Soso, gestern war es nun soweit, zusammen mit Lionel hab ich das vierte amerikanische Remake eines japanischen Gruselfilms im Kino erleben dürfen. Ich habe ja schon länger kein ausführliches Review mehr geschrieben, aber nun ist es mal wieder an der Zeit, über diesen Film will ich meine Meinung deutlich los werden.
Nun ja. Ich bin nicht wirklich froh mit dem Film. Er ist definitiv schlechter als das Original und auch schlechter als das The Grudge Remake, aber so richtig schlecht ist er nun auch wieder nicht, Ring 2 ist er zum Beispiel wiederum haushoch überlegen - was aber auch nicht schwer war. Ich denke der Film hat den Schauspielern einiges zu verdanken, sie sind es die ihn letzten Endes vor der Belanglosigkeit retten. Grundsätzlich kann man sagen dass die Atmosphäre, die düstere Stimmung des Originals ganz gut in die amerikanische Stadt übertragen wurde. Den ganzen Film über regnet es fast ununterbrochen, es gibt keinen Sonnenschein zu sehen, das Wohngebiet in welches die zwei Hauptprotagonisten einziehen wirkt wirklich verdammt düster, völlig trostlos und finster. Soweit, so gut. Die Wohnung ist schön heruntergekommen, die Atmosphäre ist dicht und fast greifbar. Aber das war es dann auch schon mit den positiven Aspekten - Grundstimmung und Schauspieler OK, aber der Rest kann so gar nicht überzeugen.
Es wurde vorne und hinten viel zu viel amerikanisiert. Bei The Grudge war das in Ordnung - die Handlung wurde leichter verständlich, die Effekte wurden um neue ergänzt, man spielte mit der Erwartungshaltung der Fans des Originals. Nicht so hier. Die Gruseleffekte des Originals fehlen fast alle, bis auf ein oder zwei Stück wurde der ganze Rest entfernt, und die verbliebenen wurden deutlich abgeschwächt in ihrer Gruselwirkung gegenüber der Vorlage!! OK, ein amerikanisches Mädchen mag nicht so gruselig wirken wie man es von Japanerinnen in solchen Filmen mittlerweile gewohnt ist, aber muss man ihre Erscheinung deswegen so gut wie kompett aus dem Film entfernen? Nein!
Wie die Amerikaner nun mal so sind, konnten sie dafür aber natürlich nicht darauf verzichten, ihren eigenen Senf bzw. Mist in den Film einzubauen. Neue Subplots wurden der Story hinzugefügt. Nehmen wir mal die leer stehende Wohnung über der Wohnung der Hauptakteure zum Beispiel. Über diese wurde im Original fast kein Wort verloren, man wusste nicht warum sie leer steht oder wer mal darin gewohnt hat. Hier wurde von Anfang an ein übernatürlicher Aspekt ins Spiel gebracht, der schon gleich zu Beginn für den wohligen Grusel sorgte. Nicht so im Remake. Wir erfahren genau, wer da gewohnt hat, natürlich wird die Familie auch rein zufällig später mit dem jungen Spukmädchen in Zusammenhang gebracht, und da die Wohnung ja so schön leer steht gibt es ein paar lustige dumme Teenies, die den Platz zum Kiffen und Saufen nutzen, nichts besseres zu tun haben als dabei alle Wasserhähne zu öffnen, eine Überschwemmung völlig ohne Grusel zu verursachen, und dazu noch die gute Jennifer Connelly beim Wäsche Waschen zu terrorisieren. Nein danke, so nicht. Hier wurde der übernatürliche, unbekannte Aspekt völlig aus der Handlung gestrichen und durch die halbstarken jugendlichen Störenfriede ersetzt. Was sollte das denn bitte? Noch dazu erfahren wir welche Probleme die Hauptdarstellerin mit ihrer Mutter hatte, auch das ist meiner Meinung nach fehl am Platz, aber darüber kann man hier noch streiten, meinetwegen kann es auch als Begründung für die psychischen Probleme der Connelly herhalten, auch wenn es nicht wirklich überzeugt. Ein weiterer Punkt ist der Scheidungsanwalt an Connellys Seite. Im Original trat dieser nur wenig in Erscheinung, hier steht er dagegen recht dominant an ihrer Seite und beschützt sie quasi vor dem Vermieter und Hausmeister - welcher übrigens Ed Gein ziemlich ähnlich schaut, Absicht? - das war mir viel zu sehr in die verstörende Atmosphäre eingegriffen, dadurch dass sie nichts mehr alleine konfrontieren muss leidet natürlich auch wieder die Spannung.
Zu allem Überfluss wurde dann noch der sehr gut durchdachte und faszinierende Schluss des Originals komplett über den Haufen geschmissen und durch ein Ende ersetzt, das wohl mainstreamtauglicher sein sollte, aber auf diese Weise völligen Schwachsinn darstellt. Bitte?!? Hier haben wir nicht nur einen mittelschweren Logikfehler, den ich spoilertechnisch allerdings noch nicht erläutern möchte, sondern auch ein Ende das so gar nicht mehr zum Original passen würde, aber dem nun eh misslungenen Remake auch nicht mehr viel schaden konnte.
Naja, so langsam sollte ich mal zum Ende bzw. Fazit kommen. Auf der guten Seite haben wir also die zumindest am Anfang überzeugende Atmosphäre in der verregneten Stadt und Wohnung, sowie die sehr guten Darsteller die allesamt ihre Rolle meistern, allen voran Connelly und der Ed Gein Verschnitt als Hausmeister. Dagegen steht jedoch die völlig miserable Umsetzung des restlichen Films sowie die großen Einschnitte in die Handlung des Originals, das fast völlige Entfernen der großen Stärke des Films, der langsamen, ruhigen, aber doch verdammt gurseligen Effekte. Was bei Ring 2 angefangen wurde treibt man hier ins Extreme, das ist einfach zu viel. Was bleibt ist ein nicht mehr ganz durchschnittlicher amerikanischer Grusler ohne viel Grusel. Nein danke. Höchstens 4-5/10 gut gemeinten Punkten für Darsteller und Atmosphäre, mehr ist nicht drin. Dann lieber noch dreimal das Original schauen oder wenn es unbedingt etwas amerikanisches sein muss, dann bitte The Grudge, der stellt wenigstens ein gelungenes Remake dar.