Sympathy For Mr. Vengeance

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    -Sympathy For Mr. Vengeance-

    http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=25445



    was aus der OFDB:

    Eine Inhaltsangabe von Dennis O.

    Um seiner Schwester eine Nierentransplantation finanzieren zu können, arbeitet der taubstumme Ryu in einer Fabrik. Doch das Geld fehlt und die Zeit rennt, weshalb Ryu einen Deal mit zwielichtigen Organhändlern abschließt, der ihn seine eigene Niere kostet, seiner Schwester letztlich aber keine Rettung bringt. Nach langer Diskussion beschließen die beiden, die kleine Tochter des Geschäftsmannes Dong-Jin zu entführen, um das benötigte Geld von ihm zu erpressen. Doch die Entführung verläuft nicht wie geplant und das Kind kommt ungewollt zu Tode. Dong-Jin sinnt auf Rache und setzt alles daran, die Entführer zu finden...


    und...

    Eine Kritik von Der Mann mit dem Plan

    Im Zuge des phänomenalen Erfolgs des Politthrillers "Joint-Security Area" bekam der koreanische Regisseur Park Chan-wook völlig freie Hand für sein nächstes Projekt zugesprochen. Chan-wook nutzte diese Möglichkeit aus, und versuchte gar nicht erst kommerziell mit dem Vorgänger "JSA" zu liebäugeln, sondern verfilmte lieber ein Skript, dessen Produktion von den publikums-schonenden Geldgebern bisher immer abgelehnt worden ist: "Sympathy for Mr. Vengeance". Ein erstaunliches Werk eines unter Erfolgsdruck lastenden Regisseurs.

    "Sympathy for Mr. Vengeance" ist ein düsterer Noir-Film, ein Charakterfilm, ein Thriller. Kompromisslos und düster. Und zunächst muss die Geschichte dieses großartigen Filmes erläutert werden, bevor man hier ins Detail gehen kann:

    Ryu (Ha-kyun Shin, bekannt aus "JSA") ist ein taubstummer, junger Mann, dessen Schwester arbeitet, um sein Studium zu finanzieren. Als sie an eine schwere Nierenerkrankung erleidet, beginnt er, in einer Fabrik zu buckeln, um Geld für eine Spenderniere und eine Operation heranzuwirtschaften. Doch das örtliche Krankenhaus scheint unfähig zu sein, eine Spenderniere aufzutreiben, da die benötigte Blutklasse eine Seltenheit ist. Als er dann noch zu allem Überfluss entlassen wird, wendet er sich verzweifelt an eine Gruppe ominöser Organschmuggler, die ihn zu einem bizarren Treffen einladen. Die jedoch setzen ihn außer Gefecht, und nehmen ihm sowohl seine eigene Niere, als auch all sein Gespartes weg. Zur gleichen Zeit kann das Krankenhaus plötzlich eine geeignete Spenderniere auftreiben, nun jedoch reicht es Ryu nicht mehr an dem Geld für die Operatonsprozedur. Einer Idee seiner anarchistischen Freundin Cha folgend, plant er, die kleine Tochter eines reichen Geschäftsmannes zu kidnappen, um das benötigte Geld auf illegalem Wege zu ergaunern. Für das Leben seiner Schwester ist Ryu bereit, alles zu tun; und schließlich soll es auch keine Tortur für das kleine Mädchen werden.

    Bis hierhin hört sich die Story schon recht komplex und schicksalhaft an - doch jetzt setzt erst der eigene Plot ein. Als Ryus Schwester realisiert, wie viel der Taubstumme riskiert und aufgegeben hat, nur um ihr Leben zu retten, beschließt sie sich umzubringen, um nicht länger eine Belastung für ihn darzustellen. Ryu ist geschockt und fährt unter Tränen, zusammen mit dem gekidnappten Mädchen, an einen See, um dort die Leiche seiner geliebten Schwester unter Steinen zu vergraben. Es kommt, wie es kommen musste: Ryus Unaufmerksamkeit und Unvermögen, auf Hilfeschreie zu reagieren, fordern ihren Tribut. Das kleine Mädchen ertrinkt im See. Völlig in Panik haben Ryu und seine Freundin nun zwar Geld, aber weder die Liebe der Schwester, noch das reine Gewissen mehr. Während sie voller Schuldgefühle ihr Leben weiterleben, schmiedet der geschockte Vater Dong-jin einen hasserfüllten Racheplan. Sollte er jemals den Mörder seiner kleinen Tochter finden, wird er ihn umbringen. Zusammen mit einem Detektiv macht er sich auf Spurensuche...

    Was folgt ist eine traurige, schmerzliche Kettenreaktion erschütternder Dinge. Aus dieser vertrackten Situation, die aus dem Willen, Leben zu retten, entsteht, wird ein blutiges Rachedrama, voller zerrütteter Seelen und hoffnungsloser Existenzen. Der Film nimmt sich sowohl der Figur des Ryu an, wie auch des Charakters von Dong-jin an, ohne je für eine der beiden Figuren Partei zu ergreifen. Nein, der Film nimmt lieber eine statische Beobachterrolle ein, in der er die Züge und die Handlungen in unbarmherziger Direktheit dokumentiert und damit auch noch eine gewaltige Portion Emotionalität mit transportiert. Zwar wird keiner der Männer zur direkten Identifikationsfigur für den Zuschauer, jedoch ist es Chan-wooks detailverliebte Regie, die uns die Motivationen und Handlungen viel näher bringt, als jeglicher subjektiver Thriller. Aus diesen Motivationen ergibt sich eine unmenschliche Verzweiflung, die jeder Zuschauer mitfühlen kann, und aus dieser Konsequenz werden die Handlungen, so grauenvoll sie auch zu sein scheinen, nachvollziehbar und irgendwo "menschlich".

    Ein großes Lob in diesem Zusammenhang gebührt den Hauptdarstellern. Insbesondere Ha-kyun Bae, der in der Rolle als Taubstummer auf pure Mimik reduziert wurde, ist eine Entdeckung. Wenn die Kamera seine Wut und seine Trauer nüchtern und kommentarlos einfängt, dann scheint die panische Niedergeschlagenheit, die verzagende Aussichtslosigkeit sich in jeder noch so kleinen Bewegung zu entladen. Selbst in der Nahaufnahme scheint man in das Gesicht eines Mannes zu blicken, der die Tragik und die zunehmende Last auf seinen Schultern schon gar nicht mehr rational zu begreifen scheint. Ähnlich geht es auch mit Kang-ho Song als Dong-jin, der nach dem üblen Tod seiner Tochter nah des Wahnsinns ist. Er phantasiert sich den Geist seiner ertrunkenen Kleinen in sein Wohnzimmer, wo er sie herzlich umarmt, und sie ihn vorwurfsvoll fragt, warum er ihr nie Schwimmen beigebracht habe - Szenen, voller unbeschreiblichen Schmerz.

    Die Kamera bleibt dabei wie gesagt immer nüchtern und kalt. Hält lieber unbewegt auf die Tragik drauf, und zeigt dabei gnadenlos das riesige, ungeschönte Desaster, als sich in akrobatischen Kamerafahrten zu verlieren. Die Kamera nimmt eine realistische Beobachterposition ein, und wechselt selten in künstliche Winkel. Dazu schnurrt ein eigentümlicher, unharmonischer Soundtrack, der kaum eine Melodie wiedergeben kann, sondern eher das Leid und den Verlust in ein elektronisches Wimmern zu konvertieren. Dazu hören wir immer wieder das Wimmern, das Schluchzen der Protagonisten. Sei es der bitterlich weinende Vater, als er mit ansehen muss, wie seine Tochter auf dem Seziertisch auseinander genommen wird, oder Ryus Freundin, die unter Elektroschockfolter derart eindringlich schreit, dass man sich am liebsten von dem schrecklichen Geschehen abwenden möchte.

    Nach zwei Stunden ist "Sympathy for Mr. Vengeance" vorbei, und ja, man hat Sympathie für die Rächer gehabt, egal, welche der vielen Figuren aus dem Film gerade in der Funktion des Racheengels zu sehen waren. Der Film hinterlässt sicherlich keine gute Laune, ist ein Depressivum mit einer hammerschlag-artigen Wucht. Dazu trägt die nihilistische, realistische Atmosphäre und die deutliche Gewalt des Filmes bei. Nebenbei verteilt der Film Seitenhiebe auf die kapitalistische Arbeitswelt Südkoreas und die Sinnlosigkeit hinter Ein-Zeiler-Parolen der kommunistischen Flugblattverteilerin Cha. Gegen Ende erwartet uns der Film auch noch mit einer ironischen Spitze voller galliger Bösartigkeit. Eine abschließende Moral jedoch gibt es nicht, denn "Sympathy for Mr. Vengeance" ist so viel ehrlicher, als das er seine Botschaft auf einen Flugblatt-Oneliner verkleinern könnte.


    hört sich ja doch sehr geil an, muß ich sagen. Stand auch was sehr interessantes in der letzten SI.

    Jetzt meine Frage: Weiß jemand ob da ne deutsche DVD kommt oder in Planung ist oder so???? Würde den doch zu gerne mal sehen.

    mfg
    ap


    murmelwurmel

    • Gast
    Die Lobeshymnen sind gerechtfertigt, ein Beinahe-Meisterwerk, sehr verstörend, sehr poetisch, allerdings nichts für Gorehounds, da die Gewalt eher subtil rüberkommt (ein in Watte verpackter Vorschlaghammer würde ich mal sagen  :-P ), mit einigen Ausnahmen natürlich, Achilles lässt grüssen...
    Fazit: unbedingt empfehlenswert!
    Gruss
    murmelwurmel
    PS: von einer dt. DVD weiss ich nichts, aber die koreanische Code 3 Scheibe ist spitze und lohnt die Anschaffung.