96 HOURS - Liam Neeson's heiße Nächte in Paris

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"Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Aber falls Sie Lösegeld wollen - ich habe kein Geld. Ich habe aber einige Fähigkeiten, die mich für Leute wie Sie zum Albtraum werden lassen. Geben Sie mir meine Tochter zurück, und wir vergessen die ganze Sache. Schwamm drüber. Falls Sie mir meine Tochter aber nicht zurückgeben, dann werde ich Sie suchen. Und ich werde Sie finden. Und dann werde ich Sie töten."

Auf diese freundlichen Worte hin erhält der Agent im Ruhestand Bryan Mills, der die Entführung seiner Tochter im fernen Paris per Telefon miterlebt, ein lapidares: "Viel Glück." Und das genügt, um den besorgten Pappich zur wutentbrannten Furie werden zu lassen. Weil der Mann ein ganz clever Kerlchen ist, hat er flugs herausgefunden, das armenische Mädchenhändler sein Töchterlein gekrallt haben. Blöd ist nur, dass ihm nicht mehr als 96 Stunden bleiben, seine Tochter zu finden und zu befreien, ehe sie auf Nimmer Wiedersehen in irgendeinem Bordell in irgendeinem entfernten Winkel der Welt verschwindet. Für Bryan Mills beginn ein Wettlauf mit der Zeit - und als er kurz darauf in Frankreich ankommt, beginnt es in der Stadt der Liebe gewaltig zu rauchen. Waren die Nächte in Paris schon immer heiß, so lässt Bryan Mills sie auf Magma-Temperatur anbrodeln und pflastert die Straßen von Montparnasse mit Leichen...

Leute, sie können es noch, die Amis! Donnerwetter, ich dachte, ich erleb es nicht mehr, dass der gute alte Action-Kracher der 80er eine Renaissance erlebt. Liam Neeson ist der große alte Haudegen, der es in Paris so richtig krachen lässt. Der Mann hält nichts von "Bonjour", "Excuse Moi"  oder "Merci" sondern zeigt den Franzmännern und den Armeniern nicht nur, wo der Hammer hängt, sondern schlägt ihnen damit auch gleich die Zähne ein und auch sonst dahin, wo's richtig weh tut. Da knacken Genicke, da brechen die Knochen, da fetzen Kugeln in die Leiber, da wird geschlitzt und getreten, dass es eine wahre Freude ist. Obwohl der Streifen etwa eine knappe halbe Stunde braucht, um die Geschichte aufzubauen und Bryan Mills einzuführen, tut das der Spannung keinen Abbruch. Denn von dem Moment an, als Bryan die oben erwähnten bedeutungsschweren Worte ins Telefon krächzt, saust uns Zuschauern eine Gänshaut über den Rücken und wir fühlen sofort eine Woge des Mitleids für all jene, die diesem Mann Böses antun wollen oder angetan haben. Wir wissen, was die anderen noch erfahren müssen - dass Bryan Mills sein Versprechen halten wird...

Liam Neeson rockt! Der Streifen ist so richtig nach meinem Geschmack, da stimmt alles und er lässt keine Wünsche offen. Klar, den Bryan Mills hätte auch Steven Seagal, Dolph Lundgren, JCVD oder sonst eine Action-Ikone verkörpern können, aber Neeson ist mal was anderes und bringt auch trotz aller Härte und Kompromisslosigkeit die Angst vor der eigenen Hilflosigkeit und davor, seiner Tochter nicht helfen zu können, deutlich und wunderbar rüber. Seine Ex-Frau, das Nörgelweib, wird von Famke Jensen gespielt, die immer noch ne verdammt gutaussehende MILF ist, und wenn man bedenkt, dass diese Mädchenhändlergeschichte nicht an den Haaren beigezogen ist und jährlich unzählige Mädchen in irgendeinem Harem oder einem Hinterhof-Bordell in Turkmenistan verschwinden, wird einem echt übel und man freut sich über jeden Mädchenhändler, den Neeson in Einzelteile zerlegt.

Für mich ist dieser Streifen einer der besten Action-Filme der letzten Jahre. Warum man den Originaltitel "Taken" allerdings durch "96 HOURS" ersetzen musste, weiß wohl nur der bekiffte Verleiher, dem dies eingefallen ist. Wenigstens "Nur 96 Stunden" hätte man draus machen können...

Schaut ihn euch an, Freunde des Actionfilms, genießt ihn und freut euch, dass so ein geradliniger Actionkracher auch heute noch machbar ist.

Der Lonewolf Pete   
 
« Letzte Änderung: 14. Mai 2010, 13:37:36 von Lionel »