Renten und Arbeit in Deutschland

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Hm, ich weiß gar nicht, wohin mit mir - bzw. wo ich anfangen soll: am besten links oben.

Dieses Thema ist eigentlich so mein derzeitiges Kerngeschäft. Viele Sachen muss man hier im Thread einfach trennen. Viele Themenkreise sind stark emotional behaftet. Und leider stelle ich immer wieder im Tagesgeschäft fest, dass manche Emotion durch mehr oder weniger medial geschürtes Halbwissen den Siedepunkt erreicht.

Das ist auch ganz klar eine Frage des eigenen Gehalts. Ich glaube Gunther hat ohne zu übertreiben finanziell nicht die gleiche Ausgangslage wie einige von uns. Darum fällt es (logischerweise) ihm auch viel einfacher zu sagen, ich sorge halt vor und gut ist.

Ich pumpe auch ziemlich genau 200€ jeden Monat in Altersvorsorge und das tut schon arg weh.

Es freut mich persönlich zu lesen, dass ein rel. junger Mensch doch schon mal bereit ist, 200 Euro für die AV zu investieren. Begegnet mir leider heutzutage nur zu häufig. Und ich muss Gunther Recht geben:

Die fetten Jahre sind vorbei, dass ist mal ne Tatsache. ...Aber die jetzige junge Generation wird sich später daran messen lassen müssen, die Zeichen zum heutigen Zeitpunkt erkannt zu haben und die richtigen Massnahmen in die Wege zu leiten.
Das hat für mich schon einen nahezu philosofischen Wert, aber so kenne und schätze ich Ihn  ;) .

Fette Jahre hatten wir nie. Wir haben nur so gelebt. Sobald es den Planern einer Altersversorgung oder einem funktionierenden Sozialsystem gelungen war ein solches zu etablieren, sind andere hingegangen und haben einen Zank vom Zaun gebrochen, der Millionen Menschen das Leben und dem Deutschen seine "Rentenkasse" gekostet hat. Als man damals Geld benötigte, um dem Rivalen einen Schritt voraus zu sein, hat man sich einfach an dem Sparstrumpf Rente bedient. Ob das der WW1 oder WW2 war - egal beides ist wahr. Zwei verschiedene Schnauzbärte hat der Gedanke Rentenkasse nun am Trpf hängend überlebt.

Der WW2 ist nun vorbei. Deutschland ist im Begriff sich zu berappeln. Unser Kölner Konrad baut die deutsche Geldwirtschaft wieder Stückchen für Stückchen auf. 1957 geht der heutige Generationenvertrag zur Grundsteinlegung. Es ist aber wie immer so, der vom Architekten Schreiber entworfene Plan wird nur zum Teil umgesetzt. Als die Defizite aufgezeigt werden lautet der Kommentar: "Wann tritt das ein? Dann bin ich tod." Der Schreiber-Plan dreht Jahre lang seine Runden. Der Rentenstrumpf füllt sich zusehends. Rentenerhöhungen von sogar zweistelligen Prozentbeträgen sind (pünktlich vor ner Wahl) sogar möglich. Der Zugriff der Politik wird ermöglicht. Aus den Mitteln der Rentenkasse werden die Staatsdefizite abgefedert. Die damaligen Wähler sind heute unsere "reichen" Rentner.

Der Rentenkasse ging es in den 80ern nun halbwegs erträglich erkläglich. Wupps, kam jemand auf die durchaus gute Idee, die Geschichte der Mauer nun Geschichte werden zu lassen. "Das kostet den deutschen Steuerzahler keine Mark". Man kaufte einen Staat, über nahm millionenfach dessen Verpflichtung für alle derzeitigen und zukünftigen Rentner die Rente zu "sichern". Mann, muss es dem Deutschen aber gut gegangen sein. Oder war es nur die Wiedervereinigungseuphorie?

Und schon wieder ging ein Teil der Kasse zum Löwen. Heute zahlen alle rentenversicherungspflichtigen Erwerbstätigen in die Rentenkasse ein und das nicht schlecht. Rechnen wir mal gemeinsam, vielleicht mache ich ja auch nen Denkfehler:  :?:  :!:

  • ca. 39.000.000 sozialversicherungspflichtige erwerbstätige
  • 29.304,00 Euro Jahresdurchschnittseinkommen.

Wenn ich nun rechne 39 Mio x 29304,00 x19,5% sind das p.a.222.856.920.000 Euro oder ? Wenn ich nun die aktuellen Zahlen abziehe ( und dabei "lieb" zuwerke gehe) rechne ich mit 12000 Euros Durchschnittsrente und einer Anzahl von 25 Mio Rentner und komme auf Ausgaben von 300.000.000

Wo bleibt die Mark? Man könnte hier den Bundeshaushalt danebenlegen.  :shock:

Schluss mit dem kleinen Exkurs.

Es geht bei den meisten meiner Kunden - und ich habe diese in allen Einkommensschichten - meist an die Wäsche. Das Geld ist meist schon verplant. Klar. Jeder Euro tut weh - auch klar. Wenn ich aber höre, ich kann nix zahlen, weil meine beiden Kinder (8 und 13) und meine Frau und ich je ein Mobiltelefon besitzen mit jeweils einer RE von 50 Euro - sage ich: Es geht nun mal nicht ohne Konsumverzicht.

Gegenfrage willst Du nun über Deine Verhältnisse Leben, aber noch lange nicht standesgemäß dafür aber im Alter Armut leiden (und ich meine WAHRE Armut) oder lieber auf die eine oder andere Sause verzichten und dafür das gesamte Leben nicht berauschend aber befriedigend hinkriegen ?!

Im wahren Leben beschäftige ich mich mit nichts anderem als für andere Leute die gesetzlichen Möglichkeiten auszureizen, Förderquellen anzuzapfen und den Menschen beizubiegen, wie man mit Vermögenswirsamen Leistungen aus 40 Euro 80 Euro macht, ohne dass man spürbar weniger im Netto hat.

Es bringt nichts, dem Vogel Strauss es gleichzutun. Fangt an mit Vorsorge. Und - lasst Euch das immer wieder erkllären, was und warum Ihr das macht. Die meisten LV`s gehen kaputt, weil die Sinnhaftigkeit vergessen wurde. Deswegen das Geld dann genutzt wird um die Malediven heute ein weing genauer kennenzulernen - in der Tat!

Beim Teutates - es geht immer ein wenig, man muss nur den Sinn verstanden haben und das möglichst früh.

Ich beglückwünsche jeden, der seine Möglichkeiten nutzt. der noch nicht wünsche ich den zeitnahen Durchblick.

(Menschen, die mir nahe stehen, erlaube ich mir ein paar unverblümtere Worte - diese werden verstehen und Direktheit vergeben)

Hugh


Ach ja - Gugsch hiä :http://de.youtube.com/watch?v=SgHYj0PP374

« Letzte Änderung: 23. April 2008, 21:26:23 von Stubs-Bändiger »
es ist mir egal, wie Dein Vater heißt - Solange ich angle, rennt hier keiner über`s Wasser!


Ach ja - auch ich war schon mal in der Situation, dass der Fensterkitt für mich das feinste Essen der Welt war. 70 Mark pro Monat als Raucher.... dunkle Zeit :( . Ich denke Ihr habt ein Bild. Heute sieht das keiner mehr. Dickes Haus, Auto, Bauch. Keiner sah die 60-80 Stunden Woche vorher... Hocharbeiten vom Musterefuzzi zum Werksvertreter... Hatte damals gar keine Mittel zum Vorsorgen, keine. heute muss ich umsomehr bluten. Habe da aber keine Möglichkeiten eines selbstständigen. Ergo: Arsch hoch und Zähne auseinander.

Im wahren Leben beschäftige ich mich mit nichts anderem als für andere Leute die gesetzlichen Möglichkeiten auszureizen, Förderquellen anzuzapfen und den Menschen beizubiegen, wie man mit Vermögenswirsamen Leistungen aus 40 Euro 80 Euro macht, ohne dass man spürbar weniger im Netto hat.

ok, dann erklärs mir wie ich aus 40€ 80€ mache, das will ich jetzt wissen  :)

Das hat Gunther nie gesagt, das war ich. Du bekommst Deine PN.

@jason: ich freue mich für Dich, dass Du nun aus relativ gesicherter Position Deine Gedanken machen kannst. Das kann weiß Gott nicht jeder.

Ich habe nur geschrieben, dass hier mehrere Themen miteinander verrudert worden sind:

Diätenpolitik
Rentenpolitik
Grundgedanken über Konsum

Ich habe nur zu 2 Punkten Stellung bezogen.

Zur Diätenpolitik: Ich habe nichts dagegen, wenn die Politikereinkommen offen liegen. Dann kann sich jeder einen Kopp darum machen, ob gerecht oder nicht. Erhöhungen, wie sie in der letzten zeit vorgenommen wurden, haben auch für mich einen eigenen Geschmack. Kann ich eine Meinung zu haben, jedoch ändern - da werde ich nichts dran können. Ich weiß nur eins, ich wollte nicht die Arbeitszeiten haben und ewig im Rampenlicht stehen. Ob die Rentenansprüche , welche sofort vorhanden sind gerecht sind? Für mich def. nicht.

Moralische Werte sind in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich ein Begriff. Das zieht sich linear durch alle Bevölkerungsschichten. Ob Politiker oder Stützenbezieher.

Auch ich muss mit meinen Werten (Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Wahrheit) manchmal meinen Spagat machen. Beispiel: Ich kriege mein Geld, verdiene ich es auch? Ich denke ja. Andere vielleicht nicht ...

Selbst bei einer einfachen Schützenfestprügelei (um einfach das für mich niedrigste zu nehmen) gibts keine Werte mehr. Es wird gekloppt bis zur Notaufnahme. Und so ist es für mich gar nicht mehr so fern, warum nicht die Menschen,die es können, nur danach trachten wie sie ihren eigenen Rucksack am schnellsten mit Geld füllen können.

Jeder Mensch kann sich selbstständig machen. Es sei denn er hat eine weiße Weste. Ein selbstständiger hat einfach einen anderen Kostenapparat.
Ein "Hein Bollo" der im Duisburger Hafen das Moos vom Poller schabt, auch der kann für sich vorsorgen. Er muss es nur verstanden haben, warum. Und da haben wir hier schon die erste Hürde. Die meisten (nicht Ihr hier!!!) verstehen einfach nicht Sinn oder Unsinn des einen oder anderen Vorsorgeproduktes. Sie VERSTEHEN es nicht!
Anders herum glauben aber Menschen, die ein Jahreseinkommen von Brutto 15000 hatten, weil mehr nicht ging, dass sie im Alter auf einmal "reich" werden. "Bei den Eltern (BJ 1920 bis ca. BJ 1938) wars doch so"

Bevor ich es übersehe: Ich bestimmt nicht in der Position mir ein Urteil über die Leute hier anzumassen, ob eine Vorsorge "richtig" oder "falsch" betrieben wird. Gebe aber gerne meine Tips und auch fachliche Infos. Etwas freieres kann ich nicht anbieten.

Peace, luck & tenderness
es ist mir egal, wie Dein Vater heißt - Solange ich angle, rennt hier keiner über`s Wasser!