Huahuuuuuuuua, hab grade Kuru angehört. Eins vorneweg: Das ist das derbste, krankeste, krasseste, härteste, splattrigste, abgefahrenste Hörspiel, das ich je gehört hab 8O
In bester "Cannibal Ferox"-Manier wird hier die Geschichte von fünf Freunden erzählt, die im Urwald von Neu Guinea von den Eingeborenen verspeist werden.
Viel mehr gibts zu der Story eigentlich nicht zu sagen, trotzdem tipp ich für euch mal die kurze Backcover-Inhaltsangabe ab:
Waren Sie jemals im Dschungel, kennen Sie Piranhas und wilde menschenfressende Stämme. Erleben Sie das Schicksal von 5 Menschen im grausamen Inferno des Dschungels un dem Kampf ums Überleben.
Sprecher: Clemens Richter aus Gute Zeiten-Schlechte Zeiten (!), u.a. Claudia U. Mingues (Rat Race, Ali, Chucky's Braut) u.a.
Vergessen Sie alles, was Sie bis jetzt über den Dschungel gehört haben und fliehen Sie, solange Sie es noch können.Die Story ist also sehr banal. Die Sprecher haben mich alles in allem auch enttäuscht, sehr wenig Emotion wird vermittelt. Kein Vergleich zur John Sinclair Edition 2000 etwas, deren stilistischen Aufbau es gerne aufweisen würde.
Was der Zuhörer hier serviert bekommt ist jenseits von Gut und Böse. Hier nur eine kleine Auswahl:
*SPLATTER-SPOILER
- eine Eingeborene wird von ihrem Mann Stück für Stück auseinandergeschnitten, da Sie keinen Jungen geboren hat. Er sticht ihr die Augen aus, wühlt in ihren Gedärmen, schneidet ihr den Kopf ab...
- ein Baby wird den Piranhas zum Fraß vorgeworfen
- ein Gefangener bekommt von einer jungen Eingeborenen einen Blowjob, danach beißt sie ihm die Hoden ab, schluckt diese herunter. Später kommt der Penis dran...
- ein anderer Gefangener wird mit einem Steinmesser von oben bis unten aufgeschlitzt
- einem Reisenden wird von einem Alligator der Arm abgetrennt, danach wird er von den Piranhas zerrissen
*SPLATTER-SPOILER ENDE
So geht das im Sekundentakt, war nur ne kleine Auswahl. Wirklich "hören" kann man das Entsetzen aber nicht, es wird eher vom Erzähler "beschrieben". Hier liegt imo eine weitere Schwäche, obwohl alles sehr krass klingt, kommt man sich eher wie in den Nachrichten vor, da man alles erzählt bekommt und
nicht "hautnah" dabei ist. Noch dazu ist der Erzähler gelernter Fernsehsprecher und klingt etwas steril bzw. monoton.
Einen kleinen Story-Twist gibts letztlich doch noch, der wird hier aber nicht verraten :-P . Jedenfalls passt er vom Derbheitsgrad zum Rest des Hörspiels.
Der Soundtrack ist recht passabel.
Am Ende versucht sich das Hörspiel gar in Gesellschaftskritik, versucht einen Bogen zwischen den "Gesetzen des Dschungels" ("Gefressen oder gefressen werden", "Urinstinkte", "Nur der Stärkere überlebt", etc.) und unserer modernen Gesellschaft zu spannen. Da wird Medienkritik geäußert und darauf hingewiesen, dass man "nicht alles glauben soll, was man von oben gesagt bekommt".
Tja, alles in allem, ein etwas zu hoher Anspruch gemessen an dem, was man hier bietet, aber was solls: hier ist
Trash pur angesagt.
Wer auf die alten italienischen Kannibalenstreifen steht, der wird mit "Kuru - der lachende Tod" glücklich werden. Mir hat er nicht ganz so sehr zugesagt, da ich diesem Genre nicht allzuviel abgewinnen kann. Das einzige, was ich mir ansehen konnte (also imo halbwegs passabel war), war "Cannibal Holocaust" (eigentlich genial, da stießen mir aber die Tiersnuffszenen sauer auf. Kann man sagen was man will, minutenlang draufzuhalten
ist selbstzweckhaft) und "Emanuelle und die letzten Kannibalen" (wegen des Sleaze-Gehalts und natürlich wegen Laura Gemser
).
Hier noch ein kurzer Beitrag zum Thema Ohrhorror, damit man sich den Begriff "Kunstkopfsplatter-Hörspiel vielleicht ein bisschen besser vorstellen kann:
Kuru, ist im Hintergrund mit Kunstkopfaufnahmen unterlegt, eine besonders realistische Aufnahmetechnik, die für Blinde entwickelt wurde. Dem Zuhörer wird beim Abspielen einer Kunstkopfaufzeichnung derselbe subjektive Eindruck vermittelt, den er zum Zeitpunkt der Aufnahme am Aufnahmeort hatte. Dadurch wird ein räumliches Hören, Richtungseindrücke (links, rechts, hinten, oben, teilweise vorn), gleich einem 3-D-Hören möglich. Klangfarben werden hörbar, die Entfernungen sind einschätzbar und die Nachhallverhältnisse werden deutlicher. Es entsteht dabei der Eindruck, man sitzt im und am Geschehen und ist live dabei.Eben diesen Eindruck kann ich nicht ganz bestätigen, da das extreme Übergewicht des Erzählers und das ständige hin- und herspringen zwischen diesem und den Protagonisten nicht gerade zum Live-Erlebnis bzw. zur Spannung beiträgt. Gerade wenn die Sprecher etwas mehr Zeit zugestanden bekommen und nicht ständig vom Erzähler unterbrochen werden, entsteht imo in guten Hörspielen Spannung bzw. Atmosphäre.
Bewertung:
Story:
3/10
Splatter:
9/10
Sprecher:
4/10
Alles in allem:
5/10