Filmreviews: Chopper, Equilibrium, Mutant Aliens etc...

Gast · 9 · 1735

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Grobi

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So...als Einstand etwas aus meiner Schublade...;)...

"Chopper" von Andrew Dominik

Mark Brandon 'Chopper' Read - ist einer der bekanntesten australischen Strafgefangenen, der immer wieder mit spektakulären Aktionen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und dadurch auch der Medien auf sich zog. So lädt schon sein Spitzname zu freimütigen Interprationen ein, die einerseits auf eine seiner beliebten Folter-Praktiken, dem Zehenabschneiden, basieren oder auch dem Umstand zurückzuführen sein könnte, dass er sich von einem Mithäftling die Ohren abschneiden ließ, um in einen anderen Knast versetzt zu werden.

Der Film ist eine freimütige Interpretation des Lebens von Chopper. So wird schon im Vorspann drauf Wert gelegt, das dies keine Biographie sei. Trotzdem ist "Chopper" in seinem Realismus ein extrem beklemmender Film geworden, der sein Potential gänzlich aus der Darstellung von Eric Bana bezieht. Wem - wie mir - der australische Schauspieler lediglich als "Hulk" näher bekannt ist, dürfte nach "Chopper" große Augen machen: der Junge ist ein regelrechtes Schauspiel-Monster!
Es braucht schon einiges an Präsenz und Können, um mit einer Allerwertsoptik die Christopher Walkens und William Dafoes dieser Welt die Show zu stehlen. "Chopper" funktioniert da als Bana-Vehikel perfekt - eine der besten Performances, die ich seit langem gesehen habe...großes Schauspiel! Bana gibt den Psychopathen als wandelndes Minenfeld. Schizophren. Cholerisch. Krankhaft Eifersüchtig. Unberechenbar. Gewaltätig. Und trotzdem gibt es Momente, in denen man so etwas wie Mitgefühl entwickelt, wenn durchschimmert, das Chopper eigentlich das Opfer seiner Launen ist.

Die Regie ist in der ersten Hälfte, die im Gefängnis spielt, sehr konzentriert und scheut sich nicht vor eindringlichen Gewalt-Darstellungen. Wenn Chopper von seinem Mithäftling Jimmy Loughnan quälend lange mit einem Messer attackiert wird, dann ist es nicht in erster Linie ein Mordversuch - Jimmy sticht im wahrsten Sinne des Wortes in ein Wespennest, für das sich Chopper nach seiner Entlassung bitter rächen wird...
Die Inszenierung wird ausserhalb des Knast-Szenarios etwas fahrig, da sieht sich Regisseur Andrew Dominik auch mal genötigt ein paar Regie-Mätzchen einzubauen um den Zuschauer bei Laune zu halten, aber die verspielten Zeitraffer-Aufnahmen und der erzählerische Aussreisser beim Reim-Finale fallen nicht wirklich störend auf, im Gegenteil, auch wenn man die Dichte & Konsequenz der ersten Hälfte vermisst.

Auf jeden Fall großes Kino mit einem - man kann es nicht oft genug sagen - unglaublichen Eric Bana!
Wer sich für Schauspiel begeistern kann und sich nicht von hässlichen Covers abschrecken lässt ist mit "Chopper" sehr gut bedient...


"Mutant Aliens" von Bill Plympton

Es gibt sie doch noch, die kleinen Schätzchen in der örtlichen Videothek! Ich war nicht wenig erstaunt den 2. Spielfilm des Animatoren aus dem Comedy-Regal fischen zu können - wenn auch auch die DVD keine besonders lohnende Anschaffung für die Videothek sein dürfte.
Bill Plympton! Für Simpsons-Erfinder Matt Groening ein "Gott", dem Normalsterblichen wohl vorwiegend aus zahlreichen MTV-Clips bekannt, in denen sich verliebte Pärchen zum Küssen auffressen oder sich ein Mann beim Entfernen eines Nasenhaares im wahrsten Sinne des Wortes das Fell über die Ohren zieht. Bills Werke sind von einem skurillen und makaberen Humor geprägt, die ihren Reiz aus einer völlig entfesselten Visualisierung beziehen. Der Anarchist unter den Animatoren geht dabei extrem konsequent zur Sache und zeichnet immer alle Cels selbst! Wie auch bei seinem letzten 70minütigen Spielfilm "Mutant Aliens".

Die Raumfahrt des berühmten Astronauten Earl Jensen wird durch den Raumfahrtsindustrie-Tycoon Dr. Frubar sabotiert und gilt daraufhin als verschollen. 20 Jahre später landet er wieder auf der Erde um sich mit einer handvoll Aliens an seinem Peiniger zu rächen. In diversen Rückblenden erläutert Earl seiner mittlerweile stattlich herangewachsenen Tochter die Odysse durch das All und somit den Ursprung seiner Alien-Freunde...

Bill bleibt sich treu - es wird so ziemlich alles aufgefahren, was nicht mal in den härtesten Animes selbstverständlich wäre. Wenn das Bild mal nicht von Sex, Splatter, Sodomie o.ä. dominiert wird, stichelt man gerne gegen den amerikanische Patriotismus oder die Konsumgesellschaft. Diese völlige Autonomie und Unabhängigkeit von Produzenten oder sonstigen Auflagen machen Bills (Kurz-)Filme immer wieder zu einem Erlebnis für jeden Animations-Film-Liebhaber. Sicherlich gibt es viele, denen der Stil zu krude, die Ideen zu abstrus und bizarr sein könnten. Flüssige Animationen im Stile eines Disney-Films sollte man ebenfalls nicht erwarten, aber wen stört es wenn der Filmemacher mit ganz offensichtlicher Lust & Freude seine Protagonisten auf alle nur erdenklichen Weisen deformiert bzw. abstrahiert. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, ein "Trickfilm-Fanzine" anzuschauen. Diese Freiheit ist Plymptons größter Trumpf - er weiss das und nutzt sie ausgiebig.

Ich war schon immer ein großer Fan von Bills Filmen und seinem Zeichenstil. Vielen ist er wohl etwas zu skizzenhaft und sperrig, trotzdem findet er immer wieder spannende Einstellungen und versucht zum Glück erst gar nicht Disney, Animes o.ä. zu imitieren, die verglichen damit optisch schon eher als bieder auffallen.
Trotzdem bleibt "Mutant Aliens" nicht nur wegen des wenig jugendfreien Inhalts nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Man muss schon ein Faible für Animation bzw. Zeichenkunst haben um sich durch den Film "durchzuarbeiten". Die Interessierten werden dafür allerdings reichlich belohnt! Ich find' den Film ganz große Klasse und hab' sowas lange vermisst...

Ein paar Worte noch zu den Extras auf der DVD, die wirklich spannend sind. Neben dem üblichen Trailer und Musikvideo, die eigentlich nur Zusammenschnitte der spektakulärsten Szenen sind, gibt es auch ein einstündiges, untertiteltes Interview mit dem Meister, das mal wirklich aufschlussreich und interessant ist. Dazugepackt wurde noch der Kurz-Film "Eat". Etwas bodenständiger als der Hauptfilm, trotzdem eklig, böse, klasse. Das größte Manko der DVD dürfte allerdings das Produktions-Tagebuch zu "Mutant Aliens" sein, in dem Bill zu Beginn einem dem Sabber aus den Ohren kommen lässt, wenn er ankündigt alle Produktions-Prozesse zu dokumentieren, vom Model-Sheeting über den Schnitt bis hin zur Film-Vermarktung, nach dem vierten Kapitel der Figuren-Animation aber bereits abbricht. Natürlich bleibt es hochinteressant, wenn der Zeichner einen durch seine Rumpel-Kammer - die er Studio nennt - führt und man dem Meister beim Animieren über die Schulter gucken darf. Da präsentiert sich der Junge als wahnsinnig guter Zeichner der seine Zeichungen mit einer Lässigkeit hinwirft, dass man neidisch werden könnte - aber bei mittlerweile 60.000 Cel-Zeichnungen sollte sich auch so etwas wie Routine eingespielt haben. Es bleibt ein fader Nachgeschmack, dass das Tagebuch eher eine Appetizer bleibt, aber das macht die DVD nicht schlechter - ich denke, die DVD dürfte für jeden hier im Forum sehr interessant sein!


Apropos Bill Plympton:

"Die Frau meines Lehrers" von ...vergessen

Diese recht biedere Teenie-Love-Komödie hätte eigentlich keine Existenzberechtigung, wären da nicht zwei Faktoren: Jason London spielt einen jugendlichen Freizeit-Comiczeichner, der (zufällig) Mathenachhilfe bei der attraktiven Frau seines verhassten Mathe-Lehrers nimmt - und alleine die bildliche Präsentation, dass sich "Mega-Babe" (Waynes World) Tia Carre für einen Comiczeichner erwärmt ist schon erwähnenswert ...finde ich. ;) Da hat der Film auch ein paar lockerflockige pikante Einstellungen parat und mann ist dankbar. Der zweite Grund das der Film nicht komplett ins Bedeutungslose abdriftet sind die sporadisch auftretenden Trickfilm-Comic-Sequenzen eben von Bill Plympton. Seine Szenen sind zwar ungewöhnlich zahm & gefällig, natürlich aus Rücksicht auf eine lukrative Alters-Freigabe, bleibt aber seinem Stil treu und ist für Fans daher auch recht empfehlenswert...das war's dann aber auch schon.


"Equilibrium" von Kurt Wimmer

Na hoppla, was ist das denn? Seit "Der blutige Pfad Gottes" dürfte kaum ein Film so offensichtlich als Geheimtip in der Videothek gehandelt werden, wie Wimmers Mix aus "Gattaca" und "Matrix"!
Nach dem üblichen atomaren Weltkrieg (*gähn*) sind Gefühle verboten. Getreu dem Motto: Opium für's Volk werden die Menschen durch eine Droge ihrer Gefühle betäubt um nicht abermals Kriege o.ä. zu riskieren. Jeder Verstoß gegen die geraubte Sinnlichkeit wird mit nicht weniger als dem Tod bestraft. Dabei leisten die "Kleriker", eine Art Sci-Fi-Gestapo, durch eine hocheffiziente Kampf-Technik brutalste Arbeit in der Aufklärung von "Sinnlichkeits-Verstößen". Der Beste unter den Klerikern gespielt von Christian Bale muss eines Tages auf seine tägliche Dosis verzichten, beginnt zu fühlen - und zu rebellieren.
Die Grundidee ist an sich reizvoll und wurde auch sehr ansprechend umgesetzt. Für eine Direct-to-Video-Veröffentlichung ist der Film ungewöhnlich oppulent und stilsicher ausgestattet. Allerdings verlässt sich Wimmer nicht ausschließlich auf seine Geschichte, was sich als gute Entscheidung herausstellt: da eigentlich nie die Tiefe eines "Gattaca" in diesem Film erreicht wird punktet die Regie mit ungewöhnlichen Action-Sequenzen, die ihren Ursprung zu 100% aus "Matrix" beziehen, aber originell verpackt wurden. Die Reduktion einer Kampf-Philosophie auf geometrische Grundsätze bietet eine hervorragende Basis für einfallsreiche Shoot-Outs und grimmiges Gepose. Wimmer verzichtet dabei auf digitale Trickes und inszeniert die Kämpfe ausschließlich mit Kamera, Schnitt, Geschwindigkeit und Beleuchtung und lässt eine Darsteller auf der Erde. Durch den Verzicht jeglicher CGI-Kapriolen behält der Film eine gewisse "Ehrlichkeit", die dem Matrix-Nachfolger gut gestanden hätte - "Equilibrium" ist da der eindeutig bessere "Reloaded". Auch wenn die Action nicht immer 100% zu überzeugen mag - so sind einige Kämpfe zu ausgedehnt und wirken dadurch schnell albern, ebenso der plötzliche und völlig unpassende Einsatz von John Woo-Elementen wie Zeitlupe + ochestraler Musik während eines Fights - bleibt "Equilibrium" ein spannender, schön fotographierter kleiner Fetzer der mehr macht Spaß macht als so manche Action-Großproduktion der letzten Monate...


Offline ap

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    heeeeeeeey, doch nochjemand der was mit Mutant Aliens anfangen kann, dachte schon ich währe der einzige der den FIlm kennt ;)
    http://www.horror-forum.de/forum/viewtopic.php?t=963&highlight=mutant+aliens

    ist aber auch ein geiler Film!!!!  8)



    Grobi

    • Gast
    Equilibrium is' tatsächlich schon recht populär, aber der Text entstand auch schon vor Monaten für ein Board, das mit Filmen nicht sooo viel zu tun hat.

    Ap - die Rezi kenn' ich! Wenn Du Plympton magst, auf www.atom-films.com (?) gibt's ein paar Kurzfilme vom ihm...

    Grüße!


    Lionel

    • Gast
    Oha, hier gibts ja doch ein Review von "Equilibrium", aber im Paket. Kennt jemand den "Mutant Aliens"? Hab den mal beim Alex gesehen und fand ihn nicht schlecht.


    Equilibrium :arrow: 8,5-9/10

    Ja, der war super. Bale hat wirklich fast nur geniale Rollen gehabt bisher. Die Handlung ist vom Grundgerüst her aus Ray Bradbury's "Fahrenheit 451" übernommen (mehr noch als aus Orwells "1984"). Die Thematik fand ich eh immer sauinteressant und er war auch nicht zu übertrieben umgesetzt (hatte schon was im Matrix-Stile erwartet).


    Offline der Dude

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      Offline Max_Cherry

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        Bei dem Thread lese ich gerade "Chopper". Den fand ich nicht übel, Eric Bana spielt großartig. Der wird gekauft, ich muss nur mal dran denken.


        Offline ap

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          Bei dem Thread lese ich gerade "Chopper". Den fand ich nicht übel, Eric Bana spielt großartig. Der wird gekauft, ich muss nur mal dran denken.

          den gabs mal für 3 oder 5 euro oder sowas bei mri inner leihe kan die Tag emal f+ür dich nachsehenswennst magst schic pn.  ;)