Dan Simmons - Joe Kurtz-Trilogie

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jerry garcia

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 Dan Simmons. Ungerührt wirft Privatdetektiv Joe Kurtz den Mann, der seine Partnerin bestialisch ermordet hat, aus dem Fenster eines Hochhauses, direkt auf das Dach eines Polizeiautos. Diese Rache ist ihm eine Ewigkeit Knast wert. Fast zwölf Jahre später wird Joe entlassen. Im Keller eines Pornoshops eröffnet er sein Detektivbüro. Den ersten Auftrag erhält er von einem Mafiaboss: Er soll den Mord an einem Buchhalter der "Familie" aufklären. Aber Joe findet zuviel heraus. Bald ist er auf der Flucht vor einer Meute aus sadistischen Drogenhändlern, wahnsinnigen Auftragskillern und korrupten Bullen - und in kürzester Zeit stapeln sich in Buffalos Hinterhöfen die Leichen.

Kurtz findet den Mörder seiner Partnerin und steckt dessen Hand erstmal in den Küchenhäcksler, bevor er dessen Flugeigenschaften mit einem Wurf aus dem Fenster testet. Da diese nicht sonderlich ausgeprägt sind, ist die Flugbahn stets abwärts gerichtet und die Landung abrupt und tödlich. Dann lässt sich Kurtz widerstandslos von den Cops festnehmen.Nach rund 12 Jahren kommt er wieder frei und macht sich daran, wieder auf die Beine zu kommen. Ein Büro für Nachforschungen im Keller eines Sex-Shops, eine Sekretärin und die Möglichkeit, bei einem Mafaiboss eine Aufgabe zu bekommen, da er dessen Sohn im Knast beschützt hat. Nach einem kurzen Gemenge mit einem der Bodyguards erhält er den Auftrag, den verschwundenen Buchhalter des Bosses zu finden. Er befragt die Frau des Verschollenen, erfährt nichts, wird aber während des Besuches bei seiner Bewährungshelferin wegen Mordverdachts festgeommen, da die Befragte plötzlich tot und gehäutet aufgefunden wurde. Kurtz kommt ins Untersuchungsgefängnis, wird aber auf Kaution freigelassen, die die Tochter des Mafioso hinterlegt hat. Nach einem erotischen Zwischenspiel verlässt er ihre Wohnung, muss sich aber bald mit dem Bodyguard auseinandersetzen, mit dem er sich beim Boss gekabbelt hatte. Mit einem Totschläger bricht er ihm einige Rippen, legt den Bewusstlosen dann mit den Beinen unter die Räder seines Wagens und erledigt dann die Grundvoraussetzungen für ein Leben im Rollstuhl. In der Zwischenzeit werden Killer von Drogendealern angeheuert, um Kurtz aus dem Weg zu schaffen und als diese Joe angehen, macht er mit den Spacken aus den Reihen einer Arischen Bruderschaft kurzen Prozess. Jetzt ist er fest entschlossen, dem Treiben ein Ende zu machen und packt die Keule aus. Ob es ein Albino-Killer, ein mörderischer Däne oder Consigliere sind, Joe mutiert zum knallharten Hund und räumt unter seinen Feinden ohne Rücksicht auf Verluste auf und wandelt dabei auf der schmalen Grenze zwischen Recht und Gesetz sowie der des Verbrechens.

Dan Simmons ist ja bekannt für seine Vielseitigkeit und auch Stilwechsel, wie ich hier eindeutig im Vergleich zu "Terror" feststellen konnte. Wüsste man es nicht besser, man würde zwei verschiedene Autoren hinter den Werken vermuten. Schon zu Beginn fand ich seine Widmung für Richard Stark köstlich. In der Folge ist der Verfasser in der Lage, einen vergleichsweise minimalistischen Stil abzurufen, der gut zu dem Roman und seinem Protagonisten passt, obwohl der vielleicht noch etwas trockener und cooler hätte daherkommen können. Der eine oder andere Oneliner mehr hätte der Sache sicher gutgetan. Aber das ist Kleinkrämerei. Es entwickelt sich ein harter Thriller, der dem Leser Bilder vor Augen aufsteigen lässt, die mit ihren dunklen Hinterhöfen, verqualmten Blues-Bars, dreckigen Straßen, Kellerbüros und alternden Mafiabossen an Filmklassiker der Schwarzen Serie erinnern. Buffalo an den Niagarafällen auf der US-Seite versinkt alsbald in Blut, nachdem Simmons seine Story aufgebaut, die Figuren, die in manchen Fällen gar nicht oder nur andeutungsweise auf Tiefgang ausgelegt sind (Auch über Joe Kurtz wird man sicher in den Folgebänden "Bitterkalt" und "Kalt wie Stahl", beide auch bei Festa noch mehr erfahren), eingeführt hat und alles auf die entscheidende Konfrontation und die Auflösung des einen oder anderen Rätsels zusteuert. Man trifft auf kalten Professionalismus ebenso wie auf Gier und Wut bzw. Rachlust. So bekommt man einen spannenden, unterhaltsamen Crime-Thriller aus dem Hause Festa, der nicht mit gewalttätigen Blutorgien aufwartet, sondern sehr solide Krimikost zu bieten hat, aber nicht unbedingt für den Horrorliebhaber mit Splatterhintergrund zu den bevorzugten Lektüren zählen könnte. Ein echter Krimi halt.Von einem Autor, der hiermit seine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit erneut bescheinigt und einen traditionellen Hard-Boiled-Thriller abliefert.


jerry garcia

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 Dan Simmons. Privatdetektiv Joe Kurtz bläst ein eisiger Wind entgegen. Und das liegt nicht nur am bitterkalten Winter in Buffalo. "Little Skag" Farino, der Juniorboss eines örtlichen Mafia-Clans, will Joe aus dem Verkehr ziehen und setzt eine Horde von mehr oder minder begabten Killern auf ihn an.  Seine attraktive Schwester Angelina verfolgt unterdessen ganz eigene Pläne mit dem Schnüffler - nicht alle sind so romantisch wie eine gemeinsame Liebesnacht.

Joe Kurtz, Ex-Knacki und Privatdetektiv ohne Lizenz, wird gleich zu Beginn mit drei geistig nicht wirlich gut ausgestatteten Spacken bedrängt. Er macht sie kurz und knapp fertig und sorgt dafür, dass sie auch nicht mehr quatschen können. Dabei geht er äußerst rabiat vor. Ihm ist klar, dass die drei Holzköppe von Stephen Farino aus dem Knast heraus auf seine Fährte gesetzt wurden, denn er hat ein Kopfgeld auf Kurtz ausgelobt. Farinos Schwester Angelina, gerade aus Sizilien zurückgekehrt, hat andere Pläne mit Joe. Er soll sie im Kampf gegen einen weiteren in Buffalo ansässigen Clan namnes Gonzaga unterstützen. Und zudem erhält Joe von seinem obdachlosen Kumpel noch die Bitte, für ihn in einem bestimmten Fall nachzuforschen. Erst lehnt er den Fall ab, aber nach und nach verwickeln sich die Fäden diverser Verbrechen zu einem Wust und bei der Gelegneheit kann er auch den Gefallen für den Freund erledigen. Und Rachel, die Tochter seiner verstorbenen Partnerin Samantha, benötigt ebenfalls Hilfe gegen ihren Stiefvater. Für den Rachefeldzug gegen die Mörder von Sam saß Joe im Knast, aber die Hintermänner konnte er nicht erwischen. Diese Chance bietet ihm Angelina, wenn er ihr gegen den feindlichen Clan hilft. Leicht wird das nicht, wenn die Cops korrupt, deren Captain ein Serienkiller und die Gegener gewarnt sind. Dennoch entwickelt Kurtz einen Plan, wie er alle Probleme auf einmal lösen kann.

Mit "Bitterkalt" liegt nun der zweite Roman um den lizenzlosen Privatdetektiv mit angeschlossener Heiratsvermittlung aus dem Festa-Verlag vor. Und wieder zeigt sich, dass Simmons ein unheimliches Geschick hat, von Genre zu Genre zu wechseln und stilistisch auf unterschiedlichen Pfaden zu wandeln. Sind z. B. seine Romane "Terror" oder "Drood" ausführlich und überlang, bleibt Dan Simmons bei seinen Thrillern zur+ckhaltend knapp und schreibt kein Wort zuviel. Der Tonfall ist lakonisch und trocken, der selten aufblitzende Humor derb und sein Protagonist eiskalt. Als gesetzestreuen Bürger kann man Joe Kurtz keineswegs charkterisieren, eher als brutalen Gerechtigkeitsfanatiker, der keine Gnade kennt. Hin und wieder erinnert mich das Ambiente von Büro mit Sekretärin an den Film "Ich, der Richter" mit Armand Assante als Mike Hammer und das düstere Winterwetter mit seinen dunklen Wolken und schneeverhangenen Gebäuden vermittelt den Eindruck als habe es sich auf die Gemüter der dort ansässigen Menschen gelegt, denn im gesamten Roman findet man bestenfalls einen oder zwei Menschen ohne gößeren Makel. Insgesamt ist "Bitterkalt" ein spannender, guter Thriller  mit einem harten Heldenhund, Mord, Geballer, Autoverfolgungsjagd und OHNE Love Story mit zumindest einem recht ekligen Abgang eines der Killer. Mir jedenfalls hat es gefallen und so kann das dritte Buch gerne kommen.


Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Wie Simmons zu Festa kommt ist mir schleierhaft. Der passt so gar nicht ins Programm. Ich finde ihn neben Slade zu vermarkten ein Trick der den ein odr anderen entäuschen könnte. Wie du sagst eine  lupenreine Crime Novel. Eigentlich zu wenig Blut für Festa. Festa halte ich zu Gute dass so langsam auch ambitionierte Schreiber wie Gifune eine Platform bekommen. Ich glaube herauslesen zu können dass dir Terror gefallen hat. Ich fand das Buch auch genial, bin aber hier ein wenig allein mit meiner Meinung.


    jerry garcia

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    Terror: richtig rausgelesen, hat mir recht gut gefallen.

    Slade/Simmons/Festa Crime: Also als Trick würde ich das jetzt nicht bezeichnen, wenn man sich das weitere Crime-Programm mal anschaut. Da kommt alsbald Zeugs, das genau mein Ding ist. Ben Coes (den ich nicht kannte bis dato) mit Power down und Stephen Hunter. Also Material in Stile eines Vince Flynn usw.,  einzig mit Gordon Ferris kann ich mich nicht anfreunden. Das wird halt ne Thrillerecke und da andere Verlage derzeit wenig aus dem Bereich bringen, bin ich natürlich froh drum. Unter welcher Flagge hätten sie denn Slade laufenlassen sollen, neben Lee oder Smith im Horrorbereich? Passt doch auch nicht zusammen. Im Prinzip issesw mir eh wurscht, Hauptsache sie bringen es.


    Offline Thomas Covenant

    • Die Großen Alten
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      Für mich ist Festa ja der Blut und Gedärme Bauchladen  :D ein Slade passt rein. Simmons und Hunter sind halt Götter für mich. Dass jemand die Bob Lee Swagger Romane bringt ist schon klasse. Ich liebe diese Reihe, di anderen teste ich mal an. Und danke dass du bei Homicide an mich gedacht hast  :!: