Review: PIECES

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    PIECES – DER KETTENSÄGENKILLER

    (Wer bringt denn Kettensägen um? So was auch…)

    Es gibt gute Filme. Es gibt schlechte Filme. Es gibt schlechte Filme mit grauenhafter Synchro. Und es gibt Pieces

    Boston, 1942. In diesem Jahr geschahen viele wichtige Dinge: Ecuador verliert fast die Hälfte seines Landes an Peru, Deutschland kriegt in Stalingrad den Arsch voll, Frank Zander wird geboren…und unsere Handlung setzt hier ein. Wenn man hierbei von Handlung reden mag.

    Ein Junge ist freudig am Puzzeln. Zumindest solange freudig, bis seine Mutter hereinkommt. Dem Kleid nach könnten wir glatt in England sein, und im weiteren Verlauf des Filmes wird erwähnt, man sei ja in New England, was so einiges erklärt. New England. Dem vernehmen nach isst man da Sachen wie panierte Plazenta mit Preiselbeersoße.
      Der Junge hat das Puzzle – eine nackte Frau - schon fast fertig. Bis auf ein Teil, und das ist – genau – die Mumu. Schreck lass nach, Sodom und Gomorrha.
      Mutter: „Wo hast du diesen Schmutz her?“
      *Watsch*
      „Du kleiner Schmutzfink, spielst mit solchem Mist, genau wie dein Vater!“
      Sie knallt ein Bild des besagten Vaters an einen Spiegel, welcher zu Bruch geht. Linda de Mol kämen jetzt schon die Tränen…
      „Oh, ich bring dich um, wenn ich jemals hier im Hause wieder so’n Dreckzeuch finde! Los, hol ‚ne Plastiktüte, ich werde alles verbrennen!“
      Zucht und Ordnung muss sein, und so durchwühlt sie auch gleich noch seine andren Sachen…
      „Das sind doch tatsächlich Pornohefte!“
      Uiuiui, da ist Polen aber offen heute in diesem kuscheligen Bostoner Hause…Was wäre nur passiert, wenn sie den Sohnemann dabei erwischt hätte, wie er sich gepflegt einen vom Schlauch zieht? Mit einer Socke über dem Pürzel? Ihm eben jenen zu Schweinskopfsülze verarbeitet? Ich will es gar nicht wissen…
      „Beeil dich, verdammter Blödmann, und bring eine Plastiktüte für diesen Schund!“
      Sollte ihr Mann sie verlassen haben, so habe ich vollstes Verständnis für ihn. Das Zusammenleben mit ihr muss in etwa so unterhaltsam gewesen sein wie zwei Pfund Darmparasiten im Heck.
      Als Mom sich umdreht, hat der Sohnemann schon was gebracht – nämlich eine Axt. Diese pfeffert er ihr dann auch sogleich 4x an das muffige Haupt. Dass so was der Gesundheit nicht sehr zuträglich ist, das kann jeder staatlich examinierte Holzfäller sicherlich bestätigen.
      Derweil klingelt es an der Tür. Die Besucherin sieht aus wie eine englische Tupper-Vertreterin. Oder eine Zeugin Jehovas. Oder gar beides. Kann ich mir gut vorstellen, zeigt der Kundin Brotboxen und liest ihr dabei aus dem Wachturm vor. In dem sind dann lauter Illustrationen von glücklichen Familien, die mit Löwen und Giraffen auf Wiesen sitzen und sich gegenseitig Tupperware zeigen. Die Welt könnte so schön sein…Ist sie aber nicht, wie dieser Film zu beweisen versucht.
     
    Die tote Mutter liegt danieder. Sie muss in ihrem Schädel mehr Druck gehabt haben, als Peter North an seinen besten Tagen…oder ein Reifen eines großen Flugzeugs…eines sehr großen Flugzeugs, denn ihr Blut klebt förmlich an jeder Wand des Zimmers, in allen Ecken. 5 – 6 bar sind da mal nix, mit denen die Grütze aus Mutters unfreiwilligen neuen Kopföffnungen raus geschossen sein muss.
      Kurze Zeit später klingelt das Telefon. Im Hause juckt das freilich keinen, denn Muttern hat mit tot sein zu tun, und Sohnemann sägte fleißig mit einem Fuchsschwanz an ihr rum. Und er hat sich sogar die Zeit genommen, das fehlende Puzzlestück einzusetzen (in das Puzzle, nicht in Mutters Kopp).
      Sirenen sind zu hören, und dann steht die Tupper/Jehova-Tante wieder vor der Tür, zwei Polizisten im Schlepptau. Polizeifahrzeuge von 1942 aufzutreiben ist offenbar etwas kostspielig, und so beschränkt man sich darauf, nur den Fußweg zum Haus zu zeigen, nicht aber die Strasse.
      „Ich weiß, dass irgendwas nicht stimmt“, sagt sie. „Es ist so unheimlich ruhig.“
      Verlassen die Menschen in New England nie das Haus? Oder gehen einkaufen? Oder sitzen gelegentlich auch einfach mal Daheim rum und halten das Maul? Offenbar nicht, denn hier ticken die Uhren anders…beängstigend anders…
      Das Trio betritt den Tatort.
      „Mein Gott, wie sieht das hier aus!“ sagt einer der Cops. Der andere hat eine beachtliche Rotzbremse im Gesichte.
      „Irgendwas ist hier geschlachtet worden!“
      „Hoffen wir, dass es ein Tier war.“
      Klingt es etwas zynisch, wenn ich sage: Irgendwie schon…?
      „Ich hab noch nie soviel Blut gesehen.“
      In solchen Fällen empfehle ich einen Besuch beim örtlichen Metzger, da vergeht einem Hören und Sehen…und so ganz nebenbei auch der Appetit, wobei wir wieder beim Film wären:
      „Lass uns alles absuchen.“
      Zielsicher und ohne Handschuhe (wie stand es 1942 eigentlich so allgemein um die Spurensicherung in Boston?) greift ein Cop an die Schranktür, zieht sie auf…und erblickt Mutters Kopf, der dort liegt und die Nase leicht rümpft (no Shit…).
      Tupper-Tante: „Oh, es ist Frau…Frau Reston. Ich wusste es, ich wusste dass etwas Schreckliches passiert ist.“
      Ach komm, das Schlimmste steht uns allen doch erst noch bevor…
      Rotzbremse: „Gehen Sie weg, ich ruf die Zentrale!“
      Wieso weggehen? Steht das Funkgerät etwa unmittelbar vor einer thermonuklearen Reaktion? Himmel hilf…
      Sie: „Der kleine Jimmy?“
      Der kleine Jimmy…was???
      Und wiederum erstaunlich zielsicher blicken die Cops sofort zur anderen Tür des Zimmers, die haben offenbar den Röntgenblick gepachtet. Oder sind entfernte Verwandte von Johnny Smith. Oder sie haben das Drehbuch gelesen. Moment…welches Drehbuch…?
      Sogleich gehen sie hin.
      „Pass auf!“
      Dass Jimmy raus springt und ihm in die Murmel beißt?
      Und ja, Jimmy ist hinter der Tür, und er jammert gar kläglich.
      „Hilfe, Hilfe. Mami, Mami.“
      Cop: „Wo ist der Vater?“
      Tupper: „Er ist fort. In Europa. Bei der Airforce. Aber da ist eine Tante. Sie wohnt eine Stunde von hier.“
      Eine Stunde von hier? Zu Fuß? Mit dem Auto? Mit dem Fliwatüt?
      „Oh, das ist fürchterlich!“
      Hast du `ne Ahnung…

    Die Credits. Die Musik klingt fast so wie der Anfang von Romeros „Dawn“, und das wird nicht die einzige Goblin/Argento-Anspielung bleiben. Wir sehen schwarze Handschuhe, die einen hässlichen 1942er Bostoner Karton aus einer ebenso hässlichen Bostoner Schublade holen. Darin sind blutige Frauenschuhe (bei denen sogar Blut DRIN ist…Junge, was hat die Mutter gesuppt, schlimmer noch als ein menstruierender T-Rex…), ein blutiges Kleid, und ein Foto von Muttern. Sollte das nicht eigentlich alles in der Asservatenkammer der Bostoner Polizei liegen? Aber vielleicht hatten die damals andere Sorgen. Ich meine hey, Frank Zander wurde geboren!

    Gegenwart. Eine Tussi auf einem Skateboard trudelt unsicher die Strasse runter. Dabei rauscht sie fast in eine Scheibe, die von zwei Transportheinis abgeladen wird. Was das mit dem weiteren Verlauf der Story zu tun hat, weiß ich bis heute nicht. Außerdem ist mein Kaffee mittlerweile kalt.

    Eine Uni-Göre liegt lasziv auf der Wiese und liest. Ob sie lernt, die Bibel studiert, oder die neusten Abenteuer von Käptn Blaubär, das wird ewig ein Rätsel bleiben. Derweil gärtnert ein Gärtner lautstark mit einer Kettensecke an den Hecken rum. Kurz nachdem sich das Uni-Girl über den Lärm beschwert, zwiebelt es ihr die Rübe vom Torso. Die muss sich jetzt keinen Kopf mehr machen, haha…äh, ja…okay…ähem, gut…wo war ich?

    Ah ja, das Büro des Dekans an der Uni, beziehungsweise das Vorzimmer dessen, in dem seine Sekretärin sitzt und gerade Besuch von Lt. Bracken und Sgt. Holden bekommt. Zwei Volleimer vor dem Herren. Und wieso muss ich jetzt gerade an Katzen in Eimern denken…?
      „Oh, tut mir leid, Lieutenant. Aber der Dekan wird sicher in ein paar Minuten hier sein.“
      Wie…es tut ihr leid, dass der Dekan in ein paar Minuten hier sein wird?  
      „Ich danke Ihnen. Ich warte.“
      Nun haben wir es hier mit einem Film zu tun, der ohne Leerlauf sein Ding durchzieht. Der Dekan ist nicht da? Hol’s der Teufel, wir müssen hier vorankommen, also…piept sogleich die Gegensprechanlage auf dem Schreibtisch.
      „Ja, Sir?“
      „Sind die beiden Herren hier?“
      Meldet sich die Polizei immer vorher an?
      „Ja, Sir?“
      „Oh, gut. Ich kümmere mich um sie.“
      „Ist gut.“
      Die Tür zu seinem Büro öffnet sich, und vor uns steht der Dekan (der offenbar zum Fenster rein gekommen sein muss, er war ja angeblich noch nicht da…). Kenner kennen ihn übrigens als Ermittler aus „Fröhliche Weihnacht“, und der tat nicht mal halb so weh. Herrlich dann seine wichtig anmutende Geste zur Sekretärin, und:
      „Bitte jetzt keine Anrufe mehr, ja?“
      Dem rennen sie wohl tagtäglich die Tür ein...


    Ein paar Schüler rauchen gar böses Pot.
      „Wisst ihr schon das Neuste? Wir haben ein neues Wasserbett. Es steht im Trainingsraum.“
      „Habt ihr schon mal im Wasserbett gelegen?“
      Eine Tussi mit noch üblerer Synchro als die anderen: „Das Tollste auf der Welt ist Gras rauchen, und gleichzeitig im Wasserbett zu kommen.“
      Sex und Drogen. Man sieht schon, die Uni ist voller Kanonenfutter.
      Professor Brown betritt die Szene. Er sieht schon gleich sehr verdächtig aus - wie die meisten in diesem Film. Muss wohl an New England liegen…oder an seiner Homosexualität (wie wir später erfahren sollen), in New England ist man ja massiv Vorurteilsfrei, wobei das eine das andere nicht zwingend ausschließt.
      Die Wasserbett-Sau geht sogleich zu ihm und fragt:
      „Oh, Professor Brown, entschuldigen Sie. Darf ich Sie was fragen? Was sind Brustmuskeln? Meine Freunde sagen, meine seien sehr außergewöhnlich.“
      Wer sind ihre Freunde? Ray Charles und Stevie Wonder…?
      Er: „Ich versichere Ihnen, die sind s…sehr lustig.“
      Lustig? So mit Pappnase und zu großen Schuhen? Da haut es einem doch glatt den Augustin vom Teppich…

    Brown kommt ins Vorzimmer des Dekans.
      Sekretärin: „Die Polizei ist gerade drin. Sie denken, einer der Angestellten ist der Mörder.“
      „Ah, ich sehe – Sie haben gute Informationen.“
      „Weil…der Lieutenant sagt, es sei ein typischer Insider-Job.“
      Inwiefern ist Kopfabsägen typisch? Vor allem für Insider?
      Der Gärtner Willard fand den Körper (man hat im ganzen Film bei der Übersetzung offenbar sehr genau gearbeitet…).
      „Stellen Sie sich vor: Der Kopf ist weg.“
      Nein!
      Doch!
      Oooh!
      Dekan über Sprechanlage: „Grace, suchen Sie Professor Brown. Er müsste im Unterricht sein.“
      Na so ein Zufall auch! Der Dekan hat offenbar keinen Plan, wo sich die Belegschaft rumtreibt. Oder die machen da alle, was sie wollen. Ich vermute fast, dass beides der Fall ist. Aber der Film verliert ja ungern Zeit, also…
      „Er ist bei mir, Herr Dekan. Soll ich ihn reinschicken?“
      Frank aus „Blue Velvet“ würde sagen: „Nein, du sollst FICKEN, du Fucker!“
      „Oh ja, schicken Sie ihn bitte rein.“
      Das geht Knall auf Fall hier.
      Der Dekan redet noch mit den Cops:
      „Er ist unverheiratet und lebt bei seiner Mutter.“
      Na wenn DAS nicht verdächtig ist…
      Dann bittet er sie noch um Verschwiegenheit:
      „Unsere Version gegenüber den Schülern und der Belegschaft ist die eines bedauerlichen Unfalls.“
      Ja, klar. Am helllichten Tag mal in eine Kettensäge gestolpert. Hoppla auch…

    Später spricht Lt. Bracken noch mal mit Professor Brown.
      „Professor, was für ein Mädchen wird sie gewesen sein? Hat sie viel mit Jungs rumgemacht? War sie ein kleines, scharfes Luder oder so?“
      Ja, auch Polizisten haben so ihre dreckigen Phantasien…

    Gärtner Willard ist ein Fall für sich. Er sieht aus wie Bud Spencers verschollener und leicht angeschrägter Bruder, nur in einem blauen Overall. Er sägt sich mit einer Motorsäge einen Wolf, allerdings an Ästen, nicht an Gören. Er schaut auch immer so herrlich grenzdebil, was ihn auch schon gleich verdächtig macht. Wobei ja eigentlich ganz New England verdächtig ist, was das angeht. Dann säubert er die Säge und lacht dabei leise und ausgesprochen dämlich vor sich hin.
      Der Dekan tritt zu ihm.
      „Williard, Williard“, sagt er, und wieso er ein zweites i in den Namen reinpackt, weiß allein der Teufel. „Wann meinen Sie, ist Ihre Arbeit hier wohl fertig auf dem Campus?“
      „Hm, weiß ich doch nicht! Ein paar Wochen.“
      „Ja ja ja, Williard, ich weiß, ich weiß (Ja wieso fragt er ihn dann, heiliges Roggenbrot auch…). Aber bedenken Sie, je eher Sie hier fertig sind, desto eher werden Sie einen neuen Job kriegen. Bedenken Sie, das ist nur von Vorteil, Williard.“
      Nach dem Gespräch erblickt er noch ein paar vögelnde Teens im Busche.
      Ja ja ja, ich weiß, ich weiß. New England, die Brutstätte der Unsittlichkeit, bedenken Sie! Da kann eine Kettensäge nur von Vorteil sein!

    Zwischendurch sehen wir ein paar schwarz behandschuhte Hände, die das vom Beginn bekannte Puzzle zusammensetzen. Hui. Langsam wird es so spannend wie eine dieser Kaffeefahrten, bei denen man erst den Raum verlassen darf, wenn man eine überteuerte Katzenfelldecke gekauft hat. Wenn man brav ist, kriegt man noch eine Mettwurst dazu.

    Die Uni-Bibliothek. Dort bekommt der junge Kandell von einer Blondine einen Zettel zugesteckt. Ein Date. Hm-hm. Ja, Kandell lässt nichts anbrennen, der verlötet so ziemlich alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Er wirft den Zettel in den Abfalleimer…na ja, zumindest versucht er es, denn er verfehlt ihn. Für die Lakers scheidet er also schon mal ganz klar aus. Die schwarzen Handschuhe kommen vorbei. Deren Träger trägt auch schwarze Hosen, schwarze Schuhe, schwarzen Mantel und schwarzen Hut. Muss schon sehr unauffällig aussehen, so in der Bibliothek aufzutauchen, so ganz in Schwarz, mit keinem Blumenstrauß. Ich schweife ab: Der schwarze Mann nimmt den Zettel an sich. Da schwant einem schon böses.

    Die Blondine. Abend. Der örtliche Pool. Begleitet von übelster Saxophon-Porno-Mucke. Mer merke, des wädd errrooodisch. Oder soll es zumindest sein, denn die Musik unterdrückt konsequent jedes freudige Zucken in tiefer gelegenen Körperregionen. Und dabei sieht Blondie ja nicht mal schlecht aus. Sie geht oben ohne schwimmen, und das kommt in New England dem Todesurteil gleich. Ja, der schwarze Mann greift sich ein Netz und angelt sie aus dem Pool raus, nimmt seine schöne gelbe Kettensäge (die auf der Fensterbank bereitliegt), und kurz darauf hören wir Blondie schreien. Offenbar hatte sie sich den Abend ein wenig anders vorgestellt…

    Der MIB schleift einen Sack mit blutigem Zeuchs in seine Behausung. Dabei schnauft und keucht er so abartig, als hätte Darth Vader seinen Inhalator in der Zoohandlung liegen lassen. In seiner Rumpelkammer liegt dann auch der Kopf des ersten Opfers eingetütet rum, womit wir nun schon mal etwas schlauer wären als die Sekretärin des Dekans. Na, haben wir gute Informationen, oder was?

    Kandell erscheint am Pool und sieht dort den Bud Spencer des Grauens. Dieser fasst gerade die blutige Säge an, sieht das zersägte Blondchen, und schaut sogleich so richtig böse drein. So, als hätte man ihm die Haferflocken vom Teller gemopst. Oder seine Legosteine im Katzenklo versteckt. Göttlich. Dann eilt er zur Tür, doch durch die kommt im auch schon Sgt. Holden entgegen, zusammen mit zwei Cops und Kandell. Kandell zieht Bud eines mit einer Latte über, die wohl irgendwo draußen rum stand. Die Dinger stehen in New England auch an jeder Ecke, echt jetzt. Jedenfalls hilft das kaum was, immerhin ist der grüne Daumen ja Bud Spencers Bruder des Todes, und der prügelt sich dann auch noch mit den Cops, wird dann aber verhaftet.

    Professor Brown kommt an den Tatort. Derweil legt ein Gerichtsmediziner behutsam ein einzelnes Leichenteil auf eine Trage.
      „Was für einen Job Sie haben“, sagt Brown zu Lt. Bracken. „Als Außenstehender ahnt man nicht die Scheußlichkeit.“
      Nun, ist das nicht bei jedem Job so?
      „Sehen Sie, Professor. Ich will nicht auf die Meinung der Obduktion warten. Sagen Sie mir Ihre. Äh, könnte das nicht eine Kettensäge gewesen sein, wie die da drüben?“
      Nun, nahe liegend. Diese Frage würde ich mir auch stellen, wenn eine blutige Kettensäge neben blutigen Leichenteilen liegt.
      Brown sieht sich die Sauerei an, damit er eine fachkundige Antwort geben kann.
      „Nun, ich bin kein Pathologe, aber selbst ein Laie käme sicher zu diesem Schluss.“
      Sag ich doch…
      „Danke, Professor. Vielen Dank. Das war’s.“
      Deswegen hat er ihn kommen lassen?
      Mittlerweile packen die Leichenpacker lieber gleich die komplette Plastikplane mit Einzelteilen auf die Bahre. Wahrscheinlich ist das ganze Zeugs nicht so empfindlich wie das erste dort abgelegte Stück, wer weiß…

    Sergeant zum Lieutenant:
      „Ich möchte wissen, was der Teufel mit den fehlenden Teilen macht.“
      „Das mein ich. Es ist grausig. Wir werden ein paar Spitzel hier einschleusen.“
      „Mädchen, meinen Sie?“
      „Ja natürlich, hinter denen ist er doch her!“
      Holmes und Watson sind fürwahr ein Dreck gegen diese beiden…

    Kandell ist auch einer der Verdächtigen, da er sich am Pool mit Blondie treffen wollte. Er hätte dabei sicherlich auch ein Werkzeug zum Einsatz gebracht, aber bestimmt keine Säge. Mehr so was wie einen Bohrer. Denke ich mal. So als Nicht-New-Englander.
    Lt. Bracken gibt ihm seine Karte.
      „Hier, meine Telefonnummer. Rufen Sie mein Büro an und lassen Sie sich mit mir verbinden.“
      Wie jetzt? Und warum? Und wann? Er ist doch da…? Oder was jetzt?

    Ein paar Hupfdohlen verrenken sich bei Aerobic. Dabei läuft die grausigste Musik, die je bei so was zu hören war. Und der schwarze Handschuh der Verdammnis steht vor der Tür und gafft durchs Glasfenster rein. Holt sich wohl etwas Appetit fürs Sägen. Und schnauft wie ein alter Ölofen auf Demerol.

    Bracken scheint was für Kandell übrig zu haben. Wobei, wir sind ja in New England, da wundert mich eh nichts weiter. Er schleppt ihn zu einem Psychologen.
      „Hallo Doc.“
      „Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, Sie sollen mich nicht Doc nennen. Ich bin Psychologe, doch kein Mediziner.“
      Zu Kandell gewandt spricht der Do…Psychologe:
      „Wir versuchen, eine psychologische Analyse von dem Mörder zu machen.“
      „Ich kenn den Mörder nicht...oder doch?“
      „Vielleicht, aber ohne dass Sie es wissen.“
      Meine Zähne verkeilen sich derweil schmerzhaft in der Tischplatte, während draußen der Regen an die Scheibe hämmert, die von innen ob meiner schon vergossenen Tränen der Verzweiflung ganz beschlagen ist…

    Der Lt. Quatscht mit einer blonden Polizistin (die mal Tennis gespielt hat, schau an…). Er will sie in der Uni einschleusen.
      „Ist es gefährlich?“
      „M-hm, sehr.“
      „Guuut, dann mach ich’s! Ich langweil mich hier wirklich zu Tode!“
      „Typisch. Man setze ein aktives Mädchen in ein Büro, lasse sie sechs Wochen Akten ordnen, und sie macht freiwillig fast…alles.“
      Kandell soll sie (Mary ist der werte Name) im Auge behalten.
      „Auf ihn ist Verlass, er ist ein guter Bursche. Uns sind die Hände gebunden, wir haben niemand anderen, der Sie schützen kann. Ich trau ihm. Er ist zuverlässig.“
      Woher nimmt Bracken diese übermenschliche Menschenkenntnis? Und wieso sind denen die Hände gebunden? Steht es so schlecht um die Bostoner Polizei? Ein wichtiger Mordfall, und die haben kein Personal für? Sind etwa alle mit dem Sortieren von Akten beschäftigt? Fragen über Fragen. Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn es wieder heißt: Mir fliegen Brüllmakaken aus dem braunen Salon…

    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle nur mal kurz anmerken, dass der Film erst in der 38sten Minute ist…

    Eine Reporterin bedrängt Lt. Bracken. Da sei doch was im Busch. Er dementiert alles und verweist sie an Mary. Warum? Das weiß wahrscheinlich nicht mal er selbst.

    Der Campus. Ein spannungsgeladenes Tennisspiel. Wobei…Moment. Nein, ist doch keine Spannung, nur meine Blase, die sich meldet…dem kann geholfen werden…Augenblick…
      So. Tennis. Ja. Mary vs. Irgendsoeineunitussi. Natürlich gewinnt Mary, sie ist ja auch ein Tennis-Ass. Nach dem Spiel ertönt der Siegesmarsch, als hätten wir die WM doch gewonnen. Als der Dekan sich an Mary ranschmeißt, um mit ihr mal einen Tee zu trinken (…jaaaaa), taucht die Reporterin auf. Sie spricht ihn auf die Morde an.
      „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Nichts, nichts, nichts ist passiert. Nichts Außergewöhnliches.“
      Ja ja ja, bedenken Sie! Nichts, nichts, nichts, aber auch rein gar nichts! Bedenken Sie, werter Zuschauer, bedenken Sie! Wenn Sie kein Hirn im Schädel ihr Eigen nennen, dass kann bei diesem Film nur von Vorteils ein, bedenken Sie!

    Jetzt ist es mal wieder an der Zeit, die schwarzen Handschuhe beim Puzzeln zu zeigen.

    Wieder mal der Übungsraum. Eine einsame Aerobic-Amsel strampelt sich bei schwülstiger Rammel-Mucke einen von der Hüfte. Hinter der Tür schnauft Darth…der schwarze Mann. Irgendwie kriegt sie mit, dass da was am köcheln ist, und so zieht sie sich hastig bei Spannung suggerierender Pseudo-Goblin-Musik an. Man glaubt fast, gleich stürmen Peter und Roger zur Tür rein, verpassen ihr einen sauberen Headshot und sagen: „Hier gibt es nichts mehr zu tun!“
      Hastig sucht die Dame das Weite. Schwarze Schuhe verfolgen sie gemächlich. Als sie an einem Aufzug ankommt, steht der MIB dann auch schon vor ihr.
      „Ach, Sie sind’s. Sie haben mich erschreckt!“
      Sein unauffälliger Aufzug erscheint ihr nicht suspekt. Ebenso wenig die gelbe Kettensäge, die er hinter seinem Rücken verbirgt.
      Hat die Polizei das Ding eigentlich nicht mitgenommen? Oder hat er die im Sechserpack gekauft?
      Im Aufzug sägt er ihr dann locker-flockig den Arm runter. Sie schreit. Kann man verstehen.

    Kandell, der an seinem Motorrad rumschraubt, hört den Schrei. Mit zwei Cops im Schlepptau eilt er zum Aufzug. In diesem liegt lecker Geschnetzeltes. Den einen Cop, der fröhlich kotzt, schickt er ins Hausmeisterbüro, um zu telefonieren. Er möge den Lieutenant anrufen. Und nicht vergessen, die Null vorzuwählen.
      Kurz darauf ist Bracken auch schon da. Kandell zu ihm:
      „Schon wieder eine, Lieutenant! Er hat ihr die Arme abgesägt, der Bastard!“
      „Den holen wir uns. Den holen wir uns.“
      Er bittet Kandell, besonders auf Mary aufzupassen.
      „Ich weiß, ich erwarte außergewöhnlich viel von Ihnen. Aber es geht hier um gemeinsten Mord!“
      Aber so was von gemein auch, da kriegt man die Tür vor lauter Wetterumschwung nicht mehr zu.

    Nacht. Kandell liegt mit einer Uni-Tussi in der Koje. Plötzlich wacht sie aus einem Alptraum auf. Schreienderweise.
      „Mach doch nicht so einen Aufstand! Bist du verrückt?“
      Ja, ein Mann, der die Frauen versteht…
      „Ruhig, wir fliegen sonst raus! Jeder muss doch denken, du seiest mit Kettensägen-Charlie im Bett!“
      Er steht auf und geht mit hängendem Lulli ans Fenster. Dort sieht er Mary, die mit einer Taschenlampe umherstreift. Pflichtbewusst zieht er sich die Hose über den blanken Hintern.
      Derweil schnauft draußen im Grünen wer heftig.
      Und er hat eine Säge.
      Der Schnaufer eilt.
      Mary auch.
      Als plötzlich…“John, eine Bärenfalle!“
      …oh, sorry, falscher Film…
      Als plötzlich ein Asiat mit bös Kung-Fu aus der Hecke schnellt und Mary attackiert.
      Ein Tritt in seine Glückskekse sorgt für klare Verhältnisse.
      Dann hören wir ein Rattern. Der Säger? Nein, es ist Kandell, der auf seinem Esel daher geritten kommt.
      „Was ist passiert?“
      „Er hat mich angegriffen. Ich war besser.“
      Jaaaaaaa……
      „Oh, hallo! Das ist mein Kung-Fu-Lehrer! Was ist los, Chow?“
      „Uh, ich flöhlich joggen, und plötzlich ich tot an Elde. Magenschmelzen, von Flühlingslolle…odel Chop-Suey. Wiedelsehen, wiedelsehen!“
      „Gute Nacht!“  
      Und el joggt von dannen. Hä? Führte Eli Roth hier Gastregie? Anders kann ich mir diese Szene schwerlich erklären. Was zum Geier…?
     
    Die Reporterin ist auch unterwegs in dieser Nacht. Schwarzschuh auch. Schließlich wird sie auf dem neuen Wasserbett, auf dem man rauchen und kommen kann, man fasst es kaum, erstochen. Wobei jeder zweite Stich nicht in sie, sondern ins Bett geht. Das sorgt dann für die Rote Flut. Aber kein Swayze in Sicht weit und breit. Dafür sieht man aber, dass die Messerspitze beim Todesstoß deutlich am Hals vorbeigeht. Die Spitze kommt dennoch aus ihrem Mund raus. Das übersteigt meine Kenntnisse in Quantenphysik bei weitem

    Der große böse schwarze Schnaufer schaut sich eine (sich noch bewegende) Leiche in seiner Kammer an. Und er puzzelt mal wieder. Ravensburg würde sich freuen.

    Nach einem spannenden…na, nach dem Tennis duscht ein Mädel. Selten so hässliche Wandfliesen gesehen wie hier, meine Fresse. Boston…pff…
    Danach gibt es kurz Full-Frontal-Nudity-Alert, was sogleich den Schnaufer auf den Plan ruft.
      „Sie?“
      Ja. Er.
      Sie flieht, schließt sich ein, er sägt sich durch die Tür, sie pinkelt in die Trainingshose, er sägt ihr die Pfunde unter dem Bauchnabel weg.

    Zur gleichen Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis: Mary und Kandell trotten mit Tennissachen übers Gelände. Dabei treffen sie auf den Bud Spencer der Hölle. Und der schaut heute auch wieder bös, der Mann…
      Na, jedenfalls findet Kandell die Leiche. Als auch Mary sie sieht, fragt er sie:
      „Ist sie…?“
      Na was auch sonst? Sie wurde halbiert, das ist nicht sonderlich gesundheitsfördernd. Und `nen schlanken Fuß macht’s auch nicht.

    Das war mal wieder eine gaaanz fiese Tat, gemeinster Mord sozusagen, deswegen ist Lt. Bracken auch am Telefon (der Sgt. am anderen Ende) ganz doll aufgebracht.
      „Er hat das arme Mädchen zersägt, während sie noch lebte! Begreifen Sie, was das Mädchen durchgemacht hat? Sie hat noch gelebt, um Christi Willen!“
      Ja, das hat man so an sich, bevor man tot ist. Soll vorkommen. Hab ich mal gehört. Irgendwo.

    Mary sucht den Dekan Zuhause auf. Er hatte ihr ja mal einen Tee angeboten. Sie bevorzugt allerdings Kaffee, welchen sie auch bekommt. Mit ordentlich K.O. Tropfen drin.
      „Hier ist Ihr Kaffee. Leider nur Instant-Kaffee. Es tut mir leid.“
      „Mmh, er ist gut! Ich liebe Milch!“
      „Natürlich. Wir sind in New England. Die Milch ist gut.“
      Nach diesem Dialog schaltete ich kurz auf Pause, nahm die U-Bahn, fuhr in den Taunus und schrie ein paar unschuldige Bäume an. Nachher tat mir das leid, aber im Leben muss man eben auch mal Opfer bringen…

    Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren! Im Kartoffelkeller sitzt Sgt. Holden und wälzt Akten durch. Schon seit 23 Stunden. Sagt er. Der Kerl ist härter als Jack Bauer. Ob das die Akten sind, die Mary sechs Wochen lang sortiert hat?
      Kandell soll ihm bei der Suche helfen.
      Und ja, klar, er findet sofort einen Hinweis. Eine Namensänderung. Holden ruft mal kurz beim F.B.I. an.
      „Ach, verdammt, zum Teufel! Jetzt geht’s ans Eingemachte! Der Dekan ist es. Seine Mutter wurde bestialisch ermordet, als er Kind war. Das hat ihm den Geist verwirrt.“
    Das schafft dieser Film auch, und das ohne allzu viel Mühe.  
    Sofort macht man sich auf, den Dekan festzunehmen.

    Derweil ist Mary nach dem zweiten verfeinerten Kaffee recht benebelt und liegt ermattet auf dem Sofa. Der Dekan packt ein übelst großes Messer aus.
      Vor der Tür finden sich unsre Spitzenermittler samt Kandell ein. Bracken klopft mehrfach an die Tür, schmeißt Kandell an die Wand und schießt dreimal auf das Türschloss. Dieses scheint das alles nicht weiter zu interessieren, und es weigert sich konsequent, irgendeine Form des Schadens aufzuweisen. Dennoch kann Bracken die Tür nun öffnen.
      Mary scheint allein zu sein. Während Kandell und Bracken sich um sie kümmern (und sie vollzusülzen), durchsucht Holden die Wohnung. Wobei sich die Durchsuchung darauf beschränkt, mal kurz aus dem Bild zu verschwinden. Wahrscheinlich war er nach 23 Stunden Akten wälzen auch schon etwas ermattet in der Pupille.
    Dass der Dekan hinterm Vorhang steht (auf den Mary auch ständig mit aufgerissenen Augen starrt) fällt keinem auf.
      Als Kandell Mary schließlich nach draußen bringen will, schmeißt sich der gemeinste Mörder auf ihn und droht, in gemeinst zu messern. Doch hossa, Bracken hüpft coolst zur Türe herein und verpasst dem Dekan ein drittes Auge. Kopfschießenderweise. Da hilft auch keine gute Milch mehr.

    Schließlich findet man noch hinter einem Bücherschrank eine Geheimkammer, aus der eine Blondine herausfällt. Sie wurde offenbar aus den geklauten Leichenteilen zusammengepuzzelt und sieht entsprechend unerotisch aus. Und als sie dann so tot daniederliegt, von einem Leichentuch bedeckt, und Kandell nach seiner Jacke greift…ja, da schießt ihr Arm doch tatsächlich unter dem Tuch hervor und zerquetscht Kandell unangenehm tomatenmarkig seine byzanthiner Königsnüsse. Wenn das mal keine Freude ist…

    Ach ja, der Film ist dann vorbei.


    Lionel

    • Gast
    Ich durfte es ja schon vorab genießen..unglaublich, Pierre :!:  :lol:  :shock:

    An alle: Schaut euch diesen Film an! Oder besser: wir schauen ihn alle zusammen aufm nächsten Treffen :evil:


    Online Thomas Covenant

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      Pierre, du hast ja ne brutale Motivation :lol: .


      Offline Necronomicon

      • Die Großen Alten
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        Höhö, das ist ja mal ein Ding hier  :D
        Ich glaube, den werd ich mir mal schnellstens besorgen  ;)


        Offline Elena Marcos

        • a.k.a. Dirk
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          • Come on in ... hahahahahahahahahah
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          Ich hab diesen Klassiker des schlechten Geschmacks Schon. Herrlich... beim lesen, weiß ich schon was beim nächsten Videoabend auf den Tisch kommt...

          "Wir laufen keinen Trends hinterher, wir SETZEN welche!"


          Online Max_Cherry

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            Zitat von: "Lionel"
            Ich durfte es ja schon vorab genießen..unglaublich, Pierre :!:  :lol:  :shock:

            An alle: Schaut euch diesen Film an! Oder besser: wir schauen ihn alle zusammen aufm nächsten Treffen :evil:


            Das machen wir, klingt ja echt mal sehr lustig.

            Pierre, das Review ist der Hammer, beim Lesen bleibt kein Auge trocken.