ok, jetzt will ich mich hier auch mal zu Wort melden. Zu meinen Schwarzmetallischen Vorlieben werd ich irgendwann noch einige Ergänzungen in meinem Vorstellungsthread machen - wenn ich die nötige Ruhe dafür habe...
Aber hier juckt's mich jetzt in den Fingern.
Zunächstmal die Bezeichnung "True" Black Metal ist einfach nur ne Abgrenzung seitens der Fans / Musiker des rauhen, meist bewusst primitiven, traditionellen Black Metals. Erstmals verwendet von Mayhem ("The True Mayhem") und Darkthrone ("True Norwegian Black Metal"), die damit denke ich ihren Vorrangstellungsanspruch festigen wollten, wurde es dann von diversen Bands aufgegriffen, als zunehmend progressivere/modernere Sounds von Bands verwendet wurden, die sich selbst nachwievor als Black Metal bezeichneten.
NSBM ist ein etwas heikles Thema, denn wo zieht man die Grenze, wenn einige klassische Black Metal bands zu reinen Provokationszwecken sich selbst in die Rechte Ecke gestellt haben, obwohl sie es wahrscheinlich nicht sind: zB Darkthrone: "Norsk Arisk Black Metal", also "nordischer, arischer Black Metal" - reine Provokation, steckt nichts hinter. Noch besseres (eindeutiger keine rechte Basis) Beispiel: Mayhem. Während Gitarrist und Kopf der Band Euronymous (R.I.P.) sich als Kommunist präsentiert hat (inkl. Verwendung kommunistischer Symbolik soweit ich weiß) bezeichnete der Drummer "Hellhammer", der mitlerweile in etlichen Black Metal Bands gespielt hat, sich selbst als rechtsradikal. Völliger Blödsinn! Ein rechtsradikaler würde NIE mit einem (radikal?) Linksorientierten zusammen in einer Band agieren. Und Hellhammer war derjenige, der Mayhem nach Euronymous' Tod wieder in Leben rief und kämpferisch den Fortbestand der Band solange er lebe prophezeite... Viel Getue nur um der Provokation willen, da es immer schwerer wird WIRKLICH zu provozieren, weil einfach vieles nach und nach in der Gesellschaft mehr oder minder akzeptiert wird. Die Leute gewöhnen sich halt irgendwann daran gelegentlich schwarz gekleidete Gestalten mit inversen Kreuzen zu sehen. Ich rechtvertige eine solche Provokation nicht, aber ich betrachte sie als belanglos. DENN:
Was die Leute privat denken, dass darf man ihnen nicht verbieten und das hat auch teilweise wenig mit der Musik zu tun.
Sehr guter Satz!
Wer beim Hören von Musik moralisch agieren will, darf viele Bands im Black Metal-Bereich nicht anfassen. Burzum's "Count Grishnakh" (Kopf der Band) sitzt wegen Mordes an Mayhem's "Euronymous" im Knast, ein Musiker von Thorns war wegen mittäterschaft ebenfalls hinter Gittern, ist aber schon lange wieder auf freiem Fuße. Jon Nödtveidt von Dissection (Kopf der Band) war wegen Mordes an einem Homosexuellen im Knast. Viele Schwarzmetaller zudem wegen Brandstiftung in Kirchen (Hauptsächlich in Norwegen zu Beginn der 90er). Es hat Aufrufe zu Kirchenbrandstiftung und zum Krieg gegen das Christentum gegeben. All das war Anfang bis Mitte der 90er.
Anekdote: Coolster Aufruf zur Kirchenbrandstiftung meiner Ansicht nach seitens Darkthrone: "In the name of god let the churches burn!" rückwärts im Anschluss an ihren Song "As Flittermice as Satans Spys" auf ihrem Album Transylvanian Hunger. Amüsant!
Ich höre viel und gerne Black Metal der alten Schule und lasse dabei selbstverständlich Darkthrone und Mayhem nicht außenvor. Burzum ebensowenig, obwohl "Grishnakkh" sich wiederholt in Interviews sehr rassistisch geäußert hat und er wahrscheinlich wirklich so denkt. Aber im Gegensatz zu NSBM-Bands (Burzum ist für mich kein NSBM, denn in den Texten ist von rechtsradikaler Orientierung nichts zu merken) hat der Mann musikalisch einfach wirklich einiges drauf. Und solange es mir in den Texten nicht auffällt, ist mir die Gesinnung einer Black Metal Band völlig egal. Sie haben in einer Demokratie das Recht zu denken wie sie wollen. Ich stehe nicht hinter den Sichtweisen einer Band, sondern nur hinter der Musik, wenn ich mit ihrem Band-T-Shirt rumlaufe. Von Burzum mir ein Shirt zu kaufen zögere ich dennoch, weil ich nicht in die rechte Ecke einsortiert werden möchte und manche Burzum da einordnen - wirklich schade, denn die Covers ihrer Alben sind zum Teil wirklich schön und es gibt sie auch als T-Shirts. Es mag komisch klingen, aber ich bin de facto
links orientiert - ich suche mir Bands die ich höre nur nicht nach deren Gesinnung aus, sondern nach der Qualität der Musik und nach dem was die Musik für mich transportiert.
Zu was zählen denn eigentlich solche Bands wie Landser und dieses rechte Geschrammel? Is dat Metal? Ich habs noch nie gehört - kenn nur den Namen (und eben den von noch einigen anderen derartigen Bands)
zu Schrott.
Nee, im Ernst. So genannter "Rechts-Rock", ich glaub ich hab auch schonmal den völlig idiotischen Begriff "Rechts-Punk" gehört (lol!). Wohl weil sie zum Teil musikalisch dem Punkrock ähneln. Schwache bis durschnittliche Musik im Hard-Rock-/Punk-Rock-Stil mit ultra-plakativen, massiv störenden Texten. Billige rechter-Stammtisch-Sprüche bis ins absolute Extrem (also extrem rassistisch und gegen alles irgendwie links assoziierte und gemäßigte gerichtet: Ausländer, Punks, Demokratie, etc. - komplette vorstellbare Palette), Kriegsverherrlichung und leider, leider, leider auch Wikinger-Thematik und weiteres aus dem Bereich Germanischer Mythologie. Die Nazis haben sich bereits unter Hitler den Germanischen Mythen und Legenden verschrieben und die Symbole misbraucht (das Hakenkreuz ist ursprünglich ein Germanisches Symbol - hatte vor dem 20. Jahrhundert weder mit Politik noch mit Verbrechen zu tun). Diese "Tradition" führen die Neo-Nazis natürlich fort.
Hier liegt letztlich der Knackpunkt, bei dem man vorsichtig sein muss mit der Einordnung einer Black Metal Band als NSBM, denn die Rückbesinnung auf die Lebensart unserer Ahnen ist auch im Black Metal Bereich stark vertreten und sie muss nicht bedeuten, dass die entsprechenden Leute rechts orientiert sind. Viele sind unpolitisch, schätzen aber die heidnische Lebensweise sehr viel mehr als die unserer christlich geprägten Kultur. Das macht sie aber nu wirklich nicht zu Nazis. Erst wenn Rassismus ins Spiel kommt ist eine Zuordnung zum NSBM rechtfertigbar bzw. auch angebracht. In Fällen wie Burzum, wo vom Rassismus in Musik und Lyrik keine Spur ist, aber durchaus in Interviews, da ist es jedem selbst überlassen - für mich liegt die Grenze im Verwenden Rassistischer Lyrik.
Menschenfeindliche/-verachtende Lyrik ist im Übrigen nicht als "rechts" zu betrachten! Solche findet man im Black Metal Bereich so oder so viel, denn Hass auf's Christentum war letztendlich das den Black Metal als solchen definierende Element, wobei heutzutage Schwarzmetaller in aller Regel wie ich es nur als musikalische Kunstform schätzen, ohne dass es irgendwelche gesellschaftlichen Konsequenzen hätte. Aber in der Lyrik ist es ein fester Bestandteil der absolut meisten Bands - Dimmu Borgir im Übrigen mit eingeschlossen. Man zieht halt als Rezipient aus der Musik was man daraus ziehen möchte und wen etwas stört, der lässt da dann halt die Finger von. So einfach seh ich das. Ich liebe Black Metal und habe dabei auch gerne misanthropische, antichristliche, nihilistische oder heidnische Texte - zugleich bin ich als Mensch sehr tolerant gegenüber anderen Lebens- und Denkweisen - so lange niemand zu Schaden kommt.
So weit so gut - mein Wort zum Montag...
Bin für Fragen offen.
Gruß,
edDy