Gillian Flynn - Sharp Objects

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Offline Bloodsurfer

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    Gillian Flynn - Sharp Objects



    Camille arbeitet in Chicago als mäßig erfolgreiche Reporterin. Als in ihrer alten Heimat, dem entfernten und unbekannten Örtchen Wind Gap, ein junges Mädchen ermordet aufgefunden und ein weiteres kurz darauf als vermisst gemeldet wird, vermutet ihr Chef dahinter gleich eine Mordserie und wittert eine große Chance für die Zeitung, hier möglichst früh mitzumischen. Camille wird also für eine Reportage in den Ort des Geschehens entsendet und zieht dafür temporär wieder in ihrem Elternhaus ein.

    Schnell nach ihrer Ankunft stelltwird auch schon die zweite Leiche gefunden und die Angst vor einem Serienmörder greift voll um sich.

    Ich hatte sehr große Erwartungen an das Buch, da diese Autorin auch schon Gone Girl geschrieben hatte. Das Buch habe ich zwar noch nicht gelesen, den Film dazu finde ich aber großartig. Leider wurden meine Erwartungen hier eher enttäuscht.

    Es fängt eigentlich gut an, die Story konnte mich gut in ihren Bann ziehen und mich in die Atmosphäre in dieser dreckigen Kleinstadt saugen, in der alle erstmal so wirken, als hätten sie Dreck am Stecken oder müssten zumindest sehr dringend mal in Therapie. Auch sind die Figuren meist ganz greifbar geschrieben, mit Ausnahmen, aber wenn man dann so richtig rein gefunden hat, passiert irgendwie kaum noch etwas. Man wartet die ganze Zeit z.B. auf weitere Morde oder andere spannende Ereignisse, aber da kommt dann einfach nichts mehr.

    Ich habe die ganze Zeit auf einen großen Twist gewartet, weil ich wusste, dass da noch einer kommen würde. Habe auf etwas mehr Überraschung gehofft, irgendwie war das alles aber zu sehr nach Schema F entworfen, zu vorhersehbar. Es war mir völlig klar, dass die Morde am Ende nicht von der Person begangen worden sein können, auf die mit all den Zaunpfählen gezeigt wurde.

    Die größte Schwäche des Buchs ist das Finale. Der Twist kommt dann, aber wirklich ganz am Ende - praktisch erst im Epilog.

    (click to show/hide)

    Das komplette Ende wirkte irgendwie nur noch faul runtergeschrieben, nicht mehr sauber ausformuliert. Wenn das nicht exakt die Definition von lazy writing ist, dann weiß ich's auch nicht. Das passiert nach dem Motto, "jetzt ist die Geschichte eigentlich vorbei, aber ach, PS, bevor ich es vergesse zu schreiben, X war es eigentlich gewesen". Die eigentlich so wichtige Auflösung fühlt sich an wie eine nachträglich angehängte Notiz. Da bleibt ein sehr fader Beigeschmack, dass dies nicht cleverer und mit mehr Mühe in die Geschichte eingewoben wurde, sondern nur noch auf den letzten fünf Seiten schnell reingequetscht. So wird der große Twist, auf den man die ganze Zeit wartet, gleichzeitig die größte Enttäuschung der Story.

    Das ist also insgesamt leider nur so ein knapper 6/10-Kandidat. Man kann es gut lesen, aber für eine bessere Wertung fehlt die Substanz, die Spannung und mehr Gefühl für die Geschichte.
    Da ist die Geschichte in Gone Girl (zumindest im Film, das Buch habe ich leider immer noch nicht gelesen) um Welten besser.