So in meiner Jugend war ich auch ziemlich auf Horror fixiert (vor allem die Nightmare's haben es mir angetan. Der gute nemesis wird in diesem Thread bestimmt noch unser denkwürdiges Kinoerlebnis reinpacken, hehe)...
Ja, das war in der Tat denkwürdig. 1989. Sascha war 16, ich 17...und
Nightmare 5 ab 18...
Wir hatten die Karten schon...nur wollte uns der Türsteher nicht rein lassen, sondern lieber erst unsere Ausweise sehen. Ich diskutierte ein paar Minuten mit ihm, wir hätten die Ausweise nicht dabei, und wir wären ja wohl kaum so blöd, Kohle für die Karten rauszuhauen, wenn wir genau wüssten, wir kämen nicht rein und so weiter. Ein paar Minuten später saßen wir im kleinsten Popelkino der E-Kinos an der Hauptwache (das "Eden", die Besenkammer unter den Lichtspielsälen...), aber drauf geschissen, wir waren drin und durften Freddy auf der Leinwand bewundern, das war damals echt mal was.
Früher waren die Horrorfilme wohl am interessantesten, denn damals waren sie noch Neuland für uns. Und teils ja auch die verbotene Frucht, weil wir noch nicht wirklich volljährig waren. Man suchte noch nicht wirklich nach Anspruch, vielmehr lotete man die eigenen Grenzen aus, Slasher, Italo-Zombies, Kannibalen. Richtig spannend waren die wenigsten davon. Spannender war die Frage: Was kommt als nächstes? Und will ich das wirklich sehen? Natürlich sah man auch
The Fog oder
Alien, und die
waren richtig spannend, aber auf dem Schulhof machten eher
Tanz der Teufel und
Zombie die Runde. Irgendjemand hatte
immer einen älteren Bruder mit Videothekenausweis.
Irgendwann kam dann aber der Punkt, an dem man sich mit den Leuten hinter der Kamera beschäftigte und somit selektiver Filme des Genres aussuchte. Man begann, sich im Genre langsam etwas besser auszukennen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und es gab so viel zu entdecken. Nur irgendwann (aber sowas dauert lange Jahre) hat man einen guten Teil der relevanten Filme abgegrast, kennt die wichtigsten Regisseure, die Spielarten und Varianten des Genres, die Meilensteine und Eckpfeiler des "Horrors". Und dann wird es eng. Irgendwie hat man alles in der ein oder anderen Form schon gesehen, und das wussten auch die Filmemacher. Gerade in den 80ern gab es im Genre ungemein viele Sequels, weil man mit dem "Altbekannten" Geld machen konnte. Darunter litt aber die Innovation. Und das bis heute. Schauen wir uns doch mal die schiere Menge an Remakes an. Kaum jemand versucht noch, etwas neues zu schaffen. Man kocht die bekannten Gerichte, packt ein paar Geschmacksverstärker und Gewürze rein, aber unterm Strich ist es das selbe Essen.
Wenn ich mal in die Leihe gehe, gibt es kaum noch aktuelle Genrefilme, die mich interessieren. Allein schon die vielen billigen DTV-Horrorfilme nach Schema F, die die immergleichen Psalme runterbeten. Virus, Zombies, Bumm-Bumm-Gekrösewühl. Oder Teenies in Not, weil der 1000ste Haken-Ziegfeld mit der Gummikutte des Verderbens einen schlechten Tag hatte. Der plakative Teil der damaligen Klassiker wird "exploited", aber die Erzählung bleibt auf der Strecke. Es wird quasi viel geredet, aber nichts gesagt - im filmischen Sinne. Und somit wird es langweilig. Nur selten verlässt mal jemand die ausgetretenen Pfade des Einheitsbreis, und sei es nur durch sorgfältige Inszenierung (was ja auch nicht mehr selbstverständlich ist), greifbare Charaktere, oder etwas Gespür für Atmosphäre (dito). Und einige Irregeleitete meinen, sie müssten das Genre revolutionieren, indem sie ohne Sinn und Verstand rumsauen bis zur Abartigkeit, aber es dem Zuschauer scheissegal ist, was da passiert, weil die Figuren (und oft die Handlung) flacher sind als ein Rudel Nanobots. Das mag vor 30 Jahren (als Slasher & Co groß rauskamen) noch funktioniert haben, ist aber heute - vor allem für die Älteren, die mit den "Klassikern" groß geworden sind - kalter Kaffee. Höchstens den Jamba-Sparabonnenten geht auf Börsen noch bei
TCM - The Beginning und
Ich folter dir die Grütze aus der Sparsocke im Russenkeller raus - Teil XII einer ab.
Fakt ist: Wir haben mehrere Jahrzehnte des (Genre -) Filmschaffens abgegrast und somit die Creme de la Creme dessen, was es gibt, bereits gesehen. Subjektiv betrachtet kommt somit in "Echtzeit" deutlich weniger an brauchbarer Genrekost raus. Hatt'mer schon, kenn'mer schon, und zwangsläufig wendet man sich so anderen Dingen zu.