Buchtipp: Hagakure - Der Weg des Samurai

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    HAGAKURE - Der Weg des Samurai
    von Yamamoto Tsunetomo
    136 Seiten
    Angkor Verlag
    ISBN 3-89811-293-4
    Preis: € 11,-


    Hätte es den Film "Ghost Dog" nicht gegeben, wäre wohl kaum einer auf dieses wirklich interessante Buch aufmerksam geworden...

    Diese Ausgabe der Samurai-Bibel enthält ungefähr 150 Abschnitte aus dem Hagakure, was eigentlich "hinter den Blättern" bedeutet. Das Werk entstand zwischen 1710 und 1716 und wurde von Tashiro Tsuramoto aufgezeichnet, im wesentlichen nach den Aussagen Yamamoto Tsunetomos, eines ehemaligen Samurai. Er wurde Zen-Mönch, weil ihm nach dem Ableben seines Fürsten der eigene Tod durch Seppuku (wir kennen das als 'Harakiri') durch einen Erlaß seines Herrn verboten war. Das Hagakure enthält ursprünglich ca. 1300 kurze Lektionen, die in weniger als drei Dutzend Kopien erhalten sind.
    Im unseren Breitengraden werden Bücher wie das Hagakure immer wieder gerne als praktische "Lebenshilfen" für Menschen des modernen Westens oder Ratgeber für Manager ausgegeben, aber diese Bücher sind nichts davon! Auch wenn Manager sich gerne als die Samurai oder Strategen der Neuzeit betrachten mögen, sind sie es nicht und die Richtlinien für einen Bushi oder General des Altertums können ihnen in ihrem Beruf kaum weiterhelfen.
    Genausowenig sollte man sich allzuviele Ratschläge erwarten, die man ins heutige Alltagsleben übertragen kann. Weder steht einer von uns vor der Frage ob er sich selbst entleiben sollte wenn sein Arbeitgeber stirbt, noch werden allzuviele sich mit dem Problem konfrontiert sehen einen benachbarten Staat mit Reiterei angreifen zu müssen.
    Nein, man sollte diese Bücher wirklich nicht aus oben genannten Gründen lesen - es gibt bessere Gründe sich für sie zu interessieren.
    Will man einen Einblick in das Leben und Denken fremder Kulturen und Zeiten erhalten, dann ist man hier richtig. Man kann sehen wie sich die Einstellung gegenüber so wichtigen Dingen wie Moral, Ethik und Lebensführung oder aber auch so trivialen wie Mode, persönlicher Hygiene und täglicher Etikette verändert haben. Besonders wenn man sich auch mit zeitgenössischen Ansichten dieser Region beschäftigt.
    Das Hagakure bietet das alles in selten anschaulicher Weise.
    Tsunetomo Yamamoto, schon fortgeschrittenen Alters und zur Ruhe gesetzt, summiert hier die Erkenntnisse und Weisheiten, die er zu allen möglichen Themen gesammelt hat, um sie seinem Sohn und seinen Schülern weiterzugeben. Es ist kein Werk der Philosophie, noch gibt es vor eines zu sein und gerade deshalb ist es so interessant, da der grösste Teil der überlieferten Quellen eben gerade hochgeistige Werke sind und dem "Trivialen" keinen oder kaum Platz einräumen.
    Ein hochinteressantes Werk für alle die sich für die (Geistes-)Geschichte der altjapanischen Samuraikaste interessieren, da es eben auch einen Blick aus erster Hand auf das tatsächliche Leben dieser Männer erlaubt, oft jenseits von den gängigen Klischees.


    Mitlerweile gibt es von diesem Buch noch mindestens eine Neuauflage, einen weiteren Band mit weiteren Kapiteln und im August eine Veröffentlichung von einem anderen Verlag (welchen Umfang diese hat, weiß ich leider noch nicht).