The Killing of a Sacred Deer

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Offline JasonXtreme

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    Da ich The Lobster von Regisseur Yorgos Lanthimos nicht gesehen habe, und auch sonst nichts von ihm, kann ich keine Vergleiche zu seinem bisherigen Schaffen ziehen. Ok Colin Farrell war schon in seinem vorigen Werk mit an Bord, und sieht hier eher aus wie Dermot Mulroney mit dem Bart von Mel Gibson. Auch Nicole Kidman ist dabei, unterkühlt kann sie ja, was sie erneut unter Beweis stellen darf. Raffey Cassidy und Sunny Sujic komplettieren dann die Familie Murphy, während Barry Kheogan (Dunkirk) das Hauptensemble komplettiert. Alle anderen Personen sind für die Geschichte irrelevant, Alicia Silverstone kann man noch nennen, ist ihr Auftritt aber vielmehr ein dreiminütiges Gastspiel in dem ich sie nicht erkannt hätte, wäre es mir nicht bekannt gewesen.

    Zur Nahaufnahme einer Herz-OP gesellen sich die Töne einer Oper. Am Ende geht Herzchirurg Steven Murphy mit seinem Kollegen und Freund Matthew aus dem OP, sie sinnieren halbherzig über ihre Uhren. Steven trifft sich mit dem 16-jähigen Martin, sie gehen einen Kuchen essen, reden etwas. Wie die beiden zueinander stehen ist unklar. Zu Hause isst Steven mit seiner Frau Anna und den Kindern Kim und Bob, im Schlafzimmer haben die beiden recht interessenlosen und beiläufigen Sex, bei dem sich Anna Stevens Willen zufolge narkotisiert gibt. Irgendwann nimmt Steven Martin mit nach Hause zu seiner Familie und er besucht auch Martin bei seiner Mutter. Auf seinem OP-Tisch starb einige Jahre zuvor Martins Vater, seitdem kümmert er sich etwas um ihn. Plötzlich kann Steves Sohn nicht mehr gehen, die Ärzte finden nichts. Auch Tochter Kim hat die gleichen Symptome, und Martin offenbart Steven in der Cafeteria des Krankenhauses was nun für ihn folgen wird…

    Es wäre zwar sinnfrei hier was zu spoilern, weil die Intention der Geschichte ja aus dem Trailer und etwaigen Inhaltsangaben klar sein dürfte, aber ich spare mit das trotzdem mal aus. Was ganz klar vorherrschte nach den zwei Stunden Film waren Fragezeichen über meinem Kopf. Einerseits, denn andererseits bewunderte ich irgendwie auch das Drehbuch und die Regie. Es ist sicher ein mutiger Film, Lanthimos ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren für The Lobster aus, er riskiert durchaus, dass The Killing of a Sacred Deer die Zuschauer spalten wird. Die Inszenierung ist langsam gehalten, er lässt sich enorm viel Zeit die Figuren einzuführen bis zum Herausstellen der Gegebenheiten zwischen Steven und Martin. Weitwinkeleinstellungen, kühl und statisch, lediglich bei Martin oder Steve zu Hause mal etwas wärmere Gefilde. Monoton gehaltene Dialoge, aufs absolut Wesentliche reduziert. Filmmusik besteht aus spärlich eingesetzten Instrumenten, lediglich in Form von pfeifenden oder mal trommelnden Tönen. Wären die nicht, würden manche Szenen bedeutungsloser erscheinen als sie es sind.

    Und das ist der Punkt dieses Films. Was ist die Intention? Wie lässt er sich kategorisieren? Im Grunde nicht wirklich. Es ist kein Horrorfilm, obwohl er viele Anleihen daraus hat, die sich aber am Ende im Nichts verlieren, und auch nie wirklich genutzt werden. Ist es ein Thriller? Ein Psychothriller? Ja und nein. Spannung generiert der Film zwar, über alles betrachtet ist in vielen Szenen aber nicht einmal Spannung vorhanden, diese generiert der Film über die Ausgangslage. Was will Lanthinos nun? Lediglich die griechische Sage von Iphigenia neu interpretieren? Schuld und Sühne, die Demontage einer nach außen perfekten Familie aufzeigen? Durch das absichtliche Weglassen jeglicher Erklärung bleibt dies wohl dem Zuschauer überlassen, denn gerade jene Elemente die The Killing of a Sacred Deer zum Horrorfilm hätten machen können, fehlen. Es spielt sich alles real ab, ohne übernatürliche Auswüchse, die dennoch vorhanden sind.

    Was bleibt ist etwas ganz eigenartiges, was ich nicht zu beschreiben vermag, wenn ich ehrlich bin. Arthouse ist es irgendwo, auch wenn das alles so dermaßen geradlinig und ohne große Überraschungen auskommt, andererseits fragt man sich in vielen Szenen was das nun gerade soll, ob es was aussagt oder eben nicht… Einige Handlungen von Steven und Anna sind auch nicht zwingend nachvollziehbar, vielleicht aber Resultat aus der ausweglosen Situation der beiden. Gefühle zeigen sie ohnehin erst nach einer wirklich langen Zeit. Gefühle sind hier auch nicht wichtig. Ist es die moralische Frage, die sich Steven nun stellen muss? Als einziger Anker verbleibt diese nämlich, wenn man sich das Ende anschaut, das uns ebenso ruhig aus der letzten Szene führt, untermalt mit Operngesang. Getragen wird das Alles natürlich von den Darstellern, die super agieren, allen voran Kheogan als Martin. Dieser lässt sich trotz allem nicht einmal wirklich als böse hinstellen, wenn man sich das Große und Ganze betrachtet, auch wenn er immer wieder an Damien aus Das Omen erinnert.

    Ob mir der Film gefallen hat? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, da er einfach so wertfrei für sich selbst steht. Allein die Tatsache der monoton gehaltenen Gespräche und die Emotionslosigkeit über weite Strecken stößt einen sowohl ab, wie sie einen auch anzieht. Die sterilen Aufnahmen sind so stilisiert eingesetzt mit dem passenden Filmkorn, die Weitwinkelaufnahmen sind ungewohnt aber ebenso wirksam. Selbst wenn der Film in der zweiten Hälfte vordergründig Fahrt aufnimmt, so gaukelt das dem Zuschauer nur vor etwas schneller zu erzählen, wirklich tut er es eigentlich nicht. Und so lässt er einen dann mit seiner Auflösung alleine, die zwar eine ist, aber doch wieder nicht wirklich. Ob man damit zufrieden ist, das bleibt einem selbst überlassen. Ich für mich persönlich habe meinen Frieden mit dem Ende gemacht, The Killing of a Sacred Deer bleibt aber ein Onetimer.

    Etwaige Vergleiche die man sonst so gerne anstellt kann man hier schlecht ziehen. Ich fühlte mich etwas an Hanekes Funny Games erinnert, wobei die Gründe und der Ablauf natürlich gänzlich anders sind. Es wirkt auch alles eher europäisch denn in einer namenlosen amerikanischen Stadt spielend. Die unheimliche oder besser gesagt unheilvolle Grundstimmung wird über lange Strecken wirklich nur über den minimalistischen Sound erzielt, denn wenn man diesen extrahieren würde, kämen viele Stellen ganz anders rüber. Bei einigen wenigen sexualisierten Szenen fragte ich mich, was die genau sollten, oder ob sie nötig waren, ingesamt betrachtet runden sie diesen seltsamen und skurrilen Streifen aber doch eher ab. Punkte kann und möchte ich hier keine verteilen, da sie meiner Wertung schlicht nicht gerecht werden würden – ich bin jedoch nur mehr auf andere Meinungen gespannt!
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      Ja irgendwie schwirrten mir zwischendurch noch viele andere Zusammenhänge durch den Kopf, aber ich krieg die nicht in Schriftform die Sinn geben würden. Manches hab ich wieder rausgenommen, weils zu viel Spoiler wäre, andererseits ist es ja so, dass der Verlauf weitgehend klar ist, nur das Ende eben nicht... also für jene die den noch nicht kennen.
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        bitte gern, ich bin gespannt auf Deine Meinung, vor allem weil ich dann meine Spoiler loswerden kann :D
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          Super :thumb: auf die Spoiler gehe ich morgen mal ein, da die mittlerweile für mich teilweise Sinn ergeben... natürlich Ansichtssache :D hab nur eben zu wenig Zeit. Danke schon mal für deine ausführliche Meinung
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            @ Marc
            Ich vermute und orakele mal, dass Du dann auch weniger mit dem hier anfangen könntest :D

            @ Freddy

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              Aaaaah sehr gut! Das macht wirklich mehr als Sinn! Wirft zwar einiges von mir wieder übern Haufen, aber ich frag mich Grad wieso mir das Offensichtliche nicht auffiel!
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                Nein, das ist denke ich wirklich die Lösung, und im Endeffekt hat der Film damit seinen Mythos verloren. Das meine ich nicht negativ,  weil man es erst mal schaffen muss das so zu schreiben und zu drehen!
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