http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=66191Los Angeles wird von einer Reihe grauenvoller Morde an Prostituierten heimgesucht. Alle Opfer werden ohne einen Tropfen Blut aufgefunden. Um den Täter dingfest zu machen, schleust die Polizei eine Undercoverpolizistin ins Rotlichtmilieu ein, Detective Gwen Taylor. Schon bald wird der Schuldige gefunden und die Polizei überwältigt den jungen Simon Molinar. Doch was schon bald klar ist: Molinar ist kein gewöhnlicher Mörder, er ist ein Vampir. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit schafft das Militär ihn in ein geheimes Labor, um dem Geheimnis der Unsterblichkeit auf die Spur zu kommen. Geleitet wird das Experiment von dem erfahrenen Biochemiker Dr. Bassett, der jedoch auf medizinischer Ebene bald auf seine Grenzen stößt und den jungen, gutherzigen Dr. Joseph McKay hinzuzieht. Dieser ist im Verlaufe der Untersuchungen hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Zuneigung zu dem Untoten. Währenddessen gehen die Ermittlungen weiter, jemand muss für die Toten bezahlen..
Sehr interessanter Ansatz ans Vampirgenre heranzugehen, wenngleich man auf den ersten Blick sieht, dass man es hier mit einem Low Budget Film zu tun hat. Der Film ist komplett mit Handkamera gedreht worden, was aber nicht lange stört, sondern schon bald als nützlich empfunden wird die Authenzität zu unterstreichen. Die Schauspieler sind für so eine Art Film richtig gut, insbesondere die vier Protagonisten, der weibliche Detective, der Vampir und die beiden Ärzte. Auch der Soundtrack ist gut gelungen und verleiht dem Werk einen düsteren Touch.
"Demon under Glass" wirft wichtige Fragen auf. Wie weit darf man gehen, um die Fragen nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit zu beantworten? Gibt es eine Moral, die man als Mensch (gegenüber einem Geschöpf der Nacht) aufrechterhalten muss? Diese Frage stellt sich besonders, als die Ärzte die regenerativen Fähigkeiten des Vampirs untersuchen und ihm aufgrunddessen den Arm brechen wollen. In diesem Moment dreht ein Wachangestellter des Militär durch und verletzt Molinar schwer mit einer Vielzahl von Messerstichen. Diese Szene ist richtig überzeugend und großartig inszeniert, man könnte beinahe Mitleid mit Molinar haben. Oder als man eine Prostituierte holt, um Molinar in Aktion zu beobachten - eiskalter Mord...gerechtfertigt im Namen der Wissenschaft? Auch als der nicht mehr ganz so taufrische Dr. Bassett sich eines Abends alleine zu Molinar ins Labor traut und ihn fragt wie es denn sei tot zu sein, schließlich hätte er auch nicht mehr lange Zeit auf dieser Welt. Als Molinar dann entgegnet er wisse es selber nicht, denn er sei nie gestorben, und Bassett als auch den Zuschauern Einblick in den Verlauf seines "Lebens" gibt, kann man nicht umhin fasziniert jedes Wort aufzusaugen.
Auch wirkt zuerst überraschend, dass Molinar sich ohne Widerstand bereiterklärt, den Menschen auf der Suche nach den Antworten zu helfen, also die Frage nach der Zukunft des Menschen und dem ewigen Leben. Denn, wie Dr. Bassett in einer Szene bemerkt, um die Menschheit - und deren Verfehlungen - zu verstehen, müsse man auch das Wesen des Vampirs verstehen. Doch ist Molinar wirklich so hilfsbereit - oder führt er bereits etwas im Schilde?
Während die Experimente im Labor weitergehen, ist Detective Taylor, die die Prostituierte spielte, die Molinar aufspürte, auf der Suche nach seinem Verbleib, stößt beim Militär jedoch nur auf taube Ohren. Zwischen Molinar und Taylor scheint eine Art inneres Band zu bestehen, was dem Zuschauer anhand von Flashbacks klargemacht wird. Molinar schien ihr nämlich auf den ersten Blick verfallen zu sein, was sein langer Kuss vor seiner Festnahme deutlich machte. Bei der Undercoverarbeit zu Beginn gibt es sogar so etwas wie Humor, als Gwen Taylor einen Freier aufliest und ihn fragt, ob er ein Cop sei. Wenn er ein Cop wäre, so sagt sie, könne er es gleich vergessen. Er verneint dies und als sie daraufhin ihre wahre Identität enthüllt und ihn festnehmen lässt, ist er völlig perplex. Er dachte doch sie würde Cops hassen. So ist es auch, sagt sie.
Fazit: Sehr interessanter Ansatz an das Genre, der Independentfilm ist prädestiniert dafür und die Produktionskosten dürften sich durch den Handkameradreh (der zuerst abschreckend, dann aber authentisch wirkt) auch im Rahmen gehalten haben. Gore gibt es eher wenig, am Anfang Schießereien beim Polizeieinsatz, später ein paar schwer verdauliche Operationsszenen und etwas Blut bei den Vampirbissen..aber darauf kommts hier auch nicht an. Der Film hat zwar einige Längen (er geht recht lange), ist aber nie uninteressant, was er auch seinen überraschend guten Darstellern verdankt.
Filmwertung
6,5/10
