Also ich habs nun durch - ist mit knapp 300 Seiten ja kein Wälzer
Was solll ich sagen. Leider ist es nicht das, was ich erhofft habe. Es ist kein schlechtes Buch, aber eben auch keine Offenbarung. Es ist Millers Debüt gewesen - und das merkt man auch.
Die Figur Daniel Flowers "Chaingang" Bunkowski hätte soviel hergegeben - und hat es leider nur teils erfüllt. Chaingang wiegt 460 Pfund - und er ist ein Killer aus Leidenschaft, ein Monster! Er wurde aus dem Knast geholt und für ein Armyexperiment nach Vietnam gebracht, wo er sich mittels seiner Traktorkette und allem an Waffen, was er tragen konnte, der "kleinen Männer die sie VC nannten" reihenweise entledigte. Dann kam er zurück - und seitdem mordet er weiter, um die Herzen seiner Opfer zu verspeisen. Er mordet wahllos und metztelt seine Opfer regelrecht nieder, nachdem er sie teilweise vergewaltigt hat...
Nun kommt der ehemalige Alkoholiker Jack Eichord ins SPiel - er soll die "einsame Herzen Morde" in Chicago aufklären - und lernt dabei die Witwe eines Opfers kennen und lieben. DAS ist leider auch der Knackpunkt der Geschichte. Die Liebeleien und das Gefühlsleben von Eichord geraten in jeder Episode die er einnimmt (es wird immer wechselns von ihm und von Chaingang erzählt) absolut in der Vordergund - und man fragt sich teils ob man da keine Liebesschnulze in Groschenromanform vor sich hat. Das ist unnötig, nervtötend und langweilig.
Die Episoden von Chaingang erzählen viel von seinem Werdegang - und von seinen Taten. Bei diesen ist man aber leider auch nicht "live dabei" - alles wird nur kurz angerissen - und der Platz wird einfach viel zu viel von seinem nicht vorhandenen Gefühlsleben und seinem Abscheu und seiner immensen Überlegenheit gegenüber den Menschen eingenommen. Das hätte man anders gestalten sollen und können. Es nimmt einem einfach keiner ab, dass Bunkowski 460 Pfund wiegt, eine Tasche rumschleppt mit allem was er braucht (die aber mehr wiegt als 100 kg wie es scheint) noch dazu ein blutrünstiges Monster ist, das stinkt und asozial zu sein scheint - obendrein aber ein Computergleiches Gedächtnis hat und alles weiss und kann - aber gleichzeiteig bei den Bluttaten zum Berserker wird, der sich nicht kontrollieren kann...
Das Alles ist einfach zu verquer erzählt - und führt am Ende dann kurz und knapp zusammen - und DAS kann nicht sein! Der "Showdown" ist einfach nicht vorhanden und an Dümmlichkeit nicht zu überbieten - das spielt sich quasi auf einer Seite ab - sonst haben weder Eichord und Chaingang Kontakt miteinander - noch ermittelt Eichord ernsthaft. Und damit hat Miller einen kapitalen Bock geschossen. Er hätte zwei Bücher schreiben können - eine "Ex Alki-Cop findet die Liebe und den erfüllenden Sex" und eine "perverser Fettserienkiller metzgert sich stinkend durch Amiland" Story. So ist leider nix halbes und nix ganzes herausgekommen.
Miller ansich interessiert mich dabei dennoch. Das hat einen Grund - er hat eine sehr gute Schreibe! Das hätte ich von einem Buch mit einer solchen Story nicht erwartet. Teils erinnert die Schreibweise, gerade in den Chaingang-Episoden, etwas an David Peace - der ja bei den Red-Riding-Büchern auch etwas verquer schreibt - teils vergeht er sich leider in endlosen Beschreibungen, die ich von der Art (nicht der Qualität) einem Easton Ellis gleichsetzen würde - wenn auch nicht so ausufernd. Aufgrund der schönen und verschachtelten Schreibweise (teils geht ein Satz über eine halbe Seite!) würde ich schon noch gerne mehr von ihm lesen - ich muss mich mal umsehen, was es da so gibt. Er hat immerhin keinerlei Probleme absolut roh und unverblümt zu schreiben - um auf der nächsten Seite eine romantische Liebessituation hervorzuzaubern (auch wenn sie hier nicht passte).
Für dieses Büchlein kann ich keine rechte Empfehlung aussprechen - aber in dem Verlag erscheinen anscheinend ganz interessante Sachen! (siehe auch IN DER HÖLLE, HELLRAISER,...)