Kurzgeschichte - "Glanzmomente" - eure Meinung ist

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„Glanzmomente“


1

Ted beäugte Ina mit erstaunten Augen. Vierzig Minuten, solange hatte es noch nie gedauert. Endlich hörte er die Sirene aufheulen, der Krankenwagen konnte nicht mehr weit sein. Langsam verschwand der Glanz aus Inas Augen, er hatte dies schon oft beobachtet. Ina war tot und wieder würde der Notarzt zu spät kommen. Wieder würde er ihm lästige Fragen beantworten und die zurückliegenden Geschehnisse erklären müssen.
- Teddy, Teddy, sieh doch, ist sie nicht wunderschön. Ein Kunstwerk, für wahr, große Kunst.
- Lass mich in Ruhe Jake, du weißt sie war meine beste Freundin.
- Hey Teddy-Boy, komm schon, du kennst mich doch ... ihre Lippen, oh sieh nur, dieser Hauch von Blau ...
Ted schaltete auf Leerlauf, Jakes’ Geplapper langweilte ihn. Immer das selbe, dachte er bei sich. Und da war auch schon der Krankenwagen. Der Fahrer schien ihn erkannt zu haben und auch Ted, konnte sich an den schlaksigen Hans, erinnern.
- Hy, Teddy-Boy einmal abholen?
- Wo ist denn der Notarzt?
- Teddy, es ist zwei Uhr, meinst du ich wecke den, nur um einen Totenschein auszustellen und ertrage dann für den Rest meiner Schicht, seine Laune?
- Aber ich dachte ...
- Ja, Ja, du dachtest, wo ist sie denn, ..., ah da. Autsch, die hätte eher einen Besuch auf der Plastischen-Chirogie und nicht der Pathologie nötig, bei der Klumpen-Nase.
- Sie wurde gerade von einem Lastwagen überrollt, natürlich gewinnt sie so keinen Schönheitswettbewerb.
- Hmmm ... egal rein mit ihr.
Mit einem kräftigem Ruck beförderte Hans Inas’ Leiche in den Krankenwagen.
- So, ich muss weiter, dann bis bald Teddy-Boy.
- Ich heiße Ted, du gefühlloses Arschloch.
- Was?
- Ach nichts.
Wütend schaute Ted dem davonfahrendem Krankenwagen hinterher. Hätte er nicht die Sirene anlassen können? Ted mochte ihren Klang und die flackernden farbigen Lichter, wie magische Strahlen in einer kalten, nebligen Nacht.
- Der hat doch keine Ahnung, Teddy-Boy.
- Bei Gott, ich heiße Ted, merk dir das endlich Jake, T...E...D, ..., aber du hast Recht eigentlich war Ina wunderschön.
- Nein, Nein, ich meine vom Autofahren, sieh doch.
Rumps, schon war es passiert. Hans war mal wieder bei Rot über die Kreuzung gebrettert und nun war er mit einem Kombi kollidiert. Die beiden Autos fingen sofort Feuer und urplötzlich durchzog eine merkwürdige Stille die Nacht. Jake kam nicht umhin seine Bewunderung für die Romantik dieses Augenblickes kundzutun. Ein lauter Knall, zerbarst die Stille als beide Fahrzeuge, zeitgleich explodierten. Und wieder erklangen die Sirenen.

Es würde eine lange Nacht werden, fluchte Ted und setzte sich auf den von Autotrümmern verschonten Treppenabsatz des nächsten Hauses.

2

Ted war gerade aufgestanden. Drei Stunden Schlaf, waren im vergönnt gewesen. Er stank nach billigem Fusel und Schweiß. Seine Zunge kam grogkörnigem Sandpapier gleich, er hatte Kopfschmerzen. Ersteinmahl musste er munter werden.
- Ah, türkischer Kaffee, köstlich. Wo hab ich denn nur meine Kippen? Jake, du oller Schnorrer wenn ich dich erwische. Jake, Jake? Bist du da? ... Ist wohl schon arbeiten gegangen. Wie spät ist es überhaupt?
Halb wach stolperte Ted über den Funkwecker.
- Verdammt wie oft muss ich es ihm noch sagen, der Wecker gehör... WAS, halb elf scheiße, mein Vorstellungsgespräch.
Den Wecker beiseite schleudernd rannte er hastig ins Bad. Unzählige blutige Klopapierschnipsel verwandelten sein Gesicht in einen Streuselkuchen. Aber das war ihm egal, er stürzte sich in seinen einzigsten Anzug. Diesen hatte er anlässlich des bevorstehenden Abiballes gekauft. Natürlich  konnte er auch heute seine Schlüssel nicht finden, doch auch die Zeit rannte ihm davon. Ohne weiter nach ihnen zu suchen preschte er los, es war nicht weit zur Kanzlei. Während er die Abkürzung durch den Park nahm, wischte er sich die angetrockneten Papiereste aus dem Gesicht. Es war Winter, seine lieblings Jahreszeit. Er liebte das Knirschen des Schnees unter seinen Füssen. Geschafft, gerade noch pünktlich, jedoch nicht pünktlich genug für Fräulein Kaschinsky, ihres Amtes Sekretärin des Personalchefs.
- Noch nicht einmal eingestellt und schon zu spät. Gestern zu lange gefeiert und um die Häuser gezogen, was?
- Verzeihung mein Mitbewohner hat vergessen den Wecker zu stellen.
-Ja, ja der Mitbewohner, ich habe die Ausreden der heutigen Jugend satt. Sagen sie mal haben sie den gar keinen Ehrgeiz, geschweige denn Anstand.
- Aber ich bin doch pünktlich. Es ist punkt elf.
- Pünktlichkeit dieses Wort kennt die Jugend von heute doch gar nicht mehr, zu meiner Zeit erschienen wir noch mindestens eine Stunde vor Dienstantritt. Bei Vorstellungsgesprächen war ich immer die erste im Haus. Aber wem erzähle ich das, so wie sie Aussehen ... und dann diese Drogen ... unzuverlässig ... früher war alles viel besser, da ... Manieren...
Ted hatte es aufgegeben der alten Schrulle zu folgen, für ihn war sie nicht mehr als eine verbitterte alte Dame mit einem sich nicht immer positiv äußerndem Geltungsdrang. Endlich betrat Herr Libert den Wartesaal, der Kanzlei. Auch er bemerkte, die Laune seiner Sekretärin und zerrte Ted schnell mit sich ins Büro.
- Puh, geschafft, die alte Hexe hätte mir sicher gleich ein Ohr abgekaut. Hallo erst mal Teddy-Boy.
- Guten Tag, Herr Libert.
- Na, na, na, nun mal nicht so förmlich Teddy-Boy. Mit deinem halbjährigen Praktika gehörst du doch fast schon zur Familie.
- Ähm, ich, ich, heiße Ted.
- Ja, ja wie auch immer. Wie läuft es in der Schule?
- Nun, die Prüfungen habe ich hinter mir und auch die Ergebnisse kenne ich bereits. Der Notendurchschnitt, meines Abschlusszeugnisses, liegt bei Eins-komma-acht.
- Gut, gut und nun strebst du die Ausbildung zum Anwaltsgehilfen an, ja?
- Ja.
- Tja, Teddy, ich habe schon mit dem Chef gesprochen ... mein Gott ist das heiß hier
drinnen. Ich mache mal das Fenster auf, ja?
-Bitte nur zu.
- Jedenfalls,... puh also was ist das denn bloß für eine Hitze? Ich bekomme ja kaum Luft. Teddy hol mir doch bitte ein Glas Wasser.
Herrn Libert standen die Schweißperlen im Gesicht. Noch ehe Ted das Wasser holen konnte, verwandelte sich der Kopf, des Personalchefs, in einen roten Ballon der jeden Augenblick zu platzen drohte. Ted war sprachlos, war das nicht Jake, der Lachend hinter dem kleinwüchsigen Fettwanst, stand und diesen unentwegt auf den Rücken klopfte? Natürlich war er es, Libert begann zu Röcheln.
-Was machst du hier? zischte Ted.
-Na, Alterchen da Machen sich die überzähligen Pfunde und Rettungsringe bezahlt, was?
Ted glaubte nicht was er da sah.
- Jake lass das ich will den Job.
- Bleib ruhig Teddy-Boy, keine halben Sachen.
Ein letztes Blubbern entstieg dem Mund des Sterbenden und wieder erlosch der Glanz aus den Augen eines Menschen.
- DANKE, DANKE... warum immer ich. Warum IMMER ICH?!
Von den wütenden, lautstarken Worten Teds aufgescheucht, war auch schon Fräulein Kaschinsky in das Zimmer gestürmt. Ein markerschütternder Schrei durchdrang die Kanzlei und auch sie sackte, von einer Herzattacke gepeinigt, zusammen. Waren ihre Augen nicht schon immer matt und müde gewesen, so hätte er wohl auch ihren Glanz entschwinden sehen können. Wortlos verließ Ted das Gebäude und wartete. Wartete, auf der nahen Parkbank sitzend, auf den Krankenwagen und wohl auch auf die Polizei.

3

Wie immer, war Ted zum Hauptverdächtigen in abstrusen Mordtheorien der Polizei geworden. Und wie immer rette ihn der pathologische Befund. Er hatte sich an die Verhöre und Anschuldigungen gewohnt. Auch er würde an der Unschuld eines regelmäßig bei Todesfällen anwesenden zweifeln. Zu Anfang hatte er sich noch aufgeregt, gezetert, geflucht doch bald war e sich der Sinnlosigkeit seines Unterfangens bewusst geworden. Eine lange Nacht in Untersuchungshaft später, machte sich Ted auf den Heimweg. Jake erwartete ihn bereits, breit grinsend auf der Couch liegend, die Whisky-Flasche im Anschlag. Ted kochte vor Wut. Drei Jahre, drei lange Jahre des Arschkriechens, während der Schulpraktika, hatte es gebraucht, um in der renommiertesten Kanzlei der Stadt Fuß zu fassen. Und nun, sollte all die Arbeit umsonst gewesen sein? Hatte er denn nicht ein wenig Glück, ja, Erfolg verdient. Auch wenn er Jake in sein Herz geschlossen hatte, so konnte es nicht weiter gehen.
- Wie lange kennen wir uns jetzt schon Jake?
- Nun, zwei, drei Jahre?
- Vier!
- Oh, schon Vier.
- Und in all den Jahren, hast du mich da einmal gefragt, ob ich einverstanden bin, mit dem was du tust?
- Ted, ich dachte du hättest es endlich begriffen. Ich kann nicht anders.
- Und ich will nicht mehr. Ich habe lange für diese Chance gearbeitet und du hast sie mir versaut.
- Du hast besseres verdient.
- Sag du mir nicht was ich verdient habe. Gib mal die Flasche.
Ted nahm einen kräftigen Schluck.
- Richtig so, beruhig dich erst mal, ..., ist heute Abend nicht die Geburtstagsparty bei Martin, du solltest dich beeilen, wir reden nachher weiter, okay?
-In Ordnung aber mach dich auf etwas gefasst.
Mit diesen Worten verschwand Ted auch schon wieder. Die halb leere Whisky-Flasche musste als Geburtstagsgeschenk genügen.

4

Martin war ein alter Schulfreund Teds. Er kannte ihn fast so lange, wie dieser Jake. Martin war an die merkwürdigen Todesfälle, in Teds Umfeld gewöhnt. Wahrscheinlich war es gerade Teds Ruf, als Sonderling, Psycho der Martin faszinierte. Wie jedes Jahr würde er auch diesen Abend eine große Geburtstagsfeier ausrichten und er freute sich besonders auf Teds Besuch. War dieser doch in letzter Zeit durch Prüfungen und Vorstellungsgespräche stark eingespannt gewesen. Ein Geschenk erwartete er natürlich nicht. Beide waren sich über die finanzielle Lage des anderen bewusst. Halb neun, die ersten Gäste trafen ein. Ted würde sich natürlich verspäten, wie immer. Dieser Geburtstag sollte etwas Besonderes werden, nach fünf Jahren würde Martin seine Schwester Loreley wiedersehen. Sie lebte bei seiner Mutter in London. Auch sie war unpünktlich. Sicher hatte ihr Flieger Verspätung. Langsam füllte sich sein Zwei-Zimmer-Appartement. Nur die ihm wichtigsten Personen fehlten noch. Die Uhr schlug Zehn und Martin wurde ungeduldig, es klopfte. Er erkannte sofort den Rhythmus, ein Klopfzeichen das nur er und Ted kannten.
- Na endlich du alter Sack.
- Hy Martin, entschuldige die Verspätung, hier dein Geschenk. Hab schon mal alleine angefangen.
- Oh, Mann siehst du beschissen aus komm erst mal rein.
Leicht angetrunken, quälte sich Ted durch die Tür und landete auf dem Sofa. Nur allzu gern hätte Martin seinem alten Freund geholfen, doch dieser war bereits ins Traumreich entschwunden. Ted wurde von dem Knallen der Sektkorken geweckt, um Zwölf? Er verfluchte sich selbst dafür beim Geburtstag seines besten Freundes eingeschlafen zu sein. Mit verschwommenen Augen, tastete er sich durch die Menge, wenigstens gratulieren wollte er. Martin die Hand schüttelnd und nach nicht allzu abgedroschenen Floskeln suchend, bemerkte Ted erst gar nicht das neben Martin stehende Mädel. War das etwa Martins Schwester? Gewisse Ähnlichkeiten waren nicht von der Hand zu weisen. Ihre Kleidung ließ auf ein hohes Maß an Geschmack schließen. So beurteilte Ted es jedenfalls insgeheim. Ihre schwarzes Seiden-Hemd besetzt mit zart schimmernden roten Rosen und ihre ebenso schwarze Hose, mit leichtem Schlag hoben sie angenehm von der Masse der anderen ab. Man könnte sie wohl leicht der schwarzen Szene zuordnen, währe da nicht diese unheimlich lebensfrohe Ausstrahlung. Ihre Erscheinung verzauberte Ted, ihre bleiche Haut, ihre eiskalten hellgrauen Augen, ihr nahezu perfekter Körper und dann diese zarten dunkelroten Lippen. Auch Martin war bemerkte, dass der ihm gratulierende Ted seine Augen nicht von Loreley lösen konnte.
-Ah wie ich sehe hast du meine Schwester bereits bemerkt. Loreley, Ted. Ted, Loreley.
-Ah, du bist also Ted, ich habe ja schon viel von dir gehört.
Ted hatte einen Kloß im Hals, was sollte er nur sagen. Eine Ewigkeit verging und langsam machte sich Teds Nervosität auch für die anderen bemerkbar.
-Ja, ja so ist er unser Ted. Tja dann lass ich euch zwei mal alleine und unterhalte die anderen.
Martin ging, jedoch nicht ohne sich ein verschmitztes Lachen zu unterdrücken. Die Stunden vergingen und keiner der beiden wagte es, auch nur ein Wort zu sagen. Gerade als Ted all seinen Mut zusammennehmen wollte stand sie auf. Wollte sie gehen? Was sollte er jetzt tun? Instinktiv griff er nach ihrem Arm. Er fühlte sich kühl an. Er erwartete alles, einen Schrei, Gezeter, einen Schlag in Gesicht, aber keinen Kuss. Dieser Kuss, er war wie eine heilende Salbe für die Wunden der letzten Stunden. Er wusste nicht warum sie ihn küsste und es war ihm auch egal.
- Martin hat mich vor dir gewarnt.
-Gewarnt, wovor?
- Nun, er konnte sich denken dass ich dir gefallen würde.
- Ich wusste gar nicht das er mich so gut kennt.
Ted stotterte, er hatte den, auf den unerwartenden Kuss folgenden, Schock noch immer nicht verarbeitet.
- Er hat mir viel von dir erzählt. Wir telefonieren sehr oft, musst du wissen. Sag es ihm nicht aber eigentlich bin ich gekommen um dich kennen zu lernen.
Ihre Worte schmeichelten Ted und langsam verflog die Aufregung.
- Hat Martin dir schon gezeigt was ich ihm geschenkt habe?
-Nein, was denn?
- Komm mit ich zeige es dir.
Dieser Aufforderung konnte Ted nicht wiederstehen, er würde morden, nur um ungestört mit ihr seien zu können. Die Massen beiseite drängend bahnten sich die beiden den Weg in Richtung Schlafzimmer.

5

Auch Jake hatte sich auf der Party eingefunden, wie immer ignorierten ihn die Menschen. Wo war denn nur Ted, er hatte ihm versprochen auch dieses mal dabei zu sein. Schließlich ging es um Martin, Teds besten Freund. Gut, Jake hatte Ted nicht verraten, wen es treffen sollte, er hatte Ted überraschen wollen. Noch fünf Minuten, wo steckte er nur. Die Luft stand förmlich, man hätte sie wohl schneiden können. Jakes Bewegungen, folgte ein mitgerissener, geisterhafter Rauchschwall während er die Zimmer, auf der suche nach Ted, durchsuchte. Er erreichte die Tür des Schlafzimmers, ein leises Stöhnen drang zu seinen Ohren. Sicher gaben sich zwei alkoholisierte Jugendliche ihren Ausschweifungen dahin. Nur allzu gern wäre er eingetreten, hätte sie beobachtet. Doch die Zeit rannte ihm davon. Des weiteren bezweifelte er, dass Ted zu den Akteuren im Schlafzimmer gehörte, er war nicht so, er gehörte zu Jake nicht zu ihnen. Ted würde sich nicht betrinken, mit irgendeiner Dahergelaufenen schlafen, nur um sich am nächsten Tag an nichts zu erinnern. Oder doch? Jake zweifelte. Tatsache war, Ted hatte ihn versetzt. Warum, weshalb war nebensächlich, auch hatte Jake nicht die Zeit, geschweige denn Muße, sich mit solchen Nichtigkeiten auseinander zusetzen. Langsam schritt er auf Martin zu. Die Menschenmenge, die Martin umringte, interessierte ihn nicht, er durchschnitt sie wie ein heißes Messer die Butter, ja, er schritt durch sie hindurch. Er stand direkt neben Martin. Er kannte Martin, oft hatte er Ted begleitet. Auch Martin hatte Jake immer ignoriert, nie mit
ihm gesprochen, wie all die anderen übersehen, verdrängt. Trotzdem würde er es kurz und
schmerzlos halten, Ted zu liebe. Jake wusste von Martins Lungenkrankheit, sie war
angeboren. Langsam tastete sich Jakes Hand in Richtung Lunge. Plötzlich wendete Martin seinen Blick. Er sah Jake an. All die Routine war verflogen, sein dickes schützendes Fell löste sich in wohlgefallen auf. Er fühlte sich wie ein Schulkind, an seinem ersten Schultag und doch gefiel ihm dieses Gefühl der Unsicherheit. Schon lange vermisste er den Adrenalinkick, welcher ihn zu dem gemacht hatte was er war. Voller Enthusiasmus drückte er zu. Martins Lunge wurde in sich zusammengedrückt. Binnen Sekunden viel dieser in Ohnmacht, einige heftige Krämpfe später, sackte Martins Körper matt in sich zusammen, tot. Die Gäste bemerkten zuerst gar nicht wie ernst es um Martin stand. Sie hätten ihm eh nicht helfen können. Jake warf noch einen flüchtigen Blick in die Menge. Noch immer war Ted nicht aufzufinden. Die anfängliche Freude über den sauber und reibungslos verlaufenen Job, wich dem Groll. Ted würde sich warm anziehen müssen, ein wahres Gewitter wartete auf ihn. Das panische Geschrei nervte Jake, er machte sich auf den Heimweg.

6

Ted raste aus dem Schlafzimmer. Mit Loreleys auftauchen hatte er völlig Jakes Andeutungen verdrängt. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Jake hatte ihn überraschen wollen, Ted Magen verkrampfte sich. Er hatte ein ungutes Gefühl, wo war Martin. Nein, nicht Martin, nicht heute, nicht jetzt. Seine Augen fanden die Aufgebrachte Meute. Sie umringten jemanden. Ted erkannte den leblosen Leichnam, der dort lag. Er gehörte zu Martin. Er gehörte zu Martin. Er gehörte zu Martin. Martin... Loreley... Jake... Ted verstand die Welt nicht mehr. Eben war er noch der glücklichste Mensch auf Erden gewesen und jetzt? Er sah die blassen Augen Martins, sie durchbohrten ihn förmlich. Die Fähigkeit zu weinen hatte Ted schon lange verloren. Er musste hier raus, er konnte niemandem unter die Augen treten, schon gar nicht Loreley. Er musst mit Jake sprechen, so schnell wie möglich. Wann war es so weit gekommen, hatte er sich zu sehr an all dies gewöhnt, wieso. Wieso hatte Jake nicht noch einmal mit ihm gesprochen? Zuhause, dort würde er Jake finden. Ted rannte los. Die Bahn würde ihm zulange brauchen, er rannte die ganze Strecke bis nach Hause. Seine Beine bewegten sich wie in Trance, er spürte keine Anzeichen von Erschöpfung. Er rannte und rannte.

Loreley stolperte aus dem Schlafzimmer, was war geschehen? Warum war Ted so stürmisch geflohen hatte sie etwas falsch gemacht. Die Gefühle ebbten ab und sie begann ihre Umwelt wahrzunehmen. Die Party hatte sich in ein Chaos verwandelt. Die Leute schrieen, riefen um Hilfe. Der Notarzt stürmte ins Zimmer. Er begann einen am Boden liegenden jungen Mann zu verarzten, es war Martin. Martin. Loreley schrie. Sie stieß die Anderen beiseite.
-Was ist passiert, wie geht es ihm, warum liegt er da?
-Beruhigen sie sich, kennen sie den Mann?
-Er ist mein Bruder wie geht es ihm?
-Setzen sie sich erst mal. Sind ihnen irgendwelche Krankheiten ihres Bruders bekannt?
-Nun so weit ich weiß hat er eine Deformation der Lunge von Geburt an. Nun sagen sie mir endlich was los ist.
-Es tut mir Leid aber ihr Bruder ist tot, er scheint erstickt zu sein. Wir wissen noch nicht wie, aber seine Krankheit könnte hierfür verantwortlich sein. Am besten sie verständigen erst mal die Eltern. Ich muss mich nun um den Leichnam kümmern.
Loreley fiel in das Sofa, all die Menschen schienen verschwunden zu sein. Der Raum wirkte dunkel und klein, nur sie und Martin waren noch da. Sie fühlte sich allein und überfordert. Warum gerade heute, jetzt? Sie griff nach dem Hörer des Telefons und begann, intuitiv die Nummer, ihrer Mutter, zu wählen.

Ted öffnete die Tür seiner Wohnung, kein Licht brannte. Er suchte nach dem Lichtschalter, schlug wild gegen die Wand. Endlich wurde der Raum mit Licht überflutet. Jake lehnte gegen die Wand, seinem Blick fehlte der sonst übliche spöttische Ausdruck. Boshaftigkeit, Tücke hatte seinen Platz eingenommen.
-Hallo Jake.
-Hallo Ted.
-Jake, was um Gottes willen war da los. Hättest du mir nicht bescheid sagen können.
-Vorsicht der Chef hört zu und überhaupt, Bescheid?
-Lass die Witze, du weißt warum. Martin war mein bester, ja einziger Freund.
-Ach einziger Freund, ja? Und ich?
-Stell dich nicht dumm, natürlich bist auch du mein Freund. Und was für einer, wie war das noch damals? Wenn ich mich recht erinnere warst du es, der mich umbringen wollte.
Wie man sieht hast du nichteinmal das richtig gemacht.
-Wer konnte auch damit das du mich siehst? Das war ein echter Schock...
-Soll ich mich jetzt auch noch bei dir entschuldigen, ..., oh Jake hättest du mich damals doch nur umgebracht.
-Natürlich das musste ja kommen. Wie immer wenn wir uns streiten. Jetzt bin ich wieder an allem schuld, der dumme Pisser welcher dir dein Leben versaut hat. Ich kann auch gehen, na komm sag schon.
-Hör auf du weist wie wichtig du für mich bist und gerade deswegen hätte ich mehr von dir erwartet.
-Mehr? Mehr? Was soll das Ted, du wusstest doch das jemand gehen würde. Sei ehrlich, du wusstest das er es seien würde.
-Und dennoch hättest du mit mir reden müssen.
-Reden? Worüber denn reden. Es ist doch alles wie immer gewesen. Du weißt das wir nichts daran hätten ändern können. Festgeschrieben, du weißt.
-Ja aber, es war Martin.
-Ja Martin und gerade deswegen, hätte ich mit deiner Anwesenheit gerechnet.
-Aber woher sollte ich denn wissen....
-Du wusstest, wolltest es dir nur nicht wahr haben.
Teds kopfschmerzen nahmen zu. Er wusste Jake hatte recht und das schlechte Gewissen begann ihn aufzufressen.
-Du hast mich im Stich gelassen Ted, wo warst du denn überhaupt.
-Ich, äh...
Ted konnte ihm unmöglich die Wahrheit sagen.
-Ich war betrunken und lag kotzend im Bad.
-Ah,..., im Bad. Gut, ich lasse das als Entschuldigung gelten. ... Bis morgen dann Ted.
Jakes Augen funkelten Ted bissig an. Dieser versank indessen in Schuldzuweisungen und Schamgefühl. Hätte er denn gar nichts tun können, wie sollte er Loreley nur unter die
Augen treten. Jake amüsierte sich über Teds falsche Moral, er wusste, dass er gelogen hatte, auf dem Klo waren nur ein paar Idioten gewesen die ihre Genitallänge vergliche. Kein Ted. Und dennoch hatte Ted Jakes Neugier geweckt, was wollte er verheimlichen, wo war Ted gewesen, oder bei wem war Ted gewesen?

7

Eine Woche war seit Martins Tod vergangen und Ted hatte weder von Loreley, noch Jake gehört. Die Einladung zu Martins Beerdigung hatte ihn jedoch überrascht. Ted wusste nicht ob er hingehen sollte oder konnte. Wie immer warf er eine Münze, eine dumme Angewohnheit. Sinnlos zugleich denn üblicherweise entschied er erst nachdem er die Münze geworfen hatte und das Ergebnis kannte, für was Kopf oder Zahl standen. Insgeheim war ihm klar das er zu der Beerdigung gehen musste, auch wenn er sich mit Loreley würde auseinander setzten müssen. Egal, die letzte Ehrerbietung, einen Abschied war er Martin schuldig. Und doch beschlich ihn ein Gefühl der Angst, Loreley er konnte sie nicht länger belügen, er würde ihr alles beichten. Alles.

8

Beerdigungen waren etwas neues für Jake, für gewöhnlich mied er sie. Eine allzu persönliche Bindung zu seinen „Geschäftspartner“ hielt er für unangebracht. Bisher war Ted nirgends zu entdecken aber Jake war sich sicher, dass er kommen würde. Die Beerdigung seines „besten Freundes“ verpassen, nein das war nicht Teddys Art. Jake musterte die illustre Gesellschaft. Er erkannte Martins Mom und einige Idioten deren Gesichter er von der Geburtstagsfeier kannte. Wie üblich hatte Martins Mutter die Beerdigung in eine Puppenstube verwandelt. Viel zu kitschig, murmelte Jake bei sich als sein Blick auf ein ihm bisher unbekanntes Wesen fiel. Und obwohl er den Menschen nicht mehr viel Zuneigung entgegenbrachte, musste er sich eingestehen, dass sie ihn auf irgendeine entfernt vertraute Weise anzog. Das schwarz des Trauerkleides stand ihr gut, besser als den anderen Trotteln. Sie musste Martin sehr nahe gestanden haben, jedenfalls machte sie den Eindruck. Aber wer war sie. Sein Gedankengang wurde abrupt durch die Ankunft Teds unterbrochen. Da war er also, wie erwartet. Und er schritt direkt auf die einsame Schönheit zu. Ted kannte sie also. Aber woher? Und warum hatte er sie nie erwähnt. Langsam wurde die Sache interessant und Jake schlich sich langsam näher, darauf achtend unbemerkt zu bleiben.

Loreley verteufelte den Tag an dem sie beschlossen hatte zur Beerdigung ihres Bruders zu gehen. Wenngleich es ihre Pflicht war, so musste sie doch einsehen, dass niemand der Anwesenden wirklich um Martin trauerte. Ihre Mutter hatte sich schon vor Jahren heftig mit ihm zerstritten und war nur gekommen um den Schein zu wahren. Auch Martins „Freunde“, in ihren Augen nicht mehr als flüchtige Bekannte seinerseits, waren nur gekommen um ihr Gewissen zu erleichtern. Sie hatte nie verstanden was Martin an diesen Ignoranten und Jasagern gefunden hatte. Gerade als sie sich umdrehen wollte, um zu gehen, stand Ted vor ihr. Er war es wirklich. In den Wirrungen der letzten Tage hatte sie ganz vergessen sich bei ihm zu melden und sich dann nicht mehr getraut. Nur allzu gern wäre sie ihm um den Hals gefallen, nur wusste sie nicht ob er ihre Umarmung erwidern würde.

Loreleys Zurückhaltung, ihr Schweigen machten Ted beinahe wahnsinnig. Die letzten Tage hatte er versucht sich die passenden Worte zurechtzulegen und es hatte ihm nicht genutzt. Er war froh als Loreley endlich die Initiative an sich riss.
-Danke, dass du gekommen bist.
-Nun..., ähm ist doch selbstverständlich.
-Um ehrlich zu sein ich wollte gerade gehen. Ich kann diese Heuchler nicht länger ertragen.
-Du Loreley, ich muss mich entschuldigen, dass ich den Abend einfach abgehauen bin, ich...
-Lass es einfach, das war wohl für uns alle ein bisschen viel.
-Danke Loreley.
Loreley hatte sich zu ihm gebeugt. Zögernd erwiderte Ted ihre Geste mit einem zaghaften Kuss.


---> soweit vorerst, der Rest ist in Arbeit, interessieren würde mich eure Meinung? Was besser machen, Fragen und Anregungen, sinnvoller Art sind erwünscht.!!! :lol:


Online ap

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      • Show only replies by ap
    Wow, die Geschichte ist cool, gefällt mir sehr gut !!  :D  
    Allein die Idee mit diesem Jack, der Heimsuchung sozuzsagen, ist fein. So eine Art Wahnvorstellung, die sich versälbstständigt und ins reale Leben eingreifen kann... hehe gefällt mir.  ;)  
    Auch der Schreibstil ist cool, teils vielleicht etwas kurz und knapp, aber doch lockerflockig und durchaus spannend.
    Du setzt vielleicht etwas viele Kommas, ganz egal ob sie nun passen oder nicht, aber das ist nicht so wild.
    Bin gespannt wie es weiter geht!  8)