Buchrezensionen

Gast · 1193 · 177374

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jerry garcia

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Kyle Mills. In Arizona wird die fünfzehnjährige Jennifer Davis entführt, ihre Eltern werden ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen leitet der nach Phoenix versetzte brillante Querkopf und FBI-Agent Mark Beamon.

Bald stellt sich heraus, dass Jennifer die Enkelin von Albert Kneiss ist, dem Anführer einer weltweit operierenden, mächtigen Sekte namens "Church of Evolution". Plötzlich findet sich Beamon in eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung verstrickt, da ihn Gläubige der Kirche in einflussreichen Postionen bedrohen und selbst vor Mord nicht zurückschrecken. Beamon muss auf eigene Faust gegen die internationale Organisation antreten, um das Leben des entführten Mädchens zu retten.
Mills hat hier einen Protagonisten kreiert, der durch seine flapsige Art, die große Klappe und insgesamt unkonventionellen Umgangston ständig bei Vorgesetzten sowie weiteren handelnden Personen aneckt. Kollegen und Mitmenschen fühlen sich von ihm dauern brüskiert. Er raucht, säuft und schleppt ständig etliche Kilo zuviel auf den Rippen mit sich herum. Trotz seiner Versprechen - und zugegebnermaßen auch Versuche - sich zu bessern, versagt er in diesem Punkt auf ganzer Linie. Ein guter Kontrast zu den durchtrainierten Helden anderer Thriller ist er mit diesen Mängeln allemal. Daher ist er auch für Freunde des härteren Actionthrillers etwas gewöhnungsbedürftig und sollte der Autor sich irgendwann dazu entschließen, dem Protagonisten die erwähnten positiven Manierismen anzudichten, wird die Sache schnell sehr konventionell und das Besondere an dem Charakter des Mark Beamon entschwindet in der Masse anderer Publikationen.

Der Autor hat aber einen flüssigen Schreibstil aufzubieten, der uns über diverse Fehltritte vor und während der Ermittlungen seines Helden dann schnell zur spannungsreichen Handlung führt, die auch auf eine Portion Action nicht verzichtet. So sind die Romane um den Helden Beamon erfreulich gut zu lesen und man fiebert mit und wartet natürlich auf den nächsten Fauxpas von Beamon, der ihn trotz geleisteter Arbeit wieder ins Abseits stellt. Die Beamon-Reihe ist gefällig, aber von Werken ohne dessen Beteiligung bin ich nicht so überzeugt, also Vorsicht bei einem eventuellen Kauf eines Romans von Kyle Mills.


jerry garcia

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Kyle Mills. Ein Szenario, so apokalyptisch wie aktuell: An mehreren wichtigen Ölförderungsstätten weltweit findet sich ein Bakterium, das Rohöl angreift und damit unbrauchbar macht.Angefangen mit einer Förderstätte in Alaska ist schon bald ein saudi-arabisches Ölfeld betroffen, das fast sieben Prozent des Weltmarktes mit Öl versorgt.. Mark Beamon, Leiter der Energieabteilung des Heimatschutzes gegen Ökoterrorismus, rekrutiert den führenden Mann auf diesem Gebiet: Erin Neal, der seine Forschungen einzig und allein einem solchen Bakterium gewidmet hat, um Ölpesten durch Havarien von Supertankern entgegenwirken zu können. Nachforschungen in Saudi-Arabien und Alaska ergeben, dass es sich um ein gentechnisch manipuliertes Bakterium handelt, das in böser Absicht in die Förderungsstätten eingebracht wurde. ein Drittel der Ölreserven der ganzen Welt sind in Gefahr. Die Welt droht an einer Energiekrise zu zerbrechen, ein Rückfall in die Steinzeit wäre die Folge.

Einst war der Held Mark Beamon eine Figur, die völlig aus dem üblichen Rahmen fiel und absolut nicht den gängigen Klischees amerikanischer Weltenretter entsprach. Eher fett als fit, garantiert ohne Kondition durch zu hohen Zigarettenverschleiß, Fast Food und Alkohol sehr zugetan, grundsätzlich eigensinnig und mit einer ungesunden Abneigung gegen jegliche Autoritäten sowie mit einer ziemlich frechen Schnauze ausgestattet. Also mehr der Antiheld, der seine Fälle eher durch Intuition oder intelligente Ermittlungen löst, denn durch waghalsige Aktionen. Zu meinem Leidwesen gestaltet der Autor seinen Protagonisten immer mehr um und von seinen sympathischen und menschlichen Eigenschaften und Schwächen sind nur noch die Abneigung gegen Vorgesetzte aller Art und sein Eigensinn sowie die große Klappe geblieben.
Bevor sich Mark Beamon nun auch noch in den friedlichen Hafen der Ehe begibt, wird er auf den Fall des Bakteriums angesetzt, um zu klären, ob es sich hier um einen Terroranschlag einer ausländischen Macht, Ökoterror oder schlicht und einfach um den Versuch, die Energiepreise mit unmoralischen Mitteln in unmoralische Höhen zu treiben, was den gewinnsüchtigen Konzernen durchaus zuzutrauen wäre. Während sich im Laufe der Nachforschungen immer weitere Rätsel auftun, wird Beamon zusammen mit dem Spezialisten Erin Neal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten einbestellt, um über die Fortschritte und mögliche Schuldige zu spekulieren, während sich die anderen Geheimdienste gegenseitig der Unfähigkeit bezichtigen und versuchen, jegliche Verantwortung abzuschieben. Als der Präsident sich darauf versteift, dass der Iran ein möglciher Kandidat für die Attentate sein könnte und mit einem Angriff liebäugelt, kommt Beamons Eigensinn wieder durch und er wagt es tatsächlich, seinem Oberbefehlshaber in dessen Heiligtum - dem Oval Office - zu widersprechen. Doch statt wieder einmal strafversetzt zu werden, wird ihm nun die gesamte Verantwortung für die Operation übertragen.

Mills hat seine Geschichte glücklicherweise mit dem bekannten trockenen Humor und den despektierlichen Sprüchen seines Protagonisten gewürzt, sodass man durchaus des Öfteren ein Schmunzeln beim Lesen nicht vermeiden kann. Das hilft auch darüber hinweg, dass der Actionanteil geringer ausfällt als in Werken ähnlicher Couleur. Langeweile kommt durch den Wechsel zwischen Spannung und Witz nicht auf. Seine Gegenspieler sind jedoch eher schablonenhaft skizziert, denn ausführlich vorgestellt und entsprechen durchaus gängigen Klischees. Die in der inhaltlichen Zusammenfassung angedeuteten chaotischen Zustände wegen Spritmangel und steigender Energiekosten entstammen aber wohl eher der Phantasie des Klappentexters, denn des Romanonhaltes. Klar werden an Tankstellen Rationierungen vorgenommen und es entbrechen Streitigkeiten zwischen Einsichtigen und Egoisten, doch das war es auch schon. Die Auflösung ist letztendlich auch recht simpel und bietet nichts wirklich Neues oder Überraschendes für den Leser. Akzeptabler Roman, der zur Reihe um den unangepassten und intuitiven Mark Beamon passt, mit Andeutungen von Szenarien einer Welt ohne Öl, aber nicht unbedingt etwas, das auf Dauer im Gedächtnis haften bleibt. Der Epilog geht etwas mehr auf das Thema ein, doch auch nur oberflächlich. Kann man lesen, muss man aber nicht. Ein Ökothriller mit einer Botschaft, die von den Adressaten eh ignoriert wird. Dieses Thema wurde von Andreas Eschbach in "Ausgebrannt" erheblich besser verarbeitet.


jerry garcia

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Michael Connelly. Henry Pierce steht mit seiner Firma kurz vor einem revolutionären Durchbruch: Er arbeitet an einem Rechner, bei dem Informationen nicht mehr mittels Siliziumchips, sondern auf Molekularebene chemisch übertragen werden. Er verhandelt gerade mit einem Sponsor, der das aufwändige Projekt finanzieren soll. So gut es offensichtlich mit seiner Firma steht, so schlecht sieht es in seinem Privatleben aus. Seine Freundin hat ihn eben erst vor die Tür gesetzt, und er musste sich eine neue Wohnung suchen. Dort erhält er vom ersten Tag an Anrufe von Männern, die eine gewisse Lilly sprechen wollen. Pierce verfolgt die Spuren der geheimnisvollen Frau und gerät dabei in eine Welt voller Internetseiten mit Call-Girls, Sex und Leidenschaften, in der ihm all sein Erfolg und Expertenwissen nichts mehr nützen. Er wird des Mordes verdächtigt, und nicht nur die Polizei heftet sich an seine Fersen.

Seine Meriten als Romanautor verdiente Connelly sich speziell mit seiner Reihe um den desillusionierten Polizisten und Privatdetektiv Harry Bosch, aber auch durch den Roman "Das zweite Herz", den Clint Eastwood unter dem Originaltitel "Blood Work" ins Kino brachte, was Michael Connelly wohl auch dazu veranlasst hat, den Regisseur mittlerweile in jedem seiner Romane namentlich auftauchen zu lassen.
Die hier vorliegende Geschichte kann man sich durchaus als Warnung zu Herzen nehmen, aufzupassen, welche Telefonnummer einem bei einem Anbieterwechsel oder Neuanschluss zugeteilt wird und was sich daraus entwickeln kann, wenn man darüber hinaus noch viel zu neugierig ist. Curiosity kills the cat.
Der Protagonist besitzt eine Firma und arbeitet an Patenten für Molekularcomputer (vergleichbar mit den Geräten aus "Die phantastische Reise" oder "Die Reise ins Ich") und man wird anhand der wissenschaftlichen Ausführungen automatisch etwas an Michael Crichton erinnert, aber ohne dass sich die Erfindung hier auf eigene Wege begibt, sondern sich "nur" ein Kriminalfall entwickelt, bei dem die Gefahr eigentlich nur vom Firmenbesitzer selbst ausgeht, da er sich unbedacht und durch seine Wissbegier letztendlich ins Pornomilieu begibt und somit seine Zukunft sowie die seiner Firma aufs Spiel setzt - und das bloß wegen einer Telefonnummer, die zuvor jemand anderem gehörte, was noch eine wichtige Rolle im Verlauf der Geschichte spielen wird.
Der Thriller steigt nicht sofort ins spannende Geschehen ein, sondern baut die Story langsam auf, um dann im Mittelteil deutlich an Tempo zuzulegen, wenn die Hauptfigur durch verschiedene Parteien bedroht wird, von der Polizei verdächtigt wird und dann die Ermittlungen auf eigene Faust fortsetzt, was ihm nicht sonderlich wohl bekommt, da er denn doch eher Forscher ist als Ermittler. Spannend und interessant bleibt das Buch die meiste Zeit über, da man nicht zu schnell erkennen kann, wer hinter der ganzen Misere steckt und sie ausgeheckt hat. Insgesamt ein guter Krimi aus der Hand eines Fachmannes, den ich Thrillerfans durchaus ans Herz legen kann, obwohl ich persönlich die Reihe um "Harry Bosch" bevorzuge, die ja vom selben Autor stammt, wie eingangs erwähnt.


jerry garcia

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Michael Connelly. Zuletzt wurde Marie Gesto in einem Supermarkt gesehen, danach verliert sich ihre Spur. Harry Bosch wird mit dem Fall betraut, doch die junge Frau taucht nie wieder auf. Dreizehn Jahre später bekommt Bosch einen Anruf. Ein geständiger Serienmörder namens Raynard Waits ist bereit, neben den Morden, derer man ihn überführt hat, weitere Morde zu gestehen, wenn er im Gegenzug nicht zum Tode verurteilt wird. Eine der Taten ist der Mord an Marie Gesto. Bosch, den das Verschwinden der jungen Frau nie in Ruhe gelassen hat, übernimmt zusammen mit seiner Partnerin Kiz Rider erneut den Fall. Beim Studium der alten Ermittlungsakten stößt er auf ein Detail, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt: Kurz nachdem Marie Gesto verschwunden ist, geht bei der Polizei ein Anruf ein, der direkt zu Raynard Waits geführt hätte. Bosch hätte nicht nur den Mord an Marie Gesto aufklären, sondern vor allem weitere Morde verhindern können. Bosch kann icht glauben, dass er den entscheidenden Hinweis damals übersehen hat, und er beginnt, den alten Fall wieder aufzurollen. Dabei kommt er einem unheimlichen Komplott auf die Spur.

Die Hauptfigur Harry Bosch ist ein von seinem Beruf und den Umständen zutiefst betroffener Police Detective, da ihn seine Arbeit als Polizist, dann Privatdetektiv und wieder zurück im Polzeidienst zu den abscheulichsten Abgründen im sonnigen L.A. abseits der Glitzerwelt Hollywoods führt. Er hat seinen eigenen Kopf, geht stur seinen einsamen Weg, eckt bei Kollegen und Vorgesetzten regelmäßig an, aber anders als bei seinem Namensvetter "Dirty Harry" ist sein Seelenleben eher mit den düsteren Bildern eines Hieronymus Bosch zu vergleichen. Seine Fälle gehen ihm an die Nieren, verfolgen ihn des Nachts in wilden Albträumen und die "Cold Cases" verfolgen ihn jahrelang und wirken sich dabei auf seine Stimmung aus.
Die anstehenden Wahlen zum Bezirksstaatsanwalt und in den Stadtrat konfrontieren Bosch ebenso mit seiner Vergangenheit wie der neue (alte) Fall Gesto, was ihn einmal mehr in die Schattenseiten von L.A. führt. Vom Leben enttäuschte und vergessene Individuen kreuzen seinen Weg auf der Suche nach der Wahrheit, von Connelly stilistisch aber nicht ganz so drastisch dargestellt wie von seinem Kollegen James Ellroy. Aber auch hier wird die Verquickung der alltäglichen Polzeiarbeit mit den ehrgeizigen Zielen der höheren Chargen deutlich zum Ausdruck gebracht und Korruption als Mittel zum Zweck scheint an der Tagesordnung. Das Streben nach Medienpräsenz der jeweiligen Kandidaten hat Priorität gegenüber den jeweiligen Fällen, die nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die eigenen Interessen zu wecken. Und mittendrin versucht Harry Bosch mit schon fast an Paranioa grenzendem Misstrauen gegenüber seinem Umfeld und den Vorgesetzten seinen Fall zu lösen. Trotz etlicher Stolpersteine und Vorgaben bleibt er verbissen und stur an dem Fall dran, da nicht alle Indizien zu seinen früheren Ermittlungen und Überlegungen passen wollen. Wird da etwa ein Schuldiger gekauft, damit der wahre Mörder nicht weiter drangsaliert wird? Ist die Justiz in die Vorgänge involviert?

Brillant durchdachte Story, deren verschiedene Handlungsstränge schwer durchschaubar erst kurz vor Ende zusammengeführt werden. Stilistisch bemerkenswert, allemal spannend, fernab von den üblichen Klischees lässt Michael Connelly seinen Harry Bosch ermitteln. Figuren mit Ecken und Kanten, Fehlern und Eigenheiten machen seine Geschichten aus. Und wie in seinen vorherigen Büchern hat er es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, eine Hollywoodgröße (statt Clint Eastwood, der seinen Roman "Blood Work" verfilmte, diesmal den Produzenten Stephen J. Cannell - Renegade -) zu erwähnen sowie den Journalisten und Autor Duane Swercienski (in Deutschland zu der Zeit unter dem Namen Duane Louis veröffentlicht) als Verfasser eines (fiktiven) Zeitungsartikels darzustellen.Sehr gute, spannende Krimi-/Thrillerkost, aber kein Actionreißer.


jerry garcia

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Duane Louis. Jamie LeBroux, gerade Vater geworden, arbeitet für eine Firma in Philadelphia. Was er nicht weiß: Er arbeitet für eine Tarnorganisation der CI-6, einer amerikanischen Geheimbehörde. David Murphy, der Chef der Firma, erhält die Order, diese aufzulösen und alle Mitarbeiter zu töten. Er bestellt seine Leute an einem Samstagmorgen ins Büro. im ganzen Stockwerk hat er Saringas und Bomben versteckt. Ruhig erklärt er seinen Mitarbeitern die Situation und fordert sie auf, vergifteten Champagner zu trinken, was auch tatsächlich einer von ihnen tut - und stirbt. Daraufhin gerät auf dem abgeriegelten Stockwerk alles außer Kontrolle. Es folgt ein wildes Handgemenge, bei dem die verbliebenen Mitarbeiter unter Zuhilfenahme aller verfügbaren Waffen aufeinander losgehen. Keiner weiß, wem er noch trauen kann. Wenn Jamie seine Familie wiedersehen will, muss er das Gebäude lebend verlassen.

Vorhang auf, die Action beginnt. Ohne lange Vorrede wird der Leser direkt ins Geschehen hinein katapultiert. Die Charaktere werden nicht ausführlich beleuchtet, aber man findet den Typ, den niemand beachtet, die grummelige Sekretärin, die Büromaus, den Witzbold oder die Praktikantin, die von nichts eine Ahnung hat. So scheint es zumindest. Doch im Laufe der Handlung verschieben sich die Loyalitäten, es werden Beweggründe aufgedeckt, die man zuvor nie vermutet hätte, Waffen wurden schon vor Monaten oder Wochen an verschiedensten Stellen gebunkert, um selbst in Aktion zu treten.
Kurz, schnell, bisweilen zynisch oder amüsant treibt Louis das Tempo voran, sodass keiner seiner Akteure Zeit zum Luftholen bekommt. Hin und wieder versteigt er sich aber in unrealistische Fähigkeiten für die ein oder andere Protagonistin und so mancher Fehler schleicht sich ein (wobei Letzteres auch an der Übersetzung liegen könnte), aber so richtig stören wird es einen Freund temporeicher Storys wohl nicht. Wohltuend fand ich auch, dass man nicht sofort in die Hintergründe der jeweiligen Aktionen oder Figuren eingeweiht wird und man sich alles zusammenreimen kann. Nichts ist wie erwartet, nichts geht die üblichen ausgetretenen Pfade oder passt sich der typischen Machart bekannter Massenware an. Immer wieder folgt eine kleine Überraschung hinsichtlich der Motivation der Mitarbeiter, wechselnd mit superben Actioneinlagen im Stile von "Die Hard".
Wer auf Psychogramme der handelnden Personen getrost verzichten kann, wird an dem Buch sicher seine Freude haben, das ich aber wegen diverser kleinerer Mängel nur mit der Bewertung GUT versehen möchte und ob der Schluss jedem so gefällt, muss man für sich selbst entscheiden. Ich fand ihn okay. Alles in allem kein Fehleinkauf und gut für einige lockere Lesestunden, aber auch kein MUSS. Ich werde aber möglichen weiteren Büchern von Duane Louis sicher meine Beachtung schenken, obwohl er die Qualität eines Charlie Huston nicht erreicht hat - bisher.


jerry garcia

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Andrew Britton. Nach der schmerzhaften Trennung von seiner Partnerin Naomi hat sich der ehemalige CIA-Agent Ryan Kealey aus dem Dienst zurückgezogen und reist um die Welt. Doch dann wird in Afghanistan eine Gruppe amerikanischer Bergsteiger entführt. Der Verdacht fällt auf einen der gefährlichsten Terroristen der Welt, und der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich besteht darauf, dass Kealey den Fall übernimmt. Doch dieser möchte unter keinen Umständen in den Dienst zurückkehren. Erst als man ihm Naomi als seine Partnerin in Aussicht stellt, willigt er ein. Die Lage spitzt sich zu, als die Terroristen auch die amerikanische Außenministerin in ihre Gewalt bringen. Während der gefährlichen Jagd muss Kealey feststellen, dass auch Naomi ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Bald weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Die Story startet mit einigen fulminanten Actionsequenzen wie der Entführung von Bergsteigern und Rucksacktouristen im Grenzgebiet von Pakistan sowie der gewaltsamen Gefangennahme der amerikanischen Außenministerin durch Terroristen bei deren diplomatischem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt, wobei deren gesamte Entourage sowie etliche Unbeteiligte ihr Leben lassen müssen. Als Ryan Kealey in Jack Bauer Manier in die Ermittlungen einbezogen wird, sorgt seine Partnerin Naomi Kharmai in Madrid für einen Eklat. Bei der Verfolgung eines Verdächtigen löst sie eine verheerende Explosion aus, bei der mehrere Unschuldige Spanier inklusive eines Polizisten getötet werden. Hinter den Kulissen schachern die US-Sicherheitsbehörden und der Präsident um Schadensbegrenzung, da die ruhmreichen Verteidiger der freien Welt schließlich ihren besten Mann trotz des Mordes an Bürgern eines befreundeten Staates in Manier eben jener Terroristen, die man verfolgt, nicht wegen Opfern außerhalb der USA zur Verantwortung ziehen wollen. Also wird versucht die Angelegenheit zu vertuschen - zumindest in Beziehung auf die Beteiligung amerikanischer Geheimdienste. Äußerst fragwürdig, aber abwegig? Quien sabe? Für Amerika zählt eben nur Amerika - andere werden nur nach ihrem jeweiligen Nutzen bewertet.

Ab diesem Zeitpunkt aber setzt ein dialoglastiges zweites Drittel ein. Die Beteiligten Agenten diskutieren nicht nur ihre Selbstvorwürfe bezüglich der Explosion mit Todesopfern und was dies alles für ihre Arbeit und die Vereinigten Staaten bedeuten könnte und insbesondere die Auswirkungen auf den Präsidenten, sondern arbeiten auch gleich ihre eigenen Dämonen aus der Vergangenheit mit ab (man kommt übrigens zu dem Schluss, dass einige wenige Opfer hinter dem großen Ziel zurückstehen müssten und Zweck die Mittel heiligt). Ab diesem Part zieht sich Langeweile durch die nächsten ca. 130 Seiten und man muss sich bemühen, der Geschichte weiter die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Erst gegen Ende des Buches wird wieder Fahrt aufgenommen, die "gute Amerikaner, böse Terroristen und nutzlose Verbündete Strategie" weiter geführt und die Schuldigen bzw. Gejagten zur Strecke gebracht. Dies kann aber den Gesamteindruck wegen des Mittelteils nur Mittelmaß zu sein, nicht korrigieren. Ein Roman, der in der Menge mit ähnlichem Thema befassten Werke untergehen wird.
Der junge Autor wurde schon sehr voreilig - wie mittlerweile üblich - mit Genregrößen wie Tom Clancy, Robert Ludlum und dem durchaus ähnlichen Vince Flynn verglichen, doch diese Qualität hat er noch nicht ganz erkennen lassen, aber die Genannten hatten ihren Leistungszenit auch nicht mit ihren ersten Romanen sofort erreicht. Wäre Andrew Britton nicht nach seiner dritten Story im Alter von 27 Jahren an einem nicht diagnostizierten Herzleiden im Schlaf verstorben, hätte er sicher seinen Weg gemacht, die Vorausatzungen dazu hatte er, das Talent auch. Schade für die Leser, viel schlimmer für die Familie. RIP.


jerry garcia

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Douglas Preston/Lincon Child. Er ist brillant. Er kennt keine Angst. Und er ist eine tickende Zeitbombe: Gideon Crew hat ein Aneurysma im Gehirn, das ihn jederzeit töten kann. Doch gerade das macht ihn zum idealen Agenten für eine Organisation, die immer dann ermittelt, wenn ein Fall für die US-Behörden brenzlig wird – denn Gideon hat nichts zu verlieren und setzt sich auch der größten Gefahr aus.

Gideon Crew muss als Junge mitansehen wie sein Vater, ein Regierungsangestellter, von Polizeikräften erschossen wird, obwohl er sich nach einer Geiselnahme mit erhobenen Händen und eindeutig unbewaffnet ergeben hatte. Jahre später erfährt er von seiner seelisch gebrochenen Mutter auf deren Sterbebett die Hintergründe der Tat. Sein Dad hatte die Regierung gewarnt, ein entwickeltes Verschlüsselungsprogramm im damaligen Kalten Krieg zu verwenden, da es fehlerhaft und leicht zu knacken sei. Der Bericht wurde unterschlagen, etliche Agenten in Russland bekamen einen großzügigen und kostenlosen Aufenthalt im munterfrischen Sibirien spendiert, während andere einfach liquidiert wurden und man seinen Vater in den USA als Verräter denunzierte. Nach Jahren der Recherche und Vorbereitung deckt er alles auf und tötet den wahren Verantwortlichen in Notwehr. Durch diese Aktion sowie seine Vorgeschichte als meisterhafter Dieb, der zu Zwecken der Unauffälligkeit nur kleinere Museen mit seiner Anwesenheit beehrte, erscheint er auf dem Radar von Mr. Glinn, dem Boss einer geheimen Organisation innerhalb der Gehiemdienste, der für die Regierung diverse heikle Aufträge übernimmt und dafür Privatiers und Zivilpersonen anheiert. Crew hat zwar keinen großen Bedarf an neuen Abenteuern und lässt sich zuerst auch mit Geld nicht ködern. Doch Röntgenbilder seines Schädels, die nach seiner Aktion gegen den hinterhältigen General, der seinen Vater auf dem Gewissen hat, wurden nichtnur seine Verletzungen behandelt, sondern auch umfassende Untersuchungen angestellt. Dabei entdeckte man ein Aneurysma, das vermeintlich innerhalb eines Jahres seinen Tod zur Folge haben dürfte. Behandlung nicht möglich. Unter diesen Voraussetzungen ändert er seine Meinung. Was soll's denn, ist doch eh egal. Sein erster Auftrag lautet, einen Chinesen abzufangen, der via New York in die USA kommt und Pläne für eine neue Errungenschaft dabei hat, die man durchaus für eine Waffe hält. Da nicht klar ist, ob der Mann überlaufen will oder die Waffe gegen die Amerikaner einsetzen will, soll Gideon sich die Unterlagen aneignen. Hört sich zunächst einfach an, aber der Mann wird natürlich verfolgt - und nicht nur von seinen Landsleuten. Und so entwickelt sich ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem Crew den Vorteil nutzt, dass er eh nichts mehr zu verlieren hat und sich auf waghalsige Aktionen einlässt.

Nach "Darknet" von Daniel Suarez, einem intelligenten und hochaktuellen Superspannungsthriller, der meine Aufmerksamkeit erforderte, und dem todlangweiligen "15 Meilen" von Rob Scott (der auf dem Klappentext als neuer Stern in der Horrorszene angepriesen wird, sich jedoch nur als ein kleines, unauffälliges Lichtlein am Firmament darstellt, da sich nicht weiter beachten werde), der genauso enttäuschend war, wie darstellerische Leistungen (und nur von denen schreibe ich hier) einer Megan Fox, habe ich mich wieder der einen Unterhaltung gewidmet, die höchstens einen Paris-H-IQ erfordert (also wohl irgendwo bei klimatisierter Raumtemperatur einzustufen ist). Das Autoren-Duo Douglas Preston und Lincoln Child hat hierfür einen neuen Helden geschaffen, der leichter zu handhaben ist als Special Agent Pendergast und ohne Horror- oder Fantsayelemente seinen Weg durch die Zeilen finden muss. Wirklich Neues bieten sie aber außer Gideon Crew nicht. Geheimorganisationen innerhalb des Geheimdienstes kennt man schon seit Robert Ludlum - und da auch entschieden besser - und der Protagonist weist außer einer gewissen Wandlungsfähigkeit, mit der er sein jeweiliges Gegenüber perfekt zu täuschen vermag, keine Besonderheiten auf, was wohl auch an der flachen und recht sparsamen Charakterzeichnung der Figuren liegen mag. Der Kniff mit dem Aneurysma und der begrenzten Lebenserwartung kommt bei dem Plan einer Reihe nicht so recht an. Die Sprache ist schlicht, die Handlung erfordert keine große Konzentration, was das Buch für ideal als nette Urlaubslektüre für den Strand erscheinen lässt. Es geht geradlinig zur Sache. Ungewohnt ist aber der vergleichsweise hohe Actionanteil, den man von den Autoren bis dato so nicht gewohnt war. Insgesamt eine unterhaltsame, leicht konsumierbare Kost ohne Anspruch. Literarische Filigrantechnik ist es jedenfalls nicht, wollte ich aber bei der Auswahl auch nicht haben. Somit flüssig zu lesende Massenware (irgendwie eine Wohltat nach dem Flop von "15 Meilen") für den Zeitvertreib. Als Anschaffung würde ich aber empfehlen, das Taschenbuch abzuwarten, statt 20 Euronen für die gebundene Ausgabe zu opfern.
« Letzte Änderung: 10. April 2013, 01:37:58 von jerry garcia »


Online JasonXtreme

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    jerry garcia

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    Werd es für dich vormerken, kommt dann irgendwann mit Buch zwei der Reihe auf die Abgabeliste.


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      Seeeeehr fein, danke schonmal :)
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      jerry garcia

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       Michael Connelly. Mickey Haller, von Haus aus Strafverteidiger, bekommt die einmalige Chance, in einem aufsehenerregenden Prozess die Anklage zu vertreten. Vor 24 Jahren ist Jason Jessup für die Entführung und den Mord an einer Zwölfjährigen zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Weil eine DNA-Analyse ihn jetzt entlastet, muss der Fall neu aufgerollt werden. Mickey hält Jessup für schuldig - aber er muss Beweise liefern. UnterstützT von seinem Halbbruder, dem LAPD-Veteranen Harry Bosch, übernimmt Mickey den schwierigen Fall. Ohne es zu wollen, bringt er damit seine eigene und auch Harrys Tochter in tödliche Gefahr.

      Der wegen Kindesmordes zu lebenslang verurteilte Jessup hat es geschafft, mithilfe einer Rechtshilfeorganisation nach 24 Jahren eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erwirken. Der derzeitige Bezirksstaatsanwalt wendet sich aus nicht uneigennützigen Gründen an Mickey Haller und bittet ihn, für diesen einen Fall die Seiten zu wechseln und als Ankläger zu fungieren. Haller weiß um die politischen Ambitionen des Bezirksstaatsanwaltes und dass der nur für den Fall eines Scheiterns liebend gerne seinen Namen aus der dann folgenden Blamage raushalten würde. Also stellt Haller die Bedingungen, dass er sein eigenes Team, bestehend aus Harry Bosch und Hallers Ex-Frau Maggie anheuern darf und ihm keiner in die Arbeit pfuscht und er nicht weisungsgebunden ist. Schon die erstern Tage vor Gericht werden von der Verteidigung dazu genutzt, Nebenschauplätze zu eröffnen, denen sich Haller vorerst dadurch entledigt, dass er Jessup auf freien Fuß setzen lässt. Natürlich wird der Mann Tag und Nacht von einer Einheit der Polizei überwacht, doch sein Verhalten erscheint ihnen merkwürdig. Nächtliche Ausflüge in Parks, in denen er nur auf einer Bank sitzt, während er am Tage die von seinem Anwalt ausgegebene Pressetour des unschuldigen Bürgers abliefert. Doch eines Nachts taucht er vor Harrys Haus auf, in dem auch dessen Tochter lebt. Und Harry sucht nun noch intensiver nach Hinweisen, die den Beklagten für immer hinter Gitter bringen könnten. Er findet auch einige Akten zu vermissten Mädchen, die durchaus ins Opferprofil von Jessup passen könnten. Zudem muss er auch noch eine Zeugion beschützen, die Jessup identifizieren belasten könnte.

      "Spur der toten Mädchen" ist ein reinrassiger Justizthriller, wie man ihn sich endlich mal wieder von John Grisham wünschen würde. Der Einbezug von Hallers Familie, den Kinern, seiner Ex-Frau und Harry Bosch sowie den ermordeten Mädchen lässt zudem genug Freiraum für einige emotionale Szenen neben den Intrigen, Lügen und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit jeglichen Mitteln, die den Anwälten zur Verfügung stehen. Geschworenenbeeinflussung, Verdrehen der Tatsachen und sonstige juristische Winkelzüge, die die Richterin im Prozess erlaubt. Harry Bosch mit seiner Ermittlungsarbeit für Haller ist hier nur ein Nebendarsteller und somit ist der Thrilleranteil recht gering. Die Spannung wird dahingehend erzeugt, wie die Geschworenen reagieren, ob Zeugen gefunden werden und was es vielleicht mit den weiteren toten Mädchen auf sich hat. Große Wendungen darf man nicht erwarten, Action gibt es erst gegen Ende ein wenig und der Abschluss des Falls ist bei Weitem nicht so zufriedenstellend, wie man das vielleicht gerne sehen würde. Nicht das übliche Ende eines Gerichtskrimis und endlich mal wieder etwas, das sich auch Justizthriller nennen darf, ohne sich dafür schämen zu müssen. Guter Roman von Michael Connelly.


      jerry garcia

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       Joe R. Lansdale. Reverend Jebidiah Mercer weiß die Bibel ebenso gut zu handhaben wie seine Revolver. Von seinem schlechten Gewissen verfolgt hetzt er durch den Wilden Westen und legt sich mit allem an, was sich ihm in den Weg stellt: indianischen Zombies, hungrigen Ghulen, Gespenstern, Werwölfen und anderen grässlichen Geschöpfen. Und doch ist er stets nur auf der Suche nach innerem Frieden.

      Dead in the west. Reverend Jebidiah Mercer kommt auf seinem Pferd, treffsicher auch Pferd genannt, in eine kleine Stadt, um dort als Wanderprediger das Wort Gottes zu verkünden und den Klingelbeutel rumgehen zu lassen. Whiskey und Patronen wollen finanziert werden. Nach und nach erfährt er, dass zuletzt eine Kutsche ohne Begleitpersonal und Passagiere, aber auch nicht ausgeraubt in die Stadt kam. Er lernt die Leute kennen undn immt sich des kleinen David an, der von seinem Vater mehr Dresche bezieht, denn Freundlichkeit erfährt und der Doc erzählt eine fantastische Geschichte, die sich alsbald bewahrheiten sollte. Ein ungerechtfertigt gelynchter Indianer kommt von den Toten zurück und verursacht eine Untoteninvasion, der sich der Reverend und seine Gefährten nun blutig erwehren müssen.   
      Straße der Toten ist der andere Name der Friedhofsstraße, an der der Geist eines Toten Bienenzüchters, der sich zu Lebzeiten als unerträglicher Tyrann und Mörder erwiesen hat, sein Unwesen treibt. Der Reverend schließt sich einen Deputy an, der einen Killer in seiner Heimatstadt der gerechten Strafe zuführen will und sie nehmen die Friedhofsstraße, um schneller anzukommen und weil Mercer auch den Geist vernichten will.
      Das Gentlemen's Hotel steht in der Geisterstadt Falling Rock und wird auch von wahrhaftigen Geistern bevölkert. Einer davon hat sich die Faähigkeit bewahrt, mit ausgewählten Menschen - lebenden Menschen - kommunizieren zu können und berichtet Mercer von dem Unheil, das über die Stadt hereingebrochen ist. Eine neue und bluttriefende Aufgabe für den Reverend zeichnet sich ab.
      Der schleichende Himmel führt den Reverend nach Wood Tick, eine Mini-Siedlung, die aus sechs windschiefen Häusern besteht und wo man in einem Käfig auf der Straße einen Mann gefangenhält, dessen einzige Schuld es sein soll, dass er angeblich verrückt ist. Mercer hört sich dessen Geschichte an, lässt ihn frei und hilft dem Mann, sein übernatürliches Problem zu lösen.
      Tief unter der Erde beginnt mit einem Überfall von vier Grubenarbeitern auf den Reverend. In bester Revolverheldmanier erledigt er sie und kann dem letzten, der noch ein bisschen Leben in sich hat, eine Geschichte aus der Nase ziehen, bevor er ihn mit einem Schuss von seinem Daseinsleid erlöst. In der Bergarbeiterstadt wird er sofort von einigen Spacken angegangen, die er ebenfalls zügig vom Leben zum Tod befördert, wobei er einen, der sich nur mit Worten als Bedrohung erweist und unbewaffnet ist, mal schnell präventiv abknallt - sicher ist sicher. Danach macht er sich auf den Weg zur Mine, in der Kobolde ihr Unwesen treiben. Nicht mehr lange, wenn es nach Reverend Jebidiah Mercer geht.

      Joe R. Lansdale gibt sich in einem Vorwort die Ehre und erklärt seine Liebe zu Comics, Büchern oder Filmen, seine Abneigung gegen gewisse Stilblüten und auch die heutige Veröffentlichungspolitik von Filmen nach dem Kinostart. Er gesteht Fehler ein und dass er früher unter dem Namen Ray Slater mal einen Schnellschußwestern zwecks Finanzaufbesserung geschrieben hat, der auch noch Auswirkungen auf den Reverend zeitigte. Und dieser Reverend Jebidiah Mercer ist kein simpler Killer mit Bibel, sondern ein intensiv charakterisierter Mann der versucht, den Sünden der Vergangenheit zu entkommen oder zumindest wieder etwas gutzumachen und sich so in den Dienst des Herrn gestellt hat, wenn auch auf etwas ungewöhnliche Art. Genauso ungewöhnlich wie die Bestien, mit denen er es zu tun bekommt. Seine Gegner sind  Werwölfe, Kobolde, Zombies Schamanen und Geister. Denen begegnet er mit roher und rauer Gewalt, wenn sich Zombies in die Hoden ihrer Opfer verbeißen oder einem Werwolf die Klöten weggeschossen werden. Lansdale hat durchaus einige recht blutrünstige Szenen in seinen harten Western eingebaut und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen, der speziell bei seiner bildhaften Beschreibung einiger Szenen hervortritt, aber in der einen oder anderen Story auch durch markige und trockene Sprüche untermauert wird. Wortwitz und ein sympathischer Held machen das Buch zu einem reinen Spaß und man sollte die Sache nicht wirklich mit einem Bierernst angehen, der nicht dazu passt. Ein starker Erzähler liefert ein flottes Funbuch ab und eigentlich passt hier alles, außer dass der Allerweltskunde das Buch wohl entweder gar nicht erst entdecken wird oder nicht zu würdigen weiß. Und da der Golkonda-Verlag die 285 Seiten mit einem Roman und vier kürzeren Geschichten NICHT wie diverse Publikumsverlage, die ihre teuren Paperbacks mit riesigen Zeilenabstanden und Seitenrändern auf 400 Seiten aufblähen und dies auch noch als Kundenservice abfeiern, in dieser mittlerweile weit um sich greifenden und lästigen Form der Abzocke präsentiert, ist das Geld in das Buch eine gute Investition. Also ist "Straße der Toten" eine Kaufempfehlung meinerseits und Lansdale-Anhänger sollten es auch zufrieden sein .
      « Letzte Änderung: 17. April 2013, 11:22:42 von jerry garcia »


      jerry garcia

      • Gast


       Max Barry. Scat ist jung, lebt in Los Angeles und glaubt an die Zukunft. vor allem glaubt er an das große Geld. Und er weiß, wie  man es bekommt: Man nehme ein neues Produkt nebst zugehöriger genialer Marketingstrategie - fertig ist der Millionär.Scats Produkt heißt Fukk und ist eine völlig neue Cola-Sorte. Tatsächlich findet er auch einen Partner, der drei Millionen in die Idee investieren will. Dumm nur, dass Scat vergessen hat, den Markennamen schützen zu lassen. Und dass ein paar hinterhältige Gestalten nicht davor zurückschrecken, ihn nach allen Regeln der Kunst übers Ohr zu hauen. Aber Scat bekommt seine Chance zur Revanche. Und gemeinsam mit einer äußerst attraktiven Marketingspezialistin wird er sie nutzen.

      Scat ist jung, eher antriebslos, aber mit Flausen im Kopf, wie er ohne zu großen Aufwand reich und berühmt werden kann. Ein Jurastudium an einer renommierten Uni hat sich angesichts seiner miesen Noten zerschlagen, doch an einer kleineren Universität belegt er - notgedrungen, weil zeitige Einschreibung verpeilt - Marketing. Job ist nicht in Aussicht, aber das Wissen, dass jeder Mensch drei Millionendollarideen im Leben hat und er wartet auf seine. Eines Tages schwirrt sie ihm tatsächlich durchs Hirn und stellt sich als eine völlig neue Cola-Sorte heraus. Da er zwar von Marketing Ahnung hat, sich aber nicht gerade gut mit dem Mundwerk verkaufen kann, fragt er bei seinem Mitbewohner Sneaky Pete nach, der noch nie einen Finger krumm gemacht hat, aber jedem so das Ohr ablabern kann, dass er immer vorankommt und Kohle verdient/erhält. Ein Schleimer ohne Leistung und Können. Scat spricht also bei Coca Cola vor und lernt dort auch die attraktive 6 kennen und etwas über seinen Mitbewohner: hat der doch die Chance genutzt und sich das Urheberrecht eintragen lassen, was Scat verpeilt hat. Bei der Gelegenheit nimmt Sneaky Pete auch noch drei Millionen Dollar mit und den Job der Marektingfrau 6. Wer Freunde wie Pete hat, braucht auch keine Feinde. Natürlich wollen die zwei sich  nicht so abspeisen lassen und sprechen nun sozusagen freiberuflich mit einer Idee zur Vermarktung wieder vor. Pete, clever wie gewohnt, bezirct die Chefs, ihm das Projelkt zu übertragen, leiert ihnen 140 Millionen Dollar für einen Spielfilm zur Werbung aus den Rippen. Kein Product Placement mehr, sondern die Steigerung eines Spielfilmes rund um das Produkt. Zur Ausführung unter seiner Egide werden 6 und Scat angeheuert, mit einem Komitee bestraft, das ihre Aktionen verschleppen soll, damit sie den Film bis zur Premiere nicht fertig bekommen. Sneaky Pete hat sich natürlich abgesichert: schaffen sie das Projekt nicht, schiebt er ihnen die Schuld zu, funktioniert es aber doch, kann er die gesamten Meriten einheimsen. Doch so leicht geben sich die beiden Ausgebooteten trotz ihrer Beziehungsprobleme nicht geschlagen.

      Die von mir gelesene Ausgabe ist noch die aus dem Jahre 1999 als die unselige Rechtschreibreform noch nicht durch war und der Wilhelm Goldmann Verlag noch nicht unter dem Dach Random House verschwand und trug den Titel "Fukk", während die diesjährige Neuauflage unter dem Titel "Sirup" (Original "Syrup") veröffentlicht wurde. Der Erstling von Barry zeigt schon die Richtung, die er auch später mit Büchern wie "Logoland", "Chefsache" und "Der Maschinenmann" perfektionieren sollte. Witzig und amüsant - besonders im ersten Drittel - persifliert er mit scharfer Feder die Mechanismen der Werbebranche und vieles davon kann man durchaus wiedererkennen, wenn man sich umschaut, so drastisch sind seine vermeintlichen Übertreibungen gar nicht. Wie danach in "Chefsache" nimmt er auch die Unternehmensstruktur und Menschenführung sowie die Marketingkampagnen gnadenlos aufs Korn, demaskiert die verlogenen Strategen hinter den Kulissen. Als Running Gag hat er noch die mehrfache, wenn auch jeweils kurzeitige, Obdachlosigkeit des Protagonisten eingebaut, lässt ihn zwischen zwei Frauen hin und herspringen und sich mit dem alltäglichen Überlebenskampf im Büro auseinandersetzen. Fazit dieser intelligenten, abwechslungsreichen, wenn auch im letzten Drittel nicht mehr sehr spannenden Satire erster Güte ist, dass Werbung und Hollywood eh nur aus Lug und Trug bestehen, was zwar beileibe keine bahnbrechende Neuigkeit ist, aber selten so lustig aufs Korn genommen wurde. Und mittlerweile hat Hollywood denn auch Max Barry entdeckt, denn eine Verfilmung mit Amber Heard, Kellan Lutz und Shiloh Fernandez ist schon in der Postproduction und die Bücher "Logoland" ("Jennifer Government") und "Der Maschinemann" ("Machine Man") sollen gerüchteweise auch zur Verfilmung anstehen.


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
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        Den Lansdale werde ich mir gönnen  :D
        « Letzte Änderung: 09. Juni 2017, 18:51:00 von nemesis »


        Offline Havoc

        • Bürohengst sucht Paragraphenreiterin
        • Die Großen Alten
          • Let me show you its features, hehehe!
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          Den Lansdale werde ich mir gönnen  :D
          Werde ich auch tun. :)
          « Letzte Änderung: 09. Juni 2017, 18:51:12 von nemesis »
          “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


          Online JasonXtreme

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            Ei fracht emol, wer noch :D
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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            jerry garcia

            • Gast


            Diverse Autoren (Joe Hill, Joe Lansdale usw.): Die Toten sind zurückgekehrt und sie sind hungrig! Sie wanken über die Straßen, sie verstecken sich in Hinterhöfen, Garagen und Einkaufszentren und sie verspeisen Nachbarn, Haustiere und Polizisten. Sie sind gekommen um zu bleiben. Die Frage ist jetzt, was kann man dagegen tun? Wie soll man überleben?

            19 Autoren (unter ihnen auch Koryphäen wie Joe R. Lansdale oder Brian Keene) haben zu dieser Anthologie Stories aus ihrem Portfolio beigetragen, die faszinierenden Zombiehorror von Voodoo über Biblethemen bis hin zu Twitter abdecken. Da werden Geschichten von gefühlvoller Liebe oder abgrundtiefem Hass in unterschiedlichen Abhandlungen kredenzt. Die meisten Stories lesen sich sehr flüssig, sind mal mehr, mal weniger ausführlich verfasst. Joe Hills Twitterhorror ist beim Lesen erst einmal gewöhnungsbedürftig, dafür aber eine gelungene Geschichte. Insgesamt nix mit den Schmachtvampiren der heutigen Zeit, sondern düsterer, teilweise brutaler Horror, der sich zwangsweise nur um den Tod dreht und dies auch in manchmal recht schmutziger und abstoßender Art und Weise. Keine Kleinmädchengeschichten a la Twilight mit bleichen Modelwerwölfen und übergelaufenen Vampirverrätern, die nur noch Konservenblut schlürfen. In der Sammlung herrscht noch der Hunger nach Blut und Menschenfleisch. Die Zombies haben seit George A. Romero den Vampirmythos endgültig abgelöst. So kommen hier also Joe R. Lansdale mit seinem staubtrockenen Texas-Style (und auch nicht ganz so nah am Zombieuniversum), Joe Hill mit seiner Twitterei oder auch Jonathan Maberry (dessen Zombiebücher ja vom Verlag damals schon nach einem Band abgewürgt wurden) zu Ehren, um dem Leser das Fürchten beizubringen.

            Überraschungen sollte man nicht unbedingt erwarten, doch die Vielfalt der unterschiedlichen Geschichten und voneinander abweichenden Schreibstile sorgen auf jeden Fall für eine Menge Abwechslung auf den knapp 480 Seiten. Die Ausfallquote bei den Stories ist gering, wirkliche Lückenbüßer kaum zu finden. Insgesamt also ist "The new dead" recht ordentliche, spannende und unterhaltsame Lektüre für den geneigten Zombieanhänger, der aber auch nicht auf ultraharte Splattereinlagen hoffen darf.
            « Letzte Änderung: 17. April 2013, 18:15:50 von jerry garcia »


            jerry garcia

            • Gast


            Philip Le Roy. Fairbanks, Alaska. In einem Laborbunker werden die Leichen zweier Medizinnobelpreisträger, einer Krankenschwester und eines FBI-Agenten gefunden - und eine fünfte Leiche, die Rätsel aufgibt. Denn sie weist Merkmale zweier Tode auf - Tode, zwischen denen Zeit vergangen sein muss. Zeit, in der die Person nachweislich wieder gelebt hat. War es dem Ärzteteam wirklich gelungen, den Mann ins zurück ins Leben zu holen? So wie Jesus einst Lazarus von Bethanien wiedererweckt hat? Nur - wem könnte daran gelegen sein, diese Sensation ungeschehen zu machen und die einzigen Mitwisser dieses medizinischen Wunders zu beseitigen, das es der Menschheit ermöglicht hätte, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen? Und was hatte der FBI-Beamte in dem Labor zu suchen?

             Ex-Profiler Nathan Love wird auf den mysteriösen Fall angesetzt. Bei seinen Ermittlungen riskiert der Experte für asiatische Kampfkunst mehr als einmal sein Leben - und gerät mitten hinein ins Herz des Bösen. Le Roy beginnt seinen Roman in Fairbanks, Alaska. Scheißkälte. Ein Fremder, eine geheimnisvolle Schriftrolle, tote Menschen und ein Leichnam, der Rätsel aufgibt. Klingt wie ein Angriff auf die Vormachtstellung des Autors Jean-Christophe Grange. Der Profiler Nathan love wird aus seinem selbstauferlegten Exil geholt, in welches er sich nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau zurückgezogen hatte, um als Ein-Mann-Team die Recherchen zu übernehmen und herauszufinden, was hinter der ganzen Sache steckt. Der geht auch flugs zum Angriff über und erfährt, dass sich in die Ermittlungen verschiedene Parteien einmischen und auch noch zwei verschwundene Kinder eine Rolle spielen. Da werden Zeugen in einem S/M Club vernommen (in der Art, wie man es sich in einem solchen Etablissement vorstellt und sie brauchen nicht mal zu zahlen). Nach und nach kommen Einzelheiten ans Tageslicht, die ihn auf verschiedenen Kontinente führen - von Amerika nach Asien und Europa, hier speziell Spanien, Frankreich und Italien. Er gerät an einen Russenmafiosi, der sich aber auch mit der italienischen Mafia angelegt hat und muss sich einiger blutiger Attacken erwehren. Überhaupt geht es bei den actionsreicheren Szenen recht heftig zu. Im Laufe der Zeit wird die Suche immer komplzierter, da die Zahl der Verdächtigen sich ständig erhöht, zudem im Internet ein hohes Kopfgeld auf Love ausgesetzt wird und er sich natürlich noch in die Witwe eines der getöteten Professoren vergafft. Schließlich führt in die Suche auch noch in den Vatikan, wo er ein Vermächtnis aufdeckt, das die Macht der Kirche ins Wanken bringen könnte.

             Religiöser Mumpitz? Gotteslästerung? Würden sicher einige aus dem Bible Belt so sehen und das Werk samt Autor verdammen. Dazu dürften sicher auch einige recht freizügige Szenen ihr Teil beitragen (naja, Herr Laymon wird da nicht erreicht, aber wer im Bibelgürtel wird den schon lesen?). Abgesehen davon macht die Story erst einmal neugierig und ist ob des nicht sehr ausgefeilten (freundlich formuliert) zügig zu konsumieren. Schnell wird deutlich, dass sich hier eher die X-Akten-Fans angesprochen fühlen dürften als jene aus dem Horrorbereich, den von letzterem gibt es nüscht. Glaube, Wissenschaft, Esoterik, Genmanipulation oder das Lazarus-Prohekt zur Wiederbelebung abgestorbener Zellen bestimmen den Handlungsablauf neben den Ermittlungen zu den Morden. Die Hauptfigur Nathan Love wird als Alleskönner mit spirituellen Fähigkeiten und Ansichten dargestellt, dass es fast schon nervt. Ein echter Übermensch im Actionfeuerwerk seiner Gegner. Trotz einiger blutiger Shoot-Outs, Explosionen und regelrechten Hinrichtungen packt einen der Roman nicht wirklich, bespnders die nicht nur eingestreuten und oftmals wiederholten Sinnsprüche zum Thema Spiritualität können einem den Genuss ganz schön verderben und ziehen das Ding vor allem in die Länge und hemmen das Tempo ordentlich. Wirkliche Überraschungen und vielleicht innovative Ideen fehlen dem Werk und um am Thron von Grange zu kratzen, muss sich Philip Le Roy noch mächtig steigern. Zu oberflächlich das Ganze mit etlichen platten Dialogen, dass es dem B-Movie-Fan die Tränen in die Augen treibt. Dazu sind seine Charaktere nicht gerade sonderlich ausgefeilt und die Aufklärung des Rätsels bekommt man eigentlich schon im Prolog annähernd auf's Auge gedrückt. Horror ist es keiner und als Mystery-Thriller wirklich nur bedingt zu empfehlen. Als Taschenbuch oder vom Wühltisch wäre es vielleicht den Kauf wert. Mehr nicht.


            jerry garcia

            • Gast


            James Rollins. Commander Grayson Pierce kommt einer Verschwörung ohne Gleichen auf die Spur. Der mächtige russische Politiker Nicolas Solokow will mithilfe paranormal begabter Kinder die Weltherrschaft antreten. Als Messias will er die Menschheit aus der Asche der Zivilisation führen - nachdem er die Welt zuerst selbst in Brand gesetzt hat. Allein die SIGMA-Force kann den wahnsinnigen Plan jetzt noch vereiteln. Doch da wird ihr Hauptquartier in Washington angegriffen.

             Obwohl James Rollins seine SIGMA-Froce auf eine neue, gefährliche Mission schickt, in die anscheinend auch die allseits beliebte und als völlig gesetzeskonform bekannte CIA verstrickt ist, schließt das Buch direkt an den Vorgänger "Der Judas-Code" an. Als Grayson Pierce noch völlig frustriert von der bisher vergeblichen Suche nach seinem verschollenen Freund und Force-Mitglied Monk die Mall in Washington entlanggeht, wird vor seinen Augen ein Bettler erschossen, der ihm im Sterben noch eine Münze mit dem eingeprägten "E" zuwirft. Die nicht gerade sonderlich risikoarmen Ermittlungen bringen zutage, dass Amerikas liebstes Kind, die CIA, in eine Verschwörung verwickelt ist, die ein wissenschaftliches Projekt beinhaltet, bei dem Professoren verschiedener Fachgebiete Kinder mit paranormalen Fähigkeiten regelrecht gezüchtet haben. Angeblich besitzen manche sogar die Gabe, die Zukunft vorhersagen zu können, da sie direkte Nachfahren der Pythia, dem Orakel von Delphi, sind. Und wie beim meistgeschätzten Geheimdienst der Welt üblich, möchte dieser aus lauter Menschenfreundlichkeit nicht die Kontrolle über sein Geheimnis verlieren. Wenn dies die Vernichtung eines anderen US-Geheimdienstes zur Folge haben sollte, dann soll es eben so sein. Man ist ja nicht zimperlich und der Spruch mit der nationalen Sicherheit erlaubt einem dort ja fast alles. Die Central Intelligence Agency (wobei mir das Wort Intelligence in dem Zusammenhang immer irgendwie befremdlich vorkommt) ist bereit, zum Gemeinwohl - also ihrem eigenen - Opfer zu erbringen, solange andere die Opfer sind. Doch während sich die CIA damit beschäftigt, andere zu beseitigen, um selbst im Spiel zu bleiben, hat sie "intelligence"-typisch glatt übersehen, dass sich einer ihrer Schützlinge verselbständigt hat und sich mit seiner Schar übernatürlich begabter Kinder nicht nur von seinem "Wohltäter" lösen will, sondern auch daran arbeitet, die Weltherrschaft zu übernehmen. Dass an der ganzen Chose auch noch dieRussen beteiligt sind, macht das Ganze auch nicht gerade einfacher. Da wird sich die CIA wohl doch auf die SIGMA-Force verlassen müssen und zudem hält der Autor für die Truppe (nicht in jedem Fall für den Leser) noch die eine oder andere Überraschung bereit.

            Eine weitere Story aus der SIGMA-Force-Reihe von James Rollins. Wer sich hier darauf versteift, literarische Feinkost vor sich zu haben, ist wohl einem Irrtum erlegen. Massenware, gehobener Mainstream trifft es schon eher. Handwerklich gelungene, spannende Popcornliteratur ohne großen Anspruch inklusive einer Verschwörungstheorie wie sie in einem Thriller, der Agenten beinhaltet nun mal vorkommen muss. Dazu verbindet Rollins ein weiteres Mal geschichtliche Fakten und Fiktion zu einem packenden Actionthriller mit einigem Tempo. Da fliegen die Kugeln, wird gehetzt und gefightet, was das Zeug hält, aber im Vergleich zu seinen Stand-Alone-Romanen hat er sich da um einen oder zwei Gänge zurückgenommen (kommt mir vor, wie ein Film, der auf ein PG-13 Rating zusammengestutzt wird). Sicher ist sein Roman, mit Fakten garniert, durchaus gut lesbar und weiß zumeist zu gefallen, sind die Katastrophenszenarien einigermaßen glaubwürdig und langweilt er nicht durch klischeebeladene Figuren (auch wenn er nicht völlig ohne Klischees auskommt) wie ein Clive Cussler bei seinen Helden Dirk Pitt und Kurt Austin. Also insgesamt eine solide Geschichte, die immer interessant bleibt, doch eigentlich nicht uneingeschränkt empfehlenswert (außer man ist schon ein Fan der Reihe um Grayson Pierce und seine Mannen / Frauen), da seine Stand Alone Novels wie "Subterra" einfach gelungerner und auch härter waren. Trotzdem teile ich die Meinung von Booklist, die auf dem Klappendeckel abgedruckt wurde:"In jeder Hinsicht besser als Dan Brown". Stimmt. Kurz etwas zur Verlagsarbeit. Seit geraumer Zeit häufen sich die Qualitätsmängel. In diesem Buch werden recht oft Namen vertauscht. Figuren die in der Szene gar nicht vorkommen, werden namentlich genannt, obwohl eine andere Person gemeint ist (z.B. Painter statt Pierce usw.). In einem anderen Fall - sprich Buch - wurde der Klappentext des Vorgängerbuches verwendet (Richard A. Clarke "Breakpoint" erhielt den Klappentext des vorherigen "The Scorpion's Gate") oder im Klappentext von "Operation Foxbat" des Autors Commander James Barrington die Hauptfigur Jason Richter erwähnt, der jedoch als Protagonist von Dale Brown ("Feuerstoß" sowie "Gegenschlag") genutzt wurde. Barringtons Hauptfigur heißt PAUL Richter.


            Offline skfreak

            • Serienfreak
            • Die Großen Alten
                • Show only replies by skfreak
              Das Buch hab ich schon bei mir liegen und für den Urlaub aufgespart :D Ich mag so Actionkost :p


              jerry garcia

              • Gast
              Ich hab eben bei Weltbild!!!! den nächsten aus der Reihe - Teufelsflut - geordert.


              Offline skfreak

              • Serienfreak
              • Die Großen Alten
                  • Show only replies by skfreak
                Ich hab eben bei Weltbild!!!! den nächsten aus der Reihe - Teufelsflut - geordert.

                Cool. Dann schreib ma was :D Ich hol mir die ja meist auf'm Wühltisch was das Manko hat das ich die chronologisch ungeordnet lese. Bisher kenn ich aus der Reihe nur den Judas Code das ich ziemlich geil fand. Aber ich mag ja zum Beispiel auch Cussler und Reilly :)


                jerry garcia

                • Gast
                Weltbild hab ich jetzt extra mit Ausrufezeichen versehen, weil die den exklusiv haben und nicht wie zuvor bei Randomhouse.

                Die Reihenfolge ist wie folgt:
                Sandsturm
                Teufelsmönche
                Der Genesis-Plan
                Der Judas - Code
                Das Messias - Gen
                Das Flammenzeichen
                Teufelsflut

                Vom Flammenzeichen existiert noch eine Kurzrezi, die schieb ich gleich hierher. Vorm Messias-Gen hab ich allgemein noch keine Rezis verfasst, wurde erst danach zum "Dienst am Blog" gepresst und hatte vorher keine Intention jemals freiwillig was zu verfassen.
                Reilly bin ich immer dabei, Cussler hab ich mittlerweile etwas über. durch desssden ganze Reihen war das irgendwann einfach ermüdend, wobei die mit Jack DuBrul ja noch herausragten. Bin dann zu Jeremy Robinson oder jetzt Martin Kay gewechselt und finde auch immer wieder was Neues.
                « Letzte Änderung: 17. April 2013, 19:09:03 von jerry garcia »


                jerry garcia

                • Gast


                Nur eine Kurzrezi:
                James Rollins. Das Flammenzeichen. Thriller. Drei Morde, jeder auf einem anderen Kontinent, erregen die Aufmerksamkeit von Painter Crowe, Agent der Sigma-Force. Bald findet er heraus, dass Ivar Karlsen – Vorstandsvorsitzender eines der größten Konzerne der Welt – darin verwickelt ist. Crowe reist nach Norwegen, um dem mächtigen Wirtschaftsboss auf den Zahn zu fühlen. Doch auch Karlsen ist lediglich ein Strohmann für noch Mächtigere. Die mysteriöse Gilde – eine verbrecherische Söldnerorganisation, die mit Hightech und uraltem Geheimwissen nach Macht und Einfluss strebt – hat mit Karlsens Hilfe ein Mittel gefunden, jeder Regierung der Erde ihren Willen aufzuzwingen. Nur Painter Crowe und die Sigma-Force wissen von dem schrecklichen Plan. Aber um ihn zu verhindern, müssen sie zunächst den brutalen Angriff der Gilde überleben. Wissenschaft und Action paart Rollins auch in seinem neuesten Abenteuer der Sigma-Force. Sprachlich schlicht, aber dafür äußerst unterhaltsam mit einer Menge rasanter Ereignisse und etlichen Konfrontationen geht die Story stellenweise in einem Höllentempo voran, lässt den Leser auch ein ein paar Logiklöchern teilhaben und hat sich an den Kapitelenden öfters des Stilmittels Cliffhanger bedient und hält den geneigten Käufer so bei der Stange. Ende übrigens wieder offen, der - wenn auch dünne - rote Faden der vorherigen Bücher wird fortgeführt. Man bezeichnet ja hin und wieder Rollins als legitimen Anwärter auf den Actionthron, doch a) hat er da noch Konkurrenz wie Jeremy Robinson, Andy McDermott, Patrick Lee ("Die Pforte") oder auch Jack DuBrul (Soloroman "Havoc-Die Verwüstung"), der ja in unseren Breitengraden hauptsächlich als Co-Autor (und da der bis jetzt beste) von Clive "ich werd wie Clancy" Cussler bekannt ist und b) kommt Matthew Reilly mit Shane Schofield, um dem Gebrabbel um eine Ablösung der Herren der Action ein Ende zu bereiten.


                jerry garcia

                • Gast


                Sean Black.Ryan Lock ist der Leibwächter von Nicholas van Straten, dem Boss von Amerikas größtem Pharmakonzern. Er ist einer der mächtigsten Männer des Landes - und der wahrscheinlich am meisten gehasste. So kommt der Attentatsversuch eigentlich nicht unerwartet. Doch schnell erkennt Lock, dass dahinter viel mehr steckt. Die Verschwörer, denen er auf die Spur kommt, gehen über Leichen - und plötzlich ist Lock der Einzige, der jetzt noch den Tod von mehreren Millionen Menschen verhindern kann, als plötzlich alle Zugänge zu Manhattan gesperrt werden.

                 Die Kommerzinsel ist von der Außenwelt abgeriegelt. Der Autor nimmt direkt zu Beginn seinen verhassten Milliardär ins Fadenkreuz eines Attentäters, doch es wird ein nicht ganz unbeteiligter Demonstrant für die Rechte der Tiere und Gegner von Tierversuchen mit einem Kopfschuss niedergestreckt. Der CEO des Pharmakonzerns besteht darauf, trotz Drohungen und einem Massenaufgebot von Gegnern seiner Firmenpolitik,die den Haupteingang seines Stadthauses belagern, den Vordereingang zu benutzen, da er ja Millionen an Steuergeldern zahlt und außer dem Schutz durch seine Leibgarde auch noch den Dienst der Polizei in Anspruch zu nehmen gedenkt, denn zudem ist der Bürgermeister ja ein persönlicher Freund und da kann man schon mal die Polizei von ihrem Dienst am normalen Bürger abziehen, um dickköpfige Bonzen zu beschützen. Wie es denn so kommt, werden statt seiner andere Opfer des Anschlags und außer dem Anführer der Demonstranten auch noch einige Unbeteiligte. Sein Leibwächter Lock, der in Konkurrenz mit dem vom Sohn des CEO - Slattery van Straten - angestellten Ex-Militär und seiner Bande steht, wird dabei verletzt und im Krankenhaus behandelt. Währenddessen wird ein verwöhnter, siebenjähriger Zögling eines Ex-Mitarbeiters des Konzerns entführt. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich das Ganze zu einer routinemäßigen Ermittlung in dem Entführungsfall, gepaart mit einer banalen Love-Story und intrigierenden Personenschützern um den Platz an der Seite von beiden van Stratens. Erst als sich ein Bindeglied zwischen den beiden Fällen auftut, kommt im letzten Drittel des Buches wieder mehr Tempo und Rasanz ins Spiel, die Action nimmt zu. Der Big Boss hat tatsächlich den Tierversuchen abgeschworen, doch eine perfide andere Lösung parat: Da entführt man schlicht ein paar lang gesuchte Terroristen aus den üblichen Feindstaaten und benutzt diese halt als unfreiwillige Versuchskarnickel. Schlechte Idee. Entkommen die doch tatsächlich völlig ungefragt seiner mildtätigen Obhut und bilden nunmehr eine Gefahr für die gesamte Insel, ja das gesamte Land. Da muss Lock wieder an die Front, um das Schlimmste zu verhindern.

                 Die Ausgangssituation von "Code 3" hat mich irgendwie an den Knaller von Brad Thor - "Overkill" - erinnert und ich habe mich zuerst diesem Buch gewidmet. Leider konnte mich das Buch gegenüber den Balltretern auch nicht vollständig überzeugen. Der Stil ist schlicht, die Story teilweise an den Haaren herbeigezogen und so richtig zünden will der Funke hier auch nicht. Zudem hat es Sean Black nicht geschafft, auch nur einen seiner Charaktere (Ausnahme der Nebendarsteller Ty) so richtig sympathisch zu gestalten, die Charakterzeichnung ist im Allgemeinen sehr dürftig ausgefallen. Man fiebert nicht sonderlich mit. Selbst der entführte Junge ist einem egal. Ebenfalls nicht überzeugend ist die Handlung nach der Entführung des Jungen. Da geht nichts voran, Lock muss sich nur einigen Anfeindungen seiner internen Konkurrenten erwehren und versucht nebenbei hinter die Gründe für das Attentat zu kommen. Erst als er auf ein Gelände aufmerksam wird, das die Meditech heimlich gekauft und ausgebaut hat, kommt wieder Fahrt auf. Er dringt ein, findet die Gefangenen vor, erfährt von den Plänen und den Hintermännern und muss dann die geflüchteten Terroristen wieder einfangen. Da wird es dann schon etwas rauer, doch nichts Neues schreibt der Mann. alles schon mehrfach - und besser - gelesen und die Abschottung von Manhattan kommt gerade mal auf den letzten 50 Seiten zum Zuge, die Beschreibung der Panik und Fluchtverscuhe der Massen lässt zu wünschen übrig, nicht mehr als eine Randnotiz. Da hatte ich mir entsprechend mehr erhofft. Kann man sich für zwischendurch mal geben und wer nicht so verwöhnt oder überfüttert ist, wird womöglich absoluten Gefallen daran haben. Für meinen Teil zu belanglos und mit 15 Euronen für das Paperback zu teuer für das Gebotene. Dann lieber auf das reguläre Taschenbuch warten. In der Vita des Autors heißt es, er habe bisher nur für TV-Serien geschrieben und das merkt man dem Buch auch an. Da nehme ich mir lieber noch einmal "Overkill" von Brad Thor vor.