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Lords of Chaos

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JasonXtreme:


Eine wirkliche Inhaltsangabe spare ich mir an dieser Stelle mal - es geht im Grunde um die (wohl eher Metalfans) bekannte Story um Euronymus und Varg Vikernes, quasi deren Kennenlernen bis zum schlussendlichen Mord durch Varg an Euronymus. Anfangs konnte mich der FIlm doch wirklich in seinen Bann ziehen, zumal ich die Geschichte nur vage kannte. Die Metal hörenden Jungs aus dem hohen Norden, die karge Landschaft, eine Zeit ohne Handys, Braindead läuft über den kleinen Röhrenfernseher, man übt in nem kleinen Bandkeller oder feiert Partys mit Alkohol und Sex.... dann der erste Auftritt auf dem Dead seinen Aderlass ins Publikum spritzt, nachdem er vorher den Duft einer toten Ratte eingeatmet hat. Nun kommt Varg ins Spiel, und man spürt sofort die Rivalität zwischen ihm und Euronymus, und zwar in jeder Szene.

Sollten die beiden mal Freunde gewesen sein, wie man nachlesen kann, so ist dies im Film in keiner Pore enthalten. Abneigung, Konkurrenzdenken und Neid spielen stets eine Rolle wenn beide im Bild sind. Die Szene in der Dead sich dann umbringt wird nahezu zelebriert, das tut weh beim Zusehen! Allerdings hat sich Akerlund die Freiheit genommen, dass sich Dead noch selbst die Kehle aufschlitzte, was er anscheinend real nicht tat. Schade, denn diese stilisierung hätte es nicht gebraucht, um diese eindringlich sauharte Szene noch zu pushen. Die zweite harte Nummer ist ein Mord, allerdings konnte ich nichts finden, ob dieser so auch stattgefunden hat durch die betreffende Person - wenn auch das erfunden sein sollte, dann ist es für den Film eher peinlich, zum Grund gleich mehr.

Letztendlich muss es natürlich zur Konfrontation selbst kommen, und Varg darf den armen Euronymus durchs ganze Haus abstechen. Klar hart, eindringlich, man fühlt quasi die Einstiche für die es eigentlich keinen wirklichen Grund gibt. Ja Akerlund hat einen Film geschaffen über den man streiten kann, was er nicht geschaffen hat, ist eine Geschichte die Relevanz hat! Die betreffenden drei Szenen sind wirklich gut inszeniert, sie erzielen die gewünschte Wirkung! Aber Akerlund hat sonst nichts erreicht! Er schafft es uns einen eigentlich grundsympathischen Euronymus zu presentieren, der auch mal mit Papa "kuschelnd" auf dem Sofa liegt und TV glotzt, der sich nur widerwillig am Kirchen zündeln beteiligt der Varg mit Misstrauen begegnet.

Wir haben Varg, einen Typen der schlussendlich ein armer Tropf ist, der nach Aufmerksamkeit hechelt. Die Härte die er ausstrahlt bringt die Figur aber nicht wirklich rüber. Er guckt stets grimmig, er killt Euronymus brutal und rücksichtslos, er fickt sich durch Norwegens Weiberwelt. Tja nun, das nimmt man dem Darsteller aber zu manchen Zeitpunkten einfach nicht mehr ab. Der Womanizer ist er NULL, und als er ein Interview bei sich zu Hause gibt, sich als Graf wasweisich ausgibt, dann ist das schon nahe an einer Komödie - und das war keine Absicht, es sei denn man wollte die Figur lächerlich machen. Btw liest man öfter was von funny oder witzig. Ich fand keine Szene die sich als solche beschreiben ließe.

Was dem Film aber das Genick bricht ist seine Konsequenzlosigkeit. Man hat das Gefühl man schaut sich Ken Park oder sowas an. Die Musik spielt keine wirkliche Rolle, der Erfolg der Band oder deren Wedegang bleibt VÖLLIG links liegen. Das Leben der Jungs wird nicht beleuchtet.... es gibt keinen roten Faden der einen Hintergrund des Ganzen erzählt. Die ganzen Taten und Handlungen dehen sich um eine handvoll junger Erwachsener die lange Haare haben und Metal hören. Ob die den BM geprägt haben, Mayhem, Burzum.... das SPIELT KEINE ROLLE. Klar ist das keine Musikdoku, aber BITTE! Ich meine es geht hier nicht um die örtliche Dorfjugend bei denen sich zufällig ein Suizid und ein Mord ereignet haben!? Das hat Akerlund völlig verschenkt, denn dadurch fehlt eigentlich total der Bezug zu dem Ganzen. Satanismus spielt übrigens auch keine Rolle, es sei denn die stehen mal wie oben vor ner Kirche und heben die Hände...

Ich denke man hätte hier viel mehr rausholen können, darstellerisch fand ich alles gut besetzt, sogar Vikernes, bis man es durch manche Szenen eben versaut hat. Ob der nun real dicklich war oder nicht, das meine ich dabei nichtmal. Aber der Film reduziert sich selbst LEIDER auf die drei besagten Szenen, ok und auf die Rückblende als Euronymus angeblich das Stück Hirn von Dead isst - und mal ehrlich? Wenn man sich Euronymus hier im Film so ansieht, dann hat der das nicht getan. Das führt die komplette Szene dann ad absurdum, weil der Euronymus HIER nichtmal wirklich BM oder Metal an sich gelebt hat und am Ende diese ganze "Böse Getue" ja selbst in Abrede stellt, dass es eben nur Getue für die Medien sei - während seine Olle ihm nen feschen Kurzhaarschnitt verpasst :lol:

 :5: für die Intensität der Szenen, für die Darstellung von Culkin, mehr geht keinesfalls, das hat Filmhälfte 2 gründlich verballert.

Ash:
Konsequenzlos? Dachte genau das Gegenteil sei der Fall. Einmal ansehen würde ich ihn mir wohl.

JasonXtreme:
Ja klar, die Konsequenz das er verhaftet und verurteilt wird besteht - aber ansonsten ist das Ganze irgendwie so beiläufig, die Kirchenbrände deren Auswirkungen fast nicht existent sind, der Mord an einem Schwulen der eingebaut und dann nur nochmal kurz beiläufig erwähnt wird, der Selbstmord ist halt da.... so wie der ganze Rest eben. Die ganze Story ist eben kaum existent, weil sie ihre Wirkung aus diesen Szenen zieht - es gibt hier keine BM-Szene keinen Zusammenhalt, keine Freundschaft es gibt im Grunde eben... NIX. Und das halte ich weder für realistisch noch für filmisch relevant. Dass die mit ihren Auftritten und Plattenverkäufen wohl Geld verdienen müssen, sieht man lediglich am Ende als sie eben in ner großen und gut eingerichteten Wohnung leben :lol: da gibt es evben nichts was drauf hindeutet wieso das eben so ist, warum sie nicht mehr im ranzigen Plattenladen oder Bandkeller rumhängen...

Man meint eben die existieren alle nur für die betreffenden Szenen, und damit der Film sein trauriges Ende findet, nach dem Euronymus nochmal aus dem Jenseits zu uns sprechen darf :lol: die haben kein Leben, keinen Job, gehen nichtmal wirklich feiern oder so. Die gehen aber auch nicht ihrer Musik nach, Auftritten oder... es wird EINMAL gezeigt wie sie im Tonstudio was kurz aufnehmen - was daraus wurde/wird etc. spielt keine Rolle. Und naja es geht immerhin um die Begründer des norwegischen BM, wie sie auch oft rumnöhlen, es geht um Typen die traurige Geschichte geschrieben haben - und da hat Akerlund einfach Mist gebaut.

JasonXtreme:
Der Korrektheit halber sei nachgelegt... den Homosexuellen-Mord gab es wirklich, er wurde von einem Typen namens Bard G. Eithun (Faust) begangen in Lillehammer - er wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt, aber erst nach dem Mord an Vikernes, weil die Polizei erst dann intensiver in der Szene zu ermitteln begann. Der Mord selbst geschah noch zu Lebzeiten von Oystein "Euronymus" - ob der Typ aber wirklich direkt mit Vikernes und ihm in Verbdinung stand finde ich nix wirkliches. Er hatte wohl Briefkontakt mit etwaigen Leuten aus der BM Szene weltweit und ist mittlerweile in der rechten Szene zu finden.

Max_Cherry:
Immerhin beschäftigt dich der Film ganz schön.

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