Buchrezensionen

Gast · 1193 · 177838

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jerry garcia

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Greg Iles. Penn Cage, der Bürgermeister von Natchez, Mississippi, und seine Verlobte, die Chefredakteurin Caitlin Masters, sind einem Anschlag entkommen, hinter dem die Doppeladler stecken, eine rassistische Organisation, die seit den sechziger Jahren ihr Unwesen treibt. Aber die Gefahr ist keineswegs beseitigt. Forrest Knox, ausgerechnet der Chef der State Police, ist der wahre Kopf der Doppeladler. Er will verhindern, dass Penn Beweise vorbringt, welche Morde die Doppeladler begangen haben. Doch Penn hat eine Spur, um die Toten zu finden. Sie führt in die Sümpfe des Mississippi River, zu einem geheimnisvollen Ort, an dem ein ganz besonderer Baum steht.

Nachdem Penn Cage und Caitlin nur knapp dem Tod entronnen sind und dafür ein flammendes Inferno hinterlassen haben, dem auch ein Anführer der Gegner sein Leben beim Versuch die beiden zu töten lassen musste, bleibt ihnen nicht viel Zeit, sich wieder zu sammeln. Tom Cage ist weiterhin auf der Flucht und Penn versucht mit allen Mitteln, seinen Vater, der zudem an Diabetes leidet, zu finden und eine Erklärung für dessen Verwicklung in den Fall zu erhalten. Außerdem wird Tom Cage ja immer noch beschuldigt, der Mörder von Viola zu sein, deren Rückkehr nach Natchez erst diese mörderische Aktivität in der Stadt und bei einigen anderen Verbrechern und Politikern bis nach New Orleans ausgelöst hat. Mit einer zunehmenden Hektik und Verbindungen in die höchsten Kreise versuchen nun die Antagonisten alle aus dem Weg zu räumen, die ihren Plänen gefährlich werden könnten und sie selbst in den Knast bringen würden. Die Doppeladler um Forrest Knox und Snake Knox können es sich nicht leisten, dass man sie mit den Morden an John F. Kennedy, Robert Kennedy und Martin Luther King in Verbindung bringt. Neben den Spuren, die zu den vergangenen Verbrechen an den Politikern führen, gibt es noch den Knochenbaum, in dem Beweise jeglicher Art für rassistische Morde seit beginn der 20. Jahrhunderts liegen sollen, das Jagdgebiet Valhalla, das für die Klientel zugänglich ist, ansonsten aber umzäunt. Dort will Caitlin auch einige Hinweise verfolgen, die sie für ihre Arbeit bei der Zeitung ihres Vaters nutzen kann. Doch was sie findet, sind Tom Cage und tödliche Gefahr. Unterdessen versucht Penn Cage mit dem FBI-Agenten Kaiser einen der Knox' zum Reden zu bringen, um die ganze Sippe aus dem Verkehr zu ziehen. Wobei Penn aber auch sehr viel Augenmerk auf die Sicherheit seines immer noch auf der Flucht befindlichen Vaters legt. Nicht die klügste Vorgehensweise wie sich bald herausstellen wird.

Große Gefühle in den Südstaaten. Familienfehden mit Verschwörungscharakter. Rassismus und Mord, Hinterlist und offenes Aufbegehren. Weitere 1000 Seiten im Süden der USA, wo der Sumpf nicht nur reine Natur ist, sondern auch jener der Korruption und Vorteilnahme durch Würdenträger zum täglichen Leben gehört. Aufgewühlt auch durch ein Szenario, das sich zu den Morden an den Kennedys und King zurückführen lässt und entschieden besser dargeboten wird als in Stephen Kings viel zu ruhigem "Der Anschlag", der sich mit einem Lee Harvey O. befasste, den er dann im Prinzip doch als Einzeltäter in seinem Roman hinstellte. Gewisse Fakten stimmen bei beiden Autoren überein, doch Greg Iles versteht es, die Gegebenheiten geschickter in sein Gesellschaftsportät einzubauen als dies Stephen King gelungen ist. Mit jeder Seite eröffnen sich bei "Die Toten von Natchez" weitere Verwicklungen in eine düstere Vergangenheit, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass auch in der Gegenwart (hier 2005, kurz nach Katrina) gierige Bonzen, zumeist weißer Hautfarbe, nicht zu schade sind, die Not nach dem Jahrhundertsturm für ihre Zwecke auszunutzen. Die evakuierten Gebiete, meist von Schwarzen bewohnt, werden wieder aufgebaut - aber nur für gutsituierte Erfolgsmenschen, zu denen auch einige wenige mit schwarzer Hautfarbe gehören. Wie in Amerika üblich, werden solche Aktivitäten nur an heimatliche Firmen vergeben, auch wenn es einen Aufbau im Ausland geben sollte (siehe Irak usw. wo die Profiteure am Ende wieder nur US-Firmen waren/sind, während die Unterstützer lediglich zur Finanzierung herangezogen wurden, seien es nur Briten oder Deutsche.). Und wo Geld fließt, ist das Verbrechen nicht weit - und die Gleichgültigkeit, die in einem Nebensatz so richtig zum Tragen kommt. Etwas, das man sich vielleicht auch hierzulande ob der aktuellen Situation hin und wieder vor Augen halten sollte. Da kommen Menschen, die alles verloren haben, auf Suche nach Hilfe - in dem Fall Natchez. Und die Honoratioren der Stadt haben nichts weiter zu tun, als sich über die Neuankömmlinge zu mokieren und sie als Menschen zweiter Klasse, lästige Katrina-Flüchtlinge, abzuwerten. Nach Greg Iles sind die amerikanischen Südstaaten eine gefährliche Gegend, die noch im vorgestern lebt und sich abseits der Städte nicht weiterentwickelt hat. Alte Ressentiments bestehen weiterhin, die guten und alten Kluxer sind weiterhin aktiv, Schwarze werden immer noch wegen ihrer Hautfarbe verachtet und drangsaliert. So verwundert es nicht, dass das Gesetz hier käuflich ist, Drohungen und Gewalt immer noch Mittel zum Erreichen des Gewünschten sind. Private Jagdgebiete, in denen das Wild unliebsame Zeitgenossen derer sind, die die Macht haben, solche "Happenings" ungeahndet zu veranstalten. Im Sumpf versenkte Leichen, komplexe Zusammenhänge und Erinnerungen an die Amerika-Trilogie von James Ellroy, die zwar nicht auf den Süden der USA beschränkt war, aber thematisch durchaus gerade in Bezuug auf die Kennedy-Morde sehr dicht bei Iles - oder Iles bei Ellroy. Vielschichtig und plausibel portätiert Greg Iles seine erfundene Geschichte, die er mit einigen eigenen Erfahrungen würzen konnte, da er aus Natchez stammt. Ein komplexes Geschehen mit vielen Figuren, das eine Menge Aufmerksamkeit und Zeit erfordert, um allen Handlungssträngen kontinuierlich folgen zu können. Spannungsaufbau kann der Autor wie er schon mehrfach bewiesen hat, bei dem einen oder anderen Protagonisten hat er aber entschieden zu sehr den Egosimus hervorgehoben, sodass gerade bei Caitlin wie schon im vorigen Buch wenige Sympathien erwerben kann. Auch Penn ist nicht ohne Makel, war er aber noch nie in den bisher fünf Romanen um seine Person. Aber warum soll jeder ohne jegliche Charakterschwächen daherkommen? Wichtig ist, dass die Bösen dann viel schlimmer sind. Übrigens hat der Autoir diesmal auf einen Nazi-Vergleich verzichtet. Vehement, ohne Blatt vorm Mund, gehaltvoll, berührend in einem gnadenlosen Umfeld selbstgerechter Rassisten, die sich ihre eigenen Gesetze machen. Dramatischer Südstaatenthriller, der für mich nahezu perfekt ist. Bei über 1000 Seiten fallen kleinere Mängel kaum ins Gewicht. Wer also Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit hat, sich auf ein solches Mammutwerk (Teil 1 "Natchez Burning" hatte ja auch schon 1000 Seiten) einzulassen, der wird mit einem richtig guten Buch belohnt. Teil 3 soll übrigens im März 2017 in den USA erscheinen.


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Über die Natchez Triologie hatte ich mich gerade am Wochenende informiert. Klingt als wär das was für mich.


    Offline JasonXtreme

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      Das klingt ja mal richtig geil!!!
      Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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      jerry garcia

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      Ehrlich gesagt, musst du dazu die Muse haben. Beide Bücher lagen erst einmal ne gewisse Zeit im SuB, weil ich der Meinung war, dass hier und jetzt grad nicht meine Stimmung für ein Mammutwerk geeignet war. Und da ich die anderen Werke von Iles ja kenne, die sich mit Natchez befassen, wusste ich, dass ich da nicht so larifari rangehen kann. Übrigens muss man die Vorgänger nicht gelesen haben, um die Natchez-Trilogie anzugehen.

      Die Werke sind keine Actioner, aber jeder von euch wird sicher so den einen oder anderen Film um die Südstaaten in den sechziger oder siebziger Jahren gesehen haben mit den weißen Kutten, Kreuzen, Sumpfland, brennenden Hütten und fanatischen Hassern, die tagsüber den Biedermann geben. Ruft man sich das vor Augen, ist man in Natchez.
      « Letzte Änderung: 08. Dezember 2016, 10:11:18 von jerry garcia »


      Offline JasonXtreme

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        Genau das ist es was mich heiß macht, das is sowas von mein Ding, und solche Romane gibts ja jetzt nicht wie Sand am Meer!
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        jerry garcia

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        Tom Zola. Krisen und Konflikte prägen das Weltgeschehen. Die EU droht zu zerfallen, der Nahe Osten zerfleischt sich, die NATO und das von Russland angeführte "Krimbündnis" belauern einander. Eine weltweit koordinierte Serie von Anschlägen erschüttert in dieser Situation die Staatengemeinschaft. Deutschland, das türkisch-iranische Grenzgebiet, Niger und die Mongolei werden zeitgleich angegriffen. Reflexartig wechseln die Entscheider dieser Erde in den Angriffsmodus, kündigen Maßnahmen an, fordern Vergeltung. Sündenböcke sind schnell gefunden. Die wichtigsten Militärbündnisse bringen sich in Stellung. Die Menschheit wankt dem Abgrund entgegen, blinde Wut bestimmt ihr Handeln. Dennis Bernau, Stabsunteroffizier der Bundeswehr, wird mit einem gigantischen Truppenaufgebot der NATO in den Nahen Osten verlegt. Ihm dämmert bald, dass sein Land, dass der gesamte Westen vorschnell gehandelt hat. Es scheint, als habe eine unbekannte Macht ihre Finger im Spiel – eine Macht, die nicht von dieser Welt ist.

        Dennis Bernau ist mit seiner Truppe unter Leitung von Oberfeldwebel Brandtner in einer Übung, die beweist, wie wenig Ahnung vom täglichen Geschäft in der Bundeswehr haben. Sie stolpern mehr durch die Landschaft, als dass sie geordnet und ruhig mit ihrem Marschgepäck den Vormarsch absolvieren. Bald ist aber Schluss mit lustig. Die Gruppe wird angegriffen. Zivilisten attackieren die Soldaten ohne Warnung und aus heiterem Himmel. Sie können sich gerade noch zurückziehen, bevor es zu heftigeren Kampfhandlungen kommt. Bernau glaubt etwas seltsam Weißes erkannt zu haben, hält aber vorsichtshalber die Schnauze, da er sich nicht sicher ist. Man versorgt die Wunden und kurze Zeit später ist es mit der Ruhe vorbei. Und der Oberfeldwebel kann über sein Smartphone noch Nachrichten empfangen, die alle vor Entsetzen fast erstarren lassen. Anschläge in der Mongolei, in Afrika und auch hier vor Ort. Eine ganze Stadt wird rasend. Während die Männer und Frauen um ihr Leben kämpfen, versuchen die Politiker allerorten sich einen Überblick zu verschaffen und eine Gegenstrategie zu entwerfen. Nicht so einfach, wenn parteiübergreifende Küngelei der Kanzlerin immer wieder Steine in den Weg legt und der politische Intrigenstadel seine Chance sieht, die Macht an sich zu reißen. Derweil kommt es an der türkisch-iranischen Grenze ebenfalls zu ersten kleineren Scharmützeln. Doch der Konflikt schaukelt sich hoch, bald wird über einen NATO-Einsatz in der Türkei nachgedacht, um diese gegen den Iran zu verteidigen. Und auch die Situation im Inland spitzt sich zu. Augustdorf wird von den deutschen Truppen gestürmt, Tote und Verletzte sind zu beklagen. Ein Kommissar in leitender Funktion lässt einen Kollegen verhaften, der krankgeschrieben ist und möglichweise mit den Angreifern unter einer Decke steckt und unterzieht ihn einem hochnotpeinlichen Verhör - kurz Folter genannt. Alle drehen durch, keiner hält sich mehr an Vorgaben. Und die Kanzlerin setzt sich gegen ihre Konkurrenten durch und die Bundeswehr zieht bald mit der NATO in den Krieg. Brandtner, Bernau und ihre Untergebenen finden sich bald in einem Stahlgewitter wieder, das sie schier verzweifeln lässt.

        Tom Zola ist ja bekannt als der Autor der "Alternate History"-Reihe "Stahlzeit". Von den bisher erschienenen, habe ich acht Bücher, gelesen aber noch keines. Daher ist "V-Fall Erde" mein erstes Buch, das ich mir von ihm zu Gemüte führe. Gerade in die erste Hälfte, wenn er die Figuren aufbaut, Positionen beziehen lässt und sie charakterisiert, lässt er auch mehr als nur Andeutungen zu sozialen und politischen Brennpunkten Einzug halten. Okay, den Namen Gabriel Sigma zu wählen, halte ich für etwas platt, aber immer noch besser als "politischer Mittelfinger-Jongleur", den man ob gewisser Gestik eigentlich aufgrund von Beleidigung gegenüber Volk und Wählern sowie Menschen, die eine andere Meinung vertreten, mal vor den Kadi zerren sollte. Von Demokratieverständnis zeugen solche Vorkommnisse, die dieser Gabriel Sigma so von sich gibt, eher weniger. Doch das gilt für etliche Handelnden in diesem Buch. Und während die Welt und die Repubik, für die ein Amtseid geschworen wurde, der eh keinem mehr etwas bedeutet (Meineid), kämpfen die gewählten Vertreter nur noch um ihre Machtposition oder den persönlichen Vorteil durch Reibach. Hier und da scheint auch die Meinung des Autors durchzuschimmern, aber wirklich festlegen tut er sich meines Erachtens kaum. Klar, kommt Rassismus ins Spiel, teilweise sogar recht deutlich formuliert, aber auch das Frauenbild und die Selbstjustiz finden ihren Platz. Und als es dann richtig Drive in die Sache kommt, hält sich Tom Zola nicht zurück. Die Kampfhandlungen sind teilweise schon recht spektatkulär und rasant, auf Action muss hier niemand verzichten. Sicher sind ihm da Autoren wie Matthew Reilly, Ben Coes, Stephen Hunter und auch Martin Kay voraus, aber hinter den Massenwaren-Publizisten braucht er sich nicht verstecken. Und was wirklich hinter dem ganzen Krawall steckt, lässt er nur häppchenweise erkennen. Im Epilog bekommt man einen größeren Hinweis serviert. Zuvor hatte ich den Eindruck, dass da durchaus auch eine aggressivere Variante von "Die Körperfresser kommen" am Werk sein könnte. Ja, "V-Fall Erde: Blinde Wut" wird nicht nur ein Buch, das eine überforderte, weil schlecht ausgerüstete und mit zuwenig Personal ausgestattete Bundeswehr an ihre Grenzen bringt, wenn sie in einen Konflikt mit Waffengewalt eingreifen sollen und schon ängstlich Richtung Russland schielen, das nach der Krim und der Ukraine liebend gerne weitere Länder, die früher unter ihren Fittichen waren, wieder einkassieren würden. Es geht auch nicht nur um Kungeleien unter den Mächtigen, die sich für alles engagieren, nur nicht fürs Volk oder dem Einsatz für Flüchtlinge. Es entwickelt sich nach und nach zu einem Werk, das wohl sehr bald weitere und viel phantastischere Elemente beinhalten wird als bisher. Ich werde mir den Folgeband sicher gönnen und habe auch ein Auge auf die andere Reihe "Weltenkrieg: Die Rückkehr" geworfen. Bleibt nur die Frage: Rückkehr - gab es davor schon andere Bände, die ich verpeilt hab oder werden die Handlungen von "V-Fall" und "Weltenkrieg" womöglich zusammen geführt? Wer also jetzt nicht gerade hochgeistige von Weltliteraturformat mit eingebautem Zwang zum Überdenken der Situation des Lebens und der innigen Gefühle für alle Mitmenschen erwartet, der darf sich auf ein knalliges Abenteuer mit einigen flapsigen Sprüchen (Jo, auch Königsblau gegen Bienen-gelb-schwarz) und gegen Ende einem krachenden Kriegsszenario freuen.                         


        jerry garcia

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        Brad Thor. Auf den Skipisten von Utah ereignet sich ein unglaublicher Vorfall: In einem spektakulären Coup entführen Terroristen den Präsidenten der USA und töten dabei 30 Männer des Geheimdienstes. Nur der junge Scot Harvath überlebt. Während Secret Service, FBI, CIA und der verdächtig unentschlossene Vizepräsident erklären, dass eine Vereinigung aus dem Nahen Osten hinter dem Angriff steckt, glaubt Harvath keine Sekunde daran. Also beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Die spärlichen Hinweise führen ihn in die Schweiz. Dort trifft er auf Claudia Müller von der eidgenössischen Staatsanwaltschaft. Auch sie ist den Tätern auf der Spur und berichtet von einer mysteriösen Söldnertruppe, die sich "Die Löwen von Luzern" nennt - ein tödliches Team professioneller Killer. Auf den schneebedeckten Hängen des Pilatus-Bergmassivs beginnt der Kampf gegen die Löwen. Aber lebt der Präsident überhaupt noch? Oder riskieren die beiden ihr Leben vielleicht umsonst?

        Beim Skiurlaub in Utah steht der Präsident der Vereinigten Staaten unter strengem Personenschutz durch den Secret Service. Gleiches gilt für seine Tochter. An einem wenig erfreulichen Tag bezüglich der Witterung machen sie sich auf, die Berghänge mit ihren Skikünsten hinabzusteuern. Dazu wählen sie unterschiedliche Pisten, da der Präsident seine Tochter nicht einer gefährlichen Stelle der Schussfahrt aussetzen will. So ist Scot Harvath nun mit einem Teil des Teams für den Schutz der Präsidententochter zuständig, während die andere Gruppe bei ihrem Staatslenker bleibt. Abgesehen vom Wetter passt alles wunderbar, bis Harvath sieht, wie zwei der Begleiter des Präsidenten stürzen, während der Rest mit dem Schützling um eine Biegung verschwindet. Er denkt sich noch nichts dabei, bis sie plötzlich angegriffen werden. Er flüchtet mit Amanda, muss aber miterleben, dass die Gangster eine Lawine auslösen. Die Beiden können gerade noch so unter einem Felsvorsprung Schutz suchen, damit sie nicht von dem abgehenden Schnee mitgerissen werden. Allerdings sind sie nun darunter begraben und die Luft in der kleinen Blase wird nicht ewig reichen. Unterdessen versucht das Basisteam unentwegt, beide Gruppen zu erreichen, doch weder die Funkgeräte noch die Sender bei den Bewachern und den zu Schützenden funktionieren. Erst nachdem Harvath sich aus dem harschen Schnee gegraben hat, kommt ein Kontakt zustande. Er und Amanda werden geborgen und bald hat man auch die Agenten um den Präsidenten gefunden - alle tot. Ihr Schutzbefohlener ist weg. Dafür einer der Angreifer dageblieben - auch tot. Alles deutet auf einen Angriff von Terroristen aus dem Nahen Osten hin, doch Harvath bezweifelt das. Entgegen aller Warnungen der Ärzte ob seiner Verletzungen, macht er sich auf, die Spuren zu verfolgen. Sie führen in die Schweiz. Doch sicher ist er da nicht. Killerkommandos sind ihm auf den Fersen. Vorübergehend kommt er bei einer ehemaligen Bekannten unter, über die er dann auch Claudia Müller kennenlernt, die in Bern für die Staatsanwaltschaft arbeitet. Während ihrer Ermittlungen müssen sie sich gemeinsam gegen weitere Anschläge auf ihr Leben wehren.

        Brad Thor wurde ja schon von Blanvalet in drei Abenteuern hierzulande veröffentlicht, aber der Verlag oder die dahinter stehende Gruppe hat sich doch recht schnell von derartigen Themen abgewandt (Auch Vince Flynn und weitere Autoren derartiger Thriller wurden einfach gekippt) und so entstand bald eine Lücke bei Actionstoffen, die den geneigten Freunden des Genres gewaltig auf die Nüsse ging. Nun hat sich der FESTA-Verlag der Dinge angenommen und viele Leserherzen erfreut. Brad Thor ist mit "Die Löwen von Luzern" so richtig auf Tuchfühlung mit der Kunst des überragenden Thrillerautors Robert Ludlum gegangen. Hätte Brad Thor die zu Beginn eingeführten Drahtzieher anonymisiert und vielleicht mit Codenamen benannt - ebenso auch zwei oder drei spätere Figuren -, wäre das dem Spannungseffekt noch zuträglicher gewesen und hätte ihn mit dem Meister des Verschwörungsthrillers auf die gleiche Höhe gebracht. Abgesehen davon ist das Buch ein gut recherchierter Thriller mit einigen faszinierenden Actionszenen, die hauptsächlich in Europa und dort in der Schweiz stattfinden. Ein kleiner Trip nach München offenbart dann das eine oder andere Klischee über die Deutschen, aber auch die Schweizer bleiben icht völlig verschont. Aber das ist Kleinkram, der nichts an der hohen Qualität der Story und dem Stil des Autors ändert. Der Eindruck ist schlicht und einfach in höchstem Maße positiv, die Charaktere gelungen, der eine oder andere Scherz (Cliffhanger, Kriegsbeil begraben) zündet und der Protagonist wirkt sympathisch; auch darum, weil ihm nicht immer alles gelingt und er auf Hilfe angewiesen ist. Da es sich ja um eine Reihe handelt, ist es selbstverständlich, dass der Held etwas mehr Glück und Geschick hat als seine Feinde, sonst wäre der Spaß ja bald vorbei. Übrigens ist der Thrilleranteil hier sehr hoch und es ist beileibe kein reiner Actionkracher im Sinne des America First. Brad Thor ist hier eine wunderbare Mischung gelungen, die rundum zufriedenstellt. Und wenn ich bedenke, dass es schon etliche Autoren gab, die den Versuch unternahmen, sich mit den besten Werken eines Robert Ludlum zu messen und noch mehr einfach von den Verlagen zwecks Verkaufsargument einfach zu dessen legitimen Nachfolger ernannt wurden und die so ziemlich alle im Prinzip versagten, dann kann man Brad Thor nur zu seiner Geschichte gratulieren. Er ist ungemein dicht dran. Daher volle Punktzahl und eine Kaufempfehlung an alle, die einen ordentlichen Kracherthriller zu schätzen wissen und Robert Ludlums einzigartigen Verschwörungsgeschichten vermissen.


        jerry garcia

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        Joe McKinney, Craig DiLouie und Stephen Knight. Nach wochenlangen Kämpfen quer durch ein Amerika, welches von furchtlosen, kreischenden Killern überrannt wurde, stehen Lt. Colonel Harry Lee und seine Männer vom 55. Infanterie-Regiment am Stadtrand von Philadelphia. Auf dem Weg dorthin haben sie Tausenden Flüchtlingen Schutz geboten und standen oft vor schier unlösbaren Aufgaben. Die "Stadt der Nächstenliebe" befindet sich zur Zeit unter dem Schutz von General Anthony Bell, Kommandant der berühmten 56. Stryker Brigade. Aber in einer Welt, die total verrückt geworden ist, ist nichts wie es scheint. Und während Bell Lee verhaften lässt, um ihn vor eine tödliche Wahl zu stellen, versucht dessen rechte Hand, Major Chris Walker, alles in seiner Macht Stehende, um eine Katastrophe zu verhindern. Schafft er es, Lee der Schlinge des Henkers zu entreißen? Und kann er seine Truppen und die vielen Zivilisten unbeschadet durch ein Philadelphia voller verrückter Killer führen? Oder werden sie alle lachend sterben?

        Philadelphia hatte sich verbarrikadiert und konnte den Klowns - oder Crazies, wie man sie hier nannte - lange standhalten. Doch bald fielen die Schutzwälle und die lachenden Killer trieben die Armee und die Zivilisten in immer kleinere Refugien. In dieses Chaos kamen Colonel Lee und seine Leute. Sie hatten in den Schlachten der letzten Wochen ihre sämtliche Luftuntersützung verloren, etliche Trucks mussten zurückgelassen und konnten nicht einmal mehr ausgeschlachtet werden, da ihnen die lachenden Killer auf den Fersen waren. Sie hatten große Hoffnungen in Philadelphia gesetzt und wären nur zu gerne direkt in die Stadt eingefahren. Lee hat das aber verhindert und wollte mit einem Spähtrupp erkunden, wie es wirklich um Philly bestellt war. Nicht gut, wie man schon bald erkennen musste. Dennoch mussten sie hier durch, wenn sie weiter Richtung Mount Weather vordringen wollten. Unterdessen schlägt sich der Cop Jeff Carter alleine durch die Reihen der Crazies, da er trotz des Rückzugsbefehls seine Familie nicht den Irren überlassen wollte. Was er sehen muss, verschlägt ihm schier die Sprache. Und während die vorgezogenen Posten aufgegeben wurden, hatten die Crazies eine neue Taktik entwickelt - sie ließen Passagierflugzeuge in die Stadt stürzen, machten alles dem Boden gleich. Da sollte man meinen, dass alle Verteidigungskräfte zusammenhalten würden. Weit gefehlt. General Bell lässt Lee verhaften, weil der sich anmaßen würde, einen Rang innezuhaben, der ihm nicht zustünde. Obwohl Walker, der Lee dazu ermächtigt hatte, dabeisteht und widerspricht, revidiert der General seine Entscheidung nicht. So berichtet es Colonel Morgan, der im Auftrag es Generals handelt.

        "Retreat 3 - Stirb lachend" ist mit seinen 150 Seiten eher ein Quick Reader. Und da schadet es nicht, dass diese Lektüre vollgepackt ist mit Action, die man gerade von Craig DiLouie gewohnt ist. Militär gegen Infizierte. Gut bewaffnete, aber zahlenmäßig unterlegene Truppen gegen eine zwar unbewaffnete, aber schier erdrückende Übermacht. Einer Übermacht, der es völlig egal ist, ob sie nun stirbt oder nicht. Dazu einige Gewaltspitzen wie das Pfählen von Zivilisten mit Verkehrsschildern durch die Klowns - oder eben Crazies. Literarisch besonders wertvoll ist das nicht, liegt aber sicher auch nicht in der Absicht der Autoren. Sie haben aber immerhin mal eine kleine Eifersüchtelei im Zuge einer sich anbahnenden Romanze eingeflochten. Ist aber eher eine Randerscheinung im Dauergeballer. Einige Kompetenzstreitigkeiten um die Rangfolge dienen auch nur dem Zweck, eine Wendung vorzubereiten. Dazu noch Erkenntnisse aufkommen lassen, die durchaus schon früher hätten auffallen können. Auch dem geneigten Leser. Bis auf einen Punkt, dessen Auflösung wohl noch einige Bände hinausgezögert werden wird. Interesse wurde dadurch aber geweckt, um sich den nachfolgenden Geschehnissen ebenfalls zu widmen. Insgesamt ein netter, kleiner Action-Quickie ohne jeglichen Anspruch außer dem, den Leser zu unterhalten. Das hat funktioniert. Feuer frei auf alle flachen Charaktere - also jeden. Ist jetzt nicht einmal abfällig gemeint. Das Autorentrio huldigt der reinen Militäraction und verzichtet auf allumfassende Beschreibungen oder tiefgründige Erkenntnisse.


        jerry garcia

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        Nathan Larson. Im letzten Teil der Dewey-Decimal-Reihe um die Machenschaften des korrupten Senators Howard lernen wir die wahren Hintergründe für die Katastrophe 2/14 in New York kennen. Für Dewey Decimal stellt sich die Frage, auf welcher Seite er stehen will. Auf jener, die lediglich Profit aus dem Zusammenbruch schlagen, oder auf jener der Verlorenen, Wütenden. Auch wenn das heißt, dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss.

        Dewey hat endlich den Kerl gefunden, der seinen Kumpel Dos Mac vor einem Jahr getötet hat und macht ihn so platt, wie er sich das unzählige Male in seiner Phantasie vorgestellt  hatte. Nachdem er das erledigte hat, wird er kurze Zeit später von einem Chauffeur aufgelesen und zu Senator Howard gebracht. Er soll den Park von einer größeren Gruppe "Hippies" - wie der Senator sie bezeichnet - räumen. Also geht er hin und sagt ihnen, dass sie 72 Stunden Zeit haben, von dort zu verschwinden oder sie werden in dem Chaos, das New York derzeit darstellt, schlicht und einfach entsorgt. Aber er hat auch ein eigenes Problem - immer wieder hat er Aussetzer. Freezes, wie er sie nennt, entwickeln fast ein Eigenleben, nehmen ihm das Bewusstsein, gaukeln ihm Bilder vor, die ihm vage bekannt vorkommen. Und wenn die Anfälle zu Ende sind, findet er sich an einem Ort wieder, ohne zu wissen, wie er nun dahin gekommen ist. Als er wieder klar ist, steht ein weiteres Treffen mit dem Senator an. Dewey soll sich um zwei Mitglieder des saudischen Königshauses kümmern, das immer noch als Koalitionspartner der USA gilt, und sie unbeschadet durch die von marodierenden Banden und Milizen beherrschten, verheerten Straßen des Restes des ehemals stolzen New York bringen. Was er zu dem Zeitpunkt nicht ahnt, ist die Tatsache, dass es Gruppen gibt, die gar nicht wollen, dass die Saudis gesund und lebend ihr Ziel erreichen. Und so startet eine Hetzjagd auf ihn und seine Schützlinge. Und so nach und nach deucht ihm auch, was hinter den 2/14 Begebenheiten stecken könnte.

        Der abschließende Teil der Trilogie bringt einen schnodderig erzählenden, von seinen Ersatzteilen nahezu im Stich gelassenen Dewey Decimal seiner Vergangenheit näher. Immer mehr zeichnet sich ab, was er als Soldat der Streitkräfte für solche machtgeilen und hinterfotzigen Typen wie Senator Howard an Drecksarbeit erledigen musste - und was man ihm selbst dabei angetan hat. Wie auch im vorgen Band "Boogie man" setzt Nathan Larson hier auf mehr Action, lässt die Noir-Ansätze fast gänzlich außen vor, kümmert sich mehr um den Protagonisten, der sich durch New York mordet, aber irgendwie immer mehr mit seiner Tätigkeit hadert und sich fragt, wieso es soweit gekommen ist. Eindeutig ist aber, dass die politischen Machthaber es nicht gerne sehen, wenn das Volk seine Meinung äußert, mitgestalten will und einen gemeinsamen Wiederaufbau fordert. Zivilisten, die den Plänen im Weg stehen, werden nicht nur diffamiert, sie werden einfach ausgemerzt. Die Politk geht hier halt nur ganz offen eben ein, zwei Schritte weiter, als es in der Wirklichkeit passiert. Das Volk hat eh keine Ahnung, also denken wir für sie, handeln für sie und bereichern uns - aber nur für uns. Irgendwie nix Neues auf dem Planet Erde. Überall daselbe Dilemma. Jedes Drama hat seine Profiteure. Und all die Geheimnisse, die nun über drei Bücher aufgebaut oder auch nur angedeutet wurden? Werden in vielen Fällen nur teilweise aufgelöst. Nathan Larson meint, dass man nicht jedem Leser am Ende alles in einem klärenden Satz servieren muss. Eine Dystopie, die keine Lösung bietet. Dafür gute und auch überdenkenswerte Unterhaltung.


        jerry garcia

        • Gast


        Nathan Larson. Dewey Decimal, über den weder wir noch er selbst allzu viel wissen, schießt sich im zweiten Band der Trilogie weiter durch ein verwüstetes und karg bevölkertes Manhattan. Dabei will er eigentlich nur eines: sein Leben (und die New York Public Library) nach seinem ganz persönlichen System ordnen. Aber er gerät zwischen alle Fronten, als er auf Material stößt, das einen mächtigen US-Senator mit dem Mord an einer koreanischen Prostituierten in Verbindung bringt. Eine dubiose Privat-Armee ist hinter ihm her, während in Korea-Town Yakuza und koreanische Gangs um die Vorherrschaft kämpfen und New York City einer No-Go-Area gleicht.

        Mittlerweile sind einige Wochen vergangen seit den letzten Aktionen und Dewey hat sch so mehr schlecht als recht durchgehumpelt mit seiner zerballerten Kniescheibe. Doch jetzt hockt er im Büro des DA, der nicht mehr unter den wenigen Bewohner der Metropole weilt und wühlt sich durch die Unterlagen. Manches findet sein Interesse, aber der größte Teil interessiert ihn nicht die Bohne. Bei seiner eigenen Akte stutzt er kurz, lässt die Neugierde dann aber doch nicht siegen. Stattdessen greift er sich eher Material, das sich nützlich verwenden lässt. Besonders geeignet scheint ihm da der Mordfall an einer jungen Koreanerin, der lange vor den Valentinstag-Begebenheiten stattfand - und einen Senator, der mittlerweile zusammen mit seiner linksgerichteten Gattin nahe an der Herrschaft über das marode Land ist, der wohl damit zu tun hat. Rechter Senator, linke Gattin. Passt in die noch existierende politische Welt und hatte auch davor schon ein gewisses Potenzial. Dann fackelt DEwey alles andere ab - inklusive dem Büro vom DA. Doch nun macht sich Dewey auf die Suche nach den Hintergründen des Todes des Mädchens. Dazu muss er nach Schlitzaugen-City. Dort, wo es noch gefährlicher ist, als im Rest der verheerten Stadt. Da bekämpfen sich Yakuza und Chinesen und beide zusammen die Koreaner. Deweys Vorteil - er ist ein Sprachgenie. Warum, weiß er zwar nicht, vermutet aber die Armee dahinter, als die ihn in eine Klinik verfrachtet und mit Experimenten "bei Laune" gehalten haben. Doch mit seinem Gestochere in dem alten Fall scheucht er einige Organsisationen auf, die sich jede für sich selbst zugute halten, dass sie einen notwendigen Zweck erfüllen. Dass das manchmal auch den Einsatz schwerer Waffen erfordert, bekommt Dewey zu spüren. Doch der schlägt zurück.

        Die Endzeit-Trilogie um ein New York (und auch die Welt) nach diversen Krankheiten, Seuchen und den 2/14 Begebenheiten geht in die nächste Runde. Dewey könnte sich sogar mit seiner Vergangenheit beschäftigen, doch er verzichtet. Seine kleinen Flashbacks haben ihm da schon etwas Bammel vor gemacht. Er will weiter der Dewey sein, der in seinem System lebt, tut, was ihm in den Sinn kommt und hat dabei eine Moralvorstellung, wie sie für einen Killer in einer zerstörten Stadt, umgeben von lauter feindlich gesonnenem Gesindel, eher unüblich ist. Aber Dewey ist ja auch nicht der übliche Bewohner. Untergekommen in der Library, die er nach seinem System ordnet und deren Fußboden er mit Schalen von Pistazien oder ähnlichem Zeug bestreut, um nächtliche Besucher hören zu können. Er trägt seine Atemmaske, Einmal-Handschuhe und badet regelrecht in seinem Desinfektionsmittel, um die Keime abzutöten in einer Stadt voller Gift. Das Wasser ist Todesgrün, der Himmel in einem mörderischen Grau und dem Regen fehlt auch nur noch ein Teil ätzender Säure. Und die Stadt ist verwüstet wie Deweys Gehirn - Lücken und Löcher, Bruchstücke und totes Gewebe. Dennoch will er irgends anders leben. So stellt er sich gegen alle Widrigkeiten, die da kommen mögen. Söldnertrupps, die ihn umnieten wollen. FBI-ler, die für Senatoren den Schutztrupp bilden, eine undurchschaubare Femme Fatale namens Rose und eine leicht durchschaubare und durchgeknallte Senatorin, die alte Slogans vor sich hinfaselt in einer Welt, die sich völlig verändert hat. Hier mal eine Bemerkung zu Rassismus, dort ein Satz zu der politischen Angelegenheit, dass sich ein Ehepaar (sie schwer linkslastig, er weit rechts von Attila, dem Hunnen) zu teilen gedenkt. Über welches Land denn? Hier macht jede Bande und jede Gang doch eh, was sie will. Politiker und ihre Armeen sind auch nur eine weitere Gang. Und neben all dem hat der Fall als Aufhänger für eine kräftige Portion Action gesorgt. Horden von Söldnern, verbrecherische Asiaten, Krieg zwischen Chinesen und Koreanern, Deweys Stunt, einen Kampfhubschrauber vom Himmel zu holen. Der Crime Noir tritt hier doch ziemlich in den Hintergrund, der coole Hardboiled-Hund bleibt. Und er bleibt sich auch treu: desorientiert, auf die Bibliothek und seine Systeme fixiert und auch kämpferisch, wenn es sein muss, ausgestattet mit einem ureigenen Sinn für Moral. Mal eiskalter Killer, mal mitfühlender Kamerad. Kein New Yorker, der den Dialog liebt. Eher maulfaul und misstrauische gegenüber Labertaschen, die ihr Gegenüber einlussen wollen. Politiker halt. Bleihaltig, finster, mit trockenem Humor und hier und da etwas Geseschaftskritik ausgestattet kommt "Boogie Man" von Nathan Larson daher. Eine weitere ganz feine Lektüre, die mich aber nach ersten Hinweisen im vorherigen Buch hier immer weiter in eine ganz bestimmte Richtung schickt, die ich schon aus einer anderen Trilogie kenne - und es ist nicht "Herr der Ringe" in der Filmfassung oder so ein Zeugs. Um denjenigen, die diese vielleicht auch kennen, erwähne ich den Titel hier nicht. Aber Dewey Decimal ist bermerkenswerte Crime-Literatur, die Aufmerksamkeit verdient hat.


        jerry garcia

        • Gast


        Nathan Larson. 14. Februar: Am Valentinstag ist New York durch eine Serie von Anschlägen zerstört worden. Die Bevölkerung ist dezimiert, die Behörden sind korrupt, außer Kontrolle geratene bewaffnete Einheiten haben die Macht übernommen. Dewey Decimal, der letzte Verwalter der New York Public Library, bewahrt Stil und Haltung, auch wenn er bis an die Zähne bewaffnet ist. Er war einmal Soldat, mehr weiß er nicht, denn seine Erinnerung ist manipuliert. Als er von der Stadtverwaltung auf eine osteuropäische Gang angesetzt wird, beginnt ein Trip durch die apokalyptischen Stadtlandschaften.

        New York ist erledigt. Durch die Begebenheit(en) vom 14.2. ist die Bevölkerung auf rund 800.000 geschrumpft, die Stadt im Prinzip zerstört und voller "Mahnmale" a la WTC. Die Luft ist vergiftet, das Wasser dreckig, die Bewohner fast alle Gauner. Gangs machen die Gegend unsicher. Und Dewey Decimal hat sein Domizil in der Bibliothek. Er bewahrt die Schätze des Wissens und ordnet alles nach seinem System. Und er hat einen Job beim Bezirksstaatsanwalt der Trümmer-Metropole. Eine Mischung aus Privatdetektiv und Profikiller. Irgendwie muss der Lebensunterhalt ja verdient werden. Dewey ist eine besondere Gattung Mensch. Die Art, die nichts über ihre Vergangenheit weiß und die ihren Erinnerungen nicht traut, weil die eingepflanzt wurden. Außerdem ist er auch auf die ständige Versorgung mit Tabletten durch den Stadtboss angewiesen. Da erhält er den Auftrag, einen lästigen Ukrainer, der mit seiner Gang die Gegend unsicher macht, zu entsorgen. Gar nicht so leicht. Also verschafft er sich Zutritt zur Wohnung von dessen Frau, während die mit dem kleinen Sohn im Hause ist. Prompt gibt es eine Kugel ins Knie. Er kommt ins Militärkrankenhaus, wird zwar behandelt, haut dann aber wieder ab, weil er denen nicht traut. Jetzt beginnt eine neue Reise durch das Chaos, immer verfolgt von irgendwelchen Figuren, die mal vom FBI sind, mal aus der Ukraine oder gar alte serbische Kriegsverbrecher und ähnliches Gesocks. Da ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten und auch noch ungeschoren aus der Sache rauszukommen.

        Er ist schwarz, er ist cool - aber er ist nicht Shaft. Er ist Dewey Decimal. Ein Mann mit System und so einigen Neurosen. Hygiene, stetige Angst vor Keimen, immer sein Handdesinfektionsmittel griffbereit, die Pillen, die ihn ruhig halten, immer in der Tasche. Nur so vermeidet er ein durchdrehen. Dewey bewegt sich in einer Dystopie, in der die genauen Umstände der Zerstörung nur hin und wieder angedeutet werden, aber eigentlich keinen Schluss zulassen, weil Dewey als Erzähler seinem Gedächtnis nicht traut. Es wurde ihm in der Militärklinik eingetrichtert. Was sie ihm nicht genommen haben, ist seine Kunst zu kämpfen und zu töten. Und die soll er im herrschenden Chaos einsetzen. Vom Gutmenschtum kann man sich bei dieser Lektüre gleich veabschieden. Dewey hat seine Grundsätze, aber seine Moralvorstellungen sind für die Verhältnisse des geneigten Lesers doch etwas verquer - und unterscheiden ihn dadurch glücklicherweise von seinen vielen in Romanen verewigten Kollegen. Dewey ist schon ein besonderer Protagonist in einer Welt voller Antagonisten. Hart und kühl, ein Held zwischen Noir und Hardboiled und seinem Hass auf Katzen und so viele andere Dinge. Nathan Larson lässt ihn mit einem feinen Sarkasmus über die Welt nach dem Valentinstag parlieren. Da gibt es die "gutartige postkapitalsitische Militärdiktatur" China, IKEA wird von Dewey als unmenschlich und toxisch geschildert und H1N1 als Niete, da die spätere Super-Flu 2 Millionen Amis umgebracht hat. Ja, die vor dem 14.2. so präsente politische Korrektheit wird mit Begriffen wie postrassisch oder der Frage, ob eine indische Todesgöttin als solche zu bezeichnen nicht schon wieder rassistisch ist ad absurdum geführt. Dewey ist eine fast schon klassische Figur des Noir oder gar des Western. Der Mann ohne Namen oder Der Mann ohne Gedächtnis. Herkunft unbekannt, Profession unbekannt, kampferfahren und eiskalt, wenn es drauf ankommt. Skrupel wischt er beiseite, wenn es sein muss. Ausgestattet mit seinen Spleens und Macken sowie dem grimmigen Humor macht er im mittlerweile hierzulande so sehr vernachlässigten Hard-Boiled-Genre nicht nur eine gute Figur, er kann eine richtige Vorfreude auf das zweite Buch "Boogie Man" wecken. Als dritten Teil bekommt man auch "Zero one Dewey" serviert. 250 Seiten, die es in sich haben. Ein echter Lesegenuss!                           


        jerry garcia

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        Wrath James White. Mitte der 90er Jahre ermordete der »Pine Street Slasher« ein halbes Dutzend junge homosexuelle Männer. Jahre später verstümmelte der »Chaperon« junge Paare in ihren Betten.
        Dann tauchte der »Family Man« auf, der komplette Familien auslöschte. Keiner dieser Fälle wurde jemals aufgeklärt. Die Ermittler James Bryant und Titus Baltimore entdecken, dass hinter all diesen Morden ein und dieselbe Person steckt. Sie kennen seinen Namen. Sie wissen, wo er lebt. Sie wissen sogar, wer sein nächstes Opfer sein wird. Sie wissen alles über den Killer - außer, wie sie ihn stoppen können.

        In seiner Jugend war Malcolm ein schmächtiges Kerlchen - und somit wie selbstverständlich das Opfer der Schulrowdys. Und er was allein. Irgendwann begann sein Vietnamerprobter Stiefvater damit, ihn zu trainieren. Richtig hart, sodass der Junge ständig Schrammen hatte. Er brachte ihm Verhöre bei, er unterrichtete ihn im richtigen Einsatz des Messers. Und erhielt eines Tages von Malcolm die Dresche seines Lebens. Nicht lange danach haute Daddy einfach grußlos ab. Und Malcolm wehrte sich in der Schule gegen die Rowdys und wurde selbst zum Schulhofschläger. Zu der Zeit hängte sich Reed an dran, nicht mehr als ein Pilotfisch bei einem Hai. Es entwickelte sich eine Freundschaft. Irgendwann hatte Malcolm ein Mädchen namens Renee, in die er total vernarrt war, seine große Liebe. Doch sie lief einfach weg. Ließ ihn im Stich. Ihr folgte Natasha, doch diese wollte Malcolm zu einer Ersatz-Renee umfunktionieren. Was ihr irgendwann zu bunt wurde. Sie machte mit Reed rum - und sie wurden prompt von Malcolm erwischt. Reed konnte noch abhauen, aber Natasha nicht. Seine Vorwürfe konterte sie damit, dass Reed auch Renee flachgelegt hatte. Und das war zuviel für Malcolm. 15 lange Jahre später beginnt sein Rachefeldzug gegen Reed. Inzwischen hat sich Malcolm einen jungen Stricher namens Paul zu seinem Ersatz-Reed herangezogen - inklusive mannigfaltiger plastischer Chirurgie. Paul ist jetzt Reed. Und Letzterer staunt nicht schlecht als er nach einem Klingeln die Haustür öffnet und sich selbst vor sich stehen sieht. Und dann den riesigen Schatten dahinter - Malcolm!! Und der schwarze Riese ist fest entschlossen, seinen früheren besten Kumpel leiden zu lassen. Den Sohn Mark erschießt er nur, die kleine Jennie wird von ihm zerfetzt und Reed verletzt liegengelassen. Auf den Fall werden die ungleichen Partner Titus - weiß, privilegiert und auf dem Weg nach oben, ein Wunderkind Anfang der Zwanziger - und James Bryant, schwarz, lange Jahre Streifendienst, überlegt und ruhig handelnd, leicht übergewichtig, gemeinsam angesetzt. Doch die so unteschiedlichen Detectives gehen sich aus dem Weg und ermitteln gegtrennt. Daher ist die Ermittlung umso gefährlicher für sie, da sie bald auch ins Visier von Malcolm geraten.

        Wrath James White hat sich ja den Ruf erarbeitet, nicht nur Schlachtfeste abzuliefern, sondern auch einge große Portion Sozialkritik in seinem Werken zu thematisieren. So auch hier. Sei es nur der Punkt des Protegierens durch einen reichen Dad, der seinem Sohn den Weg zur Karriere ebnet, während erfahrene und tüchtige Beamte übergangen werden. Sei es das Schulsystem, das Ungerechtigkeiten geradezu fördert oder die geringen Möglichkeiten für einkommensschwache Familien - gerade in den Ghettos - überhaupt eine vernünftige Bildung zu bekommen. Auf die Art wird die durch frühere Vorkämpfer wie Martin Luther King abgeschaffte Rassentrennung durch die Hintertür wieder eingeführt. Er greift aber auch ein Thema auf, das nichts mit Rassismus zu tun hat, sondern eher mit bigotten Lehrbeamten und Rektoren sowie geschwätzigen Nachbarn. Da wird Reed ob seines Umgangs mit seiner Tochter ganz schnell an den Pranger gestellt, ohne dass es auch nur einen Beweis gibt. Vermutungen, Deutungen und das zugegeben ordentliche Schandmaul seiner kleinen tochter, die auch mal ganz stolz der Klasse ihre knospenden Tittchen zeigt, genügen ihnen, um ihr Urteil zu fällen. So kann man mit dem Gelaber eine Familie vernichten. Und am Ende haben es alle nur "gut gemeint". Realität vielerorts. Das strahlende Leben, der Glamour oder auch nur heile Welt im Mittelstand sind nicht das Ding des Wrath James White. Auch nicht bei seinen Protagonisten. Malcolm war mal ein netter Junge, aber die Umstände Schule, Schulhof, Stiefvater und das eher marode zu Hause haben ihn geprägt. Nach den "Lehrgängen" mit seinem Erzieher wurde er aggressiv, einschüchternd. Hatte schon viel Wut in sich, die er - wie man später erfährt - auch schon anderweitig ausgelebt hat. Den endgültigen Kick gibt ihm dann Reed. Der wiederum war ein schwanzgesteuertes Arschloch, hat die Taten, die später folgen sollen, so garantiert nicht verdient. Sein Pilotfisch Paul ist eher wie der berühmte Pawlowsche Hund: egal wie oft man ihn tritt, er kommt immer wieder. Und die masochistische Ader in ihm trägt auch dazu bei. Das Bullenduo ist so gegensätzlich wie eines nur sein kann. Titus, das Weißbrot, ist eingebildet, von isch selbst überzeugt und erinnert mehr an diverse Pressefritzen, die von White hier als Ghouls oder Aasgeier abgebügelt werden, denn er will um jeden Preis einen schnellen Abschluss des Falls und nimmt daher das bloße Hörensagen von den Lehrkräften an der Schule von Reeds Tochter gerne auf. Titus will Reed stellen. Titus will besser sein als alle Kollegen. Und sowieso besser als sein gemütlicher, dicker und anscheinend unfähiger Partner James. Der wiederum ist der kompetentere der beiden Polizisten. Bietet aber auch schon fast das Klischee des Cops: immer im Dienst, geschieden, im Privatleben etwas undiszipliniert. So wird James schnell zum Sympathieträger des Buches. Obwohl auch er, wie alle anderen Charaktere, so seine kleine Leiche im Keller hat. Völlig unbescholten ist da keiner. Und dann beweist er wieder sein Faible für Filme, kennt er doch noch Rosanna Arquette, die Hübsche aus früheren Tagen und Filmen wie "Susan, verzweifelt gesucht". Humor sucht man in "Purer Hass" bis auf sehr wenige Ausnahmen eher vergeblich. Das Buch ist ein Thriller mit einigen ultrabrutalen Sequenzen, die die Geschichte dann zum Reißer machen. Wrath James White hat wieder einmal bewiesen, dass er die Finger in die Wunden der Gesellschaft stecken und vielleicht noch etwas Salz dazustreuen kann. Keine Frage - Wrath James White ist Pflicht. Mit diesem aber auch seinen anderen Büchern. Man braucht keine weinerlichen Schnulzen, um seine kritische Stimme zu erheben. Aber um gehört zu werden, muss man sich wieder der Masse anbiedern und das ist nicht das Anliegen von Wrath James White. Er will auch diejenigen erreichen, die nicht zur Masse gehören, die sich nicht dem Diktat der Medien, der Werbung, der Wirtschaft und der Politik unterwerfen, dieser allgemeinen politischen Korrektheit, von der man nicht abweichen darf, weil man sonst ausgegrenzt und in Schubladen gesteckt wird. Wer hier in Deutschland würde einen Roman von White veröffentlichen, wenn es nicht der Festa-Verlag wäre? Wohl eher keiner, weil sie zu feige sind mit ihrer Selbstzensur. Die Begründung dürfte die vorkommende Gewalt sein, aber in Wahrheit könnte es auch seine kritische Stimme sein. Hier dürften sich gerne einige aus den verschiedenen Bereichen unserer Nation den Schuh anziehen. Werden sie aber nicht,. weil White ja für sie verachtenswerte Kost ist und man so einen "Schmutz" in ihren Kreisen eh nicht liest.                           
        « Letzte Änderung: 10. Dezember 2016, 10:48:18 von jerry garcia »


        jerry garcia

        • Gast


        Andreas Eschbach. Im Mittelalter, nach dem Ende der Kreuzzüge, taucht er das erste mal auf: der Stein der Weisen, mit dem man Gold machen kann - gefährliches Gold, radioaktives Gold nämlich. Der Stein erscheint, als ein Alchemist Gott verflucht, und er zieht eine Spur der Verwüstung durch Europa. Die Deutschordensritter erklären es zu ihrer geheimen neuen Aufgabe, ihn zu finden und sicher zu verwahren. Für alle Ewigkeit. Doch in unserer Zeit kommen zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, dem wahren Geheimnis des Steins auf die Spur.

        Hendrik Busske ist in Zürich, um dort ein Seminar für Anlageprodukte zu halten. Eigentlich ist es gar nicht sein Ding, so vor Menschen Vorträge zu halten. Sein Selbstbewusstsein ist nicht gerade ausgeprägt. Dann stößt er während dem Besuch in einem Antiquariat, wo er seinem Hobby gemäß nach Büchern für seine Sammlung sucht, auf ein Werk, das 1880 gedrcukt wurde. In ihm steht ein unheimlich interessanter Bericht um einen Alchimisten, der Blei zu Gold machen konnte. Busske will das Buch kaufen, doch der Verkäufer reißt es ihm beinahe panisch aus den Händen und steckt es in einen Umschlag, den er weiter hinten im Raum platziert. Unverkäuflich, heißt das. Doch Busske ist derart fasziniert, dass er noch länger im Laden herumdruckst und dann in einem unbeobachteten Moment das Objekt seiner Begierde gegen ein anderes Buch austauscht und sich dann aus dem Laden verabschiedet. Ladendiebstahl, sein erster in seinem gesamten Leben. Grenzüberschreitung. Aber wie das mit Diebesgut so ist - später wird es ihm selbst geklaut. Von einer reizenden Rothaarigen, mit der er seine Frau Miriam betrügt. Dennoch hat er Erfolg. Wohl auch, weil er das gesamte Buch kopiert hat und so der Schilderung des John Scoro folgen kann. Und er kann weiter im Ruhm stolzieren, bald gar fast in Geld baden. Doch so einfach macht es einem das Leben halt nicht. Immer wieder begegnen ihm Zeitgenossen, die das Buch an sich nehmen wollen, das er eigentlich gar nicht mehr hat. Und es sind nicht nur die Nachkommen der Deutschordensritter, die hinter ihm und seinem Wissen her sind. Völlig vergessen für ihn geht dabei fast seine Gattin Miriam, die ihn sein ganzes Erwachsenenleben hindurch unterstützt hat.

        Eschbach goes Mystery. Ein echter Eschbach, weil er wieder hervorragend geschrieben ist und stilistisch meilenweit dem zuvor gelesenen Jeff Menapace voraus. Nur sein Thema ist diesmal etwas zu allgemein gehalten, gab es in der Form auch schon öfter. Der Blei-zu-Gold Hintergrund bekommt bald eine völlig andere Bedeutung, als man das aus den erwähnt schon früher aufgelegten Romanen denn auch kennt. Das macht dann wieder den positiven Anteil der Geschichte aus. Die Figuren sind abgesehen von Miriam eher keine zur Identifikation geeigneten. Busske ist erst eher eine Null (für seine Frau sicher eine liebenswerte), entwickelt sich dann aber zu einem besserwisserischen Raffke, der nicht genug kriegen kann und plötzlich an allen Menschen um ihn herum zweifelt. Spannung ist im Handlungsstrang des Werdegangs von Busske eher nicht angesagt. Man beobachtet eher seinen Aufstieg und der wird nur unterbrochen von Einschüben über die Vorgänge in der Vergangenheit, die dem Erz den Namen Teufelsgold verliehen. Ein bisschen Physik und Chemie beigemixt - nicht zu umständlich, damit es den Leser nicht einschläfert oder überfordert (Ein Glück, meine Themen waren das NIE!!), sodass man dem Werdegang und der Veränderung des Hendrik B. zwar interessiert folgt, aber sich bald fragt, wo hier der Thrill bleibt. Doch auch der kommt - und mit ihm bald die Fantasy. Und Fragen. Wie weit zu gehen ist man bereit? Ist alles Geld der Welt mehr wert als eine treue Liebe oder gute Freunde? Was ist mit der Unsterblichkeit? Oder gar der Vollkommenheit? Unsterblichkeit, kann ich für mich sagen, muss ich nicht haben. Unsterblich heißt nicht gesund. Dafür aber, dass man bei dem Mist, den all die Regierungen und Fanatiker aller Seiten hier veranstalten, später auch eben diesen miterleben muss. Auf Wirtschaftsflüchtlinge folgten die Kriegsflüchtlinge und auf die bald die Klimaflüchtlinge. Bedeutet, dass all diese Menschen sich auf den immer geringer werdenden vermeintlich sicheren Gebieten tummeln werden. Unterschiedlichste Menschen aller Rassen, jeglichen Glaubens und mit individuellen Ideen plus die Gierigen und Mächtigen, die über alles herrschen wollen. Da wird die Wutz abgehen. Es schafft ja nicht mal eine Schulklasse in ihrem kleinen Universum Ruhe zu halten. Das Leben jedes einzelnen Menschen wird scih verschlechtern, wenn sich nichts ändert. Und Vollkommenheit? Ja , sauber. Als Pluspunkt gäbe es keine Kriege mehr, keine Meinungsverschiedenheiten. ABER: immer mehr Menschen, die Platz brauchen. Denn vollkommen heißt auch unsterblich. Noch dazu: es gäbe nur noch Einheitsbrei, alles gleich. Eine Farbe, eine Meinung, eine Idee, ein Automodell, eine Art Film. Keine Diskussionen mehr. Mir würde es fehlen, dem Kollegen StS zu widersprechen, wenn er "Hard target 2" für nen Scheißfilm hält. Was würde unser nobelpreisverdächtiger Super-Cover-Illustrator Michael machen, wenn sie eh alle gleich aussehen würden? Was würde ich machen, wenn ich nicht mehr über seine Genialität lästern könnte? Ja, nur noch einen Buchverlag mit vollkommenen Werken. Nix mehr Festa, Voodoo-Press, Luzifer-Verlag oder Atlantis-Verlag. Die totale Gleichschaltung, ein Einheitsleben. Jeder sieht das Gleiche, jeder denkt das Gleiche (hätten sie ja gerne jetzt schon, unsere Politiker), jeder verdient das Gleiche (DAS wiederum versuchen heutzutage Wirtschaft und Politk zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser), jeder isst das Gleiche und jeder ist das Gleiche. Und das mit ewigem Leben? Auf Dauer unsere Kanzlerin? Nä. NEVER!! Dann lieber arm und bald tot - und viele schlechte Filme geguckt, die dem StS nicht gefallen. 510 Seiten, die am Ende genug Stoff zum Überdenken geben. Nicht sein bestes Buch, aber immer noch gut genug, um etliche Autoren davon träumen zu lassen, so etwas einmal im Leben zu Papier oder zumindest in die Tastatur zu bringen.


        Offline Thomas Covenant

        • Die Großen Alten
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          Die Dewey Dinger und der White sind gekauft. ;)


          jerry garcia

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          Bei den "Deweys" war ich mir recht sicher, dass sie deinen Geschmack treffen würden. Beim White dann aber eher weniger.


          jerry garcia

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          Chris Ryan. Als SAS-Soldat war es Joe Gardners Aufgabe, die gefährlichsten Gegner des Empires in mitunter entlegenen und trostlosen Winkeln der Welt auszuschalten. Verlieren war dabei nie eine Option gewesen. Nun aber steht er vor seiner bislang härtesten Herausforderung: Ein Anruf von seinem alten Kameraden und Kriegshelden John Bald führt ihn nach Rio de Janeiro. John steckt in Schwierigkeiten, mitten im brodelnden Hexenkessel der Favelas. Eine der brutalen Banden will seinen Kopf. Doch was als einfache Rettungsmission beginnt, wird schnell zu einem gnadenlosen Kampf ums Überleben.

          In Pakistan ist Gardner mit Shaw, Bald und Hands auf einer Geheimmission, um einen Taliban auszuschalten. Was anfangs noch einigermaßen gut lief, wird bald zu einem verzweifelten Rennen ums nackter Überleben. Und dann sind da noch die Kameraden Bald und Hands, die sich tatsächlich die Taschen mit Diamanten vollpacken, die sie in einer Ecke gefunden haben - während des Gefechts mit den Talis. Als sie dann endlich den Weg zum Fluchtwagen gepackt haben, fehlt Shaw. Laut Bald wurde er von den Talis umgenietet. Und Gardner hat es geschafft, sich von einer Viper beißen zu lassen, die es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht hat. Mit der Zeit wird seine Hand taub. Doch sie schaffen es zum Chinook, der sie aufnehmen soll. Im Camp Bastion angekommen müssen sie feststellen, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Die Talis ballern mit schwerem Zeug auf das Camp. Ein Gemetzel, dem sie gerade noch entgehen und endlich Richtung Heimat abzischen können. Einige letzte Biere im Pub in der Heimatbasis und dann geht es an die Versorgung der Wunden. Als Gardner aufwacht, fehlt ihm eine Hand. Nicht nur der Schlangenbiss trug die Schuld, auch eine Explosion, der er zu nahe kam, hat daran mitgeholfen. Einige Zeit später ist Gardner mit dem Ausscheiden aus dem Dienst aufgrund seiner Verletzungen nicht zurecht gekommen und hat sich einen neuen Freund gesucht - den Alkohol. Bis ihn ein Anruf aus Brasilien erreicht. Sein alter Kamerad Bald hat in Rio de Janeiro verfluchte Schwierigkeiten. Er zögert nicht lange und ist bald in Brasilien und im Hexenkessel der Favelas. Dabei beobachtet er, wie einige junge Bandenmitglieder einen Cop regelrecht in Stücke schießen. Und einer, der entkommen konnte, kreuzt seinen Weg. Verletzt wie er ist, kann er sich seinen Weg alleine nicht aus dem von Banden beherrschten Gebiet freischießen, also entschließt Gardner sich dazu, ihm zu helfen. er ahnt nicht, was er damit auslöst. Dazu taucht dann auch noch ein wahrlich seltsamer Profikiller auf, der irgendwie keiner der Parteien zuzuordnen ist. Der Beginn einer blutigen Odyssee ist die Folge.

          Luzifer Verlags Bester!!! Nein, nicht Verleger Steffen Janssen. Auch nicht der Cover-Wizzard Michael Schubert. Jetzt hat Chris Ryan den Rang übernommen und die anderen Beiden auf die Plätze verdrängt. Ein wahres Feuerwerk hat er da abgebrannt. Klar ist sein Held unkaputtbar und die Szene mit der Viper erinnerte dann schon an Chuck Norris und den Witz über sich selbst, den er in "Expendables" gerissen hat. Er ist zwar kein Ami, aber dennoch ein Alleskönner, Glücksbär und Mädelsmagnet, aber hey, wer kauft schon solche Bücher schon wegen überbordendem Realismus. An dem laviert sich Chris Ryan dann auch geschickt vorbei - ach was, von wegen geschickt, er ignoriert es einfach - und vollbringt damit ein wahres Actiongewitter für alle, die derartige Lektüre schätze. "Chris Ryan Extreme - Schwere Ziele" ist ein Brett vor dem Herrn geworden. Politisch ein bisserl unkorrekt "... er schwitzte wie ein Araber bei der Zollkontrolle..", leicht brutal "...stirb endlich, Du Sau!" nachdem er einen mit dem Kopf in die Kloschüssel gestopft hat und den Fuß im Genick platziert und das Ersaufen in Pisse zu lange dauert. Natürlich kümmern ihn danach nur seine Treter, die Pisse abgekriegt hatten. Und richtig derb, wenn in den Favelas einige Gangmitglieder einen Bullen erwischt haben und ihm erst mit einer doppelläufigen Schrotflinte ein Bein nach den anderen - jeweils mit beiden Ladungen - abballern und dann zu den Armen übergehen. Usw. Die internationalen Schauplätze wechseln gerade in der zweiten Hälfte der 480 Seiten recht schnell, das Tempo ist höllisch und rasant würde es nicht nur annähernd genug beschreiben. Pakistan, Brasilien, Serbien, Griechenland, Russland, kurz Deutschland und Holland und auch GB wurden als "Tatorte" gewählt. Insgesamt ist das Buch ruppige Kost, die jetzt mal kein Blatt vor den Mund nimmt und sich auch nicht um die Befindlichkeiten irgendwelcher Sprachwächter schert, die irgendwo in ihren stillen Kämmerlein überlegen, wie sie dem Volk aufs Maul schauen und ihnen dann ihre Verbal-Diarrhoe aufzwingen können. Hier geht Action over Style, aber das ist doch einer der Gründe, warum die entsprechende Klientel - zu der ich mich schon zähle - derartige Stoffe kauft. Rosamunde Pilcher ist für die andere Seite ja auch akzeptabel und wer lausige Thriller lesen will, dem sei "Memory man" von David Baldacci empfohlen. Kann ich beurteilen - habs gelesen. Leider! So richtig "extrem" ist die Reihe vielleicht nicht, aber auf jeden Fall an manchen Stellen härter als sogar sein "Strike back", das übrigens mit diesem Buch nada/niente/rien zu tun hat. Schnelle, leichte Kost, die nicht irgendeinen Anspruch vortäuschen will, sondern bestens unterhalten - und das schafft sie zumindest für die Actionfreunde hervorragend. Da meine letzten Rezis jetzt nicht gerade für übermäßig empfehlenswerte Bücher (Ausnahme "Tribesmen" von Voodoo-Press) verfasst wurden, hier endlich wieder ein Kracher für die Gemeinde. Wer die Serie "Strike Back" kennt und wer eine Lektüre lesen will, die der B-Action mehr huldigt als so mancher Film von sich behauptet, kann hier gar nix falsch machen. Kaufen und nochmal kaufen!!! Der Luzifer Verlag hat so viele davon, dass er sie euch gerne für einen gewissen Obulus überlässt. Auch als E-Book. Zum Jahresausklang noch ein echtes Highlight. Aber mal abwarten, heute kam ne neue Lieferung und einige Tage haben wir ja noch.                           


          jerry garcia

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          Noah Hawley. An einem nebligen Abend startet eine Privatmaschine von der noblen Ferieninsel Martha's Vineyard zu einem kurzen Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt sie in den Atlantik.Alle Passagiere finden den Tod - nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Während die Polizei fieberhaft nach der Ursache des Unglücks sucht, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht verzweifelt, sich den Medien zu entziehen – und gerät dabei in eine Welt der Intrigen und Manipulationen, in der niemand vor dem brutalen Fall ins Nichts geschützt ist.

          Scott Burroughs kommt fast zu spät, um mit der Maschine der Familie Bateman wieder aufs Festland zu fliegen, wo er einige Termine hat. Burroughs ist nur als Gast der Frau des Medientycoons David Bateman an Bord, da sie ihn nach einer Unterhaltung auf dem Marktplatz dazu eingeladen hat. Er selbst ist keiner der Menschen, die sich im Reichtum suhlen und gar Privatflugzeuge ihr Eigen nennen können. Er ist nur ein eher am Leben gescheiterter Maler. In der Maschine sind neben der Crew auch weitere Gäste wie Ben Kipling und seine Frau. Kipling hat vor dem Flug nicht gerade gute Nachrichten erhalten, die auch David Bateman etwas Sorgen machen, da er in die Geschichte mit hineingezogen werden könnte. Doch während des Starts kommt nichts zur Sprache. Als jeder seinen Platz eingenommen hat, von den Stewardessen versorgt worden ist, schläft Burroughs ein. Sein Erwachen ist zwar feucht, aber sicher nicht fröhlich. Ein feuchter Traum ist es ebenfalls nicht. Er treibt zwischen Trümmern im Wasser. Es ist dunkel, nicht einmal der Mond spendet etwas Licht. Keine Sterne zu sehen, an denen er sich orientieren könnte. Er wählt eine Richtung aus und schwimmt los in der Hoffnung, Land zu erreichen. Dann hört er Hilferufe. Der vierjährige JJ, Sohn der Batemans, hat das Unglück auch überlebt. Er nimmt den Jungen und schwimmt an Land. Als die Nachricht vom Absturz die Runde macht, sind JJ und Scott schon im Krankenhaus, da sie ein alter Mann in seinem Truck mitgenommen und dort abgesetzt hat. Und danach stürzt auch schon alles auf Scott ein. Das FBI und die NTSB wollen ihn befragen - und die Presse giert regelrecht nach ihm. Er kann sich zwar aus dem Krankenhaus absetzen und kommt sogar bei einer eher linksgerichteten Milliardärin unter, die sich ein Abentuer verspricht, aber kann weder den Ermittlern noch der Presse entkommen.

          "Vor dem Fall" wurde von einem Autor für Drehbücher für TV-Serien verfasst und hat leider auch viel von deren Qualität - zuviel. Und den Vergleich mit Tom Wolfe und Worthülsen wie atemberaubend und gnadenlos kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Das Ding ist weder spannend noch hat es auch nur ansatzweise einen Anflug von Tempo. Es ist eine oberflächliche Tragödie, die beweist, wie die Menschen sich von Geld korrumpieren lassen, wie sie sich an die Macht klammern und irgendwann vor lauter Reichtum nicht mehr wissen, wie man sich um Kleinigkeiten des Alltags kümmert. Scott fühlt sich dort sichtlich unwohl in dieser Gesellschaft und wie verschieden sie sind, erfährt der Leser dann in den Charakterisierungen der Hauptfiguren, die immer wieder mit längeren Abschnitten eingeflochten werden. Und wie manipulativ die Presse vorgeht, wenn es um Quote und Kohle geht, ist ja auch hierzulande bekannt. Lügen tun sie ja nicht, aber mit Bildern und "Interpretationen" das Volk lenken und die Richtung vorgeben, die sie (und vielleicht ihre um Zensur bemühten Auftraggeber) wollen. Fake-News machen die Runde, von Typen wie Bill Cunningham gesteuert. Das und vielleicht die Andeutung von Ermittlungen gegen Kipling wegen illegalen Geschäften machen das Buch wenigstens noch einigermaßen interessant, aber ansonsten ist es leider weder literarisch wertvoll noch inhaltlich etwas Besonderes. Das Ende ist banal, aber auch nicht als real möglich von der Hand zu weisen, ist so etwas in ähnlicher Form doch schon einmal geschehen. So ist es dann eine langatmige Story, die einige Klischees bemüht mit der Zeit gewaltig zieht. Überbrückt man die Durststrecken mit Bierchen, ist man zum Ende richtig breit. Zuviel zieht sich zu sehr in die Länge. Vielleicht wollte der Autor ja mal ein Drehbuch schreiben, das wahrhaftig 450 Seiten erreicht. Flach, eintönig und nicht wirklich interessant oder spannend. Als Zeitvertreib würde ich andere Tätigkeiten empfehlen. Alle darf ich nicht aufzählen, sonst greift die Zensur der political correctness. Jaja, man wird ja jetzt überwacht, dass man niemanden auch nur minimal vergrätzt, der einer gewissen Minderheit angehört. Für den Job ist die Polizei jetzt da. Was interessieren da Wohnungseinbrüche bei Leuten, die für ihr Eigentum gearbeitet haben. "Vor dem Fall": Sozusagen das letzte Buch, bevor du vor Langeweile ins Koma fällst.


          jerry garcia

          • Gast


          Chris Ryan. Zak arbeitet allein, im Verborgenen, für eine geheime Organisation der Regierung. Normalerweise. Aber dann werden seine beiden Ausbilder entführt und Zak wird als Verräter gesucht. Der Entführer scheint eine persönliche Rechnung mit ihm offen zu haben. Zak hat also gar keine andere Wahl, als sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Doch das schafft er nicht allein, er braucht Hilfe. Und es gibt nur eine Person, der er noch trauen kann: Ricky, der neu rekrutierte Agent 22. Gemeinsam machen sie sich auf die gefährliche Rettungsmission ins eisige Alaska.

          Auf der Insel mit dem Hauptquartier der Organisation ist bis auf den sogenannten Hausmeister Stan sowie Raf und Gabs niemand anwesend. Ein verhängnisvoller Fehler. Es landen Unbekannte an und werden von Stan zu den Schlafgemächern der einzigen beiden anwesenden Agenten geführt. Die werden betäubt und zum Hubschrauber verfrachtet. Stan, der eigentlich ob seines Verrates ebenfalls mit von der Insel wollte, wird in Blei bezahlt. Von all dem weiß Zak nichts, als er in dieser Nacht zu einem MaxSec-Gefängnis fährt, weil ein ansonsten bockiger und sturer Insasse, der jegliches Gespräch verweigert, nach ihm verlangt hat. Als er im Raum für die Besucher ist, flüstert ihm der Mann durch die Trennscheibe zu, er solle sich ducken, wenn er überleben will. Kurz danach erschüttert eine Explosion das kleine Zimmer und der Gefangene flüchtet. Und Zak gerät unter Verdacht, ein Helfershelfer zu sein. Nun muss er sich ebenfalls vor den Behörden in Sicherheit bringen. Und es kommt noch schlimmer. Bald ist es so dramatisch, dass niemand mehr da ist, der bestätigen könnte, dass Zak für eine geheime Dienststelle arbeitete. Will er sich und seinen Ruf rehabilitieren und seine beiden Freunde retten, benötigt er Hilfe. Zuerst kontaktiert er Ricky, Agent 22, und danach aus das junge Hacker-Genie Malcolm. Gemeinsam finden sie heraus, wo Gabs und Raf gefangengehalten werden. Und los geht die Reise ins ferne Alaska. Die Gefahren von Kälte und wilden Tieren können sie kaum meistern. Ihre Rettung ist Tasha, die mit ihrer Familie hier weit abseits der sogenannten Zivilisation lebt. Nach weiteren Verhandlungen erhalten sie von der Familie sogar Hilfe und nun könnte ihr Vorhaben, die Freunde zu befreien, möglicherweise sogar gelingen.

          Nach der Lektüre des Chris Ryan Extreme "Schwere Ziele" ist es mal so richtig augenscheinlich geworden, wie sehr der Autor sich für seine Jugendbuchreihe zurückgenommen hat. Wortwahl und Gewaltdarstellungen sind in "Agent 21: Dead end" geradezu minimalistisch. Aber die Spannungsbögen der bisher sechs Bücher sind recht gelungen und der eine oder andere Cliffhanger funktioniert ziemlich gut. Sämtliche Bücher stehen in einem gewissen Zusammenhang, sodass es durchaus von Vorteil wäre, wenn man sie von erstem Buch an liest. Es ist alles enthalten, was man (abgesehen von drastischerer Darstellung von Sprache, Gewalt und Sex) auch in einem seiner Bücher für die ältere Leserschaft erwartet. Verrat, Hinterhalt, Action und einen Helden, der irgendwie doch wieder alles in den Griff bekommt. Und in diesem Buch hat Chris Ryan mich dann etwas überrascht, was den Einsatz bestimmter Figuren angeht. Dass er so konsequent vorgeht, hatte ich nicht auf der Rechnung. Durch die vereinfachte Sprache liest sich das Ganze erst recht ziemlich flott und allzu schwierige Handlungsstränge sind nicht vorhanden, sodass auch keine zu überwindenden Pausen entstehen. Kann auch die Zielgruppe locker in einem Rutsch durchlesen. Ist bewiesen, da der Sohnemann einer Kollegin - der die Bücher nach der Lektüre durch mich erhält - nach ihren Angaben die Dinger regelrecht inhaliert. Netter Zeitvertreib allemal, der rund 330 Seiten dauert.


          jerry garcia

          • Gast


          Michael McBride. Als der Agent des US Grenzschutz Christian Rivera mitten in der riesigen Sonora Wüste auf die Leiche einer toten Einwanderin stößt, beginnt die verzweifelte Suche nach einer weiteren Gruppe von 25 Frauen und Männern, die auf unerklärliche Weise in der Wüste verschwunden ist. Mit der Unterstützung zwei der besten Spurenleser der Agency verfolgt Rivera die Spur der Frau bis tief in das Innere einer der heißesten und unversöhnlichsten Landschaften auf diesem Planeten. Nachdem weitere Leichen auftauchen, erkennt Rivera langsam, dass es einen weit tödlicheren Feind als die Wüste gibt: einen unsichtbaren Gegner, der vor nichts Halt macht.
          Etwas mystisches Böses beobachtet sie sehr genau, und ihre einzige Hoffnung auf Überleben scheint in der Lösung des Rätsels rund um das Verschwinden der Gruppe zu liegen, und das, bevor es zu spät ist. Wenn es das nicht bereits ist …

          Der La Migra-Cop Rivera findet in der Wüste eine fast tote Frau, die etwas in die Haut eingeritzt hat und dringend Hilfe braucht. Sie ist eine von 25 Personen, die von einem Kojoten auf einer abgelegenen Route durch die Sonora ins gelobte Land USA geführt werden sollte. Er folgt ihren Spuren, muss aber bald Verstärkung durch Fährtenleser anfordern, da es für ihn trotz seiner Kenntnisse zu schwierig wird. Und dazu die Kamera, die ziemlich unwirkliche und grauenhafte Bilder zeigt. Während sie mit Mühen den Ausgangspunkt der schrecklichen Vorgänge zu finden versuchen, wird die Frau ins Krankenhaus gebracht und man erfährt, welche Mühen sie und ihre Mit-Wetbacks auf sich genommen haben, um aus ihrem Elend zu fliehen. In überfüllten Kastenwagen wurden sie von ihren Sammelpunkten zur letzten Etappe der Reise gebracht - dem Weg zu Fuß durch unwirtliches Gelände auf die andere Seite der Grenze. Die Umstände sind hart, die Führer - Kojoten genannt - haben wenig Mitleid mit ihren Schützlingen. Wer vor Durst oder Erschöpfung nicht mehr kann, wird entweder zurückgelassen oder gleich erschossen, bevor er zu einer Belastung wird. Doch das ist nicht das Schlimmste: nach und nach verschwinden Mitglieder der Gruppe. Anfangs sucht man noch eine rationale Erklärung zu finden. Doch bald ist das nicht mehr möglich und man befürchtet, dass es den in verschiedenen Sagen immer wieder als fürchterlichen Feind beschriebenen Chupacabra wirklich gibt und er sich hier seine Opfer holt. Die Zahl der Personen verringert sich immer mehr, bis sie auf eine Höhle stoßen. Doch in Sicherheit sind die Leute dort nicht - absolut nicht. Das müssen sie schneller feststellen, als ihnen lieb ist. Und genau dieser Höhle nähern sich auch die Detectives auf der Suche nach der Herkunft der Frau. Sie ahnen nicht, was sie dort erwartet.

          Nach der Entdeckung der Frau durch Rivera wird die Geschichte der Migration erzählt. Die Menschen nehmen etliche Mühen auf sich um von Mittel- und Südamerika nach Mexiko zu kommen und von dort dann in die USA. Sie verkaufen Hab und Gut, um die Schleuser bezahlen zu können, die nicht selten nur Betrüger sind oder die Kojoten genannten Führer anweisen, die Wetbacks (so nannte man früher die Leute, die den Rio Grande überquerten und pitschenass in den Staaten ankamen) in der Wüste einfach im Stich zu lassen. Verdurstete können nichts ausplaudern und zudem ist das Geld leichter verdient. Und auch viele Mexikaner haben gute Gründe, ihre Heimat zu verlassen. Neben dem erhofften besseren Leben in den Estados Unidos ist es auch die Kapitulation vor der Macht der Kartelle, die Politik und Polizei in der Tasche haben und das Land immer brutaler knechten. Entführung, Folter, Mord sind an der Tagesordnung. Dass sie ihr Leben gerade in die Hände von Leuten des Kartells legen, ist ihnen schon bewusst, aber um wegzukommen, würden sie alles tun. Auch die Nachrichten von den vielen Vermissten und den Gräueltaten der Führer können niemanden abhalten. Diesen kurzen Einblick in den Hintergrund der Flüchtlinge aus Verzweiflung gibt Michael McBride vor, um dann die extremen Umstände eines solchen Weges in seine Erzählung einzubauen. Die gnadenlose Hitze, die gleißende Sonne, der Wassermangel, die barsch auftretenden Führer, die immer zur Eile treiben und die Angst, dass man nicht mithalten kann und zurückgelassen wird. Und die natürlichen Gefahren der Wüste durch Trockenheit, Kälte in der Nacht und die Tierwelt. Da dies den Wetbacks bekannt ist, bleiben die Gründe für das Verschwinden einiger Kameraden auch lange im Dunkel - und somit auch der Leser. Wer oder was hinter der Sache steckt, wird erst spät ans Tageslicht gelassen. Bis dahin ist reine Spannung angesagt. Ich habe schon recht früh damit begonnen, das Buch wie einen Film vor Augen zu haben - und so könnte es ein astreiner und überaus spannender Horrorfilm werden, der durchaus dazu geeignet wäre, den einen oder anderen Zuschauer in seinem Sessel zusammenzucken zu lassen (Klapperschlange im Kaktus, Höhlenszenarien). Dunkle Höhlen, gespenstische Geräusche, seltsame Spuren - alles, was ein Film braucht, der nicht auf das plakative Gemetzel eines Zombie-Szenarios setzt, sondern sich langsam aufbaut, an den Nerven zehrt und erst dann einige durchaus bluttriefende Bilder einzusetzen. Die Figurenzeichnung beschränkt sich hauptsächlich auf die Frau Mayra, deren Leidensweg in der Wüste intensiv und ausführlich und direkt aus ihrer Sicht geschildert wird, während der Detective Rivera nur in kurzen Abschnitten während seiner Bewegung in Richtung Martyrium der Marya geschildert wird. Spannung, Thrill, Horror, Grusel und später auch Blutvergießen durch????? Wird nicht verraten. Rund 370 Seiten, die sich ohne Hast und sehr bildhaft Richtung Finale bewegen, das es auch noch einmal in sich haben wird. Der Epilog selbst hat mich auch an einige Szenarien aus diversen Filmen erinnert. Würde ich  jedem Leser empfehlen, der jetzt nicht sofort auf die totale Blutgier von den ersten Seiten an setzt, sondern einen langsamen Aufbau der Spannung und des Grauens setzt. 8,5/10 sind bei mir da drin.


          jerry garcia

          • Gast


          James Dashner. Sie sind die Auserwählten. Dazu erkoren, eine Welt zu retten, die längst verloren scheint. Sie sind die Zukunft der Menschheit und ihre einzige Hoffnung. Das glauben sie zumindest. Denn noch ahnen sie nichts von geheimen Allianzen, schockierenden Geheimnissen und unverzeihlichen Lügen. Sie wissen nur, dass sie von ANGST auf die erste Phase des Experiments vorbereitet werden. Das macht die Auserwählten zu Freunden – und damit beginnt der Verrat an Thomas.

          Stephen wird von seiner Familie getrennt und in ein Programm gesteckt, das Kinder instrumentalisieren soll, um später in den Plänen einer Firma eine gewichtige Rolle zu spielen. Er ist nicht allein: Auch Newt und weiteren Kindern ergeht es wie ihm. Ihre Persönlichkeit wird gebrochen, umgeformt nach genauen Vorgaben, für ein spezielles Ziel. Ihre eigentlichen Namen werden tabu, sie erhalten neue. So wird aus Stephen nun Thomas. Dann beginnt der Unterricht, der zusammen mit anderen Kindern in der gleichen Situation abgehalten wird. So lernt Thomas auch Teresa kennen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Und die beiden Kinder stellen fest, dass sie sich über ihre Gedanken unterhalten können, sie brauchen keine gesprochenen Worte mehr. Sie werden von ihren Lehrern und auch den zugehörigen Wissenschaftlern ständig mit neuem Stoff auf Trab gehalten und erfahren bald, dass sie dazu da sind, ein Heilmittel gegen den "Brand" zu finden, der fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat und viele in brutale Kreaturen namens Cranks verwandelt hat. Der Drill wird immer schlimmer und bald bilden sich Cliquen, die sich auch mit einem Fluchtplan beschäfigen. Einer dieser Gruppen gehört auch Thomas an.

          Klar, das Buch dient auch dazu, ein erfolgreiches Konzept bis zur bitteren Neige auszuschöpfen und den einen oder anderen Dollar zusätzlich zu verdienen. Warum auch nicht? Macht Vin Diesel mit seinen "Fast and Furious"-Filmen ja auch - nur schlechter. Während der Darsteller sich von den Ursprüngen seiner Reihe schon so weit entfernt hat, dass man sogar schon eine Titeländerung vornehmen  musste, bleibt James Dashner seinen Charakteren und der Grundstory treu, indem er hier den zweiten Prequel-Band veröffentlicht, der entschieden besser als sein Vorgänger "Kill Order" auf die Geschehnisse im Forschungszentrum und Ausbildunslager eingeht. Man erfährt, wie die Kinder entführt wurden, wie man sie oft gewaltsam den Eltern entrissen hat und einer Art Gehirnwäsche unterzieht, die vielerorts wohl auch als Folter bezeichnet werden kann. Rücksichtnahme? Fehlanzeige. Unter dem Deckmantel der Entwicklung eines Serums gegen "Den Brand" wird gegen so ziemlich jede Regel menschlichen Zusammenlebens verstoßen und auch vor Mord wird nicht zurückgeschreckt. Da wirken die Lügen, Täuschungen und Verrat schon fast human. In dieser Dystopie sind die Erwachsenen die Bösen, doch auch unter den Kindern befinden sich welche, die nicht ehrlich spielen. Es ist, als würde man die Welt der Eltern der Kinder einfach auf diese übertragen und ihnen schon in jungen Jahren, den Kniff der Intrige und Vorteilnahme einimpfen. Freundschaften sind nur unnütze Gefühlsduseleien. Da man - vorausgesetzt man hat die ursprüngliche Trilogie gelesen - nun schon weiß, wer wie und wann mit wem im Labyrinth landet, leidet der Spannungseffekt etwas. Dafür werden aber einige Zusammenhänge beleuchtet, die in den späteren Geschichten noch mysteriös waren. Ließ sich wegen des recht einfachen Stils gewohnt flott lesen und stellte keine großen Hindernisse in Form von ausufernden Schachtelsätzen in den Weg des Konsumenten, um zügig durch die Seiten zu blättern. "Die Auserwählten - Phase Null" ist eine nette Ergänzung zur Trilogie, für Jugendliche eine geeignete Lektüre, aber keine Pflichtanschaff


          jerry garcia

          • Gast


          Tim Miller. Einst war Colt Stillman der Sheriff in Peace. Bis man sein Leben zerstörte: Man beschuldigte ihn, eine Frau ermordet zu haben. Colt konnte seine Unschuld nicht beweisen und kam für 20 Jahre ins Gefängnis. 20 Jahre sind vergangen. In Colt brennt ein grenzenloser Hass. Um den Plan seiner Rache zu vollziehen, verbündet er sich mit der Biker-Gang seines Bruders. Gemeinsam zelebrieren die Männer die Nacht der Rache: Jeder Mann und jede Frau der Stadt wird büßen – und zwar mit Leib und Seele.

          Colt Stillman war der Gesetzeshüter in Peace, Texas. Eher ein ruhiger Job in dem 2000-Seelen-Kaff, viel war nicht los in Sachen Verbrechen. Genug Zeit für den Sheriff, sich Gedanken über eine andere Karriere zu machen. Ihn lockt die Politik. Er sieht seine Chance gekommen als der Bürgermeister seine eigene Frau kaltmacht. Statt ihn der wohlverdienten Gerechtigkeit zuzuführen, hilft er dem dabei, die Leiche verschwinden zu lassen. Und dann muss er erfahren, dass der Herr Bürgermeister ein wahrer Meister des politischen Spiels ist - die ficken ihre Wähler ja auch, wo sie nur können -, weil der dann schlicht und einfach dem Sheriff die Schuld in die Schuhe schiebt. Und da er immer noch für einen honorigen Mann gehalten wird, geht es mit dem Urteil gegen den damals noch jungen Polizisten recht schnell: zwanzig Jahre Bau. Doch irgendwann sind die um. Dafür hat Colt schon einen Plan. Mit seinem Bruder Clay, dem Anführer einer Biker-Gang mit starker Mitgliederzahl, will er in Peace den Stadtnamen ad absurdum führen. Und bald schon reiten sie auf ihren Bikes in der Kleinstadt ein, die mittlerweile auf zehntausend Einwohner angewachsen ist, was Colt aber nicht weiter anficht, da es für ihn einfach nur mehr und länger Spaß bedeutet. Und was er und Clays Biker darunter verstehen, bekommen die Einwohner sehr bald überdeutlich zu spüren. Einige Anwohner sehen bei der Gelegenheit auch die Chance gekommen, schlicht und einfach zu randalieren und zu plündern oder sich für erlittene Schmach mit ihrer angestauten Wut zu revanchieren. Blut wird fließen, beaucoup Blut.

          "Nacht der Rache" ist eine in sher einfachem Stil verfasste Geschichte, die sicher keinen großen Preis für Originalität erwartet hat. Das Szenario, dass ein freigelassener Verbrecher mit einer Bande zurückkehrt in die Stadt seiner größten Schmach, um sich bitter zu rächen, ist schon in etlichen Variationen in Western und Krimis abgehandelt worden. Um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, hätte Tim Miller ja die Frauen töten und die männlichen Einwohner die Haustiere vergewaltigen lassen können. Hat er aber nicht. Figuren zum Mitfiebern gibt es nur tendenziell, aber auch das ändert sich im Laufe der Nacht. Mitleid mit den Bewohnern, die in die Handlung eingebunden werden und nicht nahezu anonym als Leichen dienen, hält sich schwer in Grenzen. Es gibt mehr als genug, die sich jetzt ebenfalls auf den Pfad der Rache begeben und gleichzeitig einige Rechnungen begleichen wollen. Jugendliche, die unter Spaß das Terrorisieren ihrer Nachbarn verstehen, machen die Gegend ziemlich brutal unsicher. Bis sie an die Falschen geraten. Zwanzig Jahre hinter Gittern, als ehemaliger Gesetzeshüter immer in Gefahr, haben in Colt mit jedem Jahr mehr Hass aufgebaut, ihn mehr Varianten seiner Rache fantasieren lassen, dass er erst zufrieden sein wird, wenn sie alle tot sind und die Stadt komplett vernichtet ist. Ungefähr zwei Drittel der Geschichte sind zwar actionreich, aber man wird nicht mit überbordender Härte oder ausufernden Vergewaltigungsbeschreibungen traktiert (Verglichen mit anderen Werken aus dem Festa-Verlag, die sich ja mit dem Überschreiten von Grenzen beschäftigen und das zumeist auch sehr gut machen.), sondern erfährt seinen Teil über die Abgründe der menschlichen Seele, wenn nicht allein die als Gangster skizzierten Gangmitglieder die Stadt zerlegen und die Bewohner killen, Teile dieses "Jobs" von ehedem angesehenen Gemeindemitgliedern (Okay, Chad lassen wir mal da raus) erledigt werden. Groß auf die Psyche der handelnden Personen wird nicht eingegangen. Colt glüht vor Rache, einige Biker sind zu blöd, ein Haus zu sprengen, ohne selbst dabei draufzugehen, Feiglinge aus dem Ort versuchen zu fliehen - und Melissa tut alles, um zu überleben. Szenen wie die mit dem Pommes-Öl hat man in diversen Filmen schon gesehen (zuletzt in "K-Shop") oder die Übernahme einer Stadt durch feindliche Gruppen ("Vigilante Force" - bevor die dortigen Bürger zurückschlugen) und Biker-Gangs, über die man in den 60-ern und 70-ern etliche Filme drehte. Zu Beginn des letzten Drittels lässt Tim Miller aber die Bremse der Gewaltspirale los und schon bald müssen einige Bürger ihre Gedärme fressen. So wird "Nacht der Rache" zwar als stilistisches Leichtgewicht im Regal stehen, aber durchweg von Beginn an mit Tempo und massenhaft Action versehen. Die etwas über 150 Seiten hat man schnell inhaliert und haut es so als Snack zwischendurch weg. Und genau für diesen Zweck ist die Unterhaltung, die geboten wird, schon nahezu perfekt. Wer eine etwas ausführlichere und konkreter aufgebaute Story lesen will, findet die dann in der Crime-Reihe und auch die Horror-Reihe hat da ganz andere Kaliber zu bieten. 8/10 weil viel zu schnell zu Ende und mir auch der Epilog irgendwie gegen den Strich ging.


          jerry garcia

          • Gast


          Nicholas Sansbury Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 1: Alles beginnt in Vietnam, wo US-Soldaten VX99 injiziert wird, ein experimentelles Medikament, das zu Halluzinationen führt und sie in wahnsinnige Tötungsmaschinen verwandelt. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen!

          Juli 1968, Vietnam. Eine kleine Einheit von Marines soll zu einem Dorf vordringen, von dem es heißt, dass die Bewohner den Vietcong unterstützen würden. Lieutenant Brett und 31 Soldaten werden in der Nähe abgesetzt und marschieren durch dunklen und feuchten Dschungel Vietnams Richtung ihres Ziels. Doch Brett hat noch eine Extraaufgabe zu erledigen: bevor sie in das Dorf vordringen, soll er dafür sorgen, dass sich jeder Soldat das neue Mittel spritzt, das sie zu besseren Kämpfern machen soll. Befohlen, getan. Doch das Ergebnis ist erschreckend: sie metzeln nicht nur die Vietnamesen in dem Dorf nieder, sie wenden sich dann auch gleich gegen sich selbst. April 2015. Master Sergeant Beckham soll mit seinen Männern auf der abgelegenen Insel einige Proben sicherstellen, die dort untersucht wurden. Was sie dort erwartet, ist das wahre Grauen. Ein Gemetzel sondergleichen und auch Beckham verliert drei seiner Männer. Sie entkommen gerade noch so. Und zurück in vermeintlicher Sicherheit werden sie und die Männer des Evakuierungshelis erneut getestet. Die Besatzung des Huey ist infiziert und wird samt ihrem Luftfahrzeug eliminiert. Was sich dann abzuspielen beginnt, wird die Welt für immer umkrempeln. Von der Insel sind einige Personen weggekommen, die schon angesteckt waren. Die infizieren weitere und die neue Pest greift immer weiter um sich. Die Befallenen töten jeden, der ihnen in die Quere kommt und nicht ebenfalls krank ist. Doch nicht nur das: sie entwickeln einen unstillbaren Hunger und fressen das Fleisch der Attackierten. Wer nicht der Ernährung dient, schließt sich genauso tollwütig den Kranken an, den Abartigen, wie man sie bald nennen wird, denn sie entwickeln nach und nach immer weitere Fähigkeiten, die einem normalen Menschen unmöglich wären.

          Die Reihe umfasst mittlerweile schon sechs Bücher und so kann man es auch leicht verzeihen, dass es nach dem Prolog und den Geschehnissen auf der Insel nicht sofort in dem Tempo weitergeht und das Versprechen von "Action, Action und noch mehr Action" erst einige Kapitel später eingelöst wird. So wirklich neu ist das Geschehen zwar nicht, wenn Infizierte auf Menschen oder ausgebildetes Militär treffen, doch spätestens ab Seite 200 wird nicht mehr darauf geachtet, an Munition zu sparen. Die Action hält gnadenlos Einzug. Charakterzeichnungen sind recht sparsam eingestreut. Hier und da mal etwas Emotion, ein mögliches Anbandeln zwischen einer der Virologinnen und dem Master Sergeant deutet sich an, der Rest (ungefähr die Hälfte des Buches) der Seiten wird auf wilde Kampfszenarien verwendet. Was die Feinde angeht, hat der Autor einige abgewandelte Ideen eingebracht, die für die Protagonisten immer beängstigender werden. Wer sich als Vielleser derartiger Stoffe zu Erkennen gibt, muss dann auch gestehen, dass es schon Autoren gibt, die ebenfalls - und früher - dem gepflegten Militärhorror huldigen. Das ist nicht negativ zu verstehen, denn derartige Konstellationen bieten einen wundervollen Nährboden für krachende Action mit Explosionen, dass man die Feuerbälle (In der eigenen Vorstellungskraft wenigstens nicht CGI-verseucht.) und umherfliegenden Körperteile regelrecht vor Augen hat. Die Pandemie des Grauen hat damit aber erst begonnen und gewisse Kniffe lassen noch verdammt viel fetzige und rasante Action erwarten und da "Buch 2: Infizierte Bestien" heute bei mir abgeliefert wurde, werde ich es auch bald angehen. Liest sich ja sehr unterhaltsam, auch die neben den fiktiven Parts eingestreuten Schilderungen der Auswirkungen und Folgen der Infektion, und gut aufgebaut sowie umgesetzt. Horrorkracher, der wirklich mehr auf die Action setzt und nicht auf Grusel, aber auch nicht auf überbordende Beschreibung der Gewalt und des Schlachtens von Menschen oder Infizierten. Wer sich wie ich wenig um das eine oder andere kleine Logikloch schert, der bekommt hier die Vollbedienung und kann gerne zu den weiteren Büchern der Reihe greifen. Wem die kleinen Mängel nicht passen, der greift dann halt besser zu Sachbüchern. Ich lieber zu der Unterhaltung. Die Reihe beginnt also vielversprechend mit ner 8 von 10.


          jerry garcia

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          Dalton Fury. Al-Qaida-Kommandant Daoud al-Amriki, einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, will dem verhassten Westen eine Lektion erteilen: Er droht mit dem Abschuss amerikanischer Passagierflugzeuge. Nachdem ein SEAL-Kommando die ersten Raketen-Anschläge nicht verhindern konnte, wird Kolt "Racer" Raynor mit seinem Delta-Team zu Hilfe gerufen. Eine explosive Hetzjagd rund um den Globus – erzählt von einem ehemaligen Elitesoldaten.

          Kolt ist mit drei Kameraden in Neu-Delhi, um ein gekapertes Flugzeug aus den Händen der Entführer zu reißen, bevor die mitsamt den Passagieren nach Pakistan abfliegen, wo man sie nur noch schwerer hätte aufhalten können. Da sich der Start nicht wirklich verhindern lässt, steigen Kolt und seine Mannen übers Dach in die Maschine ein, wobei sie dem Co-Piloten, der verzweifelt versucht, die Maschine über die Landebahn hinaus zu bringen, damit sie nicht über die Begrenzung rauscht und mit allen an Bord in Flammen aufgeht, gleich zweimal auf den Schoß fallen. Ein höchst riskantes Manöver. Einer der Männer wird verletzt und eine Passagierin muss ihr Leben lassen. Die Entführer erleiden das gleiche Schicksal wie sie. Nach getaner Arbeit sollte es eigentlich nach Hause gehen, aber es folgt sofort ein weiterer Einsatz, den sie nun zu dritt ausführen müssen. Es gilt, einen kanadischen Waffeninspekteur der UN aus Libyen rauszuschaffen, wo der Mann etlichen Waffenschmugglern zu nahe gekommen ist, die den Arabischen Frühling für ihre Geschäfte nutzten wollen und dabei etliche schultergestützte SA-24 Raketen in ihre Hände gebracht haben. Und David Doyle, der amerikanische Terrorführer auf Seiten der SaLaNi, hat selbstverständlich ebenfalls einige davon erhascht und schon eine Maschine vor Jakarta abgeschossen. Weitere sollen folgen, doch erst muss dieser UN-Kanadier beseitigt werden. Die CIA ist zwar vor Ort, aber weitestgehend untätig und eher beobachtend tätig. Also ist es die Aufgabe der Deltas, den Mann, der sich auch noch bocksbeinig zeigt, aus der Gefahrenzone zu bringen. Entgegen dem Plan geht das nicht ohne Radau durch den Einsatz von Schusswaffen vonstatten. Curtis, der Mann von der CIA, ist wenig begeistert und eine innige Freundschaft mit Rayner wird ihn wohl nicht mehr verbinden. Unterdessen holt Doyle vor Griechenland eine Passagiermaschine vom Himmel. Ein Testlauf für den Einsatz in den USA. Und in Kairo sitzt der CIA-Mann Curtis, weil er einen Kuhhandel aufgedeckt hat, mit dem weitere SA-24 unter Terrorvolk gebracht werden sollen. Welch freudiges Wiedersehen zwischen Curtis und Kolt😂, als dieser zur Unterstützung in Kairo eintrifft. Kolts Truppe wurde mit "Hawk" aka Cindy aufgefüllt, die als hervorragende Soldatin gepriesen wurde. Die Querelen zwischen Curtis und Kolt behindern die Arbeit und am Ende können die Feinde doch mit einigen Raketen fliehen. Deren Plan ist mithilfe mexikanischer Kartelle in die USA zu kommen und dort ihren verwegenen Anschlag auszuführen. Kolts Truppe soll mit anderen Diensten gerade das verhindern.

          Selbstverständlich ist dies ein Roman, der hauptsächlich der Unterhaltung dienen soll und an Action nicht spart. Gleich vorweg: DAS ist gelungen, in vollem Umfang. Aber einige Kleinigkeiten haben mir dennoch nicht so recht zugesagt. Da wäre die Neue, die Lady "Hawk". Sorry, die war einfach zu gut, um wahr zu sein. Der Einsatz in Neu Delhi war höchst riskant und verflucht chaotisch. Auch wenn Kolt danach gelobt wird ohne Ende, hatten die Burschen nur Glück bei ihren Landungen auf dem Piloten. Der "neue" Kolt hat genervt und ich hab auf den "alten" Kolt nur so gewartet. Und wieso müssen denn immer die knallharten bösen Halunken, vor Angst schlottern oder sich gar einpissen, wenn sie erwischt werden. Man kann die Verteidiger unseres Glaubens, unsere Weltpolizei, unsere amerikanischen Verbündeten doch auch gut aussehen lassen, ohne den Rest der Welt gleich lächerlich zu machen. Wieso haben die Amis denn solche Massen an Truppen und Spezialkräften? Sie haben Bammel vor den Gegnern. Und dann werden die als solche Luschen dargestellt? Was sagt das dann über die Amis? Noch größere Luschen? So, wieder zum anderen Inhalt. Dalton Fury zeigt hier nämlich etliche Probleme auf. Da wäre zum Beispiel der wunderbare und kostenlose EU-Freizeitpark für angehende Terroristen mit unglaublicher Bewegungsfreiheit. Klingt hier selbstverständlich als riskantes Unterfangen, keine Kontrollen zu haben. Doch auch fast schon befestigte Grenzen wie der der USA sind durchlässig und man kann nicht lückenlos kontrollieren. Und dieser David Doyle? Der ist das Paradebeispiel dafür, dass man nirgends sicher ist. JEDER, absolut jeder kann mittlerweile ein Morgenländler sein, der uns an den Kragen will. Der nette Kassierer an der Kinokasse, der später mit Weste ins größte und vollbesetzte Kino geht und BUMM macht. Der bezaubernde Postbote, der irgendwann mal ein besonderes Paket abliefert. Und dann stellt sich so einem amerikanischen Autor auch die Frage, ob in Europa nicht schon etliche Politiker konvertiert sind, so wie sie die Grenzen aufweichen und ihren eigenen Leuten klarmachen, dass sie sich den Untoleranten gegenüber tolerant zu zeigen haben und Straftaten von Neubürgern lieber unter den Teppich kehren und die Meinungsfreiheit mit immer neuem Unsinn ad absurdum führen oder wie zuletzt die Schutzmaßnahmen der Polizei kritisieren. Berliner Weihnachtsmarkt mal schnell wieder vergessen. Die Außendarstellung von Europa ist fast schon zur Lachplatte geworden für Länder wie die USA, Russland oder China. Der Part der reinen Unterhaltung mit Suchtfaktor ist wie schon im Vorgängerbuch von Beginn an dazu angedacht, sich immer weiter zu steigern. Wo sich zu Anfang noch etliche Spannungsmomente aufgrund geheimdienstlicher Arbeit in dem Szenario auftaten, wird das letzte Drittel von der reinen und puren Action beherrscht. Kampfhubschrauber, Raketenbeschuss, Kartellkiller und in die USA gelante Terroristen, die nicht wie in vielen anderen Büchern umgenietet werden, bevor sie einen Anschlag verüben können. Hier kommen die Helden etwas zu spät, räumen dann aber gründlich auf. Und Kolt wird wieder Kolt. Also wieder Anti-Terror-Unterhaltung auf ungemein hohem Niveau. Also Genrefans werden hier wieder blendend bedient. 💜 Also das Purple Heart für Festa!!!!


          jerry garcia

          • Gast


          Nicholas Sansbury Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 2: Das VX99-Virus lässt die Infizierten nun auch körperlich zu Bestien mutieren: Sie entwickeln Saugnäpfe, Klauen, können im Dunkeln sehen und wie Insekten Wände hochkrabbeln. Der Untergang der Menschheit steht bevor. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen! (Stimmt - 13,95€).😀

           Dr. Kate Lovato hatte es geschafft, ein Mittel gegen diesen neuen Ebola-Stamm zu finden und man konnte die Abartigen in Massen töten. Doch es ergab sich ein Problem - ein gravierendes: Etliche dieser Teufelsbrut überlebten und wurden immer stärker, entwickelten sich. Die Welt war also weiterhin in Gefahr. Eine neue Rasse schien geboren, um von der bisherigen Menschheit zu übernehmen. Und bei der Gelegenheit den Verlierer zu fressen. In einer Bibliothek in New York sind drei Menschen noch am Leben. Meg und Rex, zwei Feuerwehrleute, und der Soldat Jed, den die beiden Kollegen unter einem Humvee hervor retteten. Sie hocken sich jetzt schon seit Beginn der Krise auf der Pelle, ständig auf der Hut, um nicht den Abartigen in ihre blutigen Krallen zu laufen. Dabei lernen sie sich auch besser kennen - nicht immer zum Guten. Rex scheint sich immer mehr zu einem Waschlappen zu wandeln und der Soldat kriegt das Maul nicht auf, um überhaupt mit jemandem zu reden. Und langsam gehen ihre Vorräte zur Neige, bald müssen sie auf die Straße, um in anderen Gebäuden Nahrung und Wasser zu suchen. Und während hier ein kleines Grüppchen seinem Schicksal harrt, lassen die Politiker und Generäle um den Präsidenten herum, einen Plan ausführen, der irgendwie zum Scheitern verurteilt scheint. Auch Kate, die mit Beckham, seinen restlichen Leuten und etlichen Soldaten auf Plum Island vorübergehend in Sicherheit scheint und dort weiter an einer Möglichkeit forscht, die erstarkten Abartigen endlich auszulöschen, meint, dass die Luftaufnahmen der Städte viel zu wenig Gegner abbilden. Doch man hört nicht auf Mahnungen und so beginnt eine Operation, die für alle Beteiligten - darunter auch Beckham - die Hölle wird. Und auch auf Plum Island gerät einiges durcheinander.

          "The extinction cycle - Buch 2: Mutierte Bestien" nimmt den von mir schon vermuteten Verlauf. Die Zuneigung zwischen Beckham und Lovato ist nicht mehr zu leugnen und im Gegensatz zu der Einleitung beim ersten Buch fällt dieses Vorspiel jetzt weg. Und damit erfüllt sich auch die Aussage: "Action, Action und noch mehr Action." Nicholas Sansbury Smith zündet hier von Beginn an ein Feuerwerk, das es in sich hat. Explosionen, Feuerbälle, in denen ganze Horden von Abartigen verglühen, Verluste auf Seite der Verteidiger, Menschenfleisch fressende Feinde, Einzelschicksale und Verrat. Alles enthalten. Und den Begriff Page Turner konnte es für mich sogar zweimal erfüllen: einmal weil ich die Liebesszene überblättert habe und zum zweiten Mal eigentlich über den Rest des Buches verteilt, weil es an allen Ecken und Enden kracht und fetzt, voller Tempo und Rasanz vorangeht und ich als Leser ebensowenig Pause hatte, wie die Kämpfer. (Ich war nur an einem sichereren Ort.).😇 Und wie schon im Vorgänger lässt der Autor bei seinen Protagonisten auch Gefühle zu, ohne es jetzt mit emotionalen Szenen zu übertreiben. Die Kiddies sind nicht allzu nervig und so bleibt es bei einigen wenigen Szenen, die sich mit Familie und Verlust beschäftigen. Dann geht es wieder ans Eingemachte. Stellenweise bretthart, immer wieder mit neuen Überraschungen aufwartend, die den Menschen und Marines schwer zusetzen - und einer Situation, die das Oberkommando nicht vorhergesehen hat in seiner Gier, endlich das Land von den Abartigen zu säubern. Sitzen in ihren sicheren Bunkern und verheizen das Volk. Wie heutzutage - nur mit hohem Blutzoll. Und nach 380 Seiten bekommt der Leser einen ganz üblen Cliffhanger geliefert. Man sollte es aber positiv sehen - im Februar geht es schon weiter beim Festa-Verlag mit dem Kampf gegen Abartige. Im originalen Erscheinungsrhythmus müsste man jetzt ein Jahr darben - oder sich mit anderen Büchern von Festa über die Zeit retten. Frank und Inge Festa verkaufen das Zeug nämlich wirklich an die geifernden Massen. Manna fürs Volk. Also ein Horror-Actionfest, das über etliche Zweifel erhaben ist.