Straight Outta Compton

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Offline JasonXtreme

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    Als Biopic ist Straight Outta Compton natürlich genau mein Ding, und in diesem Fall ganz speziell, da ich mit genau dieser Musik aufgewachsen bin, sie so prägend für eine ganze Generation war. Der Titel ist natürlich Programm, denn die gleichnamige Platte der Rap-Gruppe NWA (Niggers With Attitudes) bombte in den USA so richtig rein, und war somit auch wegweisend für das Genre des Gangster Raps! Regisseur F. Gary Grey, der mit Set it Off und Friday bereits Erfahrung in diesem Metier gesammelt hat, saß auf dem Regiestuhl, um die Geschichte der Gruppe zu erzählen. Grey war bereits in den 80ern als Kameramann unterwegs, später auch als Videoclip Regisseur, und kam schon sehr früh mit Mitgliedern der NWA in Berührung. So drehte er auch mit Ice Cube besagte Ghetto-Komödie Friday, den er bereits aus diesen Zeiten und dem Videodreh zu Cubes It Was a Good Day kannte.

    Erzählt wird in Straight Outta Compton natürlich die Gründungsgeschichte der Gruppierung, deren Aufstieg in den Rap-Olymp, die Reise bis zum Tod von Erik “Eazy-E“ Wright im Jahr 1995. Hauptaugenmerk liegt dabei klar auf Andre “Dr. Dre“ Young , O’Shea “Ice Cube“ Jackson und Eazy-E, während Antoine “DJ Yella“ Carraby und Lorenzo “MC Ren“ Patterson in den Hintergrund rücken. Gründungsmitglied Mik Lezan alias Arabian Prince kommt im Film nicht vor, der Grund dafür ist mir nicht bekannt. Da er erst nach der Album Veröffentlichung von Straight Outta Copmton NWA verließ, hätte er eigentlich vorkommen müssen. Die Geschichte beginnt im Stadtteil Compton, Los Angeles, Ende der 80er Jahre. Die Jungs leben im Viertel der Gangs Bloods und Crips, Gewalt und Armut sind alltäglich, ebenso wie Polizeigewalt und Willkür gegen die schwarze Bevölkerung. Ihren Ausweg sehen sie in der Musik, und so tun sie sich nach und nach zusammen und gründen NWA. Nach den ersten Erfolgen wird Produzent Jerry Heller auf sie aufmerksam, und gründet mit Eazy-E das Label Ruthless Records.

    Bis dahin, und noch etwas darüber hinaus folgt der Streifen dem üblichen Schema des Rise & Fall Films. Die Jungs ernten die ersten Erfolge, sind auf dem Höhenflug, aber auch der erste Neid kommt auf, die Frage nach nicht unterschriebenen Verträgen werden laut, da Heller lediglich mit Eazy einen Vertrag laufen hat. Der Erfolg wird größer, die Groupies und Partys wilder, die Obrigkeit ist nicht begeistert von Texten wie Fuck da Police, und lässt NWA bei einem Konzert auflaufen und verhaften. Mittlerweile wird der Druck von Ice Cube auf Heller größer, da dieser Geld für seine Leistungen sehen will, und von da an folgt der Film etwas anderen Pfaden. Den tiefen Fall der nun kommen müsste wird abgefedert durch Cubes und Dre’s Verlassen des Labels. Cube macht eigene Sachen, Dre gründet mit Bodyguard und Produzent Suge Knight Death Row Records, unter dem später auch Tupac Shakur berühmt werden wird.

    Die Erfolgsgeschichte teilt sich nun auf. Auf MC Ren und Yella wird noch weniger Augenmerk gelegt, man orientiert sich hauptsächlich an den Geschehnissen die da noch kommen. Eazy hat immer weniger Erfolg, Dre haut mit The Chronic ein weiteres wegweisendes Album raus, auf dem erstmals auch Snoop Dogg vertreten ist, wie auch Warren G, die man im Film auch kurz auftauchen lässt. Ice Cubes Geschäft geht mitunter neben der Musik auch zum Film über, was uns zur Zusammenarbeit mit dem hiesigen Regisseur Grey bei Friday führt. Nun schwenkt das Maximum der Aufmerksamkeit letztendlich der traurigen Seite der Story zu, dem unter Geldnot leidenden Erik Wright, der immer kränklicher erscheint und auch dahinter kommt, was Dre und Cube lange vor ihm wussten: Jerry Heller hat ihn und die NWA jahrelang abgezockt, er steht vor dem Nichts. Er will sich mit seinen alten Jungs versöhnen, was auch zu klappen scheint, man plant ein Aufleben der NWA – was leider von seiner AIDS Erkrankung zerstört wird, denn kurz darauf erliegt Eazy-E seiner Krankheit, was auch das Ende des Films bedeutet.

    Was einem zuerst in den Sinn kommt, wenn man Greys Film ansieht, der im DC einiges runder rüberkommt als in der zwanzig Minuten kürzeren Kinofassung, ist die liebevolle Inszenierung. Der Sound haut voll rein, und die Musik ist allgegenwärtig. Der Weg von NWA und seinen Mitgliedern ist recht gut gezeichnet, aber vor allem die Zeitgeschichte mit der Polizeigewalt und dem Gipfeln im Fall Rodney King samt den Aufständen in Los Angeles im Jahr 1991 ist spannend in Szene gesetzt, und wirkt zu keiner Zeit überfrachtet oder zu lang. Die Ungereimtheiten bezüglich Film und Realität sind zwar schade, aber ob es wirklich nötig gewesen wäre Dr. Dre als Frauenschläger auszuarbeiten, stelle ich jetzt mal als gewagte These in den Raum. Wir reden von Rappern aus Compton, Leute die mit Waffen rumsitzen, Menschen bedrohen, Drogen konsumieren und auch benutzen. Ich denke Dre ist bei Weiten nicht der Einzige mit solchen Schlagzeilen, und obendrein Frauenfeindlichkeit im Rap anzuprangern, das wäre wie Gewalt im Splatterfilm zu bemängeln. Darum gehe ich auf solche Punkte nicht weiter ein.

    Was mich gefreut hätte wäre ein fundierter Blick auf die Hintergründe zu Jerry Hellers Vertragsmachenschaften mit NWA. Es wird zwar ständig darauf eingegangen, dass die Mitglieder abgezockt wurde, aber Beträge oder derartiges wird nie genannt. Vermutlich wurde dies ausgelassen um Probleme zu vermeiden, dennoch verklagte Heller die Produktion ja auf Schadenersatz, weil er falsch dargestellt wurde usw. Stark hingegen sind die Szenen um Suge Knight, einen manipulativen, brutalen und rücksichtlosen Drecksack von Menschen, der hier so gezeigt wird wie er ist. Szenen die auch zeigen, dass die Rapszene seinerzeit vom Gangleben und der Herkunft der Mitglieder gezeichnet war, und dass sie im Tod von 2Pac und Biggie Smalls später gipfelte.

    Das führt uns zu den Darstellern, und sie sind es, die das Gesamtbild von Straight Outta Compton neben der Musik am meisten prägen, denn sie sind genial gewählt! Natürlich glänzt dabei O’Shea Jackson Jr. als Sohn von Ice Cube, der seinen Vater spielen darf, am meisten. Idealbesetzung an Optik und Darstellung. Aber auch alle weiteren Mitglieder der NWA werden von Corey Hawkins, Jason Mitchell, Aldis Hodge und Neil Brown Jr. superb verkörpert. Der Rest des Ensembles steht dem in nichts nach, da man stets versuchte optisch den echten Vorbildern zu entsprechen, und wer Keith Stanfield als Snoop Dogg, oder Marcc Rose als 2Pac gesehen hat, der weiß was ich meine! Die Spitze des Eisbergs bildet dann Paul Giamatti als Jerry Heller, der mich vollkommen überzeugte – für mich eine seiner stärksten Rollen.
    Bei allem Gemecker in Punkto Realität vs. Film, die Straight Outta Compton über sich ergehen lassen musste, es ist und bleibt ein Film. Natürlich ein Biopic, aber er hat nie den Anspruch erhoben keine künstlerische Freiheiten genommen zu haben. Viele die den Film sahen werden nicht ansatzweise wissen wie die Geschichte um NWA ablief, kennen die Musik nichtmal oder haben sie nie gehört – und ein Film richtet sich maßgeblich an ein großes Publikum, nicht an einzelne Fans. Ich als Fan mag den Film sehr gerne, warum? Weil ich ihn gestartet habe, und bekam von Sekunde 1 an ein Lebensgefühl präsentiert! Die Musik zog mich in ihren Bann, wie sie es damals bei Erscheinen tat, und ich fühlte mich nur zu gern in die Zeit zurückversetzt, in denen Filme wie Boyz in da Hood oder Menace 2 Society erschienen – und ich empfand den Streifen nie als plumpe Kopie derer, da er völlig anders konzipiert ist.

    Zu bemängeln wäre vielleicht noch ein kleiner, aber nicht unbedeutender Punkt, bei dem ich den Kritikern recht gebe: Die deutsche Synchro. Wie bei allen Filmen die in diesem Gangster-Milieu spielen ist es enorm schwierig den Slang der schwarzen Bevölkerung von Compton u. a. unterzubringen und zu übersetzen. Hier finde ich die Synchro zu 90 % gelungen, bei Sätzen wie „Der Sound ist wag“ oder „Alter, das is total dough“ hört es sich nunmal auf deutsch einfach scheiße an! Und ich bin auch davon überzeugt die sagen „dough“ und nicht „dope“ wie in den UTs und dergleichen übersetzt wird. Sogar in der Synchro hört es sich nach „dope“ an, was mal so keinen Sinn macht. Wer daran aber meckert, dem bleibt ja jederzeit der Lichtblick der Originalsynchro.
    Straight Outta Compton reiht sich für mich natlos in die Reihe von Filmen wie 8 Mile oder Notorious B.I.G. ein, wobei ich sagen muss, dass ich dem Sound hier noch eine ganze Ecke mehr verbunden bin. In diesem Sinne „Straight outta compton, crazy nigger named Ice Cube, comin from a gang called Niggaz with Attitudes…“
     :8.5:
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      Ich höre mittlerweile auch so gut wie nix mehr an Hip Hop und Rap - die alten Sachen aber sehr gerne nach wie vor. Ich war damals auch noch leicht zu jung, aber durch die Älteren um mich rum hörte ich NWA mit - und so kurze Zeit später war das Alles ja nach wie vor ganz groß bei uns. Vor allem in meinem Bekanntenkreis waren enorm viele die das Zeug tothörten, da auch viele Amis dabei usw.
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        Es is nur ne klittekleine Szene, aber als während der Rassenunruhe zwei Gangster mit einem verbundenen roten und blauen Tuch Richtung Bullen laufen, hatte ich dirchaus den Gänsekombi an
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          Achja... die Drogen und Frauensache... da war ja fast nur Eazy der Mann fürs Grobe, aber da hätte man wirklich mehr Realismus ansetzen können. Die waren alle kein e Ki der von Traurigkeit
          « Letzte Änderung: 03. Dezember 2017, 19:51:28 von JasonXtreme »
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