Der Giallo-Thread

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    Orgasmo (1969)

    Umberto Lenzis erster Giallo ist ein „Home Invasion“ Film der etwas anderen Art. Hier ist es Carroll Baker, mit der Lenzi später noch öfters zusammenarbeiten sollte, die als reiche Witwe in die Luxusvilla nach Rom zieht, um nach dem Tod ihres Mannes etwas auszuspannen und nur ihrer Leidenschaft, der Malerei, zu frönen. Plötzlich steht Peter vor der Tür, der mit seinem Wagen liegen geblieben ist. Der junge Typ, der Geld verabscheut, beginnt eine intime Beziehung mit der etwas älteren Frau und nistet sich irgendwann bei Kathryn ein. Als dann plötzlich Eva, Peters Schwester, vor der Tür steht, beginnt eine erotische Dreiecksbeziehung. Doch der Einfluss der Geschwister wird zum Fluch. Die Partys, die Orgien und auch der Alkoholgenuss treibt Kathryn in Abhängigkeit und Wahnsinn. Kein Wunder, denn die fiesen Parasiten unterstützen das Ganze zusätzlich noch mit Drogen, die sie der Witwe heimlich verpassen.
    Derweil bemüht sich der Anwalt und Freund der Familie Brion Sanders sich um Kathryn, die jedoch nicht mehr heiraten will. Sie versucht das Erbe schnell abzuwickeln (und überlässt den Tanten den Familienstammsitz in Amerika), um sich wieder auf das lustvolle Leben mit Peter und Eva zu konzentrieren. Doch irgendwann merkt sie, dass da was nicht in Ordnung ist – schwört dem Alkohol ab und will die miesen Geschwister rausschmeißen – doch leider wird sie die nicht mehr los. Denn es gibt kompromittierende Bild von so manchem heißen Spielchen. Doch die Kids wollen kein Geld - nur Kathryn und das süße Leben.
    Nun, wieder mal kein Giallo mit Messern, aber eine kleine fiese Tour de Force. Denn wir sind als Zuschauer immer auf Seite von Kathryn, die von den jungen Leuten verführt und ausgenutzt wird. Das machen Lou Castell (Peter) und Colette Descombes (Eva) meisterhaft. Je länger der Film läuft, desto mehr hasst man diese Parasiten. Sie halten die Hausherrin gefangen, setzten die Bediensteten vor die Tür und halten selbst den Anwalt Brion zum Narren. Kathryn muss nachher in ihrem Haus ums eigene Überleben kämpfen.
    Am Anfang hatte auch ich den Glauben, den Verlauf vorher zu sehen, war jedoch am Schluss doch etwas überrascht. Klar, kann man sich denken, wo die Reise hingeht und das hinter dem böswilligen Verhalten von Peter und Eva mehr stecken muss, doch natürlich kommt auch hier die Auflösung mit doppeltem Boden daher. Der Soundtrack ist 60s typisch und komponiert, denn die Musikstücke der modernen Popkultur sind natürlich nicht zu hören (die Plattencover werden demonstrativ ins Bild gerückt – allerdings werden die Interpreten nicht gespielt). Hervorzuheben ist auch Carroll Baker, die es schafft, die Witwe bei ihrer Talfahrt perfekt zu skizzieren. Auch das Makeup tut einiges dazu, denn je mehr sie dem Alkohol verfällt, desto blasser ist sie geschminkt (auch die Lippen sind blass und die Augen bekommen dunkle Ränder). Das Ende des Films kommt (teils) überraschend und auch zynisch daher. Hübsch gelöst, aber deprimierend auch für den Zuschauer. Egal – Lenzis Einstand im Giallo ist empfehlenswert, auch wenn der Film sind am Anfang etwas zieht.
    Der Titel „Orgasmo“ war den Amis zu obszön, weshalb er in USA „Paranoia“ getauft wurde. Leider hat Lenzi später selbst einen Film mit dem Titel gedreht, also nicht verwechseln.
    Leider ist der Film nicht auf Deutsch erschienen, war aber Teil der „Lenzi/Baker Giallo Collection“ von Severin, die 2020 erschienen ist. Hier ist der Film auch als „Director‘s Cut“ enthalten, der etwas mehr nackte Tatsachen der Hauptdarstellerin offenbart. Auch die eine oder andere Handlungsszene ist darunter – erkennbar an den italienischen Dialogen, die in der Ursprungsfassung gefehlt haben. Die Box, mit drei weiteren Lenzi Gialli, sowie zwei Soundtrack-CDs, ist leider wohl oop und nicht mehr zu bekommen.

    Hier der Trailer des Films:

    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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      Von Orgasmo hab ich noch die Shriek Show US DVD im Schrank stehen.
      Aber an vieles konnte ich mich bis zu Dirks Text nicht mehr erinnern.

      Stimme des Todes habe ich als ganz ordentlich abgespeichert. Da hab ich die X-Rated DVD von.

      Ist die Shiekshow DVD unter dem Titel Orgasmo oder Paranoia? Lenzi hatte ja noch einen anderen Film unter dem Titel abgeliefert... sonst musst du den nochmal einlegen...

      Stimme des Todes gibt es unter anderem Titel mittlerweile auch als BD.

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        Top Sensation – Sklaven ihrer Triebe (1969)

        Sleaziges Bahnhofskino oder erotisch-dramatisches Meisterwerk. „Top Sestaion“ von Ottavio Alessi nimmt eine richtige Sonderrolle unter den Gialli ein. Es ist nämlich die einzige Regiearbeit von Alessi, der zumeist als Drehbuchautor unterwegs war. Hier haut er so richtig auf die Kacke. Nun – es geht um die herrische dominante Mutti Frau Mudy, die ihren geistig zurückgeblieben Sohn eine Frau zuführen möchte, damit dieser nicht nur seine Jungfräulichkeit verliert, sondern auch wieder „normal“ wird. Denn vorher lebte er in einer psychiatrischen Anstalt, die er mal so nebenbei abgefackelt hat. Um den Plan umzusetzen, engagiert sie das Ehepaar Paola und Aldo, die sich bei Erfüllung des Auftrages eine Konzession von der reichen Frau Mudy erhoffen. Dafür besorgen sie die fesche Ulla, die kleinen Tony mal so richtig an ihre Brust bringen soll. Doch Tony spielt lieber mit seiner Carrera-Bahn als mit Ullas Glocken. Doch als das Boot mit der dekadenten Bagage auf ein Riff aufläuft, suchen sie Hilfe an Land. Auf der kleinen Insel leben Andro und seine junge Frau Beba – und die hat es klein Tony eher angetan. Also locken sie Beba an Bord und wollen, dass sie Tony zum Mann macht. In der Zwischenzeit taucht auch der Ziegenhirte Andro auf, vor dem sie Beba verstecken – in dem Ulla und Paola mit dem Bauern rummachen. Doch leider haben sie die Rechnung nicht mit Tony gemacht, denn der hat mit Beba ganz andere Pläne…
        Das Setting des Films ist arg begrenzt – Boot und Insel sind die einzigen Drehorte. Der Rest konzentriert sich auf die Figuren, die sich sehr freizügig geben. Also macht mit Ulla rum, während Paola auch mal Frau Mudy im Bett beglückt. Auf dem Boot der reichen geht es hoch her. Blickfang sind hier dabei natürlich Rosalba Neri als Paola und Edwige Fenech als Ulla – hier knistert die Leinwand. Eva Thulin bringt als Beba noch eine Portion Unschuld ins Spiel und schon ist das Sexualdrama vollkommen. Der Hammer ist aber Maude Bellaroche als Frau Mudy – eine derart skrupellose, bösartige Frau, die eiskalt ihre Macht ausspielt. Perfekt besetzt, die Bellaroche war keine Schauspielerin, sondern war berühmt als Skandalautorin, die mit genau solchen Geschichten berühmt wurde (ich glaube ein Buch hieß „Amazone der Lust“…). Man merkt, dass wohl viel Eigenes aus dem Leben der Baronin Bellaroche in die Rolle geflossen ist – ein echter Glücksgriff, denn man nimmt ihr die herrische Mutter in jeder Sekunde ab. Das Drama spitzt sich bis zum Ende zu – aber das sei hier nicht verraten, auch wenn es bereits überall in den Inhaltsangaben steht. Denn im letzten Drittel werden einige ins Gras beissen müssen. Und es ist nicht Rosalba Neri in ihrem Festisch-Bikini mit dem Gewehr in der Hand. Denn die hat nämlich keine Probleme harmlose Ziegen abzuballern und steht in Punkto Bösartigkeit Frau Mudy in nichts nach.
        Man weiß wirklich nicht, ob der Film als Sensationsgeilheit fürs Publikum gedreht wurde, oder ein ernsthaftes Psycho-Sexual-Drama beabsichtigt war. Damit setzt sich auch der Audiokommentar von Christian Kessler und Markus Stiglegger auseinander. Es seid aber versichert – schon alleine der weiblichen Besetzung schon lohnt sich dieser schmierige Italo-Auswurf oder treffsicheres Arthouse-Meisterwerk. Egal, wie man es sieht – die Schauwerte sind enorm, auch wenn die Geschichte wenig spannend ist. Die DVD von Camera Obscura ist von mittlerer Bildqualität, was aber der Vorlage geschuldet ist (und darauf wird auch auf der DVD verwiesen). Das Bonusmaterial jedoch ist sehr erhellend – neben dem Audiokommentar ist (nur in der 2-Disc-Version) auch die deutsche Kinofassung enthalten, die zwar gekürzt war, jedoch um eine Rahmenhandlung um zwei Polizisten erweitert, die den Trashgehalt auf die Spitze treiben. Denn auch das geänderte Ende (geraden mit den nachgedrehten Szenen) spottet jeder Beschreibung. Absolut lohnende Veröffentlichung, die aber wie immer als Nischenprodukt oop ist. Aber für Giallo Freunde allein schon wegen der Besetzung einen Blick wert. Fazit: ein kleines Muss zwischen schmierigem Sleaze und intellektuellem Kino.

        Offenbar auch von Shameless erhältlich – siehe Trailer:

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          Das Gesicht im Dunkeln - A doppia faccia (1969)

          Die Italienisch-Deutsche Co-Produktion war ein Beitrag zur Edgar Wallace Reihe, die von Horst Wendland produziert wurde. Es ist einer der ersten italienischen Beiträge, die sich ja im Laufe der 70er immer weiter als Giallo-Fundgrube entpuppte (jaaa – der neue „Wallace-Stil“). Hier wurde für die Umsetzung Riccardo Freda engagiert und präsentierte den Zuschauern keinen typischen Wallace-Krimi, denn der beliebte Klaus Kinski nimmt sich in seiner Hauptrolle ausnahmsweise extrem zurück.
          John Alexander (Kinski) ist mit Helen Brown verheiratet, die er zwar von Herzen liebt, aber die Ehe funktioniert nicht mehr so richtig. Dennoch sorgt die reiche Frau für Ihn und macht ihm zum Haupterben. Kein Wunder, dass Helen kurze Zeit später bei einem Autounfall ums Leben kommt und John Chef der Firma wird. Lange Zeit kann er den Verlust nicht verarbeiten. Plötzlich findet er in seinem Haus die junge Christine, die sich ein Platz für die Nacht gesucht hat. Er ist fasziniert von ihr, aber auch abgestoßen, da er seine Frau nicht vergessen kann. Gemeinsam mit Christine landet er auf einer Hippie-Orgie, wo Pornofilme gezeigt werden. In einem spielt Christine mit und hat eine Sexszene mit einer verschleierten Frau, die Helens Ring trägt und eine Narbe am Hals hat. John will von Christine alles über den Film wissen, der nach Helens Unfall gedreht wurde. Doch Christine will nichts über die „Gräfin“ sagen. Doch John lässt nicht locker…
          Tatsächlich nimmt Freda Elemente von Schraders „Hardcore“ oder dem Cage-Film „8mm“ in der Thematik vorweg, bleibt jedoch eher zahm in der Darstellung. Ohnehin ist Fredas Inszenierung etwas zähn, dem Film hätte etwas mehr Spannung gut getan. Die deutsche Kinofassung ist leicht beschnitten, wahrscheinlich um Kinski zwielichtiger zu zeigen, als er ist. Die Jagd nach der Wahrheit ist leider nicht immer flott und auch nicht unbedingt logisch und kommt am Schluss mit einer etwas hanebüchenen Auflösung daher. Der Film zeichnet sich eher durch eine gute Performance von Kinski in der Hauptrolle aus, durch einen hübschen Soundtrack von Nora Orlandi und die stimmungsvollen Kulissen. In der einschlägigen Literatur kommt der Film sehr gut weg, ich fand den gestern eher durchschnittlich. Nicht langweilig, aber auch kein Highlight. Komisch ist, dass ich den öfters gesehen habe und mich nie so richtig erinnern kann. Das spricht nicht gerade für den Streifen. Die deutsche Kinofassung ist auf DVD noch gut verfügbar, die italienischen Originalfassung aus „lizenzrechtlichen“ Gründen leider nicht. Die Handlungserweiterungen sind aber nicht unbedingt notwendig. „Das Gesicht im Dunkeln“ gibt es zwar auch auf Bluray, allerdings nur in der Wallace-Gesamtbox, die leider OOP ist. 

          Hier der deutsche Trailer:

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            Die beiden oberen würden mit beide interessieren :) Top Sensation wegen Fenech und der Untere weil ich den Wallace Filme alle etwas abgewinnen kann.
            Sind aber beide scheinbar nicht mehr auf Scheibe zu haben,.

            Das Gesicht im Dunkeln ist auf DVD allerdings noch gut zu bekommen.

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              Nackt über Leichen - Una sull'altra a.k.a. Perversion Story (1969)

              2017 gab es die Erstsichtung – damals so beschrieben:

              Nackt über Leichen
              - der Früh-Giallo von Lucio Fulci wandelt noch nicht ganz auf den Pfaden des sich entwickelnden Giallo, wartet aber mit einem unheimlich verzwickten Kriminalfall auf, der sich zu einem megaspannenden Finale entwickelt. Hier geht es um einen Arzt, der eine kranke Frau zu Hause hat und zudem etwas finanzielle Schwierigkeiten mit seiner Klinik. Außerdem fährt er gerne zu seiner Geliebten, eine Akt-Photographin. Nun ... es kommt, wie es kommen muss. Die kranke Frau stirbt zu Hause an einem Astma-Anfall. Nach der Beisetzung taucht eine Versicherungspolice auf, dessen Geld die Klinik retten kann. Leider hat der arme Arzt keinen blassen Schimmer davon und gerät unter Moderverdacht. Als dann noch eine Stripperin auftaucht, die seiner toten Frau zum Verwechseln ähnlich sieht - gerät er in einen Strudel von Intrigen, die ihn gradewegs in die Todeszelle führen. "Nackt über Leichen" ist ein grandioser Thriller mit Hitchcock-Anleihen und vielen kleinen Feinheiten, die den Film bis zum Plottwist (der etwas verschachtelt erzählt wird, um die Spannung bis zum letzten Moment aufrecht zu erhalten) zum absoluten Genuss machen. Ich hätte mit einem unlogischen, platten Erotikfilm gerechnet - aber "Nackt über Leichen" ist ein sensationeller Film, der in keiner Giallosammlung fehlen sollte. Ach ja - blutig ist der Film natürlich überhaupt nicht, auch wenn Fulci draufsteht.

              Auch bei der Zweitsichtung blieb der Film spannend, frisch und originell. Fulci erzählt seine Vertigo-Variante sehr mysteriös und originell – damit ist „Nackt über Leichen“ dem im gleichen Monat erschienenen „Gesicht im Dunkeln“ haushoch überlegen. Vor allem die letzten zwanzig Minuten ziehen nochmal die Spannungsschraube extrem an. Fulci arbeitet übrigens hier schon mit Splitscreen (was DePalma später auch noch gerne nutzen sollte) und tritt auch selbst wieder in einem Cameo auf (als Experte bei der Polizei). Hervorzuheben ist vor allem wieder Marisa Mell in der Doppelrolle von Susan und der Stripperin Monica. Gut gespielt und vor allem als Monica ein heißer (dominanter) Feger. Der Plottwist am Ende kommt zwar etwas unerwartet, aber absolut gerecht und lässt einen zufriedenen Zuschauer zurück. Sorel macht seine Sache als Arzt unter Verdacht sehr solide und hangelt sich, wie der Zuschauer, ratlos von einem Puzzelstück zum nächsten, ohne einen echten Plan zu haben.
              Auf jeden Fall ist „Nackt über Leichen“ ein sehr empfehlenswerter Giallo, den man gesehen haben sollte. Für Fulci-Fans ohnehin ein Muss.
              Es gab eine DVD aus Österreich von der Edition Tonfilm, die allerdings nicht komplett synchronisiert ist. Diese Fassung gibt es als Bonusfilm auf der DVD im X-Rated Mediabook von „Nackt für den Killer“. Ich denke mal, dass beide Ausgaben nicht mehr erhältlich sind. Das Mediabook war jedoch noch lange Zeit zu bekommen. Vielleicht findet man dieses noch mit ein wenig Glück.

              Hier der englische Trailer zur US-Fassung unter dem Titel „One on Top of the Other“:


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                Die Mühle der Jungfrauen - Yellow: le cugine (1969)

                Valentina und ihr frischer Ehemann Pierre sprengen die Beerdigung von Valentinas Großvater. Die schamlose freizügige Valentina ist scharf auf das Erbe, dass sie jedoch mit ihrer Cousine Martha teilen muss. Die hat den Opa gepflegt und ist seit Jahrzehnten Herrin über den Familiensitz. Doch im Gegensatz zu ihrer Cousine ist Martha recht zugeknöpft, streng und frigide. Nachdem sich Valentina im Haus austobt, kommt es zum Streit mit ihrem Mann Pierre, der sich besäuft und in der besagten Mühle Heia macht. Am nächsten Tag ist Valentina kalt und tot. Inspektor Sacarra glaubt zunächst an einen bedauerlichen Unfall…

                2016 hatte ich den Film bereits gesehen:

                Die Mühle der Jungfrauen
                - nun - die ist zwar mit der "Falle" auf der gleichen Bluray, hat aber nicht diese Qualität, sondern ist ein leicht sleaziger Krimi um zwei Cousinen, die eine Erbschaft machen. eine prüde, die andere slutty - nun der frisch gebackene Ehemann bändelt mit der prüden Lotte an, was zu einem Ehekrach führt. Am nächsten Tag ist die "Bitch" tot - ein Unfall zunächst. Nun auf den letzten Minuten ermittelt ein Kommissar, der dann den Mörder überführt.
                Insgesamt ein recht unlogischer Fall, und im Grunde mehr Familien Drama als Giallo. Auf der einen Seite ist der Film aber hübsch fotografiert, auf der anderen ist er einfach etwas langweilig und dröge, trotz hübsch anzuschauender Darstellerinnen. Das interessante des Films ist eigentlich nur, dass es eine recht seltene Erwin C. Dietrich Produktion ist (aha - wie die Falle auch) - aber die Story nicht aus dem Quark kommt. Dennoch hat diese Giallo-Box eins erreicht: ich suche im Schrank noch nach mehr alten Gialli, die ich mir auf/unter den Stapel packen kann...

                Nun folgte die Zweitsichtung. Man muss dazu sagen, dass der Film wohl nie ins Kino kam, sondern in Deutschland und Italien nur auf VHS ausgewertet wurde. Daher galt er immer als recht selten. Die BD im Doppelpack mit „Die Falle“ ist qualitativ am Bahnhofskinoniveau, was aber dem Ganzen kein Abbruch tut. Ich fand den damals wohl etwas dröge, denn der Film zieht sich ganz schön, bis es zum Mord kommt. Denn der passiert ungefähr genau in der Mitte. Bis dahin erleben wir die Eskapaden von Valentina und ihren „Hippie-Freunden“, die Martha, verklemmt bis zum geht nicht mehr, natürlich unheimlich reizen. Pierre ist ebenfalls schamlos, denn er schmeißt sich schnell Martha an den Hals (was zum Streit zwischen dem jungen Ehepaar führt). Die zweite Hälfte beschäftigt sich mit der Mördersuche, die sich schnell auf den Mann konzentriert, denn der ist kein Mann von Traurigkeit und macht sich mit Martha eine schöne Zeit. Doch die hat Beweise in der Hand für Pierres Schuld und will den hübschen Mann für immer an sich binden.
                Nun – sichtlich spannend ist das nicht, aber unterhaltsam irgendwie schon. Denn die hübschen Frauen und der neunmalkluge Kommissar schaffen es doch den Zuschauer bei Stange zu halten. Man sollte noch erwähnen, dass der Schnitt von einem gewissen Bruno Mattei stammt, der später selbst Schmuddel-Meisterwerken schaffen sollte.
                Für den Giallo-Fan und Komplettisten ein Blick wert, für alle anderen unwichtig. Denn Aufgrund der wenigen Verdächtigen wird schnell klar, wie der Hase läuft und man liegt mit seinem Tipp zu 50 Prozent richtig. Hauptgründe sich den Film anzusehen sind auf jeden Fall die Amerikanerin Lisa Seagram als Martha und die süße Catarina Barbero, die schnell blank zieht. Der Film ist auf der Doppel-BD mit Questis „Falle“ erhältlich, diese Edition ist leider OOP. Aber als Doppel-DVD ist das Ding noch für 10 Euro zu haben. Schon allein wegen „Die Falle“ lohnt sich die Anschaffung.

                Leider kann ich keinen Trailer bieten, dafür jedoch einen musikalischen Eindruck:

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                  So Sweet... So Perverse / Così dolce... così perversa (1969)

                  Und nun kommen wir so langsam zu den Klassikern des Genres. Doch bevor Argento mit den schwarzen Handschuhen rüberkam, sollte Umberto Lenzi mit „Così dolce... così perversa“ noch einen Giallo mit Starbesetzung vorlegen, sowohl vor als auch hinter der Kamera.
                  Heute geht es um den Industriellen Jean Reynaud, gespielt Jean-Louis Trintignant, dessen Weg hier weniger von Leichen, sondern eher von schönen Frauen gepflastert ist. Denn er ist mit Danielle (Erika Blanc) seit drei Jahren verheiratet, doch seit einem Jahr ist Funkstille in der Ehe. Jean ist ein Lebemann und vertreibt sich die Zeit mit anderen Frauen, unter anderem mit der Ehefrau seines Geschäftspartners (unsere „Loreley“ Helga Liné). Doch in der Wohnung über den Reynauds zieht eine geheimnisvolle Blonde ein. Nicole Perrier (Lenzi Liebling Carrol Baker) macht einen unsicheren Eindruck, denn sie wird von dem grausamen Klaus (Horst Frank in einer Paraderoll) terrorisiert, von dem sich die wohl masochistisch veranlagte Nicole nicht lösen kann. Jean will die Holde erst nur ins Bett ziehen, verliebt sich jedoch in sie und versucht sie dann vor Klaus zu schützen. Doch Klaus bleibt den beiden auf der Spur – bis es zu einer „tödlichen“ Auseinandersetzung kommt…
                  Mehr sei nicht verraten, denn das Drehbuch von Ernesto Gastaldi hält die eine oder andere falsche Spur bereit – und der Twist dreht sich wieder mit doppeltem Boden. Ich hatte von Anfang an meine Vermutung, wo die Reise hingeht, doch der Autor schaffte es dann doch, mich am Ende leicht zu überraschen. Der Film teilt sich etwas auf und nimmt sich Zeit – wir lernen Jeans Leben kennen – bis Nicole einzieht, dann kommt es zu mysteriösen Geräuschen in der Wohnung und Jean stellt der Unbekannten nach – dann erleben wir die Entwicklung der Beziehung und die letzte halbe Stunde wartet mit dem Giallo-Plot inklusive Mord und Totschlag auf. Lenzi inszeniert den Film gekonnt in seiner Handschrift (den Kamerablick durch Gläser finden wir auch hier wieder) – und produziert wurde das ganze von den Martino-Brüdern. Besonders Sergio sollte das Genre mit seinen Beiträgen so richtig auf Touren bringen. Die Musik von Riz Ortolani bietet schmissige Songs und einen eingängigen Soundtrack. Wir haben alle Zutaten, die wird für einen guten Giallo brauchen. Der Film ist seltsamerweise nie auf Deutsch erschienen. Doch in den USA ist er, wie auch Orgasmo, in der Lenzi/Baker Box von Severin enthalten (die natürlich wieder OOP ist). Vielleicht wäre dieser Streifen doch ein Fall für die ECC von X-Rated. Auch, wenn dieser Film sich in punkto Gewalt zurückhält, ist er ein hochkarätiger Thriller mit guter Performance.

                  Der englische Trailer verrät meiner Meinung nach etwas zu viel – da kann man sich schon den ersten Reim drauf machen. Aber wer die Einstimmung braucht – bitte schön:

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                    Liebe und Tod im Garten der Götter (1972) :bd:
                    Direkt vorne Weg: eigentlich hat der Film nichts in diesem Thread zu suchen. Der hat mit einem Giallo nur ein paar wenige inhaltliche Elemente gemeinsam und die gelegentlich eingesetzte voyeuristische, entfesselte Kamera erinnert ein bisschen an das Genre. Anfangs wackelt da noch so manche Fahrt unnötigerweise, aber es wurde nach und nach besser. Abgesehen davon handelt es sich um ein, in episodenhaften Rückblenden erzähltes, ruhiges und erstaunlich gut gespieltes Psychodrama. Man braucht Geduld, denn lange passiert nicht so unheimlich viel. Gemeinsam mit einem älteren Professor erfahren wir über zufällig gefundene Tonbänder und eben jene Rückblenden die Geschichte über seine Vormieter.
                    Im Mittelpunkt stehen ein junger Mann, seine Schwester, ihr angeheirateter Mann und ein Psychologe. Das Ganze beginnt mit einem missglückten Selbstmordversuch ihrerseits. Doch dahinter steckt mehr....
                    Ich muss sagen, dass der Film besonders in der ersten Hälfte durchaus etwas Durchhaltevermögen braucht. Es hat auch ein bisschen gedauert, bis ich richtig eintauchen konnte, weil mich gerade in dieser Phase ein paar wirklich schluderig gefilmte Bilder immer wieder rausgerissen haben. Wackelige Schwenks, Spiegelungen auf der Linse usw. Möglicherweise hatte der Kameramann ein Alkoholproblem, so wie der manchmal gezittert hat. Vielleicht war das auch alles Absicht, denn dadurch bekam man manchmal das Gefühl, private Heimvideoaufnahmen zu sehen. Diese Optik wechselt sich aber mit sehr schön eingefangenen artifiziellen Bildern ab. Letztere übernehmen im Laufe des Films die Oberhand bis zur letzten Viertelstunde.
                    Ich verliere mich gerade ein bisschen in den Details, daher komm ich mal zum Fazit: Wow, ich fand Sauro Scavolinis "Liebe und Tod im Garten der Götter" richtig gut. Er hat das Potential, extrem zu langweilen. Wenn man sich aber auf seine eigenwillige Art, das langsame Tempo und einen gewissen Anteil Melodramatik einlassen kann, könnte der Funke überspringen. Bei mir hat's funktioniert. Das war interessantes Nischenkino aus Italien, welches so ganz anders ist, als es die Verpackung vermuten ließ (der Film ist Teil der Filmart Giallo Reihe).
                    :7.5: - :8:

                    Hier hole ich nochmal meinen Senf von damals hoch - aber ich pfliche das Stephan in seiner Meinung bei. Der Film ist anders und das macht seine Faszination aus.

                    Liebe und Tod im Garten der Götter
                    - nächster Film aus der Giallo-Edition von Filmart. Diesen "Krimi" gibt es nur als Original mit Untertitel, weil er nie in Deutschland erschienen ist. Verwundert gar nicht, denn er ist auf seine Art und Weise sehr speziell. Ein älterer Mann, Vogelkundler von Beruf, mietet sich in einer Villa ein, um Vögel zu beobachten. Doch bei seinen Streifzügen im Garten findet er ein Knäul Tonbänder, die er allesamt wieder säubert und auf seinem Tonband anspielt. Es sind Gepräche einer jungen Frau mit ihrem Psychiater, die den alten Mann in einen Strudel aus Wahnsinn und Tod ziehen. Azurra, gespielt von Erika Blanc, ist eine durchtriebene kranke Frau, die nicht nur ihren Mann (einen alkoholkranken Pianisten) bei der Stange hält, sondern auch ihren Bruder Manfredi, zu dem sie offenbar einen inzestuöse Beziehung pflegt. Hier besteht eine Hassliebe, die ausartet, als sich der Bruder von ihr lösen will - er kann die Anwesenheit des frisch angetrauten Ehemannes nicht ertragen...
                    (click to show/hide)
                    Liebe und Tod im Garten der Götter, ist eher wie ein Gedicht oder ein Puzzle, das dem Zuschauer erst am Schluss die ganze Tragweite offenbart und mit einem tollen Schluss aufwartet. Schade, dass der Film so unterging, da er sehr gut gespielt ist.
                    « Letzte Änderung: 17. November 2023, 12:20:18 von Elena Marcos »

                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                      Wow, das sieht richtig gut aus. Tolle Bilder und megacoole Musik.

                      Die Blanc ist dir, glaube ich, auch im Garten der Götter begegnet.

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                        Will/soll man evtl. die beiden Giallo Threads vereinen?

                        Mich störts nicht, aber so wäre alles beisammen.😉

                        Hm... wenn es gewünscht ist - kann man das bestimmt machen.

                        Nachtrag: So - passiert. Es gibt jetzt nur einen "Giallo-Thread"!!!
                        « Letzte Änderung: 17. November 2023, 10:27:31 von Elena Marcos »

                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                        Offline Elena Marcos

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                          Ich hab Dirks Texte zuletzt als chronologische Entdeckung und Vorstellung des Genres verstanden, deshalb wollte ich da nicht reingrätschen. Das war von meiner Seite schon bewusst getrennt. Aber wenn es gar nicht so angelegt war, ist zusammenlegen natürlich gut für die Übersicht.

                          Doch das war schon bewusst so angelegt - aber so haben wir eher alles zusammen. Ich gebe ja auch meistens Titel /Originaltitel und Jahr im Titel mit an... Sonst muss man meine Beiträge per Knopfdruck anszeigen lassen - dann bleiben ja meine Beiträge übrig.

                          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                          Offline Elena Marcos

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                            @Dirk: du gehst in deiner Beschreibung der Story sehr ins Detail. Ich persönlich würde das ein oder andere schon Spoiler nennen, weil man die ganzen Infos erst nach und nach als Belohnungen für die gebotene Aufmerksamkeit bekommt. Kannst Du da vielleicht noch einen Teil verspoilern? Große Überraschungen sind das auch nicht, aber ich war ganz froh drum, kaum etwas über den Inhalt vorher zu wissen.

                            (click to show/hide)

                            Ok .. gut so?

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                              Femina Ridens / The Frightened Woman (1969)

                              Eine Zweitsichtung der besonderen Art – denn:

                              Ich hatte mit Julia in "The Frightened Woman" reingeschaut - kein Giallo im üblichen Sinne, sondern eher: Psycho kidnappt Frau, um sie zu demütigen. Nach einer halben Stunde wollte Julia das Ende sehen (weil sie dachte, es geht nur um Folter und Rache) ... doch am Ende haben wir gar nichts gescheckt, so dass wir dann doch noch den Mittelteil gesehen haben. Ich muss den Film bei Gelegenheit mal in der richtigen Reihenfolge gehen - denn es gibt am Schluss wieder einen Plottwist, der die Story verkehrt und komplett umdreht... Ich würde mal sagen - guter Film, aber ich muss ich einfach nochmal sehen...

                              Jetzt habe ich mir den Film von Piero Schivazappa mal ganz in Ruhe angeschaut und stelle fest, dass er wahrscheinlich zu den obskursten und seltsamsten Gialli zählt. Nun – der Film ist die fleischgewordene Angst des Mannes vor der Weiblichkeit. Ein Freudianisches Feuerwerk für Zuschauer und Kritiker – vielleicht die Essenz des „feministischen“ Filmes. Philippe Leroy spielt Dr. Sayer – einen reichen Knacker, der Vorsitzender einer Stiftung ist. Zum Wochenende hin bestellt er sich eine Prostituierte, die leider abspringt. Deshalb kidnappt er eine Frau, die in der Stiftung arbeitet – und behandelt sich das Wochenende quasi als Sklavin. Sie wird gedemütigt und gequält – zum Vergnügen des Mannes, der seine Männlichkeit durch den aufkeimenden Feminismus und die Stärke, die selbstbewusste Frauen an den Tag legen bedroht. Nun die arme Frau geht durch die Hölle der Angstqualen, bis sie das Spiel mitspielt und die Situation umkehrt…
                              Am besten ist, man weiß nichts über die Story und genießt dieses Psycho-Terror-Drama, dass auf recht intelligente Weise mit Geschlechterrollen umgeht. Die Kulissen sind absolut stylisch und der ganze Film wirkt etwas wie ein (Alp-)Traum. Dagmar Lassander ist hier in ihrer ersten großen Hauptrolle zu sehen und spielt die „Maria“ grandios („Ich bin nicht schön oder sexy. Lassen sie mich doch gehen…“ Haha – von wegen – die Lassander gibt hier den absolut heißen Feger…)
                              „Femina Ridens“ oder „The Frightenend Woman“ (eigentlich heißt der Originaltitel „Die lachende Frau“) ist ein Kunst-Giallo zwischen Arthouse Film und schmierigen Sleaze. Ein Film, der Sex – die Angst vor der Frau (Die „Vagina dentata“ im Film ist eindeutig von Niki de Saint Phalle inspiriert) und der Weiblichkeit in den Mittelpunkt rückt. Ein absoluter Glücksgriff des Kinos – ob man das als intelligent oder widerlich einordnet ist egal. Der Film ist ein „Krimi“ der etwas anderen Art und vor allem sehr vielschichtig. Fazit: Geiles Teil.

                              Der Film war Teil der ersten Giallo-Box von Koch Media. Folglich ist der Film, der nur im Original mit Untertitel vorliegt, nie im Kino gewesen, sondern wurde nur in der Box auf DVD veröffentlicht und wie so oft OOP. In UK ist der Film bei Shameless erschienen.

                              Hier der US-Trailer:


                              und der italienische Original-Trailer:


                              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                Klingt super.

                                In der blauen Giallo Box heißt er:

                                THE FORBIDDEN PHOTOS OF A LADY ABOVE SUSPICION

                                Die Beschreibung passt zumindest.

                                Nee - den Du meinst ist "Frauen bis zum Wahnsinn gequält" von 1970. Der kommt hier auch noch dran...

                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                  Interrabang (1969)

                                  Jetzt kommt ein Giallo der eher leisen Töne. Oftmals wird „Interrabang“ auch als Kunstdrama bezeichnet, doch auch hier würde ich eher Psychodrama sagen. Kurz: es handelt sich erneut um einen Film, der auf einem kleinen Boot spielt – vergleichbar mit „Das Geschlecht der Engel“ und „Top Sensation“. Doch geht dieser Streifen einen anderen Weg. An Bord befinden sich Modefotograph Fabrizio, seine Frau Anna, deren Schwester Valeria und das Modell Margerita. Fabrizio ist ein Hallodri, der mit seinem Modell vor den Augen seiner Frau rummacht, Valeria ist eher intellektuell und wird von den anderen als „unisex“ angesehen, Anna ist sehr von sich überzeugt und das Modell ist doof, aber dauergeil. Als sie in die Nähe einer Insel kommen, wo sie Fotos machen, haben sie plötzlich kein Benzin mehr. Fabrizio hält ein vorüberkommendes Boot an, und bittet diese ihn mitzunehmen. Während der Mann Benzin besorgt, warten die Frauen auf dem Boot. Leider gibt es im Radio eine Meldung über einen entflohenen Mörder. Als dann Marco auftaucht, ein undurchsichtiger Bursche – sind alle Frauen fasziniert. Sie sind sich sicher, das ist der Mörder – denn auf der Insel liegt die Leiche eines Polizisten. Doch statt zu fliehen – geben sie sich alle dem Fremden hin, der allerdings noch weitere tödliche Gelüste in sich trägt.
                                  Regisseure Giuliano Biagetti lässt sich für die Story sehr viel Zeit. Wir lernen die Figuren kennen und ihre Macken kennen, die Beziehungen untereinander werden klar – Hass, Missgunst und Eifersucht kommen hier ebenfalls zu Tage. Trotzdem kommen die Frauen miteinander aus. Doch im Gegensatz zu Fabrizio, der leicht zu haben ist, ist Marco der geheimnisvolle Mann, dem die Gefahr aus allen Poren dringt und die Weiber alle richtig wuschig macht, so dass sie das gefährliche Spiel eingehen. Während der Normalo-Zuschauer wahrscheinlich gelangweilt ist, wird der geübte Giallo-Fan solide unterhalten, vor allem weil der Film wirklich am Ende wieder mit herrlichen Plot-Twists daherkommt, die man zwar sich erschließen kann (ich hab das Ende kommen sehen), aber im Grunde sehr geschickt daherkommt. Natürlich geht es hier wieder um menschliche Verhaltensweisen und weniger um Mord und Totschlag – da hält sich „Interrabang“ (das ist übrigens das Zeichen, wo ? und ! vereint sind) stark zurück. Dennoch ist der Film ein außergewöhnliches Exemplar des Genres, wohl auch, weil er recht selten ist. Es gibt ihn auf DVD in Italien, die noch gut erhältlich ist. Leider besitzt diese keine englischen Untertitel, was es etwas schwer macht dem Film zu folgen. Der Film wartet ja auch nicht großartig mit Blut auf, weshalb er nicht in den Blick der hiesigen Labels rückt. Schade, denn er ist schon eine interessante Fußnote des Giallo-Kinos und einen Blick Wert. Vor allem die jugoslawische Schauspielerin Beba Loncar (die Anna spielt) ist purer Zucker und macht das Anschauen des Films zu einem Vergnügen.

                                  Zwar kein Trailer, aber etwas Musik und Bilder aus dem Film geben schon mal einen kleinen Eindruck:

                                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                    Der Satan ohne Gesicht - La Bambola di Satana (1969)

                                    Hier haben wir es mit einem wirklich seltenen Stück zu tun, den Troy Howarth als einen der schlechtesten Gialli aller Zeiten bezeichnet. Nun, so hart wollen wir nicht mit dem Streifen ins Gericht ziehen, aber er ist tatsächlich alles, aber kein wirklich guter Film.
                                    Es geht um Elisabeth, die nach dem Tode ihres Onkels ein altes Schloss erbt. Die dort lebende Haushälterin berichtet, dass der Onkel Pläne hatte den alten Kasten zu verkaufen. Der Beste Freund des Onkels hingegen verneint das. Doch ein unbekannter Unhold verschafft sich Zugang zum Schloss und stellt Elisabeth nach. Die wird nachts unter Drogen gesetzt und leidet unter Alpträumen – unter anderem wird sie in den Gewölben von Kaputzenmännern gefoltert. Ihr Freund Jack versucht das Rätsel um das Schloss zu lösen…
                                    Nun, der Film ist eher mit dem Gothic-Horror und den Edgar Wallace Filmen verwandt als mit dem Giallo. An diesen erinnert der „Satan“, der immer im Dunkeln bleibt und nie sein Gesicht zeigt. Ich war allerdings schnell auf Spur und hatte die richtige Vermutung, wer der Killer ist. Zum Positiven des Films zählen die stimmigen Kulissen und die Musik – der Gothic Horror kommt schon zum Tragen. Schlimm ist die hölzerne Inszenierung von Ferruccio Casapinta und der wirre Schnitt, der sich auch zwischen Tag und Day for Night nicht immer entscheiden kann. Die Darsteller gehen an sich in Ordnung. Erna Schürer als Elisabeth kommt arg naiv rüber, da macht Roland Carey als Jack die bessere Figur, denn er gibt den Aushilfs-Lex Barker ganz gut. Der Augenschmaus ist die immer geile Schachtel von Haushälterin, die ins Auge fällt. Lucia Bomez ist zwar etwas fortgeschrittenes Alter, sieht aber im Negligé doch ganz knackig aus. Auch Aurora Bautista als Malerin Claudine bereichert den Film nicht nur mit ihrem hübschen Aussehen…
                                    Der Film macht natürlich den Fehler, einen Teil der Lösung aufs Plakat zu drucken. Denn wer die Fotomontage sich anschaut, kommt dem Killer schneller auf die Spur.
                                    Egal. Der Film ist an sich nur Durchschnitt und ein schneller Snack für den Fan. Wichtig bleibt er nur aufgrund seiner Seltenheit, denn er ist nie im Kino gewesen oder auf VHS erschienen. Er erschien erstmalig mit neuer deutscher Synchro bei X-Rated in der ECC und ist daher bereits OOP. Zu empfehlen ist er eigentlich nur den Komplettisten und Giallo-Hardcore-Fans.

                                    Der deutsche Trailer bietet einen hübschen Einblick:

                                    « Letzte Änderung: 04. Dezember 2023, 18:15:03 von Elena Marcos »

                                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                      Dirty Angels - Vergogna schifosi (1969)

                                      Hier haben wir den ersten Vollgriff ins Klo. Selten so einen langweiligen und öden Film gesehen, dabei war die Prämisse eigentlich super. Ein Pärchen hat einen flotten Dreier mit einem Touristen, der dabei an einer Herzattacke stirbt. Mit im Boot ist ein befreundeter Fotograph, der hübsch Bilder von den sexgeilen Leuten macht. Ähnlich wie bei „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ lassen die Drei dann die Leiche verschwinden. Sechs Jahre später bekommen sie die Bilder zugeschickt inklusive Erpresserschreiben...
                                      Klingt spannend, ist es aber nicht. Denn während der 75 Minuten wird geredet, gefeiert, sich Sorgen gemacht, wo man das Geld hernehmen könnte... Und nebenbei sucht man nach dem Erpresser, den die drei in einem mittelosen Künstler sehen. Doch die Suche nach dem Verbrecher gestaltet sich ebenfalls unheimlich langweilig, denn anstatt mal den Spuren nachzugehen, feiern sie lieber mit dem Künstler wilde Partys. Am Schluss nehmen sie sich vor einen weiteren Mord zu begehen, ohne einen Beweis zu haben, dass ihre Vermutung richtig ist.
                                      Einer der wenigen Filme von Regisseur Mauro Severino, der es schafft, dass man sich selbst auf 75 Minuten furchtbar langweilt. Man wollte hier wahrscheinlich eher zum Drama oder Milieustudie übergehen, was ebenfalls voll danebengeht, denn der Film sagt dem Zuschauer gar nichts. Auch nicht am Ende – keine großartige Moral oder Pointe. Und wenn kommt es nicht rüber. Es gibt auch keine großartigen Schauwerte oder gute Darsteller, es ist einfach nur zäh – da hilft auch die Musik von Ennio Morricone nichts mehr. Ein Film, der zu recht vergessen ist. Da ist selbst „Der Satan ohne Gesicht“ großartiges Kino gegen. Ich verlinke hier keinen Trailer – da ich keinen gefunden habe. Den Film gibt es im Original auf YT – mit 18er Sperre, obwohl es hier nix zu sperren gibt. Ich erspare es euch... 

                                      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                        Exzess – Mord im schwarzen Cadillac (1969)

                                        Diesmal handelt es sich um einen ungewöhnlichen Krimi von Altmeister Alberto de Martino. Robert Hoffmann spielt einen Journalisten, der abends von zwei finsteren Typen aus dem Bett geschmissen und vermöbelt wird. Denn sie sind auf der Suche nach Michaels altem Freund Dieter, der das bekannte Werbegesicht für einen Chemie-Konzern ist. Als die Typen weg sind, taucht Dieter auf dem Balkon auf und bequatscht Michael, dass die ihn umbringen wollen. Denn Dieter hat so einige düstere Machenschaften des Konzern-Vorstandes in sein Tagebuch geschrieben. Als sich Michael und Dieter am nächsten Tag treffen wollen, ist es zu spät: Dieter ist in seinem schwarzen Cadillac ums Leben gekommen. Und Michael versucht das Geheimnis um den Tod seines Freundes aufzuklären.
                                        Der Film zeichnet sich nicht unbedingt durch hohen Blutgehalt aus, ist aber durch sein ungewöhnliches Setting doch recht spannend. Michael deckt nach und nach auf, dass alle Vorstandsmitglieder Dreck am Stecken haben und dass sein Freund Dieter, der übrigens eine schnuckelige Frau namens Giesela hat, nicht der unschuldige nette Mensch war. Er war arrogant, intrigant, habgierig – schlicht ein Arsch, denn Geld und Erfolg verdirbt den Charakter. Das muss auch Michael bei seinen Recherchen erfahren…
                                        Wie gesagt, der Film ist spannend, auch wenn ich die Auflösung wieder sofort wusste. Es war von Anfang an klar, wer der Killer ist (obwohl hier es wieder mal riesige Logiklöcher gibt). Es gibt ein paar nette Szenen, die leider in der deutschen VHS-Fassung fehlen. Am Anfang wird der Reporter von den Handlangern in seine eigene Kotze gedrückt – später rächt sich Michael an den Typen und drückt den Bösewicht mit seiner Fresse in ein Katzenklo. Großes Kino. Bisschen wirr ist die deutsche Synchro – denn im Original sind es Italiener in Amerika und in der deutschen Fassung sind es eben Deutsch. Der Look des Films ist ebenfalls sehr international gehalten. De Martino hat wohl in den USA gedreht und deshalb wirkt der Film auch nicht wie ein Italo Streifen.
                                        Im Giallo Genre ist „Exzess“ eine gelungene Abwechslung, die oftmals unterm Radar läuft. Kein Wunder, denn es gab ihn nur auf VHS – als leicht gekürzte 18er und strak gekürzte 16er-Fassung. Hier sind die Ekel-Szenen der Schere zum Opfer gefallen, wie diverse Nacktszenen und ein bis zwei Handlungssequenzen. Übrigens steuerte Bruno Nicolai einen schmissigen Soundtrack bei.

                                        Ich hab keinen Trailer gefunden – hier die Titelsequenz:

                                        Der Film ist auf Englisch jedoch hier zu sehen:
                                        https://www.veoh.com/watch/v123683779Mn45ksFG

                                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                          Blonde Köder für den Mörder - La Morte bussa due volte (1969)

                                          Hier gibt es wieder mal einen Hybriden aus Krimi und Eurospy-Elementen mit einem Schuss typischen Giallo. „Blonde Köder für den Mörder“ ist nämlich eine deutsch-italienische Ko-Produktion unter der Regie von Harald Philipp und wartet mit einem hübschen Mödercast auf. Dan Reed gibt Bob Martin den Helden und Privatdetektiv, der mit seinem Partner Pepe (Leo Askin) und seiner Freundin Ellen Kent (Ini Assmann) einen Mord untersucht, bei dem ein wertvolle Halskette abhandengekommen ist. Denn in einem italienischen Urlaubsort trifft sich eine reiche Amerikanerin mit dem Maler Francesco (Fabio Testi), der offenbar nicht alle Latten am Zaun hat, denn nach dem Liebespiel erwürgt er die Frau. Leider tummeln sich am Strand noch einige finstere Gestalten, der Bootsmann Ricardo, die Schwester des Malers Maria (Nadja Tiller) und Amato Locatelli, der Handlanger von Hotelbesitzer Charly Hollmann (Werner Peters). Nun – die Frau ist tot, der Schmuck ist weg und der Mann der Ermordeten heuert Bob Martin an, die Wahrheit herauszufinden. Deshalb setzt Bob seine Freundin Ellen als Köder für den Lustmörder ein, die sich mit Francesco einlässt. Derweil bekommen Charly und Amato Besuch von Sophia Peretti (Anita Ekberg) und dem Professor (Bond-Bösewicht Adolfo Celi), die für das Syndikat den Hotelier/Bordellbesitzer und den Handlanger, der ein Casinoschiff betreibt, überprüfen…
                                          Die Musik ist oftmals unpassend und erinnert tatsächlich an Bond-Filme (wahrscheinlich, weil Celi mitspielt) – die Atmosphäre des Urlaubsortes sorgt für typisches Eurospy-Feeling und der Giallo-Anteil ist Beigabe. Bemerkenswert ist in diesem eigentlich durchschnittlichen Krimi vor allem Fabio Testi, der einen scheuen und feinfühligen Künstler abgibt, der dennoch ein feuriger Liebhaber sein kann und dann sich in einen Psychopathen verwandelt. Die weiteren Highlights sind vor allem Ekberg und Celi, die als eiskalte Gangster den Film mehr Hollywoodglanz verleihen und ihre Sache sehr überzeugend machen. Auch Werner Peters ist als Hotelbesitzer mit seinem Hund Fritz wie immer solide, nur Nadja Tiller, als „eifersüchtige“ Schwester, bleibt irgendwie blass. Eigentlich dreht es sich mehr um die Suche nach dem Schmuck als um den Mörder, der von Anfang an klar scheint. Natürlich erwartet man dann am Ende einen Plottwist, der jedoch am Ende nicht ganz zu überzeugen vermag. Der Film ist an sich nicht langweilig, aber dennoch kein Höhepunkt des Genres. Es gibt ein paar nette Ideen, aber am Schluss bleibt ein unterhaltsamer 60er Jahre Streifen, der sich nur aufgrund der Besetzung wirklich lohnt. In den meisten Giallo Listen taucht er eigentlich nicht auf, ich hatte ihn in Peter Osterieds Giallo-Buch gefunden, der allerdings fette Fehler in die Inhaltsangabe schreibt. Ich denke, der hat den Film nicht gesehen. Bei uns ist er leider nur auf VHS zu bekommen. Die Fassung ist uncut im Gegensatz zur italienischen und niederländischen Fassung. Leider gibt es weder einen Trailer noch sonstiges Material, einzig der Soundtrack ist auf YT zu finden.

                                          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                            Note 7 – Die Jungen der Gewalt / I Ragazzi del massacro (1969)

                                            Regisseur Fernando di Leo sollte eigentlich mit seinen Poliziotteschi und Mafiafilmen bekannt werden, doch vorher drehte er eine Romanverfilmung, die das Genre des Polizeifilms mit Gialloeinflüssen verband. Der Film „Note 7“ beginnt bereits im Vorspann mit der Vergewaltigung und dem Mord einer Lehrerin durch ihre Schulklasse. Die Frau unterrichtete am Abend ehrenamtlich kriminelle und schwer erziehbare Jugendliche. Die Racker bedankten sich dafür dann, indem sie sich mit einem billigen Fusel betranken und dann über sie herfielen. Der Fall wird von Marco Lamberti bearbeitet, der für unkonventionelle Methoden bekannt ist und sich auch gerne mal an den Kriminellen vergreift. Doch hier wird ihm von den Vorgesetzten sofort ein Riegel vorgeschoben. Dennoch schafft es der Polizist den Jugendlichen in anstrengenden Verhören das eine oder andere Detail zu entlocken ... und entdeckt, dass das wohl eine unbekannte Person im Hintergrund die Fäden zieht.
                                            Der Film ist an sich eine gute Romanverfilmung, die allerdings mit einigen Änderungen aufwartet. Zu Recht, denn die Auflösung hatte di Leo geändert, was dem Film eine plausiblere Erklärung brachte, aber dennoch am Schluss mit einem WFT-Moment daherkommt. Vielleicht nicht ganz schlüssig – aber besser als die Enthüllung der Romanvorlage, die auch mehr als Milieustudie funktioniert. Auch di Leo konzentriert sich eher auf die Kids und ihre Hintergründe. Hierbei steht dann Pier Paolo Capponi im Mittelpunkt, der sich zwar wie ein Maurizio Merli benimmt, aber dann doch als sehr mitfühlend rüberkommt. Sicherlich benutzt er den einen oder anderen Trick, um die Kids weich zu bekommen, aber an dem einen oder anderen hat er dann einen Narren gefressen, so dass er wirklich helfen will. Allerdings will sein Vorgesetzter ihm immer den Fall abnehmen, lässt sich auch dann aber auch stets überreden Lamberti mehr Zeit einzuräumen.   
                                            Insgesamt ist der Film ein guter Krimi, der nur am Ende, mit Entdeckung des Killers, an die klassischen Gialli erinnert. Die BD von SpiritMedia / Mediacs geht an sich in Ordnung und ist noch überall zu haben. Kein Klassiker des Genres, aber ein interessanter Beitrag – besonders, da nicht alle der Kids wohl Schauspieler waren, sondern von der Straße gecastet wurden.

                                            Trailer habe ich keinen gefunden  -  Hier der etwas unangenehme Beginn im Vorspann:
                                             

                                            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                              Island Of The Swedish Girls / L‘Isola delle svedesi (1969)

                                              Aka No Man’s Island oder Twisted Girls. Sehr seltener Giallo von Regisseur Silvio Amadio, dem wir auch „Assassination in Rome“ verdanken. Bei einer Laufzeit von rund 79 Minuten haben die Zuschauer das Problem krassester Langeweile, denn 60 Minuten lang hat man das gefühl einem Urlaubs- oder Reisefilm zu sehen, der zwar phantastisch aussieht (gefilmt von Joe d’Amato), aber von der Story eigentlich nichts zu bieten hat. Es geht um Manuela (super sexy : Eva Green in ihrer einzigen Filmrolle), die sich von ihrem Freund Maurizio trennt. Denn die Beziehung ist wohl nicht das Wahre, auch wenn der Mann stetig seine Liebe bekundet. Manuela braucht Abstand und fährt zu Eleonora (Cathrine Diamant), die eine eigene Insel besitzt. Diese hat gelegentlich eine Affäre mit Franco, was aber nicht so funktioniert, das Eleonara lesbisch ist. Auf der „Schwedeninsel“ beginnt nun eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden Frauen. Manuela möchte nicht mehr zu Maurizio zurück, kann sich aber emotional nicht von ihm richtig trennen und äußert Mordgedanken. Als Maurizio auf der Insel auftaucht, weiß Manuela nicht mehr, wie es weitergeht. Als er jedoch Manuela mitnehmen will, eskaliert die Situation…
                                              Die ersten 60 Minuten sind ein hübsch gefilmtes Drama, ist aber NULL spannend. Die Nacktszenen halten sich auch in Grenzen und die Beziehung ist recht zahm inszeniert. Eigentlich ist nur das Finale interessant, denn die Eskalation ist wie ein Italo-Western inszeniert – die staubigen Kulissen, die Ruinen auf der Insel, Kameraführung und Musik erinnern weniger an einen Krimi, sondern eher an das Finale eines Westerns. Die Story und auch der Plottwist am Ende ist heute nicht mehr zeitgemäß. Man muss dazusagen, Nino Segurini als Maurizio wirkt wie das klassische Macho-Arschloch. Dass er Manuela liebt nimmt man ihm keine Sekunde ab und seine bestimmende Art über die labile Manuela gibt dem Zuschauer dann den Rest. Ich war schnell auf der Seite von Eleonora und blieb als Zuschauer bis zum Schluss bei ihr.
                                              Insgesamt ist der Film natürlich Käse – die Auflösung kann man sich sofort denken und überrascht keinen. Dennoch fand ich die letzten 15 Minuten ganz cool. Dafür sich die Entwicklung rund 60 Minuten anzusehen, war zwar nicht direkt anstrengend, da man doch tolle Landschaften und hübsche Frauen geboten bekam, aber für ein spannenden Streifen braucht man jedoch etwas mehr. Trotzdem war es mal interessant ihn gesehen zu haben.
                                              Der Film lief mal im TV und ist leider nirgendwo offiziell erschienen. Ich habe eine Aufnahme von einem Freund bekommen, daher war es mir möglich mal reinzuschauen.

                                              Hier ein kurzer Clip von YT – kein Trailer, sondern nur eine kurze Szenenansammlung:

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                                                Der Schwanz des Skorpions
                                                - der zweite Giallo von Martino ist leider storytechnisch nicht ganz so ausgefuchst wie der Vorgänger, doch hält er mit vielen Anspielungen kräftig bei Laune. Bei manchen Szenen weiß man gar nicht, wer bei wem geklaut hat, denn manches kennt man aus Argentos Erstling, bzw. einige Szenen sind später in Argento Filmen zu sehen gewesen. Spannend ist die Mörderhatz schon, denn wie bei Psycho wird die eingeführte Hauptrolle hingemeuchelt und durch eine fesche Reporterin (Anita Strindberg) ersetzt. Bis zum Finale (das ich mir leider schon denken konnte...) bleibt aber doch ein sehr unterhaltsamer Italo-Krimi, mit gutem Bodycount.




                                                Der Schwanz des Skorpions (1972) :bd:
                                                Ich mach es mir dieses Mal einfach und unterschreibe Deinen Text im Großen und Ganzen. Ich verstehe glaub ich allmählich den Begriff "Giallo" besser. Keine Ahnung, welcher windige Schreiber daraus ein Subgenre mit festen Markenzeichen und eng abgesteckten Regeln gemacht hat. Ein Giallo kann hingegen alles mögliche sein. Ok, hier gibt es einen maskierten Killer der Leder und schwarze Handschuhe trägt und mit Klinge mordet, aber abgesehen davon bekommt man eher einen von Hitchcock geprägten, spannend erzählten Thriller mit coolen Wendungen. Vielleicht war ich nicht aufmerksam genug, aber ich hab das Ende echt nicht kommen sehen.
                                                Ich hab ja in letzter Zeit ein paar Vertreter gesehen. Vielleicht liegt es an der vielseitigen Auswahl, aber die Filme waren genaugenommen schon überraschend unterschiedlich. Also "Giallo" ist eher ein Überbegriff, als ein Subgenre, ganz anders als z.B. der "Slasher".
                                                Sergio Martinos Film besticht mit einem tollen, abwechslungsreichen Soundtrack von Bruno Nicolai. Durch die stilsicheren Bilder, die schönen Schauplätze und die hübschen Frauen, bekommt man auch eine Menge fürs Auge. Guter Film, hat mir gefallen.
                                                :7.5:

                                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


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                                                  Paranoia (1970) - A Quiet Place to Kill

                                                  Umberto Lenzi hat nun zum dritten Mal die gute Carroll Baker gewonnen, um in einem seiner Giallo mitzuspielen. Auch Jean Sorrel ist wieder dabei, so dass fast nichts schief gehen kann.
                                                  Natürlich wird innerhalb des vertrackten Plots, das ein oder anderen doch schief gehen, das sei aber hier nicht verraten.
                                                  Nun – Carroll Baker ist Helen, furchtlose Rennfahrerin, und erleidet einen Unfall, als plötzlich vor ihrem geistigen Auge das Gesicht ihres Ex-Mann Maurice (Sorrel). Sie überlebt den Crash und wird von dem Arzt angehalten, auf sich zu achten – kein Stress, keine Zigaretten, kein Sex und kein Alkohol (den er aber dann doch erlaubt). Als sie das Krankenhaus verlässt, erreicht sie eine Einladung von ihrem Ex-Mann, der sie nach Mallorca einlädt. Doch hier stellt sie fest, dass nicht Maurice, sondern seine aktuelle Frau Constance sie auf die Insel gebeten hat. Nun – der Grund wird schnell klar. Constance ist reich und Maurice, der Playboy hat es wohl nur auf ihr Geld abgesehen. Die gehörnte Ehefrau will mit Helen gemeinsam, den fiesen Ehemann aus dem Weg räumen. Helen hatte es in der Vergangenheit schon einmal versucht, ist jedoch gescheitert. Nun wollen die Frauen einen Bootsausflug nutzen, um den Tod von Maurice als Unfall dastehen zu lassen. Leider kommt alles ganz anderes…
                                                  US-Giallon Experte Troy Howarth kann den Film wohl nicht gut leiden, da er seiner Meinung nach nicht die Klasse anderer Vertreter erreicht. Doch eigentlich ist „Paranoia“ genau deshalb gut. Lenzi kopiert sich nicht selbst, sondern kommt mit einer spannenden Dreieckskonstellation daher – die sich gewaschen hat. Im Grunde bedient sich der Regisseur einer klassischen Noir-Konstellation und treibt alle Charaktere in den Abgrund. Lenzi spart hier etwas an Mordsequenzen und Blut, was aber nicht schlimm ist. Wir bekommen wieder eine hübsche (nackte) Carroll Baker zu sehen und einen überheblichen Jean Sorrel, dem die Schmierigkeit aus jeder Pore tropft.
                                                  Viel sollte man über den Plot nicht verraten, denn natürlich geht der Mordanschlag voll daneben, was eine Kette an Problemen verursacht – vom befreundeten Richter, der die Bootsgeschichte aufklären will über den befreundeten Filmer, der den verhängnisvollen Nachmittag aufgezeichnet hat, bis zur frivolen Tochter von Constance, die das ganze nochmal verkompliziert. Die Musik ist wieder recht schmissig (obwohl einer der Songs bereits in einem früheren Giallo genutzt wurde), die Kulissen des sonnenverwöhnten Mallorcas kommen gut zu Geltung und die weibliche Besetzung (unter anderem auch Marina Coffa als Töchterchen) ist hübsch anzusehen. Selbst Anna Proclemer kann man in ihrem fortgeschrittenen Alter eine gewisse erotische Aura nicht absprechen.
                                                  Kurzum – ein zahmer aber recht spannender Giallo, der auf jeden Fall für Fans einen Blick wert ist. Das Mediabook ist natürlich mal wieder oop, aber die BD sollte noch als Hartbox aufzufinden sein.

                                                  Kurzer unverfänglicher Einblick in den Streifen:

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