TCs BUCHREGAL - DER AMNION/GAP ZYKLUS von STEPHEN R.DONALDSON

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Offline Coltaine

  • Christian
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    Habe die 220 seitige Ouvertüre beendet.
    Bis jetzt bin ich begeistert, trotz den wenigen Dialogen die hier vorzufinden sind. Man erfährt recht wenig  über die zwei übrigen Hauptcharaktäre Morn Hyland und Nick Succorso was auf vieles hoffen lässt und die Neugier für ihre Beweggründe weckt. Der Schreibstil ist wie man es von Donaldson gewohnt ist, einzigartig. Die Wortwahl, der Ausdruck, der Tempus , alles passt  ineinander.Wie Zahnräder bilden alle literarischen Merkmale Donaldsons  ein perfektlaufendes Uhrwerk. Man befindet sich jedoch nicht wie bei Covenant in die Person hineinversetzt, sondern ist stiller Beobachter. Das komplette Büchlein über liegt das Augenmerk hauptsächlich auf dem abstoßenden, schmierigen, frauenschändlichen "Unhold", wie Donaldson ihn im Nachwort zu nennen pflegt, Angus Thermopyle. Er ist feige,denkt nur an sich und sein Raumschiff. Aus der Geschichte geht hervor, dass Angus Thermopyle sein Raumschiff "Strahlende Schönheit" über alles liebt, ständig in Trauer fällt wegen seinen Schäden und sich mit Tränen besudelt, als er vom Schicksal seines Schiffes erfährt. Weshalb man ihn noch mehr Hasst. Er ist ne ganze Ecke abstoßender und unsympathischer wie sein literarischer Kumpane Thomas Covenant. Donaldson schafft es hier mich mit seinem rätselhaften, schattigen und hasswürdigen Angus Thermopyle  zu verzaubern. Trotz seines Charakters, der es verdienen würde, wegen seiner Handlungen, das Buch zuzuklappen und nicht weiterzulesen, will man Thermopyle auf seinen Wegen durch die Galaxis weiter begleiten. Donaldsons Stärke ist, wie in der Chronick des Zweiflers, seinen Charakteren soviel Ausdruck zu verleihen. Wegen ihren Fehlern und ihrer Menschlichkeit, die die heutige Gesellschaft zur Schau stellt.
    Frauenvergewaltiger und verbitterte, arrogante Persönlichkeiten, die sich wie im echten Leben weiterentwickeln .



    Offline Coltaine

    • Christian
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      Verbotenes Wissen- den zweiten Teil des Amnion-Zyklus habe ich gestern beendet.
      Angus rückt in diesem Band in den Hintergrund. Er sitz im Gefängnis, hungert, wird misshandelt und mit Drogen vollgepumpt, damit man aus ihm die Wahrheit herausquetschen kann. Er ist ein so berüchtigter und gefürchteter Raumpirat, dass man alles versucht um ihn zum Sprechen zu bringen. Alles vergeblich. Er wird von den ganz hohen Tieren der Vereinigten-Montan-Kombinate-Polizei (VMKP)zum Cyborg umgewandelt. Angus besitzt nach der wochenlangen Operation gestärkte Muskeln die seine Kraft verfünffachen, Laser zwischen den Fingern um Schlösser zu knacken, ausgetauschte Augen, die es ihm erlauben Schallwellen und ähnliches in der Luft festzustellen, dünne Plattenpanzer unter der Haut und natürlich ein Gehirn das voller Steuerungsimplantate ist. Seine Persönlichkeit ist erhalten geblieben und begleitet ihn weiter. Er reagiert auf gewisse Passwörter mit bestimmten Handlungen oder Reaktionen. Er wird auf die Reise durch den Weltraum geschickt um eine Schwarzwerft, die Handel mit den Amnion betreibt, zu vernichten und Morn aus den Händen von Nick Succorso zu befreien. Zusammen mit seinem umgebauten Raumschiff Strahlende Schönheit die nun den Namen Posaune trägt und einem Partner, Milos Taverner, der die Passwörter und die Funktionen beherrscht, Angus zu kontrollieren, macht er sich auf den Weg nach Kassafort, der obengenannten Schwarzwerft.
      Das war der Handelstrang von Angus Thermopyle.
      Morn ist mit Abstand, die einzige sympatische Person im Buch. Und deshalb zieht Donaldson sie gewaltig durch die Scheisse. Morn ist das erbärmlichste Opfer von Vergewaltigung, Verrat, Betrug, Spott, Misshandlung und Seelenleid. Was mit ihr gemacht wird und was sie durchmacht, sind Höllenfolter und Höllenqualen. Alles was ich bisher gelesen habe von Seelenquälerei und Zermürbtheit, war ein Frühstück gegen das. Mit Ausnahme von Jack Ketchums Evil. Was in ihr vorgeht, die Gefühlsausbrüche, die Verzweiflung, Trauer und Demut, Hass und Wahnsinn kann keiner besser zum Ausdruck bringen wie der Gott der Wortgewalt. Donaldson.
      Im Buch gibt es nichts zu lachen ausser ein paar Stellen, in denen Angus spottet und flucht.
      In Morn stirbt die Hoffnung nie und sie gibt nicht auf. Um bei Nick zu bleiben und ihn möglichst glücklich zu machen, damit er nichts von ihren Zonenimplantat erfährt, macht sie sich Nick gefügig.
      Sie ist schwanger, der Vater des Kindes ist Angus. Sie sagt Nick jedoch, damit sie das Kind behalten kann, dass es Nicks Kind ist. Nick will keinen Balg auf seinem Raumschiff, deshalb fliegen sie die Amnion-Raumstation Potential an. Dort wird das Kind mit Hilfe ihrer Technologie binnen einer Stunde vom Fötus zum 16-Jährigen. Ihr Sohn sieht Nick in keinem Belange ähnlich. Nick Succorso erfährt, dass es nicht sein Kind ist und die Verzweiflung Morns und der Kampf um ihren Sohn nimmt seinen lauf. Man zieht die Schlussfolgerung das Succorso das mieseste Schwein ist und noch ne ganze Ecke rabiater und bösartiger ist wie Angus, wessen sich Morn selbst bewusst wird. Welche Hoffnungslosigkeit bei dem Leser aufkommt, wie oft Morn es schafft die Sachen wieder gerade zu biegen und doch scheitert sie immer wieder und stürzt zurück in ihre Qual, ist einfach unbeschreiblich. Dass muss man selber lesen.
      Im Buch gibt es eine Stelle, als Morn ihren 16 jährigen Sohn zum ersten Mal sieht. Diese Stelle hat mir beinah mein Herz zerrissen. Ich will hier an dieser Stelle aber nicht Verraten wieso.
      In extra eingeschobenen Kapiteln erklärt Donaldson die verschiedenen Errungenschaften der Technologie und Expeditions-Ausflüge im Weltraum, die für das Verständnis der Science-Fiction Merkmale wichtig sind. Diese Erläuterung sind kurz und knapp geschrieben, was sie interessant macht, und vor allem sind sie von der Story getrennt. Donaldson selbst nennt diese Kapitel "Ergänzende Dokumentation", dann kommt die Unterüberschrift um was es sich handelt (z.B. Der Ponton-Antrieb). Kurze Erklärung und Geschichtsablauf folgt auf 2 - 4 Seiten. Dann geht die Story weiter.
      Riesiges Epos und es hat nicht mal richtig angefangen, was mich noch mehr erstaunt.
      630 Seiten und keine einzige davon verschwendete Zeit. Keine Langeweile.
      Klare Empfehlung, greift zu, wenn einem das Buch nicht gefällt, kann er mir persönlich die Haut vom Leib ziehen, ich schwörs euch :!:
      Gigantische Wortgewalt, Gigantische Emotionen, Gigantische Story, Gigantische Charaktere  :!:
      « Letzte Änderung: 05. Februar 2009, 21:28:51 von Coltaine »


      Offline Coltaine

      • Christian
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        OK, nächsten Monat wirds endlich bestellt...

         :thumb:  :brav:

        Sehr gute Entscheidung Bloody, da du ein Fan von Hyperion/Endymion und Covenant bist, wird dich das Buch auf jedenfall umhauen, weil es eine Mischung aus beiden Epen ist.


        Offline Coltaine

        • Christian
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          Der Dritte Band wurde heute beendet.
          Zur Story kann ich nicht viel aufschluss geben, da ich dann das Ende des 2. Bandes verraten müsste, und das wollen wir ja alle nicht :P.
          Nur hier wird richtig auf die Kacke gehauen. Nicht nur psychisch oder ein paar Scharmützel wie zuvor(soll jetzt auf keinen Fall langweilig klingen, die 2 vorherigen Bände waren grandios und keine einzige Seite langweilig, nur nicht so actionreich wie die der jetzige). Nein, hier wird diesmal richtig gefightet. Angus Thermopyle ist jetzt schon kult für mich geworden. Eine solch hammermäßges Arschloch und solch eine Kampfsau hab ich vorher noch nie erlebt. Wie Donaldson seine Wutausbrüche beschreibt ist nicht in Worte zu fassen.
           Das kann nur er selbst. Morn ist in den Hintergrund gerückt und Nick Soccorsos und Thermopyles Handlungszüge befinden sich im Fordergrund.  :arrow:  Der Hammer. Angus läuft mit ner Materienkanone rum, die so lang ist wie sein Bein. Die rulet alles wech. Unglaublich geil.
          Der Gap-Zyklus ist nicht ganz so komplex wie Hyperion/Endymoin aber dafür düsterer, tiefgründiger und einfach nur bösartiger. Lug, Trug, Verrat, Folter erfährt Angus Thermopyle auf seinem Weg. Milos Taverner, der die Codes für Angus Thermopyle besitzt, foltert ihn, drückt ihm Zigarreten auf der Zunge aus und lässt ihn sie fressen. Hier mal zwei Zitate aus dem Buch , als Milos Taverner nicht mehr die Kontrolle über Angus besitzt und dieser nach tagelanger Zigarettenfresserei "freilauf" hat.

          "Aus Mordgier verfiel Angus nahezu ins Toben und raste Taverner nach. Er umrundete die Ecke gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wo im nächsten Flur eine Tür zuschlug. Milos Taverner war fort. Angus hätte ihn verfolgt, die Tür atomisiert, um Taverner zu schnappen. Ihm war vor Wut und Erleichterung beinahe schwummerig: mehr denn je verspürte er jetzt das Bedürfnis zu töten. Wenn er der Gewalttätigkeit, die sich in seinem Innern staute, nun nicht endlich ein Ventil verschaffte, musste ihm, befürchtete er, das Herz aussetzen. Aber sein Interncomputer hatte anderes vor. Auf  dem Absatz wandte Angus sich um - zitterte dabei so heftig, wie seine Z- Implantate es duldeten."

          "Dann hetzte er davon, als wäre er von der Kette gelassen worden. Gegenwärtig befand sein Gemüt sich in schönster Harmonie mit seiner Programmierung. Helle Freude durchsang sein Herz wie eine Hymne auf die Mordlust, während er allein in die dichtgefügte, bedrohliche Leere der Korridore vordrang, die nach Kassafort und in den Untergang führten."

          Wenn er seine Aggressionen und seinen Hass unterdrücken muss, wird es im Buch sowas von dreckig und bösartig, das man echt den Kopf schütteln muss, grinst und denkt wie ein Mann so verkommen sein kann. Aber genau das ist das Hauptmerkal der Bücher. Die Boshaftigkeit der Charakter. Insbesonders die von Thermopyle. Die Wutausbrüche sind sowas genial. Das Buch ist einfach nur der Hammer. Mir fehlen die Worte. Lest es, ich kann es nicht oft genug wiederholen. Lest es, ihr werdet nicht enttäuscht werden und der Preis wird es wert sein. :!:  :!:  :!: