Maladolescenza

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Dieser Film verursachte in den 70ern einen Skandal. Seit dem wurde er nie uncut veröffentlicht, bzw. wenn er es wurde, dann als miserables Bootleg. Doch nun ist es soweit, der Film ist legal veröffentlicht wurden. Und alle die immer noch an den Kinderpornographie Vorwürfen festhalten, sollten sich den Film wenigstens mal ansehen und versuchen zu verstehen.

Die Handlung ist eigentlich recht einfach beschrieben : Der 14 jährige Fabrizio und die 12 jährige Laura treffen sich jedes Jahr in den Ferien in einem Waldstück. Früher waren sie beste Freunde. Doch irgendwas hat sich verändert. Fabrizio ist abweisend und scheint Freude dadran zu haben, Laura leiden zu sehen. Aber Laura verliebt sich trotz alldem in Fabrizio. Als sie dann eines Tages auf Sylvia, ein arrogantes und egoistisches Mädchen, treffen verschlimmert sich alles. Fabrizio erliegt ihr und fortan quälen und erniedrigen Laura zu ihm Vergnügen.

Ein Skandalfilm ist "Maladolescenza" für viele, was aber eigentlich eher an der Handlung liegen müsste. Denn was der Film letztendlich nur tut ist, eine tragische Liebesgeschichte zu erzählen. Eine Geschichte wie sie in ähnlicher Form tagtäglich passiert. Liebesgeschichten voller Eifersucht, Neid, Hass, psychischem Druck, verstossener Liebe. Was daran nun vielen übel aufstösst, dass das hier auf Kinder übertragen wurde. Was anfangs alles noch spielerischen Charakter hat, die Streiche von Fabrizio oder auch erste "sexuelle Handlungen" und Liebe, wird langsam bitterer ernst, vor allem mit dem Einschreiten von Sylvia.

Und was nun an Qualen und Erniedrigungen folgt hat bei Leibe keinen exploitativen Charakter, dafür ist es zu realistisch und "unspektakulär". Denn die Qualen sind sowieso fast ausschliesslich psychisch und die grösste Qual für Laura ist, dass "ihr" Fabrizio sie nur wie Dreck behandelt und Slyvia all das von Fabrizio bekommt, was Laura sich eigentlich wünschen würde. So sind auch die Erotikszenen für die Handlung nicht unerheblich. Denn was schmerzt viele "Liebenden" mehr, als dass seine Liebe nicht erwiedert wird? Das das Objekt der Begierde jemand anderen liebt. Klar wird das hier recht drastisch dargestellt, aber erstens ist das auch "die Spitze des Eisberges" bzw. der letzte Schritt, der gegangen werden kann, um Laura zu zeigen, dass Fabrizio Sylvia liebt / begehrt. Es ist der Punkt, an dem uns gezeigt wird, dass man es hier nicht mehr wirklich mit Kindern zu tun hat, sondern mit "Erwachsenen". Denn was wie ein Spiel begann ist inzwischen soweit, wie es bei den Erwachsenen kommt, ergo bitterer ernst. Die stets vorhandene kindliche Naivität steht dazu im Kontrast und lässt einen bösen Ausgang unvermeidlich werden. Das Liebe kein Spiel ist und sowohl schön, als auch grausam sein kann zeigt dieser Film wahrlich meisterhaft. Denn eigentlich geht es hier nicht um Kinder, sondern um Erwachsene. Die Kinder sind ein Spiegelbild von unseren Verhaltnsweisen, die auch schon im Kindesalter (ansatzweise) vorhanden sind. Durch die Tatsache, dass es Kinder sind schockt einen der Film und sollte eigentlich zum nachdenken anregen, was viele wohl leider damals nicht taten.

Ebenfalls genial ist der Aufbau der Geschichte. Wie eine klassische Tragödie entwickelt sich alles auf ein unvermeidbares Ende, welches nicht gut sein kann, hinzu. Auch das Einführen und Ausbauen der Charaktere ist hervorragend gelungen. Laura strotzt nur so vor kindlicher Naivität und durch ihre Schilderungen über Fabrizio merkt man, dass in ihm etwas vorgeht, was ganz natürlich, aber für ein Kind unbegreiflich ist. Sylvia hingegen tritt als souveränes Mädchen auf, dass genau wiess was sie will und dass dies auch auf jedne Fall bekommen will. Sie scheint auch kein Kind mehr zu sein. Das Ende allerdings belehrt einen eines besseren. Besonders zu loben sind hier die Kinderdarsteller, die ja zu dritt den ganzen Film tragen müssen. Sie machen ihre Sache verdammt gut. Jederzeit sind sie glaubwürdig und spielen die Mischung aus kindlicher Naivität und erwachsen sein perfekt. Unterstützt wird das noch durch den Score, der gerade die kindliche Seite, welche gerade bei Fabrizio und Sylvia doch teilweise mehr im Hintergrund steht, nochmals betont. Auch die Bildkompositionen und die ganze Atmosphäre sind wunderbar eingefangen.

Fazit : "Maladolescenza" ist sowohl Liebesträgodie, Psychodrama, als auch ein psychologisch tiefrgündiger Film. Wer dieses Meisterwerk als "Film für Päderasten" oder "Kinderporno" verschreit, der will nur der Wahrheit nicht ins Auge sehen.


OFDB
OFDB Review
I mean, that's what life is : a series of down endings.

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