Vice Wow, ich bin hier wirklich positiv überrascht. Adam McKay, der ganz ähnlich wie Todd Phillips früher nur Komödien gedreht hat, liefert hier nach "The Big Short" seine zweite Arbeit ab, die auf wahren Begebenheiten basiert. In der Inszenierung geht er auch einen ganz ähnlichen Weg. Ein bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzter Film, der genreübergreifend funktioniert. Klar in erster Linie ist es ein Bio Pic über Dick Chaney, aber die Mittel welche hier zum Erzählen der Geschichte verwendet werden, sind teilweise sehr ungewöhnlich und unterhaltsam. Viel Off-Text, viel Verbildlichung von Gedanken, Ironie, Elemente eines Lehrvideos, abenteuerliche Montagen... Diesen Stil hat McKay schon ganz ähnlich in Big Short benutzt, ich finde diese Handschrift richtig klasse. Und hier geht er sogar weiter, denn ich finde "Vice" extrem witzig. Wir haben uns hier an mehreren Stellen halb totgelacht. Nach etwa 45 Minuten kommt einer der lustigsten Gags in einem Film, der letzten Jahre.
Als plötzlich schmalzige Musik einsetzt und der Erzähler seine "alternative Wahrheit" erzählt, dass Chaney ausgestiegen ist und ein Familienmensch wird und dann der Abspann beginnt... Ich hab fast Tränen gelacht. Ein Geniestreich. Auch die Nummer wie sich die Eheleute Chaney in Shakespeare Versen im Bett unterhalten, war ebenfalls der Hammer.
Hinzu kommen ja dann auch Steve Carell als Rumsfeld und Rockwell als George W., welche einen Haufen lustiger Momente haben. Da wir 2-3 Pausen gemacht haben, kann es sein, dass sich die 135 Minuten auch dewegen nicht zu lang angefühlt haben. Um das genau beurteilen zu können, muss ich erst die Zweitsichtung abwarten.
Natürlich sind die Begebenheiten erschreckend, wobei man sich vermutlich schon viele der Hintergründe vorher denken konnte, dennoch funktioniert "Vice" bei mir viel eher als Politik-Satire mit zahlreichen originellen Zutaten, als ein "trockenes" Bio Pic. Ganz grob musste ich sogar hier und da an "I Tonya" denken. Zum Thema Bale: die Verwandlung ist echt stark, wenn die Stimme nicht wäre, hätte ich tatsächlich irgendwann den Schauspieler vergessen. Aber auch die anderen Masken sind sehr gelungen.
Unterm Strich bin ich positiv überrascht worden, neben den guten schauspielerischen Leistungen, habe ich gar nicht so viel erwartet, finde den Film aber letztendlich ziemlich gut. Der reiht sich nach "Wolf Of Wallstreet" und "I Tonya" in den Trend der schwer unterhaltsamen Biografien neueren Datums ein.
