Inhalt:In seiner Studienzeit kann sich George Walker Bush nicht so recht entscheiden, was ihn mehr interessiert: Sind es Frauen oder doch eher Alkohol? Beides ist inakzeptabel für seinen Vater George, der politisch hoch hinaus will und seine maßlose Enttäuschung über den Lebenswandel seines Sprosses nicht verhehlen kann. Erst als W. die bildhübsche Laura kennenlernt, reißt er sich am Riemen. Er findet die Religion, sieht das Licht und schlägt den Karriereweg des übermächtigen Vaters ein. Vom Gouverneur von Texas ist es nur ein Katzensprung zum Amt des Präsidenten. Eine unvergleichliche Karriere, keine Frage. Aber als W. nach den Anschlägen vom 11. September in den Krieg zieht, um endlich aus dem Schatten des Vaters zu treten, hinterlässt er einen Scherbenhaufen. Wie konnte das alles nur so schrecklich schiefgehen?
Film:Ja, hier ist sie nun. Oliver Stones Biographie eines Mannes der der Weltgeschichte seinen Stempel aufgedrückt hat.
Der Film selbst spielt durchgehend auf 2 Zeitebenen. Einerseits während der Präsidentschaft von George W. Bush und den aktuellen Vorbereitungen auf den Irak-Krieg, die jedoch immer durch Flashbacks in die Vergangenheit von George W. Bush unterbrochen werden. Oliver Stone zeichnet hierbei ein Bild eines Mannes, dass man so eigentlich zuerst nicht erwarten würde. Doch dazu später mehr....
George W. Bush stammt aus einer privilegierten und reichen Familie. Jedoch war er schon von frühester Jugend an, das ungeliebte schwarze Schaf der Familie, dass kaum aus dem Schatten des übermächtig wirkenden Vaters und des strahlenden Antlitz doch so perfekten Bruders Jep heraustreten konnte. Deshalb windet sich George so irgendwie durchs Leben, trinkt des öfteren mal einen über den Durst, baut hier und da Unfug, hält in keinem Job lange durch und muss sich immer wieder vom großen Vater helfen lassen. Sogar bis zum Besitz eines eigenen Baseball-Teams, seines größten Traums. Doch in all diesem Trubel lernt George W. Bush irgendwann seine zukünftige Frau Laura kennen und versucht sich selbst in der Politik um sich selbst, seiner Familie und vor allem seinem Vater zu beweisen, dass er doch zu etwas nütze ist. Hierbei begleiten wir George W. Bush vom Anwärter auf kleine Posten in der Lokalpolitik, über Gouverneursposten, als Wahlkampfhelfer für seinen Vater, bis letztendlich zur eigenen Präsidentschaft.
Wo er dann in angeblich gutem Glauben alles daran setzt, der Welt und seinem Umfeld zu beweisen, dass er kein Versager ist und dadurch noch mehr zerstört, als er jemals wollte.
Stone fängt das ganze Geschehen in nüchternen Bildern ein und lässt seine Figuren recht dialoglastig agieren. Allein die ganzen Sitzungen in denen die Planung des Irak-Kriegs besprochen wird entbehren nicht einer zynischen Komik, bei der einem aber des allzu häufigen das lachen im Halse stecken bleibt.
Donald Rumsfeld:
"Wir sollten keine Toten im Fernsehen zeigen."
"Tote geben dem Krieg so ein deprimierendes Image"Vor allem kommen Persönlichkeiten wie Donald Rumsfeld und Dick Cheney sehr schlecht weg in dem Film. Als ein machtbesessenes Gespann von Kriegstreibern hinterm Schreibtisch, deren wahre Intentionen (Macht und Öl) sie nicht mal wirklich verstecken. Bei weitem schlechter als George W. Bush, der als Opfer seines eigenen übersteigerten Erwartungsdrucks dargestellt wird, und vor allem häufig schlecht beraten wurde.
Schauspielerisch erwarten den Zuschauer jedoch wahre Glanzleistungen. Josh Brolin wirkt als George W. Bush wahrhaftig überzeugend. Genauso wie fast alle anderen Darsteller von Laura Bush, über Bush Senior, Condoleza Rice, Collin Powell, Paul Wolfowitz und die schon beinahe erschreckend real wirkenden Darsteller von Donald Rumsfeld (Scott Glenn) und Dick Cheney (Richard Dreyfuss).
Stone wurde oft vorgeworfen, "zu wohlwollend" mit dem Menschen George W. Bush umgegangen zu sein. Das kann ich nicht wirklich behaupten. Der Film versucht einen Erklärungsversuch zu starten, was so alles in 8 Jahren Präsidentschaft schief gehen kann und zwar abseits von dem Bild das sich die letzten Jahre durch die Medien in den Köpfen der Menschen eingebrannt hat. Meiner Meinung nach schlägt der Film aber auch nicht in die salonfähige Bush-Basher Mentaliät der letzten Jahre.
Nein, es ist die Geschichte von einem kleinen Jungen der alles richtig machen wollte und durch seine feste Überzeugung und guten Glauben an das was er tut, sowie ein wenig Tolpatschigkeit noch mehr Porzellan zerdeppert, als er jemals wollte.
Ist das die Wahrheit? Gibt es überhaupt eine Wahrheit? Man weiß es nicht.
Aber das ist eigentlich auch egal, denn der Film liefert eine differenzierte Sichtweise auf einen Menschen, der sich mit Sicherheit, nicht gerade ruhmreich, in den Geschichtsbüchern verewigt hat. Und dieser alternative Erklärungsansatz, abseits von der mediengebildeten Meinung macht den Film so besonders und vor allem interessant.
Von mir gibt es daher eine klare Empfehlung.