Girl on the Train

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Offline JasonXtreme

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    Das New Yorker Vorstadtleben ist geprägt von langen Straßen, vereinzelten Ansammlungen von Einfamilienhäusern und großen, offenen Gärten. Wälder, Hügel und durchaus einer gewissen Einsamkeit, die man anhand der nahe gelegenen Metropole nicht so wirklich greifen kann. Von dort fahren täglich tausende Menschen zu ihrem Arbeitsplatz in die Stadt. Mit dem Auto, aber auch mit dem Zug, wie unsere Protagonistin Rachel, die jeden Tag die gleichen Häuser und Menschen beobachtet von ihrem Fensterplatz aus. Ein junges Pärchen hier, ihr Ex-Mann dort. Eines Tages sieht sie das junge Pärchen auf dem Balkon küssend, doch halt! Das ist nicht der selbe Mann wie immer, der die blonde Frau in den Armen hält. Kurz darauf gilt sie als vermisst, und Rachel, selbst starke Alkoholikerin, findet sich inmitten eines Alptraums wieder…

    Man könnte zur Geschichte von Girl on the Train noch viel mehr schreiben, aber ich profitierte davon, dass ich im Grunde völlig unwissend an den Film ranging. Ich kannte keinen Trailer, keine Inhaltsangabe, wusste lediglich es handelt sich um die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers der britischen Autorin Paula Hawkins, der auch gleichzeitig ihr Debütroman war. Ein Thriller, auf manchen Seiten auch als Mysterythriller betitelt. Nun wenn man Mystery wirklich als mysteriös deutet, und nicht wie heute gängig mit Übernatürlichem verbindet, dann liegt man dabei ziemlich richtig. Ich würde das Ganze zusammenfassend als Psychothriller betiteln, den uns Regisseur Tate Taylor (Pretty Ugly People, The Help) da gedreht hat.

    Die Geschichte nimmt ganz gemächlich ihren Anfang. Der Zuschauer weiß vornehmlich nicht mehr als Rachel, und das bleibt auch lange Zeit so. Genau daraus nimmt der Film auch seine Faszination, dass man im Grunde erst im Verlauf der Handlung immer weiter Licht ins Dunkel bringt, beginnend mit der Stück für Stück Verknüpfung der Figuren und deren Geschichten. Zentral bleibt dabei natürlich Rachel der treibende Punkt, aber auch Megan und Scott Hipwell rücken in den Mittelpunkt, ebenso wie Tom und Anna Watson oder Dr. Abdic. Neben ein paar weiteren Randfiguren wars das dann mit den handelnden Personen, auf die man sich somit vollständig fokussieren kann. Man verzichtet faktisch fast gänzlich auf Statisten, außer ganz hintergründlich in kurzen Aufnahmen einer Bar oder im Zug. Unwichtige Randfiguren spart man sich fast gänzlich.

    Nun entwickelt sich zwar erst einmal nicht wirklich etwas Greifbares und Nachvollziehbares, aber es macht sich im Zuschauer eine gewisse Unruhe breit, was denn da kommen mag. Vermutungen lassen sich anstellen, die Erzählweise besteht aus vielen Rückblenden zu verschiedenen Zeiten über einen Zeitraum mehrerer Monate. Langsam entfaltet sich einem der Abgrund immer mehr. Die Geschichte nimmt sich das geordnete Familienleben zur Brust, zermürbt einen weiter mit nicht durchschaubarer Unwissenheit, und trotzdem will man wissen was denn nun Sache ist. Wohin Taylors Film schlussendlich gehen wird, offenbart sich erst durch eine gekonnt eingebaute Wendung der Handlung, die man so sicher nicht erwartet hat. Allein dadurch schraubte sich das Werk bei mir durchaus noch einiges nach oben!

    Thematisch und vom Stil her würde ich Girl on the Train am ehesten mit Finchers Gone Girl vergleichen, und natürlich liegt auch ein Liebäugeln mit Onkel Hitchcock wirklich nahe. Für mich persönlich stand lange die Frage im Raum, ob der Film dieses spielen mit der Erwartungshaltung am Ende dann auch halten kann, oder ob das Konstrukt zusammenbricht. Ich bin der Meinung das kann er, für meinen Teil sogar einiges besser als es Gone Girl konnte. In seiner Quintessenz wirkt dieser hier nicht ganz so durchkonstruiert wie Finchers Film, auch wenn so eine Geschichte ohne eine durchdachte Konstruktion natürlich ohnehin in sich zusammenfallen würde.

    Optisch trist gehalten, der herbstlichen Jahreszeit anheim getragen, die hier vorherrscht, wirkt Girl on the Train einfach relativ echt. Keine knalligen Farben oder Filterspielereien, normale Menschen wie Du und ich. Gedreht wurde stilecht im Westchester County vor New York, Danny Elfman untermalt den Streifen mit einer guten, aber auch unaufdringlichen Musik, die eher zweckdienlich daherkommt. Auf große Effekte oder Knaller verzichtet Taylor im Grunde völlig. Seine Kraft zieht der Film aus der Darstellung der Figuren. Da ist Emily Blunt (Sicario, Edge of Tomorrow)als Rachel ganz weit vorne, das ist für mich ihre bislang stärkste Rolle. Aber auch Haley Bennett (Die glorreichen Sieben, Hardcore) spielt stark, Luke Evans (F&F 7, Der Hobbit) und Edgar Ramirez (Zero Dark Thirty, Point Break) sind auch gut dabei. Rebecca Ferguson (Schneemann) und Justin Theroux (Your Highness, Wanderlust) komplettieren den runden Cast, und auch Lisa Kudrow (Friends) darf zwei- dreimal vorbeischauen.

    Wer gute Thriller mag, und auf Bombast verzichten kann, der ist bei Girl on the Train gut aufgehoben! Für die Top 10 reicht es zwar nicht, aber die Sogwirkung des abgründigen Vorstadtlebens hat mich hervorragend unterhalten!
     :8:
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    Offline Flightcrank

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      War für mich nur solide.

      :bd:
      Girl on the Train :6:
      Solider Thriller, mehr nicht. Der "Twist" bzw. die Auflösung am Ende hat mich nicht überrascht. Das war zu offensichtlich nach meinem Empfinden. Die Darsteller sind aber klasse, allen voran Blunt. Es gab auf jeden Fall deutlich bessere Thriller in den letzten Jahren…


      Offline JasonXtreme

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        War bei mir ja damals bei GONE GIRL so, der bei vielen besser wegkam - ich war bei :6: :)
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        Offline Bloodsurfer

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          Hmm, klingt super und interessiert mich jetzt sehr.


          Offline Sing-Lung

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            Hab den damals im Kino gesehen und mit :7: bewertet. Wirklich eher ruhiger Thriller, bei dem mich die Wende auch überrascht hat. Keine Weltoffenbarung, aber guter Thriller für Zwischendurch.


            Offline Bloodsurfer

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              Gestern gesehen. Von mir bekommt er leider auch nicht mehr als eine :6:
              Die Handlung wird unnötig kompliziert erzählt. Der Film arbeitet viel mit Rückblenden und bringt dann zur Einordnung erklärende Texttafeln. Diese Erzählweise dient nur dazu, die Handlung etwas komplexer erscheinen zu lassen als sie eigentlich ist und dabei die Auflösung etwas weniger offensichtlich zu machen. Ab dem Twist-Moment fällt aber das ganze Kartenhaus nur noch in sich zusammen und damit war die Spannung für mich leider komplett weg.
              Schade, weil die Stimmung am Anfang schon toll war und der Cast größtenteils super abliefert, allen voran Blunt. So bleibt es aber leider beim ambitionierten Versuch und kann den Größen des Genres nicht nahe kommen.


              Offline skfreak

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                Ich fand das Buch damals schon sehr mau. Denk den Film Spar ich mir dann eher …