NetworkSidney Lumet hat wirklich einige hervorragende Filme gedreht. Zu seinen Meisterwerken gehört diese bitterböse Mediensatire, die tatsächlich noch heute, 36 Jahre später, brandaktuell ist. Gezeigt werden mutige und moderne Methoden eines Fernsehsenders, um den Kampf um die Einschaltquoten zu gewinnen. Eines Tages flippt Nachrichtensprecher Howard, der kurz vor seiner Rente steht, aus und droht seinen Selbstmord vor laufenden Kameras an. Dazu kommt es zwar nicht, aber die machtbesessenen Programmgestalter des Senders erkennen das Potential und setzen den von da an geistig verwirrten in einer nie dagewesenen Show ein, in der er nichts als die Wahrheit sagen soll und es nur noch um Skandalfernsehen mit möglichst hoher Quote geht. Er beschimpft den eigenen Sender und steigt in der Gunst der Zuschauer. Mit ihm steigen die schwarzen Zahlen. Es dauert nicht lange, bis ein einflussreicher Geldgeber Howard benutzt, die Grundsätze des Kapitalismus zu predigen...
Network ist in erster Linie eine Satire mit Tiefgang, in der die scheinbar letzten emotionalen Menschen vom Fernsehen und den Mechanismen, die dahinter stehen, verdrängt werden. Es geht um den Verlust der eigenen Identität. Genaugenommen bekommt der rationale Kapitalismus ebenfalls sein Fett weg. Lumet hat hier keinen Unterhaltungsfilm gedreht, denn wie die Ereignisse im Film bricht der Inszenierungsstil mit den üblichen Hollywood-Regeln. Gelegentlich gibt es eine Erzählerstimme aus dem Off und wirklich spannend oder dramaturgisch packend ist der Streifen nicht. Dafür wird mit Robert Duvall, Faye Dunaway, Peter Finch und William Holden ein super Cast geboten, der unglaublich genial agiert. Besonders Dunaway kommt hier perfekt als eiskalte, geld- und machtgeile Programmdirektorin, welche selbst beim Sex nur vom Geschäft spricht und über Leichen gehen würde.
Network wird in der zweiten Hälfte ziemlich ruhig und die Beziehungsgeschichte am Rande wirkt ein wenig überflüssig. Ich kann mir schon denken, was dahinter steht, aber das war vorher schon klar und so viel ändert die Romanze nicht. Dennoch kann ich den Film nur wärmstens empfehlen. Lumet war wirklich ein Meister und hat sich einen guten Platz unter meinen Lieblingsregisseuren verdient.