Der Giallo-Thread

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Elena Marcos

  • a.k.a. Dirk
  • Moderator
  • *****
    • Come on in ... hahahahahahahahahah
      • Show all replies
    Konnte mich schwer zwischen deep Red und Opera eentscheiden...ich habe Opera gewählt...obwohl ich als Fan alle Argentos gut finde....

    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


    Offline Elena Marcos

    • a.k.a. Dirk
    • Moderator
    • *****
      • Come on in ... hahahahahahahahahah
        • Show all replies
      So - also empfehlenswert sind da die alten Argento Klassiker, welche die Tier Trillogie ausmachen : Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe, Die neunschwänzige Katze und viel fliegn auf grauem Samt.

      Bethmann hat in seiner Giallo Reihe einige Perlen (Sergio Martions "Stachel des Skorpions"), aber auch einigen Müll ("Die Nacht der blanken Messer" - hatte mehr Sex als Gewalt...)...

      "Blutige Seide" von Mario Bava ist die Mutter aller Gialli und damit der "erste Giallo". Aber auch sein Sohn Lamberto hatte einiges zum Genre beizutragen...wobei "Stage Fright"/"Aquarius" mit zu den brutalen und bekannteren Vertretern zählt....(aber auch "Das unheimliche Auge" und "Body Puzzle" waren nicht von schlechten Eltern...)

      Auch Umberto Lenzi hat etwas beigeragen, wie auch Lucio Fucli - auf dessen derben Giallo "Lizard in a Womanns Skin" sehr viele Leute warten....und der "N.Y. Ripper" von Fulci ist Legende, wobei mal seine alten Werke wie "Don't Torture a duckling" und "Nackt über Leichen" nicht ausser Acht lassen sollte....

      Eine hervorragende Abhandlung, welche sehr unterhaltsam zu lesen ist befindnet sich in gebundener Form unter dem Titel "Das wilde Auge" von Christian Kessler leider nicht mehr im Handel.

      [amazon=3890483119]Amazon Empfehlung[/amazon]

      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


      Offline Elena Marcos

      • a.k.a. Dirk
      • Moderator
      • *****
        • Come on in ... hahahahahahahahahah
          • Show all replies
        Zitat von: "Sing-Lung"

        P.S. Habt ihr eigentlich gewusst, dass sich Jennifer Connelly mittlerweile für ihre Rolle in Phenomena schämt? :-P  :lol:


        Waaaass - einer ihrer besten Rolle - im gegensatz zur der Oscar prämierten Grütze von "a beatiful mind"

        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


        Offline Elena Marcos

        • a.k.a. Dirk
        • Moderator
        • *****
          • Come on in ... hahahahahahahahahah
            • Show all replies
          Zitat von: "thwagner"
          Und der entsprechende Nachwuchs scheint entweder kaum vorhanden zu sein oder keine Chance zu kriegen.
          Ich glaub, inzwischen ist es mit Horrorfilmen u. ä. in Italien ähnlich wie bei uns: Der Markt wird halt von den US-Importen dominiert und einheimische Regisseure kommen einfach nicht mehr zum Zug.


          So ist es...die Sender haben die Macht und die machen nix...jedenfalls nix gutes...

          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


          Offline Elena Marcos

          • a.k.a. Dirk
          • Moderator
          • *****
            • Come on in ... hahahahahahahahahah
              • Show all replies
            Ich hab Zeder im Schrank, als er mal auf SAT 1 gelaufen ist...da dieser "Zombie" - Film nicht dem üblichen Horror dieses Genres entspricht, sondern auf Atmosphäre baut - war das Ding meines Wissens auch uncut...

            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


            Offline Elena Marcos

            • a.k.a. Dirk
            • Moderator
            • *****
              • Come on in ... hahahahahahahahahah
                • Show all replies
              Zitat von: "thwagner"

              Huch, auf SAT1??? Da muß wohl einem der Verantwortlichen ein Versehen passiert sein... ;)


              Kann man wohl sagen....vielleicht wollte der wieder Friedhof der Kuscheltiere rauskramen und hat sich bei der Inhaltsangabe vertan...hehe!

              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


              Offline Elena Marcos

              • a.k.a. Dirk
              • Moderator
              • *****
                • Come on in ... hahahahahahahahahah
                  • Show all replies
                Zitat von: "Osolemio"
                Habe mir auch extra mal eine 'Best Of' geholt. Man erntet aber verwunderte Blicke, wenn man mal im Auto jemanden mitnimmt und gerade die CD drin ist...

                Osolemio


                Wieso ? Erwarten die Leute bei dir Chart Musik ?
                Bei Suspiria hatte ich während einer Autofahrt im Urlaub etwas Probleme. Wenn die nervernzerreissende Tracks kommen - sind die Leute im Auto auch irgendwie "gereizt".

                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                Offline Elena Marcos

                • a.k.a. Dirk
                • Moderator
                • *****
                  • Come on in ... hahahahahahahahahah
                    • Show all replies
                  Zitat von: "thwagner"
                  Am meisten eigentlich Sachen im Stil von Morricone, aber Goblins PROFONDO ROSSO und SUSPIRIA sind natürlich einfach genial. Absolut herausragend ist aber auch Emersons INFERNO-Soundtrack.


                  Mater Suspiriorum.....Lacrimarum....Tenebrarum...lalalalala!!!

                  Hach...ich greif gleich in den CD Schrank...

                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                  Offline Elena Marcos

                  • a.k.a. Dirk
                  • Moderator
                  • *****
                    • Come on in ... hahahahahahahahahah
                      • Show all replies
                    Hab gerade "Stimme des Todes" gesehen und bin doch recht angetan. Wenig Sleaze, gute Story, saugeiler Soundtrack, eine ausgewogene Prise Gore (nix allzu Heftiges) und eine spannende Atmosphäre. Kann man sich durchaus zu Gemüte führen, einer der besseren Vertreter seines Genres.

                    Den hab ich hier auch noch rumfliegen, kann mich aber kaum dran erinnern...

                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                    Offline Elena Marcos

                    • a.k.a. Dirk
                    • Moderator
                    • *****
                      • Come on in ... hahahahahahahahahah
                        • Show all replies
                      Wer sich erinnert - Gunter gab mir mal eine nette Empfehlung:
                      Das interessiert doch bestimmt den Dirk und den ein oder Anderen hier.

                      Mammutwerk über Giallos. Ich würde schnell zuschlagen. Die Preise gehen ja in die Höhe  :!:
                      In zwei Bänden bisher.

                      https://www.amazon.de/So-Deadly-Perverse-Italian-Giallo/dp/1936168502/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1493449168&sr=1-1&keywords=so+deadly+so+perverse

                      https://www.amazon.de/So-Deadly-Perverse-Italian-1974-2013/dp/1936168588/ref=sr_1_cc_1?s=aps&ie=UTF8&qid=1493449310&sr=1-1-catcorr&keywords=so+deadly+so+perverse

                      Ich hab mir die Bände noch zu recht moderaten Preisen bestellt und bin fasziniert von dem Nachschlagewerk. Troy Howarth gibt einen guten Überblick zu dem "gelben" italienischen Krimis von 1963 bis so 2012. Die ersten Seiten haben mich inspiriert mich wieder etwas näher mit meiner Lieblingsspielart des italienischen Kinos zu beschäftigen. (Was BÜCHER so auslösen können). Im Oktober kommt sogar ein neuer Band von Christian Keßler mit dem Titel "Gelb wie die Nacht", der ebenfalls die Spielarten des "Giallo" umfassend beleuchtet. Grund genug für mich hier ebenfalls mal meine Gedanken niederzuschreiben.

                      Troy Howarth schreibt allerdings, dass er natürlich eine Auswahl treffen musste. Es gibt etwa Poliziottesco, die das Genre streifen, aber kein "Giallo" im klassischen Sinne sind. Wir wissen, dass der Begriff "Giallo" auf den gelben Umschlägen der Krimis basiert, die in Italien erschienen sind. Zum Giallo in Buchform gehören sämtliche Krimis. Im Film stellen wir uns oft die Streifen vor in denen ein maskierte Killer im Regenmantel mit einem Messer blutig auf Frauen einsticht... das ist so der Kern des Genres.

                      Nach der Lektüre bin ich direkt mit 1963 eingestiegen und habe mir den Ur-Giallo nochmal vorgenommen:

                      The Girl Who Knew Too Much
                      - Mario Bavas Klassiker von 1963 gibt es leider nicht auf deutsch. Ich hab die französische DVD, die mit englischen Untertitel und auch italienischem Ton aufwartet. Der Film ist tatsächlich die Blaupause der Blaupause, denn vor Blutige Seide hat Bava mit diesem Film den klassischen Giallo vorgezeichnet. Es geht um eine junge Amerikanerin, die nach Rom kommt um Ferien zu machen. Ihre kranke Gastgeberin stirbt unverhofft, daher versucht die junge Nora dann Hilfe zu holen. Auf dem Weg zum Krankenhaus wird sie überfallen und ausgeraubt. Kurze Zeit später wird sie Zeugin eines Mordes - doch niemand glaubt ihr. Sie ermittelt zusammen mit einem jungen Arzt (John Saxon) und stößt auf den Fall des Alphabet-Killers, der bereits drei Morde hinter sich hat ... und ihr Nachname beginnt mit einem "D".

                      Bava filmt hier zwar noch in Schwarz-Weiss, doch Ausleuchtung und Inszenierung sind absolut Horrortauglich. Die Einstellung, in der man den Killer sieht, ist toll - man sieht den Schatten über der Leiche und die Augen blitzen ganz leicht im Gesicht. Brr... der geübte Giallo-Fan und auch Argento Jünger kommt dem Geheimnis leider schnell auf die Spur. Interessant ist, dass man schon viel vom Plot des "Geheimnis der schwarzen Handschuhe" hier wiederfindet. Der Ausländer, der einen Mord beobachtet, und ihm niemand glaubt. Ein schreckliches Geheimnis und viele falsche Spuren. Auch Hitchcock hätte an dem Streifen seinen Spaß gehabt.
                      "The Girl who knew too much" ist ein grandioser Italo-Krimi, hervorragend fotographiert und leider zu unrecht vergessen.


                      Das Telefon
                      - Im Anschluss nahm ich mir dann nochmal die erste Episode von Bavas "Drei Gesichter der Fucht" vor. Die Kurzgeschichte mit dem Titel: Das Telefon" ist quasi der erste Giallo in Farbe. Ich muss kaum erwähnen, dass die Umsetzung von Bava absolut bildgewaltig ist und ohne Ende rockt. In etwa einer halben Stunde erzählt der Meister von Rosy (Michele Mercier ... wow), die von einem Unbekannten am Telefon belästigt wird. Dieser prophezeit ihr, dass sie in der Nacht sterben muss. Sie glaubt, dass der Anrufer ihr Ex-Freund ist, der wohl aus dem Gefängnis ausgebrochen ist (wo sie ihn hingebracht hat). Aus Angst ruft sie ihre Freundin Mary an, damit sie die Nacht bei ihr bleibt. Doch wie immer ist alles anders, als man denkt... Nachts dringt tatsächlich ein Mann in die Wohnung ein...
                      Hier möchte ich nicht den Rest verraten, denn die Geschichte ist natürlich mit doppelten Boden, auch wenn viele die Pointe erahnen. Die Geschichte gibt selbst auch einiges früh preis... aber das sollte man sich selbst angucken. Dennoch hat Bava hier schon vieles etabliert. Den geheimnisvollen Beobachter/Killer. Das ängstliche leicht bekleidete Opfer und einen hübschen lesbischen Unterton, der in der US-Fassung komplett rausgeschnitten wurde. Kulisse, Beleuchtung und Farbe ist superb. "Blutige Seide" musste quasi der nächste Schritt sein... aber der folgte erst 1964.


                      1964:

                      24 ore di terrore
                      - nun, bevor es mit "Blutiger Seide" So richtig losgehen konnte, gab es noch zwei kleinere unbekanntere Filme. "24 ore di terrore" ist eher dem Gangsterfilm zuzuordnen. Dennoch sind hier einige Giallo-Elemente bereits enthalten. Eigentlich geht es um eine Drogen-Schmuggler-Bande, die sich in einem hübsch gruseligen schlossähnlichen Anwesen verschanzen. Vor einem großen Deal soll noch ein Mittelsmann einer befreundeten Organisation dazukommen. Doch das FBI schleust einen Mann Undercover ein, um den Deal und die Bande hochgehen zu lassen. Doch dann geschehen in dem Schloss mehrere Morde. Die Gangster wollen herausfinden, wer ihnen der Gar ausmachen will und warum. Bis zur Auflösung gehen jedoch einige Verbrecher hops.

                      Der Hybrid ist nicht ganz Fisch noch Fleisch, aber dennoch recht spannend und filmhistorisch interessant. Leider ist er nur mal im italienischen TV gelaufen und sonst nicht erhältlich. Ich hatte das Glück in auf YT zu finden - sogar mit englischem Untertitel. Kein großer Wurf, aber zum einmal sehen, war es schon unterhaltsam. Regisseur Grandi hat nur einen weiteren Film gemacht und sonst nicht.

                      Assassination in Rome
                      - gelistet mit der Jahreszahl 1965 stand "Il Segreto del vestito rosso" im SDSP Band unter 1964. Dieser Krimi von Silvio Amadio war mir komplett unbekannt. Erschienen ist er nur als US-DVD von Dark Sky Films im Double Feature mit "Espionage in Tangiers". Nun die DVD ist wie ein klassischer Kino-Besuch aufgemacht - es gibt vorher Pizza und Würstchen-Werbung, dann Trailer und dann den ersten Streifen. Ich hab den Agenten-Film und auch die "Intermission" übersprungen, weil ich gestern Abend nicht allzu viel Zeit hatte.
                      Ich war angenehm überrascht. Denn "Attentat in Rom" ist ein wundervoll gefilmter Krimi an den Touristenschauplätzen von Rom und Venedig und sieht hervorragend aus. Die Story ist verschachtelt und etwas verworrene, was es eigentlich total spannend macht. Am Fontana die Trevi wird die Leiche eine Fotographen gefunden, der noch im Besitz eines kleinen Drogenpäckchens ist. Zeitgleich brechen Old Mike und Dino, vertrottelte Kleinganoven, in die Wohnung des Fotographen ein, die allerdings schon von anderen verwüstet wurde. Sie räubern die Wohnung also weiter aus. Mike klaut sich ein Paar Schuhe, die ihm zwar nicht passen, aber super aussehen. Hier finden die zwei später einen Mikrofilm, der noch wichtig werden soll...
                      In Rom ist übrigens auch Shelly North unterwegs, die mit ihrem Mann Bill Urlaub macht. Leider verschwindet ihr Mann und Shelly wendet sich an die Polizei, die das aber nicht ganz Ernst nimmt. Shelly trifft auf ihre alte Jugendliebe Dick Sherman, der sich mittlerweile als Reporter einen Namen gemacht hat. Dieser will Shelly helfen und recherchiert in einem Sumpf aus Verbrechen und falschen Spuren, bis er Bill in Venedig aufspürt. Dieser kam mit starken Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Was Bill gemacht hat oder mit wem er sich getroffen hat - kommt nach und nach ans Licht. Doch der Mörder schläft nicht... und macht Jagd auf Bill, Shelly und den Mikrofilm...
                      Der Film hat mich letztendlich supergut unterhalten - er war super spannend und auch toll gefilmt. Was ihn leider in die letzte Kategorie rutschen lässt, ist die total bekloppte Auflösung und ein Täter der kein Sinn ergibt. Hier hatte man das Gefühl es musste hinter der Maske jemand sein, den niemand vermutet hätte. Nun - ich auch nicht - denn es machte kein Sinn. Auch alle anderen Fäden wurden gar nicht aufgelöst oder mit einem Satz vom Tisch gewischt. Das macht das Ende des Films (das Finale mit dem Abgang des Killers erinnerte an Argentos "Vier Fliegen auf grauem Samt") absolut unglaubwürdig und enttäuschend. Wahrscheinlich ist das mit ein Grund, warum der Films sonst nirgends ausgewertet worden ist. Schade - aber so ist der Film nur leidliches Mittelmaß.

                      « Letzte Änderung: 06. August 2020, 16:48:57 von Elena Marcos »

                      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                      Offline Elena Marcos

                      • a.k.a. Dirk
                      • Moderator
                      • *****
                        • Come on in ... hahahahahahahahahah
                          • Show all replies
                        Wer sich erinnert - Gunter gab mir mal eine nette Empfehlung:
                        Das interessiert doch bestimmt den Dirk und den ein oder Anderen hier.

                        Mammutwerk über Giallos. Ich würde schnell zuschlagen. Die Preise gehen ja in die Höhe  :!:
                        In zwei Bänden bisher.

                        https://www.amazon.de/So-Deadly-Perverse-Italian-Giallo/dp/1936168502/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1493449168&sr=1-1&keywords=so+deadly+so+perverse

                        https://www.amazon.de/So-Deadly-Perverse-Italian-1974-2013/dp/1936168588/ref=sr_1_cc_1?s=aps&ie=UTF8&qid=1493449310&sr=1-1-catcorr&keywords=so+deadly+so+perverse

                        Ich hab mir die Bände noch zu recht moderaten Preisen bestellt und bin fasziniert von dem Nachschlagewerk. Troy Howarth gibt einen guten Überblick zu dem "gelben" italienischen Krimis von 1963 bis so 2012. Die ersten Seiten haben mich inspiriert mich wieder etwas näher mit meiner Lieblingsspielart des italienischen Kinos zu beschäftigen. (Was BÜCHER so auslösen können). Im Oktober kommt sogar ein neuer Band von Christian Keßler mit dem Titel "Gelb wie die Nacht", der ebenfalls die Spielarten des "Giallo" umfassend beleuchtet. Grund genug für mich hier ebenfalls mal meine Gedanken niederzuschreiben.

                        Die beiden Werke sind wirklich spitze. :biggrin:
                        Kann ich den interessierten Fans auch nur nahelegen. :)

                        Im Übrigen gibt es noch einen dritten Band, der sich quasi mit dem "Global Giallo" beschäftigt - also ausländische Varianten, etwa "Dressed To Kill" ist da ein sehr gutes Beispiel.

                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                        Offline Elena Marcos

                        • a.k.a. Dirk
                        • Moderator
                        • *****
                          • Come on in ... hahahahahahahahahah
                            • Show all replies
                          Blutige Seide (1964)

                          - jetzt bin ich da. Bei DEM Film, der den Giallo eigentlich begründet hat. Ich hatte im Forum gesucht bis ich gelb wurde. Ich hab den alten Giallo Thread durchforstet und auch mein "Letzter Film, den ich..." - ich hab nie etwas zu dem Film verloren, obwohl ich ihn im letzten Jahr noch gesehen hatte. Schande über mich. Nun - eigentlich DARF man nichts über diesen Krimi verraten. Aber kurzum:
                          In der Agentur/Atelier von Christina (gespielt von Eva Bartok) kommt es zum Mord an dem Model Isabella. Die Frau wurde auf dem Weg zur Arbeit von einem maskierten Killer mit schwarzem Regenmantel und Handschule brutal ermordet. Später wird die Leiche in der Agentur gefunden und die Polizei alarmiert. Inspektor Silvestrie verhört sämtliche Verdächtigen. Es gibt zahlreiche zwieelichtige Personen, etwa den Freund Isabellas, der drogensüchtige Franco, den Geschäftsführer der Agentur Max, einen dauernervösen Angestellten usw. Plötzlich endeckt das Model Nicole das Tagebuch der Toten und will es der Polizei übergeben. Aber nicht nur Nicole hat ein Interesse an dem Buch, sondern auch alle anderen - denn jeder hat ein Geheimnis und Isabella hat vielleicht was in ihr Tagebuch geschrieben. Nun - auch Nicole wird ins Gras beißen und das Tagebuch verschwindet, aber dennoch findet der Inspektor immer weitrer Hinweise - und das morden geht weiter... Wer ist der Killer?

                          Bavas Klassiker war einfach nur wegweisend. Natürlich der verzwickte Plot mit den vielen Verdächtigen und der überraschenden Lösung/Finale (das der geübte Zuschauer von heute sich jedoch vielleicht denken kann) - aber auch die sendationelle Kameraarbeit des Films. Farben, Beleuchtung und Settings sind über jeden Zweifel erhaben. Die Agentur mit den vielen Puppen ist genauso unheimlich, wie der Antiquitätenladen von Franco. Die Morde sind alle hübsch inszeniert und auch recht brutal, aber nicht blutig und sehr kurz. Damals war das noch nicht gang und gebe, die Todeszenen von schönen Mädchen so auszuwalten. Doch zum Beipsiel ist der Mord mit der Kralle doch sehr effektiv.
                          Bava versteht es sich allerdings auch auf Hitchcocks Wegen zu wandeln. Zum Beispiel gibt es einen klassische Suspense Szene in der Nicole ihre Handtasche in der Agentur auf einen Tisch stellt - und alle verstohlene Blicke zu der Stelle werfen. Bava lässt die Tasche groß im Vordergrund erscheinen, während im Hintergrund immer Leute im hektischen Treiben vorbei gehen. Man fragt sich - verschwindet die Tasche mit dem Buch bald... Bava lässt hier die Spannungskurve richtig ansteigen.
                          Einen Fehler hat jedoch die deutsche Kinosynchro. Denn als der Killer sich bei Nicole telefonisch meldet, kann man aufgrund der bekannten Stimme sofort den Killer erraten. Das führt natürlich sofort auf eine gute und richtige Spur. Dennoch gelingt es dem Film, den Zuschauer bis zuletzt an der Nase herumzuführen. (Wer sich überraschen lassen will, sollte nicht auf Wikipedia die Zusammenfassung lesen - das gilt übrigens für JEDEN Film).

                          Als Fazit bleibt ganz klar zu sagen: Ein Muss für jeden Italo/Giallo-Fan.

                          Der Film ist damals bei ems und Anolis auf DVD erschienen. Besonder die "Buio Omega" Version ist mittlerweile rar und teuer. Bei X-Rated ist er allerdings dann auch als Mediabook mit Bluray erschienen. Doch kostengünstig ist er bei Krekel in der CCC mittlerweile raus oder als Complete 2-Disc Collection (BD/DVD - also ein Mediabook ohne Mediabook). Also der Film ist an sich noch gut erhältlich und sollte in keiner Sammlung fehlen.

                          « Letzte Änderung: 19. September 2022, 12:49:54 von Elena Marcos »

                          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                          Offline Elena Marcos

                          • a.k.a. Dirk
                          • Moderator
                          • *****
                            • Come on in ... hahahahahahahahahah
                              • Show all replies
                            Verrückt. Ich habe das definitiv nicht gefunden... und ich hab lange gesucht. Ich raff es nicht. Aber ich hätte mich wirklich gewundert, wenn ich zu dem nichts geschrieben hätte.

                            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                            Offline Elena Marcos

                            • a.k.a. Dirk
                            • Moderator
                            • *****
                              • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                • Show all replies
                              War ganz einfach und schnell. Oben auf Suche klicken (niemals die Schnellsuche verwenden), dann "seide" als Suchbegriff und bei "von Benutzer" deinen Usernamen eingegeben, den Haken bei "als Beiträge zeigen" noch gesetzt, der bewirkt, dass auch mehrere Treffer in demselben Thread angezeigt werden, dann ein bisschen in den Ergebnissen gescrollt.

                              Der Haken war's! Gut zu wissen.

                              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                              Offline Elena Marcos

                              • a.k.a. Dirk
                              • Moderator
                              • *****
                                • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                  • Show all replies
                                Die teuflische Intrige (aka Der Teufelskreis)

                                - "L' Intrigo" fällt wahrscheinlich unter die Kategorie vergessener Film. Kein Wunder, denn er ist kaum gelaufen und bei uns nur noch als extrem seltene Videokassette erhältlich. In der Frühphase des Giallos ist dieser auch noch nicht von schwarzen Handschuhen durchsetzt. Dennoch ist der Krimi von Geroge Marshall (US Regisseur), der zusammen mit Vittorio Sala, entstanden ist, ein spannendes Filmchen geworden. (Auch wenn Frank Trebbin schriebt: Lahmer Psychothriller vor schöner Kulisse. )
                                Die Geschichte ist tatsächlich nicht originell. Shirely Jones spielt die Amerinakerin Karen Williams, die ,Assistentin eines Gutachters ist, der für Graf Barbarelli in Rom die Kunstsammlung schätzen soll. Der Hausherr ist zunächst sehr unsympathischer Typ, leicht schmierig und herrisch. Karen macht sich an die Arbeit, doch erliegt sich bald dem Charme des Grafen und verliebt sich. Plötzlich steht eine junge Frau in der Tür. Cora ist die Tochter des Grafen, die nach einem Skiunfall ihr Gedächtnis verloren hat. Doch nach einem kleinen Schock kehrt Coras Erinnerung wieder und behauptet die Frau des Grafen zu sein...
                                Sicherlich ist der Zuschauer schnell auf der Seite von Cora, denn Karen ist leichtgläubig und nimmt in ihrer Liebe dem Grafen sämtliche Lügen ab. Doch Karen schwankt immer zwischen den beiden - denn Cora klingt glaubhaft, kann es aber nicht beweisen, weil ihre Papiere und Hochzeitsbilder fehlen. Dann kommt der Graf mit der nächsten Erklärung und Karen fällt drauf rein. Im Hintergund gibt es noch eine Liebhaberin des Grafen, die ebenfalls die Wahrheit kennt und den Mann zurück haben will. Doch der eiskalte Kerl lässt sich darauf nicht ein... Dann geschieht ein schrecklicher Unfall...
                                Ich sage jetzt nicht, wer und wie ins Gras beißt - doch ab dem Moment wird der sonst super durchschaubare Film doch spannend. Denn Karen fängt an zu zweifeln und beginnt eigene Ermittlungen. Sie geht einem Hinweis nach, den es später so ähnlich auch in "Profondo Rosso" gab - und entdeckt die Wahrheit...
                                Wer sich nicht von der lahmen Geschichte abschrecken lässt, bekommt vor allem ein toll fotographierten Film zu sehen, der Italien in schönsten Farben zeigt. Die Schauspieler sind zwar etwas hölzern (bis auf George Sanders als Kunstfachmann), machen ihre Sache aber dennoch gut. Die letzten zwanzig Minuten sind Giallo pur - auch ohne Mörder im Regenmantel. Dies ist noch eine
                                Produktion aus der Zeit, wo US-Regisseure und Schauspieler nach Italen kamen, um doch günstig zu drehen. Hier merktend ie Italiener dann, dass sie das auch selber gut können - und es gipfelte in einer Phase reichhaltigen Schaffens der Filmindustrie.
                                Leider ist der Film schwer erhältlich. Die Videofassung ist vielleicht gekürzt, was mir jedoch nicht aufgefallen ist. Leider ist natürlich die Qualität der VHS nicht mehr uptodate und wird der Kameraarbeit nicht gerecht. Ob, der Film allerdings jemals erscheinen wird, wag ich zu bezweifeln. Laut ofdb lief er 2006 mal auf Premiere. Kein Highlight, aber doch sehr unterhaltsam.
                                « Letzte Änderung: 06. Juli 2020, 08:17:43 von Elena Marcos »

                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                Offline Elena Marcos

                                • a.k.a. Dirk
                                • Moderator
                                • *****
                                  • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                    • Show all replies
                                  Sexy Party a.k.a. Death on the fourposter (1964)

                                  - Der frühe Giallo-Thriller mit dem Originaltitel „Delitto allo specchio“ ist irgendwie wieder so ein krudes Zwitter-Dings. Wahrscheinlich hatte sich das Genre selbst noch nicht so definiert, dass es zunächst zu diesen Mischmasch-Streifen kam.
                                  In „Sexy Party“ geht es um eine Gruppe junger Leute (heute wären das Teenies), die ein Wochenende bei ihrem Freund Ricky verbringt. Der ist nämlich ganz schön wohlhabend und hat ein Schloss. Die Party beginnt mit ein paar Drinks. Dann taucht auf einmal Serena auf (Famme Fatale – Antonella Lualdi) mit ihrem neuen Gespilen Anthony auf (John Drew Barrymore). Serene heizt der Zusammenkunft erstmal ein – mit einem bizarren Tanz (auf Anthonys neuer Single Sexy Party), wo alle durchs Wohnzimmer stapfen wie beim Square Dance. Danach gibt es ein paar Spielchen der Sorte Wahrheit oder Pflicht, beziehungsweise Zocken mit Würfeln. Wer keine Kohle hat, setzt dann einfach die Freundin... Doch richtig interessant wird es erst, als Serena der Bande offenbart, dass ihr Anthony übersinnliche Fähigkeiten hat. Er kann per Berührung eines Gegenstandes die Vergangenheit erspüren oder Zukunft voraussagen. Die Demonstration geht für alle schlecht aus – denn er prophezeit den Tod, der ins Schloss einzieht. Anthony verschwindet, weil er an seine Gabe glaubt – und Serena bleibt, um den Nervenkitzel auszureizen. Leider ist Serena auch bald tot und die Clique geht auf Mördersuche.
                                  Tja – wer war es? Die Frage beschäftigt den Zuschauer erst gut ab der Hälfte, denn so lange dauert es bis der erste ins Gras beißt. Die anrüchige Party mutet heute etwas altbacken an – eher wie ein Kindergeburtstag, wo man die ersten Küsschen verteilt und sich verkleidet. Doch nach dem Fund der Leiche wissen alle, es ist kein Spaß mehr. Zunächst verdächtigt man das Faktotum Aldo, der gerne die Mädchen mal durchs Schlüsselloch beobachtet. Dann gibt es noch die Haushälterin Caterina, die wohl eine Affäre mit dem jungen Hausherren unterhält (ich finde Luisa Rivella heißer als alle Backfische in dem Film zusammen – leider empfindet Ricky das nicht so... zumindest nicht am Party Wochenende). Als Ricky dann Franca tot auf einem Sofa findet und die Leiche später verschwindet, zweifelt er an seinem Verstand und glaubt er wäre der Killer... doch die Fäden zieht ein Unbekannter.
                                  Die Story ist ein bisschen lala, tempoarm und die Auflösung wieder an den Haaren herbeigezogen. Positiv aufgefallen sind die Kameraführung und die Atmosphäre, die dadurch erzeugt wird. Denn in weiten Teilen wirkt der Film wie ein Gothic-Horror-Film mit Kerzenbeleuchtung und Geheimgängen. Dann gibt es wieder diese Teenie-Szenen (mit komisch jazziger Musik, die aber irgendwie unpassend klingt), dann gibt es die Krimi-Sequenzen. Filmhistorisch geht der Film ok, ist aber kein Highlight – denn die Morde passieren Off-Screen. Da hat Bava schon für die Zeit die Messlatte weit nach oben gesetzt. Fazit: Nettes Krimi-Kammer-Stück in Schwarz/Weiß, aber auch nicht mehr.

                                  Angeblich gibt es eine DVD mit einem Triple-Feature - ich musste YT hinzuziehen:
                                  « Letzte Änderung: 06. Juli 2020, 08:17:55 von Elena Marcos »

                                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                  Offline Elena Marcos

                                  • a.k.a. Dirk
                                  • Moderator
                                  • *****
                                    • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                      • Show all replies
                                    klinht nach nem ziemlich kruden Dingens

                                    Also für einen Giallo schon. Aber der Durschnittszuschauer würde den Film für eine langweilige Schmonzette halten. Weil ja eigentlich nicht viel passiert. Wenn man aber bedenkt, dass die Jugendlichen eine wilde Party feiern, wirkt das ganze schon etwas merkwürdig. Bei einer wilden Party hab ich Bilder von 80er-Jahre-Filmen im Kopf...

                                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                    Offline Elena Marcos

                                    • a.k.a. Dirk
                                    • Moderator
                                    • *****
                                      • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                        • Show all replies
                                      klinht nach nem ziemlich kruden Dingens

                                      Also für einen Giallo schon. Aber der Durschnittszuschauer würde den Film für eine langweilige Schmonzette halten. Weil ja eigentlich nicht viel passiert. Wenn man aber bedenkt, dass die Jugendlichen eine wilde Party feiern, wirkt das ganze schon etwas merkwürdig. Bei einer wilden Party hab ich Bilder von 80er-Jahre-Filmen im Kopf...
                                      Filmhistorisch scheint der nicht uninteressant zu sein. Auch wenn es hier keine Teens sind, Teen Horror Muster scheint es ja im Ansatz zu geben.

                                      Man muss dazu sagen, dass früher die "Teenies" ja oft von Erwachsenen gespielt wurden (siehe "The Blob" - McQueen war doch wirklich kein Teenie mehr). Ich finde in dem Film benehmen sich die "Erwachsenen" eben ziemlich kindisch. Daher meine Einschätzung.

                                      "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                      Offline Elena Marcos

                                      • a.k.a. Dirk
                                      • Moderator
                                      • *****
                                        • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                          • Show all replies
                                        Crimine a due – A Game of Crime (1964)

                                        - Weiter geht’s mit einem Schwarz/Weiss Giallo der 60er. Nach Sexy Party landete John Drew Barrymore wieder in einem italienischen Krimi. Hier gibt er einen kleinen Schmierlappen von Gauner Paul, der spielt und um seine Schulden zu begleichen, seinen Arbeitgeber Davide Lugano beklaut. Paul hat wohl eine Affäre mit Luganos Frau Anna und ein Kind mit Sängerin Christine. Eigentlich will sich Paul aus dem Staub machen, doch Davide hat Herzprobleme und bekommt am Abend einen Anfall. Nun – Davide stirbt und Anna erbt alles, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Anna seinen Bruder Carlo, der nach einem Autounfall schrecklich entstellt und gelähmt ist, zu Hause pflegt. Dazu ist dann Schwester Elisabeth da, die sich später als Pauls Schwester herausstellt. Paul macht sich bei Anna als Berater breit, verplant ihr Geld uns schickt Christine in eine Abtreibungsklinik. Doch Inspektor Perrotti, ein Freund von Davide, vermutet Mord und beginnt gegen Paul und Anna zu ermitteln... doch dann geschieht ein weiterer Mord...
                                        Eigentlich ist der Krimi recht durchschnittlich. Er lebt von der schmierigen Darstellung John Drew Barrymores und dem undurchschaubaren Beziehungsgeflecht. Dennoch blieb ich bis zum Ende dran, denn ich vermutete (ganz recht) eine Auflösung mit doppelten Boden. Die kommt zwar am Ende etwas platt daher, kann man aber noch grad durchgehen lassen. Leider ist Romano Ferrara kein guter Regisseur, was man schnell merkt... Geht zwar insgesamt ok, aber Spannung ist etwas anderes. Zu schnell vermutet man, wo der Hase hingeht, zum Beispiel ist der behinderte, ewig schreibende Bruder nicht einfach nur Dekoration oder Gruselstaffage. Sofort weiß man, es hat schon einen Grund warum der im Film ist.
                                        Insgesamt ok – aber halt kein großartiger Krimi. Für den Sonntagnachmittag solide Unterhaltung, aber kein Meilenstein des Genres. Da er wohl mal im TV lief, ist er auch nur auf You Tube zu finden.


                                        "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                        Offline Elena Marcos

                                        • a.k.a. Dirk
                                        • Moderator
                                        • *****
                                          • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                            • Show all replies
                                          What Ever Happened to Baby Toto? / Che fine ha fatto Totò baby? (1964)

                                          Bereits 1964 erschien in Italien die erste Giallo-Parodie, obwohl das Genre erst gerade noch im Entstehen war. In dieser Komödie steht Schauspieler „Antonio Griffo Focas Flavio Angelo Ducas Comneno Porfirogenito Gagliardi de Curtis di Bisanzio“, kurz Totó, im Mittelpunkt. Er spielt nämlich einen rüden und im Herzen unsympathischen Kleinganoven Baby Toto, vor dem die Polizei gerade zu zittert. Er und sein Bruder Pietro rauben seit frühester Kindheit (der Vater wird ebenfalls von Toto gespielt) alles, was ihnen zwischen die Finger kommt. Im Waisenhaus wird der Monsignore um seinen Schmuck gebracht, im Krieg stehlen sie den Faschisten sogar die Stiefel während der Militärparade und nach dem Krieg erleichtern sie die Amerikaner um eine Medaillensammlung. Während Pietro eher der trottelige Unglücksrabe ist, entpuppt sich Baby Toto als Hirn hinter sämtlichen Aktionen. Er kommt auf die Idee am Bahnhof Reisende um ihr Gepäck zu bringen. Dabei rauben sie einen Koffer mit einer Leiche, die sie an der Backe haben. Als sie den Körper verschwinden lassen wollen, gabelt Pietro (mit einem gestohlenen Wagen) die süßen deutschen Urlauberinnen Helga und Inge auf, die sie zur Villa von Micha Auer bringen. Der betreibt einen kleinen Drogenring und pflanzt Marihuana im Garten an. Leider kommt es zu einer Verwechslung – die Deutschen Fräuleins nehmen den Koffer der Leiche, Baby Toto und sein Bruder den mit der Damenunterwäsche. Die Ganoven steigen in die Villa ein, um die Leiche wieder zurück zu bekommen...
                                          Was zunächst nach „Immer Ärger mit Harry“ aussieht, entwickelt sich zu „Der Fremde im Zug“, denn die Trottelverbrecher verwechseln die Leiche mit dem Hausherrn, der seinen Rausch auspennt. Dieser erwacht natürlich bei der „Beseitigungsnummer“ und erpresst die Brüder. Er lässt die Leiche verschwinden, wenn sie seine Frau umbringen. Die hat nämlich viel Geld und ein schwaches Herz. Bei dieser Nummer bricht sich Pietro ein Bein und ist an einen Rollstuhl gefesselt und kann die Villa nicht verlassen. Baby Toto bedient sich jeden Tag am Drogenfeld und stopft sich das Zeug wie Salat rein – mit schrecklichen Folgen...
                                          In der letzten halben Stunde parodiert der Film natürlich den Klassiker von Aldrich mit Bette Davis und Joan Crawford. Baby Toto verwandelt sich langsam zum Psychopathen, der seinen Bruder quält (und serviert ihm am Tisch diverse Ekligkeiten) und gegen Ende tatsächlich zusammenschlägt (wie im Originalfilm...). Hier hat der Film schon längst die Biege zum Horrorfilm gemacht, denn Baby Toto macht auch vor Mord nicht mehr halt und lässt die Leichen verschwinden (oder auch nicht). Über allem schwebt zwar schwarzer Humor, aber irgendwie ist es furchtbar derbe. Er zerschmettert Pietros zweites Bein gar mit einem Hammer, nur weil er Auer gegenüber erwähnt hat, dass Pietro beide Beine gebrochen hat.
                                          Was wie eine typisch chaotische italienische Komödie beginnt, wird am Ende, trotz viel Klamauk, zur bitterbösen Parodie. Leider ist der Film wohl nie auf Deutsch oder Englisch erschienen. Natürlich gibt es auch einige Seitenhiebe auf die Deutschen – aber es hält sich im Rahmen. Der Film wurde produziert von Luciano Ercoli, der später selbst einige Meisterwerke des Genres abgeliefert hat und das Drehbuch stammt von Sergio Corbuccis Bruder Bruno. Star des Films ist aber ohne Zweifel Toto, der so richtig aufdreht. Für ihn war der Film noch ein später Erfolg, denn die Jahre später starb er an einem Herzinfarkt. Der absolute Hammer ist jedoch, dass er 1957 durch eine Augeninfektion so gut wie blind wurde und dennoch weiterarbeitete. In keiner Szene fällt auf, dass der Mann nichts mehr sieht...
                                          Fazit: Die Komödie hat einige gute Gags, funktioniert letztendlich auch als Parodie und entpuppt sich dann doch als fieser Krimi – was den Film irgendwie einzigartig macht.
                                          Leider ist er nicht auf Scheibe erhältlich – daher musste man wieder auf YT zurückgreifen:


                                          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                          Offline Elena Marcos

                                          • a.k.a. Dirk
                                          • Moderator
                                          • *****
                                            • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                              • Show all replies
                                            Ja... aber es gibt Untertitel zu dem Streifen... nur nicht auf YT.

                                            "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                            Offline Elena Marcos

                                            • a.k.a. Dirk
                                            • Moderator
                                            • *****
                                              • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                                • Show all replies
                                              Libido (1965)

                                              Ein Giallo, wie er im Buche steht. Ernesto Gastaldis Regiedebüt, das er mit etwas Hilfe von Vittorio Salerno umsetzte, ist ein absolut klassischer Vertreter seiner Art. Er beginnt mit einem kleinen Jungen, der mit seiner Spieluhr (Jimmy, die Grille), der zufällig mit ansehen muss, wie sein Vater – ein perverser Sex-Killer, eine Frau im eigenen Haus umbringt. Er hat sie in einem Zimmer voller Spiegel ans Bett gefesselt, bevor er sie tötet. Dann geht der Vater aus dem Haus zu den Klippen und begeht Selbstmord. Jahre später wird der erwachsene Christian (gespielt von Giancarlo Giannini) als geheilt aus der Anstalt entlassen und fährt zusammen mit seiner Frau Helene (Dominique Boschero) zurück zum Elternhaus. Begleitet werden sie von seinem Anwalt Paul (der bekannte Italienische Nebendarsteller Luciano Pigozzi) und dessen junger Frau Brigitte (Mara Maryl). Christian versucht sich seiner Vergangenheit zu stellen, hat insgeheim aber Angst wie sein Vater zu sein. Seine Frau und auch Paul unterstützen ihn, während Brigitte, ein typisches blondes Dummchen, von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt. Das zeigt sich direkt, als sie sich zum Schlafen das Mordzimmer aussucht.  Christian lässt das widerwillig zu. Doch plötzlich häufen sich schreckliche Ereignisse. Christian glaubt, sein Vater wäre wieder da. Schließlich wurde seine Leiche nie gefunden. Der Schaukelstuhl wippt, seine Pfeife liegt qualmend im Aschenbescher und mitten in der Nacht sieht Christian seinen Vater im Garten. Als er Helene holt, ist die Gestalt weg, aber feuchte Fußspuren führen durch das Haus...

                                              Nun – Gastaldi, der etliche Drehbücher und Romane verfasst hat, inszenierte ein Kammerspiel, das die meiste Zeit mit nur vier Personen auskommt. Pigozzi als zwielichtiger Anwalt ist sowieso eine Show und auch Mara Maryl, die übrigens mit Gastaldi verheiratet war und die Idee für diesen Film hatte, gibt das blonde Dummchen als perfekte Mischung aus Arroganz, Naivität und purem Sex. Der Film spielt die größte Zeit im Haus und lässt sich für die Entwicklung der Geschichte erstaunlich viel Zeit, ohne allerdings langweilig zu sein. Immer wieder bekommt der Zuschauer ein Puzzlestück, bis zum ersten Mord...

                                              Hier sein natürlich nicht verraten, wer wen umbringt. Ich habe zwar halbwegs richtig gelegen, doch hat mich das Ende dann doch etwas überrascht. Aber eins kann ich versprechen: natürlich gibt es ein Finale mit doppeltem Boden und einer doch fiesen Pointe.
                                              Libido ist ein absolut gelungener Krimi, der am Anfang mich entfernt an „Profondo Rosso“ erinnern ließ. Hier gibt es den kleinen Jungen (ich glaube unterm Weihnachtsbaum – kann mich aber nicht genau erinnern) und eine Spieluhr mit einer Melodie, die auch zum unheimlichen Hauptmusikthemas des Filmes wird. Es gibt viele unheimliche Szenen in dem Haus und eben eine fiese Auflösung.
                                              Ich kann diesen kleinen Krimi, die geneigten Giallo-Fan auf jeden Fall ans Herz legen.

                                              Erschienen ist er bisher nur in Italien auf DVD und in den USA auf VHS - allerdings nur im Original ohne UT. Da hilft mal wieder nur YT:


                                              Kurzer Nachtrag:

                                              Notturno con grida (1981)

                                              1981 drehten Gastaldi und Salerno tatsächlich eine Fortsetzung zu „Libido“, die sie jedoch nur machen konnten, weil aufgrund eines Corona (???!?) -Gesetzes von 1965  staatlicher Förderung abrufen konnten. Hier traten Mara Maryl und Luciano Pigozzi wieder in ihren Rollen als Brigitte und Paul auf. Ich hab mich zwar gefragt, wie das gehen sollte, aber Paul gibt selbst die Antwort (war für mich schwierig zu verstehen, weil es den Film auf YT nur auf Italienisch gibt). Doch ein Blick in das Standardwerk von Roberto Curti (Italian Gothic Horror – Band 3) gab Aufschluss. Paul hat seinen Sturz von der Klippe überlebt und konnte die Polizei rufen, die auch Brigitte aus ihrer Lage befreiten. Nun ist Brigitte ein Medium, dass mit Christians Geist Kontakt aufnehmen kann. Sie fahren mit einem Kamerateam in die Wälder und machen sich auf Geisterjagd. Leider sieht man diesem Film, das niedrige Budget an. Die Regisseure fuhren selbst mit kleinster Crew in den Wald und drehten quasi eine Vorabvariante von Blair Witch. Denn die Protagonisten kommen aus den Wäldern nicht mehr hinaus. Die Zeit steht still, das Auto verschwindet und taucht wieder wie aus dem Nichts auf und der Geist von Christian macht seinerseits Jagd auf die Truppe. Eigentlich ist der Film totaler Käse. Die Schauspieler labern sich einen Ast ab – und bis mal etwas Verfolgungsaction und Totschlag passiert, ist der Film auch wieder vorbei. Das Finale bezieht sich wieder auf den originalfilm – aber das war‘s dann auch. Gruselig ist der Film Null und nur noch als Fußnote zum tollen Original zu verwerten. Schade.
                                              « Letzte Änderung: 24. Oktober 2020, 16:03:11 von Elena Marcos »

                                              "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                              Offline Elena Marcos

                                              • a.k.a. Dirk
                                              • Moderator
                                              • *****
                                                • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                                  • Show all replies
                                                The Monster of Venice / The Embalmer (1965)

                                                Troy Howarth bezeichnet ihn als “Worst of the Worst Gialli“, aber ganz so schlimm ist es nicht. „The Embalmer“ ist mehr ein durchschnittlicher Grusel-Krimi a la Wallace, der leider sehr uninspiriert gedreht ist.

                                                In dieser Geschichte geht ein unheimlicher Mörder in Venedig um. Er taucht durch die Lagune und holt sich schnell und sicher seine jungen Opfer, die meist um die 18 Jahre alt sind, und bringt diese dann in die Katakomben unter der Stadt. Hier konserviert er die Leichen und stellt diese in einen Art Vitrinen-Schrank – sein Tempel der Schönheit und des Todes. In der Zwischenzeit hat der Reporter Andrea eine Theorie und geht zur Polizei, die ihm aber nicht glaubt. Schließlich sind keine Leichen gefunden worden. Als dann auch noch eine Horde Studentinnen auf den Plan treten, verliebt sich Andrea nicht nur in die fesche Betreuerin Maureen, sondern das „Monster“ hat eine hübsche Auswahl an knackigen Girls für seine Ausstellung...

                                                Dem Film muss ich schon etwas Atmosphäre zusprechen. Der Mörder ist als „Froschmann“ unterwegs und zieht die Mädels immer gekonnt unter Wasser. Die jeweiligen Opfer werden immer mit einem kurzen Freeze-Frame gekennzeichnet, wenn der Irre sich die ausguckt. Auch das Finale in der Unterwasserhöhle ist schon schaurig – eben so richtig Wallace-Like. Leider ist der Rest des Films sehr statisch gefilmt. Hübsche Einstellung aus Venedig gibt es genügend, aber es reicht nicht für einen richtig packenden Film. Auch die kurze Laufzeit von rund 76 Minuten tut dem Film gut. Die Identität des Mörders ist recht früh ersichtlich und keine echte Überraschung, aber es hätte auch jemand anderes sein können. Eine Aufklärung zu seiner Motivation gibt es am Ende nicht.

                                                Der Film ist bisher nur in den USA erschienen. Es gibt ihn auf DVD und in Tales of Horror Collection –wahlweise im 50er oder 100er Pack. Ich hab ihn bei YT entdeckt. Fazit: ok – und nicht mehr.

                                                « Letzte Änderung: 19. September 2022, 12:47:12 von Elena Marcos »

                                                "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                                Offline Elena Marcos

                                                • a.k.a. Dirk
                                                • Moderator
                                                • *****
                                                  • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                                    • Show all replies
                                                  Le Notti della violenza / Night of Violence (1965)

                                                  Auf Deutsch kam „Night of Violence“ unter dem Titel „Der Killer der sündigen Mädchen“ in die Kinos. Seitdem fiel der durchschnittliche Thriller dem Vergessen anheim. Keine Ahnung warum, denn eigentlich bietet der Streifen einen spannenden Kriminalfall, der mit frühen Giallo-Ansätzen punkten kann. Die Story ist eigentlich typisch. Carla Pratesi hängt in einem Callgirl-Ring fest, aus dem man sich nur schwer entziehen kann. Eigentlich wollte sie an der Geburtstagsfeier ihres Vaters, ein hochangesehener Diplomat, teilnehmen, doch die Chefin Luisa erpresst sie und zwingt sie zu einem Date mit einem Kunden. Auf dem Weg dorthin hat ihr Wagen einen „Platten“. Ein unheimlicher Fremder bietet ihr seine Hilfe an – doch er hat wenig Interesse an dem Reifen, sondern eher an der Frau. Wenige Sekunden später ist sie tot... Commissario Ferretti wird mit dem Fall betraut. Doch dann häufen sich die Todesfälle und der Killer wurde gesehen: es ist ein bekannter Kino-Schauspieler...

                                                  Man sieht es gleich – der Killer trägt natürlich ein Maske und ist scharf auf „sündige Mädchen“. Der Schwarzweiß-Film hat mit rund 77 Minuten eine annehmbare Länge. Er wartet allerdings nicht mit einer außergewöhnlichen Story, Kameraarbeit oder Schauspielleistungen auf, sonder bietet solide Kost. Im Grunde genommen ebnet der Film den Weg des „Giallos“, obwohl Bava ja bereits schon die Richtung vorgegeben hat.

                                                  Fazit: Night of Violence ist nicht gut, aber auch nicht schlecht. Quasi für Giallo-Freunde interessant, aber auch nicht mehr. Zu sehen ist auch dieser Streifen auf YT im Original mit UT. An einer Veröffentlichung wäre garantiert keiner interessiert – daher – auf diesem Kanal:   

                                                  « Letzte Änderung: 19. September 2022, 12:48:49 von Elena Marcos »

                                                  "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


                                                  Offline Elena Marcos

                                                  • a.k.a. Dirk
                                                  • Moderator
                                                  • *****
                                                    • Come on in ... hahahahahahahahahah
                                                      • Show all replies
                                                    La Donna del lago / The Possessed (1965)

                                                    Das Debüt von Luigi Bazzoni ist ein ganz besonderer Film und kein gewöhnlicher Giallo. Er ist mehr Arthouse Film, der eher auf Antonioni und Visconti verweist. In hypnotischen Schwarz/Weiss- Bildern gelingt Bazzoni eine unheilschwangere Atmosphäre aufzubauen, die seinesgleichen sucht. Hier fährt der Schriftsteller Bernard in einen kleinen italienischen Ferienort, der an einem See liegt. Bereits als Kind war er schon öfter dort zu Gast. Im letzten Jahr hatte er dort im Hotel das Zimmermädchen Tilde kennengelernt (und lieben?). Nun fährt er wieder dorthin, um sie wieder zusehen. Sein Vorwand ist, dass er an einem Buch arbeitet, das „Erinnerungen“ zum Thema hat. Als er im Hotel ankommt, erzählt der Besitzer Enrico ihm, dass Tilde tot ist – Selbstmord. Doch der Fotograph im Ort, der bucklige Francesco, glaubt nicht daran – denn sie wurde mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Auf einem Foto entdeckte er ein Indiz – offenbar war Tilde schwanger. Bernard will die Wahrheit wissen und forscht weiter... und bemerkt, dass viele Menschen um ihn herum Geheimnisse haben. Mario, der Sohn des Hoteliers, genauso wie Marios Frau, die sich merkwürdig verhält, und auch der Vater von Tilde, ein stadtbekannter Trinker. Immer weiter dringt Bernard in das Geheimnis ein...

                                                    Bazzonis Film hat ein ganz langsames Tempo, zieht aber seine Spannung daraus, dass Bernard (gespielt von Peter Baldwin) nach und nach ein Puzzlestück nach dem anderen enthüllt. In Rückblenden lernen wir dann auch Tilde kennen, die ebenfalls Geheimnisse hatte. Man sollte nicht zu viel verraten – auch wenn der geübte Zuschauer weiß, wo es wieder hingeht. Doch das außergewöhnliche an „The Lady oft he Lake“ ist die Atmosphäre, die einen von der ersten Minute nicht loslässt. Man möchte wissen, was mit dem Mädchen passiert ist und wer mit wem wo drin hängt. Im Gegensatz zu etwa „Der Leuchtturm“, dem ich nichts abgewinnen konnte, verzaubert mich Bazzonis Film jetzt bereits zum zweiten Mal. Da es um einen Mord geht, kann man die Story zwar noch als Giallo durchgehen lassen, doch liegt die Qualität dieses Films ganz woanders. Solche Geschichten wären auch was für Hitchcock oder David Lynch gewesen, obwohl die etwas anderes draus gemacht hätten. Ich kann jedem diesen Film ans Herz legen, doch man muss sich darauf einlassen.

                                                    Meinen ersten Eindruck nach der Erstsichtung war dieser:

                                                    La Donna Del Lago

                                                    - gestern wollte ich eigentlich nur kurz in den Streifen reinschauen - bäm, drangeblieben. Bazzonis Debut Film funktioniert wie ein perfekter Mystery-Thriller mit einer unheilschwangeren Atmosphäre. Gekleidet in sensationelle Schwarz-Weiß Fotographie kommen wir hier einem Geheimnis auf die Spur, das es in sich hat. Der Schriftsteller Bernard fährt in seinen Lieblingsurlaubsort, um sich zu erholen. Doch in Wirklichkeit möchte er Tilde widersehen - das Zimmermädchen aus dem Hotel, in dem er immer absteigt, da er sich sehr zu ihr hingezogen fühlt. Leider hat sich die Dame das Leben genommen - was jedoch der Dorffotograf bezweifelt, da er auf einem Foto ein Hinweis findet, was ihn an dem "Selbstmord" zweifeln lässt. Bernard versucht nun herauszufinden, was Tilde passiert ist und sticht in ein "Wespennest".  Wow - mich hat der Film von Beginn an gefesselt - seine ruhige, unheilvolle Art ist der von "Le Orme" nicht unähnlich, führt jedoch zu einer Auflösung - die am Ende zwar Sinn ergibt und doch Spielraum für Interpretationen lässt. Mir jagte der Schluss doch etwas Gänsehaut über den Körper, weil man nach der Auflösung, noch einen kleinen Schubser bekam... und am Ende nicht ganz klar löst, wer hier wen umgebracht hat - aber im Endeffekt, niemand unschuldig ist. Der Film basiert auf einem Drehbuch von Giulio Questi, der mich schon mit "Die Falle" begeistern konnte. Auch wenn der Regisseur das Script bearbeitet hat, lässt sich die Struktur des Geheimnisses auf jeden Fall auf Questi zurückführen. Dieser hat sich zudem an einem Buch orientiert, das einen wahren Fall beschreibt.
                                                    Fazit: Ruhiger, fesselnder "Giallo" der anderen Art. Für Cineasten und Menschen mit Ausdauer und Ruhe ein absolutes Meisterwerk.

                                                    Der Film ist leider nur in der Box mit Bazzonis Film „Spuren auf dem Mond“ erhältlich, die mittlerweile oop ist und grad zu 127 Euro gehandelt wird. Das ist natürlich too much. Schade ist eben nur, dass er als Bonus verramscht wird. Er hätte eine eigene V.Ö. auf jeden Fall verdient.

                                                    Hier der Trailer dieses Meisterwerkes:


                                                    "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"