Französische Filmklassiker

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Offline Max_Cherry

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    Vor ein paar Wochen oder Monaten ist mir aufgefallen, dass ich ganz viele französische Klassiker noch nie gesehen habe. Das sind teilweise Filme deren Namen man ganz oft gehört hat und von denen auch heute noch so einige unter Filmfans als Meisterwerke gehandelt werden oder Filmschaffenden als Inspiration dienten.

    Hier soll es um Werke von Truffaut, Godard, Malle, Renoir, Tati und Co. gehen. Um Filme mit Delon, Gabin, Deneuve Ventura, Moreau, Belmondo, Bardot...
    « Letzte Änderung: 12. Januar 2020, 20:03:06 von Max_Cherry »


    Offline Max_Cherry

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      Obwohl die beiden ersten Filme 23 Jahre trennt und sie komplett unterschiedlichen Genres zuzuordnen sind, haben sie ein gemeinsames Thema, die Gefangenschaft. Und beide haben jeweils eine Szene, die später in "Gesprengte Ketten" wieder auftaucht.






      Das Loch (1960, Jacques Becker) :bd:
      Ich will mich ja ein bisschen mit den alten Franzosen befassen. Der erste Film war schon ein Volltreffer. Knastfilm von Jaques Becker aus den Jahr 1960.
      Erzählt wird von 5 Häftlingen, die sich eine Zelle teilen müssen. Der Umgang miteinander und auch mit den Wärtern ist respektvoll und überwiegend freundlich, glaubhaft auf jeden Fall. Die Jungs arbeiten und verhalten sich vorbildlich. Aber insgeheim planen sie einen Ausbruch und dies wird bis ins Detail gezeigt, die Kamera zeigt so gut wie alles, manchmal minutenlang ohne Schnitt. Es ist wirklich große Kunst, wie spannend und interessant der Film trotzdem ist. Zunächst ein Kammerspiel, aber der Bewegungsradius wächst nach und nach. Jedes weitere Wort über den Verlauf wäre zu viel.

      Der kommt 130 Minuten komplett ohne Musik aus und wird trotzdem nie langweilig. Ich kann gar nicht genau sagen, was den Film so besonders macht, aber er hatte mich einfach in seinen Bann gezogen. Die Darsteller sind auch durch die Bank klasse und die Figuren überwiegend sympatisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass "Das Loch" die Mutter aller Knastfilme ist und Pate stand für ein ganzes Genre.
      Bei einer Sache musste ich beispielsweise an "Flucht von Alcatraz" denken und an anderer Stelle an "Gesprengte Ketten".

      Großes Kino aus Europa, in Sachen Authentizität waren die Franzosen den Amerikanern weit voraus. Ein großartiger Film, da kann ich mich den vielen Lobeshymnen z.b. bei amazon echt anschließen.
      :8.5:






      Die große Illusion (1937, Jean Renoir) :bd:
      Vor wenigen Tagen habe ich versucht "Fahrstuhl zum Schafott" von Luis Malle zu schauen. War ganz nett, aber nicht ausgereift.
      Dennoch hat er mich motiviert, weiter französische Klassiker nachzuholen.
      "Die große Illusion" ist ein Antikriegsfilm von 1937 und ein Plädoyer für Humanismus. Das Geschehen begleitet die Hauptfiguren 1915 in ein deutsches Gefangenenlager für Offiziere. Die Stimmung ist relativ locker und das Schlimmste für die Wärter und die Insassen ist die Langweile. Schnell wird klar, dass der Krieg, der gefühlt weit weg ist, völlig absurd und sinnlos ist. Eine kleine Gruppe Franzosen plant dennoch die Flucht und zwischen 2 professionellen Offizieren (deutsch, französisch) entsteht fast etwas, wie eine Freundschaft. In einer Hauptrolle ist der junge Jean Gabin zu sehen, der war damals schon absolut cool.

      Es gibt viele blutige, abschreckende Filme gegen Krieg, welche das ganze Grauen zeigen. Der hier geht einen völlig anderen Weg und zeigt sogar Herzlichkeit, Freundschaft und Humor. Wir sind alle Menschen und kein Nationalgefühl rechtfertigt einen Krieg. Ein starker Film und zu seiner Entstehungszeit verständlicherweise sowohl in Frankreich als auch in Deutschland verpönt.

      Zitat: "Bist Du auch ganz sicher, dass das die Schweiz dahinter ist?"
      "Gar keine Frage."
      "Aber sieht doch eins wie das andere aus."
      "Ist auch eins wie das andere, Grenzen kann man nicht sehen. Sie sind eine Erfindung der Menschen, die Natur kennt sowas nicht."

      Auch wenn es so klingt, der Film hat nichts kommunistischen und verfolgt am Ehesten den Gedanken, dass wir alle miteinander klarkommen müssen, uns kennenlernen und respektieren sollten. Der Ansatz ist pazifistisch und noch heute aktuell. Zusätzlich zu harten, abschreckenden Antikriegsfilmen sollte man Jean Renoirs "Die große Illusion" in Schulen zeigen.
      Die Blu-ray zeigt eine wirklich sensationell gut restaurierte Bild- und Tonqualität. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich getippt, dass der mindestens 20 Jahre neuer ist, auch vom visuellen her.

      :8:
      « Letzte Änderung: 12. Januar 2020, 20:19:51 von Max_Cherry »


      Offline Max_Cherry

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        Da sind schon ein paar interessante dabei, danke.


        Offline Max_Cherry

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          Ums etwas einzugrenzen, mir geht es in erster Linie um richtige Klassiker, die auch gerne etwas artifizell oder eben einflussreich sind.

          Auf meiner Liste stehen auch schon "Clan der Sizilianer", "Vier im roten Kreis" und "Belle der Jour".

          Aber etwas mainstreamigere Werke sind natürlich auch interessant.
          "Angst über der Stadt" steht z.B. sogar noch verschweißt im Regal, den hab ich bisher wegen der abweichenden Synchronstimme immer links liegen gelassen.
          « Letzte Änderung: 13. Januar 2020, 20:15:41 von Max_Cherry »



          Offline Max_Cherry

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            Ich bin gespannt, hab gestern noch ordentlich DVDs bestellt. Siehe zuletzt gekauft Thread.


            Offline Max_Cherry

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              Der französische Film war in meiner Jugend ein absolut rotes Tuch, der mich 0,00 interessiert hat, empfand alles von denen als absolut lahm und das änderte sich erst ein wenig mit der französischen Horrorwelle zu Beginn der 2000er (High Tension). Aber ich war auch in einem (leicht) anderem Alter wie heute. Stephan, mach doch mal ein themenbezogenes MiniHFT, ein "französisches Wochenende" sozusagen. :D Mich würde schon interessieren, ob sich meine Einstellung zu den Baguette-Filmen geändert hat. :p

              Es gibt halt solche und solche.
              "Das Loch" finde ich z.B. sehenswert oder du hattest ja mal "Die Teuflischen" gesehen und sogar mit 9/10 bewertet.
              Grundsätzlich stimmt das schon, viele von den "alten Schinken" sind langsam erzählt und bestechen jetzt nicht unbedingt in erster Linie durch den besonders Jochen Spaßlevel.

              Die 6 Filme, die bestellt habe, würde ich vermutlich nur Leuten empfehlen, die sich auch für sehr anspruchsvolles Zeug interessieren. Aber mal sehen, ob nicht doch der ein oder andere Tipp dabei ist. Die Filme von Bunel sollen z.B. Satiren auf die Oberschicht sein. Sowas wie "Das große Fressen" gefällt mir ja z.b. auch.


              Offline Max_Cherry

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                Hafen im Nebel :bd:
                Ein weiterer Klassiker mit Jean Gabin, der einen guten Ruf genießt. Regisseur Marcel Carné hat 1938 einen Vorläufer des Film Noir und der Realismus-Welle abgeliefert. Der Film spielt viel im Dunkeln und zeigt eher triste, deprimierende Bilder.

                Im Mittelpunkt der Geschichte stehen überwiegend Menschen am Rande der Gesellschaft. Die Hauptfigur ist ein wortkarger, namen- und mittelloser Desateur, der über die Hafenstadt Le Havre per Schiff in die USA flüchten will. Während seines Aufenthaltes im fremden Ort, findet er in einer kleinen Spelunke des zwar armen, aber gastfreundlichen Panama ein Dach über den Kopf und etwas zu essen. Dort trifft er auf weitere mehr oder weniger ausgestoßene und von der Gesellschaft ausgenutzt Personen. Als er die junge Nelly kennen lernt, die unter ihrem herrischen Vormund und den Annäherungen eines Gangsters leidet, entsteht so etwas, wie eine Liebelei zwischen den beiden. Doch vieles steht dem Glück im Wege und ursprünglich wollte der Ex Soldat doch schnellstmöglich weiter übers Meer...

                Der Film ist anfangs relativ ruhig erzählt, aber bietet permanent interessante Einblicke in eine harte Welt und zeigt Figuren, welche sich durchbeißen müssen um ihr Glück zu finden. Diese Art von Drama in einer authentischen Umgebung ohne romatisierenden Hollywoodkitsch, war 1938 etwas völlig neues.
                Der hat mir gefallen, auch wenn er keine leichte Kost ist, hat der bei mir noch Potential nach oben.
                :7.5:


                Offline Max_Cherry

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                  Der diskrete Charm der Bourgeoisie :dvd:
                  Interessanter Ensemble-Film mit überraschend surrealen Elementen, die ich so nicht erwartet habe. Der Film gaukelt zunächst eine chronologisch erzählte Handlung vor, bricht aber irgendwann damit durch diverse Absurditäten und Traumsequenzen. Im Grunde wird der Niedergang des Bürgertums anhand vieler Symbole erzählt. Das Unvorhersehbare stört die ewig gleichen und langweiligen Beschäftigungen einer Gruppe Freunde/ Bekannte, die eigentlich nur zusammen essen wollten und den ganzen Film über bei diversen Anläufen einfach nicht gelassen werden.
                  Das Ganze wurde von Bunel klasse gefilmt und zwar künstlerisch, aber dabei auch unterhaltsam inszeniert. Den Oscar für den besten fremdsprachiger Film gab es 1972 nicht umsonst.
                  :7.5:


                  Mein kleines Franzenfilm Projekt lohnt sich, bisher haben mir alle Beiträge gefallen.
                  « Letzte Änderung: 22. Januar 2020, 22:09:07 von Max_Cherry »


                  Offline Max_Cherry

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                    Schau dir mal den Film -Wolfsziegel - an.
                    Kann man auf Prime leihen.
                    Nie gehört, schau ich mal


                    Offline Max_Cherry

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                      Der Tag bricht an :bd:
                      Französischer Noir Krimi von 1939 mit Jean Gabin. Der Film beginnt mit einem Mord. Der Täter verschanzt sich in seiner Wohnung, während die Menge der Schaulustigen draußen auf der Straße immer größer wird. In Rückblicken wird erzählt, wie es dazu kam. Die Idee ist gut, aber die Geschichte ist ein bisschen seltsam teilweise und von den alten Dingern mit Gabin fand ich ihn leider am schwächsten, weil zu langsam erzählt und ich verstehe die Motivationen der Figuren auch nicht gänzlich.

                      Was mich komplett irritiert hat, war die sehr schräge Synthie-Orgel-Musik. Im O-Ton gibt es normalen Orchester Score, es gibt also eine starke Verfremdung, wie z.b. auch bei "Die Spur des Falken".
                      :6:


                      Offline Max_Cherry

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                        Oh, ich habe gerade gelesen, dass Luis Bunuel Mexikaner mit spanischer Herkunft war. Okay, wenn ich mir den Namen nochmal ansehe... logisch.
                        Aber die Filme waren französisch/italienische Produktionen, daher lass ich den Film oben hier drin und ergänze um ein weiteres Werk aus der Bunuel Box.

                        Das Gespenst der Freiheit :dvd:
                        Interessant finde ich, dass hier wieder fast der komplette Cast des 2 Jahre älteren Oscarfilm "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" am Start ist. Aber das ist nicht alles, denn darüberhinaus gibt es etliche weitere Darsteller. Es handelt sich nämlich um eine Art Episodenfilm mit fließenden Übergängen.
                        Könnt ihr euch an die Simpsons Folge "22 Short Films About Springfield" erinnern? So ähnlich läuft das hier auch. Eine Person steht im Fokus, dann wird etwas erzählt und es taucht irgendwann eine Nebenfigur auf, dann verlässt der Film die ürsprüngliche Geschichte und folgt dieser vermeintlich unwichtigen Person in eine komplett andere Situation. So geht das weiter und weiter, teils im 3-4 Minutentakt und der Zuschauer kann eigentlich gar nicht erahnen, wo der Film überhaupt hingeht und hin will. Ständig passiert genau das, was man gerade nicht erwartet, dadurch zieht er einen Teil seines Humors und auch Faszination. Einen dramatischen Spannungsbogen gibt es nicht und wie schon beim Vorgänger, bricht Bunuel erneut mit gängigen Mustern und Sehgewohnheiten, aber nochmal anders. Zur episodenhaften Erzählweise kommt noch, dass "Das Gespenst der Freiheit" mich extrem an "Wrong" von Quentin Dupieux erinnert. Viele der kleinen Geschichten sind völlig absurd und surreal. Da passt meist ein Element nicht und das wird trotzdem als das Normalste auf der Welt dargestellt. Ich hab mich dabei sehr gut amüsiert. Alleine das Bild, wie Familenmitglieder plus Besuch gemeinsam am Tisch auf Toiletten sitzt. Plötzlich steht einer auf, entschuldigt sich und geht alleine in einen kleinen Raum zum Essen. Völlig cränk und das knapp 40 Jahre vor "Wrong".

                        Natürlich steckt hier auch ganz viel Gesellschaftskritik drin und Bunuel schießt erneut aus allen Rohren auf das wohlhabende Bürgertum. Was er genau sagen will, bleibt für mich etwas kryptisch, genau wie das Ende. Aber auch ohne ihn groß interpretieren zu wollen, hat mich der Film super unterhalten und wieder gezeigt, dass es so viele Perlen aus dem Arthousebereich gibt, die entdeckt werden wollen. Jetzt freu ich mich schon auf Film Nr. 3 aus der Box, "Das obskure Objekt der Begierde".
                        :8:


                        AP, ich könnte mir vorstellen, dass die späten Filme von Bunel was für dich wären.
                        « Letzte Änderung: 15. Juni 2020, 17:01:20 von Max_Cherry »


                        Offline Max_Cherry

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                          Soweit ich mich erinnern kann, hatte "Wrong" eine Geschichte, das ist hier wie gesagt etwas anders. Aber Bunuel war auf jeden Fall ein Meister des Surrealismus und darauf bezieht sich "Wrong", soweit ich das einordnen kann.

                          Vielleicht haben wir ja nochmal eine Wunschfilmaktion auf irgendeinem Mini Treffen. Der Film ist aber natürlich auch sehr arthousig und nichts für ein großes HFT. :)

                          @Alex:
                          die Box hab ich auch. Für den Preis kann man da als Interessierter auf jeden Fall zuschlagen. Über den "Diskreten Charme..." hab ich weiter oben etwas geschrieben. Die Filme sind speziell, ich kann nur sagen, dass mir die beiden, die ich bis jetzt aus der Box gesehen habe, gefallen hab.
                          Das ist übrigens der gleiche Bunuel, der in den späten 20ern "Der Andalusische Hund" gedreht hat.


                          Offline Max_Cherry

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                            Das Geheimnis der falschen Braut(1969) :bd:
                            Ich hab festgestellt, dass ich mit "Schießen Sie auf den Pianisten" bisher tatsächlich nur einen Film von Francois Truffaut kannte. Hier gibt es noch Belmondo und die Deneuve obendrauf, daher hab ich den neulich mal für 5 Taler eingesackt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass er gar nicht mal soo gut besprochen wird und ich weiß auch warum. Im ersten Drittel wandert Truffaut auf den Spuren seines großen Idols Alfred Hitchcock.
                            Belmondo spielt einen alleinstehenden, wohlhabenden Fabrikbesitzer, der auf einer tropischen Insel lebt und per Heiratsanzeige eine absolute Traumfrau kennen und lieben lernt. Seltsam dabei ist, dass die Dame ganz anders als auf Ihrem Foto aussieht und manche Ihrer Gewohnheiten nicht mit den Texten Ihrer vorher geschriebenen Briefe übereinstimmt.
                            Der Film beginnt wie ein typischer Hitchcock Krimi, nimmt aber noch vor der Hälfte eine sehr ungewöhnliche Wendung und entwickelt sich mehr zu einer Art Liebesfilm mit Krimi/ Thriller Elementen. Leider krankt die Geschichte an der männlichen Hauptfigur und deren Besetzung. Belmondo ist ein zu cooler Typ, um diese Zerrissenheit und die blinde Hörigkeit glaubhaft zu verkörpern. Zudem ist die zweite Stunde nicht mehr sonderlich spannend.
                            Der Film ist trotzdem alles andere, als schlecht. Visuell passt hier alles, die Farben sind auch sehr schön und man merkt, dass hier sehr gute Leute hinter der Kamera am Werke sind. Und Catherine Deneuve ist hier eine Wucht und ja, dass sie zweimal kurz blank zieht, hat meine Bewertung auch beeinflusst.
                            Für mich ein Onetimer mit guten Ansätzen. Ich hätte aber vielleicht eher mit seinen "großen" Filmen: "Jules und Jim" oder "Sie küssten und sie schlugen ihn" anfangen sollen. Die stehen auf jeden Fall noch auf der Liste.
                            :6.5:


                            Offline Max_Cherry

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                              Von Truffaut unbedingt mal Fahrenheit 451 einschmeissen..

                              Stimmt, den hab ich vergessen.
                              Bin mir nicht sicher, ob ich den in jüngeren Jahren schonmal gesehen hab.


                              Offline Max_Cherry

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                                Rififi (1955) :dvd:
                                Die Scheibe liegt schon ein paar Monate bei mir und ist heute endlich im Player gelandet. Der Film hat zu Recht einen sehr guten Ruf und gilt als erstes Heist Movie mit Zutaten, die in der Filmgeschichte immer wieder benutzt wurden. Im Mittelpunkt steht die Planung und der Raub auf ein Juweliergeschäft. Drumherum gibt es Gangsterfilm- und Noir-Elemente. Sicher, das hat man alles so ähnlich in späteren Werken gesehen, aber das Original bietet einige richtig starke Momente (Der Bruch selbst ist z.B. sehr ausführlich und spannend inszeniert) und den mehr als coolen Hauptdarsteller Jean Servais. Trotz seines überschaubaren Tempos, fand ich die Geschichte bis zum Ende rund auserzählt. Die eher nüchterne, bodenständige Art der französischen Noir Welle gefällt mir auch hier wieder sehr gut. Klasse Streifen, nicht nur filmhistorisch gesehen.
                                :8.5: mit Tendenz nach oben.


                                Offline Max_Cherry

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                                  Vier im roten Kreis :bd: :7.5: Der Film hat klar seine Einflüsse aus den Hollywood-Krimis vergangener Zeit, dem Film-Noir der 1940er & 50er Jahre, was besonders durch die Musik klar wird aber auch, dass jeder Bösewicht im Film einen fetten Amischlitten und keinen kleinen Renault fährt zeigt, dass man Hollywood etwas entgegensetzen wollte. An sich wäre dieser Film-Noir Stil auch sehr cool, wenn der Film wirklich aus der Zeit wäre aber er wirkt dadurch auch ein wenig überholt.
                                  Die dialogarmen Momente glänzen und erzeugen eine gute Atmosphäre. Die Geschichte selbst ist eine „Räuber und Gemdarme“ -Geschichte mit vielen kleinen coolen Details und drei recht gegensätzlichen Protagonisten.  Mehrere Themen werden hier behandelt: Flucht, Raub, Korruption & Bestechung sind die grundlegenden Elemente. Allerdings ist er auch relativ entschleunigend, ohne sich zu sehr in die Länge zu ziehen. Ein gutes Stück französische Filmgeschichte aber auch in seiner Gesamtheit etwas angestaubt.