Dünenlauf Sandhausen 2011oder...
Im Wettkampf kommt es doch wieder alles anders....
Dieses Jahr bin ich zusammen mit meinem Laufkumpel am Start gewesen.
Für ihn ist es der erste Lauf hier, ich habe hier letztes Jahr meine offizielle Bestzeit auf 10km (46:02) erreicht.
Die Nachmeldung kurz vor dem Start war wie auch letztes Jahr überhaupt kein Problem und innerhalb von 2 Minuten erledigt.
Erstaunlicherweise zieht der Himmel mit lauter grauen Wolken zu und es wird auch verdammt windig. Ehrlich gesagt ist mir sogar etwas kalt. Gut dass ich nur das Laufshirt und nicht das Trägershirt genommen habe. Diesmal stehen wir auch weiter vorne, nur ein paar Meter von den Profis entfernt.
Außerdem werden heute meine schönen, orange-grellen leichten Rennschlappen (Bild weiter oben im Thread) im Wettkampf eingeweiht.
Direkt nach dem StartIst es trotzdem etwas eng, da das kurze Stück der Hauptstraße in Sandhausen kaum dazu ausreicht, die über 300 10km Läuferinnen und Läufer auseinanderzusziehen. Außerdem kommt danach ein Stück durch einengere Gasse mit 2, 3 schnellen Richtungswechseln und auch dem ein oder anderen geparktem Auto.
Ich komme dann aber gut vorbei und finde gefühlt mein Tempo. Mein Laufkumpel läuft noch neben mir, beginnt sich aber schon langsam weiter nach Vorne zu orientieren.
km 1 in 4:12Oh
Das ist etwas zu schnell. Ich beschließe minimal nach Unten zu korrigieren.
Raus aus dem Ort,durch ein kleines Spalier aus freundlich anfeuernden Zuschauern hindurch in den Stadtwald.
Ich versuche mein Tempo zu sabilisieren und ziehe aber trotzdem an dem einen oder anderen Läufer vorbei.
Mein Kumpel hat sich in der Zwischenzeit schon 5-6 Meter abgesetzt.
Huch da kommt ja schon km 2
km 2 in 8:06WTF?
Da muss doch das Schild falsch stehen, oder? Das ist viel zu schnell, das halte ich nicht durch.
Nach einer ehrlichen Überprüfung meiner gefühlten Anstrengung bemerke ich dass mir auch überhaupt nicht mehr kalt ist, mir ist verdammt warm und die Beine und die Pumpe geben auch schon Signale das dass hier mein Limit ist. Ok Tempo raus, sonst endet das in einer Katastrophe. Ich hänge mich an eine hübsch anzusehende Läuferin vor mir und versuche mich etwas einzupendeln.
km 3 in 12:34Puh, ok. endlich wieder in anderem Tempo unterwegs. Zwar immer noch sehr schnell und auch fordernd, aber nicht kurz vorm Abschuss.
Ich folge weiterhin der Dame durch den Wald. Ein zwei schnellere Läufer von Hinten überholen uns, sonst passiert nicht viel aufregendes.
km 4 in 17:09Leider schwächelt die Dame vor mir ein wenig und ich ziehe an ihr vorbei und laufe recht allein. Die nächste Gruppe vor mir ist gut 10 Meter entfernt. Vorerst belase ich es einfach dabei und versuche das Tempo zu halten. Denn ehrlich gesagt melden die Beinchen jetzt schon Protest gegen dieses Tempo an. Kurz vor km 5 noch eine Getränkestelle. Ich schnappe mir im vollen Lauf einen Becher Wasser, verlangsame ganz kurz, schwappe mir einen Schwall in den Mund, entlasse während dem Laufen langsam die überflüssige Luft aus dem Mund und schlucke runter. Gut dass ich langsam wenigstens gelernt habe im Laufen zu trinken ohne mich gleich zu verschlucken. Ist bei dem Tempo aber gar nicht einfach. Der Rest kommt über den Kopf/Hemd und weiter gehts.
Währenddessen passiere ich
km 5 in 21:37Ok, zu Lachen gibt es jetzt aber wirklich nichts mehr. Die kleine Rampe zur Brücke über die A5 verlangt mir in dem Tempo echt alles ab und auch die Beine fühlen sich schon weich und gummiartig an. Oben auf der Brücke angekommen brennen sowohl meine Beine als auch die Lunge. Bergab auf der anderen Seite lasse ich es etwas lockerer angehen um etwas Kraft zu tanken für die letzten Kilometer, denn ich bewege mich hier dauerhaft im orangenen Bereich.
Durch den nun folgenden Wald werde ich auch ein paar Mal überholt. Aber mir kommtbeim Atmen und versehentlichen Aufstoßen schon die Galle hoch die meinen Gaumen verätzt. Zumindest scheine ich mich wirklich ernsthaft anzustrengen.
km 6 in keine Ahnung mehrIch habe das Schild zwar gesehen, kann mich auch noch erinnern auf die Uhr geschaut zu haben, aber das was ich da gelesen habe hat irgendwie nicht den Weg in mein Gehirn gefunden.
Ich realisiere nur, dass ich schon mit einem gewissen Tunnelblick laufe. An ein paar Feldern kurz vorbei hefte ich mich an einen der mich zuvor mal überholt hatte nun aber scheinbar schwächelt. Eine kleine dünne und drahtige Dame, die mir nicht mal bis an die Schulter reicht überholt uns beide und sieht dabei nicht mal angestrengt aus.
Frechheit.
Nach einer Kurve und einer weiteren langen Geraden fliegen wir an km 7 vorbei.
Diesmal war ich so schlau einfach den Rundenspeicher an der Uhr abzudrücken.
Daher weiß ich auch jetzt genau, dass ich
km 7 in 30:57,5 passiert habe.
Ok, ich habe die letzten 2 km ordentlich nachgelassen. Genug erholt! Jetzt langsam wieder anziehen, Alex. Go! Nur noch läppische 3 Kilometer.
Die beiden die mich vorhin überholt habe, sammle ich gerade wieder ein. Sehr gut. Aber andererseits stehen die Anzeichen im Oberbauch und an der Seite auch auf Schmerz und Krampf. Zwei andere Läufer ziehen neben mich kurz vor mich. Ok, an die hänge ich mich dran..... was mir auch gelingt.
Wieder rüber über die namensgebende Sanddüne und durch bei
km 8 in 35:xx Ich bleibe an meinen beiden Tempomachern dran. Irgendwie scheint es sich aber nur um einen Tempomacher zu handeln, denn einer der beiden keucht noch schlimer als ich selbst, wohingegen der andere nicht besonders angestrengt wirkt. Wir geben nun echt richtiges Tempo und ich habe das Gefühl, dass in meinem Brustkorb ein kleiner wütender Gnom sitzt der mir von Innen wütend gegen den Solar Plexus tritt. Das tut nun echt richtig weh. Aber es hilft alles nichts. Zähne zusammen beißen und auf eine Endorphin Durchflutung hoffen.
Von Vorne ertönen Jubelrufe. Ja, da kommt wieder der Ort. Beflügelt durch die Anfeuerungen der Zuschauer beschleunigt unser Tempomacher.
Ich bleibe dran und wir lassen unseren dritten Mann leider zurück. Hinein auf die lange Straße in den Ort. Da kommt
km 9 in 40:02Yes!
Nur noch durchhalten, nur noch durchhalten, durchhal..aua..ten, durchhalten.
Zu viel mehr Gedanken bin ich nicht mehr fähig. Ich weiß nur dass ich auf Bestzeitkurs bin, wenn ich nicht nachlasse. Was sich einfacher anhört als es ist.
Keine Ahnung was die nächsten 600 Meter passiert, ich erlebe das irgendwie nur traumhaft. Erinnern kann ich mich nur an den blöden Hügel zur Verkehrsberuhigung, der mir wieder voll in die Beine fährt und mir trotz seiner nur 20-30 cm wie ein weiterer Berg vorkommt. Mein tempomacher hat inzwischen gut 5 Meter gewonnen und scheint in den Endspurt zu schalten.
Oha, da kommt die kurze Schikane. Danach ist es doch nur noch 100-200 Meter durch die Hauptstraße bis zum Ziel oder?
Ich biege um die Kurve, erkenne die Hauptstraße und gebe nochmal alles was drin ist.
Wieder einmal ist der Zielbereich für solch einen kleinen Lauf erstaunlich gut gefüllt und man wird von gut hundert Leuten nochmal frenetisch angefeuert.
Ich kassiere noch 2 Läufer und lege mich in die letzte Kurve zum Zielbereich auf dem Platz.
Der Kommentator der durch die Lautsprecher brüllt hat sich auch noch mich ausgesucht.
"Und da kommt der Alexander vom Team Stolpervogel"
Letzte Sprintschritte in den Zielkanal, auslaufen, Uhr stoppen, Nummer gescannt und weiter.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir definitv einen neue Bestzeit.
Wie Gefühle doch täuschen können.
Hinten steht schon mein Laufkumpel und wirkt wieder ganz entspannt. Nach nem Becher Wasser kann ich aber auch schon wieder normal denken und reden.
Außerdem steht im Zielbereich weder einmal der Autor und Läufer Marcus Imbsweiler. (dessen Heidelberg Krimis ich sehr schätze)
Laut der offiziellen Ergebnisliste ist er insgesamt zweiter geworden, mit einer 34er Zeit.
Und hier die offiziellen Ergebnisse:
Zeit: 44:25,6 Platz 69 von 235 Läufern bei den Männern.
Platz 8 von 29 bei den Läufern in der Altersklasse M30 (30-34)
Mein Laufkumpel meinte zwar er hätte sich bis km 5, 6 übernommen und dann eingebüßt, aber da er sogar noch knapp unter 42 Minuten geblieben ist, auch eine neue Bestzeit erreicht.
Ja und wenn ich nun die Ergebnisliste sehe, hätten wir wohl noch auf die Siegerehrung warten sollen.
Denn mein Laufkumpel hat in unserer Altersklasse (M30) den zweiten Platz geholt.
Ja, die Strecke und das Ambiente beim Dünenlauf liegt mir und ich laufe da echt gern.
Damit wäre auch mein nächstes läuferisches Ziel erreicht.
Die 10 km in unter einer dreiviertel Stunde.
Erstaunlicherweise habe ich heute nur minimalste muskuläre Nachwirkungen trotz der neuen Bestzeit und den ganzen Sieger-Bierchen gestern.
Werde jetzt mal meinen Laufkumpel anrufen und vieleicht machen wir noch ein kurzes Regenerations-Läufchen.
(Ich weiß wie krank das klingt
)