http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=42252Nach all dem Trubel hab ich den Film nun selber mal gesehen und verfasse ein garantiert eigenes Review
Wir sehen als allererstes einen handelsüblichen Slasher, eine Frau in einem Restaurant wird hinterrücks überfallen. Plötzlicher Schnitt, ein Mann lächelt uns entgegen. Dieser Mann ist der smarte Max, seines Zeichens Hochzeitsfilmer und alles andere als ein Menschenfreund, wie wir schon bald erfahren werden. Er überspielt die Videokassette des Films mit seinen eigenen Ideen, die wir Zuschauer seiner Meinung nach deutlich interessanter finden werden.
Max, dargestellt von Kevin Howarth, ist charismatisch, jung, gutaussehend, charmant - und ein gewissenloser Serienkiller. Er erinnert, das sehe sicherlich nicht nur ich so, fatal an Christian Bales Darstellung des Patrick Bateman in "American Psycho". Permanent wandelt sein Blick Richtung Kamera, überall ist diese anwesend, auch in Alltagssituationen. Geführt wird diese von einem armen minderbemittelten Tropf, den Max im Ghetto aufgelesen hat. Niemand wird ihn vermissen, niemand Fragen stellen, für den Fall des Falles, erzählt er später.
"The Last Horror Movie" ist natürlich stark beeinflusst von "Mann beißt Hund", zu einem gewissen Grad sicherlich auch von "Funny Games" und "American Psycho", allerdings ohne je wirklich deren Klasse, zumindest der beiden erstgenannten, zu erreichen.
Das ein oder andere neue Element gewinnt der Film dem Thema dennoch ab, so mocht ich z.B. folgende Idee: Max überspielt das Videotape mit seinen eigenen Gräueltaten und stellt es zurück in die Videothek. Er behält diese im Auge, um zu beobachten wer den Film als nächstes ausleiht. Schon bald bekommt ein unglücklicher Kunde einen Besuch von Max abgestattet - natürlich erst nachdem dieser sichergegangen ist, dass der Kunde das Tape bis zum Ende geschaut hat. "Warum schaut man sich so etwas krankes an?", fragt er... zu Recht. Warum schaltet man nicht aus, wenn man merkt um was es sich handelt? Er gibt zu selbst krank zu sein, da er solch einen Film gedreht hat...aber ist der Konsument, der sich derartiges anschaut nicht genau so gestört?
Morden ist für ihn nichts falsches. Und wenn er es nicht als falsch empfindet, warum sollte er dann damit aufhören?
Auch klasse fand ich die Sequenz, in der er seinen Kameramann "völlig" in seine Arbeit "einbinden" will. Auch er soll einen Mord begehen. Der labile junge Mann bringt dieses jedoch nicht zustande und bedroht stattdessen Max. Dieser Konflikt muss natürlich ebenfalls aus der Welt geschafft werden. Und hier macht unser guter Max auch Anthony Wong Konkurrenz, denn auch er weiß ein vorzügliches Fleischgericht aufzutischen...
Max redet und redet und redet. Die Kamera läuft dabei ununterbrochen. Und er stellt dabei einige Thesen auf, über die jeder mal nachdenken sollte.
"Was würdet ihr tun um ein armes Kind in Afrika zu retten? Euren Fernseher verkaufen? Dann würde das Kind sicherlich monatelang ernährt werden können...aber ihr würdet euren Fernseher nicht verkaufen, niemals. Richtig?" Mit diesen und ähnlichen Aussagen entlarvt Max unser aller Scheinheiligkeit und liegt damit gar nicht mal so falsch.
Dabei wirkt Max gar nicht mal unsympathisch. Er hat einen Job, eine Schwester, viele Freunde. Mit den Kindern seiner Schwester albert er ständig herum. Er besucht seine Großmutter, ebenfalls mit der Kamera. Der Eindruck, dass er seinen Lieben etwas antun könnte, kommt jedenfalls zu keiner Zeit auf.
Morde gibt es reichlich. Allein die Eingangssequenz ist eine einzige Schnittparade von seinen bisher verübten Taten. Permanent blickt ein völlig verstörtes Opfer in die Kamera, kurz vor seinem Tod. Ob die Kehle durchgeschnitten wird, das Opfer erschlagen oder bei lebendigem Leib verbrannt wird, Max ist in seiner Tötungsweise kreativ und lässt sich nicht lumpen.
Der Film endet mit einer weiteren Rede von Max, gerichtet an uns, die Zuschauer. Er gibt zu dass wir sicherlich nicht glauben würden, dass diese Szenen echt sind. Wir würden sicherlich denken dies sei nur ein weiterer europäischer Arthousefilm (und hier haben wir die Anspielung auf "Mann beißt Hund"). Und er gibt uns zu denken, dass wir uns in Zukunft nicht zu sicher fühlen sollten, schließlich kennen wir nun sein Gesicht und sind für ihn gefährliche Zeugen geworden. Vielleicht steht Max schon bald vor deiner Tür...
Die DVD, die sich in meinem Besitz findet, sieht doch etwas obskur aus, wie mir auf den zweiten Blick auffiel. Gut möglich, dass ich ein Bootleg erwischt hab. Ich bin mir nichtmal hundertprozentig sicher, ob ich die R-Rated oder die Unrated Fassung habe, da die Aufschrift ziemlich fehlerhaft zu sein scheint. Jedenfalls sind Bild- und Tonqualität hervorragend und auch einige Extras vertreten (Deleted Scenes, Interviews, Audiokommentar etc.).
Fazit: Meines Erachtens nicht ganz so gut wie "Mann beißt Hund". Viel wurde geklaut, jedoch wurden auch eigene Nuancen hinzugefügt und der Film weiß jederzeit zu unterhalten.
Filmwertung
7,5/10