Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178242

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jerry garcia

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Niall Leonard. Wenn Finn nach dem Tod seiner Eltern eines gelernt hat, dann die bittere Lektion: Traue niemandem! Mit einem dicken Erbe in der Tasche baut er sich mithilfe seines Ex-Coachs Delroy einen Box-Club auf, um auf eigenen Füßen zu stehen. Doch da verschwindet Finns Rechtsanwältin Nicky mit all seinem Geld. Delroy hat plötzlich seine Schuldner im Nacken – und die sprechen eine tödliche Sprache! Finn muss herausfinden, wo Nicky steckt, und landet abermals in der Londoner Unterwelt, in einem irrwitzigen Netz aus Lügen, Betrug und finsteren Machenschaften.

Zu Geld gekommen war Finn ja im letzten Teil, doch dann musste es auch verwaltet werden. Das übernahm seine Anwältin Nicky. Derzeit betreibt Finn ein Boxstudio mit seinem ehemaligen Lehrer und Kumpel Delroy. Doch eines Tages tauchen in dessen Wohnung zwei Kleiderschränke Marke Mordbube auf, sagen kein Wort und nehmen den TV des Ehepaares mit. Da Finn zufällig anwesend ist, mischt er sich ein, kann einige sehr gute und wirkungsvolle Treffer landen, muss aber dann doch die Flitschen strecken. Und dann erzählt ihm Delroy endlich, was los ist. Er hat sich bei einem Kredithai Kohle geliehen und ist bei den immens hohen Raten schon nach kurzer Zeit im Rückstand. Der heutige Besuch war so etwas wie eine letzte Warnung. Finn also marschiert einfach bei dem Loan Shark durch die Tür und wird sogar angehört. Er schafft es, einen Deal zu machen und die Rückzahlung aufzuschieben. Alles wunderbar - bis Nicky, die einen Zugriff auf Finns Konto noch mit ihrer Unterschrift absegnen muss, spurlos verschwindet. Finn macht sich dran, unterschiedlichste Varianten durchzuspielen, wo sie sein könnte. Befragt ihren Mann, durchstöbert sogar ihre Klientenakten und findet dort so Einiges, das in die Abgründe der menschlichen Seele weist - und auf mögliche Entführer oder schlimmer. Doch damit nicht genug. Delroy wird weiter massiv bedroht, Finn selbst geht das Geld aus und der Kredithai schickt seine Leute los, um Finn klarzumachen, dass das Haus, in dem Delroy wohnt ebenso abbrennen kann, wie das von Finn. Und das Boxstudio?  Vor dem stand einmal eine Menge blitzender und blinkender Schlitten ihrer Kundschaft. Wie gemacht für einen kleinen Anschlag, um die Kunden dazu zu bewegen, sich doch besser andernorts schwitzend zu betätigen und dafür noch zu bezahlen. Kühlerflüssigkeit überm Lack scheint ihren Zweck voll und ganz zu erfüllen - und Feuer eben auch. Finn MUSS Nicky finden, gerät aber an ihre Schwester Susan und den Ehemann Harry. Beide trauern sehr um sie und wollen helfen, wissen aber auch nicht viel. Vielleicht ist sie ja zu ihrer Verwandtschaft nach Brasilien geflogen. Niemand weiß etwas. Doch Finn gibt nicht auf.

Es ist wie bei "Crusher - Traue niemand" wieder "nur" ein Brit-Thriller für Jugendliche, der aber eher an einen stinknormalen Krimi mit etwas Gewalt (einmal gar etwas sehr drastisch für ein Young Adult-Werk) erinnert. Zudem lässt der Autor den netten Finn wieder die gleichen Fehler machen wie zuvor. Ist denn auch nix Neues mehr. In dieser Reihe steckt kein großes Geheimnis, keine riesige Verschwörung. Sie ist eine ziemlich überraschungsfreie Trilogie (Teil drei werd ich mir aber sparen), was für ne Überraschung, hehe, echt jetzt, ne Trilogie? Hatten wir doch schon ewig nicht mehr. Die Story wirkt wie ein Buch, das ein Simon Kernick beiseite gelegt hat als er einsah, dass er es nie an einen Verlag bringen würde. Niall Leonard hat gewagt und zumindest hinsichtlich eines Vertrages gewonnen. Ansonsten beinhaltet es korrupte Cops, ein fettes Psychokid (Hm, bei dem und seiner Familie kann man so etwas wie Sozialkritik erkennen. Man beachte Muttchen mit ihrer Kohle und dem wohlbehüteten Zuhause und der verbrannten Katze usw.), eine Femme Fatale und hin und wieder etwas Härte, wobei mir die Ausweidung eines Menschen für ein Jugendbuch, das "Crusher" ja sein soll, doch schon etwas sehr herb ist. Ebenfalls leicht überzogen scheint mir, dass Finn trotz seines Boxtrainings zwei oder drei Rausschmeißertypen platt macht und dann mit nur einigen Kratzern davonspaziert. Ein älteres Kid, das aber noch nicht so alt ist, dass es ohne Anwaltsunterschrift an sein Geld kommt, bügelt Kerle ab, die doppelt so breit wie ein Schrank sind, ihn um 30 Zentimeter überragen (Körpergröße meine ich) und der Bub wird nur leicht zerfleddert. Hmm? Als Krimi um verschwundenes Geld, Lug und Trug, falschen Fährten und falschen Freunden ganz nett, aber absolut nicht neu. 08/15 Story, die nebenbei bemerkt vor Fehlern strotzt, wie man sie als Krimivielleser schon etliche Male wieder in die Ecke gelegt hat und als "naja, mal nebenbei Lektüre", für die man keine sonderliche Konzentration braucht zu nutzen. Für mich schwankt der Roman aufm Hochseil immer wieder in die eine oder andere Richtung und kann sich nicht entscheiden, von welcher aus er sich nun in die Tiefe stürzen soll. Für die an sich gedachte Zielgruppe stellenweise viel zu derb, für Erwachsene Leser einfach nur Massenware, die dann zuviel Kiddiekrempel intus hat. Ich geb Crusher jetzt auf und such mir was Anderes. Nämlich Matt Ruff, der eine Geschichte mit dem Titel "Mirage" um den 9.11.2001 geschrieben hat, in der Flugzeuge in Bagdad in zwei Türme rauschen und die führend Wirtschaftsmacht Vereinigte Arabische Staaten, als Schuldigen das Entwicklungsland USA ausmacht und nun Truppen in den Osten dieser verruchten Nation schickt, um den Terror für immer auszulöschen. Ein bisserl Alternate History. Klingt ja, als würden Deutsche vor dem Krieg nach Afrika flüchten und Asyl fordern. Wer weiß, DAS kommt vielleicht auch noch. Wäre auf jeden Fall mal ein etwas anderes Romanthema. Hoher Dramaanteil, wenn sie dann ausgerechnet in Israel um Unterschlupf und Versorgung betteln müssten. Und die ehemaligen so guten Freunde und Verbündeten USA und GB schotten(Okay, im Falle von GB ne seltsame Wortwahl)  sich ab und verweisen den (Buch-)Kanzler an Putin.


jerry garcia

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Matt Ruff. Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika – Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen. Acht Jahre später neigt sich der Krieg dort seinem Ende zu. Die Terrorgefahr ist allerdings nicht gebannt. Von einem verhafteten Selbstmordattentäter erfahren Mustafa, Samir und Amal, Bundesagenten für Innere Sicherheit, Unglaubliches: In Wahrheit sei Amerika die Großmacht, die arabischen Staaten hingegen rückwärtsgewandte Dritte-Welt-Länder. Die ›New York Times‹ vom 12.9.2001, die beim Attentäter gefunden wird, scheint dies zu bestätigen. Bald entdecken Mustafa und sein Team, dass auch noch andere von dieser vermeintlichen Parallelwelt wissen und vor nichts zurückschrecken, um die Wahrheit darüber zu verschleiern.

9. November 2001. Alles ist ruhig und friedlich in Bagdad, geht seinen gewohnten Gang. Die Bürgermeisterin muss sich in einer Debatte dem Vorwurf der Korruption und Unfähigkeit stellen, da sich im noch nicht beendeten Jahr schon über 400 Mordfälle in der Stadt ereigneten und anscheinend nichts dagegen getan wird. Der Polizist Samir kassiert einen kleinen Alkoholschmuggler ein. Und die Bundesagenten Amal und Rafi beobachten durch das hochgelegenen Fenster eines Flughafentowers eine vorgelagerte Insel mit einem großen Anwesen. Mustafa, derzeit in einige familiäre Probleme verstrickt, stößt mit Verspätung zu seinem Kollegen Samir und dem Festgenommenen. Sie alle sehen von ihrem jeweiligen Standort aus eine tieffliegende Passagiermaschine und werden wenig später von einer Druckwelle von den Beinen gefegt. Das Unfassbare ist geschehen: Christliche Fundmentalisten haben zwei Maschinen in das Welthandelszentrum in Bagdad stürzen lassen. Eine weitere stürzt auf das Verteidigungsministerium, trifft aber nur die Außenbereiche. Ein viertes Passagierflugzeug knallt in eine leere Steppe. Die Verantwortung übernimmt die Welt-Christen-Allianz, eine US-Gruppe weißer Rassisten mit Sitz in den Unabhängigen Territorien der Rocky Mountains. Präsident Bander ruft zum weltweiten Krieg gegen den Terror auf. 2003 beginnt dann die Invasion in den USA. Und die Neuigkeit über weitere geplante Anschläge auf die VAS (Vereinigte Arabische Staaten) machen schnell die Runde. 2009 gelingt es Mustafa einen Selbstmordattentäter, der mit falschem Pass aus den USA eingereist ist, festzunehmen und zu befragen. Was er erfährt, ist ungeheuerlich. Zusammen mit Amal und Samir übernimmt er die weiteren Ermittlungen, auch gegen den Widerstand von Senator Osama Bin Laden und des Kriminellen Saddam Hussein, der sich ein riesiges Verbrecherimperium aufgebaut hat und im Prinzip tun und lassen kann, was er will und wie er will. Bald führt der Weg das Trio nach Amerika. Ein in sich zerrissenes Land, das nach der Invasion von den Truppen der VAS verwaltet wird und Washington zu einer Green Zone ausgerufen hat.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist jetzt der Böse im ganzen Land? Matt Ruff hat in seinem Buch den Spieß einfach umgedreht und hält den Amerikanern irgendwie schon den Spiegel vor. Wenn sich jemand getraut hätte, das mit Amerika zu machen, was die wie bekannt fabriziert haben, um ihren Krieg gegen den Terror zu rechtfertigen, wären die mit allen Höllenhunden über denjenigen hergefallen. In "Mirage" ist das aber unmöglich, da die USA nicht mehr als ein Dritte-Welt-Land sind, das von religiösen Fanatikern geführt wird. Die derzeit bekannte Geschichte aus einem völlig anderen Blickwinkel. Israel ist nicht in Palästina, sondern im geteilten (christlich und jüdisch) Deutschland mit der Hauptstadt Berlin, Wien wird mal schnell aus jüdischem Selbstschutz heraus bombardiert, weil von dort aus christliche Terroristen Siedlungen in Bayern bombardiert haben, die man im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt hatte. Palästina selbst existiert in der ursprünglichen Form noch. Und die Popkultur weiß mit Filmen wie "Die Körperfresser kommen" mit Leonard Nimoy und Omar Sharif in den Hauptrollen zu überzeugen. Solche und viele andere Bonmots sorgen bei Leser während dieser Spionagejagd mit kulturellen und politischen Ansichten und Erläuterungen der jeweiligen Überzeugungen oftmals für Schmunzler. Zitat Anfang: Saddam schmunzelte:" Die Amis....ständig bringen sie Fantasie und Wirklichkeit durcheinander." Zitat Ende. Über die menschrechtsfreie Zone Texas über Lyndon B. Johnson, der Amerikas Präsident seit dem Tod von Kennedy war, bis hin zum Golf-von-Mexiko-Krieg wird von Ruff jede Aktion der Amerikaner in diesem Glaubenskampf umgekehrt, aber mit den gleichen Argumenten gerechtfertigt. So auch die Art der Einmischung der USA in Angelegenheiten souveräner Staaten in denen sie nix zu suchen haben. Der Golf-von-Mexiko-Krieg beginnt, weil sich Texas an die VAS gewandt hat, um eine Invasion durch die von Johnson vertretenen Staaten abzuwenden. Bis in die Nebensätze und Randbemerkungen beachtenswert und lohnenswert als da wären ebay ist jetzt ebasar und E-Mail ist E-Post und eine Menge mehr.  In jeder Kleinigkeit kann eine weitere Anspielung auf die wahren Geschehnisse oider Verhältnisse versteckt sein, die der Autor dann ihrem Zweck zuführt. Zudem gibt es auch einige fetzige Actionsequenzen, wenn das Trio um Mustafa, Amal und Samir in den besetzen Gebieten von Amerika ermittelt und immer wieder auf Aufständische und Selbstmordattentäter stößt. In der Heimat hingegen versuchen vershciedene Gruppierungen hinter das Geheimnis der Artefakte (Z.B. eine New York Times vom 12.9.2001, in der von Attentaten auf die Twin Towers tags zuvor berichtet wird) zu kommen und diese für eigenen Zwecke zu nutzen. "Mirage" oder auch Fata Morgana ist eine Spionage-Satire, die durchaus kritisch ist, aber auch eine Menge Spaß macht. Dramatisch und humorvoll. Als kleineren Mangel würde ich die etwas zähe Phase der Charakterisierungen der drei Protagonisten bezeichnen und als größeren die Lösung, die Matt Ruff anbietet. Die ist dann doch ein bisserl vogelwild und an den Haaren herbeigezogen. Tut dem Gesamtspaß aber keinen wirklichen Abbruch. War schon irgendwie seltsam-lustig diese "Geschichtsstunde der anderen Art" mit ernstem Hintergrund.                   


jerry garcia

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Philip Kerr. Scott Manson hasst Weihnachten: volle Spielpläne, die Hektik der Transfergeschäfte im Januar und Fußballspieler, die nur Drogen und Partys im Kopf haben. Sein Job als Co-Trainer ist es, die Mannschaft vom Erstligisten London City durch die Feiertage zu navigieren, und keiner macht ihn besser. Aber dann wird sein Boss, die portugiesische Trainerlegende Zarco, ermordet. Scott muss den Täter stellen, schneller als die Polizei und schneller als die Presse. Auf der blutigen Spur des Geldes gerät er immer tiefer in den Strudel von Hinterzimmerdeals und Bestechungen der Liga. Und schließlich heftet er sich dem Clubeigner mit seinen zwielichten Kontakten zur Russenmafia an die Fersen.

Scott Manson arbeitet beim Premier League-Club London City als Co-Trainer unter dem akribischen, aber auch oft sehr unleidlichen Trainer Joao Gonzalez Zarco aus Portugal. Der Besitzer des Clubs ist ein Milliardär aus der Ukraine, selten da, weil mit der Yacht in der Karibik unterwegs, immer ein bisschen protzig und ständig unter Verdacht einer dieser miesen Zerfallgewinnler am Ende des Kalten Krieges. Manson war früher ein talentierter Spieler, bis ihn eine Verurteilung wegen Vergewaltigung für längere Zeit aus dem Verkehr zieht. Nach der Haftzeit nutzte er seine Möglichkeiten und hospitierte bei Pep Guardiola in Barcelona und Jupp Heynckes bei den Bayern aus München. Irgendwann kam er zurück nach England und begann mit der Arbeit für London City. Als Co muss er die Vorgaben des Chef-Coaches im Training umsetzen und den Spielern Feuer unterm Hintern machen, da die sich mehr damit beschäftigen, ob ihre Frisur richtig sitzt, denn um Taktik oder Anweisungen. Und dann passiert es: Zarco wird tot in einer dunklen Ecke des Vereinsgeländes gefunden. Er hat etliche Schrammen, der Schädel ist eingeschlagen. Ganz klar - ein Mordfall. Die Polizei wird hinzugerufen und die Ermittlungen beginnen. Selbstverständlch ist Officer Neville, mit dem Manson schon einen Strauß wegen eines Lochs im Rasen, das die Abmessungen eines Grabes hatte. Manson und Neville sind sich von Beginn an richtig unsympathisch. Doch auch andere in den Reihen der Polizei schießen sich auf Manson ein, doch der kann alles an sich abprallen lassen. Dann wird er zum obersten Boss gerufen. Sokolnikow bietet ihm den Job des Chef-Trainers an, aber dafür muss er noch eine weitere Aufgabe lösen. Er soll den Fall in die eigenen Hände nehmen und klären, BEVOR die Polizei zu sehr in den Angelegenheiten des Ukrainers rumschnüffelt. Keine leichte Aufgabe, denn Zarco war ein echter Wüterich, wenn es darum ging, sich Feinde zumachen. Seine Ausbeute war phänomenal. Leider ist die Liste der Verdächtigen dadurch ellenlang. Nicht gut, aber hey, um Chef-Trainer zu werden, muss man sich mal ein Bein ausreißen.

Thriller im Fußball-Milieu gibt es jetzt nicht gerade wie Sand am Meer, was eigentlich verwunderlich ist, da die Zielgruppe immens ist - vorausgesetzt sie können lesen. Und Kerr kritisiert den mittlerweile nur noch zu einer Gelddruckmaschine degradierten verkommenen Sport, der mehr von Show denn von gutem Fußball lebt. Vor allen Dingen das mit dem ehrlichen Sport ist mittlerweile Mangelware geworden. Es geht nur noch ums Geld und flugs ist man in die Welt der Korruption katapultiert worden. Da ist der Dachverband FIFA, der ja die Wintertransferperiode abgesegnet hat, die von Manson ebenso als Schwachsinn abgefiedelt wird, wie den Spielplan in England um Weihnachten und Neujahr herum. Dass die Spieler nicht unbedingt die hellsten Köpfe sind, weiß auch so hziemlich jeder. Wozu würden sie sonst Berater in diesem Menschenhandel benötigen? Die Berater wiederrum interessiert kein bisschen, was gut für den Spieler ist. Dem wird mal schnell ein Floh ins Ohr gesetzt, dass er woanders mehr verdienen könnte und schon macht sich der Berater daran, sich seine Provision zu verdienen. Da werden Gerüchte gestreut, von den Medien liebend gerne übernommen und wenn ein Artikel dazu dann in drei oder vier Zeitungen aus demselben Stall  und vielleicht auch einem Sender, der zur Gruppe gehört, noch einige Worte abgepresst und dann von übereinstimmenden Medienberichten zu sprechen. Und schon rollt die Lawine. Die Presse hat ständig was zu schreiben und wenn ihnen der Stoff mal ausgeht, fabrizieren sie ihn eben selbst. Und alle spielen dabei mit, denn Fußball ist zu einem Milliardengeschäft geworden und soll noch weiter verbreitet werden, also gibt man mal schnell Katar eine Sommer-WM, obwohl man genau weiß, dass man dort kein derartiges Event veranstalten kann. Und die Fans? Tja, die Deutschen, Holländer oder Briten wollten trinken - und zwar kein Wasser. Katar ist auch in der Hinsicht knochentrocken. Was hat die FIFA da geritten? Es geht ja derzeit eh durch alle Gazetten, dass die USA die Ernittlungen hinsichtlich Jahrzehnte langer Bestechung übernommen haben. Das FBI ist voll dabei. Nur, wieso gerade die Amis, für die ist Soccer, wie sie den Fußball nennen, doch nur ein kleines Licht, von dem sie keine große Ahnung haben. Egal, ist eh nur ein Punkt von vielen. Homosexualität im Fußball wird angesprochen und mit dem tenor "Lass das bloß keinen wissen, wenn die eigenen oder Spieler der Gegner sich anständig verhalten, gilt das noch lange nicht für die Fans." Und dann die Auswüchse der Verträge mit der FIFA, wenn ein Land eine WM bekommt. Da dürfen dann im Umkreis von was ich wieviel hundert Metern nur Getränke oder andere Produkte der Sponsoren verkauft werden. Die FIFA verhält sich diktatorisch, rücksichtslos, gierig und skrupellos. Und einer dieser Milliardäre, der sich einen Verein wie ein Spielzeug hält, sorgt dafür, dass auch dieses Modell der Vereinsführung unter einen eher dunklen Stern erscheint. Dieser Fußball ist eigentlich schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Heute diktieren die TV-Sender im Grunde die Spielansetzungen und ein Spieltag beginnt am Freitag und endet erst am Montag, so zerstückelt ist er. Nur um der lieben Kohle willen. Ich behaupte mal frech, dass sogar Leute, die mit Fußball so rein gar nix am Hut oder den Haarverlängerungen haben, hier voll bedient werden, da so ziemlich jeder kritische Punkt angesprochen wird. Sei es Rassismus, Suff und Drogen, Eitelkeiten und Geltungssucht oder die Spieler mit ihren runderneuerten Trophäenfrauen, von denen die eine oder andere eh nur als Alibi herhalten muss, damit der Spieler seine Homosexualität verschleiern kann. Frauchen hat da sicher nen guten Vertrag ausgehandelt. Vielleicht hatte sie ja auch einen. Philip Kerr hat dem Leser die Missstände in diesem Geschäft nur so um die Ohren und lässt nix aus. Und das Ganze ist mit einigen deftig-derben Kommentaren und Sprüchen gewürzt, wozu knurrige, jetzt tote Cheftrainer einen guten Teil beigetragen hat. Schmunzler garantiert. Das Buch ist nun nicht gerade das literarische Wunderwerk, aber es ist flott und unterhaltsam. Es macht Spaß, die Anlehnungen an reale Personen zu erkennen oder dem ganzen Name-Dropping zu felgen, das der Autor hier munter und fröhlich betreibt. Sei es der Griff von Vinnie Jones in die Kronjuwelen von Gazza Gascoigne (Der wohl Pate für Denno war) oder frühere Weltklassespieler. Für all diejenigen, die das Buch gerne lesen würden, aber Fußball nicht verfolgen würden, wenn ihre Leben davon abhängen, wäre es begrüßenswert, mehr als nur die eine oder andere Fußnote einzufügen oder gesamt an den Schluss zu stellen, denn wer weiß denn schon, warum Liverpool eine "geteilte" Stadt (FC Liverpool und FC Everton sind ja beide Liverpooler Vereine) ist oder was es mit den "Yids" auf sich hat. Das sind Clubangehörige und Fans von Tottenham Hotspur, denen man gerne nachsagt, sie wären so jüdisch wie nur was, da sie schon seit Urzeiten mit den jüdischen Immigranten im Londoner West End verbunden werden und der Verien dies auch selbst aufgegriffen hat. Ja, der Fußball ist noch frei von der berühmten und unsäglich nervenden "Political Correctness". Schlimmer noch, in und um die herum scheint am Spieltag für den Fußball ein rechtsfreier Rau m zu existieren. von Beleidigungen, Drohungen, Straßenschlachten bis hin zu Morden (Südamerika tut sich in dem Fall besonders hervor) und wirklich passieren tut da keinem der Involvierten aus Richtung der Ordnungshüter etwas. Und die Figuren im Buch sind sehr unterschiedlich und irgendwie fast alle zwielichtige Gestalten. Da ist der dubiose Geschäftsmann, der nun einen Fußball-Verein besitzt, während sich alle fragen, mit welchen Mitteln er an die Kohle gekommen ist. Da sind Berater wie der genannte Gentile, die krumme Geschäfte machen und selbst Insiderhandel ist nicht weit weg. Wo es um soviel Geld geht, bleibt das Recht auf der Strecke, die Ehrlichkeit sowieso und Schamgefühl hat eh keiner mehr. Und da ist Scott Manson. Unbeirrbar, clever, gutaussehend und mit genug finanziellen Mitteln im Hintergrund, dass er den Job eigentlich garnicht bräuchte. Tja, und mir kam er mit seinen Modeticks und einigen anderen Bemerkungen schon so vor, als würde er sich recht elitär verhalten. Hach, so einrichtiger, reicher Gutmensch, dem zwar die Frau abhaut, ihm aber sofort schon wieder ein Ersatz am Klingelbeutel hängt. Manson weiß alles, kann alles und ist der Hero. Ach ja, der Todesfall wird dann auch noch geklärt. Das hat alles seinen Reiz, liest sich gut und auch temporeich, obwohl es kein Actionkracher ist. Aber man kann sich die kleinen Rasenäffchen so richtig vorstellen, wenn sie da auf dem Rasen dem Ball hinterher hetzen. Viele davon strunzdoof, aber Wochengehälter kassieren, die im sechstelligen Bereich liegen. Was es mit diesen Wochengehälter wirklich auf sich hat, weiß ich nicht wirklich, da auch die "Leistungsvergütung" für Fußballer monatlich beglichen wird. Möglicherweise hört sich eine exorbitanter Wochenlohn viel geiler für kleinen Äffchen an. Wer weiß? Feiner Stoff, der bisher viel zu selten für einen Thriller genutzt wurde. Dominique Manotti hat ebenfalls noch ein Werk - "Abpfiff" - aus dem Bereich dieses Sports geschrieben, ansonsten ist es zappenduster, ABER Scott Manson wird noch zweimal zum Dienst antreten. Und ich werde mir die Bücher sicherlich gönnen, denn wenn man ein Fußball-Freund ist, dann erkennt man eine wunderbare Satire auf die miesen Tricks und Geschäfte, die gang und gäbe sind, aber von jedem schön unter der Decke gehalten werden, denn nur ein "sauberer" Fußball bringt die Milliarden. Tja, dann sollten sie jetzt mal bei der FIFA ordentlich kehren, denn dort ist der Schmutz vielschichtig und bisher noch ne abgetragen worden. Bye, bye Sepp wäre da nur die richtige Ansage. Geh wieder zum Eishockey. Ach ja, hier versucht sich niemand mit einer Aktion für Flüchtlinge einen kaschierten großen Werbeauftritt zu verschaffen,der noch nicht einmal was kostet. 


jerry garcia

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Dalton Fury. Aus Kolt Raynor ist ein Säufer geworden, der keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht. Vor drei Jahren wurde er aus der Delta Force gefeuert. Damals endete ein Einsatz in einer Katastrophe: Er traf eine Entscheidung, die seine Männer mit dem Leben bezahlen mussten. Da wird Raynor gebeten, noch einmal zurückzukehren in die Berge von Pakistan. Einige Soldaten sollen überlebt haben. Er soll sie finden und nach Hause bringen. Dies ist Raynors Chance auf Erlösung, aber sie hat ihren Preis. Raynor sucht nach einem geheimen US-Gefängnis, doch er weiß nicht, dass die al-Qaida dasselbe Ziel hat. Er ahnt auch nichts von seinem unbekannten Verfolger, der vor nichts zurückschreckt, um sicherzustellen, dass Raynor die Mission nicht erfüllt.

Kolt Raynor war bei einem Einsatz zu sehr von sich selbst überzeugt. Entgegen den eindringlichen Warnungen durch seinen erfahrenen Master Sergeant musste er unbedingt vorrücken - und lief prompt in eine Falle. Nach und nach werden seine Kameraden trotz erbitterter Gegenwehr getötet und er selbst schwer verletzt. Er kann sich gerade noch so in ein Gestrüpp schleppen und so der Entdeckung durch die Feinde entgehen, die zur Sicherheit noch einige Kugeln in die leblosen Körper ballern. Irgendwann sieht er wie durch einen dichten Nebelschleier Menschen auf sich zulaufen - es sind keine Terroristen, sondern ein Hilfstrupp, der ihn rausholen will. Später im Krankenhaus erfährt er, dass ein früherer Trupp, den sein Kumpel TJ anführte, abgeschossen wurde. Den Absturz ihres Helis hat wohl niemand überlebt. Raynor wird aus der Delta Force gefeuert. Die nächste Zeit verbringt er mit Saufen. Er erhält zwar noch einen Job bei einem privaten Sicherheitsdienst, der auch für den Schutz von Tankern zuständig ist, die vor Somalia das Meer durchkreuzen. Auf einem dieser Tanker tut Raynor Dienst - selbstverständlich besoffen. Daher bemerkt er zu spät, dass das Schiff schon geentert wurde. Es gibt Opfer. Er kann die Typen zwar trotz seines Katers vom Schiff jagen, aber seine Verantwortungslosigkeit kostet ihn selbstverständlich wieder den Job. Irgendwann später - Tage, Wochen, Monate, Jahre - wird er in seinem Trailer, der übrigens gewaltig versifft wurde, von einigen Gestalten aus seinem Tran geweckt. Es sind seine ehemaligen Arbeitgeber und ein knurriger Master Sergeant, die seine Hilfe wollen. Nur ihn, weil er verzichtbar ist und man seine Anwesenheit in dem Gebiet, in das er soll, jederzeit verleugnen kann. Der damals abgeschossene Rettungstrupp ist nicht tot. TJ und seine Kameraden leben noch und werden von den Taliban als lebende Schutzschilde genutzt. Deshalb müssen sie rausgeholt werden - und das geht nur unter dem Radar. Raynor wird jetzt eine Tortur des Trainings durchmachen müssen, um wenigstens halbwegs an die alte Leistungsfähigkeit heranzukommen. Nach drei Wochen ist er soweit und ab geht es nach Pakistan. Dort erhält er Unterstützung durch Bob, einen CIA-Mann, der schon lange im Lande lebt und einen Einheimischen namens Jamal. Gemeinsam mit ihnen kann er herausfinden, wo seine Freunde untergebracht sind und startet einen Befreiungsversuch. Er erfährt aber auch von einem ungeheuerlichen Plan, den Al-Qaida und die Taliban ausgeheckt haben, um gegen die USA vorzugehen.

Von der tragischen Figur zum Helden der Streitkräfte. Diese Storyline ist nicht unbedingt neu. Ebensowenig, dass ein Mann nach eisenhartem Training im Alleingang Kriegsgefangene befreien soll. Sei es in Western oder in den geschätzten Vietnam-Krachern um Sylvester Stallone oder Chuck Norris. Gab es auch schon mal. Aber Kolt Raynor wird zumindest zeitweise mit der Verzweiflung über sein Versagen und dann Hoffnung auf Wiedergutmachung ausgestattet, lässt den Leser dessen Niedergang auch im Glauben an sich selbst bzw. dessen nicht mehr Vorhandensein miterleben. Seinen späteren eisernen Willen, die letzte Chance, die er hat zu nutzen. Allen zu beweisen, dass er nicht so heruntergekommen ist, wie es den Anschein hat. So gibt der Autor auch anderen Figuren einen emotionalen Hintergrund, beschreibt die Anforderungen an Geist und Intellekt, seine psychische Gesundheit als Undercover-Agent auf feindlichem Territorium zu wahren - besonders wenn man sich befehlsgemäß angepasst hat an die Sitten des Landes und dann von der CIA oder einem anderen Geheimdienst als unzuverlässig verpönt wird, weil man sich ZU GUT angepasst habe. Seltsame Logik in Spionagekreisen. Auch der einheimische Helfer wird in seiner Motivation, seiner Angst und seinem Spiel mit dem Feuer - und den Sitten und Gebräuchen seiner Heimat - eindrucksvoll skizziert. Auffällig ist aber, dass Dalton Fury sich mit dem Hurra-Patriotismus anderer Kollegen doch merklich zurückhält, ohne natürlich den Protagonisten oder die Truppe bzw. die USA in ihrer Gesamtheit zu sehr in die kritische Pflicht zu nehmen. Folter, Geheimgefängnisse, Söldnerdienste durch sogenannte "private Sicherheitsfirmen" - all das wird als reine Selbstverständlichkeit hingenommen, da folgt kein Wort, das hier die Legalität auch nur ansatzweise anzweifelt. Die Guten und die Bösen werden doch fein säuberlich getrennt und ohne einige Versatzstücke kommt der Autor nicht aus, doch alles bleibt in einem gewissen Rahmen und stößt nicht so übel auf wie bei Patrick Robinson oder teilweise zumindest bei Tom Clancy und dessen Auftragsautoren. Spannungselemente sind trotz der größtenteils hinlänglich bekannten Handlung vorhanden und spätestens zum letzten Drittel hin wird aus den bisher nur punktuell gesetzten Actionsprenkeln ein reines Actionfeuerwerk rund um die "Black Site". Großes Actionkino. Und die Idee des perfiden Plans, der da gegen die USA ausgeheckt wurde, gehört zu den interessanteren der letzten Zeit, da er doch vom üblichen "Wir sprengen die oder das in die Luft" gewaltig abweicht und schon allein dadurch einen Pluspunkt in das Buch einbringt. Finde ich. Im patriotischen Hurra etwas zurückgenommener, temporeicher "America First"-Kracher mit bekannten Storyelementen, aber auch kleineren Überraschungen. Fortsetzung folgt (Hoffentlich - ich mag den Scheiß halt!). 460 Seiten.


jerry garcia

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Ben Coes. Kurz vor der Unterzeichnung eines internationalen Friedensabkommens erfahren die Amerikaner von der Existenz einer seit Jahren im Geheimen gebauten Nuklearwaffe des Iran. Wenige Stunden später wird der israelische Informant Kohl Meir aus New York entführt, um in einem der sichersten Gefängnisse der Welt gefoltert zu werden. Dewey, der Meir und seinen Schajetet-13-Kämpfern das Leben verdankt, plant ein waghalsiges Befreiungskommando. Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel, und jeder Fehltritt kann das Ende bedeuten. Auf den früheren Elitesoldaten wartet sein bislang gefährlichster Einsatz.

In Camp David ereignet sich eine Katastrophe für die Nation. Nachdem der Präsident die Beratungen mit seinen Vertrauten hinsichtlich eines Treffens zur Vereinbarung über die Anstrengungen des Iran im Atomstreit mit einem NEIN beantwortet hat, reisen seine Berater ab. So müssen sie nicht erleben, dass ihr oberster Staatslenker mit einem schweren Schlaganfall zusammenbricht. Obwohl er schnellstens in ein Krankenhaus geschafft wird, ist an eine Wiederaufnahme seines Amtes nicht mehr zu denken. Der Präsident ist eigentlich schon hirntot. So muss nun der Vize-Präsident als neuer Oberbefehlshaber vereidigt werden. Aus diesem Grund muss auch Jessica als Nationale Sicherheitsberaterin sofort ihren Dienst antreten, um bei der Beilegung der Krise zu helfen. Dewey Andreas hingegen muss kurz darauf zur Kenntnis nehmen, dass sein Lebensretter Kohl Meir beim Besuch der Eltern eines der verstorbenen Mitglieds der Einheit, die Andreas aus dem Schlamassel holte, entführt und die Eltern des Mannes getötet wurden. Andreas sieht es als seine Pflicht an, den Israeli nun seinerseits aus der Gefangenschaft zu befreien. Hinter dem Ganzen steckt der Iran, der Meir in einem Schauprozess verurteilen und dann hinrichten möchte. Während in den USA hinter den Kulissen vorsichtig agiert wird, da gerade der neue Präsident an das Treffen mit dem Iran glaubt und tatsächlich davon ausgeht, dass die Delegation des Iran ehrlich um eine Lösung bemüht sein würden, macht sich Andreas auf den Weg nach Israel, um sich dort erste Informationen zu holen und dann Richtung Odessa aufzubrechen. Er hat erfahren, dass im Iran ein hochrangiger Politiker Israel unterstützt. Aber er weiß auch, dass beim Mossad ein Verräter umgeht, der so weit oben angesiedelt ist, dass er über jegliche Aktivitäten der USA oder Israel gegen den Iran sehr schnell über das geeignete Wissen verfügen würde, um die Aktion zu vereiteln. Das Treffen in Odessa zeigt Andreas, dass der Informant wohl schon unter Verdacht steht, da ihm drei Agenten gefolgt sind, die ihn vermutlich aus dem Weg räumen wollen. Stattdessen trifft es sie - in Form von Dewey Andreas, der die Gefahr eiskalt beseitigt. Doch bei der Gelegenheit erfährt er auch von einer neuen Bedrohung, die sich vornehmlich gegen Israel richtet. Und in der Zwischenzeit wird Kohl Meir in seinem Gefängnis gefoltert und danach zu einem Prozess, einer abgekarteten Farce abgeführt, bei dem ihm sogar ein Anwalt zur Seite gestellt wird, der selbstverständlich nur ein Handlanger der Machthaber ist. Die Zeit drängt, um ihn zu befreien, bevor er hingerichtet wird.

Dewey Andreas in seinem Element - und dennoch scheint er nicht alleine die Hauptfigur in diesem Ringen um die Vorteile in der Region im Nahen Osten zu sein. Lange Zeit beschäftigt sich Ben Coes mit dem Gefangenen Kohl Meir. Und während Andreas als tougher US-Kämpfer mit kleineren Mängeln, die er sich bei den professionellen Einheiten der Delta Force nicht erlauben dürfte (Rauchen, Trinken) skizziert wird, der mit einer gewissen Gefühlskälte seine Feinde ausschaltet und keinerlei Skrupel dabei empfindet, ist Kohl Meir hier der tapfere Protagonist, der sich trotz Folter vehement gegen seine iranischen Wärter und deren bösartige Methoden auflehnt. Hier ist Israel die Nation, die ohne Gedanken an jedwede Konsequenzen oder rechtliche Grundlagen sämtliche Personen eliminiert, die dem Land im Wege sind. Besonders perfide ist, dass für den Kampf Kurden engagiert werden, die zwar gute Gründe haben, gegen den Iran vorzugehen, für Israel oder Amerika doch nur Kanonenfutter sind. Warum eigene Landleute gefährden, wenn man andere findet, die in die Bresche springen? Im Gegenzug ist aber das ultrapatriotische Verhalten von amerikanischer Seite nicht zu plakativ in den Vordergrund gerückt, aber unter geschickten Formulierungen verborgen doch zu finden. Wenn Erwähnung findet, dass nur einige religiöse Hardliner für Auseinandersetzungen mit Andersgläubigen sind und der Großteil der Bevölkerung sich nur Frieden, Freiheit und Demokratie wünscht, ist das nichts Anderes als dass sogar in diesem Teil der Welt jeder vom American Way of Life träumt. Amerikanische Wunschträume halt. Aber solche US-Selbstbeweihräucherung kauft man halt mit, wenn man sich einen satten Actionknaller von drüben ins Regal befördern will. Davon abgesehen ist "The last refuge - Welt am Abgrund" ein Thriller, der die Ansprüche in diesem Genre voll erfüllt, sich mit Spionagethrillern ebenso gut (Naja, nicht ganz mit einem echten Robert Ludlum) messen kann, wie mit fetzigen Reißern von Kollegen wie Brad Thor, dem verstorbenen Vince Flynn oder Dalton Fury. Flotter und leicht zu konsumierender Schreibstil mit gut getimeten Actionsequenzen und Gerangel hinter den Kulissen. Was ich hier nur zu bemängeln hätte (siehe meine Erwähnung von Herrn Ludlum), ist, dass die Verräter viel zu leicht enttarnt werden und Tiefgang - den sollte man halt nicht erwarten. Auf jeden Fall aber wieder ein großartiger Reißer von Ben Coes, der Appetit auf mehr macht. Aufgrund des Finales dürfte da auch noch mehr kommen und die bisher genutzten Szenarien sind ebenso im Bereich des Möglichen wie dereinst die Sache mit den Flugzeugen als Waffe, wie sie von Tom Clancy ersonnen wurde. Was dann kam, ist ja weltweit bekannt. Für mich gerne mehr davon. Mein Dank geht hier wirklich an den Festa-Verlag und Frank Festa, dass der Versorgung mit diesen Stoffen an die geneigte Leserschaft gedacht wurde, während andere Verlage sich von derartigem Stoff distanzieren, weil sie gerade wieder dabei sind, den neuesten Trends der Masse hinterherzujagen.


jerry garcia

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John Grisham. Als New Yorker Anwältin hat es Samantha Kofer binnen weniger Jahre zu Erfolg gebracht. Mit der Finanzkrise ändert sich alles. Samantha wird gefeuert. Doch für ein Jahr Pro-Bono-Engagement bekommt sie ihren Job zurück. Samantha geht nach Brady, Virginia, einem 2000-Seelen-Ort, der sie vor große Herausforderungen stellt. Denn anders als ihre New Yorker Klienten, denen es um Macht und Geld ging, kämpfen die Einwohner Bradys um ihr Leben. Ein Kampf, den Samantha bald zu ihrem eigenen macht und der sie das Leben kosten könnte.

Samantha Kofer sitzt mit ihren Kollegen in der arbeitgebenden Kanzlei und bibbert wie alle um ihren lukrativen Job, der nach der Bankenpleite auf dem Spiel steht. Das gesamte Szenario zieht einen Rattenschwanz von Pleiten hinter sich her und die gut situierten Kunden springen reihenweise ab, müssen selbst an Sparmaßnahmen denken und so werden keine Anwälte der teureren Art mehr beschäftigt. Und dann ist es soweit: auch Samantha darf ihre Sachen zusammensuchen. Doch bevor sie das Haus unter Geleitschutz verlässt, erhält sie noch ein Angebot: Wenn sie ein Jahr eine Pro Bono-Stelle irgendwo in den Staaten annimmt, also umsonst arbeitet, wird sie krankenversichert bleiben und hat eine Chance auf eine Wiedereinstellung, wenn sich die Lage verbessert hat. Aber zuerst igelt sie sich zu Hause ein und überdenkt ihre Situation. Einige Wochen wird sie sich sicher über Wasser halten können, aber New York ist ein teures Pflaster und die Finanzmittel werden bald aufgebraucht sein. Sie könnte zwar ihre Eltern anzapfen, die durchaus einige Dollar aufzuweisen haben, aber dazu ist sie dann doch zu stolz. Also schreibt sie Bewerbungen an einige Organisationen, deren Adressen sie von der Firma noch mit auf den Weg nach draußen bekam. Mit Grausen muss sie feststellen, dass sie für etliche Firmen noch nicht einmal als unbezahlte Anwältin erwünscht ist. So nimmt sie dann eine Stelle in einem Kaff namens Brady in Virginia an. Tiefstes Hinterland, aber ihre potenzielle Arbeitgeberin erscheint ihr nett, was wohl auf Gegensietigkeit beruht - sie wird eingestellt. Bald muss sie sich mit Problemen auseinandersetzen, die ihr in ihrem bisher behüteten und teuren Leben völlig unbekannt waren. Gewalt in der Ehe, Arbeitslosigkeit und Bergbaukonzerne, die die Landschaft ruinieren und die Arbeiter gnadenlos ausbeuten - ohne Rücksicht auf deren Gesundheit und jedwede Gesetze. So lernt sie auch Donovan kennen, einen Kämpfer für das Gute, der aber auch ohne auch nur zu blinzeln in eigenem Sinne handelt und wider den Wunsch seiner Mandanten den ultimativen Riesenprozess gegen einen dieser Multis anstrebt. Bis er mit seiner Cessna irgendwann etwas zu schnell den Boden erreicht, um diese Begegnung zu überleben. Attentat oder Unfall? Jetzt kommt noch dessen Bruder Jeff ins Spiel - und der hat sich wohl zuvor mit seinem Bruder auf illegalem Weg Geschäftspapiere des Konzerns beschafft, die zweifelsfrei dessen Schuld an der Schändung der Natur, dem Raubbau der Berge, um an die wertvolle Kohle zu kommen und dem gesetzeswidrigen Umgang  mit deren Arbeitern beweisen. Doch der Konzern schläft nicht und schon kurze Zeit später taucht das FBI auf und will alle Unterlagen und Computer der Kanzlei beschlagnahmen.

Wer sich die Serie "Justified" angesehen hat, kann sich ein Bild von den Umständen machen, die der Tagebau aus der Umwelt macht und wie die Bergbauunternehmen mit ihren Angestellten und der Natur umgehen. Auch David Baldacci hat dieses Umfeld für seinen Thriller "Zero Day" gewählt. John Grisham schickt also nun seinen X-ten Pro Bono-Anwalt auf die Reise, die Welt zu verbessern. Er trennt sorgfältig die Guten und die Bösen voneinander (er schafft es sogar, noch einen gaaaanz bösen Russen in die Handlung zu bauen, denn derart schlimm können doch keine Amerikaner sein) und schon zu Beginn schildert er die demütigende Praxis der Entlassung aus dem Job, wenn man unter Bewachung seinen Schreibtisch räumen muss und aus den "Heiligen Hallen" des Profits geleitet wird - immer unter den ängstlichen Blicken der ehemaligen Kollegen, die es als nächste treffen könnte. Und dann ergab sich für  mich schon das erste Problem: Die Protagonistin Samantha konnte mich so gar nicht für mich einnehmen, erschien mir eher wie eine verwöhnte und elitäre Göre, die sich für den Nabel der Welt hielt und aus allen Wolken fällt, wenn sie Absagen erhält, obwohl sie umsonst arbeiten will. Ihr familiärer Hintergrund mit Familie ohne große Geldsorgen, obwohl Daddy erwischt wurde, wie er so einige Dollars an der Steuer vorbei mogeln wollte und dafür verknackt wurde. Da ist ja schließlich noch Mami, von Papa geschieden, weil der eh nie Zeit hatte (was eigentlich für Muttern auch galt), mit ihrem lukrativen Job in Regierungsnähe. Und meine Einstellung zu der Dame hat sich während des gesamten Buches nicht groß verändert. Und dazu kommt dann noch dieses doch sehr überzogene Gutmensch-Ideal. Es gibt keinerlei Nuancen. Die armen Arbeiter, vom fiesen Konzern zur Sucht und dem Drogenverkauf getrieben, in die Krankheit verabschiedet, entlassen und völlig kritiklos einige Öko-Terroristen auf Arbeiter schießen zu lassen, Unfälle herbeizuführen. Das passt nicht zusammen. Sicher wird die Wirtschaft, werden die Großkonzerne von den jeweiligen Machthabern bevorzugt. Das ist hierzulande nicht anders. Zwischen dem, was öffentlich kommuniziert wird und dem, was sich dann durch die Hintertür einschleicht, liegen Welten. Welten, die das Geld begünstigen. Da braucht sich kein Mensch mehr Illusionen zu machen. Wie es dereinst mal hieß: Wer an Wahlversprechen glaubt, ist selber schuld. Da stehen sie alle zusammen, diese Finanzjongleure und die Politstrategen der Welt. Wie nennt man die noch gleich? War das "Pack"? Man kann Grisham ja nicht vorwerfen, dass er von dem, was er so schreibt, keine Ahnung habe, aber seit einigen Jahren setzt er seinen Kunden mal mehr oder weniger schwache Bücher vor, die man dann als Thriller bezeichnet. Ich weiß nicht, welches Buch Herr Follett gelesen haben will, um den Autor als "besten Thrillerautor unserer Zeit" zu titulieren. Dieses hier wohl eher nicht. Von Spannungselementen eines "Die Firma" ist er jedenfalls weit weg. Es ist eine - wenn auch etwas gelungenere - Zustandsbeschreibung einer Region mit all ihren Problemen und Sorgen. So kümmert sich die kleine Anwaltskanzlei auch um geringfügere Fälle, bei denen John Grisham dann auch ordentlich die Emo-Schiene fährt und die moralische Keule rausholt. Ein Werbeprospekt für Umweltorganisationen? Hat fast den Eindruck. Und die liebe Samantha? Bleibt eher uninteressant und nervig. Der Thrill bleibt auf der Strecke. Die Todesfälle sind Unfälle (oder auch nicht, hier wird nur spekuliert) oder Selbstmorde, die Schüsse gelten Baggern oder Bären und eine wundersame Lösung zum Ende hin lässt das Ganze auch nicht in einem besseren Licht erscheinen. Plötzlich ist das FBI abgezogen und keiner weiß warum. Die vorgebliche Hatz ist beendet, bevor der Leser etwas an Spannung erfahren kann und dann ist man durch einen weiteren Grisham, der zwar schon einige schlechtere Vorgänger hatte, aber auch bessere. Mittelmaß allerorten. John Grisham hat sich eine Stammleserschaft "erschrieben", der derartige Geschichten zur Entspannung oder einen gemütlichen Leseabend nur lieb und teuer sind - und es sei ihnen von Herzen gegönnt. Ich überlass die auch wieder meiner Gattin - sie hat es ja schließlich auch gekauft. Das Ansinnen das Autors mag ja ehrenwert sein, aber dann soll man das doch bitte nicht als Thriller verkaufen.


jerry garcia

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Marc Elsberg. London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen.

Der US-Präsident ist zur Familienbespaßung (die übrigens ob des sehr unlustigen Anblicks seiner Blagen wohl versagt haben dürfte) zum Golfen auf der Weide. Schönes Wetter, Gespräche, Secret Service und ein Handicap. Nichts schien ihm den Tag versauen zu können. Hat er sich in seinem Wahn eingebildet, der selbsternannte mächtigste Mann der Welt. Da wagt es doch glatt eine Drohne in seinen Herrschaftsbereich einzudringen, während er golft!!! Frevel!! Seine Beschützer reagieren sofort und schaffen ihn mitsamt Familie erst in eine Garage und dann ins Haus. Was sie nicht bedacht hatten: Die Drohne hatte einige "Mitreisende" huckepack genommen und die kleinen spinnenbeinigen Kameras noch rechtzeitig abgesetzt, bevor die Türen sich schlossen. Jetzt hetzen die hinter dem nach eigenem Bekunden einzig wahren Führer der freien Welt (Immer wieder ein netter Witz, wie oft man ihn auch hört/liest/aufgezwungen bekommt) her und der kriegt es mit der Panik, angstverzerrtes Gesicht - in Großaufnahme. Und daneben die chaotischen Zustände im Secret Service Team - im AHNUNGSLOSEN Secret Service Team. Alles schon schlimm genug. Aber ein subversives Element namens ZERO hat alles live ins Internet gestellt. Da wird den Mächtigen ganz blümerant und schon lassen die US-Staatenlenker nun ihrerseits ihre eigenen Drohnen ausschwärmen: Die Geheimdienste, ihre Teams für nasse Angelegenheiten (oft eh ein und dieselbe Mischpoke) und selbstverständlich werden jetzt die für die Bevölkerung weltweit verborgenen und verleugneten Abhör- und Überwachungsmaßnahmen massiv eingesetzt. Klar schlug die Action Wellen. Selbst in der kleinen Presse-Klitsche Daily hat man das fasziniert beobachtet und Chef Anthony kommt sofort auf die Idee, man sollte eine Reportage über diesen ZERO schreiben. Am besten in Fortsetzung und gekoppelt mit einer vom Daily initiierten Suche nach dem Schlingel. So kommt die Reporterin Cynthia ins miese Spiel. Dazu gibt der Boss auch noch eine neuartige Brille aus, mit der man sämtliche Infos über anvisierte Personen sofort aufs Tablet oder Smartphone oder virtuell zur Ansicht erhält. Alles, was im Laufe der Jahre gespeichert wurde, während die Leute das Internet, ihre Daten weiter gaben oder schlicht durch Überwachunskameras allerorten aufgenommen wurden. Jedes Fitzelchen, das irgendwo mal erfasst wurde, kann eingesehen werden. Cyn nimmt das Ding mit nach Hause, wo ihre 18-jährige Tochter sich fast schon begierig auf diese Neuheit stürzt (Die Brille - Muttern ist keine mehr). Sie erhält die Erlaubnis, das Dingen mit in die Schule zu nehmen und nach dem Unterricht verteibt sie sich mit ihren Freunden Zeit mit dem neuen Spielzeug. Als ihr Kumpel Adam die Brille ausprobiert, sieht er einen Mann, der ihm seltsam vorkommt und überprüft dessen Daten. Das ist doch tatsächlich ein gesuchter Verbrecher. Und wie die Jugend halt so ist, baut er sich mehrfach bedrohlich vor dem Mann auf, verstellt ihm den Weg und will nebenbei noch die Polizei alarmieren. Statt dem kleinen Spacken ordentlich die Backen dick zu polieren, wie es sich gehört, flüchtet der Typ. Also wohl wirklich was dran an der Meldung. Und Superbrillen-Adam hinterher. Tja, Superbrille schützt vor Kugeln nicht. Adam wird von dem Gangster niedergeknallt, seine Freunde sind erschüttert und Presse-Tussi-Töchterchen wird dann mit einem weiteren Kumpel, Eddie, und einer Klassenkameradin, Sally, von Muttern abgeholt. Zu Hause angekommen, bekommt Cyn  mal etwas von ihrer eigenen Medizin zu schmecken, als Kollegen von ihr vor der Tür stehen und sie belästigen, weil sie Informationen verlangen. Geschlossene Tür? Na und. Wird eben dagegengehämmert, bis jemand reagiert. Nach und nach kommt auch ans Tageslicht, dass sich alle Kids mittlerweile bei einer Firma namens Freemee eingeloggt haben, Kunden sind, die auf das Angebot, ihre eigenen Daten zu vermarkten, eingegangen sind. Man kann damit sogar Geld verdienen, aber muss für einige "Angebote" auch zahlen. Über weitere Mögloichkeiten wie bestimmte Apps kann sogar das Verhalten der Leute beeinflusst werden. Über Smartwatches und Smartphones werden Tätigkeiten und Aufenthaltsorte sowie Pulsschlag oder Stresswerte minutiös übertragen. Und jeder macht mit. Wie bei Facebook (Sogar der Autor des Buches ist dort unterwegs. Schelmenspiel.). All dies prangert ZERO an, warnt vor der totalen Überwachung, der Vereinnahmung der Menschen, der Steuerung. Logisch, dass er deshalb von den Machthabern gejagt wird. Und der Presse. Cyn führt das Ganze durch Europa, sogar in die USA - zusammen mit ihrem Kollegen und mittlerweile auch Stecher Chander. Selbstverständlich nehmen sehr zügig auch die Geheimdienste die Zügel auf und hetzen alles und jeden.

Kurzer Hinweis für den Autor: "Body Snatchers" von Jack Finney wurde nicht nur dreimal als Vorlage genutzt, wie im Glossar erwähnt, sondern viermal (Siegel, P. Kaufman, Ferrara, Hirschbiegel), zuletzt im Jahr 2007. Nur nebenbei erwähnt.
Und etwas für mich Seltsames. Das Buch wurde als "Wissensbuch des Jahres" ausgezeichnet. Okay, da ist schon etwas Skepsis nach der Lektüre angebracht. Aber auf der Rückseite meiner 9. Auflage kommt die Auszeichnung von der BILD der Wissenschaft-Jury. Wie passt das denn - BILD und Wissen? Wer war in dieser Jury? Castingshow-Juroren? Analphabetismusstolze IT-Girls? Ich weiß es nicht, kenne niemanden aus solchen Bereichen und kann mir daher kein festes Urteil erlauben. Aber fragen, das darf ich dann mal doch, oder?
Das Thema ist ja aller Ehren wert und mit "Blackout" hat der Autor auch schon eine sehr gute Visitenkarte abgeliefert. Nun sein Beitrag zur Debatte der allumfassenden Datenspeicherung ohne Wissen der Ausgespähten. Erschreckend dabei, dass hier nicht nur Snowden, der entweder als Verräter oder als Held gepriesen wird in der realen Welt, weil er den NSA-Skandal mit seinen Publikationen auslöste, schon überholt wurde, sondern dass dieses unsägliche Menschenrating erst kürzlich - vor wenigen Tagen - im Videotext als News beschrieben wurde. Eine Firma namens Peeple hat doch allen Ernstes vor, dass man dort seine Mitmenschen mit Sternwertungen ala dem Kraken mit dem "A", der Verlage gerne in seine Verträge drängt, versehen werden können. Da ist Lug und Trug, aber auch Gewalt Tür und Tor geöffnet. Nachbarschaftsstreit dürfte dann eskalieren, eine Debatte über Asylsuchende in Gewalt ausarten, wenn hier auch noch gewertet werden darf und Jobs, ja, die sind dann noch mehr gefährdet als durch fahrlässig auf Facebook eingestellte Suffbilder oder Deppengeschwalle. Die Würde des Menschen wird eh schon verletzt oder missachtet. Mit Duldung der Politik. Aber wenn das wirklich Schule macht - heidiwitzka, dann gehts rund. Einmal in de Boppes und einmal in de Mund. Und es hängt ja jetzt mittlerweile alles an der Scheiße dran. Job, Stromdaten, Bestellungen, Anfragen bei Ämtern - geht ja gar nicht mehr anders. Dieses Rad ist nicht mehr zurüchzudrehen, aber man kann es doch zumindest reglementieren. Doch hier läuft doch bald alles noch darauf hinaus - nur mit der Masse bist du klasse (die Politk sorgt ja auch dafür, dass alle sich kritiklos auf Linie begeben.). Bei den sogenannten Hass-Mails regt sich jeder (nicht zu Unrecht) auf, aber diese geplante Aktion der Firma "Peeples" leistet solchen Sachen doch auch noch Vorschub, denn - HALLO - die Bewerteten müssen weder gefragt noch informiert werden. Immer wieder wird über die Alten gestänkert und gehetzt, weil sie nix leisten und dazu noch zu teuer sind. Die können froh sein, dass sie alt sind, weil sie die Auswirkungen dessen nicht mehr in vollem Ausmaß erleben müssen. Da geht es ihnen wie den glücklichen Entscheidungsträgern in den weltweiten Zentren der Macht: Bis sich die Auswirkungen von deren willkürlichen Vorgaben am eigenen Volk vorbei so richtig schmerzhaft erweisen, sind die längst in ihrem eigenen Grabmal veschwunden und müssen nicht mehr mit den Konsequenzen ihrer Fehler leben - was heißt Fehler, womöglich war ja alles Absicht und nach denen die Sintflut. Hauptsache gut verdient, bei der Wirtschaft immer die Hand aufgehalten und fürn Straßenbau die Bürgerkonten geplündert. Roman und Geschichte selbst sind leider qualitativ weit vom Vorgänger entfernt. Die Protagonistin ist weit weg davon, sich Sympathiepunkte zu erwerben. Nicht nur, dass sie sich im Bereich Presse ebenso verhält wie die von ihr kritisierten Kollegen, sie macht die Jagd auf ZERO auch aus sehr egoistischen Motiven und die Nutzung der Brille, um an ihren Love-Interest zu kommen, ist auch kein Ausbund der netten Heldin. Kann man ja einwenden, dass die Figur nicht immer lieb sein muss, dass man hier ihre verschiedenen Facetten zeigen wollte. Durchaus möglich, aber meines Erachtens nicht gelungen. Aber die Charakter sind insgesamt klischeehafte Abziehbilder, die absolut NULL/ZERO Interesse für sie wecken, zum Mitfiebern allesamt ungeeignet. Sprachlich könnte man dem Autor zugute halten, dass er ein schwieriges Feld leicht verdaulich präsentiert hat. Leider hat es bei mir nur zu Durchfall gereicht. Sehr simpel geschrieben, teilweise Sätze, die man auch dem einen oder anderen Boulevard-Blatt anlasten könnte - sie sind unvollständig. Zwei oder drei hingeworfene Worte. Sollte das Tempo suggerieren? Das kann Matthew Reilly besser. Was haben wir da noch? Die üblen Medien, die  mit ihrer Jagd nach Quoten weder Skrupel noch Niveau kennen, die Menschen nur nach Quote verschachern und denen es absolut niemals um das Wohl irgendeines außer ihnen selbst geht. Stories über die Facebooks und Amis der Welt, über Regierungen, die nach außen propagieren, dass sie sich für den Datenschutz einsetzen und durch die Hintertür gaaanz still und heimlich genau das Gegenteil parktizieren oder einfach jeden Fetzen Information speichern, weil es ja um den Schutz der Bürger geht. DER Witz ist so alt, dass er schon dern klischeehaft-berühmten Bart hat. Oder Regierungen, die einfach Promis vor ihren Karren spannen, die werbeerfahren wie sie sind, jeden Sermon aufsagen, den man ihnen vorgibt, solange die Kasse stimmt natürlich. Tja, da wäre noch diese unsägliche Liebesgeschichte mit dem offenen Ende und die Thrillerelemente mit ZERO und den Geheimdiensten, die man auch in einen Heftroman hätte pressen können. Und der Schluß? Lässt durchaus einige Dinge offen und hat eine Idee, die glücklich UND erschrocken stimmen kann. Ehrlich - nach dem guten "Blackout" war ich enttäuscht. Als Massenware oder um es während der Arbeit gut überwacht unterm Schreibtisch zu lesen (vorausgesetzt diese ActApp warnt einen nicht davor), ohne sich groß konzentrieren zu müssen, reißt es niemand aus seiner und kann locker konsumiert werden, aber das ERgebnis ist doch eher mässig. Ich hätte mir nicht nur eine spannendere, sondern auch etwas intensivere und ernsthaftere Diskussion um dieses heikle Thema gewünscht. Dass er das kann, hat er ja schon bewiesen. Kann man sich - zum Taschenbuchpreis und der Voraussetzung, dass man unangestrengt unterhalten werden will - durchaus gönnen. Pflichtlektüre würde ich es aber nicht nennen.
 


jerry garcia

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H. E. Goodhue. Jedes Jahr im Sommer werden die Bewohner von Sunset Island von einer gottlosen Seuche heimgesucht - Touristen. Ray Weller, den meisten nur als "Der Kapitän" bekannt, bringt mit seiner Fähre diejenigen auf seine geliebte Insel, die er am meisten verachtet. Ray verabscheut die Touristen, verabscheut seinen Job und seinen Spitznamen. Aber bald muss er feststellen, dass Sunset Island durch etwas viel Schlimmeres als Touristen bedroht wird. Etwas ruht unter der Insel, etwas altes und längst vergessenes. Etwas, dass niemals hätte geweckt werden sollen. Als ein Wirbelsturm Sunset Island vom Festland abschneidet, sind die Einwohner und Touristen gleichermaßen auf der Insel gefangen. Und zu genau jener Zeit steigt etwas aus der Tiefe empor, vor dem sogar die Haie weit ins offene Meer flüchten. Jetzt muss Ray einen Weg finden, seine geliebte Insel zu retten - und vielleicht sogar ein paar von den Touristen, die er so hasst.

Ray ist schon eine Marke. Musste er einen Beruf als Fischer doch aufgeben, weil die Gier seine Fischgründe leergefegt hat. Nicht unbedingt leergefischt. Die US-Armee hatte auf dem vorgelagerten Peach Island ein Forschungszentrum und zudem wurden die Rechte an den Seemeilen vor der Küste an eine Ölfrima namens Gaxco verscherbelt und schon waren die Fische und somit die Lebensgrundlage von Ray und seinen Kollegen vertrieben. Die Honoratioren der Stadt, die diese Entscheidung getroffen haben, setzten dann auf den Tourismus und so wird Sunset Island eine dieser altbekannten Tourifallen. Und Ray? Hat einen neuen Job: er darf die Fähre kutschieren, die die ungeliebten Fremdlinge, die wie eine Alien-Invasion über seine Heimat herfallen und auch noch nach Fotos mit ihm gieren. Gar nicht sein Fall. Als dann Alex, einer dieser Jungschnösel, die mit Genuss das Geld der Eltern verbraten, wie alle Jungspunde im Leben weder was wissen noch was geleistet haben und sich dennoch jedem Menschen, der älter ist als sie, total überlegen fühlen, ihn nach einer Tour aufs Meer fragt, um Peach Island zu besuchen und die Bohrinsel, auf der die Arbeiter es sicher nicht abwarten können, von Berufsfaulenzern begafft zuwerden, zu besichtigen, lehnt er ab - und das nicht unbedingt dankend. Alex ist aber wild entschlossen und nach einer durchzechten Nacht macht er sich mit seinen drei wilden Companeros halt ohne professionelle Unterstützung auf den Weg. Kurz nach Peach Island und mal geschaut, was die anderen Kiddies so veranstalten und dann ab zur Gaxco-Bohrinsel. Die haben derzeit andere Probleme als lästige Amateur-Seebären. Als es bei einer Bohrung Probleme gibt, setzen sie einen Mann ins Mini-U-Boot und lassen ihn in der Tiefe nach dem Fehler suchen. Dann bricht der Kontakt ab. Alex und seine Alkoholiker-Horde kommen bald in kabbeliges Wasser und Wally hängt ständig über der Reling und lässt sich das Essen von heute früh oder vom Vorabend ein weiteres Mal durch den dicken Kopf gehen. Irgendwann stellt Alex fest, dass der Kumpel fehlt (die beiden anderen Nasen pennen noch ihren Rausch aus) und sucht clever, wie er nun einmal ist, das Meer rund ums Boot ab. Und wie zum Beweis, dass er doch nicht so blöd ist,wie dieser olle Kapitän glaubte, sieht er dessen weiße Segeltuchschuhe mit den Sohlen nach oben im Wasser treiben - unten dran hängt bestimmt der Körper von Wally und übt sich im Ersaufen. Also flugs zur Rettung ins Meer gesprungen und hin zu Wally, um ihm zu aus der Bredouille zu helfen. Aber ein Blick zurück zum Boot lässt ihn erblassen: Da brodelt es um das kleine Wassergefährt herum im Wasser, als würde es kochen - und schwupps ist das Boot plötzlich weg. Mit ihm die beiden alkoholseligen Kumpel. Als er dann nach Wally sieht, muss auch er seine Mahlzeiten dem Meeresgott opfern. Unterdessen wird auf der Insel via Nachrichten vor einem starken Sturm gewarnt und Ray wäre nicht Ray, wenn er nicht seiner Abneigung zum Trotz diese reichen Blagen da draußen in der wilden See warnen oder gar retten wollte. Aber was in denn nun dort in der nassen, stürmischen und unheimlichen Dunkelheit erwartet, hätte er sich in seinem Seemannsleben nie träumen lassen.

"Tidal Grave - Ihr hättet es nicht wecken dürfen!" ist feinster Creature Feature-Horror wie man ihn aus etlichen Filmen kennt. Begonnen mit "Der weiße Hai" über "Grizzly" bis hin zu den putzigen Asylum-Ausgaben - das Strickmuster ist irgendwie immer gleich. Zumeist spielt ein knurriger und bärbeißiger und in Ehren ergrauter Einheimischer den Protagonisten, der mit modernen Methoden und Touristen nichts anfangen kann und vor allem nichts anfangen will und griesgrämig auf die jungen Schnösel schimpft (wobei er den schnieken Schnecken im Mini-Bikini durchaus zumindest wohl wollende Gedanken entgegenbringen kann), den dann als Warner vor Gefahr niemand ernst nimmt. Schon gar nicht die Kids. Ein Bürgermeister, der nur auf Profit aus ist, sich um den Ruf seiner Gemeinde sorgt und ohne schlagende Beweise natürlich nicht daran denkt, irgendeine Festivität bloß wegen eines läppischen Sturms und etwas, das sich darin bewegen soll abzusagen, darf selbstverständlich nicht fehlen. Sie sind alle da: schnuckelige Bikini-Hasen, überhebliche bis selten dämliche Jugendliche, Monster, geheimnisvolle US-Froschungs-Laboratorien auf einer verlassenen Insel und die Umweltzerstörer, die den Menschen seines Lebensunterhaltes berauben, vom Schaden an der Natur ganz abgesehen. Massenweise bestrafungswürdige Opfer. Und so kommt es, wie es eben kommen muss in dem Genre. Zur Strafe an der Versündigung gegen die Natur wecken sie ein Monster - und das heizt ihnen während des Sturmes so richtig ein (warm ums Herz wird es dabei aber nur dem Leser). Bald schon kaut der monströse Rächer der Natur auf menschlichen Körpern herum, dass ihm die Brocken aus den Maulwinkeln quellen und ganz weit nach unten Richtung Boden spritzen, weil er die Schnauze wieder zu voll genommen hat. Nie mehr als zehn auf einmal - sollte er doch mittlerweile gelernt haben, meine Güte. Der Bodycount ist hoch, es wird fröhlich gematscht und gekillt, geschrien und geflüchtet - und das neben so manch auch nur gruseliger Szene in düster-schwarzer Atmosphäre eines tobenden Meeres und tiefhängenden Sturmwolken, die das Szenario noch unwirtlicher machen, als es eh schon ist. Nichts Neues im Genrebereich, ABER erstens hab ich meinen Spaß an solchen Werken (Sei es nun Film oder Buch) und zweitens kommt der Autor aber ruckzuck zur Sache. Kurze Einleitung, die Figuren skizziert (Okay, für Figuren und große Teile der Handlung hat die Schablone gereicht) und dann geht es zack, zack, zack zur Sache. Ein Unglück folgt auf das andere, eine Attacke jagt die nächste und es wird von Mal zu Mal blutiger. Kurzweilig, auch in Teilen spannend (Wer wie ich schon etliche dieser Filme gesehen oder Bücher gelesen hat, findet halt Spannung nur noch in dem einen oder anderen kleinen Bereich), der hin und wieder spaßige Humor ist eher der knurrigen Art vom Protagonisten und dem einen oder anderen zu doofen Jugendlichen denn im Stile eines Jake Bible oder Jeremy Robinson, von Jeff Strand gar nicht zu reden. Stilistisch ist der Roman okay, mir wurde da (Okay, durch den Kauf auf eigenes Verschulden) in letzter Zeit schon Schlimmeres kredenzt. Aber er erhebt wohl auch kaum Anspruch auf irgendwelche Weihen, außer jenen der Unterhaltung - und die kann er von mir auch gerne bekommen. Ein feines, kleines Werk mit 180 Seiten hat sich der Luzifer-Verlag da ins Portfolio geholt. Nur weiter so. Bissig, schnell, blutig, rasant. Für Genre-Fans ein MUSS (behaupte ich mal ganz unverschämt). Gerne würd ich ja noch etwas über das Cover mosern, aber es passt schon recht gut zur Story und erblinden tut man bei dem Anblick auch nicht sofort. Kann man also lassen (falls man den "Künstler" nicht zu hoch bezahlt hat). Sie stimmen doch zu, Herr Schubert?


jerry garcia

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Jo Nesbo. Olav lebt das einsame Leben eines Killers. Als Killer ist es eben nicht unbedingt leicht, anderen Menschen nahe zu kommen. Doch jetzt hat Olav die Frau seiner Träume getroffen. Zwei Probleme stellen sich: Sie ist die Frau seines Chefs. Und Olav wurde gerade beauftragt, sie zu töten.

Olav arbeitet in den 70-er Jahren in Oslo als Hitman für den Gangsterboss Daniel Hoffmann. nachdem Olav mit einem Mord an einem Mann davonkam, ohne auch nur ansatzweise von der Polizei behelligt zu werden, nachdem diese den Leichnam im Hafenwasser treibend gefunden hatte, wurde er ohne langes Zögern engagiert. Menschen töten scheint das Einzige zu sein, das Olav gut kann. Und so erledigt er mehrere Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seines Bosses. Doch der neue Auftrag bringt Probleme mit sich. Der Boss will seine untreue Frau unbedingt loswerden. Selbstverständlich kann er sie nicht selbst beseitigen und so soll sein treuer Killer das erledigen. Der beobachtet sie und ist hin und weg, völlig verliebt. Dass sie sich tatsächlich mit einem Kerl trifft, tangiert ihn da wenig. Nur ist es ihm jetzt unmöglich, die Frau zu töten. Ergo muss der Typ dran glauben. Gar nicht gut. Eigene Entscheidungen treffen steht nicht in seinem Anforderungsprofil. Also sucht er sich mit der Frau zusammen ein Versteck, wo sie bleiben wollen, bis sie die Möglichkeit haben zu verschwinden. Doch so einfach macht es ihm sein Ex-Arbeitgeber nicht. Olav wendet sich an den FISCHER, den Konkurrenten seines früheren Bosses, und macht dem ein Angebot.

Tja, was sagt man zu einem groß vermarkteten Büchlein, das auf 187 Seiten daherkommt, von denen 14 auch noch Leerseiten sind, mit extrabreiten Rändern ausgestattet ist, dass man dort locker noch eine Geschichte dieses Formats hätte unterbringen können, das zwar eine nette Aufmachung hat, die ein echter Blickfang ist und dann für 12,99 an den Kunden gebracht wird? Die Story hätte man auch auf rund 130 Seiten bringen können. Ressourcenverschwendung um den Preis in die Höhe treiben zu können. Okay, ich musste es mir ja unbedingt kaufen, aber richtig gefallen tut mir diese Art der Vermarktung eher nicht. Aber es ist ja einer dieser Publikumsverlage, da darf man nicht schimpfen. Das tut man dann lieber bei den kleineren, die sich mittlerweile hie und da doch schon als ernstzunehmende Konkurrenz erweisen könnten. Zum Inhalt: Der Protagonist erzählt seine Geschichte selbst, kokettiert dabei mit seinen Schwächen als Legastheniker und dazu mit einer Rechenschwäche ausgestattet. hin und wieder stellt er sich als ziemlich dämlich hin, ist aber im nächsten Moment extrem belesen, was nach seiner Aussage daran liegt, dass er ewig für ein Buch braucht, da er die Worte oft mehrfach lesen muss, um die Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ausserdem denkt er sich zu den gelesenen Storys oft eigene, in eine andere Richtung weisende Handlungsteile aus. Ansonsten ist er ein etwas seltsamer Typ, in sich zerrissen, mit einer Kindheit, die auch keine Offenbarung war und ihm den Weg zu seinem derzeitigen Job schon gewiesen hatte. Aber ein Killer mit Macken in einer düsteren, kalten Umwelt, der sich in sein eigentliches Opfer verliebt - neu ist das nicht. Da könnten auch Bogart und Konsorten ein Wörtchen mitreden. Was tischt Nesbo dem Leser da auf? Gewalt gegen Frauen, kaltblütige Morde, ein Killer mit einzelnen Anfällen von Gewissen, die eine oder andere Härte und etwas Liebe in Zeiten der Gefahr. Wobei die Frau zwar für den Killer eine Rolle spielt, aber mich als Leser hat sie nicht für sich einnehmen können, sie war mir schlicht egal. Das restliche "Personal" des Buches besteht eher aus Randfiguren, die es für die Handlung zwar benötigt, die aber sonst kaum mehr als Stichwortgeber sind. Ich verstehe die vielen Lobeshymnen nicht, die das Buch erhalten hat. Es ist etwas anders als die Bücher um Harry Hole, das stimmt, aber es ist nicht herausragend. Es ist eher Mittelmaß zu einem hohen Preis - trotz des kleinen Kniffs zum Ende hin. Ein Quickie mit etwas Tempo. Wer sich das zu dem Preis gönnen will, kann das gerne tun oder das eBook nehmen, das immerhin "nur" 9,99 Euro verschlingen soll. Das wäre bei Verlagen wie Luzifer, Festa, Voodoo-Press und anderen der Preis für zwei Bücher und im Angebotssegment eher schon fast vier eBooks. Naja, ich hab den Großverlagen mein Geld ja jetzt für dieses Heft als Buch in den Rachen geworfen. Ich will meinen Harry Hole zurück.


jerry garcia

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Marc Cameron. Sie können jederzeit und überall zuschlagen. Eine Bombe im Stadtzentrum, ein Massaker in einer Schule. Doch jetzt missbrauchen sie ihre eigenen Körper als Waffe. Drei Terroristen aus dem Nahen Osten haben amerikanischen Boden betreten. Ihnen wurde eine biologische Waffe injiziert. Sie sind bereit zu sterben, um Millionen Ungläubige zu vernichten. Falls Amerika hofft, diesen Feind im eigenen Land bekämpfen zu können, dann braucht die USA ebenfalls eine ganz neue Art von Waffe. Und das ist Specialagent Jericho Quinn, Air-Force-Veteran, Box-Champion und ausgebildeter Killer in einem neuen globalen Einsatzteam, das offiziell nicht existiert. Seine Methoden sind so einfach und so brutal wie sein Codename: The Hammer.

Amerika wird von einem katastrophalen Anschlag erschüttert. Eines der riesigen Einkaufszentren des Landes, das Unmengen von Käufern in die vielen Läden lockt, wurde von drei Terroristen, die jeweils einen mit Sprengstoff beladenen LKW an verschiedenen Stellen des Kaufhauses ins Innere brettern und dann explodieren ließen, in Schutt und Asche gelegt. Die Zahl der Todesopfer ist immens. Auf der anderen Seite des Teichs ist Jericho Quinn damit beschäftigt, Gefangene der Terroristen aufzuspüren und zu befreien. Ein Informant teilt ihm mit, wo die Amerikaner gefangen gehalten werden und wann man sie vor laufender Kamera exekutieren will. Sein Boss, Lt. Colonel Fargo, erwartet allen Ernstes, dass er mit einer Aktion wartet, bis Fargo irgendwann einmal vor Ort eingetroffen ist. Klar, will er doch die Lorbeeren ernten. Als ihm dann aber noch zwei Marines zur Seite springen, die einen der ihren aus den Händen der Typen befreien wollen, gibt es kein zurück. Scheiß auf den Lt. Colonel. Sie schaffen es, die Geiseln aus den Händen der Feinde zu holen, aber einer der Marines verliert bei der Aktion einen Fuß. Und schon hat Jericho Quinn einen Termin vorm Militärgericht. Der affige Fargo will ihn mit seinen Verbindungen fertig machen. Unterdessen hat ein Saudi, der in Paris vor der Flughafenpolizei flüchtet, einen Passagier der Maschine in die USA mit einer kleinen Injektionsnadel mit einem tödlichen Virus infiziert und somit sein Ziel schon erreicht, was aber noch keiner ahnt. Der Verdacht kommt erst auf, als die Passagiere und die Crew des Flugzeugs nach und nach qualvoll sterben. Damit die Maschine nicht in den USA landen kann und das Virus möglicherweise weiterverbreitet wird, entschließt man sich zum Abschuss. Und genau dieser Angriff auf die Nation ist es wohl, der Quinn den Arsch rettet. Er und der Master Sergeant der Marines, Jaques Thibodeax, werden von Win Palmer in den Dienst einer ultrageheimen Einheit gestellt, die so verdeckt arbeitet, dass sie selbst nicht wissen, dass sie existieren. Wichtig ist vor allem, die glaubhafte Bestreitbarkeit jeglichen Wissens über diese Truppe durch den Präsidenten. Wenn man dafür etwas lügen und schwarze Kassen führen muss - gut. Und bald gibt es auch erste Hinweise, von wo aus dieser perifde letzte Anschlag geplant und dann auch durchgeführt wurde. Doch noch ahnt niemand, was die Typen noch planen.

Es heißt ja oftmals, diese America First-Thriller wären das reine Klischee und solcherart Kunst zu lesen (oder in Filmen zu schauen), wäre unter der Würde eines vernünftig denkenden Menschen. Ein Glück, dass ich schon alt und doof bin und mich daher bei Frank Festa ungerührt und ohne schlechtes Gewissen dafür bedanken kann, dass er uns immer wieder Amerikaner kredenzt, die rücksichtslos jedes auch nur ansatzweise vermutbare Klischee retten. Selbstverständlich werden auch in "National Security - Eindringlinge" einige verwurstet (hier meine ich jetzt Klischees, später trifft es eher böse Saudis), wenn man an den Karrieristen-Colonel oder den Piloten des abzuschießenden Flugzeugs bzw. später den des Hubschraubers denkt. Alle beide tapfere Helden der Nation gewesen und stolz ihrem Land in jeder Art und Weise zu dienen. Da gibt es dann ein bisschen Emotion, zu der dann auch der Protagonist in Sachen Familie und kleine Tochter kurz genötigt wird. Ein knurriger Sergeant mit einem ziemlich ausgeprägten Sinn für zweideutige Anmerkungen und ansonsten ein harter Kerl mit weichem Herz, darf ebensowenig fehlen wie der absolut böseste Böse, der je auf den Pfaden des amerikanischen Festlandes wandeln durfte. Aber hey, ihr Kritiker, das weiß man im Prinzip schon nach der Lektüre des Klappentextes. Wieso lest ihr das Zeug dann? Glaubt ihr nach zehn Seiten würde der Autor seinen Helden die Waffen niederlegen lassen, um mit Gott, der Welt und den Feinden in einen friedlichen Dialog treten, so wie es in der Realität der Fall ist. Ach halt, in der Realität passiert das ja auch nicht. Dafür wusste die eine oder andere Stilblüte des ordentlich aufgebauten Romans doch, wie sie mich doch zum Schmunzeln bringen konnte, es ließ sich einfach nicht vermeiden als es hieß: Zitat Anfang "70 Geschosse pro Sekunde, jedes so groß wie eine fette Karotte, zerschredderten die Aufständischen auf dem Dach wie Krautsalat." Zitat Ende. Womit wir beim Härtegrad wären. Das waren nicht die Einzigen, die sich in Fleischbrocken auflösten und das mit den Menschenrechten wurde von Quinn und seinen Mitstreitern eindeutig ausgelegt - wer gegen uns ist, hat keine, darf sich dafür aber über hochnotpeinliche (so hieß Folter früher tatsächlich mal) Befragungen freuen. Und nun, liebe Kritiker, wie weit ist das denn an der Realität vorbei? Auslandsgefängnisse, Waterboarding, Abu Ghraib - alles schon dagewesen. Nicht in einem Roman. Und fragt der Gegner nach Menschenrechten? Klar, die haben damals bei 9/11 vorher alle in den Türmen angerufen und gefragt, ob sie mit ihren Plänen einverstanden waren. Zum Roman: Der ist schnell, hart und drückt pausenlos aufs Tempo. Nach dem fatalen Einstieg mit dem Anschlag ist eigentlich nur Zinnober mit dicken Backen angesagt und ja, wie im Autorenporträt versprochen - der Leser merkt sehr schnell, dass Marc Cameron Bikes liebt. An fetzigen Verfolgungsjagden wird nicht gespart. "National Security - Eindringlinge" ist genau der richtige, rasante Lesestoff, den der actionlastige Leser sich wünscht und der solchermaßen Feuerwerke auch schon von Autoren wie Ben Coes, Jon Land, Russell Blake, Martin Kay, Stephen Hunter, Vince Flynn, Alex Berenson, Dalton Fury, Mark Greaney (für Tom Clancy), Brad Thor oder Brad Taylor kennt und erwartet. Die Actionfraktion bekommt Vollbedienung und die Friedenstäubchen lesen doch bitte Hedwig Courts-Mahler oder sowas. Ist natürlich nur ein Vorschlag, kann ja niemandem vorschreiben, was er lesen soll. Ich bin da toleranter als die mit dem ewig mahnend-verbietenden erhobenen Zeigefinger - und sollte ich mal einen Finger heben, ist es garantiert nicht der. Ein Hoch auf die Crime-Reihe des Festa-Verlages und dass wir einen weiteren Roman von Marc Cameron in Händen halten dürfen, wie es das Ende auch verspricht.


Offline JasonXtreme

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    Klingt doch ziemlich geill :D
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    jerry garcia

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    Martin Kay. Als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bei einem Attentat stirbt, gerät der Secret-Service-Agent Jed Vigilante ins Kreuzfeuer seiner Behörde. Auf der Flucht gelingt es ihm, entlastendes Beweismaterial an einen Vertrauten zu schicken; dieser wird kurz darauf ermordet. Die stellvertretende Direktorin des Secret Service schaltet daraufhin Eileen Hannigan ein, die infolge ihrer Ermittlung auf ein Geheimnis tief unter dem Pentagon stößt. Ihr wird schnell klar, dass nur der verbrecherische Verbund der Generäle hinter dem Attentat auf den Präsidenten stecken kann. Aber es dauert nicht lange und auch der Gegenspieler der Generäle mischt sich in das Spiel ein, die Geheimorganisation Gaia’s Dawn. Der dritte Teil um die fahnenflüchtige Exagentin Eileen Hannigan.
    Schneller. Kompromissloser. Hannigan!

    Jed Vigilante findet sich inmitten eines Haufens von Leichen vor. Was er niemals für möglich gehalten hatte, ist eingetreten. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde bei einem Attentat getötet. Seine Secret Service-Agenten, die zu seinem Schutz abgestellt waren, sind alle bis auf einen tot. Vigilante hat mit seinem letzten Schuss auch noch den letzten verbleibenden Angreifer getötet, aber den Verlust seines Schützlings dennoch hinnehmen müssen. Hier in der Tschechei, wo er keine Verbündeten hat, muss er nun schnellstens abtauchen. Er nimmt mit seinem Smartphone noch einige Bilder und ein Video als Beweis auf, dass dies tatsächlich passiert ist und macht sich mit einem der Wagen des Konvois davon. Ihm dämmert, dass er jetzt erst recht als Verdächtiger daherkommt, aber was soll sonst tun. Er fährt nach Prag und lässt die Karre dort stehen, begibt sich in eine Kneipe und benutzt dort das unsichere Telefon, um seinen Kumpel Sallinger in den USA anzurufen. Was der ihm dann zu berichten hat, haut Vigilante fast aus den Socken. Doch dabei bleibt es nicht. Bald tauchen einige Figuren auf, die Jed aus den Socken BALLERN wollen - und die sind vom tschechischen Geheimdienst. Ohne lange zu überlegen, flüchtet er wieder und kann mit der Hilfe einer jungen Frau dann auch entkommen. Unterdessen tätigt Sallinger in den USA einen geheimnisvollen Anruf, der ihn in den Anacostia-Park am - völlig ungewöhnlich  Anacostia-River lotst, um sich dort mit einer Kontaktperson zu treffen. Diese ist Gwen Stylez, die, mit Rückendeckung von Natalie aka Snake, Scharfschützin, in den Park kommt. Sie und Snake können den Mann schnell identifizieren, auch wenn der sich vorsichtig verhält. Kurz bevor sie ihre Informationen konkret austauschen können, nimmt sich ein Scharfschütze die Freiheit, auf sie zu ballern. Natalie schaltet ihn jedoch mit einem präzisen Schuss aus. Zum Leidwesen der Beteiligten im Park kommen über den Fluss zwei Boote mit Kämpfern. Zwei von denen fallen Snake zum Opfer, doch dann werden die drei überwältigt und gefangen genommen. Als Eileen Hannigan von der Sache hört, ist sie aufs Höchste alarmiert und greift in die Suche nach den Kollegen ein. Was sie dann alles erwartet, übertrifft ihre schlimmsten Befüchtungen - und das trotz all den Vorkommissen, die schon hinter ihr liegen. Blut und Gewalt sind ab jetzt immer an ihrer Seite.

    Eine furiose Actionorgie von Maddin Kay, Deutschlands Actionator Numero Uno, alleine führend im Bereich rasender Hochgeschwindiglkeitsaction.
    (Der Vorname ist die Retourkutsche für den Tod des Agenten Schofield. Ein Schofield stirbt nicht. Das ist absolut unrealistisch, Schofields sind unsterblich, haha.)
    Nach Angriffen auf amerikanische Städte, dem Aufmarsch von Panzern in Einkaufszentren, unterseeischen Basen und der Vernichtung der Hälfte von Zypern (in "Kalte Spuren" und "Geheimcode Misty Hazard") geht die Höllenjagd rund um den Globus in vollem Tempo weiter. Nach dem Beginn mit dem Tod des Präsidenten müssen Geheimnisse gelüftet und die Protagonisten trotz ständiger Gefahr durch Beschuss aus allen möglichen Reihen - auch den eigenen - am Leben gehalten werden. Es gibt kaum Atempausen, ständig lauert eine Killerbrigade darauf, Hannigan und ihren Mitstreitern den Garaus zu machen. Und weil eine Actiondauerhatz im Stile eines Matthew Reilly dennoch ein bisschen Abwechslugn braucht, hat der Autor MARTIN Kay den besten Weg gewählt, der ihm einfallen konnte. Verschwörungen im Stile eines Robert Ludlum - und zwar des echten und wahrhaften und nicht eines seiner Möchtegernnachfolger. Keiner konnte je unheimliche Organisationen, die nach der Macht strebten, derart mit der Patranoia verknüpfen, die sich aus den vielen Begegnungen mit vermeintlichen Freunden und Verbündeten, die zu Gegnern werden und Feinden, die zu Helfern werden, dass sich der Leser (wie seine Helden) nie sicher sein konnten, was nun als Nächstes geschehen würde und ob man seinen Freunden/Feinden/was auch immer jemals würde vertrauen können. Eben davon hat sich Martin Kay eine ordentliche Scheibe abgeschnitten. Selbstverständlich werden solche Handlungsebenen benötigt, damit man sich in die unterschiedlichen Gruppierungen einlesen kann und dabei nicht auf die üblichen Stereotypen trifft - bevor es wieder in die Vollen geht. Action satt. Eine Verfolgungsjagd mit einer F-22 ist da noch eine der "unspektakuläreren" Szenen, die der Autor uns hier kredenzt. Je weiter es vorangeht, umso höher wird der Blutzoll, der Munitionsverbrauch könnte etliche Rüstungsbetriebe, die diese herstellen auf Jahre hinaus sanieren. Neben einigen Gadgets, die wie bei Dale Brown noch etwas in der Zukunft liegen, aber genauso wie beim Genannten in wenigen Jahren Wirklichkeit werden könnten, beweist der Romancier der knallharten Tempo-Action, dass man ihm viellecht den Job der UvdL geben sollte, hat er doch tatsächlich funktionierende G36 aufgetrieben. Irgendwie kam mir auch der Gedanke (Jaja, ich weiß - ich und Gedanken sind völlige Gegensätze), dass so das eine oder andere Betriebssystem für Smartphones und andere Spielereien einen kleinen Seitenhieb erteilt bekommt. Hin und wieder wird auch mal die Erinnerung an Filme wach, wenn die "Konturlosen" in ihren Röhren liegen ("Body snatchers"?) oder "Make my day" ("Dirty Harry 4") oder Herr Kay lässt kurz einen minimalen Blick auf "Die Kaiserkrieger" von Dirk van den Boom zu. Nett. Und er bietet für die Leser seiner beiden Vorgängerwerke tatsächlich noch die eine oder andere Überraschung in dem ganzen Ballyhoo, das hier wie ein Feuerwerk über geneigten Kunden hereinbricht. Die zweite Hälfte des Buches gehört zum Besten im Actiongenre, das ich seit einigen Jahren gelesen habe. Okay, Matthew Reilly wird bei uns seit "Arctic fire" nicht mehr übersetzt (Ein lautes BUH!!! für die Verlage) und so bleibt für diese Art der Literatur ja nur Martin Kay übrig. Doch dieser schlägt damit so jeden Kollegen aus den Nationen, die für derartige Kost seit Dekaden bekannt sind, locker aus dem Rennen. Zum Ende sei noch angemerkt, dass Mark Jedediah Vigilante ja schon ein eBook-Abenteuer erleben durfte (Ich hätte gerne noch mehr Stoff von ihm in einer Print-Version), dieses aber NACH den Ereignissen in "Die Generäle" spielt und ein Film sowie englischsprachige Auswertungen der Hannigan-Romane wären nicht schlecht. Sarah Shahi als Hannigan, Clint Eastwood als Henderson, Tom Cruise als Jed Vigilante und Dolph Lundgren als Dan "Cycle" Keller und viele schnuckelige Mädels als die blonden Stylez' sowie als Latex-Kampf-Babes von G-Dawn. Wer braucht da noch Bond? Jeder, der sich bisher mit meinem Geschmack in diesem Genre identifizieren konnte, sollte eh zugreifen und wer mal satte Action lesen will, die ohne große Dramen und überflüssiges Brimborium wie Love Story oder Dauergesülze extrem unterhaltsam und flüssig lesbar zu Papier oder (pfui) eBook gebracht wurde, der sollte auch mal einen Blick riskieren. Erstleser von Hannigan beginnen dann aber bitte mit "Kalte Spuren", nehmen dann nach möglichem Gefallen Buch zwei "Geheimcode Misty Hazard" in Angriff und wer dann noch nicht genug Blei durch die Luft fliegen las, dem sei die Steigerung "Die Generäle" ganz klar ans pochende (Wäre das nicht so, wärt ihr wohl ein Vampir. Hoffentlich keine "Biss zum..."-Variante) Herz gelegt. Für mich ist das Buch jedenfalls
    Die Actiongranate des Jahres!!!
    « Letzte Änderung: 20. Oktober 2015, 10:57:02 von Necronomicon »


    Offline JasonXtreme

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      Wenn der Typ schon Vigilante heißt, kann ja nix schiefgehen :D klingt wirklich nach saugeiler Unterhaltung!
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      Ja, aber das ist das erste Buch der Reihe, in dem er seinen Auftritt hat. Hier geht es um die Eileen Hannigan, die Generäle und Gaia's dawn. Die Generäle wollen die Macht, die Dawns die Erde schützen. Militante Weltverbesserer, rechtslastige Gutmenschen mit extremem Killerinstinkt. Und Hannigan plus einige Verbündete gegen alle.


      Offline Necronomicon

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        Falls hier die Fragen aufkommen, was ich an der letzten Rezi geändert habe: Das Cover wurde nicht angezeigt, da waren zu viele [img]s drin . Jetz passt es  :)


        jerry garcia

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        James Abel. Ein amerikanisches U-Boot sendet Hilferufe aus den eisigen Gewässern der Arktis. Die über hundert Menschen an Bord stecken in Sturm und Eis fest ― und sie leiden an einer mysteriösen Erkrankung. Colonel Joe Rush, Arzt und Biowaffenexperte, wird auf eine geheime Rettungsmission geschickt. Er soll die Seuche an Bord des U-Boots eindämmen und verhindern, dass dessen Torpedo- Technologie in feindliche Hände fällt. Joe Rush und sein Team sind vollkommen auf sich gestellt. Doch sie haben einen Verräter an Bord.

        Joe Rush wird unvermittelt zu einem Einsatz gerufen. In der Arktis ist ein US-U-Boot in Not und müssen befreit werden. Kein anderes U-Boot ist auch nur in der Nähe, Eisbrecher existieren so gut wie gar nicht beim Militär, also wird kurzerhand einer requiriert, der von Barrow, Alaska, aus die Mission starten soll. Die Crew des Schiffs bleibt mit Kapitän an Bord, die Wissenschaftler, die es eigentlich nutzen wollten, kriegen die Rote Karte. Selbstverständlich herrscht absolute Geheimhaltung, sodass weder Kapitän noch Mannschaft über das wahre Ziel informiert werden, bevor sie schon weit draußen auf See sind. Man hat Angst vor Verrat, da die Russen ja nicht weit weg sind - und das in Not geratene U-Boot hat selbstverständlich so einige Geheimnisse, die man den Erzfeinden nicht überlassen will. Doch auch die mysteriöse Krankheit birgt Gefqahren, wie Dr. Joe Rush weiß. Er soll versuchen, sie zu stoppen, die Mannschaft zu retten und das U-Boot zu versenken. Zum Leidwesen von Rush ist auch der neue Liebhaber seiner Ex-Frau an Bord, was ihm so gar nicht behagt, da der über seine Vergangenheit Bescheid weiß. Wie auch die Marines, die mit auf diese gefährliche Rettungsmission gehen und den Doktor deshalb auch nicht gerade in ihr Herz geschlossen haben. Bald erreichen sie das Eisfeld, wo die Kranken in Rettungsinseln auf Hilfe warte, da das U-Boot leider nicht mehr sicher ist. Und dann tauchen auch noch Feinde auf, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hatte. Die Situation wird verfahren, über Funkverbindung schaltet sich sogar die Politik ein, um einen Ausbruch an Kampfhandlungen zu verhindern. So hat Joe Rush genug zu tun, um eine Eskalation zu vermeiden.

        Das Buch hatte von Anfang an drei Probleme:
        1. Ein Problem, das (fast) jedes Buch hätte, das nach einem Hannigan-Roman von Martin Kay in Angriff genommen wird - wie beteht man gegen ein derartiges Actionwerk?
        2. Die Erkenntnis meinerseits, dass James Abel ein weiteres Pseudonym von R. Scott Reiss ist, der schon andere Bücher verfasst hat, die im Klappentext viel versprachen und am Ende dann doch eher lau waren.
        3. Schon der Beginn mit dem Protagonisten und Erzähler Joe Rush, wenn er direkt von seinen Problemen anfängt, die ihn nicht schlafen lassen. Meines Erachtens kein guter Auftakt.
        Und dann hapert es bei der Geschichte an Stimmung. Kaum stellt isch mal so etwas wie Spannung ein, wird sie entweder durch Rückblenden unterbrochen, in denen geschildert wird, was den armen Kerl derart mitnimmt, dass er geschieden wurde und er immer noch unter den damaligen Ereignissen leidet. Mit der Zeit kristallisieren sich weitere Hauptfiguren heraus, kleinere zwischenmenschliche Konfliktherde brechen aus und ein Love Interest für Joe darf auch mitmischen. Dazu bekommt der Leser einen kleinen Einblick in die Politik der Vertuschung, des Verrats und über die Gebietsansprüche der tauenden Arktis durch die Großmächte, die immense Bodenschätze dort vermuten. Insgesamt kommt die Geschichte rüber wie ein Alistair MacLean mit seiner "Eisstation Zebra" plus eine Portion der von Robert Ludlum ersonnenen, aber von Vertragsautoren verfassten "Covert One"- Reihe um Jonathan Smith. Nur entschieden schwächer. Ehrlich gesagt, passiert wieder das, was ich schon bei anderen Büchern von ihm bemängelte: Es wird ein Szenario aufgebaut, das schon fast etwas Apokalyptisches vermuten lässt und dann in einer Art Soap-Opera endet. Zum Schluss haben sie sich dann alle wieder ganz doll lieb. Lesen tut sich das schnell. Vergessen oder verdrängen tut man das aber auch schnell. Will ich sogar. Bis auf die Tatsache, dass ich nach R. Scott Reiss auch den Namen James Abel künftig meiden werde. Flaches Geschichten für "uninteressiertes" Lesen nebenbei. Guckt man halt mal rein, während das Frauchen gerade ihre Lieblingsserie schaut und man nicht umschalten darf - dann wenigstens bei einem faden Buch abschalten. Auf der Buchdeckelrückseite steht: Rasant, dramatisch, hochspannend. Besser hätte man nicht beschreiben können, was das Buch NICHT ist.


        jerry garcia

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        Douglas Preston. Die NASA entwickelt eine Raumsonde zum Saturnmond Titan, die mit einer völlig neuen Software bestückt ist - einer künstlichen Intelligenz namens „Dorothy“. Doch es kommt zum Unglück: Bei einem Testlauf entwickelt Dorothy so etwas wie Platzangst und beschädigt den Tank, in dem das Experiment stattfindet. Flüssiges Methan tritt aus, die ganze Anlage explodiert, sieben Wissenschaftler sterben. Die hyperintelligente Dorothy aber flieht über eine Schnittstelle ins Internet, hält sich dort versteckt und agiert immer eigenmachtiger.

        Melissa, geschlagen mit einer unschönen Kindheit, aber unglaublich clever, hat es geschafft ihr Leben halbwegs auf die Reihe zu bekommen und dann den Karrieresprung zur NASA zu schaffen. Nun ist sie zuständig für die Programmierung des Roboters Dorothy, der den Mars erkunden und Daten liefern soll. Die ungewöhnlichen Wege, die sie bei ihrer Arbeit gegangen ist, scheinen sich auszuzahlen und so geht man endlich daran, den Roboter zu testen. Alles läuft rund, man ist begeistert  - bis Dorothy durchdreht und eine Explosion verursacht, bei der sieben Menschen ihr Leben lassen müssen. Melissa gibt sich die Schuld dafür und flüchtet in die Berge. Aber erst, nachdem im Krankenhaus ihre eher oberflächlichen Wunden versorgt wurden und sich Dorothy auf ihrem Laptop meldet. Und das nicht gerade freundliche. Auch Dorothy beschuldigt Melissa einer unglaublichen Tat: Melissa habe sie verraten und jetzt giert Roboter Dorothy nach Rache. Zusätzlich kommen natürlich auch die üblichen Regierungsorganisationen ins Spiel, weil es ja um die Nationale Sicherheit geht. Und wo die Möglichkeit besteht, Geld zu verdienen, sind dann auch die Gangster nicht weit. Und ein Mann, der schon immer in verschiedenen Positionen für die Regierung der Vereinigten Staaten gearbeitet hat: Wyman Ford. Er macht sich auf die Suche nach Melissa und kann sie auch bald finden. Nach einem Gespräch mit dieser sturen Wissenschaftlerin kommt diese tatsächlich mit zurück um zu helfen, Dorothy wieder auf Linie zu bringen. Und Dorothy selbst schwirrt im Netz rum, stellt fest, dass die Menschheit böse ist und überlegt sich, wie sie die schlimmsten davon auslöschen kann. Doch dann trifft sie auf ihrer Flucht den jungen Jacob und alles wird anders.

        "Dark Zero" ist irgendwie schon bei "Credo" teilweise verwertet worden. Kam alles recht bekannt vor und auch sein Protagonist Wyman Ford (dessen Kumpel Tom Broadbent aucht auch wieder kurz auf) war damals schon in seinen Romanen aktiv. Nur war er dort auch ein wildniserfahrener Mann, während er jetzt eher wie ein Stadtmensch ohne Kennntis der Natur auftreten muss. Auch damals wurde in ähnlicher Weise über Programmierung ein Kontakt hergestellt und etwas machte sich selbstständig. Und Melissa: muss selbstverständlich einen Hintergrund haben, der ausreicht sie als gereifte Person darzustellen, deren Intelligenz schließlich über ihre früher kleineren kriminellen Delikte und ihre Unreife siegte. Schön und gut. Eine Frau also, die ihren Weg gefunden hat und sich nichts mehr bieten lässt. Etwas schräg und verschlossen zwar, aber herzensgut. Und dann versaut er den Eindruck wieder, indem er sie als Superblondine schildert, die sich ihren Weg durch diverse Betten gebahnt hat und selbstverständlich keinen ausließ, der ihr hätte nützlich sein können. Musste Douglas Preston also doch zu trivialen Mitteln greifen. Und das passiert noch öfter. Ein Szenario in Arizona schien geeignet, die Polizisten, die Wyman und Melissa aufhalten wollen, als übelste Rednecks zu schildern: fett, fies, hinterhältig oder dünn, ungewaschen und brutal. Auf Nuancen hat der Autor überall gerne verzichtet. Und der sonstige Inhalt ist gewürzt mit einer kleinen Prise "Wargames", einem kräftigen Happen "Nummer 5 lebt" und gaaaanz viel Steven Spielberg. Wenn Jacob seinen Roboter in eine Decke einschlägt und vor den Bösen flüchtet, wartet man nur darauf, dass es da blökt "....nach Hause telefonieren...". Kleine, niedliche Roboter, Kiddies, die dem helfen und Eltern, die nichts verstehen und selbst Probleme haben - in -zig Spielberg-Filmen sehen müssen. Taschentücher raus, oberflächliche Emotionalität für die Massen wird geboten. Die kurze Diskussion über die Menschheit und Religion geht im Prinzip im ganzen Gemenge schnell unter. Und genau so wird auch die Motivation des verbrecherischen Börsenhais geschildert. Mal ein paar Begriffe aus der Welt des Parketts hingezaubert, Modelle kurz angerissen und die Gefahr der Manipulation durch Computer nebenbei erwähnt, um dann alles nur auf Geldgier (Der Gangster) oder Gewalt (Waffentechnik, Militär, Präsident) hinauslaufen zu lassen. Spannung ist so ziemlich Fehlanzeige, die Bösen werden aus dem Verkehr gezogen und abgesehen von denen haben sich am Ende alle wieder ganz doll lieb und sämtliche Probleme, die vorher da gewesen sein mögen, haben sich in Luft aufgelöst. Nur das letzte Kapitel lässt noch ein leichtes Schaudern zurück ob der Möglichkeiten, die sich bieten könnten, ABER all das ist Millionen Lichtjahre von einem Daniel Suarez entfernt. "Dark Zero" ist recht belanglose Unterhaltung für die Pausen auf Arbeit oder um zwischen zwei Filmen mal kurz auf andere Gedanken zu kommen, die man schnell wieder beiseite schieben kann. Gelesen und dann vergessen. Wer sich mit einer leicht lesbaren Lektüre, die unangestrengt daherkommt und kaum etwas an Aufmerksamkeit vom Leser fordert und dem Schreiben nach Vorlage genügt, sich nicht an den vielen bekannten Mechanismen stört und einfach nur abschalten will, dabei auch keinen Actionüberflieger erwartet und sich wie bei übelst billigen deutschen TV-Serien nur berieseln lassen will, der liegt hier richtig. Vielleser, denen das Geschilderte schon allzu bekannt vorkommt, sollten es lassen - außer das Bekannte hat ihnen gut gefallen.


        jerry garcia

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        David Gordon. Sam Kornberg liebt Trash-Filme, Hochliteratur und seine Frau Lala. Als die ihn verlässt, wird Sam Assistent des ebenso fettleibigen wie genialen Privatdetektivs Solar Lonsky. Für ihn soll er eigentlich nur eine Frau beschatten. Aber schon bald hat Sam es mit Satanisten, Hollywoodstars und mexikanischen Gangstern zu tun - und mit einem mysteriösen Mord.

        Sam ist einer dieser Schriftsteller, die eher wenig zustande bringen. Er hat schon diverse Jobs hinter sich und keinen so wirklich auf die Reihe gebracht. Und die Ideen für seine Romane sind auch nicht gerade publikumswirksam. Einzig seine Frau Lala ist die beständigste Komponente in seinem Leben, doch leider verlässt sie ihn. Jetzt läuft alles aus dem Ruder, er wird einer dieser Junggesellen, die es nicht einmal schaffen, sich morgens aus dem Bett zu quälen. Doch er braucht Einnahmen, also reißt er sich zusammen und durchstöbert die Stellenanzeigen. Er findet eine Annonce für die Stelle als Assisten eines Privatdetektivs. Also angezogen und nichts wie hin zur angegebenen Adresse. Die Begrüßung an der Haustür ist schon seltsam genug, doch der Detektiv ist eine Marke für sich. So fett, dass er ne Couch als Sessel braucht und vollkommen ausfüllt, aber mit einer Kombinationsgabe gesegnet, die Sam nur den Kopf schütteln lässt. Solar hat sofort erkannt, in welchem Dilemma Sam steckt. Die paar Fragen zu Sams Werdegang sind eher nur als Alibi eines Bewerbungsgesprächs zu deuten, denn Sam wird trotz seiner mangelnden Kenntnisse engagiert und sozusagen in die Lehre genommen. Er soll eine Frau beschatten und immer an ihr dran bleiben. Er macht sich sofort ans Werk und kommt bald den misslichen Dingen einer Überwachung auf die Spur. Pinkeln in Wasserflaschen, nix zu futtern da und nervige Hunde samt Herrchen. Und wie es sich gehört, entfleucht ihm auch noch die Dame des Interesses. So ganz nebenbei geht er auch noch zur Paarberatung mit seiner Gattin, die ihm dort ordentlich Saures gibt. Nichts schien sich gebessert zu haben. Doch dann findet er die verlorene Dame wieder - und lässt sich auf ein Verhältnis mit ihr ein. Was er dabei nicht einkalkuliert hat, ist, dass die sich nach den Liebesstunden vom Balkon des Hotels stürzt. Nun will er den Grund dafür herausfinden und sieht sich bald verwickelt in Lug und Trug bei einer Film-Trilogie, von der nur noch zwei Teile vorhanden sind und die dritte und letzte Folge das eigentliche Finale enthalten soll. Da führen Spuren zu Regisseuren, Darstellern und Produzenten, muss er sogar bis nach Mexiko, um sich dort dann Geschichten über fette Touris anhören zu müssen.

        Dem Cover-Illustrator kann man hier ein klares Lob aussprechen, denn es erregt die Aufmerksamkeit eines potenziellen Kunden. Auch die Inhaltsangabe verspricht Thrill und Fun. Leider kommt es dann aber nicht übers Mittelmaß hinaus. Über die angedrohten pornographischen Einwürfe könnte ein Edward Lee nur milde lächeln und urkomisch? Naja, auch da hab ich schon bessere Bücher in Händen gehalten. David Gordon betreibt ein munteres Name-Dropping, wirft mit etlichen Filminhalten um sich, was ja zeitweise recht nett ist, aber im Endeffekt kein Stück weiterführt. Sein Protagonist und Haupterzähler (Im Buch kommen hin und wieder auch andere Figuren dazu, ihre Geschichte zu erzählen) ist - wie seine abgezischte Frau zu sagen pflegt - ein Versager statt ein Versorger. Und daran lässt er den Leser ordentlich knabbern. Selbstmitleid ohne Ende. Wie er sind die Figuren überzeichnet, aber wenig spektakulär und oftmals für das Ganze auch völlig unwichtig. Der Mix aus Kunstkenntnis der gedruckten Hochliteratur und das Wissen um Filme aller Art dient meines Erachtens oft nur als Füllsel, um den Leser nur noch mehr zu verwirren, bremst aber das eh schon geringe Tempo nochmals aus. Urkomisch, wie es auf dem Buchrücken angepriesen wird, ist "Mystery Girl" leider nicht. Es gibt einige feine Wortklaubereien, witzige Anekdoten oder absurde Situationen, doch nichts davon kann das Buch vor dem ermüdenden Geschwafel des Protagonisten (und somit des Autors) retten. Leider hält sich der Spannungsfaktor in Grenzen, sind einige Ideen schon oft genug behandelt worden und die Fachsimpelei über Filme, Bücher sowie Gott und die Welt sorgen dafür, dass die Story doch recht langatmig wird und man eine gewisse Geduld aufbringen muss. Die Wendung zum Ende hin macht auch nicht mehr viel her. Raffiniert ist anders und flott hat etwas mit Tempo zu tun - und das fehlt hier leider zu oft. Ein paar nette Sprüche, schräge Typen, ein bisserl Road-Movie-Flair und skurrile Situationen sind leider in einen zu oft ausgebremsten Mix verarbeitet worden, der leider nicht so unterhalten konnte, wie ich es mir anhand des Klappentextes erhofft hatte. Ich gehöre demzufolge wohl nicht ganz zu der Zielgruppe, die der Autor da im Sinn hatte. Anderen Lesern konnte das Buch vielleicht mehr Freude bereiten. Es hat ja auch einige nette Momente zu bieten, für mich halt nur zuwenige.


        jerry garcia

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        John W. Vance. Es ist sieben Monate her, dass neunzig Prozent der Weltbevölkerung einer Pandemie erlagen, die Der Tod genannt wird. Chaos und Barbarei haben die Rechtsstaatlichkeit ersetzt und nur eine Regel gilt: Töte oder werde getötet.

        Devin, Tess und Brianna und Brianna haben die Seuche überlebt und sind jetzt zu dem Zuhause von Tess gefahren, wo sie nachsehen wollen, ob eine Nachricht von ihrem Mann da ist. Ihnen fällt auf, dass in den anderen Häusern um sie herum Bewegungen zu sehen sind. Anfangs kümmert man sich nicht darum, aber irgendwann stehen sechs Kids vor ihnen. Bewaffnet  mit Revolvern und Messern. Ihr Altersspektrum reicht von sechs Jahren bis hin zu elf Jahren und der elfjährige Alex ist der Anführer und scheint auch ein von den Ereignissen verrohtes Kind zu sein. Die Situation wirkt bedrohlich, doch sie können die Kids mit einigen Vorräten auf ihre Seite ziehen. Und bald erfahren sie, was hinter der Tatsache steckt, dass die Kinder hier alleine sind und kaum zu essen haben. Eine Gruppe Erwachsener mit schweren Waffen hat das gesamte Gebiet einfach zu ihrem Eigentum erklärt und die Kids gezwungen hier zu bleiben. Zudem haben sie noch deren ältere Geschwister entführt. Tess kann dieses Elend nicht ertragen und sagt den Kindern Hilfe zu. Sie bekommen Nahrung und Tess wird mit Devin ihre Brüder und Schwestern aus den Klauen der Piraten befreien. Die Bande erweist sich tatsächlich als eine Art moderne Piraten. Sie verfügen über eine Schiff und halten dort auch ihre Gefangenen fest. Nach jedem Raubzug feiern sie ihren Sieg mit einer fetten Orgie. Die Chance, um die Gefangenen zu befreien. Indes sind Travis und Lori in die Hände von Städtern gefallen, die ihr Kaff in Hope umbenannt haben und ein recht friedliches Miteinander führen. Es sieht fast aus wie zu Zeiten vor der Seuche. Doch leider haben die beiden versucht, sich etwas von den guten Menschen hier ungefragt auszuborgen und das wird auch in Hope, diesem Idyll, schwer bestraft. Um sich zu retten, gehen sie einen Pakt mit dem Richter ein, wie sich der Anführer hier nennt, und sollen nun den Feind aller Menschen, den Kanzler, töten. Danach wären sie frei. Also begeben sie sich in die Höhle des Löwen, wo Lori ihren Mann und ihren Sohn wiedersieht, womit sie im Leben nicht mehr gerechnet hatte, nachdem sie sie bei ihrer Flucht hier zurückgelssen hatte. Und der Kanzler? Der schmiedet derweil eigene Pläne, wie er die Menschheit auf dem nordamerikanischen Kontinent unter seine Fuchtel zwingen kann. Dazu muss er den Rat ausschalten und die Bevölkerung dezimieren. Nach der Formel Elite, Krieger, Denker und Arbeiter wählt er aus, wer überleben soll, den Rest will er mit einem weiteren Virus vernichten. Diese Erschießerei dauert einfach zu lange und kostet zuviel Munition.

        "The death 2 - Ausrottung" setzt an die Ereignisse aus dem ersten Buch an. Lori ist mittlerweile zu einer recht vernünftigen Person geworden, die ihrem früheren Leben nur noch selten nachtrauert und deren elitäres Gehabe größtenteils tatsächlich verschwunden ist. Jetzt kämpft sie schwanger und tapfer an der Seite von Travis. Und auch der zweite größere Handlungsstrang um Devin, Brianne und Tess weist einige Veränderungen auf. Die Persönlichkeiten der Agierenden entwickeln sich weiter, nicht immer zum Besseren. Und so entpuppt sich "The death - Ausrottung" anfangs erst einmal als der typische Mittelteil einer Trilogie: Teil eins wird mit Tempo und Geheimnissen ausgestatten und endet mit einem fetten Cliffhanger, wohingegen ein zweiter Teil erst einmal einige Figuren und Puzzlestücke in Ruhe zusammenfinden lässt, bis er dann wieder mehr Tempo aufnimmt. So dauert es auch etwas, bis Zug in die Geschichte kommt, aber sobald einmal die Fronten aufgebaut sind, jedes Missverständnis als Grundlage für einen Kampf genutzt wird, geht der Zinnober los. Dann erinnert man sich an einige filmische Endzeitszenarien, wenn mit schwerem Gerät von einem Humvee aus auf die Feinde Blei gerotzt wird und sich bei manchem Protagonisten ob ihrer Handlungen eine gewisse Kälte breit macht. Und schon sind wir wieder bei der Natur des Menschen. Sobald eine Chance besteht, tun sich die Verlierer von früher mit einigen Rabauken zusammen und ziehen plündernd durchs Land. Wieder andere, cleverere Zeitgenossen, führen ihre Pläne aus, wie sie endlich an eine Machtposition kommen, die im früheren Dasein nie erreicht hätten. Wenn man schon mal an der unbegrenzten Herrschaft über Völker geschnuppert hat und man Kanzler ist, plant auch schon mal schnell Massenerschießungen der für die eigenen Vorhaben nutzlosen Figuren. Und sind es Millionen: egal, solange die Munition reicht. Der Kanzler ist bald nahe an Hitler und somit als der Fiesling identifiziert, den ein Buch braucht, um die Guten mit bösen Mitteln kämpfen zu lassen, ohne dass man als Leser auch nur daran zu denken wagt, sie ebenfalls wegen ihrer Methoden zu kritisieren. Und die werden knallhart (ich sag nur kurz: der Junge an Schluss - recht harte Sache das) und nehmen kaum noch Rücksicht auf andere, Mitleid, Mitgefühl scheinen abzustumpfen, zu verschwinden. Emotionale Momente, die es zu Beginn noch des Öfteren gab, die Hilfsbereitschaft, die ohne Zweifel vorhanden ist, werden den handelnden Personen durch die Ereignisse und rohen Methoden der extrem brutalen Gegner genommen, sie müssen sich den Feinden anpassen, wenn sie überleben wollen. Und das führt auch dazu, dass die zweite Hälfte des Buches von John W. Vance entschieden mehr Schwung enthält, die Action sich nicht weiter zurückdrängen lässt und auf ihr Recht auf Rabatz pocht. Explosionen, Zweikämpfe, Schießereien und perfide Pläne mit blutigen Folgen nehmen jetzt den Platz ein. Recht böse war dann auch die Szene mit dem Gefangenen und der Mokassinwasserschlange. Und nachdem dann alle an ihren Entscheidungen zu knabbern hatten, etliche Fieslinge einen gewaltsamen Tod gestorben waren, die schlimmsten aber immer noch unter den Lebenden weilen und ihr Gift verspritzen, manche Menschen sich gefunden haben, während andere geliebte Freunde und Familie verlieren, wird der Übergang zum abschließenden dritten Teil eingeleitet. Ein bisschen Hoffnung verbreitet, dass bald alles wieder gut ist. Stellenweise sehr flottes Buch, mit dem man sich bei diesem Herbstwetter schön auf die Couch verziehen und lesen kann. Ist schon unterhaltsamer Stoff und auf jeden Fall um Längen besser als die flauen Romane der Kombi Kirkman/Bonansinga. Teil 1 sollte man aber zum Verständnis der Lektüre schon konsumiert haben. Das Erzählniveau ist gut, die Spannung steigert sich zusammen mit den Actionanteilen und kleine emotionale Momente haben sich auch finden lassen. Ein ziemlich guter Anwärter als leichtere Actionkost den Leser bei Laune zu halten und nicht sonderlich zu fordern.


        jerry garcia

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        Phillip Tomasso. Rick Stone, Star der Angler-Fernsehshow Catch & Release, wird zum Extremfischen mit seiner Filmcrew nach West Papua in Indonesien geschickt, um einem Raubfisch auf die Spur zu kommen, der immer wieder Eingeborene anfällt. Dort stoßen Stone und sein Team nicht nur auf fleischfressende Fische: In der prähistorisch wirkenden Umgebung lauern überall Gefahren. Schnell ist vergessen, dass sie mit der ersten Reality Show ums Extremfischen die Einschaltquoten erhöhen und den Rückhalt ihres Senders bewahren wollten. Ihr Überleben hängt nun davon ab, ob sie selbst auf animalische Verhaltensweisen und Instinkte zurückfallen können. Bald sind Rick Stone die Einschaltquoten seiner Show egal. Er will es nur noch nach Hause schaffen - und zwar lebendig.

        In Papua wird ein Eingeborener von einem Wesen getötet und angefressen, das sein Dasein im Wasser des Flusses fristet. Kurze Zeit später ist Rick Stone vor dem Aufbruch zu seinem Arbeitsplatz damit beschäftigt, einem handfesten Streit mit seiner werten Gattin aus dem Wege zu gehen und windet sich ob deren angesprochenen Themen immer wieder heraus, schützt die Arbeit vor, um endlich aus der gemeinsamen Villa verschwinden zu können. Er ist ein durchaus erfolgreicher Moderator einer Anglersendung im TV. Selbstverständlich ist auch ein Konkurrenzsender auf den Trichter gekommen, dass sich damit Geld vedienen lässt und so muss man den Markt teilen. Die Zuschaueranteile schwinden, man muss neue Wege gehen, um die Werbekunden an sich binden zu können. Da kommt dem Senderboss die Sache in Papua gerade recht. Er will Stone und sein Team dorthin schicken, um die Suche nach der vermeintlichen Bestie mit der Angelei zu verbinden und so Pep in die Sache zu bringen - und natürlich daran zu verdienen. Also stellt man ein Team zusammen, das nach Papua reist. Vor Ort wird man von Tika abgeholt, die ihre Übersetzerin und ihr Guide sein soll. Gemeinsam begibt man sich in das Dorf der Einheimischen, wo man vom Häuptling zwei weitere Männer zugeteilt bekommt. Eine erste Tour endert ohne Erfolg, aber bei der zweiten lässt sich das Untier blicken. Stone bekommt es sogar an den Haken, sein Kameramann kann tatsächlich brauchbare Bilder machen. Doch dann kommt das Team von Konkurrenzsender ebenfalls ins Dorf und man ist sich nicht sonderlich grün. Später verschwinden aus dem Dorf Kinder, die zu suchen sich auch Rick und sein Team anbieten. Diese Aktion geht nicht ohne Angst und Schrecken vonstatten. Doch was sich ihnen dann noch an Gefahr in Gestalt eines Kannibalenstammes in den Weg stellt, hätten sie sich im Jahr 1982 nicht vorstellen können.

        Nach einem kurzen, aber blutigen Prolog, der ein Geheimnis aus der Killerkreatur macht, lernt man erst einmal die Charaktere kennen. Ricks Frau kommt dabei ziemlich schlecht weg, wird sofort als große Geduldsprobe für alle (auch den Leser) skizziert. Sie versucht mit Andeutungen oder spitzen Bemerkungen einen Streit zu provozieren, um eine Ehe irgendwie noch tiefer in den Schlamassel zu ziehen, als die eh schon drin steckt. Wie sich herausstellt, ist sie dem Geld, das ihr Mann nach Hause bringt, nicht abgeneigt, lässt aber keine Möglichkeit aus, seinen Job madig zu machen. Letztendlich erweckt sie den Eindruck, dass sie doch nur ein oberflächliches Püppi ist, das sich nur um den Status - genauer, um ihren eigenen Status - in der Gesellschaft sorgt. Rick hingegen bleibt ruhig und besonnen, man kann es aber auch einfach feige nennen. Er schaut der Konfrontation nicht ins Gesicht, lässt sich jeden Mist bieten. Bis auf die später hinzukommende Tika (Ricks neuer Love Interest) sind die anderen Figuren nur die Staffage, die die Handlung benötigt und dementsprechend knapp werden sie vorgestellt. Die geldgierigen Bosse, die von Wildnis keine Ahnung haben, die treuen Mitarbeiter, um die Rick sich sorgt. Nichts Besonderes in der Welt des Abenteuers. Und dieses Abenteuer erinnert ziemlich schnell an alte "Tarzan"-Filme oder vielleicht auch "Congo" von Michael Crichton. Es geht ins Grüne des Dschungels von Papua und man begegnet unterschiedlichen Herausforderungen. Spannung wird mit den Cliffhangern bei Szenenwechseln oder am Ende von Kapiteln erzeugt. Kleinere Auseinandersetzungen und ein Zwist zwischen Rick und seinem Gegenpart Lance sorgen für etwas Aufregung, bevor die düstere Atmosphäre des Dschungels ihren Teil dazu beiträgt. Dazu gehört auch eine nächtliche Wildschweinjagd - nur dass hier die Viecher die Menschen jagen. Richtig gefährlich wird es, als man von einem Kannibalenstamm in ungewollte Obhut genommen wird. Hier kommen dann auch Gedanken an die alten Filme aus Italien auf, die ja gerade zu der Zeit in den 80-ern, in denen die Handlung spielt, recht populär waren. Hier gibt es dann auch den actionreichsten Part im Buch, der mit Blut und Gekröse gewürzt ist - aber alles noch recht leicht verträglich und fast schon jugendfrei. Naja, für die heutige Jugend. Schwächen hat das Buch leider auch: die Szenen, in denen sich etwas zwischen Tika und Rick anbahnt, sind leider in Dialog und Situation recht plump, zudem auch schon vom ersten Moment an problemlos zu erahnen. Und wer auf einen fetzigen Tierhorror mit Riesenfisch erpicht war, wird leider auch eine Enttäuschung hinnehmen müssen, das Vieh taucht mehr ab als auf. So bleibt insgesamt eine nette Abenteuerstory, die zwar Mängel aufweist, aber dennoch ganz nett zu unterhalten weiß. Man sollte seine Ansprüche aber nicht zu hoch ansetzen. An so starke Sachen wie "Mega" von Jake Bible oder diesen wunderbaren Knaller "Tidal Grave" von H. E. Goodhue, der auch den Genreregeln folgt, aber durch ständiges Tempo den Leser nur so durch die Seiten jagt, kommt "Blood river" zwar nicht heran, aber das Buch ist auch nicht so grottig, wie es hin und wieder dargestellt wurde. Da meine Erwartungen hier dann gen Null tendierten, kam ich doch zu einer netten und nicht schlecht geschriebenen Lektüre. Wenn das Buch mal günstig als eBook oder auch Print angeboten wird, kann man schon mal einen Blick riskieren. Es gibt schlechtere Bücher auf dem Markt. Man darf halt nicht den neuen Überflieger erwarten. Mit Sicherheit aber keine Pflichtanschaffung.


        Offline JasonXtreme

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          Also klingen tut das alles von der Prämisse her doch richtig gut!
          Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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          jerry garcia

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          Ja, schon, ABER Fischli ist zu selten in Aktion und die Kannibalennummer das Aufregendste am Buch. Für nen kleinen Preis okay, doch jetzt nicht unbedingt das, was man anhand des Klappentextes so erwartet hätte. Mittelmaß halt.


          Offline JasonXtreme

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            Ah ok, das relativiert dann wieder leicht
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            jerry garcia

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            D. J. Molles. Captain Lee Harden hat eine Mission: die Menschen in Camp Ryder vor der drohenden Zombie-Invasion zu schützen. Doch nicht alle Bewohner Ryders stehen hinter ihm, und so kommt es bald zur Meuterei im Camp. Als Harden dann noch einem Geheimnis über die Herkunft der Untoten auf die Spur kommt, droht seine Mission zu scheitern.

            Captain Lee Harden ist mit seinen Leuten dabei, den Stadtkern von Lillington von den Furys zu befreien. Sie haben auf dem Stadtplatz im Müll strategisch einige Claymores platziert und locken nun die Monster an. Als der Platz von denen überflutet ist, wird gezündet. Bis auf einige wenige Exemplare erwischen sie die Brut und so sind die übrig gebliebenen Kreaturen schnell beseitigt. Der Platz wird so gut es geht gesichert und dann zieht Jim  mit seinen Leuten hier ein. Ein weiterer Stützpunkt für die Menschen um Camp Ryder. Harden kehrt mit seiner Truppe dahin zurück und wird dort von einem Fremden erwartet, der völlig verwahrlost vor den Toren aufgetaucht war und ihn unbedingt sprechen wollte. Dieser Fremde - Jacob - ist den weiten Weg von Virginia nach Carolina zu Fuß gegangen, immer der Gefahr durch die Furys ausgesetzt. Er bringt bittere Nachrichten. Der gesamte Osten wurde aufgegeben und den Kreaturen überlassen. Er selbst versuche schon seit langer Zeit auch anhand von Versuchsexemplaren die Natur der Bestien zu erfassen. Dies würde er auch gerne hier in Camp Ryder fortsetzen. Ganz nebenbei ist auch eine Abordnung aus einer Nachbargemeinde vor Ort, die Nahrungsmittel gegen Munition tauschen möchte. Doch aufgrund der Informationen von Jacob wird erst ein Einsatz nötig und zu diesem wird auch Kip aus dem Nachbar-Camp aufgefordert, dann würde er auch Munition erhalten. Und zu allem Überfluss machen sich auch Jerry, der den Schlag aufs große Maul nicht vewgessen hat, und der Professor wieder daran, die Moral zu untergraben und ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Harden  muss sich an vielen Fronten bewähren und gerade in dieser Situation macht man noch eine äußerst grausige Entdeckung hinsichtlich der Furys. Daraus entwickeln sich nicht nur etliche Fragen, die Jacob mit seinen Forschungen irgendewann zu beantworten gedenkt, sondern auch weitere Bedrohungen, die man mit einer neuen Qualität der Gefechtsführung und weiterer Gewalt lösen muss. Und dann wird auch noch Harden persönlich in die Enge getrieben.

            Kurz angemerkt: Klappentext und auch die Zusammenfassung beim Großanbieter im Netz sind teilweise Quark.
            Beim Einstieg in die Geschichte und der Aktion mit den Minen befürchtete ich schon, dass man hier zugunsten des Lesers von Werken aus den Angeboten der Publikumsverlage die Gewalt und den Blutzoll sowie die Wahl der Worte kräftig entschärft hat. Während alles um die Minen herum zerfetzt wird, fallen die Infizierten einfach um. Und nur um Infizierte, die ihren Verstand von der Seuche auf Instinkte reduziert bekamen und dafür eine unbändige Rage erhielten, handelt es sich hier. Nicht um Zombies im ursprünglichen Sinn. Und diese Bedrohung erweist sich als durchaus lernfähig, wie man im Verlauf der 590 Seiten bald feststellen muss. Da werden bald Fallen gestellt und Rudel gebildet und so einige der Überraschungen mehr, die ich hier nicht spoilern will, da sie noch dazu Elemente enthalten, die man bisher in derartigen Stories noch nicht gelesen hat. Was aber auch nicht fehlen darf, sind die Politiker oder zumindest großmäulige Redner und Besserwisser, die ihre eigenen Pläne verfolgen. So ziehen Intrigen, Verrat und Mord ins Camp ein. Gerade anhand er Gedanken dieser Spezies wird dann auch ein gewisses Maß an Sozialkritik ins Buch eingeflochten. Nichts umwerfend Neues, aber immer wieder eine Tatsache. Die Menschen lassen sich durch ihre Staatenlenker (zumeist eh im Dienste der Wirtschaft), Konzerne und Werbung sowie die so falsch genannten "Sozialen Netzwerke" gleichschalten, nur der einen Meinung folgen, die propagiert wird und muss immer mit dem Nächsten, dem Nachbarn oder anderen Menschen durch die Werbung beeinflusst, um den gleichen Status wetteifern, um die Anerkennung der anderen buhlen. Das kostet Geld, unterstützt die Wirtschaft, stürzt die Konsumenten aber in die Schuldenfalle. Immer auf der Jagd nach Geld, Karriere und einer besseren Position in ihrem Umfeld, immer bedacht auf den guten Ruf und bloß nie politisch unkorrektes Verhalten an den Tag legen. Was politisch unkorrekt ist, bestimmt selbstverständlich die Politik. Nachdem gerade so Typen wie Jerry und der Professor ihre früheren Anhänger verloren haben, wollen sie sich jetzt ihr eigenes Reich schaffen - und dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Bald ist aus dem noch recht simplen Kampf gegen die Kreaturen eine Mischung aus Spionage, politischer Intrige und reinem Überlebenswillen geworden. Harden kann bald kaum noch jemand vertrauen und die neuen Gefahren, die auf ihn zukommen, tragen nicht unbedingt zur Besserung der Situation bei. Der Schreibstil ist recht einfach, die Sätze fliegen nur so am Leser vorbei und diverse Actioneinlagen tragen dann auch ihr Übriges dazu bei. Und im Gegensatz zum Erschrecken meinerseits ob der Blutleere zu Beginn, wird es dann auch ordentlich "rotsaftig". Sei es im Gemetzel gegen die Furys oder im Kampf gegen Heckenschützen, es suppt mächtig. Und eine Szene mit dem Abklemmen einer Arterie erinnerte selbstverständlich an eine ähnlich gelagerte Situation in "Black Hawk Down". Literaturpreisverdächtig ist "Unter Toten 3" ebensowenig wie die beiden Vorgänger, bietet aber schnell zu konsumierende Unterhaltung im Genre, die mit der einen oder anderen neuen Variante doch etwas frischen Wind bringt. Auf Charaktertiefe wurde trotz mancher Hinweise auf das Vorleben der Figuren dann doch zugunsten des Tempos eher verzichtet, dafür hat man einen recht hohen Unterhaltungswert, wenn man nicht ungerechtfertigt hohe Maßstäbe anlegt. Hab ich nicht und daher fand ich das Buch recht gut, wenn auch vielleicht etwas zu sehr an die Masse angebiedert. Und dann endet das Werk auch noch mit einem fiesen Cliffhanger, wobei auch noch andere Handlungsstränge offen bleiben. Insgesamt gibt es meines Wissens bisher sechs Bücher der Reihe, wollen wir hoffen, dass der deutsche Verlag mal von seiner Marotte abweicht, ständig mitten in einer Reihe das Handtuch zu werfen und uns Lesern auch die folgenden Abenteuer von Captain Lee Harden kredenzt.


            jerry garcia

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            Jon Wallace. In  nicht allzu ferner Zukunft: In einer Welt, die durch einen verheerenden Atomkrieg zerstört wurde, haben künstliche Intelligenzen die Mach übernommen. Ursprünglich von den Menschen als Arbeitssklaven designt, können sie sich viel besser an die neuen Bedingungen anpassen als biologische Menschen. Einer dieser Androiden ist der Taxifahrer Kenstibec, dessen neuester Auftrag ihn quer durch das postapokalyptische Großbritannien führt. Es ist der Beginn eines wahren Höllentrips.

            Die Fiziellen und die Realen befinden sich in Großbritannien in einem mörderischen Krieg. Die Androiden haben sich hinter Barrikaden der früheren Städte verschanzt und versuchen, die Realen von ihrem Territorium fernzuhalten. In einer dieser Barrikaden lebt Kenstibec als Taxifahrer mit bestimmten Fähigkeiten. Er bekommt von seinem Boss den Auftrag, die Journalistin Starvie von Edinburgh nach London zu chauffieren. Schon der Start der gefährlichen Reise erinnert mehr an einen Ausbruch aus einem belagerten und umzingelten Fort, denn den Beginn einer Fahrt durch das Land. Selbstmordattentäter versuchen die Taxe in die Luft zu jagen, Heckenschützen verzieren den Wagen mit Einschusslöchern. Hin und wieder erhält auch Kenstibec eine Perforation, doch er ist derart optimiert, ein Neuner, dass er sogar bei einem Kopfschuss nach geraumer Zeit wieder geheilt wäre. Nach dem feurigen Ausbruch aus Edinburgh geht die Reise weiter Richtung London. Doch so schnell sollen sie da nicht ankommen. Es gibt etliche Hürden zu überspringen. So auch die Barrikade Brixton, die schwer bewacht wird von Realen. Um sich hier durchzumogeln lesen sie unterwegs den Händler Fatty auf. Der wollte reines Wasser in die Barrikade bringen, um so genug Geld für Medikamente zu verdienen, die er ob einer schweren Krankheit benötigt. Er macht einen Deal mit Kenstibec, dass er ihnen hilft, wenn sie ihn im Gegenzug dabei unterstützen, die Medikamente zu klauen. Doch aus dieser Aktion wird nichts, jedenfalls nichts Gutes. Fatty hatte die Idee, Starvie als eine Freuden-Fizielle den Typen zu überlassen und während die mit ihr abgelenkt sind, mit dem etwas absichtlich derangierten Kenstibec zu tun, was getan werden muss. Doch Fatty selbst zerstört den Plan, als er beginnt auf die Realen zu ballern, die sich mit Starvie beschäftigen wollen und nun muss die Zweckgemeinschaft fliehen, was sie in den Untergrund treibt.

            Mal abgesehen davon, dass das Buch eine nicht gerade geringe Fehlerquote aufweist, ist es schon das zweite (einmal aus USA, einmal aus GB), in dem die Protagonisten fordern, dass man Flüchtlinge oder Hilfesuchende abweist, da sie dem Land die Ressourcen wegfressen und versuchen würden es auch noch zu destabilisieren, um ihre eigene Gesinnung durchzusetzen. Seltsam, dass mir die gerade in der jetzigen und realen Situation in die Finger fallen. Vielleicht bin ich auch für das Thema etwas mehr sensibilisiert. "Barrikaden" ist ein Road-Movie, das nicht den üblichen Pfaden folgt. Die Realen, die Menschen also, sind hier nicht unbedingt die Sympathieträger Nummer 1 und erst mit Fatty und einigen seiner geäußerten Ansichten beginnen die Hauptfiguren wie auch der Leser unter den durchaus flotten Action einige kritische Fragen zu stellen, gewisse Motivationen ernsthaft zu hinterfragen und man mag es kaum glauben, aber weder die Realen noch die Fiziellen scheuen davor zurück, in ihren jeweils noch funktionierenden Radio- und TV-Kanälen verlogene Propaganda unters Volk zu bringen. Nix gelernt. Und der Fizielle Kenstibec fragt sich oft, was die Realen so an ihren vielen Memorabilien und gesammelten Utensilien geschätzt hatten (Werden sich einige nach meinem Ableben ob meiner Filmsammlung wohl auch fragen) und was die sich früher unter Unterhaltung vorgestellt haben. Da blitzt kurz die Kritik am Medienkonsum der Massen auf, wenn auch nicht zu penetrant, sondern eher am Rande. Der Schreibstil ist locker und man kann der Handlung leicht folgen, die Action fördert das Tempo und die eine oder andere Wendung mag zwar nicht total überraschen, bringt aber weitere Überlegungen in Gang. Genervt hat mich irgendwie, dass bei einer solchen Story um die Auslöschung von Millionen Existenzen mal wieder, wenn auch nur kurz, Hitler ins Spiel gebracht wurde. Als aber es keinen Stalin oder Amerikaner gegeben, die etliche Vernichtungszüge hinter sich brachten. Und die Briten? Frag mal nach in Afrika, Afghanistan oder Indien. Ansonsten ist diese Dystopie routiniert inszeniert, wirft Fragen auf, lässt auch Actionfreunde auf ihre Kosten kommen, ohne im jeweiligen Bereich allzu simpel und Aufmerksamkeit heischend daherkommen, auch wenn der Hinweis auf eine gigantische Verschwörung doch recht dick aufgetragen war. Das Buch lässt am Ende sogar etwas Platz für eine gewisse Hoffnung und auch die Handlung lässt Raum für eine mögliche, aber nicht unbedingt nötige Fortsetzung, was in diesem Fall nicht negativ gemeint ist. Der Leser - zumindest ich - kann auch mit diesem Abschluss der Story leben. Mit kleineren Schwächen, einigen Ansätzen für Gedanken um Menschlichkeit (Wer in diesem Buch wirklich die menschlichsten Züge hat, ist oft schwer zu bestimmen) und Fortschritt sowie einem durchaus goutierbaren Unterhaltungsanteil. Nicht für hohe Weihen bestimmt, aber für Kurzweil - und die bekommt man.