TCs BUCHREGAL - DAS DRITTE TESTAMENT von DANIELE NADIR

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Offline Thomas Covenant

  • Die Großen Alten
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    Wie lange musste ich auf ein Buch warten dass Apocalypse, Jüngstes Gericht, Erzengel und Hölle als Thematik hat. In Comicform gibt es so etwas ja schon. LUCIFER dass seine Wurzeln in den Sandmancomics hat. PREACHER behandelt auch wenn auch ziemlich respektlos biblische Themen und auch HELLBLAZER hat so seine göttlichen Gastauftritte.

    Mit Daniele Nadir betritt ein Newcomer die literarische Szene und hat mit DAS DRITTE TESTAMENT wohl den bis dato besten Höllenroman hingelegt. Ein 800 Seiten Brecher von überbordender Fantasie und erzählerischer Kraft. Schon nach einigen Kapiteln weiss man das man hier ein Kaliber der Klasse COVENANT/HYPRION hat.

    Die Prämisse liest sich atemberaubend....

    27 Juni 2016 ist der Tag des jüngsten Gerichts. An diesem Tag vernehmen alle Menschen auf der Erde die Stimme Gottes. Man solle sich vorbereiten auf die göttliche Rechtssprechung, denn der Menscheit letzte Stunde ist gekommen. Kurz darauf geschieht es denn auch. Die Toten brechen durch die Erde und Gott unterscheidet zwischen Seligsprechung und Verdammnis. Milliarden Seelen werden in die Hölle geschickt und nur ein vergleichbarer kleiner Teil fährt in das Licht auf. Als der Allmächtige Schöpfer dann dieses Universum verlässt erbebt der Planet.

    Die Erde bleibt nahezu entvölkert zurück. Es bleiben nur um die 400 Menschen lebendig übrig an der sich das göttliche Schiedsgericht die Zähne ausgebissen hat. Man konnte sich nicht entscheiden ob sie gut oder böse waren.
    Zum Erstaunen der Zurückgebliebenen mussten auch drei Seraphim-Erzengel auf der Erde bleiben. Michael, der der gleich nach Gott kommt, der wohl bekannteste Erzengel und erster Krieger der himmlischen Heerscharen.
    Raziel und ein dritter Nephilim.
    Alle drei sind verwirrt und bestürzt das der Herr sie zurückgelassen hat. Durch das Verschwinden von Jahwe wurde auch die Hölle erschüttert und es kommt zu Rissen im Gefüge. Die Hölle die immer nur einen Eingang hatte und nie einen Ausgang hat durch das Erbeben des Universums Spalten bekommen. Die Engel sehen es als ihre erste Aufgabe an mit Hilfe der Menschen diese wieder zu verschliessen um so etwas wie eine Ordnung wiederherszustellen. Sie bewaffnen die paar hundert Menschen und ziehen ins Gefecht. Da es den Tod nicht mehr gibt erfahren die menschlichen Opfer unter Schmerzen immer wieder ihre Wiedergeburt.
    Als dann dieses Ziel erreicht ist kommen die drei Erzengel zur Erkenntis warum sie von Gott verstossen wurden. Sie haben jeder für sich zu Unrecht eine Seele in die Hölle verdammt und sie können nur ins ewige Licht gelangen wenn sie diese wieder finden. Also starten sie eine Expedition in das Reich Satans.
     
    Führen soll sie dabei Judas Iskariot der Verräter der Jesus ans Kreuz geliefert hat. Er wurde während des Gerichts von der Hölle ausgespuckt und den Menschen gelang es ihn gefangen zu nehmen.
    Zusammen mit Joe Gould einem Schriftsteller und Sara Ferraris starten sie bewaffnet eine Expedition in die Hölle. Doch die Hölle präsentiert sich jenseits ihrer Erwartungen. Vor allem die Machtverhältnisse sind deutlich anders.
    Und so beginnt eine mörderische und blutige Odysee durch die Schlachterhäuser der Hölle, die Fleischstätten, Folterkammern und Heimstätten der Dämonen. Ihr Weg wird sie durch die obere, mittlere und untere Hölle führen begonnen beim Saggin, dem Baum des Bösen. Auf ihrem Weg durch die Verdammnis hören sie dann das erste Mal die Legende von einem Messias in der Hölle........

    Nadir legt wert darauf das er Atheist ist, was dem Buch auch gut tut. Es ist frei von schwiemeligem Katholizusmaus und er schildert die Greuel der Unterwelt mit dem gehörigen Gore und bluttriefendem Bilderreichtum wie man das bei der Thematik erwarten darf. Das Backcover spricht von der neuen grossen Fantasy Stimme aus Italien. Doch lasst euch da nicht täuschen das ist keine Fantasy, wohl eher eine Mischung aus Phantastik und Horror wie sie in dieser Melange frisch und neu ist.

    Ich hatte von dem Buch noch nie gehört, lag letzte Woche plötzlich auf den Neuheitentischen und ist von Goldmann für läppische 12 Euro freundlich kalkuliert. Ich bin mir sicher das dieses Buch für viele Leser Kultsatus bekommen wird. Für mich ist es schon jetzt was ganz Erlesenes.
    Wenn man als hartgesottener Leser noch zum Staunen und Winden gebracht wird hat das schon was, und die Dimensionen wie hier Folter und Schlachtereien beschrieben wird hat eine höllische Grössenordnug.
    Nadier bringt manchmal noch so eine schwarzhumorige Note rein, der das fatalistische Höllendasein der Verdammten etwas abfedert und dann gibt es unglaublich cineastische Passagen wie die als Michael sich stinksauer in eine Fleischstätte hinabschwingt um den Dämon der Blutküchen einen biblischen Fight zu liefern während die Menschen sich mit M16 Gewehren gegen niedere Dämonen und Albinospinnen zur Wehr setzen müssen.

    Also, das hier ist wirklich erstklassiger unverschnittener Stoff. Ich hoffe ich habe euch angefixt.  8)
    « Letzte Änderung: 23. Juli 2008, 14:43:09 von Thomas Covenant »


    Offline Thomas Covenant

    • Die Großen Alten
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      Nope  :) ich bin da mit solchen Vergleichen vorsichtig. Das Testament ist nach The Terror das zweite Buch was mich in den letzten Monaten so richtig aus den Socken haut.
      Es gibt eine Passage in der ein verdammtes Kind dem Engel Raziel von seiner Teilnahme am Kinderkreuzzug im 13. Jahrhundert erzählt. Auf meinem I-Touch lief da gerade der Soundtrack zu Glory und ich hatte Gänsehaut und Tränen in den Augen - gleichzeitig. Das Buch ist wirklich eine Reise in die Hölle.


      Offline Thomas Covenant

      • Die Großen Alten
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        Stubs, ich denke auch das Buch ist nix für dich. Ist ziemlich ausufernd geschrieben und so gar nicht auf Schockeffekte aus-eher ne gigantische Vorstellung der Hölle und ihrer Mechanismen. So was wie ne moderne Version von Dantes Hölle und Bildern von Hieronymus Bosch.


        Offline Thomas Covenant

        • Die Großen Alten
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          Zitat
          Ne, ich glaube du hast da eine falsche Vorstellung von dem Buch.
          Mit einer "klassischen" Gut/Böse Story hat das Buch eher weniger am Hut.

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          Zitat
          Sowieso lässt sich das Buch nur sehr schwer überhaupt einem Genre zuordnen.
          Am ehesten noch zur allgemeinen Fantasy aber auch da nicht wirklich.
          Es ist vielmehr eine große Mischung aller möglichen Genres.

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          Zitat
          Beeindruckend, tragisch, jedoch immer unterhaltend. Sehr starkes Buch, aber eine allgemeine Empfehlung abgeben.... ich weiß nicht...?
          Dafür ist es doch schon wieder zu außergewöhnlich und zu speziell.

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          Richtig es ist sehr speziell und ein Covenant oder Hyperion Ende fehlt auch. Gerade der ungewöhnliche Schreibstil ist fordernd. Es ist die Melange der Themen und seiner gnadenlosen Visulisierung was dieses Buch auszeichnet. Allein dieser Schreier dem man immer wieder die Haut abzieht. Das Buch geht geradezu inflationär mit wirklich herben Ideen um.