Jersey Girl

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So, ein kleiner Fehler ist da, da ich nicht mehr in Erinnerung hatte, dass noch ein Jay und Silent Bob Film kommt (Passion of the Clerks) bzw. kommen soll. Aber egal :

Seit "Clerks - Die Ladenhüter" und dessen indirekten Forstsetzungen (Jersey Trilogie) "Mallrats" und "Chasing Amy" dürfte Kevin Smith den meisten Leute ein Begriff sein. Wenn nicht, dann dürfte spätestens "Dogma" das geändert haben. Kevin Smith ist Kult, soviel steht fest. Gerade seine ersten drei Filme vereinen ideal derben, aber in vielen Belangen doch noch nahe an der Realität angesiedelten Humor (wobei manches natürlich auch etwas sehr abgedreht ist) mit keineswegs platten oder oberflächlichen Beziehungskisten. Gerade in "Chasing Amy" kam doch schon stellenweise eine sehr "romantische" Komponente durch. Meiner Ansicht nach erreichen die wenigstens, wenn überhaupt jemand, seinen Stil, den er mit diesen 3 Filmen vorgelegt hat. Auch seine letzten beiden Filme "Dogma", bei dem die Religion nett verschippert werden durfte, und "Jay und Silent Bob schlagen zurück" waren, wenn auch gerade letzterer wesentlich alberner und platter, sehr lustig und sehr geile Komödien. Trotzdem wirkte "Jay und Silent Bob" wie ein Fazit.

Denn ein Problem, dass Smith hat, wenn man von problem reden will, ist, dass viele ihn zu oft auf Jay und Silent Bob, die beiden bei Frauen erfolglosen Dauerkiffer, der eine dauernd am Müll sabbeln, der andere meistens schweigende, der wenn er was sagt, den Nagel auf den Kopf trifft, reduzieren. So hat Jay im letzten Film eine Freundin abbekommen, die Kultcharaktere wie Hooper X, Banky Edwards, Holden McNeal, Dante Hicks, Randall Graves oder Alyssa tauchen wieder auf und so weiter. Natürlich hat Smith nicht aufgehört Filme zu machen (Gott sei Dank), aber auf mich wirkt es so, als wolle er mit Jay udn Silent Bob (vorerst) abschliessen. Denn so lustig die beiden Charaktere sind, sie haben einigen besseren, viel hintergründigeren Charakteren mit zunehmender Popularität die Show gestohlen.

"Jersey Girl" stellt somit den ersten Smith Film dar, in dem Jason Mewes und Smith nicht in die Rollen der beiden Kiffer schlüpfen. Die Story gestaltet sich von Anfang an wesentlich ernster als bisher. Oliver Trinke arbeitet in der PR Branche. Er ist furchtbar verliebt in seine Frau Gertrud und zufrieden mit seinem Job und dem Leben in Manhattan. Das Glück scheint perfekt, als Gerturd schwanger wird. Doch schon bald bricht alles zusammen, denn Gertrud stirbt bei der Geburt ihrer Tochter. Dann beleidigt Oliver auch noch die Reporter auf einer Presseversammlung und den gefeierten neuen Star Will Smith, seinen Klienten. Er verliert den Job und sein Appartement. Von nun an kümmert er sich um seine Tochter.
Sieben Jahre später. Oliver wohnt bei seinem Vater, zusammen mit seiner Tochter. Er hat einen Job bei den Stadtwerken bekommen, träumt aber weiterhin von der Rückkehr in die PR-Branche. Dann lernt er in der VIdeothek zufällig Maya kennen.

Wie man erkennen kann, das Thema hat einen ernsteren Grundtenor, als das, was man bisher von Smith kannte. Auch der Humor ist dem etwas mehr angepasst. Wer also Kiffer-, Furz- und Fäkalsprachenwitze erwartet, der wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Aber Kevin Smith wäre nicht er selbst, wenn sein Humor harmlos geworden wäre. Einige sexuelle Anspielungen, einige Seitenhiebe und auch einige normale Lacher erwarten den Zuschauer. Zwar ist es eine Gradwanderung, bei so einem ernsten Thema auch mal etwas gewagtere Witze (nicht den bei sowas sonst üblichen schnöden Familien- oder Romanzenhumor) zu bringen, aber dies gelingt Smith perfekt. Er geht mit einer natürlichen Lockerheit an das Geschehen ran, ohne jemals platt zu werden oder den Ernst aus der Geschichte zu nehmen und sie dem kurzzeitigen Witz unterzuordnen.

Aber auch das andere extrem liegt im fern. Wie schon bei "Chasing Amy" bleibt der romantische/gefühlsgeladene Part immer dezent, man hat nie das Gefühl, dass Smith jetzt in den extremen Kitsch abrutscht oder Emotionen durch übertriebene Theatralik hervorrufen will. Sicherlich wird es manchmal schon knapp, aber das kann man Smith nicht vorwerfen. Auch das ein oder andere Klischee konnte er kaum auslassen, sonst wäre der Film zu düster oder ernst geworden, um als Liebes-Komödie oder eher als romantische Komödie durchzugehen. Daher sei ihm das verziehen.

Auch die Schauspieler machen ihre Sache zufriedenstellend. Jennifer Lopez hat ja nur einen kurzen Auftritt als Gertrud (Olivers Frau), man merkt aber, dass sie eigentlich mal Schauspielerin war, denn im Gegensatz zu den anderen Musik-Starlets und Gangsterrappern (Ice-T und Ice Cube mal ausgenommen, die beiden sind wirklich cool in ihren Filmen, bzw. Ice Cube wirklich mit etwas Talent gesegnet), die meinen, sie müssten in Filemn auftauchen bleibt sie in ihrer kurzen Bildschirm Zeit recht natürlich und man bekommt kaum den Eindruck, sie wolle nur mal wieder in der Öffentlichkeit stehen. Nun aber zu den drei wichtigsten Charakteren. Ben Afleck darf mal wieder in einem Smith Film sein Können zum Betsen geben. Okay, Ben Afleck war in manch einem Film grausig, aber Smith schafft es einfach das Beste aus ihm herauszuholen und gerade in "Chasing Amy" da hat er bewiesen, dass er in der Tat ein guter Schauspieler ist. Zwar erreicht Afleck diese Performance hier nicht, aber gibt im Grossen und Ganze eine sehr ordentliche Vorstellung als Oliver ab und man wünscht sich keinen anderen herbei, wie man es ab und an mal wohl schon getan hat ( ;-) ). Wirklich sehr gut und überzeugend ist Raquel Castro als Olivers Tochter Gertrud. Ich habe zwar noch keinen anderne Film mit ihr gesehen, aber sie ist die ganze Zeit über sehr natürlich und hat die richtige Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit für diese Rolle. Liv Tyler hat sicherlich auch schon bessere Darbietungen abgeliefert, aber auch sie spielt grundsolide und glaubwürdig, von daher will ich nicht meckern. Der Rest der Cast, unter anderem Jason Biggs, Matt Damon und Jason Lee in eher kleinen Nebenrollen, passt sich dem positiven Gesamtbild an. Herrlich auf jeden Fall Will Smiths lustiger und selbstironischer Auftritt. Allgemein wird er hier teilweise ganz nett durch den Kakao gezogen. Technisch gibt sich der Film auch keine Blösse und ist sehr sauber umgesetzt. Auffällig ist die Musikuntermalung, an der es aber auch nichts zu mäkeln gibt.

Fazit : Sicherlich nicht Smiths bester Film, aber trotzdem eine gute romantische Komödie, die lustig, aber nicht zu albern und romantisch, aber nicht zu schmalzig ist.
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Offline JasonXtreme

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    Also die Sachen von Smith waren bisher alle gut, diesen kenn ich noch nicht - ansehen wies aussieht :D
    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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    Zitat von: "JasonXtreme"
    Also die Sachen von Smith waren bisher alle gut, diesen kenn ich noch nicht - ansehen wies aussieht :D


    Aber wie gesagt, der Film trägt zwar teilweise Smiths Handschrift, ist aber doch schon etwas anders ;) Am betsen sind eh seine ersten 3, daran wird sich nix mehr ändern.
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    Offline Nation-on-Fire

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      Seit Ewigkeiten auf meinem Stapel ungesehen, nun war er endlich dran.
      Ich fand den ganz okay, zwar vorhersehbar wie sonstwas, aber es gab doch den einen oder anderen Punkt, wo man merkte, dass Kevin Smith den Film gedreht hat.
      Eine solide RomCom, sonst nichts.

       :6: