Reply 1994 [koreanische Serie, 2013]

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Offline Bloodsurfer

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    Reply 1994 Season 1 angefangen. K-RomComedyDrama in Serie. Mache ich bei Gelegenheit einen Thread zu auf, wenn ich ein paar Folgen mehr gesehen habe.

    Das hat dann doch etwas länger gedauert. Hier ist der Thread. :D

    Reply 1994 ist eine Südkoreanische Serie von 2013. Verfügbar auf Netflix.
    https://www.netflix.com/title/80165487
    https://www.imdb.com/title/tt3357586/

    Originaltitel: Eung-dab-hala 1994
    Alternativtitel: Answer me 1994



    Eigentlich ist das eine Art Spin-off zu einer älteren Serie namens “Reply 1997”. Eine Fortsetzung ist es allerdings nicht, eher eine Art Anthologieserie, wobei hier jede Staffel als neue Serie unter einem neuen Namen erschien.
    Es gibt auch schon einen Nachfolger, ein weiteres Spin-off, das hauptsächlich in den 80ern spielt, unter dem Titel “Reply 1988”.
    Das habe ich jedoch alles erst mitten in der Serie bemerkt und es ist für die einzelnen Staffeln bzw. Serien völlig irrelevant, ob man die anderen kennt. Ich kenne die anderen beiden bisher nicht. Nur das Prinzip der Handlung auf mehreren zeitlichen Ebenen scheint die Serien zu verbinden, keine Gemeinsamkeiten im Cast wie sie beispielsweise bei American Crime/Horror Story üblich sind. Da mir diese Serie ziemlich gut gefallen hat und zumindest der Vorgänger auch bei Netflix vorhanden ist, werde ich den auch noch schauen. Die 80er Staffel ist da bisher noch nicht drin, könnte aber noch kommen.

    Die weibliche Hauptfigur Sung Na-jung studiert Informatik und wird gespielt von Go A-ra, die man aus der neueren Serie Black kennt. Dort war sie ebenfalls die weibliche Hauptrolle, die Frau, welche als einziger Mensch die “Dämonen” sehen konnte.
    Ihren “Vater” Sung Dong-il (lustigerweise hat man für seine Rolle seinen echten Namen verwendet) kenne ich auch schon aus einer anderen koreanischen Serie, er hatte in Gab-dong den Hauptermittler gespielt. Vor allem er verhält sich völlig bescheuert aber irre sympathisch.
    Den restlichen Cast kannte ich zumindest optisch noch nicht.



    Im Großen und Ganzen kann man die Serie als Romantic Comedy mit einem Schuss Drama bezeichnen, jedoch steckt dahinter noch viel mehr. Die Handlung spielt auf mehreren Zeitebenen. Es geht um eine Gruppe Studenten, die sich in einem privat geführten Mini-Wohnheim in Seoul trifft und einige Jahre dort zusammen lebt. Dazu kommt eine komplizierte Familiengeschichte, welche die Betreiber dieses Wohnheims betrifft. Ein Ehepaar mit zwei Kindern, die selbst studieren, vermietet diverse Räumlichkeiten innerhalb ihres Hauses an weitere Studenten und so sammelt sich dort eine bunt gemischte Truppe. Was ich hier mit “kompliziert” meine, wären Spoiler, daher gehe ich darauf nicht näher ein. Vielleicht später in einem verspoilerten Abschnitt

    Der Großteil der Handlung spielt sich in einem Rückblick auf das namensgebende Jahr 1994 ab, in dem sich die Truppe trifft und kennenlernt, und in den folgenden paar Jahren. Die Gegenwart der Serie ist 2013. Im Jahr 2002 findet eine Hochzeit statt. Diese Hochzeit bzw. die Geschichte bis zur Hochzeit bildet den roten Faden der Serie.

    Die alten Freunde treffen sich aus einem bestimmten Anlass in der Gegenwart und erinnern sich an die Hochzeit  und an ihre gesamte Vorgeschichte, was als Einstieg in die Handlung dient. Die Hauptfigur Na-jung hat einen der ehemaligen Studenten innerhalb der Gruppe geheiratet - der Witz dabei ist, dass nicht verraten wird, um welchen der Männer es sich handelt. Im Lauf der Rückblicke verlieben sich zwei Figuren in Na-jung. Wie das alles ablief wird ganz langsam Episode für Episode offen gelegt und für wen sie sich letzten Endes entschieden hat und warum, das wird wirklich erst in der finalen Episode verraten.

    Das zu verstecken macht die Serie auch relativ geschickt. Während immer mehr Details der Vorgeschichte ans Licht kommen, weiß man dennoch nicht, wer letzten Endes im Mittelpunkt stehen wird. Man kann z.B. nichts aus dem Namen des Ehemanns bzw. dem späteren Familiennamen von Na-jung ableiten, da sich die Figuren während der gesamten Serie ausschließlich mit Spitznamen anreden, niemals mit ihren echten Namen. Innerhalb und teilweise außerhalb der Gruppe gibt es mehrere Paare, was sich auch erst im Lauf der Zeit herausstellt. Erst nachdem in Rückblicken die Geschichten der einzelnen Figuren und wie sie zusammenfanden präsentiert wurde, sieht man dann auch in der Gegenwart, wie sich das ausgewirkt hat und wer noch in derselben Beziehung lebt.

    Man lernt also als Zuschauer eine Truppe aus zunächst Fremden kennen, die immer näher zusammen wachsen, zu besten Freunden werden, immer weiter ihre unterschiedlichen Lebenserfahrungen sammeln und teilen. Dabei werden alle, die man zunächst teilweise für sehr seltsam hält, mit der Zeit immer sympathischer und es macht einfach Spaß, dabei zuzusehen. Jede Figur hat ihre ganz eigenen Macken und Probleme und was zunächst wie übertriebenes Overacting wirkt, wird im Lauf der Zeit immer nahbarer und normaler.

    Die Staffel besteht aus 21 Episoden, deren Länge sich jeweils zwischen rund 60 und 100 Minuten bewegt. Das ist natürlich extrem, effektiv sind das rund 20 Filme. Dementsprechend viel Platz ist für Charakterentwicklung, Nebenhandlungen und Figurentiefe und darauf legten die Macher wirklich viel Wert.

    Die Serie behandelt auch viele Themen abseits des roten Fadens der unterschiedlichen Romanzen. Beispielsweise die koreanische Wirtschaftskrise, natürlich die Popkultur und ihre Sternchen (mit Gastauftritten), große TV-Ereignisse, das Leben in der Stadt vs. in ländlichen Regionen, den Militärdienst, natürlich das Studentenleben in all seinen Facetten, die spezifischen Eigenheiten verschiedener Studienfächer, die Probleme bei der ersten Berufswahl, familiäre Themen in der Jugend und im Alter, Profisport, auch das unerwartet gute südkoreanische Abschneiden bei der Fußball-WM von 2002 und so weiter und so fort. Es steckt einfach wahnsinnig viel drin und irgendwie schafften die Macher es trotz der sehr langen Laufzeit fast nichts davon überflüssig wirken zu lassen. Fast alles hat Sinn und Bedeutung, ist irgendwie wichtig oder zumindest einflussreich für die Handlung.
    Viele Retro-typische Themen fließen ein, aber nie selbstzweckhaft oder unangebracht - einfach passend zur Handlung und den Momenten.

    Es gibt viele emotionale Highlights der unterschiedlichsten Art, sowohl traurige oder ernste “Tearjerker” Momente als auch solche der fröhlichen und ausgelassenen Art. Spannende und ruhige Phasen, aber keine Langeweile. Insgesamt überwiegt der Comedy-Anteil leicht gegenüber dem Drama.



    Als störend könnte man das Overacting empfinden, woran man sich jedoch sehr schnell gewöhnen kann, oder die wie bei fast allen südkoreanischen Serien sehr lange Laufzeit, die aber der Charakterentwicklung hier wirklich sehr zu Gute kommt. Manchmal wird (als eine Art Gegenstück zu den amerikanischen sitcom laugh tracks?) ein nerviges Schafs-Mäh-Geräusch eingespielt (wenn eine Figur gerade etwas dummes tut oder ein dummer Zufall passiert), aber auch das schwingt schnell um von doof auf sympathisch.

    Ich habe zwar relativ lange für die Serie gebraucht, das ist aber nicht einer mangelnden Qualität geschuldet. Mir sind die Charaktere allesamt sehr ans Herz gewachsen und die Laufzeit war eine schöne Zeit. Einer generellen Empfehlung an alle RomCom-Freunde steht diese lange Laufzeit entgegen, doch wer sich darauf einlassen kann und möchte sollte das nicht bereuen.

    Abschließend ein paar schöne Zitate aus der Serie.

    “In der Geschichte der Menschheit waren wir die gesegnete Generation, die die analoge und die digitale Kultur miterlebten. Sowie die Musik der 70er und die Filme der 80er. Es tut mir leid, dass ich dachte sie wären altmodisch und langweilig. Diese Musik und Filme waren mehr als das. Das war unsere Jugend, die guten alten Zeiten.”

    “Wir waren leidenschaftlich. Und ich vermisse diese Zeit. Hört ihr mich? Dann antwortet mir. Meine lieben 90er.”

    “Nun, da wir eine weitere, möglicherweise schwierige, Zeit beginnen, schlage ich vor, dass wir sie mit brennender Leidenschaft durchleben.”


    Offline Thomas Covenant

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