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Review: DIE INSEL (Richard Laymon)

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Lionel:


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Kurzbeschreibung

Nach der Explosion ihrer Jacht finden sich acht junge Urlauber auf einer einsamen Südseeinsel wieder, weitab von jeder Zivilisation. Was als Abenteuer beginnt – früher oder später wird sie ja bestimmt jemand retten, denken sie –, entwickelt sich jedoch zu einem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint: als nämlich einer von ihnen auf bestialische Art und Weise ermordet wird und sich herausstellt, dass die Explosion der Jacht kein Unfall war … Ein nervenzerreißendes Katz-und-Maus-Spiel von Richard Laymon, einem der meistverkauften Horror- und Thriller-Autoren unserer Zeit. (amazon.de)



So, nun hab ich das Buch durch. Zuerst mal sei angemerkt, dass ich sehr zwiegespalten bin, was die Bewertung von DIE INSEL angeht. Erstmal die positiven Aspekte: Es ist zum größten Teil äußerst unterhaltsam und spannend geschrieben. Alles wird aus Sicht des 18-jährigen Protagonisten Rupert erzählt. Der Leser wird mit den Ereignissen auf der Insel in Tagebuchform vertraut gemacht, denn Rupert möchte alles festhalten, was auf der Insel passiert. Auf diese Weise wird uns zu Beginn eines neues Eintrags oft klar gemacht, dass er noch nicht auf dem neuesten Stand sei, sich aber viel zugetragen hätte, dass er jetzt niederschreiben müsse. Dieser Stil funktioniert unheimlich gut und lässt den Leser förmlich nach mehr lechzen.
Überhaupt ist das Buch größtenteils ein "Pageturner", soll heißen, man kann kaum erwarten wie es weitergeht und hat Schwierigkeiten das Buch überhaupt mal aus der Hand zu legen.
Obwohl stets klar ist, dass es sich bei DIE INSEL um nichts anderes als Pulp a la BATTLE ROYALE handelt und man nie in dem Glauben verfällt, hier höherwertigere Literatur vor sich zu haben, ist die Qualität des Buches enorm hoch, bis auf einige wenige Aussetzer - und das letzte Drittel, aber darauf komm ich noch zu sprechen.

Letztlich hat Laymon es doch versaut, denn wenn der Leser mit einem üblen Nachgeschmack nach Beendigung des Buches zurückgelassen wird, ist die Mission ein hochwertiges Werk abzuliefern, gescheitert.
Es fängt schon mal mit dem Protagonisten an, Rupert. Ständig - und ich meine ständig (!) - ist der Typ geil, besser gesagt notgeil. Es können die widerwärtigsten Dinge passieren, Morde, Vergewaltigungen, alles wurscht, unser pubertierender (Anti)-Held denkt stets nur an Titten und Muschis. Und wer wills ihm verdenken, mit 4 Frauen auf der Insel, eine hübscher als die andere. Seine perversen Fantasien werden uns stets in Gedankenform mitgeteilt. Da isses auch egal, wenn ein 14-jähriges Mädchen mal eben brutal misshandelt, geschlagen und vergewaltigt wurde, irgendwie war das dann "doch erregend" für Rupe, the Man. Krank und irgendwie auch einfach nur blöd und bescheuert. Überhaupt, die Wörter die am häufigsten vorkommen sind glaube ich "Brüste" und "Riesenständer" :roll:
Ok, weiter im Text. Egal, was ich gerade geschrieben habe, 2/3 (oder lass es 3/4 sein) des Buchs sind absolut top, spannend, fesselnd, faszinierend und super-locker-flockig-leicht konsumierbar. Wenn es doch nur dabei geblieben wäre. Denn gegen Ende hin gehen die Gäule total mit Laymon durch und er macht daraus einen Exploiter (nein, einen SEXploiter) wie er im Buche steht. Man fühlt sich erinnert an die unzähligen alten Women in Prison - Güllefilmchen, wo einer schlechter als der andere war. Auch hier kommen wieder - ähnlich wie in Ketchums EVIL - unaussprechliche Perversionen und Gewaltakte vor, sei es sexueller Natur oder was den Splatter angeht. Üblen, selbstzweckhaften Splatter. Splatter, der weh tut und die Geschichte nicht wirklich voranbringt. War aber Ketchums EVIL noch ernst und trocken und dadurch realistisch gehalten, hat man im letzten Drittel von DIE INSEL Schwierigkeiten nicht laut loszulachen und fragt sich ob man sich in einem alten Japan-Sexploiter (einer dieser wo Monster mit Riesenpimmel arme Frauen im Wald vergewaltigen) befindet. Es wird wirklich arg lächerlich und damit macht Laymon den psychologischen Faktor und die Spannung, die es ihm im Großteil des Buches hervorragend gelungen ist aufzubauen, voll und ganz zunichte. Eine der Auseinandersetzungen könnte man sogar als Hommage an "Ich spuck' auf dein Grab" verstehen, ich sag nur Schiffsschraube. ;)

Ganz am Ende gibt es dann zwar noch einen finalen (aber kleinen, die Geschichte nicht ändernden) Twist, der einem ein breites Grinsen ins Gesicht jagt, der es jedoch nicht versteht, die Geschichte noch zu retten. Schade. Jammerschade. Hätte ein Knaller werden können. EVIL konnte mich zwar im Vergleich auch nicht hundertprozentig überzeugen, lässt aber wenigstens den Sleaze-Anteil weg, was das Buch zu einem ernsthaften, grausamen Werk werden lässt und hat so eindeutig die Nase vorn.

Ich glaube, ich lass erstmal die Finger von der Heyne Hardcore-Reihe. Von Laymon ebenso, da was ich bisher zu RACHE und PARASIT gehört hab mich vermuten lässt, dass die doch recht ähnlich sind und das ist nicht so wirklich mein Fall. Eine Chance geb ich ihm wohl noch, aber dann auf Englisch. Bloody's Bemerkung zu AFTER MIDNIGHT hat mich aufhorchen lassen, das klingt ganz interessant.
Ansonsten bin ich schon beim nächsten Buch von McCammon, DURCHGEDREHT, und ich merk jetzt schon, nach ca. 20 Seiten, dass dieses Buch viel zufriedenstellender für mich sein wird.

Thomas Covenant:
Richard Laymon gehört ja mit Tim Lebbon zu den Erneuerern des modernen Horrors in England. Von Laymon habe ich noch nix gelesen-werde es aber noch tun. Lebbon jedoch hat mich überzeugt. Kein Gigant wie Simmons oder King. Aber solide mit frischen Ideen. Was ich so über Laymon lese scheint er ja so ne Sexploitation am Laufen zu haben, was heikel ist und selten überzeugend funktioniert.

JasonXtreme:
Also ich denke gerade Du, Gunther, wirst mit Laymon nicht glücklich ;) das Review von Gert bestätigt mich in meinen Aussagen - ich les von dem Stümper nix mehr. Augenscheinlich is der echt ETWAS pervers angehaucht - ich meine die jugendlichen Möchtegernleichenficker aus RACHE und nun die Kindervergewaltigung in DIE INSEL.... sowie was man sonst noch so liest. Naja...

Sowas stört mich im Grunde nicht - siehe Ende von ES - aber in der Form wie es bei Laymon ja geradezu ständig praktiziert und beschrieben wird ist es eigentlich recht asozial und der Geschichte NULL dienlich.

Dazu noch der SEHR einfache Schreibstil... könnte auch aus der Feder eines 16-jährigen Perversen stammen der nix anderes zu tun hat. Ein Aufleben von King und Co.? Dafür halte ich Laymon DEUTLICH um nicht zu sagen VOLLKOMMEN überbewertet.

Bloodsurfer:
Ich glaube, ihr habt einfach nur Pech und euch gerade die sexploitigsten Bücher von ihm rausgesucht... ;)

Die drei, die ich bisher gelesen hab (steht ja im anderen Thread), hatten zwar auch immer ne Prise Sex drin (das kann man bei ihm wirklich nicht wegdenken), aber immer im erträglichen Rahmen und nicht sexploiterhaft.

Scheinbar wurden wirklich gerade nur seine perversesten Bücher auf deutsch rausgebracht :lol:

Lest einfach mal AFTER MIDNIGHT oder TO WAKE THE DEAD, ich denke die sind auf jeden Fall besser und werden euch auch mehr gefallen.

Lionel:

--- Zitat von: "Bloodsurfer" ---

Scheinbar wurden wirklich gerade nur seine perversesten Bücher auf deutsch rausgebracht :lol:
--- Ende Zitat ---


Heyne HARDCORE halt, hehe :lol:





--- Zitat von: "Bloodsurfer" ---

Lest einfach mal AFTER MIDNIGHT oder TO WAKE THE DEAD, ich denke die sind auf jeden Fall besser und werden euch auch mehr gefallen.
--- Ende Zitat ---


Die interessieren mich beide, aber nur auf Englisch dann. Welches kannst du denn mehr empfehlen? Ich glaube zweiteres hat dir besser gefallen, oder?

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