: Quinn Barry ist eine ehrgeizige junge Computerprogrammiererin im Dienste des FBI. Insgeheim träumt sie jedoch von einer gefährlichen Mission, bei der sie ihren Wert als Agentin unter Beweis stellen kann. Als sie in der FBI-Datenbank auf eine mysteriöse DNA-Spur stößt, erfüllt sich ihr Wunsch schneller als ihr liebsein kann. Denn offenbar ist sie einem Serienmörder auf die Schliche gekommen, dessen grausame Morde von der Regierung absichtlich vertuscht werden. Barry ermittlet weiter und riskiert dabei nicht nur ihren Job, sondern bald auch ihr Leben. Der bestialische Killer, der immer noch sein Unwesen treibt, hat sie bereits im Visier.

             Der (in Deutschland) neue Roman von Kyle Mills hat diesmal nicht Mark Beamon - der aber einen Cameo-Auftritt spendiert bekommt - als Hauptfigur, sondern eine Computerspezialistin - eben die Jägerin. Da mich der Autor bisher fast immer zu überzeugen wusste, habe ich auch hier zugegriffen und wurde nicht übermäßig enttäuscht. Spannung, Witz, Thrill und Charme lassen dem Leser die Wahl leicht fallen, ob er sich weiter dem Buch widmet oder lieber anderweitig beschäftigt. Man ist schon gespannt darauf, wie das nächste Kapitel weitergeht. Langeweile durch ausufernde, zähe Charakterzeichnung kommt nicht auf, da er sich auch überflüssige, ausgewälzte Nebenkonstrukte gespart hat. Es ist ein spannungsgeladenes Buch mit zum Ende hin zunehmenden Actionsequenzen und einigen menschlichen Zwischentönen geworden, das man nicht so schnell aus der Hand legen möchte. klar, dass man auch schon auf das nächste Buch von Mills wartet - speziell, da noch eines aus der Beamon-Reihe noch als deutsche Veröffentlichung fehlt und obwohl man hier auch manchen Mangel entdecken kann, der aber nicht so gravierend ist, dass man das Buch nicht genüßlich lesen könnte.

            Gut aufgebaut mit großem Erzählrtalent und gut gezeichneten Figuren macht Kyle Mills den bekannten Autoren wie David Baldacci, Glenn Meade oder Henry Porter mittlerweile ihre Vormachtstellung im Politthriller streitig, aber dass er nun, wie vom Verlag prognostiziert, als Erneuerer des Politromans gilt, ist denn doch etwas zu hoch gegriffen, zumal der Plot in gerade diesem Werk doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen ist. Ich würde ihm daher, trotz einiger Stärken, nur gehobenes Mittelmaß bescheinigen und hoffe auf eine Steigerung der Qualität wie bei den ersten Mark Beamon-Storys, die nun wirklich durch ihre - damals - unangepasste und völlig aus dem Rahmen laufende Hauptfigur etwas Besonderes darstellten. An Leute wie Vince Flynn oder Brad Thor reicht er aber nicht heran.