CAMP DES GRAUENS V: "Return to Sleepaway Camp" - Angela ist wieder da...

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Nachdem ich den Film bereits unter Neuigkeiten in Aussicht gestellt hatte, hier nun mein Eindruck nach Sichtung des Presse-Silberlings:

Zunächst ist sehr positiv, dass man nicht den Fehler begangen hat, hier eine billige Direct-to-DVD Produktion aus den Abwasserkanälen der Independent-Horrorproduktionen herzustellen, sondern tatsächlich bemüht war, eine Art 80er-Jahre-Campslasher-Atmo zu schaffen, was über weite Strecken ganz gut gelungen ist und bisweilen an Camp Crystal Lake oder eben auch Camp Arawak, das Original "Camp des Grauens aus dem Jahre 1983, erinnert. Die Idee, die mordende Angela aus den Teilen 1 bis 3 wieder aus der Versenkung zu holen und in die Mischwälder zu schicken, war auch nicht ohne, denn immerhin hatte ja Pamela Springsteen eine recht ordentliche wenn nicht gar geniale Leistung abgeliefert. Dabei tat man dann einen sehr geschickten Kunstgriff, der schon an Genialität grenzt - man engagierte Felissa Rose, die bereits als 13-Jährige die Angela spielte und seither überwiegend in B-Horror-Productions zuhause war und ist, für die Rückkehr der durchgeknallten Angela, weil sie einem schon Schauder über den Rücken jagt, wenn sie die Augen weit aufreißt und zu kreischen oder zu lachen beginnt... Die Frau hat definitiv was - der Film leider ab hier nichts mehr.
Man hat nämlich vergessen, das, was den Erfolg der ersten drei Teile der Reihe ausmachte, auch in diesen neuesten Ableger zu übernehmen: Coole Sprüche, schwärzesten Humor, Titten und oberkrasse Killings.
Zwar sind die Morde immer noch ziemlich derb, und vor allem die Art, wie Beavis, der dauerbekiffte Kumpel von Butthead, um die Ecke gebracht wird, ist ein Highlight, wie sie einfach in die Serie gehören, ABER - erstens sind es der Morde zu wenige, zweitens werden die derbsten Kills nur im Off geboten (ach, was waren das Zeiten, als Angela die beiden nackigen Mädels auf dem Grill röstete oder das eine Gör im Scheißhaus ersäufte). Stattdessen konzentriert sich die Handlung darauf, den Zuschauer auf falsche Fährten zu locken und ihn raten zu lassen, wer denn nun der Killer ist - Angela sitzt ja, wie wir wissen, seit Jahren in der Gummizelle, und das bestätigt uns ja auch ihr Bruder, der sie regelmäßig besucht. Also kann sie nicht der Killer sein. Und so begeben wir uns also auf Mörderhatz (ich hab schon nach wenigen Minuten gewusst, wer's ist, aber ich hab ja auch die Teile 1 bis 3 oft genug gesehen...) und lassen uns von den derben Morden überraschen und schocken.
Allzu sehr wird allerdings auf die Rahmenhandlung Wert gelegt, die außer derben Scherzen missratener Rotznasen und ständig ausflippenden Campaufsehern kaum etwas zu bieten hat:

Wir befinden uns mittlerweile in Camp Manabe, das einst Camp Arawak gehießen hatte. Die Gebäude sind die gleichen, nur die Betreuer haben gewechselt. Und natürlich die Kids, die sich diesmal durchweg aus dermaßen abscheulichen Rotzlöffeln und -nasen aus der untersten Riege sämtlicher verhaltensgestörter Teenager Amerikas zusammensetzt. Da gibt es kaum ein Girl oder Boy, das normal zu sein scheint - irgendwie haben mich die Kids allesamt an heutige Schüler erinnert, denn normal geht da keiner miteinander um. Der Stinkefinger, das F-Wort und diverse andere Fäkalaussprüche sind an der Tagesordnung. Ziel der derbsten Übergriffe allerdings ist Alan, ein richtiges kleines, fettes Arschloch, das ob seiner Körperfülle und seines Aussehens Komplexe hat und diese zu verarbeiten sucht, indem er allen Leuten auf den Zeiger geht und jedem auf die Zehen tritt, bis denen die Hutschnur platzt. Kriegt er dann was zurück, kommt die "Keiner mag mich leiden!" - Nummer, was natürlich sofort den Beschützerinstinkt der Betreuer weckt. Alan wird bald zur Mobbing-Zielscheibe Nummer Eins und kriegt richtig was auf die Fresse. Das allerdings mag sich ein geheimnisvoller böser Unhold nicht mitansehen und beschließt, die garstigen Jugendlichen auf gar schmerzhafte Art und Weise in die jenseitige Welt zu befördern...

Ja, hätten sie doch mal nur "I'm a happy Camper..." gesungen, aber Gitarre spielen scheint auch in Jugendcamps heutzutage out zu sein. Kein Campfeuer, keine Geistergeschichten, keine pulsierenden Herzschlagstöne, keine nervenzerfetzende Halloween-Musik... nix. Nur saublöde Teans, kreischende Betreuer und ein halbes Hemd von einem Sheriff, der sich nur mittels Mikro mitteilen kann, das er an seinen Kehlkopf hält, weil er doch selbigen durch Lungenkrebs weggefressen bekommen hat. Deshalb hält er ja auch Vorträge gegen das Rauchen und quatscht den Kids die Ohren voll, wobei die ihn allerdings so ernst nehmen wie Alan, den nervigen Fettsack.

Und so warten wir denn vergeblich auf eine geile Bett- oder Duschszene mit genüsslich wippenden Teenagerbrüsten, die alsbald zur Strafe blutbesudelt werden; wir warten auf makabre Späße und geile Sprüche; wir sind zwar angetan von den Morden, warten aber auf die richtigen Kracher, und vor allem warten wir darauf, dass es einen richtigen Showdown gibt - tja, und wir warten vergebens. Gerade, als man dem Mörder schließlich im nächtlichen Walde gegenüber steht, gibt's nen Schnitt, als hätte Angela selbst Hand angelegt, dann ne kleine Rückblende (die allerdings überflüssig war), dann aus... Ein völlig unbefriedigendes Ende der Saga um Mord-Angela. Aber der sechste Teil soll ja mit Sicherheit kommen. Mal sehen, was der zu bieten hat. Vielleicht schaut sich mal einer der Macher vorher Teil 1 bis 3 an und kommt auf die Idee, da noch mal an der Daumenschraube zu drehen und noch fiesere Morde, coolere Sprüche und geilere Titten einzubauen - damit könnte Teil sechs dann endlich die Renaissance einer der kultigsten Serien des amerikanischen Horrorkinos werden...
Teil Fünf ist da jedenfalls am Ziel vorbeigeschrammt...und knapp vorbei ist bekanntlich auch daneben.

Der Lonewolf Pete


 


Teil 2 - "Sleepaway Camp II - Teenage Wasteland" ist einer der geilsten Slasher, die die 80er Jahre hervorgebracht haben, und haut wirklich rein. Die Kills sind für damalige Verhältnisse reichlich ausgefallen und entsprangen sicherlich einer ebenso makabren wie kranken Phantasie, waren aber trotz aller Härte gerade wegen des makabren nicht ganz ernstzunehmen. Zwischen den Kills hat's mich immer geschmissen, wenn Angela das gar lustig Pfadfinderliedchen "Oh, I'm a happy camper, as happy as can be...tralala tralali" anstimmte. Der ganze Film nimmt das Slasher Genre und vor allem die damals angesagten Figuren wie Jason und Freddie Krueger aufs Korn, sich selbst aber ziemlich ernst, was ihn wiederum unfreiwillig oder beabsichtig - so genau weiß man das nicht - komisch wirken lässt. Für mich ist Sleepaway Camp II nach "The Burning - brennende Rache" der beste Slasher der 80er.

Auch Teil III hatte es in sich und wies zwar weniger blutige Kills, dafür aber coole Sprüche auf. So hat Angela gerade einen Burschen, der ihr zu viele Fragen stellte, am Fahnenmast aufgeknüpft und betritt fröhlich pfeifend ein gebäude, wo sie auf die Frage, wo denn der gerade Gemeuchelte sei, antwortet: "Och, der hängt da draußen rum". So geht das durch den ganzen Slasher, in dem Angela an Bösartigkeit noch etwas zulegt. Das Mädel hat sein Potenzial total verschenkt, hätte sie doch das Zeug gehabt, als weiblicher Serienkiller mit ungeahntem Einfallsreichtung Jason und Freddie ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Tja, so müssen wir uns also mit drei teilen und einem unsäglichen Nachfolger zufrieden geben. Aber vielleicht hat ja ein Produzent ein herz und holt Killer-Angela noch mal aus der Mottenkiste...

Der Lonewolf Pete